Die Problematik der Wechselkursbindungen


Diplomarbeit, 2005

66 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

1. Einleitung

2. Wechselkurserklärung aus theoretischem Aspekt
Der Keynesianische Ansatz (Das MundellFlemingModell)
Drei Gleichgewichtsbedingungen des Modells
Erweiterung des Modells: Der internationale Konjunktur und Preiszusammenhang
Die Ergebnisse des Modells
Zusammenfassung
Der monetäre Ansatz
Monetäre Zahlungsbilanztheorie
Monetäre Wechselkurstheorie
Zusammenfassung
Der Finanzmarktansatz (Die Portfoliotheorie)

3. Empirische Erfahrungen mit der Wechselkursbindung
Ein Überblick über die Wechselkursregimes
Wechselkursbindungen durch Entscheidung einzelner Länder
Fixed Peg
Crawling Peg
Zielzonen
Currency Board
Dollarisierung: ein Extremfall
Wechselkursbindungen in Bezug auf ein Währungssystem
Der Goldstandard
Das System von BrettonWoods
Währungsunion
Zusammenfassung
Wechselkursregime ohne Wechselkursbindungen
Free Floating
Managed Floating

4. Die Entwicklung der chinesischen Währung ‚Yuan’ seit 1949

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

Tabelle 1: Die Auswirkungen von verschiedenen inländischen und ausländischen Maßnahmen auf die inländische Volkswirtschaft

Tabelle 2:Automatischer Zahlungsbilanzausgleich im Goldstandard beim Anstieg des Preisniveaus durch den GeldmengenPreisMechanismus

Tabelle 3: Das BIP, das BIP pro Kopf und die BIPWachstumsrate von China ab 1952

Tabelle 4: Die chinesische Handelsbilanz mit den USA zwischen 1985 und 2005

Abbildung 1: Bestimmung des Gleichgewichts

Abbildung 2.1: Im Fall der Geldmengenerhöhung

Abbildung 2.2a: Im Fall des Interventionsankaufs inländischer Wertpapiere

Abbildung 2.2b: Im Fall des Interventionsankaufs ausländischer Wertpapiere

Abbildung 2.3: Im Fall der Erhöhung ausländischen Zinssatzes

Abbildung 3.1: Klassifizierung der Wechselkursregimen

Abbildung 3.2: Einzelwährungsbindung

Abbildung 3.3: Währungskorbbindung

1. Einleitung

Sollte sich ein Land für feste oder flexible Wechselkurse entscheiden? Welche Rahmenbedingungen existieren, unter denen feste oder flexible Wechselkurse dominieren? Solche Fragen werden häufig von den Entscheidungsträgern gestellt. Die richtige Wahl der Wechselkurspolitik, also (feste) Wechselkursbindung an ein weiteres Medium vor allem an eine Währung oder freie Wechselkursschwankung (ohne Wechselkursbindung), ist besonders seit dem neunzehnten Jahrhundert wegen immer tiefer werdender wirtschaftlicher Integration für die einzelnen Länder und die Welt von besonderer Bedeutung. Sie ist keine einmalige Entscheidung für jedes Land, sondern es muss sich im Lauf der Zeit den aktuellen nationalen und internationalen Konstellationen anpassen. In dieser meiner Diplomarbeit ist ein Untersuchungsversuch in dieser Weise ausgeführt, dass die möglich auftretenden Probleme bei Wahl der Wechselkursbindungen ausgehend von theoretischer Analyse weiter in der Praxis beobachtet werden.

