Kanada und die USA -Zwei verschiedene Einwanderungsgeschichten?


Seminararbeit, 2005

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Einwanderungsland USA
2.1. Die Differenzierung zwischen “old immigration“ und “new immigration“
2.2. Restriktionen
2.3. Entwicklungen nach 1965 und die amerikanische Flüchtlingspolitik

3. Das Einwanderungsland Kanada
3.1. Die Einwanderungsgeschichte Kanadas
3.2. Liberalisierung der Einwanderungsgesetze und Flüchtlingspolitik

4. Schluss: Vergleich der kanadischen und US-amerikanischen Einwanderungsgeschichte und gesellschaftliche Perspektiven

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die beiden großen Nationen des amerikanischen Kontinents, Kanada und die USA, wurden durch Einwanderung begründet und geformt, außerdem sind sie auch heute noch klassisch-traditionelle Einwanderungsländer. Ebenso hat sich in beiden Ländern von Beginn ihrer Geschichte eine dominante Kerngesellschaft herausgebildet, die ihren Anspruch auf territoriale sowie ideologische Vorherrschaft erhob.

Um diese Vorherrschaft zu gewährleisten, bedurfte es natürlich einer Politik bezüglich “anderer“[1] Einwanderer, die einerseits eine gesellschaftliche, kulturelle und auch wirt- schaftliche Bereicherung, andererseits aber auch eine Konkurrenz und Bedrohung der eigenen Ideale, Kultur und Gesellschaft darstellen konnten.

Einwanderungspolitik kann ein „Instrument gesellschaftlicher Gestaltung“[2] sein, vielmehr spiegelt sie aber auch das Menschenbild, Selbstverständnis sowie das Staatsverständnis wieder. Darüber hinaus ist Einwanderungspolitik das Produkt eines Zusammenspiels unterschiedlichster Faktoren und Entwicklungen und kann verschiedenen Intentionen folgen: sie kann ideologisch, pragmatisch, ökonomisch oder aber auch humanitär ausgerichtet sein; nicht zuletzt reflektiert sie zudem innen- wie außenpolitische Erwägungen. Ferner hat die Einwanderungs- und auch die Flüchtlingspolitik natürlich einen signifikanten Einfluss auf die Zusammensetzung einer Gesellschaft und beeinflusst nicht minder, ob es zu einem Gegen-, Neben- oder Miteinander, oder letzten Endes sogar zur Herausbildung einer neuen “komponierten“ Identität und somit auch einem gewandelten nationalen Selbstverständnis kommt.

Ein Kontinent, zwei Geschichten? Führten die unterschiedlichen Bedingungen der Besiedelung Kanadas und den USA zu unterschiedlichen Entwicklungen, obwohl die nationale Wurzel, das Commonwealth, und somit die ideologische Basis dieselbe war? Inwieweit lassen sich Parallelen in der US-amerikanischen und der kanadischen Einwanderungsgeschichte und – politik finden, und wo, wann und warum divergieren sie? Ziel dieser Arbeit ist es, die US-amerikanische sowie die kanadische Einwanderungsgeschichte und –politik von der frühen Kolonialzeit bis zum heutigen Tag zu verfolgen, die verschiedenen Einwanderungsgruppen, -phasen und auch Gesetze sowie die daraus resultierenden Auswirkungen darzustellen, zu vergleichen um diese anschließend zu analysieren und bewerten.

2. Das Einwanderungsland USA

Die USA galten und gelten auch heutzutage als das Einwanderungsland schlechthin. Dabei spiegelte sich das Selbstverständins der amerikanischen Identität und der ihm inhärente Gegensatz zwischen Universalität und Nativismus über die verschiedenen Phasen bis heute auch in der Einwanderungspolitik wieder.[3] Grundsätzlich basiert die amerikanische Gesellschaft sowie auch der amerikanische Mythos auf Einwanderung (mit Ausnahme der indianischen Ureinwohner). Dennoch entwickelten sich gerade in der republikanischen Frühzeit, der Manifestierung Amerikas als unabhängiger Nation mit eigenen, neugeschaffenen Werten und Institutionen, gegensätzliche Positionen in Bezug auf die Einwanderung: auf der einen Seite die universalistische Perspektive, die die freie Einwanderung unterstützte und die USA als ein Asyl der Freiheit verstand, als einen Zufluchtsort für Unterdrückte, Notleidende sowie religiös und politisch Verfolgte. Die Universalisten verstanden die amerikanische Nation als Schmelztiegel (melting pot) – eine Gesellschaft, in der die Chancengleicheit zählte, und die fortwährend durch die Integration neuer Kulturen, Ethnien, Betrachtungsweisen und Ideen bereichert wurde und somit eine neue und höhere amerikanische Identität herausbildete.[4] Die freie Zuwanderung ermöglichte zudem die lokale sowie ideologische Expansion der amerikanischen Werte.

Die Nativisten hingegen sahen den sich neu herausbildenden Nationalcharakter und die entstandenen amerikanischen Institutionen und Ideale wie Freiheit, Gleichheit und Demokratie als Lehre der Fehler und Kontrast zur Politik in Europa – es galt, diese “reinen“ Institutionen von negativem europäischen Einfluss abzuschotten und zu schützen (auch vor Einwanderern, die einen solchen Einfluss “importierten“). Weiterhin beriefen sie sich auf ihr angelsächsisches Erbe (Anglo-Saxonism) und sahen sich gegenüber anderen Nationen religiös, ethnisch, politisch, moralisch und selbst rassisch überlegen. Der freien Einwanderung setzten sie entgegen, dass nicht-assimilationswillige sowie –fähige Einwanderer (solche, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Ideologie mit dem WASP-Ideal[5] nicht vereinbar waren) ebenfalls das System und die amerikanischen Institutionen gefährdeten. Die grundsätzlichen Tendenzen dieser beiden Spannungslinien zogen sich wie ein roter Faden durch die amerikanische Einwanderungsgeschichte und –politik und haben sich teilweise bis heute erhalten.

2.1. Die Differenzierung zwischen “old immigration“ und “new immigration“

Nachdem sich von Beginn der Besiedelung und der Kolonialzeit bis zur republikanischen Frühzeit hauptsächlich Engländer (sowie Schotten und Iren) in Amerika niedergelassen hatten, lockten die Möglichkeiten, die sich in dieser neuen Welt boten, zahlreiche Einwanderer aus Europa an. Gezeichnet war diese Entwicklung von push- und pull- Faktoren: einerseits bewegten Hungersnöte, Überbevölkerung, wirtschaftliche Depression sowie religiöse und politische Verfolgung und Unterdrückung viele Menschen dazu, die “alte Welt“ in Richtung USA zu verlassen. Gleichzeitig boten die amerikanischen Ideale wie Freiheit, Gleichheit und Demokratie sowie die einsetzende Industrialisierung und prosperierende Wirtschaft Chancen auf ein besseres Leben. Die USA wiederum waren in dieser dieser Zeit des wirtschaftlichen Aufstiegs auf Einwanderer als Arbeitskräfte angewiesen und warben aktiv um diese. Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigten sich (unter anderem aufrgrund einbrechender und schwankender Konjunktur) Tendenzen zum Fremdenhass, welcher sich größtenteils gegen deutsche und irische Katholiken sowie gegen Orientals (Asiaten) richtete.

