Integration jugendlicher Russlanddeutscher


Hausarbeit, 2005

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einführung

2. Geschichtlicher Überblick der Rußlanddeutschen

3. Migrationsgründe aus Sicht der Rußlanddeutschen

4. Integration
4.1 Was heißt Integration? – Begriffsbestimmung
4.2 Integration in Schule
4.2.1 Problem Sprache
4.3 Integration in Beruf
4.4 Schulische und berufliche Situation aus Sicht der Aussiedlerjugendlichen
4.5 Integration in Gesellschaft
4.6 Freizeit
4.7 Ethnische Identität der jugendlichen Rußlanddeutschen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Ich habe mich für das Thema der Integration von jugendlichen Aussiedlern aus osteuropäischen Ländern und der vormaligen Sowjetunion entschieden, weil in den 90er Jahren der Anteil an Rußlanddeutschen in Berlin, besonders in meinem Heimatstadtbezirk Marzahn, rapide angestiegen ist und schon mehrfach nach Auffälligkeiten junger Aussiedler über diese Auswanderungsgruppe Kritik geübt und Diskussionen geführt wurden. Leider habe ich diese Gruppe von Aussiedlern bisher nur schwach als Randgruppe in meinem Bezirk wahrgenommen. Da ich auch sonst nur wenige Kenntnisse über Hintergründe und Integrationschancen von Aussiedlern hatte, habe mich entschieden mich mehr mit dem Thema über jugendliche Rußlanddeutsche zu beschäftigen. Dabei stellte sich vor allem die Frage, in wieweit jugendliche Aussiedler die Möglichkeit/- ten haben in Schule und Beruf, sowie in die Gesellschaft, integriert zu werden. Die für diese Hausarbeit verwendete Literatur, überwiegend von B. Dietz, bezieht sich auf Ergebnisse von Forschungsprojekten, welche in der ersten Hälfte der neunziger Jahre die Integrationsbedingungen und Integrationssituationen jugendlicher Aussiedler untersuchten.

2. Geschichte der Rußlanddeutschen – Überblick

Bereits im 16. Jahrhundert zogen die ersten Aussiedler ins russische Zarenreich.

Die meisten unter ihnen waren bäuerliche Siedler, die auf der Flucht vor wirtschaftlicher Not und religiöser Verfolgung eine neue Heimat suchten und der Anwerbung von Katharina II folgten, die in einem Manifest am 22. Juli 1763 fremde Siedler anwarb und als Anreiz einige Privilegien versprach. Diese waren unter anderem: Religionsfreiheit, dreißig Jahre Steuer- und Abgabenfreiheit für Kolonisten, zinsloses Darlehen zum Aufbau der Bauernwirtschaft und von Handwerksbetrieben, freie Selbstverwaltung in den Kolonien, zollfreie Einfuhr des Vermögens und Befreiung vom Militär- und Zivildienst[1]. Als Folge dieser Migrationsbewegungen entstanden einige größere deutsche Siedlungsgebiete wie zum Beispiel das Moldaugebiet mit ca. 393.000[2] und Wolgagebiet mit ca. 379.000 Einwanderern. Das im wesentlichen friedliche Zusammenleben der Deutschen mit den Staatsnationen und anderen ethnischen Gruppen wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die zunehmende Bedeutung nationalstaatlicher Ideen erschwert. Das politische Ziel, staatliche und nationale Grenzen in Einklang zu bringen, führte zur Verdrängung nationaler Minderheiten.

Für die Deutschen stellten diese politischen Veränderungen ihre rechtliche, soziale und wirtschaftliche Integration in Frage.

Ein kleiner Teil der deutschen Minderheit kehrte daraufhin wieder nach Deutschland zurück oder wanderte nach Übersee aus. Dennoch bildeten die ehemaligen deutschen Kolonisten noch vor dem Ersten Weltkrieg eine sozial und wirtschaftlich relativ etablierte Gruppe dar, die Folge ihrer technischen Kenntnisse und ihrer landwirtschaftlichen Leistungen darstellte.

Im 20. Jahrhundert zerstörten politische Umwälzungen und zwei Weltkriege endgültig die zum Teil über Jahrhunderte gewachsene Integration der deutschen Minderheit. Die brutale Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands während des zweiten Weltkrieges führte im Anschluß an die deutsche Niederlage zur Rechtlosigkeit, Vertreibung und

Deportation der in osteuropäischen Staaten lebenden deutschen Minderheit[3].

