Goethes Groß-Cophta und der Verfall des Ancien Régime


Magisterarbeit, 1992

64 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 3

2 Cagliostro und der Halsbandprozeß ... 8

2.1 Vorbereitungen: 1777 bis 1785 ... 8
2.1.1 Die europäische Freimaurerei um 1780 ... 10
2.1.2 Der ägyptische Ritus ... 13
2.1.3 Cagliostro in Straßburg ... 17
2.1.4 Louis Prince de Rohan, Jeanne de la Motte und die Halsbandaffäre .. 20

2.2 Öffentlichkeit und Majestät ... 24
2.2.1 Die Affäre wird öffentlich ... 24
2.2.2 Das "tribunal du public" ... 27
2.2.3 Die Mémoires: Realitätsverlust ... 33
2.2.4 Vom Magus zum Revolutionär ... 39
2.2.5 Ergebnis ... 46

3 Goethes Groß-Cophta ... 48

3.1 Goethe und Cagliostro: Protest und Faszination ... 48
3.1.1 Der "Stammbaum des Joseph Balsamo..." ... 48
3.1.2 Briefwechsel mit Lavater ... 49
3.1.3 Cagliostros und Goethes Autobiografie ... 51
3.1.4 Magie: Goethe als enttäuschter Adept ... 52

3.2 Anschauung und Begriff ... 54

3.3 Der Groß-Cophta ... 56

4 Quellen und Literatur ... 58

4.1 Quellen ... 58
4.1.1 Von Cagliostro und Apokryphen ... 58
4.1.2 Über Cagliostro ... 59
4.1.3 Verfahrenstexte aus dem Halbandprozeß ... 60
4.1.4 Exilschriften der Comtesse de la Motte ... 61
4.1.5 Sonstige Quellen ... 62

4.2 Literatur ... 62
4.2.1 Goethe - Groß-Cophta ... 62
4.2.2 Cagliostro - Halsbandgeschichte ... 64

1 Einleitung

Am 19. Februar 1781 tauchte der Name Cagliostro erstmals unter Goethes Feder auf. In einem Brief an Lavater erkundigte er sich nach dem sizilianischen Scharlatan, der zu jener Zeit mit alchimistischen Experimenten, Wunderkuren und einem neuen Freimaurerritus Aufmerksamkeit erregte1. Lavater hatte ihn in Straßburg getroffen. Immer auf der Suche nach Wundern, war er begeistert von ihm; Goethe blieb kritisch, aber interessiert. Schon 1781 sah er in Cagliostro eine Gefahr für die politische Welt.

Als das Pamphlet Ein paar Tröpflein aus dem Brunnen der Wahrheit. Ausgegossen vor dem neuen Thaumaturgen Caliostros2 den Scharlatan attackierte, beschwerte sich Lavater bei Goethe über solche "anonymen Schurkereyen"3. Er wußte nicht, daß der anonyme Herausgeber der Weimarer Freimaurer Johann Joachim Christoph Bode war, der Goethe am 23. Juni 1780 in Abwesenheit des Meisters vom Stuhl in die Loge Anna Amalia aufgenommen hatte4. Bode, um die Harmonisierung der Freimaurerei zur Beförderung des aufklärerischen Fortschrittes bemüht, wandte sich gegen jede Form von Obskurantismus in der Bewegung und war einer der ersten, die Cagliostro öffentlich angriffen. Noch 1790 beschäftigte er sich mit ihm, als er die Schrift Ist Cagliostro Chef der Illuminaten?5 herausgab; in ihr übersetzte er zunächst den weitverbreiteten Essai sur la secte des Illuminés des Marquis de Luchet und setzte sich in einem Nachwort mit der Frage nach Cagliostros politischer Bedeutung auseinander. Es ist anzunehmen, daß in Weimarer Freimaurerkreisen ein reger Austausch über Cagliostro stattgefunden hat.

Goethes Befürchtungen bestätigten sich, als Cagliostro 1785 in die Halsbandaffäre verwickelt wurde. In dieser Betrugsaffäre wurde der Name der Königin Marie-Antoinettes mißbraucht, die Unfähigkeit des Adels wurde offenbar, die ganze Monarchie in Frage gestellt. Für Goethe wurde die Affäre zum traumatischen Erlebnis. Als er zuerst davon erfuhr, notiert er in den Tag- und Jahresheften, sei er seinen Freunden "wie wahnsinnig vorgekommen"6, sie erschreckte ihn "wie das Haupt der Gorgone", weil er in ihr die "Würde der Majestät untergraben" sah7. Goethe folgte dem Prozeß mit großer Aufmerksamkeit, er war detailliert über die Debatte in Paris informiert. Belegbar ist, daß Goethe das - vergleichsweise nebensächliche - Plädoyer für die Demoiselle le Guay d'Oliva im Halsbandprozeß gelesen hat8, wahrscheinlich kannte er auch die wichtigeren Druckschriften aus dem Verfahren. So wird das Mémoire Cagliostros in Italienische Reise indirekt erwähnt9.