Jedoch zeichnete sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts eine zunehmend kritische Betrachtung der stetig ansteigenden Einwandererzahlen ab, die Rufe nach Restriktionen laut werden ließen. Insgesamt aber war es weniger die schiere Masse als die “Qualität“, die unterschiedliche und fremdartige Herkunft, die die Angst vor einer möglichen Überfremdung bzw. “De-Amerikanisierung“ schürten. Es machte sich ein deutlicher Wandel der Herkunftsländer bemerkbar: während zunächst Briten und Nordwesteuropäer (die das WASP-Ideal verkörperten oder aber zumindest mit diesem kompatibel waren) eingewandert waren, so stieg gegen Ende des Jahrhunderts die Anzahl der Einwanderer aus Süd- und Osteuropa sowie auch aus Asien. Neben den neuen Sprachen, anderen Konfessionen, den kulturellen und sozialen Unterschieden sowie Ideologien, die z.T. gegensätzlich zu den amerikanischen Werten waren und als nahezu unvereinbar mit ihnen galten, wurden auch negative Eigenschaften wie Unfortschrittlichkeit, Kriminalität, hohe Armut und geringe Bildung (und somit die Unfähigkeit des amerikanischen Demokratieverständnisses) mit den “neuen Immigranten“ assoziiert. Während sich die bereits etablierten US-Amerikaner als Nachfahren der Pioniere sahen, die die amerikanische Nation mit all ihren Vorstellungen,Werten, Institutionen und natürlich auch ihrer wachsenden Wirtschaft aufgebaut und geformt hatten, fürchteten sie, dass die fremdartigen Neuankömmlinge genau diese Ideale und Institutionen bedrohen und unterwandern sowie die Wirtschaft ausbeuten würden. Nicht zuletzt spiegelten sich die sozioökonomischen Veränderungen (vom Agrar- zum Industriestaat und die Herausbildung der USA als imperiale Großmacht) und die mit ihnen einhergehehenden wirtschaftlichen und sozialen Unsicherheiten aber auch in neu forciertem Amerikanismus und (nativistischen) rassenideologischen Konzepten wieder: Die angelsächsischen und verwandten “Rassen“ (wie Skandinavier, Norddeutsche, Holländer, Kelten und Flamen – die “alten Einwanderer“) fühlten sich den “neuen“ Einwanderern (den Süd- und Osteuropäern, vor allem aber den Asiaten) politisch, biologisch, sozial, moralisch und auch intellektuell überlegen. Gleichzeitig sahen sie ihr angelsächsisches Erbe (aus dem die U.S. Nation und ihre Ideale doch letztendlich hervorgegangen waren) von Vermischung und Verdrängung durch “mindere Rassen“ bedroht.

Durch diese Ideologie und die Umwälzungen in der Gesellschaft entflammten erneut bipolare Positionen: dem universalistischem Konzept der USA als Schmelztiegel und Asyl der Freiheit stand der kritische Eindruck Amerikas als Abstellgleis der europäischen Probleme gegenüber.

All diese Prozesse und die wachsende Unerwünschheit bestimmter Gruppen von Einwanderern führten zu fortdauernden, kontroversen Debatten in der Öffentlichkeit und im Kongress, die starke Gegensätze zwischen der einerseits als notwendig angesehenen Beschränkung der Einwanderung zum Schutz der nationalen Interessen und andererseits der Beachtung und Respektierung amerikanischer Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit und der Asylfunktion zeigten. Letzten Endes schlugen sich einige dieser Streitpunkte in Restriktionsgesetzen nieder.

2.2. Restriktionen

Im Jahr 1882 wurde erstmals ein Gesetz erlassen, welches die Einwanderung von “der Öffentlichkeit zur Last fallenden“[6] (ausgenommen politisch und religiös Verfolgte) Personen verhindern sollte und eine Personensteuer von 50 Cents vorschrieb. Im gleichen Jahr wurde der Chinese Exclusion Act erlassen, ein Gesetz, welches definitiv auf der Basis rassenideologischer Überlegungen ein gesamtes Volk aufgrund ihrer Herkunft, ihrer angeblichen und absoluten Nicht-Vereinbarkeit mit amerikanischen Institutionen wie freiheitlicher Demokratie (Yellow Peril; die gelbe Gefahr) und der daraus folgenden Nicht-Assimilierbarkeit von der Einwanderung ausschloss. Die europäischen Einwanderer hingegen (insbesondere die “neuen“ Immigranten) sollten anhand indiviueller Kriterien selektiert werden. Eine dieser Maßnahmen war das Gesetz von 1884, welches die zuvor geförderte Einwanderung von Kontraktarbeitern unterbat. Dieses Gesetz wurde mit Argumenten im Sinne der America First - Ideologie erlassen: man warf den Kontraktarbeitern vor, den US-Amerikanern die Arbeitsplätze wegzunehmen und die amerikanische Wirtschaft zu korrumpieren. Die Angst vor sozialistischen und kommunistischen Einflüssen sowie die Depression von 1884 stellten einen guten Nährboden für solch nativistische Argumente dar.

Als wichtige politische Kraft wurde schließlich 1894 in Boston die Immigration Restriction League gegründet, die ihr angelsächsisches Erbe betonte und weitere Restriktionen der Einwanderung forderte. Erstmals wurden Lesetests als Kriterium für die Aufnahme in die USA verlangt. Im Zuge dieser Entwicklungen erschienen die Worte, die auf der 1886 aufgestellten Freiheitsstatue prangten und dazu aufriefen, die armen und unterdrückten Massen nach Amerika zu schicken, mehr und mehr als blanke Ironie.[7] Die rassistischen Vorurteile gegenüber den Orientals fanden ihre Fortsetzung im Gentlemens´s Agreement von 1907, in welchem die Restriktion der Einwanderung aus Japan arrangiert wurde. Im selben Jahr wurde die Dillingham - Kommission geschaffen, welche die Einwanderung und deren Auswirkungen dokumentierte und analysierte.

Speziell seit Beginn des ersten Weltkrieges wurde erneut ein notwendiger Amerikanismus und Patriotismus forciert, da man die Loyalität der Immigranten gegenüber den USA radikal in Frage stellte. 1917 wurde der Immigration Act erlassen, der die zuvor geforderten Leseprüfungen festsetzte und nun Einwanderer aus dem kompletten asiatisch-pazifischen Raum sowie “Personen, die der Öffentlichkeit zur Last fallen“ endgültig ausschloss. Die Ereignisse des ersten Weltkrieges sowie der Russischen Revolution erschütterten die Ideale und Integration der USA und verstärkten die Unsicherheiten und Ängste vor kommunistischen Einflüssen (Red Scare) und Anarchie und endete nicht selten in der Deportation “subversiver Elemente“; vor allem der gefürchtete Flüchtlingsstrom schien nun neben qualitativen auch quantitative Restriktionen zu erfordern. Folglich wurde 1921 ein Quotengesetz erlassen, welches eine Höchsteinwanderungsquote von nur noch 3% der bereits in den USA lebenden Nationalitäten vorsah – allerdings auf der Basis der Zahlen von 1910. Erstmals war damit ein Gesetz geschaffen, dass die “neuen“ Einwanderer offen extrem benachteiligte. Besonders einschneidend und quasi der Höhepunkt der nativistischen Bestrebungen war das Johnson-Reed Gesetz von 1924: Das Quotengebiet wurde zwar nahezu auf die ganze Welt ausgeweitet (mit Ausnahme der eigenen Hemisphäre); allerdings wurde die Quote auf 2% abgesenkt und anhand der Volkszählung von 1890 errechnet – einer Zeit, in der die große Einwanderungswelle aus Süd- und Osteuropa noch nicht erfolgt war. Weiterhin wurden die Einwanderer mithilfe eines Präferenzsystems selektiert, welches Landwirte und den Zuzug der Familie privilegierte.

