Die Arbeit eines Missionars auf den Philippinen. Ein ethnographisches Interview


Seminararbeit, 2019

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Erste Gesprächsreflexion

Zweite Gesprächsreflexion

Dritte Gesprächsreflexion

1. Erkenntnisse über die Kultur
1.1 Lebensgeschichte
1.2 Sprache und kulturelle Wurzeln
1.3 Kommunikation
1.4 Sprichwörter und Redewendungen
1.5 Erfüllung und Lebenssinn
1.6 Werte und Normen
1.7 Tabus
1.8 Gesellschaftliche Ordnung
1.9 Prestige
1.10 Politik und Problemfelder
1.11 Erziehung und Bildung
1.12 Feiertage bzw. besondere Tage
1.13 Essen
1.14 Freizeit und Besonderheiten

2. Religiöse Praxis

3. Reflexion über das Verhältnis von Kultur und Religion

4. Reflexion über die Bedeutung der Ergebnisse dieser Arbeit für eine/n christliche/n Missionar/in

Einleitung

Wie muss sich ein angehender Missionar auf den Philippinen mit Blick auf die Kultur und die dortige Religion verhalten, so dass er dem Missionsbefehl von Jesus Christus gerecht werden kann? Wo gibt es Konflikte oder auch Chancen, um als Missionar direkt am Mensch anknüpfen zu können? Was sind die Kennzeichen bzw. Merkmale der Kultur und Religion?

Diese Seminararbeit hat zum Zweck, die Erkenntnisse bzw. Ergebnisse aus drei ethnographischen Gesprächen mit einer Informantin aus den Philippinen schriftlich darzustellen und Antworten auf die zuvor genannten Fragen zu geben.

Erste Gesprächsreflexion

Das erste Gespräch fand mit Antonia Esperanza Reyes in Munderkingen am 26.01.2019 statt. Sie ist gebürtige Filipina aus Cavite City / Manila (PH), welche dort die ersten 30 Jahre ihres Lebens verbrachte. Anfangs begrüßten wir uns mit Küsschen und nahmen im Esszimmer Platz, um gemeinsam Mittag zu essen. Nach etwas Smalltalk über den Tagesablauf, meiner Fahrt mit der Bahn zu ihrem Haus, etc. setzten wir uns am frühen Nachmittag in ihr Wohnzimmer auf das Sofa, um mit dem Interview zu beginnen. Ich klärte sie zunächst über den Ablauf des Gesprächs auf und sprach Erwartungen an die bevorstehende Unterhaltung offen aus z.B. dass es nach dem ersten Gespräch zwei weitere Gespräche geben wird, und dass es hauptsächlich darum geht, dass sie viel redet und ich sie gelegentlich unterbreche, um weitere Fragen zu stellen. Natürlich ließ ich der befragten Person zwischen den einzelnen Fragen genug Zeit, um ausführlich zu antworten. Wenn mich etwas näher interessierte, hakte ich mit Vertiefungsfragen nach. Zudem versuchte ich das Gespräch immer wieder in Einklang mit dem Gegenstand des Frageblocks zu bringen. Es stellte sich heraus, dass die Unterhaltung etwas zäh und schleppend von dannen ging, aufgrund dessen das Antonia nicht so gut deutsch versteht. Dem steuerte ich bei, indem ich etwas langsamer und deutlicher meine Fragen stellte. Ferner vereinfachte ich auch sehr oft die Frage, so dass sie sie besser verstand. Trotz meiner ausdrücklichen Erwartung an sie, dass sie viel reden und erzählen soll, antwortete sie eher zögerlich und rang förmlich damit ihre Gedankengänge in geeignete Worte zu fassen. Manchmal waren ihre Antworten knapper und manchmal länger. Außerdem verwendete sie deutsch mit philippinischen Akzent. Sie wiederholte sich auch öfters in ihren Erzählungen, was mich persönlich etwas störte. In der ganzen Unterhaltung lächelte die Kontaktperson und wirkte auch bei heiklen Fragen stets freundlich. Gegen Ende der Unterhaltung bot sie mir sogar an einen Tee mit ihr zu trinken. Im Nachhinein fragte ich Antonia, wie sie denn das Gespräch wahrnahm und wie es ihr damit ging. Sie erwiderte, dass sie nichts am Gespräch auszusetzen habe und dass sie damit zufrieden sei.