Diese Arbeit gliedert sich im Wesentlichen in fünf Kapitel. Nach der sich in Kapitel 1 befindende Einleitung wird in Kapitel 2 der Mechanismus von festen Wechselkursen (Wechselkursbindung) und flexiblen Wechselkursen (ohne Wechselkursbindung) unter den Einflüssen von inländischen und ausländischen Faktoränderungen mit Hilfe von theoretischen Ansätzen behandelt. Das sog. Mundell-Fleming-Modell ausgehend vom Keynesianischen Ansatz (IS-LM-Modell) und ihre Erweiterung in Verbindung mit der Berücksichtigung des internationalen Konjunktur- und Preiszusammenhangs sollen deutlich im Mittelpunkt stehen. Daneben wird es sich in diesem Kapitel auch mit monetärem Ansatz und dem Finanzmarktansatz zur Wechselkurserklärung kurz befassen. Danach erfolgt in Kapitel 3 ein Versuch unter empirischem Aspekt, die Problematik der Wechselkursbindungen zweckmäßig in Verbindung mit den einzelnen Wechselkursregimen gemäß IWF zu analysieren. In Kapitel 4 wird die Entwicklung des Wechselkurssystems Chinas mit der zurzeit weltweit stark diskutierten Frage, ob die chinesische Währung Yuan (Renminbi) gegen den US-Dollar aufgewertet werden soll, dargestellt. Im letzten Kapitel kommt es noch zur Fazit dieser Arbeit.

2. Wechselkurserklärung aus theoretischem Aspekt

Aufgrund von den theoretischen Modellansätzen aus den Beiträgen von vielen berühmten Wissenschaftlern können wir möglichst systematisch die Problematik, die im Rahmen der Wechselkursbindung für uns interessant ist, unter Berücksichtigung bestimmter Prämissen untersuchen. Trotz der Einschränkungsmöglichkeit wegen vielfältiger Annahmen sind die theoretischen Ansätze ein guter Weg für die Erklärung der Wechselkurse, die rückgängig machbar und einfach nachvollziehbar sind.

2.1 Der Keynesianische Ansatz (Das Mundell-Fleming-Modell)

Das Mundell-Fleming-Modell bezieht sich auf die ersten systematischen Analysen der Makroökonomik offener Volkswirtschaften bei flexiblen und festen Wechselkursen, die auf Marcus Fleming (1962) und Robert Mundell (1963) zurückgehen. „Das Grundmodell greift das für die geschlossene Wirtschaft entwickelte keynesianische IS-LM-Modell auf und ergänzt es um die für eine offene Wirtschaft als relevant erachteten Zusammenhänge.“[1] Nach der Erweiterung des Modells wird der internationale Konjunktur- und Preiszusammenhang ergänzend betrachtet. Es bietet eine Basis der weiteren Forschungen, die in vielen Fällen hilft, eine erste Struktur in den gestellten Fragen zu bringen.

2.1.1 Drei Gleichgewichtsbedingungen des Modells

Das Modell basiert auf den folgenden drei Gleichgewichtsbedingungen. Dabei wird angenommen, dass das Realeinkommen durch die Güternachfrage determiniert wird und die Güterpreise und Geldlohnsätze während der Betrachtungsperiode konstant bleiben. Weil das betrachtete Land annahmegemäß klein ist, werden die Auswirkungen aus den ausländischen Preisen, Einkommen und Zinssätzen auf die inländische Volkswirtschaft nicht berücksichtigt.[2] In diesem Punkt wird das Modell insbesondere als realitätsfern angesehen.

(1) Gütermarktgleichgewichtsbedingung:[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
(2) Geldmarktgleichgewichtsbedingung: L(Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten,Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten)=M/P
(3) Zahlungsbilanz- und Devisenmarktgleichgewichtsbedingung: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zu Gleichung (1): Sie entspricht dem Gleichgewicht zwischen gesamtvolkswirtschaftlicher Angebotseite und Nachfrageseite im Gütermarkt. Es wird noch gezeigt, dass die Absorption A und die Realeinkommen Y im positiven Verhältnis zueinander stehen, die Absorption A und der Zinssatz i im negativen Verhältnis, während der Handelsbilanzsaldo T sich beim Anstieg des Realeinkommens Y oder Sinken des Wechselkurses w (eine Aufwertung der Inlandswährung) verschlechtert.

Zu Gleichung (2): Sie beschreibt das Gleichgewicht zwischen der in Abhängigkeit vom Realeinkommen Y und dem Zinssatz i stehenden realen Geldnachfrage L und dem realen Geldangebot M/P im Geldmarkt.

Zu Gleichung (3): Sie repräsentiert das Gleichgewicht auf den Zahlungsbilanz- und Devisenmärkten, nach dem bei festen Wechselkursen durch die Verringerung der Wechselreserven die Zahlungsbilanzdefizite an Devisen in voller Höhe finanziert wird und vice versa, bei flexiblen Wechselkursen unter Annahme der perfekten Kapitalmobilität durch die Nettokapitalimporte z.B. ausländische Kredite und vice versa.

