Freiwillige Kinderlosigkeit. Gesellschaftliche Sicht


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Themenstellung

2. Leitbild der Frau
2.1 Gründe für gewollte Kinderlosigkeit
2.2 Berufliche Betrachtung kinderloser Frauen

3. Geschlechterrolle des Mannes
3.1 Schwierigkeiten zur Befragung kinderloser Männer
3.2 Gründe für gewollte Kinderlosigkeit

4. Gesellschaftliche Beurteilung von Kinderlosigkeit
4.1 Negative Konnotation zur Kinderlosigkeit
4.2 Gesellschaftliche Akzeptanz von Kinderlosigkeit

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Themenstellung

Diese theoretische Arbeit befasst sich mit der gewollten Kinderlosigkeit in Deutschland sowohl gegenwärtig als auch der letzten Jahre. In diesem Kontext wird die gesellschaftliche Perspektive auf diese Lebenswirklichkeit anhand von Befragungen und Forschungsergebnissen beleuchtet. Auch die Wahrnehmung der jeweiligen Leitbilder von Frau und Mann im klassischen Sinne wird nachgegangen und wie gewollte Kinderlosigkeit von der Gesellschaft beurteilt wird.1

In dieser Arbeit soll geklärt werden:

a) Wie ist die Betrachtung auf Menschen ohne Kinderwunsch bzw. welche Meinung hat die Gesellschaft von Menschen, die ohne Kinder bleiben – wobei evtl. unterschieden werden muss zwischen bewusstem Verzicht und Kinderlosigkeit aufgrund von körperlichen Defiziten?
b) Welche biografischen Hintergründe von Kinderlosigkeit gibt es?
c) Gibt es noch die klassische Rollenverteilung in einer Partnerschaft und sind die Stereotypen von Mann und Frau noch vorhanden?
d) Was trägt zur Entscheidung für eine Familienplanung bei und was dagegen?

Vorab ist eine Trennung zwischen einer beabsichtigten und unerwünschten Kinderlosigkeit in der Forschung problematisch, weil einerseits die Fertilität vom Alter abhängig ist und andererseits ein Kinderwunsch oft erst ein Thema ist, wenn durch die persönlichen Lebensumstände die subjektiv idealen Voraussetzungen erfüllt wurden (Konietzka et al. 2007: 15). Es kann sogar davon ausgegangen werden, dass Menschen, die sich offiziell gegen einen Kinderwunsch äußern, diesen durch eventuelle Probleme aufgrund ihrer mangelnden Fruchtbarkeit verdecken möchten. Weiterhin kann eine bewusste Entscheidung gegen Kinder nach Außen als ungewollt dargestellt werden, um sich dem gesellschaftlichen Druck nicht aussetzen zu müssen (Wippermann 2014: 7).

Unter dem Begriff der Gesellschaft bezieht sich diese wissenschaftliche Arbeit auf die Beschreibung nach Thomas Schwietring, in der sich das Subjekt in einer sozialen Realität befindet, die es mitgestaltet und gleichwohl von ihr beeinflusst wird (2018: 22). Somit wird in der Forschung bei z. B. Befragungen die Durchschnittswerte durch die Meinungen Einzelner wiedergespiegelt und bilden eine gesellschaftliche Perspektive, um systematisch Einstellungen und Haltungen von Menschen oder gezielten Personengruppen zu ermitteln. Daher werden in dieser Arbeit Befragungen einen großen Anteil haben.

2. Leitbild der Frau

Zum Leitbild der Frau gibt es kontroverse Meinungen: Kahler beschreibt noch 2007, dass das klassisch-historische Bild einer Frau mit mütterlichen und häuslichen Pflichten weiterhin besteht. Aber auch, dass Frauen doppelt benachteiligt sind, da ihre Arbeitskraft im Berufsleben durch die ungleiche Bezahlung im Vergleich zu Männern geringer ausfallen und ihre häusliche Arbeit gar nicht bezahlt wird (2007: 341).

In der Befragung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zur Kinderlosigkeit von Frauen und Männern wird eine Verzögerung der Familienplanung bei Frauen deutlich, in der sie ihre erste Mutterschaft über das 30. Lebensjahr hinaus planen (Wippermann 2014: 22).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Kinderlosigkeit – Frauen (Wippermann 2014: 25)

Das Aufschieben der Familiengründung lässt sich auch in anderen empirischen Studien abzeichnen und sollte nicht zwingend als klare Entscheidung gegen Kinder gedeutet werden, sondern auch als ein Abwägen, wann ein Kind in das eigene Leben passt und die des Partners (Burkart 2002: 29). Somit werden laut Befragung der BMFSFJ Frauen zum ersten Mal Mutter im Zeitraum von 25 bis 40 Jahren (Wippermann 2014: 25).