Die USA hatten vorerst ihr früheres Ideal der Asylfunktion zugunsten “rassischer Homogenität“ und der WASP-Hegemonie aufgegeben. Die Qoutenregelung zeigte den gewünschten Effekt, die Einwanderungsrate sank drastisch.[8] Auch ab der Machtergreifung Hitlers in Deutschland scheiterten jegliche Versuche, die Quotenregelung zugunsten jüdischer Flüchtlinge zu liberalisieren: einerseits griff die public – charge Politik; vor allem aber verlangte das Gesetz von 1924 von den Flüchtlingen auch ein polizeiliches Führungszeugnis, dass ihre Unbedenklichkeit bestätigte (!). Einzelne Bemühungen, diese Bestimmungen zu lockern, scheiterten nicht zuletzt an antisemitischen Strömungen und Angst vor Subversion.[9]

Zur Zeit des Krieges jedoch entbrannten erneut auch Diskussionen um die Widersprüchlichkeit und Rassendiskriminierung im eigenen Land. Im Zeichen der Diplomatie wurde 1943 der Chinese Exclusion Act aufgehoben und immerhin eine Minimalquote für chinesische Einwanderer festgelegt. Die Geschehnisse und der langsame Bewusstseinswandel vom Nationalismus zum Internationalismus brachten die USA zum Überdenken ihres Selbstverständnisses und erinnerte die Weltmacht auch an ihre Gründungsprinzipien und internationalen sowie humanitären Verpflichtungen: 1948 wurde der Displaced Persons Act erlassen, welcher (wenn er auch zahlenmäßig begrenzt war und bestimmte Gruppen wie Balten, Landwirte und Volkssdeutsche privilegierte) die zusätzliche Aufnahme Vertriebener ermöglichte.[10] Der 1952 (trotz des Vetos von Päsident Truman) erlassene McCarran-Walter Immigration and Nationality Act knüpfte mit Ausnahme einer Neudefinierung der Quotenregelung an das diskriminierende und nativistisch geprägte Johnson-Reed Gesetz an, spiegelte jedoch auch deutlich die noch latente Angst vor Subversion und kommunistischer Infiltrierung wieder. Dennoch bereitete der 1953 Refugee Relief Act, der die Aufnahme bestimmter Flüchtlinge außerhalb der Quoten ermöglichte, den Weg in eine liberale, humanitäre aber auch außenpolitisch orientierte Ära. So wurde Flüchtlingen des Ungarn-Aufstands, kubanischen und tibetanischen Flüchtlingen ein Sonderstatus gewährt. Nicht zuletzt zeigte sich hier eine unterschwellige Präferenz von Flüchtlingen aus kommunistischen Gebieten.

Der Wandel zu einer liberaleren (und universalistischen) Einwanderungspolitik vollzog sich unter anderem unter der Erkenntnis, dass die starren Beschränkungen der Volkswirtschaft eher geschadet als genutzt hatten und der Rückbesinnung auf Amerika als ein Land von Einwanderern, dessen Prinzipien von Gleichheit und Demokratie (wie sie in der Bill of Rights verankert waren) sich nicht mit den rassistischen Gesetzen in Einklang bringen ließen. Der von Präsident Kennedy eingeleitete und unter Präsident Johnson erlassene Immigration Act von 1965 sah zahlreiche Änderungen vor: an die Stelle der Qoutenregelung trat nun ein Höchstgrenze von 170 000 Einwanderern pro Jahr der östlichen Hemisphäre (Europa, Asien), 120 000 der westlichen Hemisphäre sowie 20 000 pro Staat. Hinzu kam ein Präferenzsystem, dass anstatt der Herkunft Kri- terien wie berufliche Qualifikationen und Verwandtschaftsbeziehungen setzte.

2.3. Entwicklungen nach 1965 und die amerikanische Flüchtlingspolitik

Bereits kurz nach dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes stiegen die Zahlen der Immigranten wieder drastisch an. Dabei war ein deutlicher Wandel der Herkunftsländer zu verzeichnen: die traditionelle Einwanderung aus Europa wurde nun vor größtenteils von Einwanderern aus der Karibik, Asien (besonders stieg der Anteil der Einwanderer aus den Philippen und Korea, die die Möglichkeit der Familienzusammenführung in vollen Maßen nutzten) und vor allem Mittel- und Lateinamerika (aufgrund der dort herrschenden wirtschaftlichen Problemen und politischen Unruhen) ersetzt. Aber nicht nur legale, sondern auch illegale Einwanderer strömten ins Land, welche eine hohe Belastung für das amerikanische Sozialsystem darstellten. Als besonders problematisch wurde die “silent invasion“ aus Mexiko betrachtet – obwohl dieses Problem z.T. auch hausgemacht war: Nicht nur das enorme Bevölkerungswachstum und das labile Finanzsystem Mexikos, der gesamte strukturelle Wandel der Wirtschaft (u.a. die Verlagerung von US - Produktionsstätten und somit die Verdrängung klein- und mittelständischer Betriebe), sondern auch das in der 40er Jahren geschaffene “bracero“-Programm (eine Art Kontraktarbeiterregelung), welches 1965 endete, hatte viele Mexikaner von der amerikanischen Wirtschaft abhängig gemacht. Gleichzeitig nutzten viele amerikanische Unternehmen illegale Einwanderer aus Mexiko als günstige Arbeitskraft aus. Erst im Jahr 1986 versuchte man dem Problem der illegalen Einwanderung gesetzlich beizukommen: der Immigration Reform and Control Act stellte erstmalig die Beschäftigung illegal Eingereister unter Strafe (!). Es wurde ein Amnestieverfahren geschaffen, welches illegalen Einwanderern unter bestimmten Bedingungen die Einbürgerung ermöglichen sollte (trotzdem stellten sich viele potentielle Einwanderer diesem Verfahren nicht) . Ferner wurden die Grenzen verstärkt kontrolliert. Vornehmlich um die Migration aus Lateinamerika (und Asien) einzudämmen, wurde 1988 ein überarbeitetes Einwanderungsgesetz geschaffen, welches einen Höchstsatz von 7% aller Einwanderer aus einem Staat vorschrieb, die Familienzusammenführung einschränkte und vor allem beruflich Qualifizierte, sowie arbeitsplatz- und kapitalschaffende Investoren präferierte.

Die Flüchtlingspolitik der USA hingegen war nicht nur von humanitären, sondern auch ideologischen (und außenpolitischen) Denkweisen geprägt. Seit Beginn des Kalten Krieges nahmen die USA stets bereitwillig Flüchtlinge aus kommunistischen Ländern auf (z.B. Kuba), die als politische Flüchtlinge gewertet wurden; anderen (eigentlich politischen) Flüchtlingen, vor allem aus rechtsgerichteten Regimen wie z.B. Haiti wurden als angeblichen Wirtschaftsflüchtlingen oftmals das Asyl verweigert. Auch der 1980 erlassene Refugee Act, der den Flüchtlingsstatus genau definierte und flexible Obergrenzen für Flüchtlinge statuierte, änderte die restriktive und ideologische Einwanderungspolitik der USA nicht erheblich und wurde von Menschenrechtsbewegungen heftigst kritisiert.

