Licht im Film Noir


Bachelorarbeit, 2011

35 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Licht
2.1 Der Begriff Licht
2.2 Das Filmlicht
2.3 Regeln der Lichtgestaltung
2.4 Die Möglichkeiten der Lichtgestaltung

3 Die Geschichte des Lichts im Film
3.1 Hollywood bis 1915
3.2 Hollywood von 1915 bis 1925
3.3 Der klassische Stil ab 1926
3.4 Die Vorreiter des Film noir ab ca. 1931
3.5 Der Film zwischen 1945 und 1960

4 Licht und Schatten im Film noir
4.1 J Film noir
4.2 Die zentralen Charakteristika des Film noir
4.3 Lichtsetzung im Film noir

5 Conclusio

Literaturverzeichnis

Kurzbeschreibung

In dieser Bachelor-Arbeit soil die Frage, Wie das Licht im Film noir eingesetzt wird?, beantwortet werden. Zuallererst wird das Thema Licht genauer behandelt. Der Begriff an sich wird zu allererst defi- niert, besonders im Hinblick auf das Filmlicht, auf das danach noch einmal genauer eingegangen wird. Folgend werden die Regeln der Lichtgestaltung im Film aufgezahlt, die vor langer Zeit festgesetzt wurden, bis heute noch gultig sind und die man erst dann brechen kann, um neue, beeindruckende Werke zu erschaffen, wenn man den richtigen Umgang mit dem Licht bereits erlernt hat. Aufbauend auf diesem Wissen, werden darauffolgend die Moglich- keiten der Lichtgestaltung beschrieben.

Um das Genre Film noir einzuleiten, wird die Entstehungsgeschichte des Filmlichts besprochen, von seinen Anfangen bis hin zu den Stilrichtungen, die sich in Folge dessen kurz nach dem Film noir entwickelt haben.

Angekommen bei dem Kapitel des Lichts im Film noir, werden die Charakteristiken eines typischen Film noir und die ganz spezielle Lichtsetzung thematisiert.

Mithilfe von Filmbeispielen erlautert diese Arbeit spezifische Szenenbilder der Filme und erwahnt einige bedeutende Vertreter des Genres.

Abstract

In this bachelor theses the question, How to use light in Film noir?, is being discussed. First of all the topic light will be reviewed. The term itself will be first defined in a particular few on film light followed by the rules of lighting design, which have been set a long time ago and still provide to be true. After gaining knowledge about how to use light, the continuing possibilities of light design are described.

To introduce to the genre Film noir, the history of film light is be­ing talked about, from its beginning to its various styles which have developed after the Film noir itself.

Having said that, the chapter Light in Film noir has been arrived. The characteristics of a typical film of that type and the light design in particular will be addressed.

Taking a lot of film examples this theses describes specific scene pictures of movies and refers to some of the most important repre­sentatives this genre has to offer.

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

“Shadows are falling and I’ve been here all day /

It’s too hot to sleep, time is running away [...] There’s not even room enough to be anywhere / It’s not dark yet, but it’s getting there’’

(Bob Dylan)

Ohne Licht gibt es kein Bild fur die Kamera. Das Licht bestimmt die Charaktere eines Films. Doch nicht nur die Anwesenheit von Licht, verandert das Aussehen eines Filmes, ebenso sehr die Abwesenheit von Licht, der Schatten.

Licht vermittelt genauso, wie die Schauspieler und Schauspielerinnen, Emotionen und Eindriicke. Wie man das Licht setzten und nutzen kann, um Emotionen, Situationen und Beziehungen zu kommunizieren, mochte die Autorin genau in dieser Bachelor-Arbeit behandeln.

Schon Shakespeare sagte damals:

“Das Leben ist nur ein wandelndes Schattenbild.”

(William Shakespeare)

Diese Bachelorarbeit beschaftigt sich insbesondere mit Licht und Schatten im Film noir, weil diese speziell in dem Genre eine ganz bedeutende Rolle spielen.

