Konkurrenz und Solidarität

Auswirkungen von konkurrierendem und solidarischem Verhalten im ökonomischen Kontext


Hausarbeit, 2006

34 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Konkurrenz
2.1 Definition und Historie des Begriffs Konkurrenz
2.2 Konkurrenz und Soziobiologie
2.3 Konkurrenz und Wirtschaft
2.4 Konkurrenz und Soziologie

3 Solidarität
3.1 Definition und Historie des Begriffs Solidarität
3.2 Altruismus als Form der Solidarität
3.3 Kooperation als Form der Solidarität

4 Spieltheorie
4.1 Historie und Gegenstand der Spieltheorie
4.2 Nicht-kooperative Spiele
4.3 Kooperative Spiele

5 Koordinationsmechanismus Markt

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auszahlungsmatrix des Gefangenendilemmas

Abbildung 2: Free-Rider-Verhalten

Abbildung 3: Kartellabsprachen im Duopol

Abbildung 4: Nutzengrenze

1 Einleitung

Die Begriffe Konkurrenz und Solidarität sind aus der modernen wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Manche Autoren sprechen gar von einer inflationären Verwendung der Begriffe, insbesondere in den Medien. Darüber hinaus sind diese Begriffe stark ideologisch geprägt. Während Solidarität oft im Zusammenhang mit einer linksgerichteten Politik gesehen wird, ist der Begriff der Konkurrenz eher im liberalen politischen Kontext im Gebrauch. Dies erzeugt auf den ersten Blick den Eindruck zwei sich ausschließender Prinzipien. Ziel dieser Arbeit ist es, sich diesem Begriffspaar zu nähern und die Gegensätzlichkeit an sich darzustellen.

Auch das System der Marktwirtschaft als ein soziokulturelles System existiert durch dieses Spiel zweier sich scheinbar widersprechender Prinzipien. Die Menschen sind als Teile der Gesellschaft voneinander abhängig und miteinander verbunden. Die Anliegen der Allgemeinheit spielen zwar eine große Rolle, die Individuen versuchen jedoch ihre Eigeninteressen zu verfolgen.

Im Zusammenhang mit den beiden Prinzipien Konkurrenz und Solidarität geht es unter anderem um das rationale Verhalten der Individuen. Die Individuen handeln rational, wenn sie ihr Eigeninteresse verfolgen und somit ihren Nutzen maximieren.

In der Spieltheorie ist das rationale Verhalten eine Bedingung, die besagt, dass jeder Spieler sich einen individuellen Nutzen sichert, der mindestens so hoch ist wie der Nutzen, den er aus eigener Kraft erreichen kann. Sie besagt also, dass keiner der Spieler einem Verhandlungsergebnis zustimmen würde, das ihn schlechter stellt, als in einer Situation, in der er nicht kooperiert. Die spieltheoretische Tradition zeigt vermutlich die stärkste theoretische Basis für die Darstellung der „Spiele um Wettbewerb, Konflikt und Kooperation“ auf.

Durch Modelle, wie beispielsweise dem Marktmodell, kann der Koordinationskonflikt durchaus gelöst werden. Hierbei darf nicht nur rationales Verhalten berücksichtigt werden, sondern auch die moralischen Werte dürfen nicht außen vor gelassen werden.

Die Darstellung, dass das menschliche Handeln in der Gesellschaft durch Konkurrenz und Solidarität bestimmt wird, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. Dazu werden in den Kapiteln zwei und drei zunächst die einzelnen Begriffe definiert und ihre Bedeutungen in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen dargestellt. Im vierten Kapitel werden die Auswirkungen von konkurrierendem und solidarischem Verhalten im ökonomischen Kontext theoretisch am Beispiel der Spieltheorie verdeutlicht. Anschließend geht im fünften Kapitel um die Lösung des Koordinationsproblems mit Hilfe des Etatistischen Ansatzes und des Marktmodells. Die aus diesen Theorien gewonnen Einsichten werden abschließend im letzten Kapitel dargestellt.

