Prozesse der Machtbildung

Zu: Hannah Arendt 'Macht und Gewalt' und Heinrich Popitz 'Phänomene der Macht'


Seminararbeit, 2000

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Vorbemerkung
1.2. Hannah Arendt
1.2.1. Meine Einschätzung von Arendt
1.3. Heinrich Popitz
1.3.1. Meine Einschätzung von Popitz

2. „Macht und Gewalt“ bei Hannah Arendt
2.1. Macht und Gewalt
2.1.1. Hannah Arendts Beweggründe zur Ausführung des Themas
2.1.1.1. Zweck-Mittel-Argumentation
2.1.1.2. Studentenbewegung
2.1.1.3. Fortschrittsgedanke
2.1.1.4. Wissenschaftliche Begründung
2.1.1.5. Tradition
2.1.2. Macht
2.1.3. Gewalt

3. „Phänomene der Macht“ bei Heinrich Popitz
3.1. Phänomene der Macht
3.1.1. Durchsetzungsformen
3.1.1.1. Aktionsmacht
3.1.1.2. Instrumentelle Macht
3.1.1.3. Autoritative Macht
3.1.1.4. Datensetzende Macht
3.1.2. Prozesse der Machtbildung
3.1.2.1. Machtbildung auf einem Schiff
3.1.2.2. Machtbildung in einem Gefangenenlager
3.1.2.3. Machtausbau in einer Erziehungsanstalt
3.1.3. Macht und Herrschaft

4. Vergleich der Werke
4.1. Macht
4.2. Gewalt
4.3. Autorität

5. Persönliche Stellungnahme
5.1. Eigene Gedanken
5.2. Zukunft

Literaturverzeichnis

Erklärung

1. Einleitung

1.1. Vorbemerkung

Meine Arbeit ist der Leistungsnachweis für das Seminar „Prozesse der Machtbildung und ihre Geschichte“ vom SS00 des Faches „Soziale und Kulturelle Umwelt des Menschen“.

Gegenstand meiner Arbeit sind die Texte „Macht und Gewalt“ von Hannah Arendt[1] und „Phänomene der Macht“ von Heinrich Popitz[2]. Ich möchte herausfinden, was diese beiden Werke aussagen, und inwieweit sie sich unterscheiden. Voranstellen werde ich einige kurze Bemerkungen zur Person der Autoren und ihre jeweilige Arbeit

1.2. Hannah Arendt

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]1906 wird Hannah Arendt als Tochter des Ingenieurs Paul Arendt und dessen Frau Martha (geb. Cohn) in Linden (bei Hannover) geboren. 1924 nimmt sie ein Studium der Philosophie, Theologie und Klassischen Philosophie in Marburg auf, wechselt später nach Freiburg im Breisgau und Heidelberg, wo sie u. a. bei Martin Heidegger und Edmund Husserl studiert und 1928 promoviert. 1929 entschließt sie sich zu einem Umzug nach Berlin, wo sie Günther Anders (vormals Stern) heiratet - die Ehe wird 1937 geschieden. Über Günther Stern lernt Hannah Arendt 1933 viele Kommunisten kennen und macht ihre Wohnung zum Zufluchtsort für verfolgte Kommunisten. Wegen ihrer Arbeit für Kurt Blumenfeld und den Zionismus wird sie im Frühjahr durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhaftet und verhört. Nach ihrer Freilassung flieht sie über Prag und Genf nach Paris, wo sie als Sozialarbeiterin bei einer jüdischen Organisation arbeitet. 1940 heiratet sie Heinrich Blücher. Nach einer mehrwöchigen Internierung im berüchtigten Auffanglager Gurs emigriert Arendt 1941 in die USA, wo sie politische Kolumnen für die deutsch-jüdische Wochenzeitschrift „Aufbau“ schreibt. 1948-1952 ist sie Direktorin der Jewish Cultural Reconstruction Organization zur Rettung jüdischen Kulturguts. In dieser Funktion reist sie 1949/50 erstmals nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder nach Deutschland. Nach mehreren Gastvorlesungen u. a. in Princeton und Harvard erhält sie 1953 eine Professur am Brooklyn College in New York. 1959 erhält sie den Lessing-Preis der Stadt Hamburg. 1960 erscheint ihre handlungstheoretische Untersuchung „Vita activa oder vom tätigen Leben“. 1961 Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in Jerusalem für die Zeitschrift "New Yorker". Ihre Beiträge werden wegen der Kritik am Verhalten der Judenräte sowie der Darstellung Adolf Eichmanns selbst und seiner Motive kontrovers diskutiert. 1970 veröffentlicht sie die Studie „Macht und Gewalt“. Am 4. Dezember 1975 stirbt Hannah Arendt in New York.

1.2.1. Meine Einschätzung zu Arendt

Hannah Arendt ist in meinen Augen eine brillante und nicht unumstrittene politische Philosophin der Neuzeit. Sie ist in meinem Verständnis die erste Theoretikerin,die „Macht“ und „Gewalt“ als zwei unterschiedliche Phänomene sieht und für das politische Handeln neu definiert. Bis heute sind die seither kontrovers diskutierbaren Unterscheidungen wie die zwischen „Macht“ und „Gewalt“ gegenwärtig.

Damit bleibt Hannah Arendt eine unabhängige Denkerin, dessen Werk sich der Einordnung in die etablierten Schulen des politischen Denkens widersetzt.

Der Essay über „Macht und Gewalt“ von Hannah Arendt gehört für mich zu den wichtigsten Versuchen bei der Bestimmung von Macht.