In der Sowjetunion wurde die deutsche Bevölkerung bereits kurz nach dem Einmarsch deutscher Truppen (1941) kollektiv in Sondersiedlungsgebieten bzw. Deportationsgebieten

(z. B. in Sibirien und Kasachstan) deportiert. Bis 1955 war es ihnen nicht erlaubt, diese Gebiete zu verlassen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in Osteuropa und Sowjetunion verbliebenen Deutschen waren zu einer rechtlich diskriminierten sozialen Randgruppe geworden. Es war ihnen gebietsweise bis in die sechziger Jahre verboten, die deutsche Sprache in der Öffentlichkeit zu benutzen. Das Ausbildungsniveau der Deutschen war in den Sechzigern, als Folge der langen Jahre anhaltenden Diskriminierung, auf einem sehr niedrigen Stand, was wiederum ihre beruflichen Chancen dementsprechend verschlechterte[4]. Zudem verloren die Angehörige die Verbindung zur deutschen Sprache und Kultur. Mitte der sechziger Jahre, als sich die Lage für die Deutschen wieder normalisierte, stand diese jüngere Generation im sozialen Abseits und wirtschaftlich vor dem Nichts. Die kollektive Erfahrung der Deportation und der anschließenden Diskriminierung hat die Deutschen in der Sowjetunion nachhaltig geprägt.

3. Migrationsgründe aus Sicht der Rußlanddeutschen

Auf die Frage, warum so viele Rußlanddeutsche ihre vormalige Heimat verlassen, findet man hierzulande oft die Meinung, dass die Rußlanddeutschen aufgrund der wirtschaftlichen Situation in die Bundesrepublik zurück streben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: i.A. Deutsches Kulturforum östliches Europa. Potsdamer Forum: Rußlanddeutsche heute – Identität

und Integration, Karte im Anhang

Jedoch hat die Entscheidung zur Ausreise einen viel komplexeren Hintergrund, welcher auch auf die eine oder andere Weise mit Problemen in den Herkunftsländern zusammenhängt und unter anderem daran deutlich wird, dass die Rußlanddeutschen überwiegend im Familienverband das Land verlassen, nachdem sie ihren gesamten privaten Besitz aufgegeben haben.

Für die Jugendlichen gestaltet sich diese Situation noch schwieriger, da sie bei der Entscheidung zur Migration keine Rolle spielen. Entscheidungen zu Migration werden von den Eltern vielfach ohne Einbeziehung der Jugendlichen und in einzelnen Fällen sogar gegen ihren Willen getroffen[5]. So gaben für eine quantitative Studie 1/3 aller befragten jugendlichen Aussiedler an, bei dieser wichtigen Entscheidung keine Rolle gespielt zu haben[6]. Als ausschlaggebende Gründe für den Entschluß zu Ausreise werden bei qualitativen Interviews der Wunsch nach Familienzusammenführung, ethnische Konflikte, Angst vor Krieg, Hoffnung auf eine bessere Zukunft und der Wunsch ins Abstammungsland der Familie zurückzukehren genannt[7]. Betrachtet man die Entscheidungen zur Ausreise quantitativ, so fallen folgende Gründe besonders ins Gewicht: Familienzusammenführung (38,4%), Rückkehr ins Abstammungsland (37,3%), als Deutsche unter Deutschen leben ( 26,1%), Hoffnung auf Verbesserung der materiellen Situation (37,1%), sowie Hoffnung für eine bessere Zukunft (39,8%) für die Kinder[8]. Weiter werden häufig als Gründe genannt, das Familienmitglieder und Großeltern ausgereist sind oder ausreisen wollten, sowie die besseren Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland

[...]


[1] B. Diez/ P. Hilkes, 1993, S. 14.

[2] Deutsches Kulturforum östliches Europa. Potsdamer Forum: Rußlanddeutsche heute – Identität und Integration.

[3] vgl. B. Dietz, H. Roll; 1998; S. 22.

[4] vgl. B. Dietz, 1995, S. 32.

[5] vgl. R. Stobl/ W. Kühnel, 2000, S. 82

[6] R. Stobl/ W. Kühnel, 2000, S. 83

[7] R. Stobl/ W. Kühnel, 2000, S. 84.

[8] R. Stobl/ W. Kühnel, 2000, S. 84/85.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Integration jugendlicher Russlanddeutscher
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen  (Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit)
Veranstaltung
Seminar: Lebensbedingungen ausländischer Familien
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
23
Katalognummer
V55721
ISBN (eBook)
9783638506038
ISBN (Buch)
9783656796916
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Integration, Russlanddeutscher, Seminar, Lebensbedingungen, Familien
Arbeit zitieren
Markus Kaufhold (Autor:in), 2005, Integration jugendlicher Russlanddeutscher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55721

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