Medienanalyse des Films Pretty Woman auf Grundlage von Laura Mulveys Essay "Visual Pleasure and Narrative Cinema"


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Laura Mulveys Argumentation

3. Male Gaze in Pretty Woman

4. Die Shoppingszene

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

7. Filmverzeichnis

8. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die US-amerikanische Liebeskomödie von Garry Marshall aus dem Jahr 1990 dient als Grundlage für das Thema dieser Hausarbeit. Die besagte Liebeskomödie handelt von einer temperamentvollen Prostituierten, Vivian Ward, welche das Herz des zynischen Unternehmers, Edward Lewis, erobert. Im Folgenden werde ich den Verlauf des Filmes, der sich mit dem Thema der Figur der Frau als Schauobjekt verbinden lässt, vorstellen.

Das Kleinstadtmädchen, Vivian Ward, zieht von Georgia nach Los Angeles, durchlebt dort harte Zeiten und endet als Prostituierte auf dem Hollywood Boulevard. Eines nachts fragt ein erschöpfter Geschäftsmann aus New York, Edward Lewis, sie nach dem Weg nach Beverly Hills. Edward ist ein gerngesehener Kunde, denn Vivian ist finanziell schwach aufgestellt und begleitet Edward, in dem von seinem Anwalt geliehenen Lotus Esprit, in der Hoffnung Geld zu verdienen. Da Edward eine Welt der Limousinen gewöhnt ist und nicht mit der Schaltung des Autos umgehen kann, fährt Vivian die beiden zu seinem luxuriösen Hotel. Obwohl Edward anfangs kein Interesse an einer Prostituierten hat, vereinbaren die beiden später, dass Vivian ihm eine Woche gegen Bezahlung als seine Begleitung zu geschäftlichen Terminen folgen wird. Vivian, die zu Beginn des Filmes aufreizende Kleidung trägt, die sie als Prostituierte enttarnt, muss sich einer äußerlichen Verwandlung unterziehen. Nachdem Vivian bereits einigen Boutiquen verwiesen wurde, gelingt es ihr mit Hilfe des Hotelmanagers ein angemessenes Kleid für den Abend zu finden. Ihre Verwandlung bezieht sich nicht nur auf das Äußerliche, sondern sie lernt auch die höflichen Umgangsformen der gehobenen Gesellschaft kennen. Das Ziel dieser Szene ist es, die weibliche Protagonistin als ein Objekt der Begierde darzustellen. In ihrer gemeinsamen Zeit lernt Vivian eine völlig neue Welt voller Luxus kennen und auch Edward beginnt durch Vivians Sichtweise seine Motivation für seine berufliche Tätigkeit zu hinterfragen. Nach Ablauf ihrer gemeinsamen Woche und nachdem Vivian schweren Herzens ihren Edward bereits verlassen hat, gesteht auch er sich seine Gefühle für Vivian ein. Anstatt zum Flughafen zu fahren, macht sich Edward auf den Weg zu Vivians Appartement und beide finden zu einem Happy End zusammen.

Beim Lesen der Hausarbeit sollte man sich diese Handlung immer wieder ins Bewusstsein rufen um ein anschauliches Bild der einzelnen Aspekte zu bekommen. Während Pretty Woman’s Romanze traditionell verläuft, wird Vivian als unabhängig, freimütig, sexuell durchsetzungsfähig und offen für tonangebende Gespräche dargestellt. Eine solche Wandlung macht diesen Film zu einer spannenden Grundlage für diese Hausarbeit.

Im ersten Kapitel wird Laura Mulveys Argumentation vorgestellt und die wichtigsten Begrifflichkeiten ihres Essays herausgearbeitet. Im zweiten Kapitel der Hausarbeit werden dann die zuvor erörterten Grundannahmen von Laura Mulveys Theorie, insbesondere der male gaze (1975, 11) auf den Film Pretty Woman (1990) angewandt. Anschließend wird die wohl bekannteste Szene dieses Films im Hinblick auf den Raum im Film analysiert. Den Abschluss bildet ein Resümee.