Innerhalb dieser Arbeit wird die Frage Wie wird das Licht im Film noir eingesetzt? diskutiert.

Herauszufinden ist, wie man durch gezielte Lichtsetzung Emotionen, Situationen und Beziehungen im Film noir kommuniziert hat und wie sehr die artifizielle Lichtfuhrung den Stil der Film noir-Filmbewegung bestimmt hat. Zuvor gibt die Autorin einen Uberblick uber das Licht allgemein und dessen richtigen Einsatz. Anschliefiend wird auf die Hinter- griinde der Entwicklung des Film noir geschichtlich eingegangen.

Zuletzt, auf dem vorherig geschriebenen aufgebaut, wird speziell auf das Licht im Film noir eingegangen.

Besonders interessant an diesem Thema ist das auBergewohnliche Genre, der Film noir, der bis heute noch in unseren Kinos zu finden ist und uns gewiss noch eine sehr lange Zeit begleiten wird.

„Die game Vielfalt, der ganze Reiz, die game Schonheit des Lebens besteht aus Schatten und Licht. “

(Leo N. Tolstoi)

2. Das Licht

2.1 Der Begriff Licht

„Physiker und Psychologen definieren das Phanomen Licht als einen kleinen Ausschnitt aus der Skala elektroma- gnetischer Schwingungen, der durch das menschliche Auge die Empfindung der Helligkeit vermittelt. In unserer Wahrnehmung lost es eine Fiille verschiedenster Reize aus. Licht entmischt das Chaos, nimmt der Dunkelheit ihr Grauen. “

(Keller 1999, 7)

Unter dem Begriff Licht versteht man nicht nur elektromagnetische Strahlungen, sondern in erster Linie das, was man sehen kann. Physikalisch betrachtet ist Licht unsichtbar, lediglich das, was sich im Lichtstrom befindet, wird sichtbar. Nehmen wir spezielle Lichtsituationen zum Beispiel in einem Zimmer oder in der Natur wahr, so passiert dies meistens unbewusst. Es fallt einem oftmals erst dann auf, wenn extreme Lichtsituationen fur einen unangenehm werden und einem beispielsweise blenden oder das Licht insgesamt zu wenig wird und man nichts mehr sehen konnen. Solche Situationen werden oftmals ohne grofien Denk- aufwand korrigiert, die blendende Lampe wird weggedreht oder eine andere Lampe eingeschaltet, wenn es zu dunkel ist.

Im Freien interessiert man sich eher weniger fur das Licht. Es wird viel mehr auf das Wetter geachtet. Veranderungen des Lichtes durch Wolken werden als negativ angesehen, dabei werden sich andernde Merkmale in Gesichtern von Menschen, an Gebauden und Landschaften kaum wahr- genommen. Dies ist ein natiirlicher Effekt, eine innere Filterung, die jedoch nur in realen Situationen auftritt.

(vgl. Dunker 1993,8 f)

2.2 Das Filmlicht

„Licht ist nicht nur ein ‘erhellter Punkt’. Licht wirkt als formgebendes Medium, es nimmt Einfluss auf die Erscheinung von Farben und damit auf das menschliche Gefuhl." (Ackermann 2001, 74)

Im Film jedoch muss man an vieles denken, um eine passende Lichtsitu- ation fur eine Szene zu erschaffen. Beachtet man diese nicht, fallen den Zusehern und Zuseherinnen sofort alle Unstimmigkeiten auf, die dann als Fehler angesehen werden. Demnach muss man sich vor dem Dreh einer Szene viele Fragen stellen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Zu allererst muss man herausfinden, welche Lichtquellen vorhanden sind, wo diese stehen und was sie beleuchten. Man sollte erkennen, wo sich die Schatten befinden und wie stark die Kontraste sind.

Weiterhin sollte sich gefragt werden, ob Reflexe vorhanden und wenn ja, wo und wie stark sie wahrnehmbar sind und natiirlich ist es ebenso wichtig zu wissen, welche Farbstimmung vorherrscht.

