Geschlechterspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung von Plastik als Gesundheitsrisiko


Projektarbeit, 2020

35 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Erklärung

1. Einleitung

2. Grundlagen und Theoretische Einbettung
2.1 Grundlagen zur subjektiven Wahrnehmung
2.2 Zwei kognitive Systeme
2.3 Kognitive Verzerrungen (Heuristiken)
2.3.1 Repräsentativheuristik
2.3.2 Verfügbarkeitsheuristik
2.4 Wahrnehmungsabweichungen zur Realität (Biases)
2.4.1 Selbstüberschätzung
2.4.2 Omission bias („Unterlassungsverzerrung“)

3. Stand der Forschung
3.1 Risikowahrnehmung und zugrundeliegende Prozesse
3.2 Geschlechterspezifisches Risiko- und Präventionsverhalten
3.3 Gesundheitsrisiken durch Plastik

4. Forschungsmethode

5. Feldzugang

6. Befragte
6.1 Generation
6.2 Einkommen
6.3 Beschäftigung / Beruf
6.4 Bildungsstand
6.5 Geschlecht

7. Ausgewählte Ergebnisse des Fragebogens

8. Interpretation der Ergebnisse

9. Fazit und Ausblick

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Anlagen

Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Projektarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.

Die Stellen der Projektarbeit, die anderen Quellen im Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen wurden, sind durch Angaben der Herkunft kenntlich gemacht.

Dies gilt auch für Zeichnungen, Skizzen, bildliche Darstellungen sowie für Quellen aus dem Internet oder eBooks.

Weiterhin erkläre ich, dass alle verwendeten Quellen (vor allem, nicht frei zugängliche) offline verfügbar und abgelegt sind und bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden können.

Berlin, den 15.05.2020

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Matthias Pirog

1. Einleitung

Die Welt ist voller Risiken. Betrachtet man globale Megatrends, technische Fortschritte oder gesellschaftlichen Wandel, wird sicherlich jedermann für sich persönlich einen Teilbereich identifizieren können, der für ihn ein Risiko darstellt oder darstellen könnte. Beispielsweise ist zu beobachten, dass Risiken häufig unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden.

Betrachten wir hierfür ein kleines Beispiel: „Lebensmittelzusätze und Konservierungsstoffe sind künstlich, folglich, so nimmt man an, müssen sie gefährlich sein. Gleichzeitig wird die Wahrscheinlichkeit, an verdorbenen, aber „natürlichen“ Lebensmitteln zu erkranken, stark unterschätzt.“ (Dohle 2010).

Die Frage wäre demnach also, wie eine Kluft zwischen objektiven Fakten und subjektiver Wahrnehmung von Risiken entsteht und ob es gar geschlechterspezifische Unterschiede bei der Risikowahrnehmung und -bewertung gibt?

Die vorliegenden Projektarbeit soll explizit geschlechterspezifische Wahrnehmungsunterschiede untersuchen. Der gewählte Untersuchungsgegenstand soll hierbei das Thema „Plastik als Gesundheitsrisiko sein“.

Um sich dem Thema theoretisch zu nähern, werden grundlegende Wirkmechanismen der Wahrnehmung, sowie kognitive Verzerrungen und Wahrnehmungsabweichungen zur Realität skizziert. Dabei ist auch der aktuelle Forschungsstand berücksichtig worden, um die vorliegende Arbeit auf wissenschaftlichen Daten aufzubauen und zu belegen.

Die Projektarbeit beruft sich dabei u. a. auf Arbeiten von Dohle (2010), der TU Köln (2016), Müller-Peters und Gatzert (2016), Kahnemann und Tversky (1982) sowie Analysen des Bundesinstituts für Risikobewertung (2019). Auf Basis der ausgewählten theoretischen Grundlagen und Forschungsergebnisse im Bereich Risikowahrnehmung, geschlechterspezifischer Risiko- und Präventionsverhalten sowie Gesundheitsrisiken durch Plastikkonsum soll ein grundlegendes Verständnis zur multidimensionalen Risikowahrnehmung geschaffen werden.

Um die Theorie in der Praxis zu überprüfen, wurde ein Feldversuch mithilfe eines entwickelten Online-Fragebogens initiiert, um einen möglichst aussagekräftigen gesellschaftlichen Tenor abbilden zu können und messbare Ergebnisse zu erzielen.

Ferner wurde der Fragebogen hierzu auf unterschiedlichen Onlinekanälen verschiedensten Zielgruppen zur Verfügung gestellt. Hierbei wurde der Versuch unternommen, eine möglichst heterogene Stichprobe zu erhalten, indem eine möglichst ausgewogene Gruppe an Befragten kontaktiert wurde. So z. B. Umweltverbände einerseits und Industrievertreter andererseits.