Auf seiner Italienreise gab sich Goethe 1787 unter falschem Namen bei der Familie Cagliostros in Palermo als Bote aus und überbrachte Grüße10. In dieser Zeit entstand der Plan zu einer Oper "Die Mystificirten", die den Halsbandbetrug zum Inhalt hatte11. Sie blieb jedoch Fragment, und Goethe verwandelte in Weimar nach längerer Arbeit den Stoff in das Lustspiel Der Groß-Cophta. Zugleich griff er selbst in die Debatte um den Scharlatan ein und veröffentlichte Des Joseph Balsamo genannt Cagliostro Stammbaum. Mit einigen Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie 12 als Anlage zumGroß-Cophta.

Goethe selbst war von seinem Stück bis zuletzt überzeugt. Am 15. Februar 1831 meinte er gegenüber Eckermann: "Es ist mir lieb (...), daß ihnen das Stück gefällt und daß sie herausfinden, was ich hineingearbeitet habe." Das Stück sei "recht eigentlich für die Bühne gedacht", "für höhere Menschen wirklich brillant" gewesen, "Für das Publikum im Allgemeinen ist es jedoch nicht"13. Ganz anders die Rezeptionsgeschichte von der Uraufführung bis heute: Am 17. Dezember 1792 wurde das Lustspiel am Hoftheater in Weimar uraufgeführt, als erstes Stück Goethes unter seiner eigenen Theaterleitung. Der Erfolg war von Anfang an mäßig:

"Ein furchtbarer und zugleich abgeschmackter Stoff, kühn und schonungslos behandelt, schreckte jedermann, kein Herz klang an; die fast gleichzeitige Nähe des Vorbildes ließ den Eindruck noch greller empfinden;"14

berichtete Goethe 1822 in der Campagne in Frankreich. Das Stück wurde nach vier Aufführungen auf den Theatern des Großherzogs vom Spielplan genommen; die Zeitgenossen sparten nicht mit bitterer Kritik. An der Ablehnung des Stückes hat sich bis heute nichts geändert. Nach dem bitteren Kommentar von Emil Staiger ("...kaum die leiseste Spur von seinem Genius"15) hat die Literaturkritik den Groß-Cophta ausnahmslos als "verfehltes Lustspiel"16 behandelt. So bemerkt Lieselotte Blumenthal 1961 die allgemein negative Beurteilung des Werkes und fügt an: "Ebenso wenig soll ihm ein künstlerischer Wert verliehen werden, der ihm nicht gebührt. Diese beiden Probleme sind von der Literaturwissenschaft zur genüge behandelt worden und haben als erledigt zu gelten"17. Seit den 60er Jahren wird der Groß-Cophta vor allem als Beleg für die politischen Auffassungen Goethes bemüht. Eine neue Auseinandersetzung mit dem Stück hat im letzten Jahr begonnen18.

Der entscheidende Einwand gegen das Stück war der Widerspruch zwischen Titel und Inhalt. Ein Rezensent von 1794 schrieb:
"Man versuche es, den Wundertäter aus dem Spiel zu lassen, und wir fürchten, die Handlung wird ihren Gang dennoch gehen."19

Ähnlich äußern sich noch 1979 Martens20 und 1980 Kreutzer21. In der Tat weist die Geschichte zwei Handlungsstränge auf: Der Graf hat mit dem Betrug der Marquise nichts zu tun, er betreibt seine Wahrsagereien ganz unabhängig davon. Nur an einer Stelle kommt er mit ihrer Intrige in Berührung, als er in der "egyptischen Loge" die Nichte die Königin sehen läßt und damit den Domherrn zur Beschaffung des Halsbandes ermutigt (III/9). Das ist indessen nicht nur ein Kennzeichen des Stückes: Auch im historischen Prozeß wurden der Hokuspokus Cagliostros und die Unterschlagung des Halsbandes als Einheit betrachtet, obwohl nichts dafür spricht, daß er aktiv an dem Betrug teilhatte.

Dieser Umstand weist auf einen grundsätzlichen Mangel in der Betrachtung des Groß-Cophta hin: Die Halsbandgeschichte war noch 1792 ein allgemein bekannter und in allen Kreisen diskutierter Stoff. Erst ein Jahr zuvor war die Lebensgeschichte Cagliostros in Rom erschienen nach Prozeßakten der Inquisition22. Dennoch ist das umfangreiche Material zu Cagliostro und dem Halsbandprozeß, das Goethe verwendet hatte und das er zum Teil direkt einbezog, bislang nicht dokumentiert. Wie intensiv das Interesse des Dichters an der Figur des italienischen Abenteurers war, wie eng er selbst und seine unmittelbare Umgebung in die Diskussion eingebunden waren, ergibt sich aus der oben geschilderten Entstehungsgeschichte des Werkes. Doch warum Goethe auf Cagliostro und die Halsbandgeschichte so sensibel reagierte, ist nicht ohne weiteres klar. Daß Goethe sie als Vorzeichen der Revolution verstanden hat, sagt er selbst an mehreren Stellen. Aber wieso?