Im Jahr 1990 wurde ein überarbeitetes Einwanderungsgesetz geschaffen, welches eine flexible Obergrenze von 675 000 Immigranten pro Jahr festlegte, ferner durch diversity visas Einwanderer aus Ländern mit einer bisher niedrigeren Einwanderungsrate anziehen sollte. Sechs Jahre später jedoch, vor allem aufgrund Veränderungen im amerikanischen Sozialsystem und vermehrtem Asylmissbrauch, erfolgten noch einmal Verschärfungen der Einwanderungsgesetze, die ein erschwertes Asyl- und Einbürgerungssverfahren, die Abschiebemöglichkeit für straffällig gewordene Nicht-Amerikaner sowie den Ausschluss nicht-amerikanischer Bürger von staatlichen Leistungen beinhaltete. Die anschließenden Überlegungen zeigten zwar eine erneute Tendenz zur Liberalisierung; letzten Endes wird sich wohl zeigen müssen, inwieweit die dramatischen Ereignisse des 11. Septembers 2001 und auch die aktuelle US-Außenpolitik die Aufnahmebereitschaft der USA und die Debatte über Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik, besonders mit Hinblick auf die nationale Sicherheit, beeinflussen.

3. Das Einwanderungsland Kanada

Auch Kanada ist ein klassisches Einwanderungsland, welches heute aufgrund seiner progressiven und liberalen Einwanderungspolitik sowie dem daraus resultierenden multikulturellen und multiethnischen Gesellschaftsbild in der ganzen Welt als vorbildlich gilt.

Bereits das Entstehen dieser Nation war von zwei Kulturen geprägt, da sich zuerst frankophone und anglophone Siedler in Kanada niederließen (und sich diese beiden “Gründungsnationen“ bis heute parallel erhalten haben).[11] Vielleicht war es bereits diese Bikulturalität, die den Weg in die multikulturelle Mosaik-Gesellschaft ebnete. Allerdings kristallisierte sich desgleichen in Kanada früh eine (nicht zuletzt militärisch begründete) Dominanz der angelsächsischen Bevölkerung heraus.

Die Probleme in der “alten Welt“ Europa trieben viele Einwanderer auch nach Kanada; viele jedoch wollten ihr Glück in den USA finden und nutzten Kanada daher als Durchzugsgebiet. Zwar herrschten auch in diesem angelsächsisch geprägtem und der britischen Krone treuem Land Vorbehalte, rassistische Denkweisen gegenüber Neuankömmlingen und das Ideal des WASP und somit auch eine Vorstellung des “idealen Einwanderers“; letztlich jedoch waren es vor allem sozioökonomische Überlegungen und Intentionen, die die Einwanderungspolitik bestimmten und im Sinne des nationalen Interesses die ideologischen Denkweisen zunächst untergeordnet scheinen ließen. Somit war auch die kanadische Einwanderungspolitik das ambivalente Produkt eines Aushandelungsprozesses zwischen zwei Spannungslinien: einerseits dem Wunsch, die WASP-Hegemonie zu erhalten und auszubauen, andererseits der Notwendigkeit, auch weniger erwünschte Einwanderer ins Land zu bringen um gesellschaftlich, räumlich und wirtschaftlich expandieren zu können.

3.1.Die Einwanderungsgeschichte Kanadas

Die Gründungsgeschichte Kanadas wurde von zwei europäischen Nationen geprägt: zuerst ließen sich im 17. Jahrhundert französische Siedler an der Atlantikküste nieder, um “Neu-Frankreich“ zu gründen. Später jedoch folgten Kolonisten der britischen Inseln, und bald entbrannten andauernde Rivalitäten und militärische Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft kanadischer Gebiete; nicht zuletzt waren diese Konflikte das Resultat einer Verlagerung der Gegnerschaften zwischen den europäischen Großmächten Großbritannien und Frankreich. Der Großteil dieser Gebiete fiel letzten Endes unter britische Herrschaft.

Nach der sehr heterogen zusammengesetzten Gruppe englischsprachiger Einwanderer (Engländer, Schotten, Ulster-Scots, später Waliser und Iren) siedelten sich auch kleine Gruppen holländischen, deutschen und jüdischen Ursprungs an. Die überwiegend britische Bevölkerung erhielt nach der Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 weiteren Zuwachs durch US-Bürger, die sich noch der britischen Krone verpflichtet fühlten (Loyalisten). Mit ihnen kamen oftmals auch “loyale“ Schwarze, die ab 1833 zwar in Kanada den Freiheitsstatus erlangten, sich aber genau wie die bereits früher zugewanderten schwarzen “Pioniere“ und die aus den USA geflüchteten Sklaven (Underground Railroad) latenter Diskriminierung ausgesetzt sehen mussten.

Trotz der noch relativ dünnen Besiedelung Kanadas wurde 1794 als erstes Einwanderungsgesetz der Act Respecting Aliens erlassen, der vornehmlich darauf abzielte, die Loyalität von US-Immigranten zu prüfen. Etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts fanden kleine Gruppen von Mennoniten (die im Zuge der sekundären Migration aus Pennsylvania und Russland kamen) und von chinesischen Einwanderern (zu Beginn des Goldrauschs) ihre Heimat in Kanada. Besonders die große Missernte und die folgende Hungersnot in Irland veranlasste eine hohe Zahl von Iren nach Kanada abzuwandern. Da diese Einwanderungsgruppe zwar einerseits bereitwillig aufge- nommen wurde, stellte sie andererseits doch eine finanzielle Belastung dar. Unter anderem in diesem Zusammenhang wurde 1851 eine Regelung getroffen, die künftig potentielle Einwanderer, die der Öffentlichkeit zur Last fallen (public charge), ausschließen sollte.[12] Ungeachtet dieser Entwicklungen waren im Jahre des Zusammenschlusses zur Konföderation 1867 gerade 7% der Bevölkerung Kanadas nicht englischen oder französischen Ursprungs.

Die sich langsam entwickelnde Industrie und Wirtschaft Kanadas und speziell der Bau der Canadian Pacific Railway weckten einen hohen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräf- ten, welcher zum Teil gedeckt wurde von Italienern, die aus ihrem politisch zerrütteten und verarmenden Land abwanderten, auch aber von Orientals – Sikhs, Japaner, und vor allem Chinesen, deren Absicht es war, Geld zu verdienen und später nach China zu- rückzukehren. Es war teilweise die hohe Zahl der chinesischen Immigranten, die sie als bedrohliche Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt erschienen ließ, vielmehr aber (analog zu den Entwicklungen in den USA) waren es rassistische Vorurteile gegenüber den Chinesen, ihrer kulturellen und religiösen Fremdartigkeit, die letztlich zum Chinese Immigration Act von 1885 führten – ein Gesetz, das nun Bedingungen auferlegte, die praktisch nicht mehr erfüllt werden konnten und so die chinesische Immigration abrupt stoppte.[13]

Insgesamt war die kanadische Gesellschaft zu dieser Zeit – war sie doch zum größten Teil aus angelsächsischen Wurzeln hervorgegangen – von der gleichen Denkweise wie ihr US-amerikanisches Nachbarland geprägt: die Merkmale der WASPs galten als superior und erstrebenswert, ideologisch hatte sich auch hier eine Hierarchie (letztlich anhand der gleichen Kriterien wie Hautfarbe, Religion, Herkunft, Kultur und der daraus resultierenden Fähigkeit zur Assimilation) hinsichtlich der Erwünschtheit bestimmter Einwanderungsgruppen manifestiert. Die Probleme der Überbevölkerung, politischer wie ökonomischer Krisen, insbesondere die Agrarstrukturkrise der 1880er trieben viele Europäer zur Abwanderung an die kanadischen Küsten; dennoch nutzen viele dieser Immigranten Kanada nur als Zwischenstation um anschließend, angezogen vom Mythos des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten und wachsenden Industrie, in die USA überzusiedeln. Viele Agrargebiete in den USA waren bereits erschlossen, Kanada jedoch benötigte nun Einwanderung, um seine großen ländlichen Sektoren nutzbar zu machen und demographisch, industriell und somit auch wirtschaftlich zu expandieren. Ähnlich wie zuvor in den USA bemühte man sich nun aktiv um Einwanderer, musste jedoch bald erkennen, dass es nicht genügend Siedler aus den preferred nations (wie Großbritannien, Nordwesteuropa und auch den USA) nach Kanada zog. So war die Einwanderungspolitik Kanadas um die Jahrhundertwende weniger ideologisch, sondern ökonomisch orientiert. Kanada warb nun auch in Mittel- und Osteuropa verstärkt um Einwanderer.

Vor allem Ukrainer, aber auch Russen und Polen erhielten vergünstigtes Land, um den Westen Kanadas agrarisch zu erschließen. Die abschätzig genannten Galicians galten als nützlich für das Land, da sie als gute und kräftige Landwirte angesehen wurden, die meist in großen Familienverbänden einreisten; dennoch wurden sie als nur schwer integrierbar eingeschätzt, und ihnen schlug seitens der Anglo - Kanadier große Ableh- nung anhand typischer rassistischer Vorturteile wie religiöse Fremdartigkeit und auch Unzivilisiertheit entgegen.

Insgesamt zog es aber auch entgegen der Intention Kanadas viele Neuankömmlinge nicht nur in die Agrarwirtschaft, sondern in die urbanen Zentren der Industrie. Die ethnischen Gruppen waren bald sehr vielfältig; die Einwanderungsgruppe der sogenannten “Deutsch-Kanadier“ vergößerte sich; diese war jedoch sehr heterogen zusammengesetzt und umfasste nicht nur deutschstämmige, sondern auch schweizerische, österreiche sowie niederländische Einwanderer. Ferner siedelten sich auch (z.T. wieder im Zuge der sekundären Migration) jüdische Siedler, Skandinavier und ganze Gemeinden sektenähnlicher Gemeinschaften wie den Mennoniten, russischen Doukhobors und Hutteriten an. Mit der Wende zum 19. Jahrhundert erreichten aber auch wieder größere Gruppen von Japanern und Indern Kanadas Zentren. Die nationalen Interessen waren dominant genug, um Mittel- und Osteuropäer zu tolerieren, die zunehmend feindliche Einstellung gegenüber asiatischer Migration aber führte schließlich 1907 zum Gentlemen´s Agreement mit Japan und der Continuous Journey Stipulation von 1908, welche die Abweisung von Einwanderern vorschrieb, die nicht ohne Zwischenstation nach Kanada gereist waren, und vornehmlich auf den Ausschluss asiatischer Migranten abzielte.

Alles in allem aber behielt Kanada eine (zumindest anscheinend) liberale und ermutigende Einwanderungspolitik bei; zwar wurde 1910 der Immigration Act erlassen, der diverse Neuerungen und Definitionen enthielt,[14] dennoch empfing das Land weitere Immigranten, da Kanada gerade im Vergleich mit der fortschreitend extrem restrikitven Einwanderungspolitik der USA (insbesondere dem US Immigration Act von 1917) als offenes Einwanderungsland erschien (der “last best West“). In der Periode von 1896-1914 hatten sich schließlich insgesamt 3 Millionen Einwanderer in Kanada niedergelassen.

Genau wie in den USA verursachten die Ereignisse des ersten Weltkrieges und der Russischen Revolution diffuse Ängste vor dem (vor allem bolschewistischen) negativen Einfluss der Einwanderer[15], so dass 1919 zu dem zuvor festgelegten Ausschluss nun auch die Option der Deportation von gefährlichen subversiven Ausländern gesetzlich verankert wurde. In den 1920ern erreichte noch einmal eine neue Immigrationswelle von Mittel- und Osteuropäern, die sich als Arbeiter in der Holzindustrie und dem Bergbau, aber auch größteneils als Farmer etablierten, Kanada. Voerst profitierte das vergleichsweise noch dünn besiedelte Kanada von dieser Zuwanderung, die Wirtschaft florierte.

Ab den 30er Jahren, nicht zuletzt aufgrund der Weltwirtschaftskrise und der sich ver- schlechternden ökonomischen Bedingungen, weckte der rapide ansteigende Anteil der Einwanderer nicht-französischen und –englischen und somit nicht präferiertern Ursprungs erneut das latent vorhandene rassistische Gedankengut. Letzlich galt es wieder, das angelsächsische Erbe und die mit ihr verbundenen Ideologien und Institutionen hochzuhalten und zu schützen. Die open door policy endete endgültig mit den ersten Regierungsverordnungen Anfang der 30er, die nicht nur ethnisch, sondern auch finanziell selektiv wirkten.[16] Vergleichbar mit den USA entwickelten bzw. verstärkten sich antisemitische Haltungen, die sich auch in der faktisch nicht existenten Flüchtlingspolitik gegenüber verfolgten Juden niederschlug (“none is too many“). Insgesamt ging die Anzahl der Einwanderer in diesem Zeitabschnitt bis zum Ende des 2. Weltkrieges stark zurück.

In den Nachkriegsjahren strömten viele Menschen aus dem kriegszerrütteten Europa; Kanada nahm alleine bis 1952 über 150 000 Zwangsarbeiter und Kriegsflüchtlinge auf (Displaced Persons), und prägte damit die künftige kanadische Flüchtlingspolitik. Dennoch wurden die Grundzüge der kanadischen Einwanderungspolitik im Jahr 1947 in einer Erklärung des Premierministers Mackenzie King festgelegt und im Immigration Act von 1952 gesetzlich verankert: Einwanderung wurde nun innerhalb bestimmter Obergrenzen zugelassen; maßgeblich enthielt dieser Erlass aber die Direktive, dass Einwanderungspolitik im Rahmen nationaler Ziele wie Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Entwicklung erfolgen sollte (Canada First?). Zudem enthielt er auch wiederum selektive Einschränkungen: Einwanderung sollte nicht den fundamentalen (= britischen) Charakter der kanadischen Gesellschaft verändern, außerdem nur im Rahmen der „Absorptionsfähigkeit“ Kanadas zugelassen werden. Letztlich wurde mit diesem ambivalenten Gesetz wieder das Konzept des melting pot forciert: präferiert wurden Gruppen anhand ökonomischer Maßstäbe (Startkapital), sowie sprachlicher, sozialer, und kultureller Ähnlichkeiten, da diese schnell in die kanadische Gesellschaft assimiliert werden konnten (und den kanadischen Charakter nicht zu verändern drohten).