Beachten muss man zusatzlich noch, dass das menschliche Auge einen weitaus grofieren Kontrastumfang besitzt, als jede bisher produzierte Kamera. Hier muss das Licht also so eingesetzt werden, dass die Kamera ein Bild liefert, wie es das menschliche Auge wahrnehmen wiirde.

(vgl. Dunker 1993,9 )

2.3 Regeln der Lichtgestaltung

„Einefilmische Ausleuchtung ist immer das Ergebnis einer oder mehrerer gleicher oder unterschiedlicher Lichtquellen. “ (Dunker 1993,35)

Bei der Lichtsetzung werden den verschiedenen Lichtquellen ganz bestim- mte Funktionen zugeteilt, womit man dann zu einer Systematik gelangt. Diese besteht oft aus einem Hauptlicht, einer Aufhellung, einer Spitze und dem Hintergrund.

(vgl. Dunker 1993,35 f)

Das Filmlicht lasst sich in drei Kategorien unterteilen.

Eine davon ist das Licht zum Sehen.

Das Ambient Light entspricht dem natiirlichen Tageslicht, welches als natiirlich empfunden wird und den normalen Lichtverhaltnissen im Laufe eines Tages gleich kommt. Bei dieser Beleuchtungsart ist der Kontrast­umfang sehr gering, wodurch die Schatten auch noch Zeichnung haben. Das Licht zum Hinsehen ist eine ungewohnliche Beleuchtungsform und entspricht ungefahr einem Licht, das bei Sonnenauf- und Sonnenunter- gang, bei Nebel oder Schnee vorkommt. Hier entstehen grofie Kontraste mit einer besonders ansprechenden Wirkung, welche die Lichtstimmung von den gewohnten und iiblichen Beleuchtungen abheben.

Das Licht zum Ansehen erstaunt die Zuschauer und Zuschauerinnen durch die spezielle Beleuchtungsform. Unnaturliche Lichtstrahlen, Farben, Formen und Richtungen haben kaum Ahnlichkeit mit den in der Natur vorkommenden Lichtverhaltnissen.

Direktes Licht bestimmt die Lichtrichtung, ist hart und hat einen sehr grofien Kontrastumfang und kann bei einer ausreichenden Helligkeit sogar mit Sonnenlicht verglichen werden. Dieses harte Licht macht Strukturen und Konturen gut sichtbar und mit direktem Licht lassen sich dramatische Schatten und Dynamik in einem Bild erzeugen. Jedoch kann der Schatten bei falscher Anwendung ablenken oder wichtige Bildbestandteile verbergen.

Indirektes, weiches Licht entsteht durch eine Veranderung der Abstrahl- richtung eines Lichtstrahls, zum Beispiel bei gerichteten Reflexionen durch Spiegel, die meist unerwiinscht sind, oder ungerichteten Reflex- ionen durch weifie Oberflachen, die sehr reizvoll sein konnen. Es zeichnet weich und diffus und kann dadurch harte Kontraste aufhellen. Aufierdem hat es einen mittleren Kontrast und wirft noch erkennbare Schatten, die jedoch nicht so scharf ist, wie bei hartem Licht, (vgl. Mueller 2004,159) Das Haupt- oder Fiihrungslicht ist entscheidend fur die Szene. Es ergibt sich aus dem Drehbuch, also auch aus der Tageszeit, zu der die Szene spie- len soil und auch dem Handlungsort.

Das Hauptlicht ist die starkste Lichtquelle, bezogen auf alle anderen Licht- quellen in der Szene.

Je nach Szene und Drehbuch wird nun eine natiirliche, logische Lichtsitu- ation bis zu einem gewissen Grad nachgebaut. (vgl. Dunker 1993,35 ff) Die entscheidende Lichtquelle, wie zum Beispiel die Sonne, der Mond, die Nachttischlampe etc. werden mit dem Hauptlicht dargestellt.

