Selbstmord in der Bibel - Verboten oder gewollt?


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Suizid in Deutschland: Fakten

3. Selbstmorde in der Bibel

4. Argumente der Theologen
4.1 Augustinus
4.2 Thomas von Aquin
4.3 Dietrich Bonhoeffer

5. Weitere Bibelstellen
5.1 Selbstmordgedanken
5.2 War Jesus ein Selbstmörder?
5.3 Wer sein Leben verliert
5.4 Hoffnung

6. Fazit

7. Literatur

1. Einleitung

Im folgenden Aufsatz wird es darum gehen, welchen Beitrag die Bibel zum ethischen Problem des Suizids leistet. Ist darin ein Verbot oder sogar eine Erlaubnis zu finden? Um diese Frage zu beantworten, habe ich die in der Bibel genannten Selbstmorde untersucht und eingeordnet, sowie weitere Bibelstellen, die sich auf das Thema beziehen lassen, erläutert. Argumente von bekannten Theologen wie Augustinus, Thomas von Aquin und Dietrich Bonhoeffer, die sich allesamt gegen den Suizid aussprechen, habe ich in meine Überlegungen miteinbezogen, so dass ich schließlich zu einem „Weder- Noch- Ergebnis“ kam.

2. Suizid in Deutschland: Fakten

Die vorsätzliche Zerstörung des eigenen Lebens – wie der Brockhaus den Selbstmord definiert[1] - löst heute bei vielen Menschen unterschiedliche Emotionen und Reaktionen aus, von Entsetzen und Anklage über Mitleid bis hin zu Bewunderung. Die katholische Kirche bezeichnet den Suizid bis in die heutige Zeit als Sünde. Selbstmörder dürfen deshalb nicht unter kirchlichem Geleit bestattet werden, es sei denn sie werden zum Tatzeitpunkt als unzurechnungsfähig befunden, was meistens so geschieht, um dem Verbot aus dem Weg zu gehen. Rechtlich gesehen ist Suizid sowie Suizidversuch in Deutschland straffrei; es wird also tatsächlich nicht als Selbst-„Mord“ gesehen. Kritiker sind daher der Ansicht, man solle nicht das Wort Selbstmord sondern weniger diskriminierende, neutrale Begriffe wie Selbsttötung oder Suizid (von lat. sui caedere= selbst töten) benutzen. Die Bezeichnung Freitod kann ebenfalls in die Irre führen, da die meisten Suizidanten psychisch krank sind (90-95 %, darunter am häufigsten Depression)[2] oder sich in einer Krise befinden, es sich also tatsächlich nicht um eine wohlüberlegte Entscheidung eines gesunden Menschen handelt, die als frei bezeichnet werden könnte. Ich werde im folgenden Aufsatz neben den neutralen Begriffen auch das Wort Selbstmord verwenden, da es im allgemeinen Sprachgebrauch immer noch häufig benutzt wird.

In Deutschland nehmen sich etwa 11.000 Menschen pro Jahr das Leben, was die Zahl der Unfalltoten um ca. 3000 übersteigt[3]. Dabei hat die Häufigkeit der vollendeten Suizide in den letzten Jahren abgenommen, die Zahl der Suizidversuche steigt jedoch, und zwar im besonderen Maße bei Mädchen und jungen Frauen[4]. Die häufigsten Motive sind Flucht, Rache oder Selbstbestrafung.

Als Sozialarbeiter/in wird man immer wieder auf Menschen in Krisensituationen treffen, die Anzeichen einer suizidalen Entwicklung zeigen. Unabhängig von dem professionellen Vorgehen in solch einer Situation stellt sich dem Helfer /der Helferin dann auch die Frage nach dem Recht auf den eigenen Tod. Ist es erlaubt, sich selbst zu töten? An dieser Stelle verlassen wir den Tatsachenbereich und treten in eine ethische Diskussion ein, die bereits viele Philosophen und Theologen in den vergangenen Jahrhunderten führten; angefangen bei Platon um 500 v.Chr. über Augustinus und Thomas von Aquin bis hin zu Kant und Schopenhauer im 19. Jh. n. Chr. Da die westliche Welt, in der wir leben, durch den christlichen Glauben geprägt ist, erscheint es sinnvoll, in der Bibel, als Grundlage dieses Glaubens, nach einer Bewertung des Suizids zu forschen.

3. Selbstmorde in der Bibel

In der Bibel werden sechs Selbstmorde erwähnt, einer davon -der bekannteste von Judas Iskariot- im Neuen Testament.

In Richter 16,26-31 wird die Selbsttötung Simsons beschrieben. Als Gefangener der Philister bittet der Held Israels Gott noch einmal um Kraft, damit er die Säulen des Hauses wegstemmen kann, so dass er und alle Philister, die sich in dem Haus befinden, sterben. Simsons Motiv ist die Rache gegen seine Feinde, und es wird erwähnt, dass er durch diese Tat mehr Philister tötete, als jemals zuvor. Seine Familie legte ihn schließlich in das Grab seines Vaters, wie es die Tradition verlangte, und Paulus stellte ihn in seinem Brief an die Hebräer in eine Reihe mit anderen großen Glaubenshelden wie Mose und David[5]. Sein Selbstmord wird also keinesfalls verurteilt, sondern als selbstlose und mutige Tat gelobt.

Ein wenig anders sieht es bei König Saul und seinem Waffenträger aus. Als Saul in einem Kampf mit den Philistern schwer verwundet wird, stürzt er sich in sein Schwert um der Verspottung und dem Tod durch die „Unbeschnittenen“ zu entgehen. Sein Waffenträger folgte ihm auf die gleiche Weise. Beide wurden später traditionsgemäß beerdigt.[6] Zwar ist in dem Text keine direkte Wertung des Selbstmordes zu erkennen, doch Saul erscheint im Gesamtzusammenhang seiner Lebensgeschichte eher als tragische Persönlichkeit, die sich von Gott abgewendet hat und schließlich die Konsequenzen für ihren Ungehorsam tragen musste. Sein Selbstmord kann demnach als solch eine negative Konsequenz gewertet werden. Daraus ergibt sich, dass Suizid eine Folge von Sünde (=Abwendung von Gott) sein kann. Da aber Sünde schlecht ist, muss auch ihre Konsequenz schlecht sein. Hier ist also eine negative Wertung des Suizids zu erkennen, wobei jedoch die Tat selbst nicht verboten war und somit nicht bestraft wurde.

[...]


[1] Brockhaus Enzyklopädie 17. Aufl., Bd.17, 1973

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid (Stand: 02.03.2005)

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid (Stand: 02.03.2005)

[4] statistisches Bundesamt, Gesundheitsbericht für Deutschland 1998

[5] vgl. Hebräer 11,32 (alle Bibelstellen zitiert nach der revidierten Elberfelder- Übersetzung 1994)

[6] 1. Samuel 31,4-13 und 2. Samuel 21,12-14

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Selbstmord in der Bibel - Verboten oder gewollt?
Hochschule
Evangelische Hochschule Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V54556
ISBN (eBook)
9783638497305
ISBN (Buch)
9783656807483
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstmord, Bibel, Suizid, Christlich, Ethik, Moral, Selbsttötung, Psychologie
Arbeit zitieren
Sandra Kretschmer (Autor:in), 2005, Selbstmord in der Bibel - Verboten oder gewollt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54556

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