Andererseits zeichnet sich eine Tendenz ab, in dem das Leben der Frau nicht mehr geprägt ist von Entscheidungen, die eine feste Familienplanung und Hausfrauenzeit in der persönlichen Laufbahn beinhalten (Lenz et al. 2010: 92).

2.1 Gründe für gewollte Kinderlosigkeit bei Frauen

Die Diskussionen zu den Motiven für freiwillige Kinderlosigkeit betreffen sowohl Frauen im genannten Auswertungsrahmen als auch Frauen, die bereits keine Kinder mehr bekommen können.

In der Forschung zur Kinderlosigkeit und im Kontext des demografischen Wandels wird bspw. die Altersspanne von 15 bis 45 Jahren festgehalten, somit sollen zuverlässigere Auswertungen ermöglicht werden (Konietzka/Kreyenfeld 2007: 16). Dieser zeitliche Rahmen wird gegeben, weil bei Frauen die endgültige Kinderlosigkeit dann eingestuft wird, wenn sie tatsächlich keine Kinder mehr bekommen kann. Andererseits wird bspw. bei den Mikrozensusbefragungen vom Bundesamt für Statistik Frauen im Alter von 15 bis 75 Jahren die Frage gestellt, ob sie Kinder geboren hätten, diese Frage bleibt natürlich bei Männern aus (Garsoffky/Sembach 2017: 44).2

Die Umsetzung der Frauen ihren Bildungsgrad seit den 1960er Jahren auf ein akademisiertes Niveau zu erhöhen – sich also nicht mehr der klassischen determinierten Mutter- und Hausfrauenrolle zu fügen –, und dadurch dass sich ihr Einstieg in das Berufsleben verzögert, zeigen einen Zusammenhang beim Rückgang der Geburtenrate (Burkart 2006: 111). Dieser Trend scheint sich laut Bujard jedoch wieder umzukehren, so dass die Kinderlosigkeit bei Frauen mit akademischem Bildungsrad im Alter von 40 Jahren von 2007 auf 2011 um 2,3 % gesunken ist (2012: 23).

Krätschmar-Hahn beschreibt, dass „die gestiegene Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen, die zu einer nachhaltigen Veränderung der weiblichen Rolle in Partnerschaft, Familie und Gesellschaft geführt haben“ als Grund gesehen werden kann, dass die Familiengründung und Heirat unattraktiv geworden sind (2012:90).

Als persönlicher Grund für die Entscheidung gewollter Kinderlosigkeit gilt auch die soziale Beeinflussung durch den eigenen Umkreis. Frauen, die sich im familiären und freundschaftlichen sowie kollegialem Umfeld mit vermehrt Kinderlosen umgeben, tendieren stärker zu der Entscheidung auch kinderlos zu sein (Dorbritz/Diabaté 2015: 127).

2.2 Berufliche Betrachtung kinderloser Frauen

Mit dem Berufseinstieg eröffnen sich allgemein neue Erfahrungen, die sich aus der Selbstbestimmtheit und der persönlichen Entwicklung ergeben. Frauen bewerten laut der Befragung der BMFSFJ ihre beruflichen Aussichten unter der Berücksichtigung der männlichen Konkurrenz, wodurch sich der Wunsch nach Familie nach hinten verlagert, um ihre Karrierechancen dadurch nicht zu gefährden (Wippermann 2014: 7).

Auf politischer Ebene wird zum Rückgang des Kinderwunsches als Grund die Frauenbewegung der 1968er genannt und der Kampf der Frauen um eine gleichberechtigte Behandlung, die den Chancen und Möglichkeiten der Männer in nichts nachsteht (Burkart 2006: 111). So stehen Bildung, berufliche Chancen und Karriere Frauen und Männern gleichermaßen zu (Lenz et al. 2010: 92), was sich jedoch in der weiteren Überlegung zur Familiengründung aus weiblicher Sicht trotzdem zu einem Konflikt entwickeln kann und einer ungleichen Behandlung zwischen Männern und Frauen. Denn im Alltag sind Frauen in ihrer Position benachteiligt, weil es für sie schwierig ist ihrer Rolle als Mutter und als Erwerbstätige gerecht zu werden. Allerdings wird in diesem Kontext auch auf politischer Ebene diskutiert, dass Frauen gleichwohl auch als Berufstätige interessant sind, wenn sie kinderlos sind, sofern sie Karriere machen möchten wie Bernardi und Keim konstatieren (2007: 317).