2 Konkurrenz

2.1 Definition und Historie des Begriffs Konkurrenz

Der Begriff Konkurrenz leitet sich aus dem lateinischen concurrere ab, was zusammenlaufen oder zusammenstoßen bedeutet. Dieses Zusammenstoßen ist ein Wettstreit, um eine Ressource, die von allen benötigt wird, aber nur begrenzt vorhanden ist.[1] Die begrenzte Existenz von Gütern wird Knappheit genannt, dass heißt die Nachfrage übersteigt das Angebot. Die Individuen sind gegenüber alternativen Ressourcen nicht indifferent, sie haben Wünsche, Interessen und Präferenzen, durch die sie die Güter unterschiedlich bewerten. Menschen versuchen sich bei der Wahl von verschiedenen Handlungsmöglichkeiten rational zu entscheiden, sie wollen demzufolge die für sie effizienteste Möglichkeit auswählen. Knappheit charakterisiert somit eine soziale Situation, da mehrere Individuen die gering vorhandenen Ressourcen untereinander aufteilen müssen. Die Menschen konkurrieren in dieser Situation um die Verteilung von Gütern.[2] Der einzelne Wettstreiter setzt seine Kräfte dafür ein, dass er im Kampf um die knappe Ressource seine Interessen durchsetzen kann, wobei es sich um einen Kampf „aller gegen alle“ handelt. Der Verhaltensantrieb für Konkurrenz ist somit die Verfolgung des Eigeninteresses, „sich nicht um den anderen kümmern“ und „besser sein wollen als der andere“ stehen bei Konkurrenz im Mittelpunkt. Da jeweils die eigenen Wünsche durchgesetzt werden, steht Konkurrenz dem Individualismus sehr nahe. Um Konkurrenz handelt es sich, wenn die Erreichung eines Ziels von einem Individuum, einem anderen es unmöglich macht, eben dieses Ziel durchzusetzen. Die beiden stehen im Wettstreit um ein und dasselbe Ziel und sind somit Konkurrenten.[3]

Wenn die Konkurrenten gleicher Art sind, spricht man von intraspezifischer Konkurrenz, sind sie unterschiedlicher Art so nennt man sie interspezifisch.[4] Die Interspezifische Konkurrenz ist neben der dynamischen Umwelt der wichtigste Aspekt der Evolution.[5] Charles Darwin erläuterte diesen Zusammenhang als erster, in dem er ihn auf drei Systemeigenschaften gründet. Zum einen geht er von einer grundlegenden Begrenztheit von Fortpflanzungsmöglichkeiten aus, zum anderen von der Vielfalt der Individuen und zuletzt beruft er sich auf die genetische Vererbung.

Generell ist die Fortpflanzung nicht beschränkt, da aber die Ressourcen, die für die Vermehrung benötigt werden, lediglich begrenzt vorhanden sind, werden der Fortpflanzung Grenzen gesetzt. Da infolgedessen kein unbegrenztes Populationswachstum möglich ist, kommt es zum Wettstreit um den Zugang und die Nutzung der knappen Reproduktionsmittel.[6] Zum einen führt somit die Knappheit dazu, dass ökologische Nischen besetzt werden und zum anderen werden die Strategien des Nahrungswettbewerbes verbessert.[7] Daraus resultiert, dass die Lebensformen durch die Konkurrenz wesentlich vielfältiger sind, da sie variieren müssen. Diese Variation kann durch die Verschiebung von Genfrequenzen erfolgen, es findet ein evolutiver Wandel statt. Hinter dieser Verschiebung steht die genetische Anpassung, diese bewirkt, dass in den folgenden Generationen zunehmend Erbinformationen vertreten sind, die über bessere Selektionskriterien verfügen. Die biologische Evolution stellt sich als ein genzentriertes Prinzip dar, bei dem durch Selektion und letztlich durch genetische Anpassung erfolgreiche Strategien überleben. Der Erfolg der natürlichen Selektion berechnet sich nach der Gesamtfitness, sie ergibt sich aus der Replikation von Einzelindividuen (direkte Fitness) und zum anderen aus der Unterstützung von Verwandten (indirekte Fitness). Die Verwandten werden unterstützt, indem sie über Gene verfügen, die ihnen zu höherem Reproduktionserfolg verhelfen, man spricht auch von Nepotismus. Das Lebensprinzip, auf das sich alle Organismen berufen und aus dem sich die Interessen der Individuen ergeben, ist die Maximierung der Gesamtfitness. Es geht folglich um den Eigennutz, wobei es sich um den Eigennutz der genetischen Programme handelt.[8] Individuen maximieren also ihre Gesamtfitness, wenn sie sozial konkurrieren, aber auch Kooperation in Form von Schwarmbildung, auf die später eingegangen wird, fördert die Gesamtfitnessmaximierung.[9]