Zweite Gesprächsreflexion

Das zweite Gespräch fand mit Antonia Esperanza Reyes wieder in Munderkingen am 30.01.2019 statt. Wir begrüßten uns, hatten etwas Smalltalk und machten beim Thema der gesellschaftlichen Rollen dort weiter, wo wir das letzte Mal aufhörten. Antonia und ich saßen wiederum in ihrem ruhigen Wohnzimmer auf dem Sofa, da uns dieser Platz am besten erschien. Im zweiten Gespräch versuchte ich nun meine Fragen im Gegensatz zum letzten Mal besser zum Thema und Redefluss anzupassen, um so ein ungezwungeneres aber doch natürliches Gespräch mit der Befragten zu führen. Jedoch ließ ich es mir nicht nehmen einen kleinen Zettel anzufertigen, auf dem ich die Themen abhakte, die schon einmal behandelt wurden. Auf diese Weise hatte ich zudem auch einen „Spickzettel“, falls das Gespräch dann doch mal zum Stillstand kommen würde. Auch im zweiten Gespräch ging es eher schleppend vorwärts, da sie manchmal nach passenden, deutschen Wörtern suchte, um sich auszudrücken. Dies nahm hin und wieder etwas Zeit in Anspruch. Antonia scheint auch eher eine etwas stillere Person zu sein, die scheinbar nur das wichtigste sagen will. Für mich machte es außerdem den Eindruck, dass sie sich nur wenig selbst reflektiert und allgemein wenig über ihr Leben nachdenkt. Zwischendurch ergab sich hin und wieder Stille, da ich manchmal nicht wusste, ob ich eine weitere Frage stellen sollte oder Antonia gerade nur eine kurze Denkpause einlegte. Als ich mal Beispiele nannte, um eine Frage etwas griffiger zu machen, ging sie dann besonders darauf ein, was so von mir nicht beabsichtigt war. Ich erklärte ihr dann stets, dass sie auch ruhig weitläufiger antworten könne. Zwischendurch schaute Antonia auch öfter mal auf die Uhr oder sie ließ sich von meinem Aufnahmegerät ablenken, welches manchmal so blinkte. Als sich ihr Verhalten wiederholte, drehte ich das Aufnahmegerät um, so dass es im Gespräch nicht mehr störte. Ich fragte sie des Weiteren nach dem Grund, warum sie denn auf die Uhr schaue. Aber sie bestand darauf die Unterhaltung weiterzuführen. Bei einigen Fragen war ihr ferner die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Sie schaute mich dann mit ganz großen und erwartungsvollen Augen an. In solchen Fällen versuchte ich ihr die Frage durch zum Beispiel Beispiele näher zu bringen. Falls dies nicht wirkte, ließ ich die Frage dann ganz weg, um eine andere zu stellen.

Dritte Gesprächsreflexion

Das dritte Gespräch fand mit Antonia Esperanza Reyes in Munderkingen am 02.02.2019 statt. Wie schon in den letzten beiden Gesprächen nahmen wir wieder auf der Couch Platz und tranken zu Beginn Tee. Nach dem Austausch von ein paar Sätzen über das Wetter, wie es der Familie ging und über die Arbeit der Befragten gingen wir über zum eigentlichen Gespräch. Sie antwortete hin und wieder etwas zu kurz bzw. knapp und brachte somit ihre Ansichten und Gedanken auf den Punkt, was an sich nicht unbedingt schlecht war, aber im Angesicht des Schreibens einer Seminararbeit etwas unvorteilhaft ist. Beispielsweise musste ich aufgrund ihrer kurzen Antworten unter anderem oft nach dem Warum und Weshalb der Dinge fragen. Wenn auch durch dieses Nachfragen so manche interessante Erkenntnis zum Vorschein kam, so gefiel mir es nicht bei allem weiter nachhaken zu müssen. Andererseits erhielt ich manchmal auch widersprüchliche Antworten zur gleichen Frage zurück, die meiner Meinung nach wenig Sinn ergaben. Weiter darauf einzugehen und zu „kritisieren“, empfand ich aus Respekt vor der philippinischen Kultur als falsch. Augenscheinlich gefielen ihr jedenfalls manche Themen- und Fragenkomplexe lieber als andere, was man an ihrem Tonfall und ihrem Gesichtsausdruck festmachen konnte. Wenn ihr eine Frage gefiel, so spiegelte sich das auch in der Länge der Antwort wieder. Dieser Umstand führte dazu, dass ich wiederum mehr Spielraum für weitere Fragen hatte. Die befragte Person zitterte zeitweise auch etwas auffallend mit der rechten Hand im dritten Gespräch. Ist dies eine Folge des Gesprächs selbst, ist sie nervös oder hat das Zittern mit externen Faktoren zu tun? Es verunsicherte mich jedenfalls etwas, aber dem Anschein zu urteilen beeinflusste dies das Gespräch nicht weiter und wir fuhren fort mit der Unterhaltung. Außerdem fiel mir auf, dass zum Ende der dritten Gesprächseinheit ein bestimmter Sättigungsgrad erreicht wurde. Dies machte ich daran fest, dass sich Antonia an manchen Stellen wiederholte. Mir kam dann so manche Geschichte einfach wieder bekannt vor. In diesen Fällen bat ich sie höfflich darum das Hauptaugenmerk auf einen anderen Aspekt ihres Lebens aber im Rahmen der Frage zu fokussieren, was manchmal besser und manchmal schlechter funktionierte.