2. Laura Mulveys Argumentation

Zunächst werden wir uns Laura Mulveys Argumentation ansehen, um die danach Folgende Analyse vorzubereiten. Mit ihrem in der Fachzeitschrift Screen veröffentlichtem Essay Visual Pleasure and Narrative Cinema (1975) gibt sie auf Grundlage der Psychoanalyse nach Sigmund Freud und Jaques Lacan eine feministisch-politische Erklärung ab. Sie zeigt auf wie die Faszination bestimmter Hollywoodfilme auf bereits bestehende Muster und geschlechtsspezifische Formen der patriarchal geprägten Gesellschaftsstrukturen, die bereits tief im Unbewussten (1975, 6) verankert sind, zurückgeht.

Nach Mulvey steht die Frau:

in patriarchal culture as signifier for the male other, bound by a symbolic order in which man can live out his phantasies and obsessions through linguistic command by imposing them on the silent image of woman still tied to her place as bearer of meaning, not maker of meaning. (1975, 7)

Die Frau wird durch die Anpassung der Blickstruktur zum Schauobjekt und erfüllt auf diese Weise ihre Funktion zur Bildung des patriarchalischen Unbewussten. Laut Laura Mulvey manipulieren Hollywood-Filme bewusst die visuelle Lust, indem sie auf die Vorstellungen der patriarchalischen Gesellschaftssysteme ausgerichtet sind (ibid.). Bei der Skopophilie, auch Schaulust genannt, werden Menschen zu Objekten gemacht, die sich den Blicken anderer aussetzen müssen, was beim Betrachter zu Lust und Vergnügen führt und durch Laura Mulvey als pleasure in looking (ibid.) bezeichnet wird. Die Frau dient also als Objekt des erotischen Blickes, sowohl von der männlichen Hauptfigur, als auch des Zuschauers, der die Perspektive des Protagonisten übernimmt. Dieser aktiv-männliche, kontrollierende und neugierige Blick wird als male gaze (1975, 11) bezeichnet. Dem Mann komme dabei die Rolle des aktiven Trägers des Blickes zu, der sich in der voyeuristischen Position des bearer of the look (1975, 11) befinde. Die Frau verspüre, so Mulvey, ein starkes Bedürfnis angesehen zu werden, werde durch diese passive Rolle befriedigt und betitelt diese Position als to-be-looked-at-ness (ibid.). Laut Mulvey gibt es drei verschiedene Blickstrukturen in Hollywoodfilmen im Kino: der Blick der Kamera auf die profilmische Realität, der Blick der Zuschauer auf das fertige Filmprodukt und der Blick der Filmcharaktere innerhalb der erzählenden Welt aufeinander. Die gängigen filmischen Codes des klassischen Hollywoodkinos verdrängen die ersten zwei Blickstrukturen aus dem Bewusstsein des Rezipienten und ordnen sich vollkommen der dritten unter. Die „ […] cinematic codes create a gaze, a world, and an object, thereby producing an illusion cut to the measure of desire.“ (1975, 17)

3. Male Gaze in Pretty Woman

Im Moment des ersten Aufeinandertreffens von Edward und Vivian, ist Edward weniger interessiert an Vivian als Person einer Prostituierten, als an dem Gang seines Autos.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Der nicht interessierte Edward, hier aus der Sicht des Zuschauers

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Der nicht interessierte Edward, hier aus der Sicht von Edward

An dieser Stelle erkennen wir bereits, dass Edward aus einer kultivierten Welt voller Reichtum stammt und Vivians eklatante Weiblichkeit für ihn nicht mit Attraktivität verbunden ist. An dieser Stelle drückt der Film aus, dass Vivian die Maskerade der Weiblichkeit in einer Weise lernen muss, wie es in Edwards Oberschicht üblich ist. Nach Pretty Woman’s Normen und Werten, ist man nicht in der Lage einen Ehemann zu finden, solange eine Sicherheitsnadel den Reißverschluss deines Stiefels hält (TC: 00:14:03). Selbst als Vivian Edward in sein Hotelzimmer begleitet, hat er immer noch kein sexuelles Interesse an ihr, sondern überprüft seine Post (TC: 00:18:32). Diese Situation verwirrt selbst die Protagonistin, denn diese versucht den Prozess, den eine Prostituierte normalerweise vollzieht, zu beschleunigen und Edward versucht eben diesen heraus zu zögern, wodurch der Humor in dieser Szene entsteht. Auch nachdem Edward entscheidet Vivian für die ganze Nacht zu buchen, ist noch kein sexuelles Verlangen von seiner Seite aus zu finden, was bis zu diesem Punkt dem Blick des male gaze entkräftet. Aber dies ändert sich in der Nacht, in der Edward seine Vivian in der Hotel Bar trifft um sie zum Essen auszuführen. Sie trägt das schicke Kleid, welches sie zuvor mit Hilfe des Hotelmanagers erworben hat, ihr Haar ist elegant gelockt und ihr Makeup ist ausdrucksvoll. Dies ist der erste Moment in der Erzählung des Films, in dem der male gaze aktiviert wird. Für den Zuschauer ist der Blick des male gaze seit der Eröffnungszene aktiviert, in der der Blick über Vivians leicht bekleideten Körper in Knie hohen Stiefeln verweilt. Für Edward ist dies der erste Moment in dem er Vivian mit einem ernsthaften Interesse erblickt und ihr seine Aufmerksamkeit schenkt:

