Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem habituellen Wohlbefinden von Erwachsenen


Bachelorarbeit, 2020

74 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhalt

Abstract

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Genderhinweis

1. Einleitung

2. Aufbau der Arbeit

Teil 1: Theoretische Grundlagen

3. Wohlbefinden
3.1 Die eudaimonische versus hedonische Perspektive
3.2 Wohlbefinden als Dimension der Lebensqualität
3.3 Wohlbefinden und Gesundheit
3.4 Wohlbefinden nach Diener
3.5 Aktuelles und habituelles Wohlbefinden
3.6 Vier-Faktoren-Modell nach Mayring

4. Körperliche Aktivität
4.1 Körperliche Aktivität im Allgemeinen
4.2 Dosis-Wirkungs-Beziehung körperlicher Aktivität
4.3 Sportliche Aktivität als Teil der körperlichen Aktivität
4.3.1 Empfehlungen zur sportlichen Aktivität
4.3.2 Training und Trainingsarten

5. Körperliche Aktivität und Wohlbefinden

6. Aktueller Forschungsstand

Teil 2: Empirische Forschung

7. Forschungsfrage und Hypothesenbildung

8. Methodik der Datenerhebung
8.1 Pretest
8.2 Fragebogenbeschreibung
8.3 Stichprobenbeschreibung

9. Datenauswertung

10. Ergebnisse
10.1 Deskriptive Ergebnisdarstellung
10.2 Interferenzstatistische Ergebnisdarstellung

11. Diskussion
11.1 Hypothesenprüfung und Ergebnisdiskussion
11.2 Bewertung des Messinstrumentes und der Ergebnisse

12. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abstract

Problemstellung: Körperliche Aktivität ist nicht nur für den Körper, sondern auch für die Psyche von großer Relevanz. Dieser Beitrag untersucht den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und habituellem Wohlbefinden. Die körperliche Aktivität wird als Summe aus Bewegungsaktivität im Beruf, in der Freizeit und im Sport betrachtet.

Methode: Als Messinstrument dient ein Online-Fragebogen. Es werden 624 Erwachsene im Alter von 18 bis 78 Jahren zu ihrer körperlichen Aktivität und ihrem habituellen Wohlbefinden befragt. Auf Basis dieser Umfrage wird eine Korrelationsanalyse durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen beiden Variablen zu beschreiben.

Ergebnisse: Auf dem Signifikanzniveau α = .01 weist die gesamtkörperliche Aktivität einen signifikanten Zusammenhang (r = .202, p = .000) und habituellen Wohlbefinden auf. Die körperliche Aktivität im Beruf weist keine Signifikanz (p > .01) auf. Sowohl die körperliche Aktivität in der Freizeit (r = .131 p = .001) als auch im Sport (r = .195, p = .000) korrelieren mit dem habituellen Wohlbefinden signifikant positiv miteinander.

Schlussfolgerung: Die Studie liefert Daten zur Korrelation zwischen den drei Kategorien Beruf, Freizeit und Sport sowie zur körperlichen Aktivität insgesamt und dem habituellen Wohlbefinden von Erwachsenen. Es kann eine positive Korrelation zwischen körperlicher Aktivität und dem habituellen Wohlbefinden beobachtet werden.

Abkürzungsverzeichnis

IBM International Business Machines Corporation

MET Metabolisches Äquivalent

SPSS Statistical Package for the Social Sciences

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Die vier Dimensionen der Lebensqualität (nach M. P. Lawton, 1991) (übersetzte Darstellung)

Abbildung 2. Strukturmodell des Wohlbefindens (nach Becker, 1991, S. 14) (verkürzte Darstellung)

Abbildung 3. Vier-Faktoren-Ansatz des Subjektiven Wohlbefindens (nach Mayring, 1991b, S. 53)

Abbildung 4. Geschlechterverteilung der Befragten

Abbildung 5. Häufigkeitsverteilung des Alters der Befragten

Abbildung 6. Sportliche Aktivität der Befragten

Abbildung 7. Verteilung der meist praktizierten Trainingsarten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Mittelwerte und Standardabweichungen der Items der Variable „Körperliche Aktivität im Beruf“

Tabelle 2. Mittelwerte und Standardabweichungen der Items der Variable „Körperliche Aktivität in der Freizeit“

Tabelle 3. Mittelwerte und Standardabweichungen der Items der Variable „Körperliche Aktivität im Sport“

Tabelle 4. Mittelwerte und Standardabweichungen der Items der Variable „Habituelles Wohlbefinden“

Genderhinweis

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Bachelorarbeit auf die geschlechtsneutrale Schreibweise verzichtet. Sämtliche in dieser Arbeit als maskulin formulierte Begriffe gelten auch für alle Geschlechter.