2.1.2 Erweiterung des Modells: Der internationale Konjunktur- und Preiszusammenhang

Bisher im Mundell-Fleming-Modell war die makroökonomische Situation im Ausland, abgebildet durch den dortigen Zinssatz und das herrschende Einkommensniveau, vorgegeben und fix.[3] Die Erweiterung des Modells verbessert diesen stark einschränkenden Aspekt durch eine Mitberücksichtigung des internationalen Konjunktur- und Preiszusammenhangs, d.h. die ausländischen Einflussfaktoren, z.B. die von konjunktureller Schwankung hervorgerufene Einkommenssenkung oder die Preissteigerung im Ausland, werden auch als Varianten in die Gleichungen der Gleichgewichtsbedingungen eingesetzt.

Um die Gemeinsamkeiten und die Verschiedenartigkeit internationaler Konjunktur- und Preisinterdependenz erkennen zu können, wird eine Analyse im vorliegenden Abschnitt im Zwei-Länder-Fall (das Land 1 als Inland) vereinfachend behandelt. Für diese Analyse werden vollkommene Kapitalmobilität und damit die Zinsparität in der Form von i1=i2 unterstellt. Unter Einbeziehung der äußeren Einflussfaktoren werden sich die Gleichgewichtsbedingungen im Zwei-Länder-Fall wie folgt erweitern:

(1’) Gütermarktgleichgewichtsbedingung für Land 1:[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

(1’’) Gütermarktgleichgewichtsbedingung für Land 2: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

(2’) Geldmarktgleichgewichtsbedingung für Land 1: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

(2’’) Geldmarktgleichgewichtsbedingung für Land 2: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

(3’) Zahlungsbilanzgleichgewichtsbedingung für Land 1: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

(3’’) Zahlungsbilanzgleichgewichtsbedingung für Land 2: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Land 1 wird hier auch als Inland, das Land 2 als Ausland, angesehen.

Zu Gleichungen (1’) & (2’): Sie beschreiben die Gleichgewichte in dem Gütermarkt und dem Geldmarkt im Inland. Dabei werden drei Varianten I1ª, Y2 und wp2/p1 in die Gütermarktgleichgewichtsbedingung extra eingeführt. Es bedeutet, dass die Auslandsinvestition I1ª und der reale Wechselkurs wp2/p1 (z.B. die Änderung ausländisches Preises p2) einen Einfluss auf das Inlandsrealeinkommen Y1 ausüben können, während das Inlandsrealeinkommen Y1 steigt, indem sich der inländische Handelsbilanzsaldo T1 bei der Erhöhung des Auslandsrealeinkommens Y2 verbessert.

Zu Gleichungen (1’’) & (2’’): Sie stellen die ausländische Situation dar. Es gibt nur einen besonderen Punkt. Für das gegenüber dem Inland stehende Ausland wird der inländische Handelsbilanzüberschuss als das Handelsbilanzdefizit dargestellt, das die Summen des gesamten ausländischen Realeinkommens verringert.

Zu Gleichungen (3’) & (3’’): In dem Grundmodell von Robert Mundell und Marcus Fleming ist ein Ausgleich vom Zahlungsbilanzsaldo Z vorausgesetzt. Aber man muss hier insbesondere noch erkennen, dass ein Überschuss (Z>0), ein ausgeglichener Saldo (Z=0) oder ein Defizit (Z<0) in der Zahlungsbilanz im Gleichgewicht bei festen Wechselkursen vorliegen kann, sofern die Zentralbank eine Neutralisierungspolitik betreibt. Im Gegensatz dazu bleibt ein Ausgleich (Z=0) bei flexiblen Wechselkursen.

2.1.3 Die Ergebnisse des Modells

Nach der Erklärung des Modells können wir versuchen, die Auswirkungen der inländischen Geldmengenerhöhung (expansive Geldpolitik), der inländischen Staatsausgabenerhöhung (expansive Fiskalpolitik), der ausländischen konjunkturellen Nachfragesenkung und des autonomen ausländischen Preisanstiegs auf eine kleine offene Volkswirtschaft unter Annahme vollkommener Kapitalmobilität im Detail zu untersuchen.

(a) Feste Wechselkurse

Die Erhöhung des Geldmengenangebots als eine Art expansiver Geldpolitik können wir in zwei Fällen, mit Neutralisierungspolitik und ohne Neutralisierungspolitik, betrachten. Bei festen Wechselkursen ist w vorgegeben. Die Zunahme des Geldvolumens M erhöht bei konstanten Wechselkursen w das Volkseinkommen Y und senkt den Zinssatz i. Der Anstieg des Volkseinkommens Y führt i.d.R. zum Handelsbilanzdefizit T, da sich der Handelsbilanzsaldo T, wie bereits oben erwähnt, beim Anstieg des Realeinkommens Y verschlechtert. Um die drohende Erhöhung der Auslandswährung zu vermeiden, muss die inländische Zentralbank die Devisen verkaufen und damit die Geldmenge verknappen. Diese zahlungsbilanzinduzierten Geldmengenvariationen müssen im Fall der Neutralisierungspolitik in der durch Offenmarkt-, Rediskont- oder Mindestreservepolitik kompensiert werden. Dies führt weiterhin zum Verlieren der Devisen und erneut zwanghaft zu Kompensationsmaßnahmen. Wegen der Grenzen der Devisenreserven und der Kreditaufnahme an Devisen ist die Ausführung der Neutralisierungspolitik deutlich problematisch. Wenn die Zentralbank darauf verzichtet, die Auswirkungen von Devisenbilanzdefiziten auf die Geldmengenentwicklung zu neutralisieren, lässt sie zu, dass Devisenbilanzdefizite die Geldmenge verringern (weil die Zentralbank Devisen gegen heimische Währung verkauft).[4] Das Ausgangsgleichgewicht vor der Geldmengenerhöhung wird wieder erreicht und damit erweist sich die Geldpolitik jetzt als völlig wirkungslos. Die Zentralbank ist in diesem Fall bei festen Wechselkursen zur Ohnmacht verurteilt.

Die Erhöhung der inländischen Staatsausgaben als eine Art expansiver Fiskalpolitik erhöht das Volkseinkommen Y und den Zinssatz i bei konstantem Geldvolumen M und gegebenem Wechselkurs w im Inland. Die Wirkung auf die Zahlungsbilanz wird wesentlich von der Zinselastizität der Kapitalbewegungen bestimmt. Die Zahlungsbilanz besteht aus der Leistungsbilanz und der Kapitalbilanz. Da ferner der Zinsanstieg über steigende (sinkende) Kapitalimporte (Kapitalexporte) die Kapitalbilanz verbessert, überwiegt bei nur kleiner Zinsreagibilität der Kapitalbewegungen der Verschlechterungseffekt via Güterimport – die Zahlungsbilanz gerät ins Defizit -, während bei hoher Zinselastizität des Kapitalverkehrs ein Überschuß entsteht.[5] Bei konstantem Wechselkurs w muss die Zentralbank, wie oben im Fall der Geldmengenerhöhung erwähnt, durch den Ankauf der Auslandswährung den Überschuß in der Devisenbilanz ausgleichen. Dies hat die Vergrößerung des Geldmengenangebots M zur Folge. Die Zentralbank muss weiterhin durch die entsprechenden Maßnahmen den Einfluss des Devisenbilanzsaldo auf das Geldangebot mit Erfolg neutralisieren, sonst verringert die Realeinkommenerhöhung bei fehlender oder erfolgloser Neutralisierungspolitik den Handelsbilanzsaldo, während der Anstieg des Zinssatzes i die Kapitalimporte erhöht. Diese zwei gegenläufigen Effekte wirken auf den Devisenbilanzsaldo zusammen und bestimmen am Ende die Nettowirkung der Fiskalpolitik für das Realeinkommen Y (oder das Sozialprodukt).

Die ausländische konjunkturelle Nachfragesenkung, hier erörtert am Beispiel einer Verringerung der Investitionsnachfrage, wird dort das Einkommen abnehmen lassen. Der kontraktive Exporteffekt wegen ausländischer Einkommensabnahme wirkt auf das Inlandseinkommen. Außerdem weist bei erfolgreicher Neutralisierungspolitik eine vorher ausgeglichene Devisenbilanz ein Defizit (bzw. einen Druck auf eine Abwertung der Inlandswährung) auf, bei fehlender oder erfolgloser Neutralisierungspolitik eine Verknappung des Geldangebots. In diesem Fall kann in der Regel eine negative Konjunkturtransmission erscheinen. Nicht nur eine schlechte ausländische Konjunktur, sondern auch eine gute Konjunktur im Ausland kann eine negative Wirkung auf die inländische Volkswirtschaft ausüben. Im Fall der steigenden Konjunktur z.B. eine Erhöhung der autonomen Nachfrage im Ausland kann der kontraktive Zinseffekt im Inland den expansiven Exporteffekt überkompensieren und dies wirkt damit negativ auf das Inlandseinkommen. Die Gefahr für die inländische Volkswirtschaft durch die Konjunkturtransmissionseffekte soll immer insbesondere beachtet werden.

Der autonome ausländische Preisanstieg bedeutet relativ günstige Preise der Inlandsgüter im Weltgütermarkt. Einerseits erfolgt eine Nachfrageerhöhung der Inlandsgüter, andererseits hat die Erhöhung der inländischen Güterexporte einen Überschuß (Z>0) in der Devisenbilanz bzw. einen Aufwertungsdruck auf die inländische Währung zur Folge. Bei festen Wechselkursen sind die Zentralbanken verpflichtet, kursstützend durch die Erhöhung der Geldmenge (Ankauf der ausländischen Währung) zu intervenieren. Das expansive Geldmengenangebot weitet das Inlandseinkommen aus und steigert das Preisniveau der Inlandsgüter. Der Preisanstieg im Ausland kann sich im Allgemeinen bei festen Wechselkursen ins Inland übertragen. Aber die Übertragung dieses Preiseffektes ins Inland variiert jedoch mit der Datenänderung und dem Wechselkurssystem. Der monetär induzierte Preisanstieg überträgt sich bei festen Wechselkursen als Paralleleffekt, der vom Anstieg der Güternachfrage induzierte Preisanstieg dagegen nicht notwendig.[6]

(b) Flexible Wechselkurse

Die Erhöhung des Geldmengenangebots M bzw. eine geldpolitische Expansion führt zu sinkenden Zinssätzen, weil sich ein Überschuß des Geldangebots gegenüber der vorgegebenen Geldnachfrage ergibt. Der Devisenmarkt reagiert auf diesen Zinssenkungsdruck mit einer Abwertung der Inlandswährung, deren positiven Einfluss auf die Handelsbilanz T im Allgemeinen den negativen Einfluss der Einkommenserhöhung dominiert. Eine Geldmengenerhöhung hat somit unter der Annahme vollkommener Kapitalmobilität eine langfristige Erhöhung des Volkseinkommens zur Folge.

Die Erhöhung der inländischen Staatsausgaben G als eine fiskalpolitische Expansion führt zu einer Überschussnachfrage auf dem Geldmarkt, die nur durch Zinssteigerungen beseitigt werden könnte. Aber diese Überschussnachfrage tritt nicht wirklich auf, sondern wird von Beginn weg durch eine Aufwertung der Inlandswährung verhindert, die auf die kurzfristige Erhöhung des Zinssatzes und damit die Kapitalzuflüsse zurückgeführt wird. Langfristig bleibt der Zinssatz unverändert und die Aufwertung verschlechtert die Wettbewerbssituation für das Inland wegen der relativen Verteuerung inländischer Produkte, bis die Ausgangssituation wieder erreicht wird. Im Allgemeinen ist eine fiskalpolitische Stimulierung langfristig als wirkungslos anzusehen.

Die ausländische konjunkturelle Nachfragesenkung verschlechtert die Volkseinkommen im Ausland und verringert damit die Importe. Dies führt zu einem Defizit in der Devisenbilanz im Inland und damit einer drohenden Abwertung der Inlandswährung. Diese belebt die Exporte wieder. Insgesamt ändert sich das inländische Einkommen nicht. Der flexible Wechselkurs übernimmt damit die Funktion eines Puffers, der den Ansteckungseffekt ausländischer Konjunkturschwankung im Inland möglichst verhindern kann.

Der autonome ausländische Preisanstieg hat im Allgemeinen die auf die Verbesserung der Wettbewerbssituation der Inlandgüter zurückzuführenden Mehrexporte zur Folge. Die Aufwertung der Inlandswährung kann den von Überschussnachfrage hervorgerufenen Druck auf den Preisanstieg auflösen oder erleichtern. Dies ist noch abhängig von den Ursachen des ausländischen Preisanstiegs. Ein monetär induzierter Preisanstieg (z.B. eine Zunahme der Geldmenge im Ausland) überträgt sich bei flexiblen Wechselkursen überhaupt nicht ins Inland, während ein vom Anstieg der Güternachfrage induzierter Preisanstieg zwingend zu einem Paralleleffekt im Inland führt.[7]

(c) Festkurssysteme

Ein Festkurssystem stellt grundlegend ein System dar, in dem die beteiligten Länder einerseits ihre eigenen Währungen miteinander fest binden (fester Wechselkurs) und andererseits gegenüber den Währungen der Länder außerhalb dieses Gebietes frei schwanken lassen (flexibler Wechselkurs). Innerhalb dieses Festkurssystems einigen sich die beteiligten Länder über die vollkommene Fixierung ihrer Währungen i.d.R. durch institutionelle Vereinbarungen. Im vereinfachten Zwei-Länder-Fall (beide Länder sind Mitgliederländer in einem Festkurssystem) gilt die Zinsparität weiter, d.h. die Zinssätze von diesen beiden Mitgliederländern sind immer gleich, solang die Wechselkurse annahmegemäß unverändert bleiben.

Ausgehend von dieser richtigen Annahme, führt eine Erhöhung der inländischen Geldmenge von der Notenbank zu einer Senkung des inländischen Zinssatzes. Damit fließt Kapital auf der Suche nach besseren Zinssätzen im Ausland ab. Die Effekte von inländischer Geldmengenerhöhung übertragen sich in dieser Weise ins Ausland. Darüber wird das Volkseinkommen im Ausland auch stimuliert. Ohne Zweifel hat die ausländische Geldmengensteigerung eine Erhöhung des gesamten Volkseinkommens zur Folge, während die inländische gesamtwirtschaftliche Produktion auch davon profitiert. Dazwischen ändert sich das Tauschverhältnis zwischen den beiden Währungen nicht und damit wird die Zinsparität aufrechterhalten.

Eine Ausdehnung der Staatsausgaben im Inland stimuliert das inländische Volkseinkommen und dabei auch das ausländische Volkseinkommen (relativ schwach). Dann fließt Kapital zu, um höhere Erträge zu erzielen, wobei Liquidität sich vom Ausland ins Inland verschiebt. Nach dieser Störung sind deshalb die gesamte Geldmenge nur erneut an diese beiden Länder verteilt, da mittlerweile die gesamte Geldmenge in diesem Festkurssystem annahmegemäß unverändert bleibt. Folglich kommt es zu einem expansiven Effekt auf dem inländischen Geldmarkt und zu einem restriktiven Effekt auf dem ausländischen Geldmarkt. Insgesamt gelingt es dem Inland, das Volkseinkommen zu erhöhen, aber im anderen Mitgliederland bleibt das endgültige Ergebnis unklar (normalerweise fällt das Volkseinkommen).