Als Resultat betraf dies aber wieder Immigranten aus den preferred nations wie Briten, Franzosen, US-Amerikaner und Nordwesteuropäer. Den ansässigen asiatischen Migranten wurde in bestimmten Maße der Familienzuzug gewährt[17], und auch die indischen Länder bekamen eine (sehr geringe) Quote zugeteilt – faktisch war damit das Gesetz nicht offenkundig rassistisch, garantierte aber doch eine fortwährende Hegemonie der weißen Anglo-Kanadier. Da die meisten potentiellen Einwanderer aber anhand der erwähnten Kriterien individuell geprüft wurden, zeigte sich bald, dass das Gesetz von 1952 nur schwer durchzuführen und sehr zeitaufwendig war; zudem erschwerte es den Zuzug von doch eigentlich benötigten qualifizierten Arbeitskräften. Zusätzlich fand langsam ein Umdenken statt, dass die diskriminierenden Aspekte des Gesetzes in die Kritik geraten ließ. Weiterhin war der Stand der doch eigentlich wirtschaftlich benötigten Einwanderung extrem niedrig.

3.2. Liberalisierung der Einwanderungsgesetze und Flüchtlingspolitik

Den vorangegangenen Erkenntnissen folgte 1962 eine Anweisung, die die Diskriminierung aufgrund nationaler Herkunft aufhoben. 1967 wurde schließlich eine Regelung eingeführt, die Einwanderer zunächst in 3 Kategorien einteilte (unabhängige Bewerber, abhängige Familienangehörige, unabhängige Familienangehörige) und ein Punktesystem anhand verschiedener Kriterien wie u.a. Alter, berufliche Qualifikation, Bedarf und persönlicher Eignung einführte. Dieses System stellt quasi den Grundstein der kanadischen Einwanderungspolitik dar und wurde nach der Vorlage bestimmter Modifizierungen (den Green Papers) schließlich 1976 mit dem Immigration Act verabschiedet. Neben dem Punktesystem wurden erstmals die Prioritäten, Ziele und auch die Pflichten der Einwanderungspolitik genau benannt: Familienzu- sammenführung, Einwanderungsbedarf (demographische Zielvorgaben), Anerkennung humanitärer Pflichten gegenüber Flüchtlingen, Förderung der Integration, Berücksichtigung des föderalen und bilingualen Charakters Kanadas, Förderung der Wirtschaft und Gesellschaft, keinerlei Diskriminierung der Bewerber; zusätzlich (ähnlich wie die US-Gesetze für kapital- und arbeitsplatzschaffende Investoren) Business Immigration. Im Gegensatz zu den USA wurden hier jedoch keine festen Quoten festgelegt; diese wurden jedes Jahr einzeln, den aktuellen Entwicklungen entsprechend, verhandelt.

Dennoch waren nach dieser gesetzlichen “Öffnung der Tür“ zu Kanada bestimmte Krankheiten, die eine Gefährdung für die Volksgesundheit darstellten, die Gefahr der public charge sowie schwere Vorstrafen und subversive Intentionen Grund für einen Ausschluss von der Einwanderung.

Insgesamt gingen die Neuerungen und Liberalisierungen mit einem “change of origins“ einher: die Hauptzuzugsgebiete verschoben sich signifikant von Europa nach Asien, zu kleineren Teilen auch Süd- und Mittelamerika sowie Afrika und führten somit zu einer weiteren ethnischen Diversifizierung, gleichzeitig aber auch einem sich langsam neu formenden nationalen Selbstverständnis. Dennoch sahen und sehen sich auch heute noch die visible minorities[18] wie Schwarze, Inidianer und Asiaten trotz Gesetzgebung teilweise den alten Vorurteilen und offener Diskriminierung ausgesetzt.

Auch die kanadische Flüchtlingspolitik ist einer kurzen Betrachtung wert: wie bereits erwähnt, wurde bis Ende des 2. Weltkrieges keine Flüchtlingspolitik betrieben. Die Zahl der Displaced Persons, die nach 1946 Aufnahme in Kanada fanden, mutet zwar relativ hoch an, dennoch wurden die Flüchtlinge mithilfe der gleichen Kriterien, die für Immigranten galten, selektiert. Der Flüchtlingsstatus wurde zwar in den Regelungen von 1978 definiert, dennoch stand die Flüchtlingspolitik, ähnlich der Einwanderungspolitik, oftmals im Spannungsfeld innenpolitischer und somit demographischer und ökonomischer Ausrichtungen und humanitären Verpflichtungen. Weiterhin wird auch in Kanada zwischen Wirtschafts- und politischen Flüchtlingen unterschieden. Den Kernpunkt dieser Politik bildet die Möglichkeit, als Convention Refugee [19] einen Antrag auf Asyl zu stellen, Voraussetzung für die Gewähr jedoch ist die wahrscheinlich erfolgreiche Ansiedlung und Integration in Kanada. Auffallend ist, dass die Gewährung des Asyls oftmals länderabhängig war und noch ist; analog zur US-Flüchtlingspolitik wurden die Flüchtlinge des Ungarn-Aufstands 1956 sowie des Prager Frühlings 1968 einem beschleunigtem Aufnahmeverfahren unterzogen.[20]

1982 wurde die neue kanadische Verfassung verabschiedet, die noch einmal den multikulturellen Charakter des Landes betonte. 1989 wurde das weltweit als modellhaft geltende Immigration and Refugee Board eingesetzt, das sich detailliert mit den Fragen der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik beschäftigt. Nich zuletzt, da man erkannt hatte, dass die bis dato betriebene Einwanderungspolitik nicht effizient genug durchgesetzt worden war und zu viele Einwanderer außerhalb des Punktesystems zugelassen worden waren, wurde drei Jahre später mit der Bill C-86 noch einmal ein Gesetz erlassen, dass Neuerungen enthielt, die eine zahlenmäßige Obergrenze der jeweiligen Einwandererklassen vorsah und die auf verstärkte Kontrolle sowie die Verhinderung von (zunehmendem) Asylmissbrauch abzielte. International war man bemüht, dem Flüchtlingsproblem mit gemeinsamer Verantwortung entgegen zu kommen; in diesem Zusammenhang wurde von Menschenrechtsbewegungen die besonders problematische in der C-86 festgesetzte Richtlinie des “Safe Third Country“ kritisiert.[21]

Zuletzt wurde 2002 mit dem Immigration and Refugee Protection Act ein Gesetz er- lassen, welches an das vorherige anknüpfte, es aber noch einmal verfeinerte und besonders die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte, die Familienzusammenfüh- rung sowie den Schutz von Flüchtlingen hervorhob. Letztlich hatten die Ereignisse des 11. Septembers aber auch deutlich Einfluss auf die kanadische Politik: humanitären Verpflichtungen soll zwar nachgekommen und Flüchtlingen Schutz gewährt werden, jedoch rückt, wie in den USA, der Schutz der nationalen Sicherheit in den Vordergrund. Teilweise wird in dieser Hinsicht darüber in der Öffentlichkeit diskutiert und kritisiert, dass Flüchtlinge oftmals eher als thread, als eine Bedrohung und weniger als victim, als ein Opfer politischer Verfolgung gesehen werden.

Die Folgen für die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik für das multi-ethnische Einwanderungsland Kanada werden sich auch hier erst in den nächsten Jahren abzeichnen.