Der Fakt an sich scheint eher dürr im Vergleich zu dem, was Frankreich schon von seinen Königen gewöhnt war. Wenn der alternde Ludwig XV mit seinem "Parc au cerfs" und seiner Comtesse Du Barry die Würde der Majestät nicht untergraben konnte und auch nicht all die Adligen, deren Ausschweifungen und Intrigen in Paris Tagesgespräch waren -, warum dann die vergleichsweise harmlose Maskerade in den Gärten von Versailles? Es war nicht neu, daß Höflinge sich im Namen der Majestät bei hohen Würdenträgern materielle Vorteile erschlichen23. Und es sollte auch nicht vergessen werden, daß Goethe selbst sich während der Campagne in Frankreich als Schwager des Königs von Preußen ausgeben ließ - oder dies zumindest duldete - und so "eine ganze Masse guter Emigrierten aus einem Zimmer mit zwei Betten" vertrieb24.

Cagliostros Tricks waren zum Teil direkt vom Grafen St. Germain übernommen, der einige Jahre zuvor in den höchsten Kreisen des Hofes empfangen worden war. Für die Leichtgläubigkeit der Zeitgenossen gegenüber betrügerischen Goldmachern und Obskurantisten gibt es genügend andere Beispiele. Die Halsbandgeschichte schließlich nur als beliebige Illustration der Verfallserscheinungen des Ancien régime zu betrachten, wird der Bedeutung nicht gerecht, die Goethe dem Ereignis beimißt.

Ansatzpunkt dieser Arbeit ist also herauszufinden, warum Goethe für den Stoff so empfindlich war und warum er, seinen Kritikern bis heute widersprechend, bis zuletzt daran festhielt. Es soll anhand der historischen Vorgänge untersucht werden, wie sich Goethe die Ereignisse um Cagliostro und die Halsbandaffäre dargestellt haben. Das kann nur hypothetisch geschehen, denn es ist selten nachweisbar, daß Goethe sich direkt auf die Quellen bezog. Es soll auch nicht eine neue Interpretation des Groß-Cophta etwa im Sinne einer Ehrenrettung Goethes versucht, sondern allenfalls Material zu einer neuen Lektüre bereitgestellt werden.

Deshalb wird der Groß-Cophta aus der Betrachtung im zweiten Kapitel ausgeblendet. Stattdessen wird versucht zu dokumentieren, welches Bild die Quellen von der Zeit vermitteln; dazu werden die größtenteils in der Bibliothèque Nationale, aber auch den Pariser Bibliotheken Ste. Geneviève, Mazarine und Bibliothèque historique de la ville de Paris aufbewahrten Druckschriften verwendet. Einige Manuskripte der Archives Nationales werden kurz erwähnt. Im dritten Kapitel wird dann versucht, den Bezug der historischen Vorgänge auf Goethes Denken zu rekonstruieren. Es wird gewissermaßen ausprobiert, was mit den gewonnen Ergebnissen anzufangen wäre mit dem Ziel, neue Fragen und Arbeitsfelder abzustecken.

2 Cagliostro und der Halsbandprozeß

Die Quellenlage teilt die Ereignisse in zwei zeitliche Abschnitte: Zunächst sind die öffentlichen Äußerungen zu Cagliostro noch selten; ab dem Jahr 1785 aber, in dem der Halsbandskandal ausbrach, liegen reichlich handschriftliche und gedruckte Quellen vor. Cagliostro wurde erst da zu einer Figur wirklich europäischer Dimension. Der erste Abschnitt - Cagliostros Jugend, seine ersten Auftritte als Freimaurer und seine Erfolge in Mitau, Warschau und Straßburg - muß daher weitgehend mit Hilfe der Sekundärliteratur rekonstruiert werden25, danach sprechen die Quellentexte selbst.

Dabei stellt sich ein quellenkritisches Problem: Viele der namentlich gezeichneten Texte sind apokryph, im Falle Cagliostros möglicherweise alle. Denn der berühmte Scharlatan sprach allen Zeugnissen zufolge nur gebrochenes Französisch und schrieb die Sprache, wie sein Anwalt einmal bemerkte, überhaupt nicht26. Über ihn allerdings wurde reichlich geschrieben, und so kommt es, daß die historische Person Cagliostro alias Joseph Balsamo hinter der in den Texten gezeichneten Figur verschwindet. Doch das ist für das Anliegen dieser Arbeit unerheblich. Es geht nicht um Cagliostro, sondern darum, wie er in den Augen eines Zeitgenossen wie Goethe erschien.