3. Geschlechterrolle des Mannes

Nach wie vor wird dem Mann überwiegend die Position des Versorgers innerhalb einer Ehe bzw. Familie aufgetragen. Dies lässt sich an Befragungen und Auswertungen erkennen, die sich mit Familie und Kinderlosigkeit beschäftigen. Sie sind werden weiterhin in der Rolle gesehen für die finanzielle Absicherung zu sorgen (Janzen 2010: 63).

Das beurteilt die Bertelsmann Stiftung in ihren Datenerhebungen zur Vaterschaft anders. So stellt sie seit den 1980er Jahren eine Veränderung der Sicht auf das traditionelle Rollenbild des Mannes als Versorger fest. Trotz der modernen Tendenz sehen Männer die klassische Rollenverteilung als nach wie vor gegeben, da fast die Hälfte der männlichen Teilnehmer Frauen in der erzieherischen Position sehen und Männer primär für die finanzielle Sicherung verantwortlich sind (Zerle et al. 2008: 67f). Weiterhin wird in dieser Forschung die Vermutung anhand der Befragungsergebnisse aufgestellt, dass junge Männer, die nicht mehr im Elternhaus leben, sich aber in einer Partnerschaft befinden, eher vom klassischen Rollenverständnis abweichen, allerdings findet sich bei ihnen ein gewünschtes traditionelles Bild bei Vätern wieder (2008: 72f).

Männer sind laut Befragungen oft der Annahme, dass die hohe Fruchtbarkeit bei ihnen wesentlich länger bestehen bleibe als bei Frauen. Daher wird eine Gelassenheit zur Umsetzung ihrer Familienplanung vermutet (Garsoffky/Sembach 2017: 20).

3.1 Schwierigkeiten zur Befragung kinderloser Männer

Der männliche Part wird oft in Befragungen vernachlässigt, da er einerseits in seiner Stellung mit weniger Konflikten konfrontiert ist – denn Frauen möchten Beruf und Familie vereinbaren – und andererseits auch nicht derjenige ist, der Kinder gebären kann oder die biologischen Versorgungsmöglichkeiten für einen Säugling hat. Männern wird ein geringerer Bezug zur Familie zugeordnet, somit eher dem weiblichen Part in der Familie, wodurch sie weniger interessant scheinen für viele Forschungen im familiären Kontext (Tölke/Hank 2005: 7 f.).3

Wie bereits erwähnt wird im Mikrozensus Frauen nach bisherigen Kindern gefragt, wohingegen diese Frage allerdings bei Männern ausbleibt (Garsoffky/Sembach 2017: 44).

[...]


1 Von einer Analyse zu den womöglich unterschiedlichen Ergebnissen von Datenerhebungen zwischen Ost- und Westdeutschland sehe ich ab, da dies den Rahmen der Hausarbeit sprengen würde.

2 Dadurch kann es zu unterschiedlichen Analysen und Interpretationen kommen. Die sich auch in der Auswertung der Literatur für mich bemerkbar gemacht.

3 Zwar befinden sich Männer auch in Konflikten, da sie Familie und Beruf miteinander vereinbaren müssten und die Einführung der Elternzeit Vätern da zumindest mehr Familienbindung ermöglicht, jedoch gibt der Umfang der Hausarbeit nicht den Raum für eine weiterführende Diskussion.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Freiwillige Kinderlosigkeit. Gesellschaftliche Sicht
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V539455
ISBN (eBook)
9783346155085
ISBN (Buch)
9783346155092
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gender & diversity, kinderlosigkeit, freiwillige kinderlosigkeit, kinderlos, keine kinder, gesellschaftliche sicht, soziale sicht, vorurteile, anfeindungen, gewollte kinderlosigkeit, ungewollte kinderlosigkeit, berufliche betrachtung, leitbild der frau, leitbild des mannes, gründe, hintergründe, negative konnotation, akzeptanz, beurteilung
Arbeit zitieren
Katrin Szymoniak (Autor:in), 2019, Freiwillige Kinderlosigkeit. Gesellschaftliche Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539455

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