Lehrerinnen und Lehrer


Hausarbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung
1.1. Geschlechtsspezifische Entwicklungsverläufe von Mädchen und Jungen
1.2. Die Geschichte der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung
1.3. Die "Rückeroberung" der Berufstätigkeit durch Frauen
1.4. Die geschlechtsspezifische Aufgabenteilung im Berufsleben

2. Geschlechtsspezifische Aufgabenteilung im Lehrberuf?
2.1. Die Verteilung von Lehrerinnen und Lehrern auf die verschiedenen Schultypen
2.2. Verteilung von Lehrerinnen und Lehrern innerhalb der einzelnen Schultypen
2.3. Voll- und Teilzeitbeschäftigung von Lehrerinnen und Lehrern
2.4. Geschlechtsspezifische Ausübung des Lehrerberufs
2.5. Die Feminisierung des Lehrerberufes
2.6. Warum werden Männer und Frauen Lehrer?

3. Doppelbelastung oder Doppelqualifikation?

Kommentar

Literaturverzeichnis

Einleitung

Um einen Überblick über das Thema "Lehrerinnen und Lehrer“ zu geben, ist es zum besseren Verständnis sinnvoll, zunächst das allgemeine System, in dem Männer und Frauen in unserer Gesellschaft leben, kurz zu skizzieren. Aus diesem Grund werde ich im ersten Teil die vorherrschende geschlechtsspezifische Arbeitsteilung darstellen. Zu diesem Themengebiet werde ich zunächst die Sozialisationsbedingungen für Kinder erläutern, da hier die Grundsteine für geschlechtsspezifisches Verhalten von Männern und Frauen gelegt werden. Unter Gliederungspunkt 1.2. werde ich die Entstehung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung darstellen, durch die die Gesellschaft vor allem seit der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert geprägt ist. Im Folgendem werde ich die Rückeroberung der Berufstätigkeit von Frauen erläutern und dann zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Berufsleben kommen, denn Frauen und Männer sind größtenteils in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig, die wiederum oft jeweils der männlichen oder weiblichen Identität entsprechen.

Der zweite Teil befasst sich dann mit der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Lehrberuf. Hier stellt sich die Frage, ob die zuvor erörterte Aufgabenteilung von Männern und Frauen im Berufsleben sich auf die Ausübung des Lehrberufs fortsetzen lässt, denn schließlich üben beide Geschlechter hier den selben Beruf aus. Um dieses herauszufinden, werde ich folgende Punkte, die über eine unterschiedliche Berufausübung von Lehrern und Lehrerinnen Aufschluß geben können, darstellen: Zum ersten die Verteilung von Lehrerinnen und Lehrern auf die verschiedenen Schulstufen, zum zweiten ihre Verteilung innerhalb der Institution Schule, also welche Aufgaben sie in der Schule wahrnehmen und welche Fächer sie unterrichten, und vor allem ob Lehrerinnen und Lehrer sich im Unterricht nach geschlechtsspezifischen Mustern verhalten. Der nächste Punkt befasst sich dann mit der Motivation, die Männer und Frauen haben, den Lehrberuf zu ergreifen. Zum Ende werde die ich die für berufstätige Frauen typische Doppelbelastung und ihre möglichen Auswirkungen auf die Berufsausübung von Lehrerinnen darstellen.

1. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung

Trotz der Diskussion und der Problematisierung ist das Arrangement der Geschlechter in seinen zentralen Punkten stabil geblieben. Frauen sind, auch wenn sie berufstätig sind, weiterhin vorwiegend für den „privaten“ Lebensbereich, die Umsorgung der Familie und den Haushalt, zuständig, während der Zuständigkeitsbereich der Männer vor allem auf die Erwerbstätigkeit beschränkt ist.[1]

Durch welche Prozesse entstand diese geschlechtsspezifische traditionelle Arbeitsteilung und wodurch wird sie immer wieder reproduziert?

1.1. Geschlechtsspezifische Entwicklungsverläufe von Jungen und Mädchen

Durch die in unserer Gesellschaft vorherrschende geschlechtsspezifische Aufgabenteilung, also die vorwiegende Zuständigkeit der Frauen für die Kindererziehung, ist die erste Bezugsperson für Kinder normalerweise eine Frau, die Mutter. Dadurch werden unterschiedliche Sozialisationsbedingungen für Jungen und Mädchen geschaffen. Die Gleichgeschlechtlichkeit von Mutter und Tochter und die unterschiedliche Geschlechtlichkeit von Mutter und Sohn sind nämlich wichtige Gründe für verschiedene Entwicklungsverläufe der Indentitätsfindung von Jungen und Mädchen.

Jungen müssen sich, so zum Beispiel die Forschung von Nancy Chodorow[2], um männliche Identität zu erwerben, in der Kindheit von der Mutter abgrenzen. Deshalb sei männliche Identität labiler als weibliche, denn sie beruhe auf Trennung, Distanzierung und Abgrenzung von anderen.