2.1 Vorbereitungen: 1777 bis 1785

Über seine Jugend und die Zeit bis 1777 liegen nur wenige Quellen vor. Die einzige gedruckte zeitgenössische Biographie Cagliostros ist das oben bereits erwähnte Compendio della vita..., das nach seinem Prozeß von der Inquisition in Rom herausgegeben wurde. Das Buch ist in der Absicht geschrieben, die Verurteilung Cagliostros zu rechtfertigen - die Anklage lautete auf Freimaurerei -, weshalb die Informationen mit Vorsicht zu betrachten sind. - Cagliostro wurde 1743 als Giuseppe Balsamo in Palermo geboren. Sein Vater starb bereits kurz nach der Geburt und hinterließ die Familie in schwierigen finanziellen Verhältnissen, unter anderem wegen eines betrügerischen Bankrottes. Die Inquisition unterstellt ihm bereits in frühen Jahren einen ausgesprochenen Hang zum Betrug: Begabter Schriftfälscher, soll er Theaterbillets nachgemacht, einem Geistlichen eine falsche Erlaubnis zum Verlassen seines Stiftes ausgestellt und ein Testament gefälscht haben. Die Anfälligkeit seiner abergläubischen Zeitgenossen für betrügerischen Hokuspokus soll er früh erkannt haben: Einem Goldschmied redete er ein, in einer Höhle an der sizilianischen Küste sei ein Schatz vergraben. Für eine ansehnliche Summe verkaufte er ihm die Schatzkarte, doch der Handwerker fand nur einige als "Dämonen" verkleidete Helfer, die ihn verprügelten. Der Goldschmied wandte sich an die Behörden, und Balsamo mußte Sizilien verlassen.

In dieser Zeit begann sein Wanderleben, das ihn durch nahezu ganz Europa führte. In Messina schloß er sich mit einem gewissen Altotas zusammen, der im Halsbandprozeß zum Gegenstand einiger Mystifikationen wurde. Die beiden bereisten Südeuropa, Griechenland und Ägypten. Gegen Ende der 60er Jahre kam Cagliostro in Rom an. Ein Empfehlungsschreiben aus Malta öffnete ihm verschiedene angesehene Häuser. Er lernte die 15jährige Lorenza Feliciani kennen, die ihm wegen ihrer Schönheit aufgefallen war und überzeugte den Vater - Metallschmelzer in der Gegend der Via dei Pellegrini - von der Heirat, die am 20. April 1768 vollzogen wurde.

Zunächst wohnten die Balsamos bei den Eltern der Braut, doch schon bald gab es Streitigkeiten, und die beiden verließen Rom. Sie gingen nach Bergamo und Mailand und verkleideten sich schließlich als Pilger nach Santiago de Compostella, um Almosen zu erschleichen. Casanova will die beiden als Pilger in Aix-en-Provence getroffen haben27. Balsamo soll schon da als geschickter Federzeichner und Fälscher aufgetreten sein. Allerdings wird in der Cagliostro-Literatur an dem Bericht Casanovas gezweifelt. In Barcelona blieben die Balsamos eine zeitlang, angeblich weil sich der "Vizekönig" - wer auch immer damit gemeint sein soll - in Lorenza verliebt hatte und Balsamo die Gelegenheit zum Auffüllen seiner Fonds benutzte. Über Madrid reisten die beiden nach London, wo sie im größten Elend in der New Compton Street in Soho unterkamen. Dort soll Lorenza einen Quäker verführt haben; als dieser Rock und Perücke abgelegt hatte, betrat Balsamo mit einem Zeugen den Raum und der Quäker mußte nach englischen Gesetzen eine Abfindung an den Ehemann zahlen.

Die Inquisition unterstellt ihm, von der Jugend und Abhängigkeit seiner Frau profitiert zu haben, um ihr reiche Liebhaber zu verschaffen, was sie selbst mehrfach bestätigte. Auch während Cagliostros Erfolgsphase tauchte immer wieder diese Version auf, um seine finanziellen Ressourcen zu erklären28.

Aktenkundig ist ein Vorfall in Paris aus dem Jahre 177329. Balsamo hatte auf der Fähre von England nach Frankreich den Sieur Duplessis kennengelernt, der dem Ehepaar die Weiterreise finanzierte; allerdings verbrachte er die Fahrt mit Lorenza in der Kutsche, während Balsamo sich mit einem Pferd begnügen mußte. In Paris zogen die beiden bei Duplessis ein - danach wollte Lorenza nicht zu ihrem Mann zurückkehren und zeigte ihn als Betrüger und Fälscher an. Balsamo - "Marquis de Balsame, Federzeichner" - erstattete seinerseits Anzeige im Châtelet. Lorenza wurde von den Wachen aus einer kleinen Wohnung geholt, die ihr Duplessis bezahlt hatte, und wie eine Prostituierte in die "Besserungsanstalt" Sainte-Pélagie gebracht. In einem Verhör schilderte sie ihre unglückliche Ehe mit Balsamo.

Nach ihrer Freilassung reisten die beiden über Brüssel und Deutschland zurück nach Palermo. Dort gab sich Balsamo als Marchese Pellegrini aus, wurde aber von dem einst verprügelten Goldschmied wiedererkannt und eingesperrt. Da kam ihm Lorenza zu Hilfe: Sie hatte den Sohn eines reichen Prinzen für sich interessieren können, der den Anwalt der Gegenpartei im Gerichtsgebäude verprügelte. Der Kläger war eingeschüchtert, und Cagliostro kam frei30. Er mußte allerdings auch aus Palermo wieder fliehen. Von diesem Aufenthalt um 1774 datiert die Schuld über 14 Unzen Gold, die Cagliostro bei seinen Verwandten hinterließ und die Goethe 1787 nach seiner Rückkehr aus Italien beglichen hat31.