Die Konkurrenz ist folglich ein Antrieb für die biologische Evolution beziehungsweise der Wettstreit ist ein Produkt der Evolution.[10]

2.2 Konkurrenz und Soziobiologie

Die Soziobiologie untersucht die biologischen Grundlagen des Sozialverhaltens von Organismen. Diese Wissenschaft bestätigt ein gen-egoistisches spezifiziertes Eigeninteresse von Individuen, es geht den Organismen, wie bereits erwähnt, um die Maximierung ihrer Gesamtfitness.[11] Die Soziobiologie beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Konkurrenz in der sozialen Welt und der Konkurrenz in der Evolution sowie den daraus resultierenden Erkenntnissen für die Gestaltung moderner Gesellschaften.[12] Aus soziobiologischer Sicht müssen sich Konkurrenz und Solidarität nicht widersprechen, da die Gesamtfitnessmaximierung eines genetischen Programms im Mittelpunkt eines Individuums steht. Die Organismen nehmen individuelle Nachteile in Kauf, wenn sie dadurch der Art zu höherem Reproduktionserfolg verhelfen. Die Wahrscheinlichkeit der hier vorliegenden Kooperation hängt vom Verwandtschaftsgrad des Nutznießers ab.[13] Die Soziobiologie kann nicht alleine Argumente für die Entwicklung moderner Gesellschaften liefern, denn das Verhalten wird heute nicht nur von den Genen bestimmt. Zwar sind evoluierte Mechanismen nach wie vor verhaltensbestimmend, aber es hat eine Anpassung auf die Lebenssituation der Individuen stattgefunden. Ein hoher Reproduktionserfolg ist in modernen Gesellschaften kein brauchbarer Indikator für gesteigerte Fitness. Die Gesamtfitnessmaximierung ist also nicht mehr das Lebensprinzip der Individuen und verliert zunehmend an Bedeutung. Moderne Gesellschaften werden nicht durch Werte, sondern durch Regelsteuerung zusammengehalten, was den einzelnen Mitgliedern die Verfolgung ihrer eigenen Ziele ermöglicht.[14]

2.3 Konkurrenz und Wirtschaft

Konkurrenz in der Ökonomie stellt sich in Form des Wettbewerbs zwischen Unternehmen, die gleichartige beziehungsweise dem gleichen Zeck dienende Waren oder Dienstleistungen anbieten.[15] Der Begriff Konkurrenz, auf die Wirtschaft bezogen, ist ein dynamischer Marktprozess, in dem sich Aktion und Reaktion abwechseln. Jeder Anbieter ist versucht die Nachfrager an sich zu binden, was eine Reaktion von Seiten der Konkurrenten bewirkt. Durch dieses Wechselspiel findet eine Leistungssteigerung statt, die den Nachfragern zugute kommt. Wettbewerbsfreiheit und wettbewerbliches Streben sind die Vorraussetzungen für Konkurrenz.[16] Der freie Wettbewerb begünstigt demzufolge die kreativen Kräfte des Unternehmers und die Produktivität der Wirtschaft.[17] Konkurrenz als Verbesserung ökonomischer Leistung ist das Ordnungsprinzip einer Marktwirtschaft, die dadurch wettbewerbsgerechte Preise erhalten will. Der Wettbewerb soll durch Gesetzte vor Wettbewerbsbeschränkungen geschützt werden.[18]