2.1.4 Zusammenfassung

Nach den Prinzipien vom Mundell-Fleming-Modell sind die Länder, die unter einem System fester Wechselkurse operieren, gezwungen, unter Annahme der freien Kapitalbewegung auf eine autonome Geldpolitik zu verzichten. Wenn die Regierung im Regime fester Wechselkurse eine autonome Geldpolitik ausführen will, muss sie die Kapitalverkehrsfreiheit in angemessenem Maß beschränken. Im Gegensatz zu festen Wechselkursen gewinnt ein Land im Regime flexibler Wechselkurse den Wechselkurs und den Zinssatz als zwei wichtige makroökonomische Instrumente. Aber der Wechselkurs kann unter flexiblen Wechselkursen sehr volatil werden und durch Geldpolitik sehr schwer zu kontrollieren sein.[8] Ein Land wird bei festen Wechselkursen in den meisten Fällen an ausländischer Konjunkturschwankung und der Änderung der Preise leiden, aber bei flexiblen Wechselkursen sind dagegen die Auswirkungen von außen auf die inländische Volkswirtschaft relativ schwach oder mit relativ mehren Instrumenten relativ einfach behandelbar. Bei Änderung der wirtschaftlichen Bedingungen werden die Geld- und Fiskalpolitik immer häufig zur Regulierung durchgeführt. Eine Zusammenfassung von den Auswirkungen von in- und ausländischen Geld- und Fiskalpolitik auf die inländische Volkswirtschaft bei festen und flexiblen Wechselkursen schlägt sich in der unten stehenden Tabelle 1 nieder.

Bisherige Diskussionen basieren i.d.R. auf der Annahme von vollkommener Kapitalmobilität. Aber es ist in heutiger Welt kaum der Fall. Die unvollkommene Kapitalmobilität existiert unfraglich in einem Grossteil der Industriestaaten, vielleicht sogar in den großen Mehrheiten der Volkswirtschaften der Welt. Sie sei die Natur internationaler Kapitalbewegung. Bei unvollkommener Kapitalmobilität können sich die Kapitalströme nicht ohne Einschränkung zwischen einzelnen Ländern so frei bewegen, dass sich der Überschuss oder das Defizit in der Zahlungsbilanz nicht oder verzögernd wieder im Gleichgewicht befinden kann. Aus Sicht des Staats können mehrere Möglichkeiten oder größere Räume für die Anwendung der autonomen Geldpolitik unter unvollkommener Kapitalmobilität gewonnen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Die Auswirkungen von verschiedenen inländischen und ausländischen Maßnahmen auf die inländische Volkswirtschaft

2.2 Der monetäre Ansatz

Der monetäre Ansatz zur Wechselkurserklärung lässt sich meistens unter zwei Aspekten von der monetären Zahlungsbilanztheorie und der monetären Wechselkurstheorie betrachten[9]: Einerseits ergibt er sich aus der monetären Zahlungsbilanztheorie, die bei festen Wechselkursen Zahlungsbilanzgleichgewichte und damit die Veränderung der Devisenreserven von Notenbanken erklärt. Bei flexiblen Wechselkursen sind Zahlungsbilanzungleichgewichte ausgeschlossen, und die gleiche Theorie erklärt dann Wechselkursbewegungen, also die Bewegung des Preises, der kurzfristig den Zahlungsbilanzausgleich herbeiführt. Andererseits ergibt sich das monetäre Wechselkursmodell als das Pendant zum monetären Ansatz der Zahlungsbilanztheorie. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Ansätzen liegen darin, dass in einem System flexibler Wechselkurse der Zahlungsbilanzsaldo Null beträgt. Somit fällt dem Wechselkurs die Anpassungsaufgabe zu, die sich im System mit festen Wechselkursen durch Änderung der Devisenreserven vollzieht.

[...]


[1] Gärtner, M./Lutz, M. 2004, S. 28

[2] Vgl. Zieschang, M. 1990, S. 24

[3] Vgl. Gärtner, M./Lutz, M. 2004, S. 61

[4] Vgl. Jarchow, H.-J./Rühmann, P. 2000, S. 163

[5] Vgl. Rose, K./Sauernheimer, K. 1999, S. 246

[6] Vgl. Rose, K./Sauernheimer, K. 1999, S. 291

[7] Vgl. Rose, K./Sauernheimer, K. 1999, S. 291

[8] Vgl. Blanchard, O./Illing, G. 2004, S. 622

[9] Vgl. Gärtner, M./Lutz, M. 2004, S. 169

Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Die Problematik der Wechselkursbindungen
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
66
Katalognummer
V56326
ISBN (eBook)
9783638510349
Dateigröße
725 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Problematik, Wechselkursbindungen
Arbeit zitieren
Hongwei Xue (Autor:in), 2005, Die Problematik der Wechselkursbindungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56326

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