1. Erkenntnisse über die Kultur

1.1 Lebensgeschichte

Antonia Esperanza Reyes ist am 25.08.1959 in Capalonga auf den Philippinen geboren. Sie ist das jüngste Kind von insgesamt acht Kindern. Drei ihrer Brüder leben auf den Philippinen, zwei weitere davon arbeiten in Saudi Arabien und eine Schwester von Antonia lebt momentan in Deutschland.

Antonias Verhältnis zu ihren Eltern war gut, da sie das Lieblingskind des Vaters war. Als Lieblingskind kaufte ihr ihr Papa Sachen und Klamotten und ging mit ihr oft spazieren. Ihre Mama bevorzugte jedoch ihre Schwester. Normal war, dass Antonias Tante als alleinstehende, ältere Frau als Teil der Familie inmitten der Familie wohnte. Sie wusch Klamotten, bereitete mit der Mutter das Essen vor, passte auf die Kinder auf, putzte das Haus, etc. Zur Familie gehörten zudem auch Opa und Oma. Ihr Opa war Lehrer und ihre Oma eine Friseuse. Sie kümmerten sich um die Kinder und erledigten ein Teil der Hausarbeit. Antonias Eltern hatten, davon mal abgesehen, jeweils vier Geschwister, welche wiederum jeweils circa acht Kinder hatten, was in der philippinischen Gesellschaft aber zum Status quo gehört. Die Personen, die die Informantin indessen aber am meisten geprägt haben, waren ihre Tante, ihr Papa und ihre damaligen Freundinnen.

Rückblickend beurteilt die Informantin ihre Kindheit als eine glückliche Kindheit, in der z.B. ihr Bruder Conceso pan de sal verkaufte, um etwas Geld dazu zu verdienen. Ihr Vater kaufte ihm dann immer etwas Brot ab. Man ging beispielsweise mit Freunden ans Meer und nahm genug Essen für alle mit. Aus dem kleinen Wohnhaus wurde dann ein großes Wohnhaus. Einen Fernseher gab es noch nicht, aber ein Radio. Elektrizität gab es auch schon, aber nur unzuverlässig. Und man nutzte keinen Wasserhahn, sondern aufgefangenes Regenwasser. Eines Tages machte der Regen in der Regenzeit mal ein Fenster kaputt und man verwendete Palmzweige, um den Regen abzuhalten. Allerdings waren nicht alle Momente im Leben der Informantin glücklich. Als sie z.B. kleiner war, ging sie zusammen mit ihrer besten Freundin zum Baden ans Meer. Antonia hatte einen Schwimmreifen. Ihre Freundin hatte aber keinen. Als die Ebbe nun einsetzte wurden beide ins Meer hinausgezogen und man konnte dank des Reifens nur noch die Informantin retten. Ihre Freundin blieb verschollen und ertrank wahrscheinlich.