Die Akteure am Markt müssen sich nicht als Konkurrenten gegenüberstehen und Verdrängungskämpfe führen, sie können sich auch kooperativ verhalten. Von Kooperation spricht man, wenn Absprachen stattfinden, dieser Zusammenhalt von Anbietern verursacht Kartellsituationen. Kartelle bergen jedoch die Gefahr, dass der Markt nicht mehr als Koordinationsmechanismus dienen kann, weswegen sie grundsätzlich nicht wirksam sind.[19] In der Bundesrepublik Deutschland können Kartelle jedoch zugelassen werden. Es gibt auch staatlich vorgeschriebene Kartelle, die einen Monopolcharakter haben. Im Folgenden wird auf das gesamtwirtschaftliche Konkurrenzmodell mit optimalen Ergebnissen für die Bewältigung von Knappheit eingegangen, welche ausschlaggebend für Konkurrenz ist. In dem Modell liegt zum einen vollständige Konkurrenz vor, zum anderen verhalten sich die Unternehmer als Mengenanpasser, da die Preise auf dem vollkommenen Markt gebildet werden.[20] Vollkommene Konkurrenz liegt vor, wenn es für ein Produkt viele Anbieter gibt, die im Wettstreit um die Nachfrager stehen.[21] Bei vollkommener Konkurrenz, bemüht sich jeder einzelne darum, sein Kapital so einzusetzen, dass es den größten Ertrag erzielt. Er kümmert sich nur um seinen eigenen Gewinn und seine eigene Sicherheit.[22] Vollkommen ist ein Markt, wenn sowohl vollständige Markttransparenz existiert als auch die Güter homogen sind. Der Vollkommene Markt ist ein idealisiertes Modell. Bei vollständiger Markttransparenz muss jeder Marktteilnehmer über alle am Markt vorherrschenden Bedingungen informiert sein, es dürfen infolgedessen keine Informationsasymmetrien vorliegen. Homogenität von Gütern beinhaltet, dass für die Nachfrager kein sachlicher, zeitlicher, räumlicher oder persönlicher Unterschied bei den Gütern besteht. Aufgrund dieser Annahmen kann auf einem vollkommenen Markt immer nur ein Preis bestehen und zwar der niedrigste von Seiten der Nachfrager.[23] Ferner müssen bei einem vollkommenen Markt die Haushalte und Unternehmen als
Mengenanpasser agieren, da sie aufgrund ihrer großen Anzahl keinen Einfluss auf den Preis nehmen können.[24] Bei vollständiger Konkurrenz entspricht die Nachfrage dem Angebot und es entsteht der Gleichgewichtspreis, zu dem alle Güter verkauft und gekauft werden. Der Markt wird geräumt.[25]

[...]


[1] Vgl. Hofmann (o. J.).

[2] Vgl. Lohmann (1998), S. 22 ff.

[3] Vgl. Simmel (1983), S. 180.

[4] Vgl. www.wissen.de (o. J.).

[5] Vgl. www.wikipedia.org (2005).

[6] Vgl. Voland (2000), S. 131.

[7] Vgl. www.wikipedia.org (2005).

[8] Vgl. Voland (2000), S. 132 f.

[9] ebenda, S. 139 f.

[10] ebenda, S. 130.

[11] Vgl. Engel (2000), S. 177.

[12] ebenda, S. 178.

[13] Vgl. Voland (2000), S. 139 ff.

[14] Vgl. Engel (2000), S. 186.

[15] Vgl. ohne Verfasser (1967), S. 1023.

[16] Vgl. www.wissen.de (o. J.).

[17] Vgl. ohne Verfasser (1967), S. 1023.

[18] Vgl. Woll (2000), S. 790.

[19] ebenda, S. 405.

[20] Vgl. Böventer/Illing (1995), S. 22.

[21] ebenda, S. 23 f.

[22] Vgl. Samuelson (1975), S. 65.

[23] Vgl. Herdzina (2002), S. 130 f.

[24] Vgl. Böventer/Illing (1995), S. 216 f.

[25] Vgl. wikipedia.org (2005a).

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Konkurrenz und Solidarität
Untertitel
Auswirkungen von konkurrierendem und solidarischem Verhalten im ökonomischen Kontext
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Projekt
Note
2,0
Autoren
Jahr
2006
Seiten
34
Katalognummer
V54307
ISBN (eBook)
9783638495462
ISBN (Buch)
9783638663182
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konkurrenz, Solidarität, Projekt
Arbeit zitieren
Melanie Hörstmann-Jungemann (Autor:in)Kim Jeude (Autor:in), 2006, Konkurrenz und Solidarität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54307

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