Textwirkungsforschung im Kontext allgemeiner Lese- und Textverständnisfähigkeiten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Deckblatt

1. Einleitung

2. Literarische Texte und deren Wirkung

3. Pragmatische Texte und deren Wirkung
3.1. Forschungsergebnisse zur Wirkung persuasiver Texte
3.2. Forschungsergebnisse zur Wirkung informationsvermittelnder Texte
3.2.1. Merkmale und Einflussmöglichkeiten der Leserseite
3.2.2. Merkmale und Einflussmöglichkeiten der Textseite

4. Rezeptionsstrategie-Modell
4.1. Primär- und Stützstrategie-Modell (Christmann / Groeben)

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Thema dieser Hausarbeit ist ein noch sehr junger Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung und hat besonders vor dem Hintergrund der vor wenigen Monaten durchgeführten PISA-Studien zusätzlich an Aktualität gewonnen. Bedingt durch die weltweiten Bildungsvergleichstests, die auch Gebiete wie Lesefähigkeit und Textverständnis bei Schulkindern umfasste, hat man erkannt, dass es zunehmend notwendiger wird, sich mit diesen Themenfeldern auseinander zu setzen, wenn man etwas verändern will.

Vor der der Interpretationsfolie dieser aktuellen Bereiche bewegt sich das Thema der Hausarbeit, „Textwirkungsforschung im Kontext allgemeiner Lese- und Textverständnisfähigkeiten“.

Die Bedeutung des Begriffs Textwirkungsforschung setzt sich dabei als Komposition aus mehreren Komponenten einzelner Forschungsbereiche zusammen. Textwirkung als solche beinhaltet demnach erstens die Kategorie des Textverständnisses, womit der reine Rezeptionsvorgang des Lesens gemeint ist. Man spricht dabei von der rezeptiven Phase.

Als zweite Komponente beschäftigt sich die Textwirkungsforschung mit der kognitiven Umsetzung des Gelesenen; der postrezeptiven Phase. Gemeint sind damit sämtliche psychischen Abläufe seitens des Rezipienten.

Um eine Verbesserung des Leseprozesses und der anschließenden kognitiven Umsetzung erreichen zu können, muss herausgearbeitet werden, an welchen Stellen sich Ansatzmöglichkeiten dafür bieten und wie diese genutzt werden können. Darauf soll der Fokus der Arbeit gelegt werden, indem Forschungsergebnisse zu diesem Kontext vorgestellt werden, die sowohl an der Text- als auch der Leserseite ansetzen. Was die textseitigen Ansätze betrifft muss vorweggenommen werden, dass man hier nicht von einem Standardbegriff ausgehen darf, sondern mit literarischen Texten einerseits und pragmatischen Texten andererseits Kategorien gebildet wurden, die einzeln betrachtet werden sollen.

2. Literarische Texte und deren Wirkung

Die Wirkungsforschung literarischer Texte ist in vielfältiger Weise gespalten. Der Grund dafür liegt darin, dass ihre Wirkung von einer großen theoretischen Breite geprägt ist, kontrovers dazu jedoch eine unzureichend empirische Fundierung keine allgemeingültige Evaluation zulässt. Dieses Problem bedeutet, dass im Hinblick auf literarische Texte bereits beinahe jede denkbare Interpretationsvariante durchdacht wurde, dafür jedoch fast keine empirischen Belege entwickelt werden konnten. Die große Individualitätsvariable bei der Interpretation literarischer Texte lässt dies kaum zu.

Einen Versuch etwas Ordnung und Struktur in die Vielfalt der aufgestellten Theorien rund um dieses Thema zu bringen startete S.J. Schmidt in einer seiner Arbeiten (1980, 121ff.). Er versuchte die vielen Richtungen der Erklärungsansätze in drei „Grundfunktionen ästhetischer Kommunikation“ zu bündeln.

Demnach können literarische Texte dem Rezipienten auf drei Wirkungsweisen begegnen: 1) Der kognitiv-reflexiven Wirkungsweise; dabei beschränkt sich der Leser meist auf eine rein rezeptive Art den Text aufzunehmen, ohne dass ein besonderes Interesse seitens des Lesers besteht oder der Text ein bestimmte Wirkung erzielen soll.

2) Der moralisch-sozialen Wirkungsweise; damit sind in der Regel bestimmte Absichten des Autors mit dem Text verbunden, die er dem Leser vermitteln will, wie zum Beispiel moralische Wertvorstellungen oder Belehrungen jeglicher Art. 3) Der hedonistisch-individuellen Wirkungsweise; bei dieser Wirkung besteht auf Leserseite ein subjektives Interesse den Text zu lesen. Damit können beispielsweise bestimmte Inhalte des Textes gemeint sein, die den Leser besonders ansprechen, sodass er ihn Text aus eigenem Interesse liest.

Ein Kritikpunkt an der Arbeit Schmidts besteht in der Gefahr einer Überinterpretation eines Textes oder eben darin, dass ein Text, wenn er einmal auf ein bestimmtes Ergebnis hin interpretiert wurde, keine anderen Wirkungsweisen neben der als vermeintlich richtig dargestellten mehr zulässt.