(vgl. Ackermann 2001,95)

„Das Hauptlicht oder Fiihrungslicht legt die dramaturgische Aus- sage fest. “ (Dunker 1993,38)

Alle anderen Lichter, die in einer Szene verwendet werden, dienen dann nur noch der Erganzung und Abrundung.

Das Hauptlicht bestimmt beispielsweise bei Portraits immens die Wirkung. Wird die Person von vorne mit einem diffusen Licht beleuchtet, so wirkt das Gesicht jiinger, faltenlos, jedoch verliert es auch an Plastizitat und wirkt dann flach.

Bei einem gerichteten Fiihrungslicht von der Seite wirkt es sofort markanter, raumlicher und alter. Filmt man mit Gegenlicht, so sieht man nur eine Silhouette oder kommt das Hauptlicht direkt von oben, so werden die Augen zu dunklen Hohlen, die einen krank oder brutal aus­sehen lassen.

Bei einer Beleuchtung von unten, kann man ein unheimliches und angsteinflofiendes Gesicht kreieren.

Die Aufhellung zu bestimmen ist der zweite Schritt beim Ausleuchten ein­er Szene. Zu dunkle Schatten, die durch das Hauptlicht entstehen, werden aufgehellt oder aufgefullt. Die Starke des Aufhellers ist abhangig von der Starke des Hauptlichtes. Es ware nicht sinnvoll, mit dem Aufhelllicht den Schatten des Hauptlichtes vollig verschwinden zu lassen, zusatzlich sollte man keinen zweiten Schatten erzeugen. (vgl. Dunker 1993,38 f) Das Aufhelllicht dient zur Kontraststeuerung, es ist dem Fiihrungslicht untergeordnet. (vgl. Ackermann 2001,95)

„Das Spitzlicht verfolgt den Zweck, die Person oder das Objekt vom Hintergrund optisch besser zu trennen, um dem Bild mehr Tiefe zu geben. “ (Dunker 1993,39)

Bei Portraits spricht man von einem Lichtsaum, wenn das Spitzlicht oder auch Hinterlicht genannt, von hinten auf den Hinterkopf scheint und ein leichter Lichtsaum auf den Haaren entsteht. Bei Objekten spricht man hingegen von einer Lichtkante.

Die Begriffe Raumlicht, Hintergrundlicht und Grundlicht haben alle dieselbe Bedeutung, bestimmte Teile, Dekorationen und Ahnliches auszuleuchten, um mehr Kontrast zu schaffen und Kontraste anzugleichen bzw. mehr Tiefe zu erzeugen.

Zusatzlich zu den bereits erwahnten Lichtfunktionen gibt es noch ein paar weitere, die hier kurz erwahnt werden.

Es gibt das Vorderlicht, das von vorne auf der Kameraachse auf das Ob- jekt oder die Person scheint, das Oberlicht, das steil von oben strahlt, das Gegenlicht, das hinter der Person oder dem Objekt in Richtung Kamera strahlt. Wobei dann nur mehr eine Silhouette erkennbar ist. Das Seiten- licht, das die Person oder das Objekt von der Seite beleuchtet, das Streif- licht, ein hartes Licht, das im Winkel von 90° zur Kamera von der Seite, von oben oder von unten beleuchtet, um eine Oberflachenstruktur heraus zu modulieren, das Unterlicht, das von unten ausleuchtet, das Hinterli­cht, das wie ein Spitzlicht ausleuchtet, um die Trennung von Objekt oder Person vom Hintergrund noch zu verstarken, den Kicker, der ahnlich ist wie eine Spitze, jedoch nicht von oben leuchtet, sondern von unten, das Kleiderlicht, das ein zusatzliches Licht ist, um spezielle Kleidungsstucke aufzuhellen, weil beispielsweise etwas zu wenig reflektiert oder zu dunkel ist, das Dekorationslicht, das einem Raum- oder Hintergrundlicht ent- spricht und zuletzt das Augenlicht, das eine Art Spiegelung in den Pupillen ist und den Augen einen viel groBeren Ausdruck verleiht.