Im Anschluss dazu werden ausgewählte Ergebnisse der Befragung dargestellt, analysiert und interpretiert. Hierbei wird die Forschungsfrage den Ergebnissen der aktuellen Forschung gegenübergestellt und auf ihre Gültigkeit hin überprüft.

Im Ergebnis sollen die gewonnenen Erkenntnisse strukturiert dargestellt werden, eine kritische Auswertung erfolgen und ein Ausblick gegeben werden auf zukünftige Forschungsfelder.

2. Grundlagen und Theoretische Einbettung

Die Bandbreite der Befürchtungen und dazugehörigen Gewichtungen in Sachen Risikowahrnehmung ist sehr groß und vielfaltig. Für die einen ist das Mobiltelefon z.B. die größte Erfindung des 21. Jahrhunderts, andere sehen die Geräte lieber heute als morgen aus ihrem Leben verbannt. Nicht nur werden die Risiken im Vergleich unterschiedlich wahrgenommen, sondern auch ein und dasselbe Risiko wird personenabhängig unterschiedlich wahrgenommen und bewertet (vgl. Dohle et al. 2010, S. 825–826).

2.1 Grundlagen zur subjektiven Wahrnehmung

Wie unterschiedlich die subjektive Wahrnehmung von Risiken mit deren objektiver Eintrittswahrscheinlichkeit auseinander driftet, zeigt das folgende Schaubild der TU Köln aus dem Jahre 2016 (Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Risiko in der Bevölkerung: subjektiv vs. objektiv (Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 35)

Hier wird deutlich, dass objektiv häufiger auftretende Ereignisse oftmals von der Bevölkerung subjektiv als Risiko unterschätzt werden. Beispielsweise werden Rechtsstreitigkeiten, welche statistisch sehr häufig auftreten, subjektiv vollkommen unterbewertet, wo hingegen höchst unwahrscheinliche und seltene Ereignisse wie tödliche Terroranschläge massiv überbewertet werden als Risiko (vgl. Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 35f). Die Top-5 der über- bzw. unterbewerteten Risiken und deren Faktor, um den die Bewertung von objektiven Kriterien abweicht, ist in der Abbildung 2 ersichtlich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: „Top-5“ Objektive Eintrittswahrscheinlichkeit und geschätzte Häufigkeit (Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 36)

Doch wie kommt es zu diesen Abweichungen in der Wahrnehmung der „Realität“? Der Mensch ist kein vollständig rational handelndes Wesen. Zwei wichtige Vertreter der (Sozial)Psychologie, die sich der Untersuchung dieser Problematik angenommen haben, sind Daniel Kahnemann und Amos Tversky. Beide kamen in ihren gemeinsamen Forschungen zu dem Ergebnis, dass unsere Handlungen meist oberflächlich gesteuert sind und Automatismen, Gewohnheiten und stark vereinfachten Denk- und Entscheidungsregeln (Heuristiken) unterliegen. Vereinfachte Regeln erleichtern demnach zwar effizient und ggf. auch effektiv den Alltag, führen aber von Zeit zu Zeit zu Fehlentscheidungen und falschen Annahmen (vgl. Wagner 2017, S. 108). Auch bei der Wahrnehmung unserer Umwelt kommt es regelmäßig zu Abweichungen von der Realität (Biases). Selbstüberschätzung z. B. ist ein Phänomen, bei dem unsere Kompetenzen, Einflussmöglichkeiten und die Rationalität unseres Handelns massiv überschätzt und damit verzerrt wird. Was Entscheidungsfindung angeht, so neigen Menschen weiterhin dazu, Wahrscheinlichkeiten nicht ihrer tatsächlichen Bedeutung entsprechend zu gewichten, sondern tendenziell mittlere und hohe Wahrscheinlichkeiten zu unterschätzen und geringe Wahrscheinlichkeiten zu überschätzen. Diesen Effekt nennt man Möglichkeitseffekt (vgl. Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 6).

2.2 Zwei kognitive Systeme

Tversky und Kahnemann leiten aus diesen Beobachtungen zwei kognitive Systeme ab, das System 1 und das System 2. Gleichbedeutend bezeichnen Müller-Peters und Gatzert diese zwei Systeme in ihren Ausführungen „Autopilot“ und „Pilot“ (vgl. Kahneman 2016, Kap. TEIL I: Zwei Systeme eBook (epub-Format); vgl. Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 7). In der folgenden Arbeit wird mit den Begriffen System 1 und System 2 weiter operiert.