Gerade im schulischen Kontext spielt diese Problematik eine sehr bedeutsame Rolle, soll doch der moderne Lehrer keine Interpretation mehr als falsch ausweisen, nur weil sie von der eigenen oder der vorgegebenen abweicht, wohl aber ausreichend belegt ist. Im Grunde macht diese subjektiv gesteuerte Vielfalt der Wirkungsweisen literarischer Texte deren Charakter zu einem nicht unerheblich großen Anteil erst aus.

Dennoch bleibt fest zu stellen, dass in dem Forschungsbereich um die Wirkungsweise literarischer Texte noch keine ausreichend evaluierten Ergebnisse hervorgebracht werden konnten, um hier nachweisbar brauchbare Ansätze zur Verbesserung der Lese- und Textverständnisfähigkeit identifizieren zu können. Soll hier nachhaltig etwas verbessert werden, muss die Forschung in diesem Bereich weiter vorangetrieben werden.

3. Pragmatische Texte und deren Wirkung

Neben der großen Kategorie der literarischen Texte bilden die pragmatischen Texte die zweite Kategorie. Diese Textsorte verfolgt im Wesentlichen zwei zu trennende Funktionen: Die informationsvermittelnde sowie die kommunikative Funktion. Entsprechend den beiden Hauptfunktionen lassen sich die pragmatischen Texte in zwei Subkategorien untergliedern. Die eine Subkategorie bilden die Texte, die die kommunikative Funktion erfüllen. Darunter fallen persuasive Texte, die sich an dem Kriterium der Einstellungsänderung orientieren und messen lassen.

Daneben bilden informationsvermittelnde Texte die zweite Subkategorie. Ihren Orientierungsmaßstab bildet das Kriterium des Behaltenserfolges.

Die beiden genannten Kriterien können gleichwohl als Wirkungseffekte herangezogen werden und gewinnen damit an enormer Wichtigkeit für die Textwirkungsforschung. Deshalb soll im folgenden Teil näher auf die Forschung zu den beiden genannten Subkategorien und deren Wirkungsweisen eingegangen werden.

3.1. Forschungsergebnisse zur Wirkung persuasiver Texte

Im Gegensatz zur Untersuchung der Wirkung literarischer Texte ist der Forschungsstand in dem Bereich der Persuasion wesentlich weiter fortgeschritten. Dies gilt zumindest für den Bereich der empirischen Beweislage der herausgearbeiteten Ergebnisse. Der erste große Schritt in diese Richtung wurde zu Zeiten des Dritten Reichs in Deutschland getan. Aus politischem Motiv heraus begann man damals die Möglichkeiten der Persuasionsforschung auszuschöpfen und für sich zu nutzen. Im weiteren Verlauf der Forschungsgeschichte entwickelte sich neben dem politischen Motiv ein weiterer Anwendungszweig in Richtung der Werbung und Produktvermarktung.

In allen Bereichen, in denen persuasive Texte genutzt werden, geht es um das Kriterium der Einstellungsänderung. Einstellung wird dabei als dreischichtiges Konstrukt betrachtet, dass sich aus einer kognitiven, affektiv motivationalen sowie konativen Komponente zusammensetzt. Die Ungleichheit der drei Begriffe sorgte schon seit Beginn der Forschungsarbeit in diesem Bereich stets für Differenzen in den Ergebnissen. Als Grund dafür zieht man zu großen Anteilen die Wandlung des Rezipienten im Laufe der Jahrzehnte in die Verantwortung. Demnach hat sich der Leser von einem einst passiv-determinierten über vier Stufen zu einem aktiv-elaborativen Leser entwickelt. Dazwischen liegen die beiden Übergangsebenen eines selektiv- reaktiven und reduktiv-modifizierendesn Lesers. Hier soll nicht im Einzelnen auf die jeweiligen Stufen der Rezipientenentwicklung eingegangen werden. Entscheidend daran ist, dass ein Trend entstehen konnte, der den Leser von einer passiven Rezeptionsebene erhob und ihn befähigte, mittlerweile Texte nicht bloß aufzunehmen sondern diese auch reflexiv zu betrachten und Kritik an ihnen aus zu üben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Textwirkungsforschung im Kontext allgemeiner Lese- und Textverständnisfähigkeiten
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
Leseforschung und Leseförderung
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V56187
ISBN (eBook)
9783638509435
ISBN (Buch)
9783656791003
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit beschreibt detailliert den Leseprozess in seinen einzelnen Prozessebenen und bietet auf dieser Grundlage Ansatzmöglichkeiten zur Leseförderung bzw. eines gezielten Lesetrainings!
Schlagworte
Textwirkungsforschung, Kontext, Lese-, Textverständnisfähigkeiten, Leseforschung, Leseförderung
Arbeit zitieren
Florian Göldner (Autor:in), 2003, Textwirkungsforschung im Kontext allgemeiner Lese- und Textverständnisfähigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56187

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