(vgl. Dunker 1993, 39 ff)

2.4 Die Moglichkeiten der Lichtgestaltung

„Eine Lichtgestaltung ist eine komplette, inhaltsgerechte Ausleuch­tung. Manchmal braucht man einfach nur die Lampen anzuschalten, und die Stimmung ist perfekt. Oft aberfehlt das ‘gewisse Etwas’. “ (Dunker 1993, 53)

1st das Licht jedoch nicht von selbst perfekt, so muss man Effekte einsetz- ten, um die richtige Ausleuchtung zu erhalten. Diese miissen aber nicht extrem sein, oft reicht ein kleiner Effekt um die ganze Szene aufzuwerten zum Beispiel ein auffalliger Schatten, ein farbiges Licht, Blinklichter, oder Nebel und Rauch und natiirlich die Kombinationen dieser. Wie stark man solche Effekte einsetzt ist natiirlich jedem selbst iiberlassen, ubertreibt man es jedoch, wirkt eine Szene schnell kiinstlich.

„[...]So viel wie notig, aberso wenig wie moglich." (Dunker 1993, 53)

Mit manchen Effekten, wie Effektschatten mit Linien, Gittern, Strukturen, Mustern, regelmafiigen oder unregelmafiigen Flachen, kann man eine Gleichformigkeit in bestimmten Szenen wie zum Beispiel bei Ansagesitu- ationen auflockern. Auch das Hauptlicht kann Effektschatten haben, zum Beispiel, wenn das Hauptlicht durch die Ritzen einer Jalousie in das Zim­mer strahlt.

Entscheidend fur die Lichtgestaltung im Film ist die Mindestbeleuch- tungsstarke des Aufnahmeobjektivs und die Lichtempfindlichkeit der jeweiligen elektronischen Kamera oder die Empfindlichkeit der Film- schicht bei klassischem Filmmaterial und die Filmentwicklung. Doch soli man aufgrund einer hohen Lichtempfindlichkeit keinesfalls auf die Licht­gestaltung verzichten, denn sie ist eines der wirkungsvollsten Mittel der Filmgestaltung. Sie soli Aussagen transportieren, soli einen Zweck erful- len, Bestimmtes hervorheben oder auch verbergen.

Das filmische Bild ist zweidimensional, jedoch kann man durch die richtige Lichtgestaltung, einen Raum dreidimensional wirken lassen und somit Raumlichkeit darstellen. Durch Licht kann man die Grofie eines Raumes vortauschen, oder die Tiefe eines Flurs hervorheben.

Strukturen spielen vor allem bei Grofi- und Detailaufnahmen eine grofie Rolle. Hier ist es wieder die Aufgabe der Lichtsetzung diese Strukturen hervorzuheben oder verschwinden zu lassen.

Licht und Schatten konnen durchaus das bestimmende Element einer Bildgestaltung sein, das soweit gehen kann, dass am Ende das Objekt selbst nur noch unbedeutend ist.

Lichtstimmungen konnen in Menschen bestimmte positive oder auch negative Gefuhlslagen auslosen. Diese Moglichkeit des direkten Zugriffs auf die Stimmungslage der Zuschauer und Zuschauerinnen ist ein im- mens wichtiges Mittel fur die Filmgestaltung und bringt unglaublich viele Moglichkeiten mit sich. Denn Licht kann die gewollte Grundstimmung unmittelbar ins Unterbewusstsein der Menschen transportieren.

