Der Vergleich der räumlichen Darstellung bei Miguel de Cervantes und María de Zayas

Am Beispiel von "El celoso extremeño" und "La burlada Aminta"


Hausarbeit, 2020

19 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Begriffe Raum und Grenze

3. Der Raum in der Literatur

4. Die Novellen
4.1 El celoso extremño
4.2 La burlada Aminta

5. Die räumliche Darstellung bei Cervantes und María de Zayas
5.2 El celoso extremño und La burlada Aminta
5.3 Das Haus
5.3.1 Der Innenraum
5.4 Das Überschreiten der Grenzen

6. Fazit

Quellenverzeichnis

Einleitung

Die Grenze ist [] zusehends zu einer universalen Metapher [] geworden“1

- Eva Geulen und Stephan Kraft

Mit dieser Phrase beginnen Eva Geulen und Stephan Kraft das Buch „Grenzen im Raum – Grenzen in der Literatur“. Dabei wird in dem ersten Absatz zum Ausdruck gebracht, dass Grenzen nahezu überall unumgänglich sind. Sowohl in der Geographie und der Politik als auch in den Literatur- und Kulturwissenschaften haben Grenzen eine grundlegende Relevanz.

Daher setzt sich diese Hausarbeit mit der räumlichen Darstellung bei Miguel de Cervantes und María de Zayas am Beispiel der Novellen El celoso extremño und La burlada Aminta auseinander. Das Ziel ist es, die Einteilung der Räume und die jeweiligen Zonen miteinander zu vergleichen und ihre Bedeutung für den Verlauf der Handlung zu erschließen.

Von Interesse ist hierbei wie die Grenzen und Räume von der Geschlechterteilung beeinflusst werden. Ebenso bedeutend ist der Umgang der Autoren mit der Opposition von Mann und Frau in den Novellen.

Anfänglich wird der Begriff „Raum“ allgemein erläutert und definiert. Um auf das Thema dieser Hausarbeit überzuleiten, wird die Bedeutung des Raumes in der Literatur erforscht und analysiert. Da der Fokus dieser Hausarbeit auf jeweils einer Novelle von Miguel de Cervantes und einer von María de Zayas liegt, werden El celoso extremño und La burlada Aminta zunächst einmal kurz vorgestellt. Danach folgt die Beschreibung und der Vergleich der räumlichen Darstellung beider Novellen, bevor auf das Haus eingegangen wird. Dabei wird das Haus in den Innenraum, den Außenraum und die Übergangszone unterteilt sowie die Kirche als neutraler Raum thematisiert.

Nach der detaillierten Beschreibung der räumlichen Darstellung, werden die Überschreitungen der Grenzen in den Novellen behandelt und dargelegt. Schlussendlich folgt die Gegenüberstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der räumlichen Darstellung in den Novellen el celoso extremño und La burlada Aminta im Fazit . Indessen wird die Bedeutung der räumlichen Darstellung für den Verlauf der Novellen hervorgehoben.

2. Die Begriffe Raum und Grenze

Auch wenn wir in Deutschland staatliche Grenzen also momentan eher weniger spüren mögen, ist dies im globalen Rahmen nicht selten genau umgekehrt.“2

Grenzen und Räume sind ein täglicher Begleiter der Menschheit. Ungeachtet dessen, ob es sich hierbei um persönliche Grenzen, die überwunden, Räume, die täglich betreten, oder staatliche Grenzen, die durchquert werden müssen, handelt.

Wenn wir uns außerhalb eines Haues in der Natur befinden, verfliegen die Grenzen eines geschlossenen Raumes. Dabei kann jedoch jede Einschränkung, beginnend bei Zäunen über Straßen, bis hin zum Meer, eine Grenze darstellen. Hierunter fällt auf, dass die Größe von Räumen oder Grenzen durch unterschiedliche Einheiten wie Kilometer, Quadratmeter, Volumen etc. definiert werden. Des Weiteren weisen verschiedene Räume unterschiedliche Charakteristika und Funktionen auf. Beispielsweise erfüllt ein Schlafzimmer den Zweck eines Ruheortes zum Schlafen. Hingegen dient ein Operations-Saal der Medizin und erfüllt eine lebensnotwendige Funktion, um Menschen und Tiere zu operieren.