1777 tauchte Cagliostro - unter diesem Namen - als preußischer Kapitän in London wieder auf und prellte eine Witwe mit dem Versprechen, ein Halsband und eine goldenen Dose alchimistisch zu vergrößern. Als er die Gegenstände nicht zurückgab, erstattete sie Anzeige. Cagliostro behauptete seinerseits vor Gericht, ihr die Zahlen der Lotterie vorausgesagt zu haben. Nach diversen Gefängnisaufenthalten mußte er ruiniert fliehen.

Schon am 12. April 1777 war er in die Londoner Freimaurerloge "L'Espérance" aufgenommen worden, die dem Ritus der Strikten Observanz des Barons von Hund anhing. Die Aufnahme in diese Loge war Balsamo bei seiner Weiterreise sehr behilflich: Von da an wurde er überall von den Freimaurern empfangen. In Den Haag, wo er sich als brandenburgischer Colonel ausgab, gründete er am 29. März 1778 seine erste "ägyptische" Loge und ging damit in die Geschichte der Freimaurerei ein32.

2.1.1 Die europäische Freimaurerei um 1780

Um Cagliostros Erfolg in der Freimaurerbewegung zu erklären, ist hier ein kurzer Exkurs in die Geschichte der Freimaurerei im 18. Jahrhundert angebracht.

Sie war um 1780 keineswegs ein homogenes Gebilde. Die Bewegung hatte sich seit Anfang des Jahrhunderts ausgehend von London rasch verbreitet, so rasch, daß schließlich über die inhaltlichen Vorstellungen der Logenarbeit nichts Verbindliches mehr gesagt werden kann. Gemeinsam war den Logen nur das Vorhandensein einer hierarchischen inneren Struktur und fester Riten sowie der Abschluß des Logenbereiches gegenüber der Gesellschaft. Allein das schon ist tendenziell ein Anschlag auf den absolutistischen Staat, in dem es keine Bereiche geben darf, die sich der Macht des Souveräns entziehen. Das wurde allerdings nicht von allen Maurern auch so begriffen. Sicherlich wurden die Logen, vor allem in Deutschland, wesentliche Förderer aufklärerischer Ideen. Sie konstituierten als Orte freier Diskussion außerhalb der Standesschranken ein Stück der neuen bürgerlichen Öffentlichkeit.

Doch speziell die französische Freimaurerei hatte noch einen anderen Aspekt: Die dort verbreitete "schottische Freimaurerei" beispielsweise entwickelte bis zu 33 verschiedener "Hochgrade", die zu den traditionellen Maurergraden Lehrling, Geselle und Meister hinzukamen. Die französischen Logenbrüder konnten sich mit so illustren Titeln wie "Maître des deux univers" oder gar "Grand élu de la voûte sacrée ou sublime maçon" schmücken - ein Spiel mit der titelgierigen Eitelkeit der Bürger.

Andere Logen dienten der Begegnung höherer Gesellschaftsschichten: François Bluche beschreibt die Freimaurerei als mondänes Amüsement der drei Adelskategorien Alter Adel, Ämteradel (noblesse de robe) und Geldadel33. Trotz der deklarierten Gleichheit der Brüder gab es in Paris Logen, zu denen der Zutritt beschränkt war. Sie waren mondäne Clubs, andere waren die unschuldige Feierabendbeschäftigung friedliebender Bürger, die sich gerne "Chevalier des deux mondes" oder ähnlich nennen ließen.

Obwohl die Freimaurerei inhaltlich nicht genau definiert war, gab es zahllose Riten und Obedienzen, die sich gegenseitig erbittert bekämpften. Am 4. Februar 1762 kam es zu einer Massenschlägerei in Paris zwischen den Anhängern der alten "Grande Loge de France" und Brüdern, die später den "Grand Orient de France" gründeten. Die beiden Organisationen bekriegten sich bis zur Revolution. Daneben gab es weitere Splittergruppen: Die Rosenkreuzer des Dr. Gerbier, den Rite écossais.

1756 wurde die Freimaurerei durch die Entstehung der "Strikten Observanz" gespalten; ihr Gründer, der Baron von Hund, bezieht die Urpsrünge der Freimaurerei auf die Tempelritter-Legende: Nach der Zerschlagung des Kreuzfahrerordens der Tempelritter durch Philipp den Schönen 1307 sollen sich einige der Ritter nach Schottland gerettet haben, wo sie das Geheimnis des Ordens bewahrt haben. Aus deren Händen, so hieß es, empfingen es dann die Freimaurer. Von Hund definierte insgesamt sieben Grade und ein ausgedehntes Ritual. Später kamen noch die "Unbekannten Oberen" hinzu, die angeblich über alle Bewegungen der Freimaurerei informiert waren, selbst aber unbekannt bleiben. In Deutschland blieb die Strikte Observanz bis zum Ordenskonvent von Wilhelmsbad 1782 vorherrschend; auch die Weimarer Loge "Anna Amalia" folgte diesem Ritus.

Der Okkultismus war in den Logen sehr in Mode: Emmanuel von Swedenborg, Martinès de Pasqually34 und Louis-Claude de Saint-Martin35 hatten erheblichen Einfluß auf die Bewegung und gründeten jeweils eigene Riten36. In vielen Logen waren alchimistische Experimente verbreitet.