(vgl. Dunker 1993,10 ff)

Menschen konnen zwischen warmen und kalten Farben unterscheiden, zwischen Freude und Leid oder Schonem und Hasslichem. Auch Emo- tionen, individuelle Stimmungsbewertungen, situationsbedingte und sym- bolisierte Assoziationen, sowie die personliche Beziehung zu einer Farbe spielen eine grofie Rolle, (vgl. Mueller 2004,62)

Die Lichtfarbe signalisiert die Stimmungslage der Szene, beispielsweise erzeugt blaues Licht Kalte, hingegen Rot und Gelb strahlen Warme aus. (vgl. Dunker 1993,14)

Die Warmezuordnungen erfolgen durch Assoziationen, zum Beispiel von der Sonne und Feuer, oder von Eis und Wasser. Die Farbe Grim kann ein- erseits eine warme, wie auch eine kalte Farbe sein, sie tendiert jedoch eher zu den kalten Farben. Sie kann aber auch eine vermittelnde Rolle spielen und eine Briicke zwischen kalt und warm bauen. Pastellfarben eigenen sich fur eine zarte und kultivierte Wirkung und vermitteln eine vornehme und dezente Stimmung. Aggressiv und kraftig wirken Farben ohne Anteile von Weifi oder Schwarz. Dies sind reinbunte Farben, die Macht und Kraft ubermitteln und konnen negative oder auch positive Stimmung erzeugen.

Einigen bestimmten Farben schreibt man spezielle Bedeutungen zu, die sich aber in manchen Landern und Kulturen unterscheiden. In Europa bedeutet WeiB Offenheit, Reinheit und Friede, Violett Feierlichkeit, Macht und Wiirde, Schwarz Tod, Kummer, Boses, Verbotenes, Nacht, aber auch Erotik und Rot Warme, Leben, Liebe, Zorn, Gefahr und Sucht. Aufierdem werden noch einigen anderen Farben bestimmte Eigenschaften zug- eschrieben, welche jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen wiirden. (vgl. Mueller 2004,62)

Doch kommt es nicht allein auf die Lichtfarbe an, sondern auch auf die Ausleuchtung selbst. 1st der Raum oder das Objekt einheitlich und gleich- mafiig ausgeleuchtet, wirkt dies schnell sachlich und nuchtern. Gibt es jedoch viele kleinere Lichtquellen, die Lichtinseln bilden, so wirkt es so- fort gemutlich und wohnlich. Speziell in Werbespots und Spielfilmen wird durch den effektvollen und bewussten Einsatz durch Mischlicht haufig eine Atmosphare der Gemiitlichkeit und Geborgenheit erzeugt.

„Das Gestalten von Lichtstimmungen ist ein Spiel mit Assoziationen, es ist das Ausnutzen von Vorstellungsverkniipfungen. “ (Dunker 1993,14)

Die Ausleuchtung in Filmen tragt mit dazu bei, die Charaktere der Rollen festzulegen. Oft setzt man auch fur weibliche Akteure eine andere Licht- gestaltung ein, als fur mannliche. Speziell in alteren Filmen wahlte man fur Frauen ein weicheres und diffuseres Licht und besondere Ausleuch- tungen fur die Haare, um ihnen einen makellosen Teint und ein perfektes Aussehen zu verleihen. Wobei man bei mannlichen Akteuren hartes und gerichtetes Licht einsetzte, um sie maskuliner und markanter wirken zu lassen. Heutzutage wird dies nicht mehr so haufig angewandt, da man nicht mehr alles verschonern will, sondern das Interessante und Natiirli- che an einem Gesicht hervorzuheben versucht. (vgl. Dunker 1993,15 f) Auch durch das Ausleuchten mit bestimmten Farben kann man Schau- spieler und Scchauspielerinnen charakterisieren. Die Hauttone lassen sich aus kosmetischer und maskenbildnerischer Sicht durch die Farb- temperatur beeinflussen. Blasse beispielsweise kann man durch eine leicht rot getonte Folie vermeiden, umgekehrt lasst ein blau- oder grungetontes Licht die Darsteller und Darstellerinnen blass und elend aussehen.