1. Einleitung

Jeder Mensch führt ein individuelles Leben, doch fast alle Menschen verfolgen das gleiche Ziel – Wohlbefinden (Mixa, 2019). Mayring (1991a) bezeichnet das Streben nach Wohlbefinden als ein zentrales Lebensbedürfnis des Menschen. Wohlbefinden repräsentiert die subjektive Komponente von Gesundheit. Dieses zentrale Kriterium ist 1946 erstmals in der Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1946) aufgenommen worden. Diese lautet: „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“. In einem Wechselspiel von Versuch und Irrtum versucht der Mensch das in sein Leben zu integrieren, was ihm, seiner Meinung nach, den höchsten Gewinn bzw. das größtmögliche Wohl verspricht (Gerrig, 2015). Diese Bestrebung ist nicht neu, sie beschäftigt Menschen bereits seit Jahrtausenden (Diener & Suh, 2000). Menschen, die ein positives Gesundheitsverhalten aufweisen, fühlen sich tendenziell wohler (Fuchs, Bolliger & Abel, 2012). Gesunde Ernährung, aktives Erholungsverhalten, guter Umgang mit Stress sowie körperliche Aktivität sind gesundheitsfördernde Beispiele und steigern das Wohlbefinden (Hannich, 2007). Lange Zeit wurden körperliche und psychische Komponenten separat betrachtet (Stoll, Pfeffer & Alfermann, 2010). Dabei ist diese Ganzheitlichkeit schon früher wahrgenommen worden. So wie einst der römische Dichter Juvenal sagte: „Mens sana in corpore sano“ – in einem gesunden Körper, wohnt ein gesunder Geist.

Das Federal Interagency Forum on Aging-Related Statistics (Forum) hat im Jahr 2016 körperliche Aktivität als eine der wichtigsten Schlüsselvariablen für Wohlbefinden aller Altersgruppen definiert (National Center for Health Statistics, 2016). Für den Erhalt der körperlichen Funktionsfähigkeit, dem aktuellen sowie habituellen Wohlbefinden und für die Lebensqualität ist ausreichende körperliche Betätigung von großer Relevanz (Abele, Brehm & Gall, 1991; WHO, 2007; Mensink, 2013). „Der Mensch ist in seiner Entwicklung ebenso wie in seinem Befinden an biologische Gesetze gebunden. Eines der wichtigsten dieser Gesetze besagt, daß ein gesunder Organismus der Tendenz folgt, Körpersysteme und körperliche Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit) an körperliche Belastungen anzupassen“ (Abele et al., 1991, S. 279). Fehlen diese Belastungen, so kommt es zu einer „Verschlechterung gesundheitsbezogener Parameter“ (Brandes, 2011).

Zahlreiche empirische Belege weisen einen positiven Zusammenhang von Bewegung und Wohlbefinden auf (Hänsel, 2003). Nichts desto weniger besteht weiterhin Forschungsbedarf zur wechselseitigen Verbindung von körperlicher Aktivität und dem Wohlbefinden.

Im Verlauf dieser Arbeit soll der Zusammenhang der Schlüsselvariable körperliche Aktivität und dem allgemeinen habituellen Wohlbefinden betrachtet werden. Körperliche Aktivität als Überbegriff lässt sich in seine einzelnen Bestandteile zerlegen: Es soll der Zusammenhang der körperlichen Aktivität im Beruf, in der Freizeit und im Sport sowie als Gesamtaktivität untersucht werden (Fuchs, Klaperski, Gerber & Seelig, 2015). Die Entscheidung, sich auf das habituelle Wohlbefinden zu konzentrieren, basiert darauf, dass Schlicht und Brand (2007, S. 69) unterstreichen, dass in Studien überwiegend das „aktuelle Wohlbefinden“ berücksichtigt wird, nur selten aber das habituelle. Das sogenannte habituelle Wohlbefinden ist das überdauernde, gewohnheitsmäßige Wohlbefinden. Es bleibt einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten bestehen und ist situationsübergreifend (Philipp Mayring, 1991b).

In diesem Kapitel wurde in die Thematik eingeleitet und die Relevanz der Auseinandersetzung mit dieser dargestellt. Im nachfolgenden Kapitel soll die übergeordnete Forschungsfrage vorgestellt sowie ein Überblick zum Aufbau der Arbeit verschafft werden.

2. Aufbau der Arbeit

Ausgehend von der oben aufgezeigten Relevanz hat diese Arbeit zum Ziel, den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und habituellem Wohlbefinden von Erwachsenen zu erfassen und zu beurteilen. Dafür wird folgende übergeordnete Forschungsfrage für die Arbeit formuliert:

„ Gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der körperlichen Aktivität und dem habituellen Wohlbefinden von Erwachsenen?“

Um diese Forschungsfrage beantworten zu können, besteht der Kern der Arbeit sowohl aus einem theoretischen als auch einem empirischen Teil.

Der erste Teil dient dazu, einen theoretischen Rahmen herzustellen und eine Begriffsklärung durchzuführen. Relevante Begriffe sollen hier geklärt und die Grundlagen für den empirischen Teil gebildet werden. Der theoretische Teil besteht aus vier Kapiteln.

Zu Beginn wird der Begriff „Wohlbefinden“ durchleuchtet. Im ersten Kapitel werden zwei mögliche Perspektiven auf das Wohlbefinden aufgezeigt (Kapitel 3.1). Im nächsten Schritt wird das Wohlbefinden als Dimension der Lebensqualität in den Fokus der Betrachtung gestellt (Kapitel 3.2) um im Anschluss in das Konstrukt „Gesundheit“ eingeordnet zu werden (Kapitel 3.3). In Kapitel 3.4 wird die Wohlbefindens-Definition nach dem führenden Forscher auf dem Feld des subjektiven Wohlbefindens Ed Diener vorgestellt. Da es sich in dieser Arbeit konkret um das habituelle Wohlbefinden handelt, wird in Kapitel 3.5 der Unterschied von aktuellem und habituellem Wohlbefinden dargestellt. Abschließend wird das Vier-Faktoren-Modell und seine Komponenten nach Mayring vorgestellt (Kapitel 3.6).