Antonia besuchte im Laufe ihres Lebens wie es für das philippinische Bildungssystem üblich ist zuerst die Elementary School, dann die High School und dann das College. Im Anschluss daran machte sie den Bachelor of science and marketing. Aber nur wer Geld hatte konnte es sich leisten auf das College zu gehen. Ihre Tante unterstützte sie deshalb, wo es ging, finanziell. Des Weiteren durfte die Informantin ihrer Tante im Verkauf unter die Arme greifen. So verkauften sie von Dorf zu Dorf gemeinsam Medikamente, Hygieneartikel, etc. Der Bachelor ermöglichte Antonia später selbst den Verkauf von allen möglichen Gegenständen. Da man auf den Philippinen nicht so viel Geld verdiente wie in Deutschland, fragte Antonia ihre Schwester, welche zu dem Zeitpunkt in Deutschland eine Arbeit gefunden und einen Italiener geheiratet hatte, ob sie denn nicht zu ihr nach Deutschland kommen könne. Ihre Schwester holte Antonia schließlich nach Deutschland, so dass sie auf ihre Kinder aufpassen konnte, während die Schwester arbeiteten ging. Die Informantin kam aufgrund der besseren Arbeit und dem Tod ihrer Eltern nach Deutschland. Sie lernte dort zudem bald ihren deutschen Ehemann kennen und bekam zwei Söhne. Als die Kinder schon etwas größer waren, arbeitete sie dann als Kassiererin bei McDonald’s. Dieser Arbeit geht sie noch heute nach. Aufgrund einer krankhaften Eifersucht und psychischen Problemen, kam es zur Scheidung der Informantin von ihrem Ehemann. Seit dem lebt sie allein in einer Wohnung, welche aber nicht weit entfernt vom Wohnort ihrer beiden Söhne liegt.

Obwohl viele Deutsche Hass und Ignoranz gegenüber Ausländern haben, so wie die Informantin es beschrieb, bereute sie es nicht nach Deutschland gekommen zu sein, da sie sich an die deutsche Kultur gewöhnt hat und nun auch ihre Söhne hier in Deutschland leben. Ihr erstes Kind studiert und ihr zweites Kind macht ein freiwilliges, soziales Jahr. Antonia hat ferner nur „filipinas“ (=philippinische Frauen) als Freunde. Sie hängt sehr an ihrer Familie und ihren Freundinnen und manchmal, wenn sie allein ist, fühlt sie sich traurig. Sie setzt sich aber zum Ziel, dass sie gesund und fröhlich bleibt. Ferner möchte sie mit ihrer Familie und ihren Freunden immer zusammen sein.

1.2 Sprache und kulturelle Wurzeln

Die philippinische Sprache sowie Kultur ist eine kulturelle Mischung aus asiatischen, spanischen und amerikanischen Einflüssen. Als ehemals spanische Kolonie haben die Philippinen so manche Dinge von den Kolonialisten übernommen, was man an den spanischen Vor- und Nachnamen, dem spanischen Essen, vielen Lehnwörtern, etc. erkennen kann. Auch der amerikanische als auch der asiatische Einfluss macht sich in puncto Sport, Sprache/Lehnwörter, Produkte, Einkaufszentren und Essen bemerkbar.

In Cavite dem Wohnort der Informantin sprach man beispielsweise spanisch. Und auch allgemein kann man auf Philippinen eine unglaubliche Sprachenvielfalt feststellen. Jede Insel hat dort beinahe seine eigene Sprache bzw. Dialekt. Zuzüglich Englisch und Tagalog kann man davon ausgehen, dass jeder filipino (=philippinische Mensch) drei bis vier Sprachen beherrscht.

1.3 Kommunikation

Bei der Begrüßung unter Freunden und der Familie ist es üblich, dass man sich mit zwei Küsschen begrüßt. Fremde Leute werden mit einem einfachen comusta (=hallo) gegrüßt. Eine besondere Form der Begrüßung ist das „mano“. Eine jüngere Person ehrt dadurch eine ältere Person, in dem die jüngere Person die Hand des Älteren zu seiner Stirn führt. Bei der Verabschiedung gelten dann wieder die zwei Küsschen oder ein einfaches babye (=bye).

Smalltalk zwischen Fremden gibt es so gut wie gar nicht, da man eher mit jemanden redet, den man kennt. Des Weiteren gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, nach dem derjenige, der schon da war, zu reden beginnen muss.

Das häufigste Gesprächsthema bei filipinas sind Männer. Es wird beispielsweise darüber geredet, wie sie z.B. im Bett beim Geschlechtsverkehr waren. Filipinas beklagen sich beispielsweise diesbezüglich auch darüber, dass ihre alten Männer neuerdings auf den Geschlechtsverkehr komplett verzichten. Darüber hinaus wird natürlich auch über den Beruf oder die Familie geredet.