4. Schluss:Vergleich der kanadischen und US-amerikanischen Einwanderungsgeschichte und gesellschaftliche Perspektiven

Ein Vergleich der Einwanderungshistorie dieser beiden Länder weist auffallende Unterschiede, aber auch signifikante Parallelen auf. Dies mag nicht zuletzt an den unterschiedlichen Entwicklungen liegen: die USA hatten sich in einem fortwährenden Kampf letzten Endes mit der Unabhängigkeitserklärung deutlich vom britischen Mutterland abgegrenzt und begründeten damit eine neue Nation mit eigenen Werten, Idealen und Institutionen; der Mythos USA war geboren. Kanada hingegen hielt der britischen Krone die Treue. Zudem hatte sich zwar bald in beiden Ländern eine angelsächsisch geprägte Dominanz etabliert; dennoch war diese Vorherrschaft in Kanada das Ergebnis fortwährender problematischer Auseinandersetzungen mit der “anderen“ Gründungsnation Frankreich. Somit mussten sich die WASPs in Kanada mit einer frankophonen und katholischen Bevölkerung arrangieren.

Warben anfänglich beide Länder um Einwanderer, um das Wachstum ihrer Nation voran zu treiben, zog es dennoch mehr Immigranten in die USA. Im Zuge der Einwanderung, des industriellen und wirtschaftlichen Fortschritts und nicht zuletzt als ideologischer Import des Commonwealth entwickelte sich jedoch in beiden Nationen rassistisches Gedankengut, welches das WASP-Ideal als überlegen und Einwanderer aus anderen Nationen als minderwertig darstellte. Dieser Rassismus wendete sich vor allem gegen die “gelbe Gefahr“, asiatische Immigranten, und führten schließlich zu dem Chinese Exclusion bzw. dem weniger diskriminierend lautenden Chinese Immigration Act und den später folgenden Gentlemen´s Agreements. Ferner richteten sich die Vorbehalte gegenüber Fremden aber auch gegen Ost- und Südeuropäer. Die im Gegensatz zu Kanada schneller wachsenden USA reagierten auf diese “Bedrohungen“ ab 1917 mit den ersten extrem selektiven Restriktionen, die 1924 noch verschärft wurden. Kanada hingegen betrieb zunächst eine weniger ideologische orientierte Einwanderungspolitik; so war die relativ liberale Gesetzgebung Kanadas das Resultat der Notwendigkeit, Einwanderer auch aus weniger “preferred nations“ ins Land zu holen, um das Wachstum der Gesellschaft, des Territoriums und der Wirtschaft zu ermöglichen. Kurz gesagt, Kanada konnte sich im Interesse der Nation gesetzlich verankerten Rassismus voerst nicht leisten.

Nach den Entwicklungen von 1919 zeigten sich bereits ähnliche Ängste vor anarchistischen, vor allem aber kommunistsichen Einflüssen und Unterwanderung, sowie später auch deutliche antisemitische Haltungen, die sich in beiden Nationen anhand bestimmter Gesetze und Reaktionen, so die Möglichkeit der Deportation und nicht zuletzt die fehlende Bereitschaft, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen, ablesen lassen. So entwickelte sich parallel zu den USA ab den 30er Jahren auch in Kanada eine ethnisch-selektive und restriktive Einwanderungspolitik, die sich bis nach Ende des 2. Weltkriegs fortsetzte. Auch in dieser Zeit taten sich beide Nationen schwer, trotz (immer noch sehr außenpolitisch orientierter) Displaced Persons Politik, Einwanderer nicht präferierten Ursprungs ins Land zu lassen.

Erst Anfang der 60er begann ein wirkliches (?) Umdenken in Bezug auf Rasse und Herkunft (unterstützt von innenpolitischen Überlegungen wie den wachsenden Bedarf an Arbeitskräften) und führte zur Mitte diese Jahrzehnts zu einschneidenden Veränderungen – so die Aufhebung der qualitativ-ethnischen Selektion und Quoten in den USA sowie die gesetzlich verankerte Anti-Diskriminierung und das revolutionäre Punktesystem in Kanada.

Somit öffneten die liberaleren Gesetze wieder die Tore zu den Einwanderungsländern USA und Kanada. Die neue Politik, sowie auch die verbesserte Flüchtlingspolitik beider Länder führten schließlich bis heute zu konstant hohen Zahlen an Einwanderern diversen ethnischen Ursprungs , die die Zusammensetzung sowie das Selbstbild beider Nationen deutlich veränderten.

Wahrscheinlich ist es der Mythos, der dieses Land umgibt, unter anderem aber auch die geographische Lage (der direkte Grenzübergang zu Südamerika), die die USA immer noch zum größten Magneten für Einwanderer aus aller Welt machen; vor allem wird diese “Anlaufstelle“ von den Mexikanern genutzt.

Nicht zuletzt sind die USA aber auch mit dem Problem der wachsenden illegalen Einwanderung konfrontiert, welches das amerikanische Sozialsystem enorm belastet und so eventuell zu weiteren Restriktionen führen wird. Kanadas einziger direkter Nachbar sind hingegen die USA, und so findet hier eher ein amerikanisch-kanadischer “Migrantentausch“ statt; aus diesem Grund und auch aufgrund des differenzierten Punktesystems ist das Problem illegaler Einwanderung in Kanada deutlich geringer.

Insgesamt weisen die US- und die kanadische Einwanderungspolitik von Beginn der Besiedelung des amerikanischen Kontinents bis heute gleiche ideologische Grundzüge sowie innen- wie außenpolitische Taktierungen auf; die zum Teil unterschiedlichen Entwicklungen und Gesetze jedoch führten letztendlich zu zwei verschiedenen Gesell- schaften, deren Verständnis und Einstellung zu Multikulturalismus sowie nationaler Identität doch divergieren.

In den USA dominiert noch immer das Konzept des melting pot (auch wenn zunehmend das Bild des Mosaiks oder des salad-bowls herangezogen wird, um die amerikanische Gesellschaft zu beschreiben). Es herrscht ein gewisser Assimilationsdruck; Einwanderer werden in der „Nation of immigrants“[22] von großen Teilen (der WASP-) Gesellschaft noch mit Skepsis und Argwohn betrachtet. Diese Tendenzen und die seitens des Staates eher erschwerte Integration (anfänglicher Ausschluss von staatlichen Leistungen) gepaart mit obsoleten aber beständigen Vorur- teilen führen letzten Endes eher zu einer Ghettoisierung anstatt Verschmelzung. Die Anschläge des 11. Septembers werden diese Vorbehalte noch vergößert haben. Letztlich scheinen die USA noch nach “ihrer“ Identität zu suchen.

Das Bild der Mosaik-Gesellschaft trifft auf das heutige Kanada schon eher zu. Dies mag einerseits daraus resultieren, dass Kanada seit Beginn seiner Geschichte bikulturell geprägt ist, diese Bikulturalität in der Verfassung verankert hat und somit letzten Endes den Pfad in Richtung Multikulturalität gebahnt hat.[23] Darüber hinaus haben sich in Kanada aber auch ethnische Organisation mit einem gewissen Einfluss auf die Politik etablieren können. Vor allem aber ist die ehtnische Neutralität und Multikulturalität (sowie die mit ihr einhergende Antidiskriminierung) gesetzlich statuiert und wird durch staatliche Integrationsmaßnahmen wie z.B. Sprachkursen begleitet.

Beide Länder gelten heute jedoch als vorbildhaftes Modell für Einwanderungspolitik. Obwohl sie vielleicht noch nicht die Ideallösung darstellen, wird sich zeigen, welche Veränderungen sich in Zeiten der ansteigenden und sich weiter diversifizierenden Einwanderung, der gleichzeitig durch Geburtenrückgang schrumpfenden WASP-Gesellschaft, des Terrors aber auch der zunehmenden Globalisierung ergeben werden.

