Popkultur der 90er Jahre am Beispiel der Techno- und Grunge-Kultur


Hausarbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Aufstieg der Technokultur zum Mainstream
2.1. Die Entwicklung der Grunge-Kultur zum Mainstream

3. Resümee

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Popkultur der 90er Jahre am Beispiel der Techno- und Grunge-Kultur, die nicht nur auf musikalischer Ebene neue Ideologien und Innovationen mit sich brachten, sondern sowohl auf politischer, als auch gesellschaftlicher Ebene Einfluss nahmen. Zu Anfang behandelt diese Hausarbeit chronologisch die Etablierung, Entwicklung und Eigenschaften der Techno-Kultur – im ersten Kapitel – und der Grunge-Kultur – im zweiten Kapitel - Ende der Achtziger, bis Mitte der Neunziger Jahre. Zudem folgen Marktstrategien und Einflüsse der Medien auf die Rezeption dieser Musikarten, die geschickt angewendet wurden, um aus subkulturellen Ideologien und Ideen neue Trends im Mainstream zu schaffen und gewinnbringend zu vermarkten.

Zudem beziehe ich mich des Weiteren auf die Fanstrukturen und zwar behandele ich die Philosophien und Charakteristika der Rezipienten der bestimmten Musikrichtungen, zudem die Insider-Codes zu Lebensstilen, Normen und Konsumgewohnheiten, um sich von der Masse zu distanzieren.

Im Hinblick auf diese Hausarbeit recherchierte ich in der Bibliothek der Folkwang Hochschule in Essen, der Hochschulbibliothek an der Bochumer Ruhr-Universität, der Stadtbücherei Herne und Bochum und im privaten Umfeld.

2. Der Aufstieg der Technokultur zum Mainstream

Der größte Teil der Jugend ist zu Anfang der Neunziger Jahre eher daran interessiert, endlich ein bisschen Spaß zu haben, um ein wenig Abstand vom Alltag zu haben, der von Arbeitslosigkeit, Orientierungslosigkeit und Zukunftsangst bestimmt wird. Diese Dekade wurde dadurch langsam zu einer Spaßgesellschaft geprägt, die bestimmt war durch „…Individualismus, Rezession, Jugendwahn…“ (Pop 2000; P. Wagner, S.196) und der Neigung zum Extremen. Die Jugend suchte nach neuen Attraktionen des Nachtlebens und fand sie auf den Tanzflächen. Schon 1989 wurde die Love Parade mit etwa 150 Ravern ins Leben gerufen, die acht Jahre später zu einem Massenspektakel mit einer Million Besuchern wurde (Pop 2000; P. Wagner, S.196). Die Gründe für den rapiden Erfolg dieser Veranstaltung sind in der Musik und Gesellschaft zu suchen. Die Musik war vollkommen innovativ und repräsentierte das neue Jahrzehnt der Technik und des Fortschritts. Die zumeist rhythmisch orientierte, elektronisch produzierte Unterhaltungsmusik, hauptsächlich ohne Gesang, traf den Kern der Zeit. Die Verbreitung durch Musikkanäle und Massenmedien, wie Radio und Zeitschriften haben die elektronische Musik massenkompatibel gemacht. Die Zeitspanne, in der subkulturelle Trends das breite Publikum erreichen, war und wird immer kürzer.

Der Reiz dieser Subkultur vor der Kommerzialisierung war der “… Mythos des illegalen“ (Pop 2000; P. Wagner, S.198) im wiedervereinten Berlin. Die Clubs hatten einen „…spontanen, verwegenen und aktionistischen…“ (Pop 2000; P. Wagner, S.198) Charakter, ein 100qm großer Kellerraum unter einem Hinterhof, eine Nebelmaschine, ein Stroboskop und zwei dröhnende Boxen, im ehemaligen Todesstreifen der Mauer, das war der legendäre Club ‚Ufo’, einer von vielen im damaligen Berlin (Pop 2000; P. Wagner, S.198). Um jeglicher Vorhersehbarkeit zu entgehen und um den subkulturellen Charakter zu bewahren, wechselten die Veranstaltungsorte ständig (Beiträge zur Popularmusikforschung 23; C. Jacke, S.12), zudem entwickelte die Szene „…eine eigene Kommunikationsform wie Flyer und Telefonketten und meist kostenlose Insider-Magazine…“ - die der Musik und Szene eine eigene Stimme gaben (Pop 2000; P. Wagner, S.198).