1.4 Sprichwörter und Redewendungen

Auf den Philippinen gibt es einige Sprichwörter und Redewendungen:

„Blicke mit deinen Augen nach oben und du wirst die Sterne sehen.“

„Nicht dein Geschenk, sondern deine Freundschaft ist von Bedeutung.“

„Es ist einfacher das Meer auszuleeren, als einen aufrichtigen Freund zu finden.“

„Die Ehe ist nicht wie heißer Reis, welchen man einfach nur auszuspucken braucht.“

1.5 Erfüllung und Lebenssinn

Bei einem filipino nimmt Gott, das Haus, der Job, die Familie und seine Freunde einen hohen Stellenwert ein. Freundschaften z.B. aus der Schulzeit sind in dem Leben eines filipinos sehr wichtig. Aufgrund dessen ist es von großer Bedeutung, dass man sich Zeit für Freundschaften nimmt. Man sollte sich zuhören, Fragen stellen und sich ehrlich gegenseitig fragen, wie es einem geht.

1.6 Werte und Normen

Gleichheit, Freundlichkeit, Zufriedenheit und Harmonie sind philippinische Werte, die die Informantin als allgemeingültig wahrnimmt. Hinzu kommt, dass man nicht sein Gesicht verlieren darf oder dahingehend andere Menschen vor anderen bloßstellt. Man lächelt stets und zeigt nie offen, was man fühlt. Des Weiteren zeugt ein lächelndes Gesicht von Höflichkeit. Hilfsbereitschaft liegt auch sehr hoch im Kurs, besonders wenn älteren Personen geholfen werden kann. Gastfreundschaft ist auch von Bedeutung und beinhaltet, dass man dem Gast etwas zu trinken und zu essen anbietet.

Im Folgenden werden Werte und Normen, die auf den Philippinen eine geringe Bedeutung oder überhaupt keine Rolle haben, erläutert. Die Pünktlichkeit gehört dazu und eine oder zwei Stunden zu spät sein, geht in Ordnung. Geschwindigkeit ist verpönt, da man sich Zeit für Dinge nimmt. Es ist auch nicht so wichtig effektiv zu sein oder auf andere unbedingt Rücksicht zu nehmen. Auch das Thema Müll und Müllentsorgung wird auf den Philippinen eher lax befolgt.

1.7 Tabus

Wenn man als filipino ein Problem hat, dann redet man nicht darüber. Und wenn man ein Problem mit einer anderen Person hat, dann redet man nicht direkt mit der betroffenen Person darüber, sondern hinter dem Rücken mit vielen anderen Menschen. Dies ist so üblich und geht in Ordnung. Versöhnung geschieht dann meistens dadurch, dass viele Leute von außen auf den Betroffenen einreden.

Ein weiteres Tabu ist Kritik. Wenn z.B. ein Mitarbeiter mit der Vorgehensweise des Chefs nicht übereinstimmt, dann hält der Mitarbeiter seinen Mund und schluckt seinen Zorn runter. Denn nur unter Freunden darf man seiner Kritik Ausdruck verleihen.

Zudem darf man in aller Öffentlichkeit nicht schimpfen, schlagen, herumschreien oder fluchen. Wer es trotzdem macht, verliert das Gesicht und wird von allen ignoriert.

1.8 Gesellschaftliche Ordnung

Eine patriarchische und hierarchische Gesellschaft zeichnet die philippinische Kultur aus. Der Mann steht immer über der Frau. Der Mann geht arbeiten und die Frau macht den Haushalt.

Es ist auch nicht selten, dass sich ein Mann mit einem anderen Mann, um eine Frau schlägt. Man kann deshalb auch von einer „Macho“-Kultur sprechen.

Darüber hinaus sind ältere Leute in der Gesellschaft aufgrund ihrer Erfahrung hoch angesehen. Und so verwundert es auch nicht, dass sich Menschen in einem Raum nach dem Alter in Grüppchen ordnen. In einer Familie sieht das dann folgendermaßen aus: Zuallererst hat der Opa das Sagen und danach folgen in der Rangfolge der Vater, die Mutter und dann die Oma.

1.9 Prestige

Wer genießt abgesehen vom Alter noch so hohes Ansehen in der philippinischen Kultur? Jemand, der schöne und teure Kleidung als auch glänzende Schuhe an hat, wird wertgeschätzt. Ebenso angesehen ist, wer eine bleiche Haut hat, welche dem Schönheitsideal entspricht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Arbeit eines Missionars auf den Philippinen. Ein ethnographisches Interview
Hochschule
Internationale Hochschule Liebenzell
Note
2,7
Autor
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V548679
ISBN (eBook)
9783346217011
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interview, Ethnographie, Seminararbeit, Kultur, Religion, Philippinen, missionar
Arbeit zitieren
David Sauter (Autor:in), 2019, Die Arbeit eines Missionars auf den Philippinen. Ein ethnographisches Interview, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/548679

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