(vgl. Dunker 1993,64)

Im Studio wird bereits bei dem ersten Entwurf der Studiodekoration die Ausleuchtung mitberucksichtigt. Die Lichtstimmung und die Tageszeit werden aus dem Drehbuch entnommen und mit dem Kameramann oder der Kamerafrau, Regisseur oder Regisseurin und Oberbeleuchter oder Oberbeleuchterin besprochen und prazisiert. So kann man Platz fur die Lampen und Ahnliches einplanen. Im Studio hat man grundsatzlich mehr und bessere Moglichkeiten, Scheinwerfer zu platzieren, als an Original- drehorten. Jedoch miissen dann die Dekorationen sowie auch jedes Licht, da die Sonne hier nicht genutzt werden kann, gebaut und platziert werden, was einen grofien Kostenaufwand darstellt. Der Nachteil beim Dreh an Originalschauplatzen ist jedoch der, dass sich das Licht tagsiiber standig verandert. Im Studio bleibt dieses jedoch standig konstant.

Einen Werbespot wirklich gut und den Anforderungen der Auftraggeber und Auftraggeberinnen gerecht auszuleuchten, ist keine leichte Aufgabe. Dies ist eine Aufgabe fur Spezialisten und Spezialistinnen, wofiir man Kreativitat, handwerkliches Konnen und einen bekannten Namen braucht. Die Lichtstimmungen in den meisten Werbespots sind hell und freun- dlich, die Darsteller und Darstellerinnen wirken gliicklich und uberzeu- gend. Spiegelungen und Reflexe spielen eine wichtige Rolle, um unspek- takulare Gegenstande moglichst interessant aufnehmen zu konnen.

Die Lichtgestaltung ist der Umgang mit Licht und Schatten als wichtige Elemente der Filmgestaltung, hierbei spricht man haufig auch von der Lichtfuhrung.

Wichtig dabei ist vor allem, keine Angst vor Schatten zu haben. (vgl. Dunker 1993,17 if)

„Licht und Schatten gehdren untrennbar zusammen. “ (Dunker 1993,17)

Um nun ein gutes und sinnvolles Lichtkonzept zu erstellen, sollte sich die Ausleuchtung immer nach dem Inhalt und der Aussage richten und keinesfalls nur danach, was dem Zuschauer und der Zuschauerin person- lich gefallt und was am leichtesten hergestellt werden kann. Einstellungen und Szenen spielen innen oder auBen, tagsiiber oder nachts, oder auch in der Dammerung oder zum Beispiel bei Sonnenaufgang. Die Drehbu- chautoren und Autorinnen und auch die Regisseure und Regisseurinnen verfolgen mit der Wahl des Drehortes ein bestimmtes Ziel. Die erste Frage, die man sich bei der Lichtgestaltung stellen muss, ist, ob man dem natiirlichen Licht folgt oder ob man etwas Kiinstliches erzeugen mochte, um den Inhalt, oder Emotionen, wie zum Beispiel Angst, Liebe und Ge- borgenheit zu verstarken oder abzuschwachen. Ebenso kann man beide Moglichkeiten mischen, das Natiirliche mit einbauen und zusatzlich mit kiinstlicher Beleuchtung nachhelfen um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Jedoch sollte man sich einiger Grundregeln bewusst sein. Eine Regel ist, zu beachten, dass auch in der Natur die Hauptlichtquelle die Sonne ist, daher gibt es auch nur einen einzigen definierten Schatten. Ebenso sollte es bei Innenbeleuchtungen nur eine Hauptlichtquelle geben, somit ist auch festgelegt, dass nur ein einziger Schatten sichtbar sein darf. Auch sollten Szenen grundsatzlich so ausgeleuchtet werden, dass es fur die Zuschauer und Zuschauerinnen so aussieht, als wurde die Szene ausschliefilich durch natiirliche Lichtquellen beleuchtet werden. Um eine solch logische Ausleuchtung erreichen zu konnen, muss man sich von den natiirlichen Lichtquellen leiten lassen. Jedoch wie die meisten Regeln, diirfen diese ge- brochen werden und sollen sogar oft gebrochen werden. Manche Szenen kann man nicht nach den Gesetzen der Logik beleuchten oder sehen einfach nicht gut aus mit einer logischen Ausleuchtung. Auch wiirden alle Filme sehr ahnlich aussehen, wurde man nur den Regeln folgen, ohne sich einmal etwas zu trauen und eine Regel zu brechen. (vgl. Dunker 1993,18 ff)