Henri d'Almeras resümiert seine Untersuchung über die Freimaurerei zur Zeit Cagliostros:
"Paisibles citoyens, attachés à l'ordre des choses établi, aussi peu désireux de subir la persecution que de l'imposer à autrui, les francs-maçons trouvaient une puérile satisfaction à se ceindre des tabliers de peau, à s'orner de rubans, à s'armer de maillets, à prononcer de mystérieuses formules. Nobles, il ne leur déplaisait pas de ,s'encanailler', bourgeois, ils considéraient comme une bonne fortune de s'approcher des gens titrés, (...) et c'était por eux une manière de s'annoblir. Les préjugés n'y perdaient rien, ni les haines non plus, comme on le verra en 1793."37

Der Grund:
"En vérité, ce siècle, livré au plaisir, était dévoré par un incurable ennui. La vie ne lui suffisait plus pour se distraire, et il essaiait la vertu."38

Die Freimaurerbewegung war also, besonders in Frankreich, keinesfalls ausschließlich eine Institution der Aufklärung. Gerade in der Spätphase des Ancien régime zeigten sich Tendenzen, die eine Differenzierung dieser Einstellung nötig machen. Die in der Folge Reinhart Kosellecks von der soziologischen Geschichtsforschung betriebene Analyse des Logenwesens als eine Institution der "indirekten Gewaltnahme"39 des fortschrittlichen Bürgertums im absolutistischen Staat verliert damit nicht ihren Erkenntniswert über die Zusammenhänge zwischen Aufklärung, Öffentlichkeit und Geheimnis; zum verbindlichen Prinzip erhoben, wird sie aber der Vielfalt der Erscheinungen der Freimauerei im Europa des späten 18. Jahrhunderts nicht gerecht40. Damit sollen nicht die Verdienste der Freimaurer als Träger aufklärerischer Ideen geschmälert werden. Doch aus der ausschließlichen Perspektive der soziologischen Geschichtsschreibung hätte der Erfolg von Cagliostro, Saint-Martin, Swedenborg oder Martinès de Pasqually nicht statt haben dürfen.

Dieser Zugriff verbaute einer ganzen Generation von Literaturwissenschaftlern auch den Zugriff auf den Groß-Cophta. Schon 1792 fühlten sich die Freimaurer beleidigt von der Darstellung ihrer Bewegung im Groß-Cophta41. Und noch 1979 kritisiert Wolfgang Martens die freimaurerischen Elemente, die Goethe in die Komödie installiert, als "peinlich". Alles, was der Graf tut, sei nur "Schwindel", "Von Idee und Ethos geheimer Gesellschaften des 18. Jahrhunderts tritt nichts Positives zutage"42. Es war aber nicht alles aufgeklärt-fortschrittlich, was in der Freimaurerei geschah, Goethe konnte seine Kritik wie gezeigt auf entsprechende historische Phänomene stützen. Martens unterwirft den Text dem Diktat seines vorgängigen Theorems, die geheimen Gesellschaften seien ausschließlich Förderer einer aufgeklärten Öffentlichkeit gewesen. Der Mangel an historischer Differenzierung hat verhindert, daß er die vielschichtigen Bezüge des Stückes auf den historischen Hintergrund erkennen konnte, der hier rekonstruiert werden soll. Es ist also nur folgerichtig, wenn er behauptet, der Graf sei "gleichsam an den Haaren herbei in die Halsschmuck-Intrige hineinkomponiert"43.

Die Freimauerei war im 18. Jahrhundert in verschieden Riten zerfallen, die sich zum Teil gegenseitig bekämpften, aber immer wieder in Versammlungen und Konventen die Harmonisierung der Bewegung suchten.

"Une seule chose manquait: une direction spirituelle; la maçonnerie ignorait en effet ses origines comme son but. (...) La maçonnerie agitait des bras puissants mais au hasard, et par le seul besoin de dépenser les forces dont son organisme regorgeait."44

Diesen Mangel hat Cagliostro erkannt und präsentierte sich als Erneuerer und Führer der Bewegung.

[...]

1 "Bäbe schreibt mir, du habest Calliostro gesehen. (...) Sage mir doch nun über die Sache ein Wort aus der ganzen Tiefe. Denn wird man nur darum älter, um wieder kindlich zu werden." - Goethe und Lavater. Briefe und Tagebücher. ed. Heinrich Funck. Schriften der Goethe-Gesellschaft Bd. 16, Weimar 1901, 148 seq.

2 "Am Vorgebürge" 1781. - Holzmann-Bohatta, Deutsches Anonymenlexikon, Hildesheim 1961, Bd. IV, 193, nennt Johann Joachim Christoph Bode oder Ernst Traugott von Kortum als Verfasser. In der LB Fulda ist das Werk unter Bode katalogisiert. - Die Orthographie des Titels wurde wie auch bei allen anderen Zitaten und Quellenangaben wie im Original widergegeben.

3 Goethe und Lavater, op. cit., 190 (16. August 1781).

4 Cf. Wernekke, Hugo: Goethe und die königliche Kunst. Leipzig 1905, 15.

5 Ist Cagliostro Chef der Illuminaten? Oder das Buch Sur la secte des Illuminés in Deutsch. Mit erklärenden Anmerkungen des deutschen Translators. Gotha (Ettingersche Buchhandlung) 1790. - Laut Marc Haven (i. e. Emanuel Lalande), Le Maître inconnu Cagliostro. Etude historique et critique sur la haute magie. Paris 1932 (erstm. 1906), 316, ist Bode Übersetzer und Verfasser der Anmerkungen. Das geht auch aus einigen sachlichen Bezügen hervor. Bode war in den Anmerkungen zum Essai sur la secte des Illuminés namentlich angegriffen worden und setzte sich dagegen zur Wehr.

6 Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar (Böhlau) 1887-1919. (Weimarer Ausgabe - im folgenden zitiert als WA.), Bd. I/35, 11.

7 Campagne in Frankreich. In: Werke. Hamburger Ausgabe. München 61981 (im folgenden zitiert als HA), Bd. X, 356.

8 Briefe an Charlotte von Stein vom 13. und 14. April 1786. WA IV/204 seq. Die Prostituierte Nicole le Guay d'Oliva hatte dem Kardinal Rohan nachts im Garten von Versaille ein Rendez-vous mit Marie-Antoinette vorgetäuscht.

9 Italienische Reise, HA XI, 253

10 Italienische Reise, HA XI, 253 seq.

11 Die Entwürfe dazu sind abgedruckt in WA I/17, 374-394. Einige Arientexte daraus wurden veröffentlicht als Kophtische Lieder, Cf. HA I, 241.

12 WA I/31, 294-304

13 Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Berlin, Weimar 1982, 389.

14 Campagne in Frankreich. HA X, 357.

15 Staiger, Emil: Goethe. Zürich 1956. Bd. II, 90 seq.

16 Martini, Fritz: Goethes "verfehlte" Lustspiele. In (ders.): Lustspiele - und das Lustspiel. Stuttgart 1974. 105-149.

17 Blumenthal, Lieselotte: Goethes "Großkophta". In: Weimarer Beiträge 7/1961, 2.

18 Binder, Alwin: Goethes Groß-Cophta als Analyse unmündiger Gesellschaft. Nachwort zu: Goethe, Der Groß-Cophta. Stuttgart 1989, 144-175.

19 Zitiert nach Braun, Julius W.: Schiller und Goethe im Urtheile ihrer Zeitgenossen. Leipzig 1882, 193.

20 Martens, Wolfgang: Geheimnis und Logenwesen als Elemente des Betrugs in Goethes Lustspiel "Der Großkophta". In: Geheime Gesellschaften. ed. Peter Christian Ludz. Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung V/1. Heidelberg 1979, 325-334. - "Die Hauptfigur, der Graf, wird gleichsam an den Haaren herbei in die Halsschmuck-Intrige hineinkomponiert", 326.

21 Kreutzer, Leo: Die kleineren Dramen zum Thema französische Revolution. In: Goethes Dramen. Neue Interpretationen. ed. Walter Hinderer. Stuttgart 1987, 197-207.

22 (Anonym): Compendio della vita et delle gesta di Giuseppe Balsamo denominato il Conte Cagliostro. Che se è estratto dal Processo contro di lui formato in Roma l'anno 1790. E che si può servire di scorta per conoscere l'indole della Setta D E' Liberi Muratori. Roma (nella stamperia della rev. Camera apostolica) 1791. - Das Buch wurde auch ins Deutsche übersetzt (siehe Literaturverzeichnis), in Weimar verlegt und kursierte dort. Goethe rühmt es in Italienische Reise: "Indessen haben wir das meiste (...) von einer Seite erfahren, von der sonst nur Irrtümer auszuströmen pflegten. Wer hätte geglaubt, daß Rom einmal zur Aufklärung der Welt, zur völligen Entlarvung eines Betrügers so viel beitragen sollte, als es durch die Herausgabe jenes Auszuges aus den Prozeßakten geschehen ist!" HA XI, 256.

23 Jacques Claude Beugnot, ein Freund der Comtesse de la Motte, dessen Mémoires reiches Material zur Halsbandgeschichte liefern, erzählt folgende Geschichte: Eine der Kammerfrauen Marie-Antoinettes wendet sich an einen hohen königlichen Beamten namens Béranger und gibt vor, im Namen der Königin 400 000 livres borgen zu wollen. Béranger will etwas Schriftliches - sie verweigert; Béranger besteht also auf ein Zeichen der Königin. Die Zofe bittet ihn, sich am kommenden Sonntag an die dritte Traverse der Kapelle von Versailles stellen und beim Eintritt der Königin das Zeichen abwarten. Der Königin erzählt die Zofe von einer lächerlichen Frisur, die am kommenden Sonntag zwei Hofdamen zur Messe tragen wollen, und daß sie selbst sich an der dritten Traverse der Kapelle postieren wolle, um dem Schauspiel beizuwohnen. Den genannten Hofdamen redet die Zofe ein, Marie-Antoinette wolle sich am Sonntag mit eben dieser Frisur amüsieren. "Ces dames sont prises au piège; elle trouvent la coiffure assez ridicule, en effet, mais elles n'en sont que plus impressées à l'adopter." Am Sonntag sind alle Akteure an ihrem Platz. Béranger sitzt in der dritten Traverse, hinter ihm die Zofe. Als die beiden Hofdamen mit ihrem lächerlichen Haarschmuck für Aufregung sorgen, lächelt Marie-Antoinette in Richtung der dritten Traverse, was Béranger für sich nimmt. Er bittet nach der Messe die Zofe, die Verzeihung ihrer Herrin für ihn zu erflehen und gibt ihr das Geld, mit dem die Gaunerin noch in der selben Nacht samt ihrem Liebhaber nach England flüchtet. Beugnot, Jacques Claude: Mémoires. Paris (Dentu) 1866, 29 seq.

24Campagne in Frankreich, HA X, 275 seq.

25 Cf. Literaturverzeichnis Abschnitt IV, B.2

26 Cagliostro und Me Thilorier: Mémoire pour le Comte de Cagliostro. Paris 1786, 48.

27 Casanova de Seingalt, Jacques: Histoire de ma vie. Wiesbaden, Paris 1962. XI, 164-168.

28 "...elle vantait beaucoup les connoissances incroyables de son mari; & n'oublioit pas de faire valoir ses propres charmes." - Cagliostro démasqué à Varsovie. Ou rélation authentique de ses opérations alchimiques et magiques faites dans cette Capitale en 1780. Par un témoin oculaire. o.O., 1786, 60. - Auch: Ein paar Tröpflein..., op. cit., 12

29 Archives Nationales, Manuskripte X2 B 141 7, F7 4445 B, Y 11517 und Y 13125.

30 Cf. Italienische Reise, HA XI, 256

31 Italienische Reise, Lesarten und Paralipomena, WA I/31, 294 seq.

32 lt. Bopp, Marie-Joseph: Cagliostro, fondateur de la maçonnerie egyptienne. In: Revue d'Alsace. Straßburg 1957, Bd. 96, 69-103. 74.

33 Bluche, François: La vie quotidienne de la noblesse française au XVIIIe siècle. Paris 1973, 77 seq.

34 Der Baron d'Holbach soll dessen Ritus der "Elus-Coe_"ns" angehangen haben. Cf. d'Almeras, Henri: Cagliostro. La Franc-maçonnerie et l'occultisme au XVIIIe siècle. Paris 1904, 122.

35 Er wurde im 19. Jahrhundert zum geistigen Vater des Martinisten-Ordens. Goethe hatte sein Buch Des erreurs et de la vérité gelesen und meinte in einem Brief an Lavater vom 9. (?) Februar 1781: "welche Wahrheit! und welcher Irrthum! Die tiefsten Geheimnisse der wahrsten Menschheit mit Strohseilen des Wahns und der Beschräncktheit zusammen gehängt." Goethe und Lavater, 170.

36 Naudon, Paul: La franc-maçonnerie. Paris 111988, 105 seq.

37 d'Almeras, op. cit., 102.

38 l. c., 96.

39 Cf. Koselleck, op. cit.

40 Auch die neuere Freimaurerforschung sieht das Problem differenzierter. Cf. Reinalter, Helmut (ed): Freimauer und Geheimbünde im 18. Jahrhundert in Mitteleuropa. Dort schreibt beispielsweise Winfried Dotzauer über das Verhältnis zwischen Aufklärung und Freimaurerei: "Rationalismus, Skeptizismus und Fortschrittsglaube waren mit einem strapazierenden Ritual im Zeichen der Brüderlichkeit vielleicht eben noch, mit Mythenbildung aber auf die Dauer nicht zu vereinbaren. Die aufgeklärte Ideologie war auch mit dem Prinzip der sogenannten unsichtbaren Oberen, das die Exzesse des fürstlichen Absolutismus in der Impertinenz seiner Ansprüchlichkeit noch bei weitem in den Schatten stellte, auf die Dauer nicht vereinbar. Die Möglichkeit des Typus Geheimgesellschaft, sich infolge der unentwegt weiter bestehenden Kluft zwischen aufklärerischen Bestrebungen und fehlgeschlagener staatlicher Reformpolitik in Bereitschaft zu politischem Engagement positiv mit Revolutionstendenzen auseinanderzusetzen, stieß bei den Freimaurern (...) auf innere Widerstände." Freimaurergesellschaften im Rheingebiet, 173.

41 Cf. Campagne in Frankreich, HA X, 357.

42 Martens, op. cit., 326, 329

43 ibd.

44 Haven, op. cit., 136

Ende der Leseprobe aus 64 Seiten

Details

Titel
Goethes Groß-Cophta und der Verfall des Ancien Régime
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Deutsche Sprache und Literatur I)
Note
1,0
Autor
Jahr
1992
Seiten
64
Katalognummer
V55142
ISBN (eBook)
9783638501712
ISBN (Buch)
9783638693141
Dateigröße
731 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethes, Groß-Cophta, Verfall, Ancien, Régime
Arbeit zitieren
Jürgen Biefang (Autor:in), 1992, Goethes Groß-Cophta und der Verfall des Ancien Régime, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55142

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