Während der System 1 ein energieeffizientes System darstellt, was im Schwerpunkt auf „Gewohnheiten, soziale Normen und auf andere deutliche vereinfachte Entscheidungsmuster“ (Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 7) zurückgreift und nicht sofort zugängliche Informationen ausblendet, arbeitet der System 2 mit wesentlich höherem Energieaufwand und deutlich langsamer. Jedoch führt dieses System aufgrund des Grades an Konzentration weniger häufig zu Fehleinschätzungen. Da das Gehirn aus der Evolution heraus jedoch bestrebt ist vor dem Hintergrund endlicher Energiereserven, möglichst energieeffizient, also ressourcenschonend zu arbeiten, werden wir im Schwerpunkt vom System 1 gesteuert (vgl. Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Wirkmechanismen der zwei kognitiven Systeme (Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 7)

2.3 Kognitive Verzerrungen (Heuristiken)

Aus der Konstellation dieses Zweiersystem leiten sich einige kognitive Verzerrungen ab, welche uns eine objektive Einschätzung von Risiken und Wahrscheinlichkeiten erschweren. Beispielhaft sollen hier zwei Heuristiken vorgestellt werden, um im Verlauf dieser Arbeit grundlegende Erklärungsansätze für die Auswertung des genutzten Fragebogens (siehe Forschungsmethode) liefern zu können.

2.3.1 Repräsentativheuristik

Die Repräsentativheuristik beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu neigen, höchst unwahrscheinlichen Ereignissen einen hohen Grad an Bedeutung einzuräumen. Verantwortlich ist hier das System 1, welches automatisch und energieeffizient eine Bewertung solcher Ereignisse vornimmt, ohne dem System 2 ein Signal zur Überprüfung dieser Feststellung zu geben. Kahnemann und Tversky formulierten dies recht treffend in ihrem Werk „Schnelles Denken, langsames Denken“: „Eine Sünde der Repräsentativität ist die Bereitschaft, die Häufigkeit unwahrscheinlicher Ereignisse […] zu überschätzen.“ (Kahneman 2016, Kap. Die Sünden der Repräsentativität eBook (epub-Format)).

Offenbar wird bei dieser kognitiven Verzerrung die Frage übergangen, welche das System 2 ansprechen würde: „Wie wahrscheinlich ist das?“. Stattdessen wird das System 1 mit der Frage „Wie gut kann ich mir das vorstellen?“ bedient und führt z. B. zu der Fehleinschätzung, dass Alkoholkonsum eine sehr häufige Ursache für Autounfälle sei. Statistisch ist der Anteil der Alkoholfahrten als Ursache für Unfälle am gesamten Unfallgeschehen aber sehr gering (vgl. Müller-Peters und Gatzert 2016, S. 8).

2.3.2 Verfügbarkeitsheuristik

Ähnlich verhält es sich auch bei der Verfügbarkeitsheuristik. Hier kommt die kognitive Verzerrung zustande, indem Informationen, die für uns verfügbarer, also einfacher zu fassen sind und uns persönlich oder unser näheres Umfeld betreffen, denjenigen Informationen, die von statistischer Relevanz sind, vorgezogen werden, da diese auf uns eher abstrakt wirken. Deutliche Einflussfaktoren sind hierbei u. a. die stetig mediale und bildhafte Aufarbeitung und Wiederholung einzelner, verheerender Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen), sowie das eigene Erleben und Miterleben im persönlichen Umfeld.

Erkennbar und messbar wird dieser Effekt z. B. in Kalifornien. Kurz nachdem dort punktuell ein Erdbeben gewütet hat, steigt die Rate an Versicherungsabschlüssen im Vorsorgebereich gegen Schäden durch Naturkatastrophen deutlich an. Wenn die Erinnerung an oder die Betroffenheit durch ein solches Ereignis mit der Zeit verblasst, sinkt auch die Abschlussrate solcher Versicherungen allmählich wieder ab (Kahneman 2016, Kap. 13. Verfügbarkeit, Emotion und Risiko eBook (epub-Format)). Die statistische Wahrscheinlichkeit, die solch ein Absicherungsverhalten stützen würde, fehlt dabei allerdings. Vielmehr wird die Entscheidung in diesem Fall maßgeblich von Emotionen beeinflusst. Neben der Emotionalität gibt es eine Vielzahl weiterer Verstärker der Wahrnehmung wie folgende Abbildung verdeutlicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Beeinflussende Faktoren auf die Verfügbarkeit (Eller et al. 2013)

2.4 Wahrnehmungsabweichungen zur Realität (Biases)

Ergänzend zu den kognitiven Verzerrungen wird unsere Realitätswahrnehmung getrübt durch sogenannte Biases, also Abweichungen unserer Wahrnehmungen zur Realität. Hier seinen insbesondere die Selbstüberschätzung und die „Unterlassungsverzerrung“ genannt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Geschlechterspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung von Plastik als Gesundheitsrisiko
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
35
Katalognummer
V540819
ISBN (eBook)
9783346166180
ISBN (Buch)
9783346166197
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschlechterspezifische, gesundheitsrisiko, plastik, unterschiede, wahrnehmung
Arbeit zitieren
Matthias Pirog (Autor:in), 2020, Geschlechterspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung von Plastik als Gesundheitsrisiko, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540819

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