1.3. Heinrich Popitz

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Heinrich Popitz wird 1925 in Berlin geboren, studiert Philosophie, Geschichte und Ökonomie und promoviert 1949 zum Dr. phil. 1957 erreicht er seine Habilitation für Soziologie. 1959 wird Popitz Professor für Soziologie in Basel.

Seit 1964 ist er Ordinarius für den damals neugeschaffenen Lehrstuhl für Soziologie in Freiburg und Gründungsdirektor des Instituts für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Von 1971-72 ist Popitz Theodor-Heuss-Professor an der „New School for Social Research” in New York.

1989 erscheint die erste Auflage von Phänomene der Macht, 1992 eine stark erweiterte Auflage.·

1.3.1. Meine Einschätzung zu Popitz

Popitz versucht als Soziologe analytisch erklärend das Phänomen der Macht zu beschreiben: wie Machtbildungen zustande kommen, bei denen sich Minderheiten gegen die eindeutigen Interessen und Intentionen von Mehrheiten durchzusetzen vermögen.

Er geht streng strukturiert und kategorisierend vor, teilt Gegebenheiten in verschiedene Gruppen und gewichtet ihre Bedeutung.

Zur Verdeutlichung zieht er Beispiele heran. Das Werk Phänomene der Macht von Popitz zeigt mir deutlich wie verletzbar wir Menschen sind und unsere teilweise sehr hilflose Umgangsweise mit Macht.

2. Macht und Gewalt bei Hannah Arendt

2.1. Macht und Gewalt

Hannah Arendt teilt ihren Text in drei Abschnitte auf, die sie mit I, II und III bezeichnet. Nach den anschließenden Exkursen, in welchen sie Erklärungen zu einzelnen Textabschnitten in ihrem Werk gibt, ist ein Interview von Aldelbert Reif mit Hannah Arendt abgedruckt.

Kernfrage ihres Werkes bleibt stets die Differenzierung der beiden Begriffe „Macht“ und „Gewalt“.

2.1.1. Hannah Arendts Beweggründe zur Ausführung des Themas

Arendt versucht an mehreren - teilweise aufeinander aufbauenden - Punkten darzustellen, warum ihrer Meinung nach, die Zusammenhänge von „Macht“ und „Gewalt“ der gegenwärtigen Sicht, fehlerhaft sind.

2.1.1.1 Zweck-Mittel-Argumentation

Mit der Auslegung versucht sie zunächst den Umgang mit Gewalt herzuleiten. „Es liegt im Wesen der Gewalthandlung, dass sie wie alle Herstellungsprozesse im Sinne der Zweck-Mittel-Kategorie verläuft“[3]. Wenn dem so ist, bedeutet dies, dass grundsätzlich abgewogen wird ob der Einsatz von Gewalt gerechtfertigt ist oder nicht. Arendt bestreitet nicht, dass diese Denkweise in der Politik vertreten wird, doch sieht sie den Kern des Problems, warum diese Überlegungen nicht nachvollziehbar sind, in der Tatsache, dass menschliches Handeln nicht berechenbar ist. Dies hat dazu geführt, dass die Ziele im Verlauf der Handlung verloren gegangen sind. „Der Zweck, der die Mittel bestimmt, die zu einer Erreichung notwendig sind und sie daher rechtfertigt, wird von den Mitteln überwältigt“[4]

Auch in der Geschichte findet sie keine Erklärung, die den Einsatz von Gewalt begründet. „Wer aber in der Geschichte nach einer Art Sinn suchte, dem musste der dem gewalttätigen Handeln innewohnenden Zufall- und Willkürcharakter als der eigentliche Stein des Anstoßes in seinem ganzen Unternehmen erscheinen“[5]

Der Wendepunkt in der Zweck-Mittel-Argumentation ist für Arendt durch die technische Entwicklung der Gewaltmittel eingetreten. Die Ziele sind inzwischen fast schon bedeutungslos geworden. Die Gewaltmittel sind angewachsen bis hin zur äußersten nur denkbaren Form, denn ein „... Atomkrieg kann überhaupt nicht mehr als „Mittel“ betrachtet werden“[6]. Dieser währe ein Umkehren der Zweck-Mittel-Argumentation bzw. macht die Begründung für den Einsatz solcher Gewaltmittel im Prinzip gegenstandslos.

[...]


[1] Arendt, Hannah, „Macht und Gewalt“, München, 1998, erste Auflage, 1970

[2] Popitz, Heinrich, „Phänomene der Macht“, Tübingen, 1992

Bildquelle Arendt: a. a. O. Arendt, Buchrücken

Bildquelle Popitz: a. a. O. Popitz, Klappentext

[3] Ebd., S. 8

[4] Ebd., S. 8

[5] Ebd., S. 13

[6] Ebd., S. 13

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Prozesse der Machtbildung
Untertitel
Zu: Hannah Arendt 'Macht und Gewalt' und Heinrich Popitz 'Phänomene der Macht'
Hochschule
Hochschule München
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
28
Katalognummer
V54385
ISBN (eBook)
9783638496063
ISBN (Buch)
9783638647472
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Gegenstand meiner Arbeit sind die Texte 'Macht und Gewalt' von Hannah Arendt und 'Phänomene der Macht' von Heinrich Popitz . Ich möchte herausfinden, was diese beiden Werke aussagen, und inwieweit sie sich unterscheiden. Voranstellen werde ich einige kurze Bemerkungen zur Person der Autoren und ihre jeweilige Arbeit
Schlagworte
Prozesse, Machtbildung
Arbeit zitieren
Martin Hierl (Autor:in), 2000, Prozesse der Machtbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54385

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Prozesse der Machtbildung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden