Stätten der Erinnerung an die Deportation in Hamburg: Aspekte des kulturellen und des sozialen Gedächtnisses


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

32 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Zu den Begrifflichkeiten der „Erinnerungskultur“

2 Stätten der Deportation in Hamburg
2.1 Geschichtliche Daten
2.2 Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
2.2.1 Die Nachkriegs- oder Wiederaufbaugeneration
2.2.2 Die Nachkriegsgeneration
2.2.3 Die Dritte Generation
2.3 Mahnmale
2.3.1 Das Mahnmal für die jüdischen Deportierten
2.3.2 Stolpersteine
2.3.3 Das jüdische Gemeinschaftshaus in der Hartungstrasse
2.3.4 Der hannoversche Bahnhof
2.4 Zusammenfassung: Orte der Erinnerung
2.5 Möglichkeiten der Erarbeitung mit Schülern
2.5.1 Individualisierung der Darstellung von Geschichte
2.5.2 Schülerorientierung und Schülerinteresse

3 Schlussbetrachtungen

Literatur

1 Einleitung

Mit dem Fortschreiten der Zeit ist es eine besondere Herausforderung, Schülerinnen und Schülern die Zeit des Nationalsozialismus zu vermitteln. Dies ist nicht nur eine Aufgabe des Geschichtsunterrichts, sondern ebenfalls anderer Fächer des schulischen Kanons. Auch ist dies nicht nur die Aufgabe der Institution Schule, sondern der verschiedensten Institutionen und Organisationen. Von verschiedenen Seiten wird versucht zu erreichen, dass die Erinnerungen an den Nationalsozialismus und den Holocaust nicht verblassen. Deshalb sind solche Erinnerungsorte auch immer Lernorte.

Anhand verschiedener Stätten, die für die Deportationen während des Nationalsozialismus in der Stadt Hamburg eine wichtige Rolle gespielt haben, soll versucht werden aufzuzeigen, wie verschiedene Arten von Mahnmalen und Erinnerungsorten die Erinnerung an dieses Ereignis beeinflussen können.

Betrachtet man neuere Theorien in der Neurologie und in den Kulturwissenschaften, dann Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena fällt auf, dass die Auseinandersetzung mit dem Bereich der Erinnerung immer weiter zu-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena nimmt. Es existieren vielfältige Forschungen über die medizinische Seite der Erinnerung. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Hier sei nur beispielhaft auf die Werke von Hans MARKOWITSCH und Harald WELZER ver-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena wiesen1, in denen versucht wird, neben der medizinischen Seite der Erinnerung zu betrach-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ten, wie sich diese Erinnerung im historischen Kontext verhält. In dieser Arbeit soll versucht Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena werden, unter Zuhilfenahme solcher Betrachtungen über die Erinnerung zu erörtern, welche Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Möglichkeiten es gibt, anhand solcher Orte mit Schülern Geschichte zu betrachten.

Vorher möchte ich aber zunächst allgemein auf die Geschichte der Deportation in Hamburg eingehen, es soll also ein Überblick über die geschichtlichen Ereignisse erfolgen. Anschließend soll untersucht werden, wie in Hamburg nach der Befreiung mit den Kriegsereignissen umgegangen wurde. Hieraus ergeben sich eventuell Erkenntnisse zur Enstehungsgeschichte der Mahnmale und Erinnerungsorte, oder sie lassen sich zumindest in einen erinnerungsgeschichtlichen Kontext einbetten.

Dieser Überblick über geschichtliche Ereignisse erhebt keinen Anspruch auf Vollständig- keit, eine umfassende Darstellung würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen2. Auch wenn reichsweite Ereignisse nicht vollständig auszublenden sind, habe ich versucht, hauptsächlich auf Ereignisse in Hamburg einzugehen.

In einem nächsten Schritt sollen beispielhaft verschiedenen Erinnerungsorte betrachtet werden. Zunächst ist dies das Mahnmal für die Deportierten auf der Hamburger Moorweide, dann das Stolperstein-Projekt von Gunther DEMNIG.

Im Anschluss an die Betrachtung dieser in irgendeiner Form institutionalisierten Erinne-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena rungsorte sollen exemplarisch zwei Orte betrachtet werden, an denen die Erinnerung nicht Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena oder noch nicht in eine feste Form gefasst wurde. Zum einen ist dies das ehemalige jüdische Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße (die heutigen Hamburger Kammerspiele), zum an-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena deren der so genannte hannoversche Bahnhof, bzw. die Gegend um den heutige Lohseplatz. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Dabei sollen nicht nur die Orte an sich betrachtet werden, sondern auch deren Erinnerungs-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena geschichte.

Im Anschluss daran möchte ich dann untersuchen, welche Möglichkeiten sich bieten, die Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Geschichte dieser Orte mit Schülern zu betrachten. Auch hier soll wieder die Dualität von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena geschichtlichen Ereignissen dieses Ortes und der Erinnerungsgeschichte vorherrschen.

1.1 Zu den Begrifflichkeiten der „Erinnerungskultur“

Zunächst möchte ich die Begrifflichkeiten des Themenbereiches Erinnerungskultur klären. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil es sich bei diesem Bereich noch nicht um ein genau Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena definiertes Forschungsfeld handelt. Denn die Bedeutungen und Forschungsgegenstände von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Begriffen wie Erinnerungskultur, kulturellem Gedächtnis und kollektivem Gedächtnis sind Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena höchst unterschiedlich. In der Literatur finden sich die verschiedenen Begriffe zum Teil als Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Synonyme gebraucht, teilsweise variieren aber auch die Bedeutungen eines Begriffes. Um-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena so wichtiger ist es zu klären, wie ich diese Begriffe im Rahmen meiner Arbeit benutzten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena werde. Außerdem ist dieses Forschungsgebiet ein sehr weit gefasstes, oft interdisziplinär auf Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena die verschiedensten Fachrichtungen angewandtes Gebiet. So findet sich dieser Forschungs-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena bereich beispielsweise in der Literaturwissenschaft, der Geschichtswissenschaft oder den

Kulturwissenschaften, es beschäftigen sich aber auch Medienwissenschaftler, Neurologen oder Soziologen mit diesem Gebiet3. Dementsprechend stehen rein naturwissenschaftliche Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Betrachtungen direkt in Verbindung mit geisteswissenschaftlichen Untersuchungen. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Der Begriff kommunikatives Gedächtnis hängt stark mit dem Begriff kulturelles Gedächtnis Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena zusammen. Beide Begriffe wurden von Aleida und Jan ASSMANN geprägt und sind eine Dif-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ferenzierung des Begriffes des kollektiven Gedächtnisses, dessen Erforschung sich Maurice Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena HALBWACHS widmete.

Das kulturelle Gedächtnis definiert Assmann als: „Sammelbegriff für alles Wissen, das im Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena spezifischen Interaktionsrahmen einer Gesellschaft Handeln und Erleben steuert und von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Generation zu Generation zur wiederholten Einübung und Einweisung ansteht“4. Man kann Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena das kulturelle Gedächtnis also mit anderen Worten auch als ein „tradiertes Gedächtnis“ be-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena zeichnen. Im Gegensatz dazu wird das „kommunikative Gedächtnis“ als ein System be-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena schrieben, welches sich gerade durch eine gewisse „Unfestgelegtheit und Unorganisiertheit Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena “5 auszeichnet. Harald WELZER charakterisiert das kommunikative Gedächtnis als „Kurz-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena zeitgedächtnis der Gesellschaft“6, da es an die Träger der Erinnerung, die diese kommuni-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena zieren können, gebunden ist.

Das kulturelle Gedächtnis bezieht sich zwar auf historische Themen und bewegt sich so-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena mit in der Vergangenheit, es steht aber immer in Beziehung zur Gegenwart, die „sich dazu Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena in aneignende, auseinandersetzende, bewahrende und verändernde Beziehung“7 setzt. Das Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena bedeutet also, dass sich dieses tradierte System immer wieder verändert und durch unter-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena schiedliche Faktoren beeinflusst wird. Es bedarf allerdings der Formung durch andere Berei-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena che und muss wachgehalten werden Diese Formung wird durch Texte, Riten und Denkmäler Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena erreicht. ASSMANN unterteilt das kulturelle Gedächtnis wiederum in zwei Modi, nämlich Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ein potentielles und ein aktuelles kommunikatives Gedächtnis. Mit dem potentiellen Teil die-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ses Gedächtnisses wird alles bezeichnet, was sich in Archiven etc. an Wissen befindet. Mit Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena dem aktuellen Teil alles, was aus diesem Pool an potentiellem Gedächtnis aus aktuellem

Gegenwartsinteresse heraus verwendet wird. Zusammenfassend definiert Jan ASSMANN das kulturelle Gedächtnis als den „jeder Gesellschaft und jeder Epoche eigentümliche[n] Be-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena stand an Wiedergebrauchs-Texten, -Bildern und -Riten [. . . ] ,in deren ,Pflege’ sie ihr Selbst-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena bild stabilisiert und vermittelt, ein kollektiv geteiltes Wissen vorzugsweise (aber nicht aus-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena schließlich) über die Vergangenheit, auf das eine Gruppe ihr Bewußtsein von Einheit und Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Eigenart stützt.“8.

Wiederrum anders definiert Harald WELZER das soziale Gedächtnis. WELZER hat diesen Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Begriff geprägt, um eine Begrifflichkeit für die nichtintentionale Erinnerung an geschicht-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena liche Ereignisse zu haben. Dabei stellt er vier unterschiedliche Medien vor, die dieses so-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ziale Gedächtnis bedienen: „Interaktion, Aufzeichnungen, Bilder und Räume“9. Hier wird Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena allerdings weiter eingeschränkt, dass nur diese Medien eingeschlossen sind, die „nicht zu Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Zwecken der Traditionsbildung verfertigt wurden, gleichwohl aber Geschichte transportie-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ren“10.

Gemeinsam ist diesen drei Begriffen, dass sie zwar analytisch leicht zu trennen sind, aber in der Praxis im Grunde nur in einer Mischform auftreten und sich überlappen und eine gemeinsame Schnittmenge besitzen. Trotzdem ist die Unterscheidung hilfreich und soll in dieser Arbeit benutzt werden. Ist also in dieser Arbeit von kollektivem Gedächtnis die Rede, so ist dieser Begriff als Oberbegriff zu den drei oben vorgestellten Systemen zu verstehen. Ebenso wenn allgemein von Erinnerungskultur gesprochen wird.

In diesem Sinne befinden wir uns momentan, was die Zeit des Nationalsozialismus betrifft, in einer Umbruchphase zwischen dem so genannten kommunikativen Gedächtnis und dem kulturellen Gedächtnis. Denn das kommunikative Gedächtnis entsteht durch soziale Interaktion, die ist aber durch den immer größer werdenden zeitlichen Abstand zu den Geschehnissen nur noch schwer möglich. Das kulturelle Gedächtnis aber bedarf einer anderen Komponente. Es bedarf der Formung durch andere Instanzen. Dabei stellt sich die Frage, wodurch diese Tradierung in das kulturelle Gedächtnis erfolgt.

2 Stätten der Deportation in Hamburg

2.1 Geschichtliche Daten

Möchte man sich die Geschichte der Deportationen in Hamburg bewusst machen, sollte man sich zuerst die Situation vor den Deportationen in Bewusstsein rufen. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Zunächst soll eine kurze Aufstellung der Zahlen zu den in Hamburg lebenden Juden erfolgen. Betrachtet man die zeitgenössischen Zählungen, muss immer bedacht werden, wer gezählt wurde und wer zählte, also welcher Judenbegriff der Zählung zu Grunde liegt. Die Zählungen der jüdischen Gemeinden vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten erfassten stets nur Gemeindemitglieder. Die Auffassung und Zählweise der Nationalsozialisten war eine andere. Nach ihrer rassistischen Auffassung wurden auch Menschen jüdischer Abstammung, die nicht der jüdischen Religion angehörten, als Juden gezählt.

Für das Jahr 1926 existiert eine Zählung der jüdischen Gemeinden, demnach gehörten ihr in Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena diesem Jahr 20 749 Mitglieder an11. In dem Raum Groß-Hamburg, zu dem 1937 die Berei-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena che Altona, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg gehörten, wurden bei einer Volkzählung Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena im Jahre 1933 19 410 „Glaubensjuden“ gezählt12. Für den Bereich Hamburg allein gibt es Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena eine Zählung die 16 885 „Glaubensjuden“ verzeichnet13. Bei einer weiteren Volkszählung Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena im Jahre 1939 wurde, diesmal nach den „Rassemaßstäben der Nationalsozialisten“ 10 131 Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Juden in Hamburg gezählt. Hier zeigt sich, dass bereits 1939 ein Großteil der jüdischen Be-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena völkerung Deutschland verlassen hatte. Wenn im Folgenden Zahlen genannt werden, sind Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena diese immer mit Vorsicht zu betrachten, da eine zuverlässige Zählung nicht existiert. Ina Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Lorenz führt dies unter anderem darauf zurück, dass die jüdische Gemeinde selbst wenig Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Interesse hatte, gesicherte Zahlen vorzulegen und dass „den amtlichen Zahlen [. . . ] dagegen Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena mit Skepsis begegnet werden“14 müsse.

Schon vor der so genannten „Machtergreifung“ wurden Juden in Hamburg verfolgt. Beson-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ders der in den zwanziger Jahren aufkommende starke Antisemitismus stellte eine Bedro- hung für die Hamburger Juden dar. Anfang der dreißiger Jahre stieg diese Bedrohung massiv an und wurde insbesondere an der Schändung des jüdischen Friedhofs am Grindel Anfang Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena 1931 und vor allem an der ersten Schändung einer Synagoge im Sommer desselben Jahres Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena deutlich15. Die Bedrohung auf der Straße nahm immer weiter zu. Die Gemeinde versuch-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena te nicht zu reagieren, um keinen Anlass für Provokationen zu bieten. Besonders schwierig Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena wurde die Situation, als die Staatsanwaltschaft 1932, also noch vor der Machtübernahme der Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena NSDAP, anfing die Bestrafung von „antisemitischen Hetzereien“16 abzulehnen.

Als mit der Regierungsmacht der NSDAP die Verfolgung der Juden zur Staatsdoktrin er-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena nannt wurde, schritt die Isolierung der jüdischen Bevölkerung voran. Hamburg war teilweise Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena nach der Machtübernahme Hitlers Vorreiter in antijüdischen Maßnahmen. So griffen sowohl Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena das Immatrikulationsverbot für jüdische Studenten, als auch das Verbot des Schächtens, den Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena reichsweiten Gesetzen vor17. Ebenfalls direkt nach dem Regierungsantritt der NSDAP in Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Hamburg, am 8. März 1933, begannen andere antijüdische Hetzkampagnen mit staatlicher Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Beteiligung. Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, am 7. April Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena 1933 erlassen, wurde die Entlassung von jüdischer Beamten verordnet. Dies „leitete damit Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena die gesetzgeberische Phase der staatlichen Judenverfolgung ein.“18. Nach dem Vorbild des Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena darin enthaltenen „Arierparagraphen“ wurden später jüdische Bürger aus immer mehr Be-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena rufsgruppen und Vereinen ausgeschlossen19. Damit waren Juden aus immer mehr Berufen Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ausgeschlossen und auch der Zugang zu beruflicher Bildung in Form eines Studiums blieb Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ihnen durch ein Immatrikulationsverbot verwehrt. Auch in Hamburg war ein Höhepunkt der Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Verfolgung von Juden der Boykott am 1. April 1933.

Die Maßnahmen wurden noch drakonischer, nachdem im Sommer 1935 eine neue Welle von Boykotten eingesetzt hatte und Juden wenig später durch die am 15. September 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze per Gesetz von der übrigen Bevölkerung abgegrenzt und herabgesetzt wurden. Weitere Gesetze folgten, wie am 12. November 1938 die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben, die jüdische Bürger noch weiter aus der Berufswelt ausschloss.

Reaktionen auf diese starken Verfolgungen war eine massive Auswanderung von Juden, die in drei Wellen stattfand20. Eine erste Anfang 1933, dann eine Welle nach den Nürnberger Gesetzen 1935 sowie eine dritte nach dem Novemberpogrom 1938. Die Auswanderung wurde vielfach von den Nationalsozialisten stark forciert. Folge dieser Auswanderungen war eine starke Schwächung der jüdischen Gemeinde. Es wanderten vornehmlich jüngere Menschen aus, so dass der Altersdurchschnitt der Gemeinde stark anstieg.

Doch diese forcierte Auswanderung wurde beendet. Dies nahm seinen Anfang, als im Juni Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena 1938 alle vorbestraften Juden verhaftet und in Konzentrationslager eingeliefert wurden. Von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena dieser Maßnahme waren ungefähr 100 Hamburger Juden betroffen, allerdings konnten sie Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena noch mit der „Zusicherung sofortiger Auswanderung“21 in die Freiheit entkommen. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Die jüdische Gemeinde wurde Schritt für Schritt immer weiter der Kontrolle der Gestapo un-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena terstellt, die Verwaltungsstruktur so umgeformt, dass sie einen großen Teil der Kontrolle und Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Verwaltung für die Gestapo übernehmen musste. Dafür wurde die 1933 gegründete Reichs-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena vertretung der Juden in Deutschland im Sommer 1939 in die Reichsvereinigung der Juden Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena in Deutschland (RVJD) umgewandelt. Die Reichsvertretung war eine freiwillige Dachorga-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena nisation jüdischer Organisationen gewesen, die sich als reichsweite Interessengemeinschaft Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena gebildet hatte. Die nun gebildete Reichsvereinigung dagegen hatte Zwangscharakter; jeder, Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena der im Sinne nationalsozialistischer Ideologie als Jude galt, gehörte ihr an. Ein Großteil Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena jüdischer Organisationen wurde aufgelöst, bzw. wurde wie viele jüdische Gemeinden eine Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena „Geschäftsstelle“ des RVJD22. Auch in Hamburg übte die Gestapo so nun direkten Einfluss Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena auf die jüdische Gemeinde aus.

Bereits am 28. Oktober 1938 erfolgte die Deportation von allen Juden polnischer Staatsangehörigkeit23.

Der als „Reichskristallnacht“ verharmloste Novemberpogrom schlug am 9. November 1938 Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena weitere Wunden in die jüdische Gemeinde.

[...]


1 Markowitsch, Hans J.: Dem Gedächtnis auf der Spur, Darmstadt 2002; Welzer, Harald: Das kommunikative Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Gedächtnis, München 2002; Welzer, Harald: Opa war kein Nazi : Nationalsozialismus und Holocaust im Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Familiengedächtnis, Frankfurt am Main32003; Welzer, Harald (Hrsg.): Das soziale Gedächtnis : Geschich- te, Erinnerung, Tradierung, Hamburg 2001.

2 Weitere Informationen finden sich in der Literatur, auf die in den jeweiligen Abschnitten verwiesen wird.

3 Vgl.: Welzer, Harald: Das soziale Gedächtnis, in: Harald Welzer (Hrsg.): Das soziale Gedächtnis Geschichte, Erinnerung, Tradierung, Hamburg: Hamburger Edition 2001 S. 11.

4 Assmann, Jan: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, in: Jan Assmann und Tonio Hölscher (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis, Frankfurt am Main 1988 S. 9.

5 Ebd. S. 10

6 Welzer: Das soziale Gedächtnis S. 13.

7 Assmann S. 13.

8 Assmann S. 15.

9 Welzer: Das soziale Gedächtnis S. 16. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena

10 Ebd.

11 Vgl.: Lorenz, Ina: Die jüdische Gemeinde Hamburg 1860-1943. Kaiserreich - Weimarer Republik - NS-Staat, Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena in: Arno Herzig (Hrsg.): Die Juden in Hamburg 1590 bis 1990. Wissenschaftliche Beiträge der Universität Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Hamburg zur Ausstellung Vierhundert Jahre Juden in Hamburg, Hamburg 1991 S. 86. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena

12 Lohalm, Uwe; Landeszentrale für politische Bildung Hamburg (Hrsg.): Hamburg im Dritten Reich : die Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena nationalsozialistische Judenverfolgung 1933 bis 1945 ; ein Überblick, Hamburg 1999 S. 13. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena

13 Vgl.: Lorenz: Die jüdische Gemeinde Hamburg S. 94.

14 Ebd.

15 Vgl.: Lorenz: Die jüdische Gemeinde Hamburg S. 92. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena

16 Ebd.

17 Ferk, Gabriele: Boykott, Berufsverbote, Diffamierung, in: Vierhundert Jahre Juden in Hamburg eine Aus-Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena stellung des Museums für Hamburgische Geschichte vom 8.11.1991 bis 29.3.1992, Hamburg 1992 S. 430.

18 Ebd.

19 Vgl.: Lorenz: Die jüdische Gemeinde Hamburg S. 93.

20 Vgl.: Lorenz: Die jüdische Gemeinde Hamburg S. 94f.

21 Vgl.: Ebd. S. 97.

22 Vgl.: Lorenz, Ina: Das Leben der Hamburger Juden im Zeichen der Endlösung, in: Arno Herzig und Ina Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Lorenz (Hrsg.): Verdrängung und Vernichtung der Juden unter dem Nationalsozialismus, Hamburg: Hans Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena Christians Verlag 1992, Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden 19 S. 209. Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena

23 Vgl.: Mosel, Wilhelm; Deutsch Jüdische Gesellchaft Hamburg, (DJG Hamburg) e. V. (Hrsg.): Wegweiser zu Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltena ehemaligen Leidensstätten der Deportation von Hamburg nach Litzmannstadt (Lodz), Hamburg 1993 S. 7.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Stätten der Erinnerung an die Deportation in Hamburg: Aspekte des kulturellen und des sozialen Gedächtnisses
Hochschule
Universität Hamburg  (Fachbereich Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Hauptseminar Geschichtsdidaktik: Das Gedächtnis der Stadt
Note
1-
Autor
Jahr
2005
Seiten
32
Katalognummer
V54112
ISBN (eBook)
9783638493840
ISBN (Buch)
9783640375554
Dateigröße
536 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Erinnerung an die Deportation in Hamburg und wie man dieses Thema im Unterricht umsetzen kann.
Schlagworte
Stätten, Erinnerung, Deportation, Hamburg, Aspekte, Gedächtnis, Hauptseminar, Geschichtsdidaktik, Gedächtnis, Stadt, Stolpersteine
Arbeit zitieren
Christian Beermann (Autor:in), 2005, Stätten der Erinnerung an die Deportation in Hamburg: Aspekte des kulturellen und des sozialen Gedächtnisses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54112

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