„ Ein Knabe verdrängt die Eigenschaften, die er für weiblich hält, wehrt sie ab und wertet Frauen ebenso ab wie alles, was er in der Außenwelt für weiblich hält. Der sichere Besitz bestimmter Gebiete und das Beharren auf der Überlegenheit dieser Gebiete über die mütterliche Welt der Kindheit sind wesentliche Elemente der Definition von Männlichkeit. Seine männliche Verachtung befreit den Knaben nicht nur von der Mutter, sondern auch von seiner eigenen inneren Weiblichkeit. Sie verbindet sich deshalb mit dem Thema ' Männlichkeit ' und wird auf alle Frauen übertragen.“[3]

Mädchen müßten nach Nancy Chodorow im Gegensatz zu Jungen die primäre Identifikation mit der Mutter nicht aufgeben. Deshalb basiere die weibliche Identität auf Verbundenheit mit anderen. Durch die Identifikation mit der Mutter setzten Frauen Priorität auf soziale Sensibilität und Fürsorge. Frauen sehen Beziehungen, ob beruflich oder privat, oft als besonders wichtig in ihrem Leben.

„ Weil sie die präödipale Liebe zur Mutter weiterführen, definieren und erleben sich Mädchen im Verlauf ihres Heranwachsens als kontinuierlich mit anderen verbunden; ihre Selbsterfahrung ist durch flexiblere und durchlässigere Ichgrenzen bestimmt.“[4]

Die männliche und die weibliche Identität werden demnach über verschiedene Wege gebildet und differieren in ihren Grundprizipien stark. Vereinfacht kann man die Forschung von Nancy Chodorow so darstellen, daß männliche Identität durch Abgrenzung von anderen geprägt ist und weibliche Identität durch Verbundenheit mit anderen. Hierbei sollte der Gegensatz "Verbundenheit“ – "Abgrenzung“ keinesfalls eine Wertung darstellen, denn beide Eigenschaften weisen meiner Meinung nach sowohl positive als auch negative Seiten auf. So kann das Schema "Verbundenheit“ es schwierig machen, sich als eigenständige Person zu empfinden und sich von der Umgebung abzugrenzen. Frauen neigen nach Karin Flaake manchmal dazu, sich selbst zurückzustellen und nur für andere zu leben.[5] Männer haben im Gegensatz zu Frauen durch ihr geschlechtsrollenspezifisches Verhalten oft Probleme, Beziehungen mit anderen einzugehen.

Die Mechanismen der männlichen und weiblichen Identitätsfindung vollziehen sich weitgehend unbewußt. Auch wenn Eltern großen Wert darauf legen, Mädchen nicht "mädchenhaft“ und Jungen nicht "jungenhaft“ zu erziehen, erkennen Kinder die Muster, nach denen Männer und Frauen in der Gesellschaft zusammenleben, sie kopieren die Rollenverteilung ihrer Eltern und erkennen die Aufgaben, die Männern und Frauen in der Gesellschaft zugewiesen werden und übernehmen diese. So wird das bestehende Geschlechterverhältnis automatisch gefestigt und immer wieder erneuert.[6]

1.2. Die Geschichte der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung

Mit der Ausbildung der bürgerlichen Gesellschaft in Zusammenhang mit der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert gingen veränderte Arbeits – und Lebensbedingungen einher, die Familien - und Erwerbssphäre entwickelte sich weiter auseinander.

Betrachtet man die vor der Industrialisierung bestehende bäuerliche Lebensform, ist zu erkennen, daß Arbeits- und Familiensphäre eng beieinander lagen. In der bäuerlichen Gesellschaft waren auch die Frauen für die Umsorgung der Kinder und den Haushalt zuständig, aber sie arbeiten auch zusammen mit den Männern auf dem Feld. Der Hof war somit zugleich Arbeits- und Wohnstätte. Privatleben und Arbeit bildeten eine Einheit.

Im Laufe der Industrialisierung wurde das Arbeitsleben mehr und mehr vom Privatleben getrennt und in diesem Prozess erhielt jedes Geschlecht einen eigenen Zuständigkeitsbereich. Dieses Phänomen war vor allem in den Städten anzutreffen. Frauen kümmerten sich nun meist nur noch um die Versorgung und die emotionale Zuwendung ihrer Familie und um den Haushalt, der Zuständigkeitsbereich der Männer umfasste nun die Erwerbstätigkeit außer Haus in Büro oder Fabrik.

Mit der Trennung dieser Bereiche war auch eine unterschiedliche Bewertung der jeweiligen Zuständigkeitsbereiche von Männern und Frauen verbunden: Die als typisch weiblich geltenden Eigenschaften wie Liebe und Aufopferungsbereitschaft wurden zwar idealisiert, fanden aber nur im Familienkreis Anwendung und waren so in der Gesellschaft unsichtbar. Infolgedessen wurde sie gegenüber der von Männern verrichteten Arbeit geringgeschätzt.[7]

[...]


[1] Flaake (1989) S.317

[2] Flaake (1989) S. 323 ff

[3] vrgl. Chodorow bei Flaake (1989) S. 326

[4] vrgl. Chodrow bei Flaake (1989) S. 327

[5] Flaake (1989) S. 327

[6] Flaake (1989) S.336

[7] Flaake (1989) S. 318

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Lehrerinnen und Lehrer
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Pädagogisches Institut)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in die Schulpädagogik
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V54006
ISBN (eBook)
9783638493017
ISBN (Buch)
9783656774105
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehrerinnen, Lehrer, Proseminar, Einführung, Schulpädagogik
Arbeit zitieren
Katrin Morras Ganskow (Autor:in), 2002, Lehrerinnen und Lehrer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54006

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