„Folgt man ausschliefilich der Logik, so erfahrt man sehr bald eine starre Einengung, es kommt zum Konflikt zwischen Lichtstimmung und Lichtlogik. “ (Dunker 1993, 20)

In manchen Filmen wird bewusst mit dem Fehlen der Logik gearbeitet Wirkungsvolle Lichtanderungen gehen so mit der Handlung einher, dass sie nur bei einer bewussten Analyse zu registrieren sind und selbst dann nicht stdrend wirken.

„Licht kann [...] die inneren Zustande der Figuren sichtbar machen. “

(Dunker 1993, 21)

Grundsatzlich gibt es drei Stilbezeichnungen aus dem Bereich der Schwar- zweiBfotografie kommend, die in der Filmlichtgestaltung Einzug genom- men haben.

1. Normalstil
2. High-Key
3. Low-Key

Im Normalstil ist die Verteilung von Hell und Dunkel sehr ausgewogen, was den tagtaglichen Sehgewohnheiten entspricht und die Zuseher und Zuseherinnen als naturlich empfinden.

Beim High-Key ist weitaus mehr Helligkeit als Dunkelheit vorhanden In der Praxis wird dies oft verwendet, urn positive Stimmungen zu vermit- teln, jedoch muss das nicht zwingend der Fall sein. Eine Liebesszene spielt zwar oft in einem sonnendurchfluteten Boudoir, jedoch wirkt ein Opera- tionssaal nicht unbedingt freundlich, nur weil er extrem hell beleuchtet ist. Umgekehrt uberwiegen bei Low-Key- Aufnahmen die Schatten und die unbeleuchteten Bildteile. Dies wird dramaturgisch haufig fur bedroh- liche Situationen eingesetzt. Jedoch kann eine Szene, die wie eine dunkle Rauberhohle ausgeleuchtet ist, dennoch eine gemutliche Stimmung aus- strahlen.

Das Licht wirkt nur im Zusammenhang mit den anderen Stilmitteln des Films, zu welchen die schauspielerischen Darstellungen, Bewegungen, Schnitt, Einstellungsgroften, Bildgestaltung, Dialoge, Originalgerausche, Musik und noch einige mehr gehoren. (vgl. Dunker 1993,21 f)

„Das Licht gibt der Szene die notige Glaubwiirdigkeit. “

(Dunker 1993, 22)

Verliert man Details des Bildes in dunklen Flachen, so wird dies Absaufen genannt. Als Uberstrahlen hingegen bezeichnet man zu helle, detaillose Aufnahmen. Die Zuseher und Zuseherinnen bewerten die Detailverluste unterschiedlich.Zu dunkle Stellen im Bild werden meist akzeptiert, zu helle jedoch werden eher als stdrend empfunden, mit Ausnahme des Him­mels. Dieser ist eine Ausnahme und wird als einzige Flache ohne Zeich- nung akzeptiert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Licht im Film Noir
Hochschule
Fachhochschule Salzburg  (MultiMediaArt)
Note
1
Autor
Jahr
2011
Seiten
35
Katalognummer
V540061
ISBN (eBook)
9783346173591
ISBN (Buch)
9783346173607
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Film noir, Lichtsetzung, Filmgeschichte, Filmnoir, Filmlicht, Lichtgestaltung, Licht, Film, Hollywood
Arbeit zitieren
Julia Zisser (Autor:in), 2011, Licht im Film Noir, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540061

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