3. Der Raum in der Literatur

Erst seit Anfang der 2000er Jahre erlangen raumtheoretische Ansätze einen Aufschwung in der Literaturwissenschaft. Oft wurde die Kategorie „Zeit“ bevorzugt behandelt, dem seit den 1980er Jahren entgegengewirkt wird.3 Jurij Lotman verweist bei dem Zusammenspiel von Topologie und Literatur auf die fundamentale Position des Rahmens. Dieser bildet ein Paradoxon, da er eine Begrenzung von etwas erschafft, was wiederum etwas Unbegrenztes darstellen soll.4 Indes lassen sich viele Autoren und Werke aufzählen, in denen das Motiv der Grenzen um Räume existiert und widergespiegelt wird:

„Es manifestiert sich in Goethes Zögern vor dem Übertritt nach Italien, Michael Kohlhaas am Schlagbaum, Eichendorffs Taugenichts als Grenzer, Heines Harfenmädchen im „Wintermärchen“, dem Steinwall in „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, dem Deich im „Schimmelreiter“, Kafkas chinesischer Mauer, Kästners kleinem Grenzverkehr, Johnsons „Zwei Ansichten“ oder Thomas Brussigs Berliner Grenzöffnungsphantasien.“5

4. Die Novellen

Da das Ziel dieser Arbeit der Vergleich einer Novelle von Cervantes und Zayas ist, fällt in diesem Fall die Wahl auf El celoso extremño und La burlada Aminta. Beide Novellen weisen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede auf. Es wird die Rache und Eifersucht behandelt, das Thema Identitätswechsel spielt eine wichtige Rolle. Ebenso wird in beiden Novellen versucht die Ehre wieder zu erlangen.

4.1 El celoso extremño

Bei der Novelle el celoso extremño handelt es sich um eine Kurzgeschichte aus der Novellensammlung Novelas ejemplares, die in den Jahren 1590 bis 1612 vom Autor Miguel de Cervantes verfasst wurde.

Nach zwanzig Jahren in der neuen Welt siedelt der wohlhabende Carrizales, der von Casalduero als Antiheld beschrieben wird, wieder zurück in die spanische Stadt Sevilla.6 Angesichts seines fortgeschrittenen Alters weiß er zunächst nicht, wofür er sein ganzes Geld verwenden soll. Daher kommt ihm der Gedanke eine Frau zu heiraten, um einen Nachfahren zu erhalten, dem er sein Erbe überschreiben kann. Die anfänglich durch seine starke Eifersucht verworfene Idee setzt er letztendlich doch um, da er sich in Leonora verliebt. Seine Liebe zu einer Frau ist somit stärker als seine vorherige Vernunft.

Carrizales heiratet ein sehr junges und hübsches Mädchen, das er aufgrund seiner, immer noch bestehenden Eifersucht in deren Haus vor der Außenwelt bewahrt. Zunächst scheint die absichtliche Abschottung, die Carrizales initiiert aufzugehen, bis Loaysa erscheint, der Leonora ebenso begehrt.

Der als Straßenmusiker verkleidete Loaysa nutzt den Pförtner Luis und die Bediensteten aus, um zu Leonora ins Haus zu gelangen. Carrizales wird Schlafmittel verabreicht, wodurch es Loaysa gelingt in das Innere des Hauses einzudringen und die Nacht mit Leonora zu verbringen.

Als Carrizales wiedererwacht, entdeckt er die beiden und vermutet, dass Leonora Ehebruch begangen hat. Dabei weist er jedoch sich selbst und nicht Leonora die Schuld zu. Leonora tritt nach den Ereignissen einem Kloster bei.

4.2 La burlada Aminta

Bei der Novelle La burlada Aminta handelt es sich um eine Kurzgeschichte aus der Novellensammlung Novelas amorosas y ejemplares, die in dem Jahr 1637 von der Autorin María de Zayas Sotomayor veröffentlicht wurde.

Nachdem der wohlhabende Don Pedro stirbt, nimmt sein Bruder dessen Tochter Aminta auf. Das junge und wunderschöne Mädchen ist nun ihrem Cousin versprochen, der sich zu der Zeit nicht in der Stadt befindet.

Der caballero Don Jacinto versucht, wie viele andere schon zuvor, Aminta für sich zu gewinnen. Mit Hilfe seiner Liebhaberin Flora, die sich als seine Schwester ausgibt, und der Witwe Elena hat er Erfolg, sodass sich die beiden verloben. Als Don Jacinto in seinen Heimatort Valladolid zurückkehrt, wird Aminta bei seiner Freundin Luisa untergebracht. Aminta erfährt dort von Jacintos wirklichem Namen Francisco, seiner Frau und will sich daraufhin umbringen. Der Sohn von Luisa namens Martín bekommt dies jedoch mit und kann ihren Selbstmordversuch verhindern. Er gesteht ihr seine Liebe und bietet seine Hilfe an sich zu rächen. Diese nimmt Aminta an und reist gemeinsam mit Martín Don Francisco und Flora nach.