Im zweiten Kapitel (Kapitel 4) des Theorieteils wird die körperliche Aktivität definiert. Zunächst einmal wird die körperliche Aktivität allgemein betrachtet (Kapitel 4.1). Im weiteren Verlauf wird auf die Dosis-Wirkungs-Beziehung von körperlicher Aktivität eingegangen (Kapitel 4.2). Im Kapitel 4.3 wird der Fokus auf die sportliche Aktivität als Teilkomponente der körperlichen Aktivität gesetzt. Dieses Kapitel wird weiter in zwei Unterkapiteln eingeteilt. Ersteres (Kapitel 4.3.1) befasst sich mit den Empfehlungen zur sportlichen Aktivität während zweiteres (Kapitel 4.3.2) auf den Begriff „Training“ eingeht und drei Trainingsarten Kraft-, Ausdauer- und Entspannungstraining vorstellt.

Nachdem in Kapitel 3 und 4 die Begriffe „Wohlbefinden“ und „körperliche Aktivität“ thematisiert wurden, werden diese beiden Termini im weiteren Kapitel 5 im Zusammenhang betrachtet.

Schließlich findet im letzten Theorie-Kapitel (Kapitel 6) eine Darstellung des aktuellen Forschungsstandes statt.

Der zweite Teil – der empirische Teil – widmet sich der für diese Arbeit durchgeführten empirischen Forschung. Einführend werden die Hypothesen zur im Mittelpunkt stehenden Forschungsfrage vorgestellt (Kapitel 7).

Darauf folgt die Betrachtung der Erhebungsmethode (Kapitel 8). Kapitel 8 setzt sich aus drei Unterkapiteln zusammen. Im ersten Unterkapitel (Kapitel 8.1) wird der Pretest vorgestellt. Im zweiten (Kapitel 8.2) findet eine Beschreibung des Fragebogens statt. Das dritte Unterkapitel (Kapitel 8.3) beschreibt die erhobene Stichprobe.

Die gewonnenen Daten werden in Kapitel 9 analysiert und ausgewertet, um die gesetzte Forschungsfrage zu beantworten.

Im Kapitel 10 der Arbeit werden die erhobenen Ergebnisse mithilfe von deskriptiver Statistik (Kapitel 10.1) sowie Interferenzstatistik (Kapitel 10.2) beschrieben.

Das Kapitel 11 beschäftigt sich mit der Hypothesenprüfung und Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse. Die Ergebnisse werden zum Teil in den aktuellen Forschungsstand eingeordnet sowie diskutiert (Kapitel 11.1). Des Weiteren wird das Messinstruments und dessen Ergebnisse kritisch reflektiert, um die Qualität der Erkenntnisse zu bewerten (Kapitel 11.2).

Im letzten Kapitel (Kapitel 12) findet eine Zusammenfassung statt und ein Ausblick auf zukünftige Forschungsarbeiten wird gegeben.

Teil 1: Theoretische Grundlagen

Hinter dem Titel „Zum Zusammenhang körperlicher Aktivität und dem habituellen Wohlbefinden von Erwachsenen“ steckt ein sehr großes Themenfeld, welches ganzheitlich betrachtet werden sollte. Zu Beginn sollen in diesem Teil der Arbeit die Begriffe „Wohlbefinden“ und „körperliche Aktivität“ definiert werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden beide miteinander in Verbindung gebracht und Studien aus dem aktuellen Forschungsstand vorgestellt.

3. Wohlbefinden

In den letzten Jahren etablierte sich eine eigenständige Forschung, die sich mit dem Wohlbefinden befasst (Mayring, 2000). Die Forschung zum Wohlbefinden verfügt über einige Schnittstellen zu der Glücksforschung, dennoch sind es unterschiedliche Forschungsrichtungen. Im Fokus der Wohlbefindens-Forschung steht, wie Menschen ihr Leben in speziellen und allgemeinen Lebensbereichen erleben und bewerten (Kroll & Meditz, 2009). Auf der Suche nach einer konkreten Definition des Konstrukts Wohlbefinden stellt sich heraus, dass eine Reihe an verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten gibt. Oft wird Wohlbefinden in der Alltagssprache mit anderen Begriffen gleichgestellt. Lebensqualität, Glück, Zufriedenheit, psychische Gesundheit und ähnlich lautende Begriffe werden als Synonym für Wohlbefinden verwendet (Frank, 2017). Aber nicht nur in der Alltagssprache herrschen Uneinigkeiten. In der Literatur und Forschung treffen ebenfalls unterschiedliche Ansichten aufeinander, welche eine klare Definition zunächst erschweren. Manche Werke grenzen die Begriffe voneinander ab, andere verwenden sie zum Teil als Synonym. Veenhoven (1991) verwendet „Glück“ als Synonym für „Lebenszufriedenheit“. Lawton (1991) betrachtet das subjektive Wohlbefinden als Komponente von Lebensqualität. In der englischen Literatur ist der Begriff „happiness“ oft als Synonym zum „subjektiven Wohlbefinden“ vertreten (Hills & Argyle, 2001). Im folgenden Kapitel sollen unterschiedliche Sichtweisen und Definitionen aus der Forschung und Literatur aufgegriffen werden, um einen Überblick über den Gegenstand Wohlbefinden zu schaffen.

3.1 Die eudaimonische versus hedonische Perspektive

Die aktuelle Wohlbefindens-Forschung wird aus zwei Sichtweisen abgeleitet – der eudaimonischen und der hedonischen Perspektive. Dabei wird das Wohlbefinden in „psychologisches Wohlbefinden“ (engl. psychological well-being) und „subjektives Wohlbefinden“ (engl. subjective well-being) eingeteilt (Ryff, 1989; Chen, Jing, Hayes & Min Lee, 2012).

Das psychologische Wohlbefinden (eudaimonische Perspektive) entsteht durch Selbstverwirklichung und Nutzung des eigenen Potenzials. Es „ist auf psychosoziale Handlungsfähigkeiten fokussiert, die eine zufriedenstellende und erfüllende Lebensgestaltung ermöglichen“ (Frank, 2010, S. 30).

Das subjektive Wohlbefinden (hedonistische Perspektive) beschreibt persönlich wahrgenommene positive Gefühle, Freude und Glück sowie (Lebens-)Zufriedenheit (Frank, 2010). Hierfür ist das Modell von Diener (2009) als Beispiel zu nennen, welches das subjektive Wohlbefinden als Zusammensetzung emotionaler und kognitiver Prozesse sieht.

Im weiteren Verlauf der Betrachtung auf das Wohlbefinden wird sich stets auf das subjektive Wohlbefinden bezogen. Der Einfachheit halber wird im gesamten Text der Begriff „Wohlbefinden“ verwendet, dabei geht es stets um das subjektive Wohlbefinden.

3.2 Wohlbefinden als Dimension der Lebensqualität

Lawton (1991) betrachtet das Wohlbefinden als eine von vier zentralen Komponenten der Lebensqualität. Lebensqualität ist die „subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertsystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen“ (WHO,1997, S. 4).

Im multidimensionalen Modell von Lawton (1991) gibt es zwei Dimensionen, die zur objektiven und zwei, die zur subjektiven Lebensqualität gehören:

- Objektive Lebensqualität: Verhaltenskompetenz und objektive Umwelt
- Subjektive Lebensqualität: erlebte Lebensqualität und subjektives Wohlbefinden (Lawton, 1991).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Die vier Dimensionen der Lebensqualität (nach M. P. Lawton, 1991) (übersetzte Darstellung)

Lebensqualität setzt sich also aus einzelnen, individuell relevanten Lebensbedingungen (objektive Komponente) und deren subjektiver Wahrnehmung und Bewertung vom eigenen Wohlbefinden und der Lebenszufriedenheit der Person (subjektive Komponente) zusammen (Oppikofer & Mayorova, 2016).

Unter objektiver Lebensqualität versteht Maderthaner (1997, S. 1) „die natürliche Umwelt, der finanzielle Wohlstand, das Kulturangebot, die Sicherheit, die Versorgungslage, die Gesundheitsverfassung, das Freizeitangebot, die Ernährungssituation, politische Freiheit, soziale Gerechtigkeit und andere Umweltbedingungen“. Die objektiven Lebensbedingungen dienen als Basis für das subjektive Wohlbefinden (Maderthaner, 1997).

Unter subjektiver Lebensqualität versteht man zum Beispiel, wie sehr der Mensch mit seinem eigenen Leben oder mit bestimmten Bereichen seines Lebens zufrieden ist sowie das Empfinden von Glück und Freude (Schumacher, Klaiberg & Brähler, 2003). Sie wird von den Lebensumständen (objektive Komponente) beeinflusst. Durch diese findet eine Bedürfnisbefriedigung statt, was wiederum zu positiven Gefühlen und einer Steigerung des Wohlbefindens führt. Dieser Ablauf der Befriedigung wird vor allem in der amerikanischen „quality of life“-Forschung postuliert. Hierbei wird der Fokus auf die subjektive Komponente von Lebensqualität gelegt (Industrie und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, 2015).

3.3 Wohlbefinden und Gesundheit

Laut der WHO (1946) wird Wohlbefinden durch den Überbegriff Gesundheit zum Ausdruck gebracht. Es bildet ein ausschlaggebendes Kriterium der Gesundheit – genauer gesagt bildet Wohlbefinden deren subjektive Komponente (Schlicht & Brand, 2007; Birkmann, 2014). Die Gesundheitsdefinition der WHO (1946) betrachtet bei der Gesundheit nicht nur den biomedizinischen Aspekt des „Freiseins von Krankheit und Gebrechen“, sondern auch das „vollständige körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden“. Ihr Fokus liegt nicht nur auf dem reinen Fehlen von etwas Negativem, sondern auch auf dem Vorherrschen von etwas Positivem. Diese Definition wird häufig aufgrund ihrer Utopie diskutiert, da der darin beschriebene Zustand der Vollkommenheit niemals erreicht werden könne (Ostmann, 2010). Außerdem soll sie laut Hornberg (2016) zu wenig zwischen Gesundheit und Wohlbefinden („well-being“) differenzieren.

Im Gegensatz dazu sieht Wydra (2014) die Stärke der Gesundheitsdefinition der WHO hingegen darin, dass diese ganzheitlich ist. Sie zerlegt das Wohlbefinden in seine drei Komponenten: physisches, psychische und soziales Wohlbefinden. Fritz-Schubert (2017, S. 18) weist ebenfalls darauf hin, dass diese Betrachtungsweise sowohl „den subjektiven Charakter des Wohlbefindens [als auch] seine vielschichtigen Dimensionen“ durch die Differenzierung in physisch, psychisch und sozial, berücksichtigt.

3.4 Wohlbefinden nach Diener

Ed Diener (2009), einer der profilierten Vertreter der positiven Psychologie, beschreibt in seinem Werk „The Science of Well-Being“ das subjektive Wohlbefinden nicht als ein alleinstehendes Merkmal. Stattdessen betrachtet er dieses als Zusammenschluss folgender einzelner Komponenten:

- selbst wahrgenommene Gefühle (positive und negative Affekte),
- Bewertungen des eigenen Lebens (globale Lebenszufriedenheit) und
- Bewertungen einzelner Lebensbereiche (Zufriedenheit mit den wichtigen Lebensbereichen).

Das beigefügte Adjektiv „subjektiv“ wird verwendet, um zu signalisieren, dass es sich um die individuell vorgegebenen Empfindungen und Einschätzungen der jeweiligen Person handelt (Lischetzke & Eid, 2006, S. 550). Die drei oben aufgezählten Bestandteile des subjektiven Wohlbefindens fasst Diener (2009) in zwei Segmente zusammen: in die affektive und kognitive Komponente. Im Folgenden soll auf diese näher eingegangen werden.

Die affektive Komponente beinhaltet die wahrgenommenen Gefühle des Menschen. Genauer gesagt, die positiven und negativen Reaktionen des Menschen auf unterschiedliche Lebensereignisse. Damit sind Emotionen und Stimmungen, wie z.B. Freude, Glück, Genuss vs. Ärger, Angst, Trauer usw. gemeint (Diener, 2009). Dabei geht es um die Frage, wie gut sich die Person fühlt.

Nach Tov und Diener (2009) und Ed Diener (2009) kennzeichnet sich das Wohlbefinden dabei durch mehr angenehme als unangenehme Gefühle1. Ein hohes affektives subjektives Wohlbefinden besitzen Menschen, bei denen das Erleben von positiven Emotionen und Stimmungen überwiegt (Lischetzke & Eid, 2006; Schlicht & Brand, 2007). Es geht also nicht darum keine negativen Stimmungen und Emotionen zu haben, sondern um die sogenannte Affekt-Bilanz.

In der Psychologie wurde lange Zeit diskutiert, ob positive und negative Affekte unabhängig voneinander oder gegensätzlich sind. In den 1960er Jahren fand Bradburn in seinen Arbeiten zum Wohlbefinden heraus, dass positive und negative Affekte eine relative Unabhängigkeit verzeichnen. Auch andere theoretische Ansätze zum Wohlbefinden (Abele & Brehm, 1991; Mayring, 1991b; Diener, 2009) gehen von einer Unabhängigkeit aus. „Negative und positive Affekte schließen sich zwar zum gleichen Zeitpunkt weitestgehend aus. Über einen längeren Zeitraum gemittelt, können diese jedoch sehr wohl miteinander positiv korrelieren“ (Wydra, 2004, S. 1).

Die kognitive Komponente steht im Zusammenhang mit der persönlichen Lebenszufriedenheit. Sie meint, wie der Mensch das eigene Leben einschätzt und bewertet (Schlicht & Brand, 2007). Veenhoven (1991) definiert Lebenszufriedenheit als den Grad, wie sehr der Mensch sein Leben als Ganzes (engl. „life-as-a-whole“) mag.

Die Zufriedenheit wird des Weiteren in globale Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit wichtigen Bereichen des Lebens unterteilt. Erstere beschreibt die Gesamt-Lebenszufriedenheit des Menschen. Zweitere bezieht sich auf einzelne Lebensbereiche. Diese meint, dass die meisten Menschen dann mit ihrem Leben zufrieden sind, wenn sie in den für sie wichtigsten Lebensbereichen gut abschneiden. Beispielsweise in Bereichen wie Beziehungen, Gesundheit, Arbeit, Einkommen, Spiritualität und Freizeit (Diener & Biswas-Diener, 2008).

Zusammenfassend gelten die affektive und kognitive Komponente als Hauptbestandteile des subjektiven Wohlbefindens. Sie beziehen sich auf die Ausrichtung des Wohlbefindens (Veenhoven, 1991; Tov & Diener, 2009). Nach Tov & Diener (2009) korrelieren beide Komponenten miteinander, das bedeutet Menschen mit hoher Lebenszufriedenheit haben auch mehr angenehme als unangenehme Gefühle und andersherum überwiegen bei Menschen mit geringer Lebenszufriedenheit die negativen Gefühle gegenüber den positiven.

3.5 Aktuelles und habituelles Wohlbefinden

Becker (1991) unterscheidet zwischen dem aktuellen und habituellen Wohlbefinden (siehe Abbildung 2). Diese Einteilung bezieht sich auf die Zeitabhängigkeit vom Wohlbefinden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2. Strukturmodell des Wohlbefindens (nach Becker, 1991, S. 14) (verkürzte Darstellung)

Das aktuelle Wohlbefinden verwendet Becker als „Oberbegriff zur Charakterisierung des momentanen Erlebens einer Person, der positiv getönte Gefühle, Stimmungen und körperliche Empfindungen sowie Fehlen von Beschwerden umfasst“ (Becker, 1991, S. 13). Es beschreibt das augenblickliche Wohlbefinden – das Befinden der Person. Gefühle (affektive Komponente) sind hier nur von kurzer Dauer und richten sich auf konkrete Personen oder Situationen (Becker, 1991).

Dem gegenüber steht das habituelle Wohlbefinden. Es wird als relativ stabile Eigenschaft des Menschen betrachtet (Diener, Lucas & Scollon, 2009; Becker, 1991). Es bezieht sich auf die vergangenen Wochen bzw. Monate. Dabei spricht man oft auch von der Grundstimmung des Menschen (Schumacher, Klaiberg & Brähler, 2003). Beim habituellen Wohlbefinden geht es um „Aussagen über das für eine Person typische Wohlbefinden, d.h. […] Urteile […] über aggregierte emotionale Erfahrungen“ (Becker, 1991, S. 15). Mit dem Begriff „Urteile“ möchte Becker (1991) sichtbar machen, dass Aussagen über das habituelle Wohlbefinden in erster Linie durch geistige Prozesse (kognitive Komponente) entstehen. In dieser Arbeit soll insbesondere das habituelle Wohlbefinden im Fokus stehen.

Das aktuelle Wohlbefinden ist beeinflussbar. Das habituelle Wohlbefinden kann hingegen nur bis zu einem gewissen Maß verändert werden. Zwar kann es situations- und tagesabhängig schwanken, aber es bewegt sich um seinen habituellen Wert (Lischetzke & Eid, 2005). Viele Untersuchungen zeigen, dass Menschen einen gewissen Stand von Wohlbefinden (engl. „set point“) erreichen, welcher auch durch extreme Veränderungen nur für einen kurzen Zeitraum beeinflusst wird. Schlicht und Brand (2007) stellen hierzu die Studie von Brickman, Coates und Janoff-Bulman aus dem Jahre 1978 vor, in welcher die Opfer eines Unfalls und die Gewinner eines Lottospiels mit Normalpersonen verglichen wurden. Einige Wochen nach dem Gewinn bzw. nach dem Unfall gab es Differenzen in dem Wohlbefinden der Betroffenen. Auf längere Zeit betrachtet erreichten alle ihr ursprüngliches habituelles Wohlbefinden – es kehrt zu dem individuellen Set Point der Person zurück. Dieser Regulationsmechanismus gleicht positive und negative Emotionserfahrungen aus. Menschen, die ein stark ausgeprägtes habituelles Wohlbefinden besitzen, fühlen sich somit im Allgemeinen wohler (Becker, 1991). Habituelles Wohlbefinden „scheint Ausdruck eines ‚gelungenen‘ Lebens bzw. der Fähigkeit zur ausgewogenen Bewältigung externer und interner Anforderungen […] zu sein“ (Becker, 1991, S. 43).

Becker (1991) unterscheidet des Weiteren in psychisches und physisches Wohlbefinden (siehe Abbildung 2). Die WHO (1946) fügt dem das soziale Wohlbefinden hinzu. Wohlbefinden kann also in psychisches, physisches und soziales Wohlbefinden untergliedert werden.

3.6 Vier-Faktoren-Modell nach Mayring

Auch Mayring (1991b) unterscheidet zwischen aktuellem und habituellem Wohlbefinden und betrachtet die Dauer bzw. Zeitabhängigkeit des Glücksgefühls. Er bezeichnet das aktuelle Wohlbefinden als sogenannte state- (dt. Zustand) und das habituelle Wohlbefinden als trait-Komponente (dt. Merkmal) (siehe Abbildung 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3. Vier-Faktoren-Ansatz des Subjektiven Wohlbefindens (nach Mayring, 1991b, S. 53)

Er betrachtet das Wohlbefinden in vier Kategorien:

- Negative Komponente (Belastungsfreiheit)
- Positive Komponente (Freude, Glück)
- Kognitive Komponente (Zufriedenheit)
- Affektive Komponente (Emotion und Stimmung des Wohlbefindens)

Belastungsfreiheit

Die negative Komponente wird als Belastungsfreiheit betrachtet. Mit dem Begriff Belastungsfreiheit meint Mayring (2000, S. 222) „einen eher weniger intensiven, angenehmen Zustand der Unbeschwertheit, des Entspannt-Seins, der einen kognitiven Anteil der subjektiven Einschätzung der Belastungsfreiheit enthält.“ Hierbei herrscht ein Ausgleich zwischen negativem und positivem Befinden, wobei beides relativ unabhängig voneinander variieren kann (Mayring, 1991b). Das Gegenteil davon verkörpert subjektiv empfundene Belastung, Beschwerde, Schmerz und Leid sowie Sorgen (Wydra, 2014).

Freunde und Glück

Als weiteren Faktor betrachtet Mayring die positive Komponente. Diese wird weiter in kurzfristige (Freude) und langfristige positive Komponente (Glück) zerlegt.

Unter Freude beschreibt er einen starken Gefühlszustand, welcher „an die konkrete Situation gebunden, eher kurzfristig, bei wachem Bewusstsein, mit Vitalität und Lebendigkeit“ (Mayring, 2000, S. 222) in Verbindung gesetzt werden kann. Dieses positive, momentane Gefühl (Freude) steht dem Unwohlsein gegenüber (Mayring, 2000).

Unter Glück versteht er „einen positiven, langfristigen emotionalen und kognitiven Wohlbefindensfaktor“ (Wydra, S. 8). Dieser Zustand des Wohlbefindens ist langanhaltend und auf das allgemeine Lebensgefühl basierend. Es findet länger statt als das Gefühl von Freude. Sein „Gegenspieler“ ist die Trauer und depressive Stimmung (Mayring, 2000).

Zufriedenheit

Eine weitere Komponente des Wohlbefindens ist die Zufriedenheit. Sie stellt einen kognitiv gesteuerten Befindenszustand dar. Zufriedenheit entsteht nach Mayring (2000) durch das Abwägen und Vergleichen innerhalb unterschiedlicher Faktoren in diversen Lebensbereichen. Es gibt beispielsweise die „finanzielle Zufriedenheit, Ehezufriedenheit, Arbeitszufriedenheit, Freizeitzufriedenheit“ (Mayring, 2000, S. 222). Ihr Gegenpol ist die Unzufriedenheit.

Wichtig zu erwähnen und zu berücksichtigen ist, dass die state-trait-Differenzierung nicht bei allen Wohlbefindensfaktoren gleichermaßen greift (siehe Abbildung 3). Während Freude und Zufriedenheit eindeutig zuordenbar sind, gibt es bei Glück und Belastungsfreiheit Überschneidungen. Freuden sind situationsabhängige positive Gefühle und somit eine state-Komponente (aktuelles Wohlbefinden). Die Zufriedenheit stellt eine trait-Komponente (habituelles Wohlbefinden) dar, da sie situationsübergreifend ist (Mayring, 1991b). „Glück“ ist abhängig von seinem Überdauern, als eine „state“- oder „trait“-Komponente zu betrachten. Die Belastungsfreiheit kann als „state“- Komponente betrachtet werden, wenn der Mensch aktuell frei von subjektiv empfundener Belastung ist. Wenn er aber über längere Zeit andauernd belastungsfrei ist, dann wird die Belastungsfreiheit als „trait“-Komponente angesehen. Zur Veranschaulichung des Vier-Faktoren-Ansatzes konstruiert Mayring (1991) folgendes Anschauungsmodell (Abbildung 3).

In diesem Kapitel wurde Wohlbefinden in verschiedene Dimensionen eingeordnet und in seine einzelnen Komponenten zerlegt betrachtet, um eine Struktur und Übersicht zu schaffen. Im nachfolgenden Kapitel wird auf für diese Arbeit relevante Begriffe im Kontext körperlicher Aktivität eingegangen.

4. Körperliche Aktivität

Dieser Teil der Arbeit soll dazu dienen, ein einheitliches Verständnis für den Begriff körperliche Aktivität zu schaffen. Er soll einen Überblick darüber ermöglichen, woraus sich die körperliche Aktivität zusammensetzt und wie sie abzugrenzen ist. Desweiten soll auf die für den empirischen Teil relevanten Trainingsarten eingegangen werden.

4.1 Körperliche Aktivität im Allgemeinen

Für den Begriff „körperliche Aktivität“ finden sich in der Literatur verschiedene Definitionen.

Rost (1997, S. 23f.) versteht unter körperlicher Aktivität im Allgemeinen „die Summe aller Prozesse, bei denen durch die aktive Muskelkontraktionen Bewegungen des menschlichen Körpers hervorgerufen werden bzw. vermehrt Energie umgesetzt wird“. Es handelt sich hierbei um diverse Aktivitäten und Bewegungen, die der Mensch in seinem Alltag vollbringt. Er unterteilt diese in „unstrukturierte“ und „strukturierte“ körperliche Aktivitäten. Mit der Bezeichnung „unstrukturierte“ Aktivitäten fasst er alle Aktivitäten zusammen, die oft unbewusst und automatisch im Alltag verlaufen. Das sind zum Beispiel Laufen, Fahrradfahren, Treppensteigen oder Garten- und Hausarbeiten. Diese Aktivitäten werden meist mit einem relativ geringen Kalorienverbrauch assoziiert und können dadurch über einen längeren Zeitraum anhaltend ausgeübt werden.

Mit „strukturierten Aktivitäten“ hingegen sind Bewegungen gemeint, deren Einsatz mit einer bewussten Auswirkung verbunden sind. Sie werden oft auch mit einer höheren Intensität in Verbindung gebracht als die Bewegungen, die selbstverständlich im Tagesablauf integriert sind. Ein Beispiel für eine „strukturierte Aktivität“ ist ein gezieltes Trainingsprogramm. Hierbei spricht man von der sogenannten „sportlichen Aktivität“ (Wagner, Wolf, Singer & Bös, 2006).

Fuchs und Kollegen (2015) unterteilen für die Erstellung ihres „Bewegungs- und Sportaktivität-Fragebogens“ körperliche Aktivität ebenfalls. Sie behandeln körperliche Aktivität als Oberbegriff, welcher in „Bewegungsaktivität“ und „Sportaktivität“ zerlegt werden kann. Sie betrachten körperliche Aktivität als den übergeordneten Begriff, welcher alle körperlichen Bewegungen umfasst, die durch Einsatz der Skelettmuskeln eine bedeutende Kalorienanzahl verbrennen. Die „Bewegungs- und Sportaktivitäten“ sind wiederum Teilelemente der gesamten rahmengebenden körperlichen Aktivität. Unter Bewegungsaktivität verstehen Fuchs und Kollegen (2015) alle körperlichen Aktivitäten mit erhöhtem Kalorienverbrauch, die ausgeübt werden, um Alltagsaufgaben auszuführen. Fuchs und Kollegen (2015) bezeichnen diese auch als sogenannte „instrumentelle Aktivitäten“, da sie Mittel zum Zweck sind. Sie können mit den „strukturierten Aktivitäten“ nach Rost (1997) gleichgestellt betrachtet werden.

Nach Fuchs und Kollegen (2015) werden die Bewegungsaktivitäten weiter in Bewegungsaktivitäten im Beruf (z.B. Tätigkeiten als Postbote oder Bauarbeiter) und in der Freizeit unterteilt. Dabei werden unterschiedliche Bewegungsgrade innerhalb des Berufsalltags berücksichtigt: Aktivitäten, die wenig, mittel oder viel Bewegung und körperliche Belastung mit sich bringen. So kann im Beruf beispielsweise viel gestanden, gesessen, gelaufen werden. Mit Bewegungen in der „Freizeit“ meinen Fuchs und Kollegen (2015) Bewegungsaktivitäten außerhalb des Berufs. Diese können auch zum Transport dienen. Beispiel hierfür sind das Fahrradfahren zur Arbeit, Einkaufen gehen oder Leisten von Pflege-, Garten- und Hausarbeiten. Als sportliche Aktivität betrachten Fuchs und Kollegen (2015, S. 62) „alle körperlichen Aktivitäten mit erhöhtem Energieverbrauch, die wir um ihren selbst willen (Spaß und Genuss), aus personalen (Leistung, Naturerleben), sozialen (Geselligkeit) und/oder gesundheitlichen (Wohlbefinden) Gründen ausüben“.

Sie unterscheiden die sportliche Aktivität zudem in „Sportaktivität im engeren“ und „Sportaktivität im weiteren“ Sinne. Im engeren Sinne sind Sportarten gemeint, bei denen es vordergründig um ein Leistungs- und Wettkampfmotiv geht. Bei den Sportarten im weiteren Sinne überwiegt der Wohlbefindens-, Spaß- und Natur-Aspekt. Nach Fuchs und Kollegen (2015, S. 62) können hierbei ebenfalls „Leistungsaspekte eine Rolle spielen […]. Diese stehen aber nicht im Vordergrund“.

Eine solche Einteilung in Sport „im engeren“ und „im weiteren“ Sinne erscheint als sinnvoll, da es im Deutschen keine begriffliche Unterscheidung von Sport gibt. Im Englischen hingegen ist von „sport(s)“ oder „exercise“ die Rede, wenn es um die Charakterisierung des Sports geht. Dadurch werden dem Sport unterschiedliche Bedeutungsrichtungen verliehen. Im Deutschen fehlt ein Äquivalent zum englischen Wort „exercise“. Laut Fuchs und Schlicht (2012, S. 4) ist man „im deutschsprachigen Raum darauf angewiesen, den Begriff ‚Sport‘ weiterzufassen, um das bezeichnen zu können, was im angelsächsischen Raum unter ‚exercise‘ verstanden wird“. Nämlich eine körperliche Aktivität, mit der das Ziel verfolgt wird, die körperliche Fitness oder Gesundheit aufrechtzuerhalten oder zu verbessern. Auch Schlicht und Brand (2007, S. 16) erklären, wenn „Sport explizit nicht als Wettkampf- sondern als gesundheitsorientierter Sport verstanden werden soll, dann findet der Begriff exercise Verwendung. Sports ist auch im Englischsprachigen reserviert für den Wettkampf- und Leistungssport“. Für Schlicht und Brand (2007) ist bei der Definition von körperlicher Aktivität der erreichte Energieaufwand vordergründig. Auf welche Art und Weise (aktiver Lebensstil vs. sportliche Aktivität) dieser erzielt wird, ist zweitrangig. Aktivitäten wie Laufen, Rad fahren, berufliche Arbeit und Hausarbeit fassen sie unter den Begriff „Lebensstilaktivitäten“ zusammen. Des Weiteren betrachten sie Lebensstilaktivitäten, im Gegensatz zu Rost, als bewusste Aktionen. Damit ist gemeint, dass Menschen beispielsweise bewusst entscheiden, ob sie auf den Aufzug verzichten, um die Treppe zu nehmen (Brinkmann, 2014).

Für den empirischen Teil der Arbeit wird auf die Definition von Fuchs und Kollegen (2015) zurückgegriffen.

[...]


1 Schmidt-Atzert (1996) schreibt, dass „Gefühle […] auf einem Kontinuum von positiv bis negativ beschrieben werden [können,] [und dass] für den positiven Bereich […] auch global der Begriff ‚Wohlbefinden‘ verwendet [werden kann].“

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem habituellen Wohlbefinden von Erwachsenen
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Note
1,7
Jahr
2020
Seiten
74
Katalognummer
V538649
ISBN (eBook)
9783346150066
ISBN (Buch)
9783346150073
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine sehr gute und lesenswerte Arbeit. Diese Bachelorarbeit wurde von sehr anspruchsvollen Dozenten bewertet.
Schlagworte
sport wohlbefinden bewegung gesundheit zusammenhang korrelation psyche physis körper habituelles aktuelles
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Anonym, 2020, Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem habituellen Wohlbefinden von Erwachsenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538649

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