Vivian: „You’re late.” Edward: „You’re stunning.“ Vivian: „You’re forgiven.“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Das Aufeinander Treffen in der Hotelbar mit Edwards auffälligem Blick

Wir wissen nun, welchen Typ Frau, den der Prostituierten oder der Oberklasse, Edwards Begierde weckt. Eindeutig ist hier der Unterschied der Schichten, welcher durch einfaches Verkleiden den Blick lenkt, zu sehen. Vivian sieht den male gaze hier als ein Kompliment. Bei jedem weiteren Schritt von Vivians Verwandlung werden wir Zeuge, wie Edwards Zustimmung und Begierde steigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Die drei Hotelangestellten, welche ihren Blick auf Vivian gerichtet haben

Zusätzlich werden wir Zeuge der begehrenden Blicke jener Männer, welchen sie nach ihrem verwandelnden Einkauf, nach welchem sie ihr rotes Kleid trägt, auf dem Rodeo Drive und in der Hotel Lobby begegnet. Dies ist die Szene die den male gaze am deutlichsten hervorhebt, wenn der männliche Hotelangestellte seine zwei männlichen Kollegen auf die attraktive Frau aufmerksam macht, die die Lobby betritt. Weil dieser Teil von Pretty Woman in der Welt der schönen und reichen spielt, in dem Menschen sich höflich verhalten, gelingt es das Unbehagen, welches der male gaze in der echten Welt auslösen kann, zu neutralisieren, denn es lässt den bewertenden Blick eines Unbekannten Mannes als Privileg darstellen. Der bewundernde Blick ist hier als harmlos dargestellt, entfernt von Laura Mulveys Gedanken der Frau als Objekt. Ein weiteres Argument in dieser Szene ist die Desexualisierung des Blickes, in dem eine weibliche Angestellte ihre Kollegin an stupst, auf die hübsche Dame in der Lobby aufmerksam macht und die beiden sie zusammen bewundern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Die zwei im Hotel angestellten Damen, welche ihrem Blick auf Vivian gerichtet haben

Auf diese Weise entschärft der Film die frauenfeindlichen Belange des männlichen Blicks, in dem er signalisiert, dass die Männer in der Lobby nichts anderes tun, als die weiblichen Angestellten auch, nur die unschuldige Schönheit bewundern. Obwohl Vivian vom Zuschauer von Beginn an als Objekt gesehen wird, darf die Vermutung nicht außer Acht gelassen werden, dass der Zuschauer weiblich sein könnte. Dies bedeutet, dass der Blick eher der Identifizierung als der sexuellen Begierde dient. Von weiblichen Zuschauern wird nicht erwartet, dass sie ein sexuelles Interesse an Vivian haben, sondern, dass sie so aussehen wollen wie Vivian. Es ist umso wichtiger hervorzuheben, dass die männliche Begierde weitestgehend in den Eröffnungsszenen fehlt, in denen Vivian eine Menge nackte Haut zeigt. In diesen Szenen wird sie nur als unangemessen gekleidet beurteilt und nicht als Objekt gesehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Medienanalyse des Films Pretty Woman auf Grundlage von Laura Mulveys Essay "Visual Pleasure and Narrative Cinema"
Hochschule
Universität zu Köln
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V538859
ISBN (eBook)
9783346138408
ISBN (Buch)
9783346138415
Sprache
Deutsch
Schlagworte
medienanalyse, narrative, pleasure, visual, essay, mulveys, laura, grundlage, woman, pretty, films, cinema
Arbeit zitieren
Christiane Psiorz (Autor:in), 2017, Medienanalyse des Films Pretty Woman auf Grundlage von Laura Mulveys Essay "Visual Pleasure and Narrative Cinema", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538859

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