Nachdem sie mehrere Jahre als männlicher Diener verkleidet im Hause von Francisco und Flora arbeitet, ersticht Aminta die beiden eines Nachts. Sie flieht nach diesem Vergehen mit Martín nach Madrid, wo sie gemeinsam heiraten. Aminta lebt fortan in Madrid mit ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter, allerdings ohne Kinder.

5. Die räumliche Darstellung bei Cervantes und María de Zayas

El celoso extremño gehört wohl zu einer der Novellen, die am besten veranschaulichen, welchen Einfluss die Trennung zwischen Innen- und Außenraum nehmen kann. Auch Zayas spielt mit der Trennung und der Opposition der verschiedenen Räume.

5.2 El celoso extremño und La burlada Aminta

Beide Novellen weisen hinsichtlich der räumlichen Darstellung eine große Zahl an Berührungspunkten auf. Zunächst sind Leonora und Aminta junge Frauen im selben Alter und sollen verheiratet werden. Nachdem Amintas Vater am Anfang der Novelle stirbt, ist es sein letzter Wille, dass ihr Sorgerecht ihrem Onkel übergeben wird, bei dem sie fortan lebt. Ebenso übernimmt Carrizales im weiten Sinne die Vormundschaft Leonoras durch die Hochzeit. Am Ende von el celoso extremño gibt es einen Interpretationsraum, der offen lässt, ob die Obhut durch den sterbenden Carrizales an Loaysa weitergegeben wird. Jedoch entscheidet sich Leonora ohnehin dazu, ihre Ehre durch den Gang in ein Kloster wieder zu erlangen.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Hilfestellung in beiden Novellen, die geleistet wird, um in den Innenraum zu gelangen. Beide männlichen Helden der Geschichten, Loaysa und Don Jacinto, erhalten Unterstützung einer Frau, die sich im jeweiligen Innenraum befindet. Bei ihrer Zielsetzung das Hindernis, in diesem Fall die Grenze, zu überschreiten hilft Marialonso Loaysa in el celoso extremño und Doña Elena in La burlada Aminta.

Beide Frauen erhalten nach ihrer Beihilfe eine Strafe:

“Lloraron todos tan amargamente, que obligaron y aun forzaron a que en ellas les acompañase el escribano que hacía el testament, en el cual dejó de comer a todas las criadas de casa, horras lasesclavas y el negro, y a la falsa de Marialonso no le mandó otra cosa que la paga de su salario.”7

Doña Elena erlangt eine durchaus härtere Strafe, da sie ihre Beihilfe mit ihrem Leben bezahlen muss:

„Estando hablando con ella y contándole lo que pasaba, [don Jacinto] le apuntó al corazón un pistolete, con que, sin poder llamar a Dios ni manifestarle sus pecados, rindió el alma y llevó el merecido premio de lo que había hecho.“8

Dabei lässt sich feststellen, dass sich die jeweiligen Strafen der Frauen umgekehrt proportional ihrem Verhalten und dem Umfang der Hilfe anpassen. Doña Elena handelt streng genommen im Sinne Amintas und sorgt sich um ihr Wohl. Marialonso allerdings weist egoistisches und narzisstisches Verhalten auf.

[...]


1 Geulen, E., Kraft, S.: Grenzen im Raum – Grenzen in der Literatur. Berlin: Schmidt Verlag, 2010, S. 1.

2 Vgl. Geulen, E., Kraft, S.: Grenzen im Raum – Grenzen in der Literatur. Berlin: Schmidt Verlag, 2010, S1.

3 Vgl. Köppe, T., Winko, S.: Neue Literaturtheorien. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 2013, S. 323.

4 Vgl. Dünne, J., Mahler, A.: Handbuch Literatur& Raum, Berlin/Boston: De Gruyter, 2015, S.59.

5 Geulen, E., Kraft, S.: Grenzen im Raum – Grenzen in der Literatur. Berlin: Schmidt Verlag, 2010, S. 1 ff.

6 Vgl. Casalduero J.: Sentido y Forma de la Novelas Ejemplares. Madrid: Editorial Gredos, S.A. , 1962, S.167.

7 Cervantes, M.: el celoso extremño. Madrid: Cátedra, 2007 Bd II, S.135.

8 Zayas, M.: Novelas amorosas y ejemplares, Madrod: Cátedra, 2000, S.229.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Vergleich der räumlichen Darstellung bei Miguel de Cervantes und María de Zayas
Untertitel
Am Beispiel von "El celoso extremeño" und "La burlada Aminta"
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Note
2,0
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V542223
ISBN (eBook)
9783346172532
ISBN (Buch)
9783346172549
Sprache
Deutsch
Schlagworte
aminta, beispiel, cervantes, darstellung, maría, miguel, vergleich, zayas
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Der Vergleich der räumlichen Darstellung bei Miguel de Cervantes und María de Zayas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542223

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