Literaturverzeichnis

Adelman, Howard, Canadian immigration and refugee policy and practice, Berlin 1994

Metcalfe, William (Hg.), Understanding Canada, New York 1982

Sautter, Udo, Geschichte Kanadas, München 1992

Palmié, Stephen, Einwanderung und Einwanderungspolitik, in: Michael Zöller (Hg.), Länderbericht USA, Bonn 1992, S. 325-338

Vollmer, Helmut J. (Hg.), Multikulturelle Gesellschaft und Minderheiten Kanada und USA, Augsburg 1992

Wendler, Hans Jürgen, Universalität und Nativismus: das nationale Selbstverständnis

der USA im Spiegel der Einwanderungspolitik, Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie, Hamburg 1978

Außerdem:

Einwanderungspolitik Kanadas und der USA: Beispiele für die Bundesrepublik Deutschland? ; Tagungen der Friedrich-Ebert-Stiftung am 28. September 1993 und 21. Oktober 1993 in Bonn.

Ruhr-Universität Bochum

Fakultät für Sozialwissenschaften

Sektion Politikwissenschaft

Seminar: Kanada und die USA und im historisch-politischen Vergleich

Seminarleitung: Prof. Dr. Bleek

Kanada und die USA –

Zwei verschiedene Einwanderungsgeschichten?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

von

Jennifer Wenzlawski

B.A. Anglistik (6. Fachsemester) / Politikwissenschaft (4. Fachsemester)

Matrikelnummer 108002205939

Haldenstr. 35

44629 Herne

Jeanie1980@web.de

Abgabedatum 11.08.2005

[...]


[1] Anders nicht nur im Sinne ihrer Herkunft, sondern auch ihrer Ideologie, Kultur, Religion oder “Rasse“.

[2] Christine Harzig, Einwanderungsrecht – Ein Instrument gesellschaftlicher Gestaltung, in: Einwanderungspolitik Kanadas und der USA: Beispiele für die Bundesrepublik Deutschland? ; Tagungen der Friedrich-Ebert-Stiftung 1993 in Bonn, S. 59 der Druckausgabe.

[3] Vgl. Hans Jürgen Wendler, Universalität und Nativismus: Das nationale Selbstverständnis der USA im Spiegel der Einwanderungspolitik, Hamburg 1978.

[4] Letztendlich waren diese Einstellungen aber noch nicht liberal genug, um die indianischen Ureinwohner sowie die Afro-Amerikaner, welche nie als Immigranten gesehen wurden , in diesen Schmelztiegel mit ein zu beziehen.

[5] Das bis zum heutigen Tage vorherrschende Ideal des White-Anglo-Saxon-Protestant.

[6] In den Gesetzen umschrieben mit “likely to become public charges“, kurz LPCs.

[7] Vgl.Hans Jürgen Wendler, Universalität und Nativismus, S.117.

[8] Nicht zuletzt auch unter dem Einfluss wirtschaftlichen Depression von 1933 und der folgenden New Deal Politik; zwischen 1931 und 1940 sank die Einwanderungsrate auf 0,4 Prozent.

[9] In den Jahren 1933-45 wurden nur 250 000 jüdische Flüchtlinge aufgenommen.

[10] 1950 erfolgte eine Überarbeitung, der die Zahl der möglichen Aufnahme von Vertriebenen auf 340 000 erhöhte und den Wegfall der Prioritäten enthielt.

[11] Die frankophone Gesellschaft fand sich zwar sehr bald und bis heute der anglophonen gegenüber in der Minderheit; dennoch ist Kanada offiziell ein zweisprachiges Land und berücksichtigt beide Kulturen gleichermaßen. Auf die Stellung der frankophonen Bevölkerung wird in dieser Arbeit nicht näher eingegangen; es sei nur erwähnt, dass sich diese Gruppe dem Assimilationsdruck der Briten dauerhaft widersetzen und ihr Kulturerbe bis heute behaupten konnte.

[12] Im Immigration Act von 1869 wurde dieses Gesetz noch einmal ausgeweitet; eine Kopfsteuer, die head-tax von 1 $ wurde eingeführt, weiterhin erhielt die Bundesregierung das Bestimmungsrecht bezüglich der Einwanderungsgesetze.

[13] so wurde u.a. eine Einreisesteuer von 50 $ festgelegt, welche 1900 noch auf 100 $ erhöht wurde; ferner durften Schiffe nur einen Passagier pro 50 Tonnen Fracht transportieren (!).

[14] so u.a. die Defintion der kanadischen Staatsbürgerschaft, der Einwanderungsgruppen sowie Regelung-en zur Aufnahme und Unterstützung von Immigranten; weiterhin kam eine Anweisung hinzu, die vorsah, das Einwanderer eine bestimmte Summe “Landungsgeld“ vorweisen.

[15] eine nicht ganz unbegründete Angst, wie der blutig niedergeschlagene Generalstreik 1919 in Winnipeg zeigte.

[16] Es wurde bestimmte Summen an Eigenkapital bei der Einwanderung gefordert; allerdings wurden diese nicht genau festgelegt, so dass auch unter diesem Gesichtspunkt individuell und somit wiederum ethnisch, im Sinne der preferred nations selektiert werden konnte.

[17] Der Chinese Immigration Act, der 1923 schon modifiziert worden war, wurde offiziell ebenfalls 1947 aufgehoben; trotzdem wurde die erneute asiatische Immigration durch das Gesetz von 1952 auch nicht ermutigt.

[18] Ein häufig verwendeter Begriff für die “sichtbaren Minoritäten“.

[19] Im Sinne der Genfer Konventionen.

[20] Später jedoch zeigt sich eine unterschwellige Präferenz von Einwanderern ethnischer Gruppen, die bereits in Kanada angesiedelt waren.

[21] Diese etwas abstruse Regelung sieht vor, dass Kanada einen Asylbewerber in ein Land zurückschicken kann, welches er im Transit passiert hatte , wenn es sich dabei um einen der Unterzeichnerstaaten der Genfer Konventionen handelte und der Asylsuchende auch dort einen Antrag hätte stellen können – im Vergleich dazu ist die US-amerikanische Regelung weniger eng gefasst: ein Flüchtling muss fest in einem Land angesiedelt gewesen sein (“firmly settled“), um dorthin zurükckgeschickt werden zu können.

[22] So Präsident John F. Kennedy (1961-1963), der selbst Abstammung irischer Einwanderer war und der diese Ideologie populär machte.

[23] Auf den z.T. doch vorherrschenden Nationalismus wie z.B. in der frankophonen Provinz Quebec kann hier nicht weiter eingegangen werden.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Kanada und die USA -Zwei verschiedene Einwanderungsgeschichten?
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Fakultät für Sozialwissenschaften Sektion Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Kanada und die USA im historisch-politischen Vergleich
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
25
Katalognummer
V55605
ISBN (eBook)
9783638505109
ISBN (Buch)
9783656047797
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Seminararbeit befasst sich mit dem historischen Vergleich der Einwanderung in die USA/Kanada, einer Darstellung der Einwanderungswellen sowie dem Vergleich der Einwanderungspolitik (Beweggründe und Resultate) beider Länder.
Schlagworte
Kanada, Einwanderungsgeschichten, Kanada, Vergleich
Arbeit zitieren
Jennifer Wenzlawski (Autor:in), 2005, Kanada und die USA -Zwei verschiedene Einwanderungsgeschichten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55605

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