Techno erlebt einen rapiden Aufstieg, entwickelt sich „...in kürzester Zeit …zur eigenen Welt, die Party zum Mittelpunkt des Seins.“, „Ein ganz eigenes Körpergefühl begleitete die Techno-Fans und spülte sie in den Fokus der Medien (Pop 2000; P. Wagner, S.198). Es wurde bis zur Ekstase getanzt, halbnackte und schwitzende Körper verliehen der Szenerie eine knisternde Erotik. „Techno schaffte das, was andere Musik vorher nicht geschafft hat: die vollendete Simulation eines Wir-Gefühls, die vollständige Abgrenzung des Ichs in der Masse- alle zappeln, doch jeder tanzt für sich in der Masse…“(Pop 2000; P. Wagner, S.198), mit dem Bewusstsein etwas Spezielles zu sein. Dazu entwickelten sich verrückte Kleidungsstile, bunt, kreativ und erotisch.

Vor allem war Techno eine entpolitisierte Bewegung. Man war für ein Party-Wochenende in einer Welt ohne politische und gesellschaftliche Probleme, distanzierte sich davon im Form von Unterhaltung: „Die Frequenz der Party-Besuche wird trotz schulischer Misserfolge, Verlust der Arbeitsstelle, gesundheitlicher Folgeschäden, sozialer Isolation und finanzieller Probleme weiter gesteigert. „Glücklich sein“ beschränkt sich auf die Dauer der Party, zunehmende Sinnentleerung der Zeiten zwischen den Parties führt zu lethargischem Warten, bis der nächste Rave beginnt.“ (C. Jacke, S.32). Die Love Parade selbst war eine Friedensdemonstration, wobei jedoch die wenigsten davon Kenntnis nahmen.

Produziert wurde Techno am Anfang am Heimcomputer mit Sequencer, Drum-Machine und Synthesizern. Es war Musik, die man nur in Undergroundclubs hören konnte, absolut unkommerziell, „Also haben die Leute in den Clubs etwas vorgefunden, was sie von draußen gar nicht kannten“ (Pop 2000; P. Wagner, S.199). Es war „Musik ohne Message, Funktionsmusik, gesichtslos - ohne wieder erkennbare Stars…“(Pop 2000; P. Wagner, S.200). Die Musikindustrie hat diesen Markt für sich entdeckt und mit dem ersten Techno-Hit ‚Das Boot’ wurde der gnadenlosen Kommerzialisierung der neuen Tanzmusik der Weg geebnet. Zu einer massenhaften Vermarktung braucht man jedoch Identifikationsfiguren, somit mussten Stars für den Kommerz geschaffen werden. Der DJ wurde fortan zu einem neuen Traumberuf im Medienbereich: „Der Discjockey ist Symbol für einen musikalischen Entwicklungsschritt: nicht das Instrument zählt, sondern die Idee, das Gefühl, die Wirkung.“ (Pop 2000; P. Wagner, S.200). Vermarktet wurden diese durch Zeitschriften wie Bravo und Musiksender wie MTV. Der Sender VIVA wurde erst Ende 1993 gegründet, als Medium von vier der fünf größten Plattenfirmen Deutschlands (Pop 2000; P. Wagner, S.206), mit dem Ziel die eigens produzierte Musik besser und effizienter zu vermarkten. Vor allem nationale Interpreten und Gruppen konnten davon enorm profitieren.

Die Markenartikelindustrie entdeckte den „Raver“ (Bezeichnung für Techno-Fan) als kauf- und konsumwilligen Kunden mit einer geschätzten Kaufkraft von etwa 5 Milliarden Mark jährlich (Pop 2000; P. Wagner, S.201).

Das Ende der Ära qualitativer Techno-Musik (etwa 1992/’93) wurde erreicht als Interpreten wie Blümchen, E-Rotic oder Schlümpfe mit Techno-Beat, kommerzialisiert wurden, für die Kinderzimmer der heranreifenden Nation und die pubertierenden Jugendlichen. Junge Künstler wie Blümchen, zu der Zeit ca. 16 Jahre alt, dienten als ideale Identifikationsfigur, sexuell angeregte Themen der Gruppe E-Rotic ließen pubertierenden Phantasien freien Spielraum und die Schlümpfe mit Techno-Beat erinnerten in Form moderner Trendmusik an die eigene Kindheit. Der qualitative Techno wurde wieder in den Underground verlegt, dort herrscht bis heute eine lebendige und kreative Subkultur dieser Musik. Es entwickelten sich verschiedene Formen elektronischer Musik, die ich hier kurz aufgreifen will (s. Tabelle, S.6).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Popkultur der 90er Jahre am Beispiel der Techno- und Grunge-Kultur
Hochschule
Folkwang Universität der Künste
Veranstaltung
Seminar : Musiksoziologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V54807
ISBN (eBook)
9783638499224
ISBN (Buch)
9783638773393
Dateigröße
907 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Popkultur, Techno-, Grunge-Kultur, Musiksoziologie, Grunge, Rock, Musik, Musikgeschichte, 90er Jahre, Musikwissenschaften
Arbeit zitieren
Jacek Brzozowski (Autor:in), 2004, Popkultur der 90er Jahre am Beispiel der Techno- und Grunge-Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54807

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