Die therapeutische Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn mit einem frühkindlichen Bindungstrauma


Bachelorarbeit, 2020

117 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Abstract

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Frühkindliches Bindungstrauma
2.1.1 Grundzüge der Bindungstheorie
2.1.2 Frühe Bindungstraumatisierungen
2.1.3 Auswirkungen frühkindlicher Bindungstraumatisierungen
2.2 Therapeutische Beziehung
2.2.1 Definition der therapeutischen Beziehung
2.2.2 Gestaltung der therapeutischen Beziehung
2.2.3 Aspekte der therapeutischen Beziehungsgestaltung
2.2.4 Hindernisse bei der therapeutischen Beziehung

3. Zielsetzung und Fragestellung

4. Versuchsplan und Methodisches Vorgehen
4.1 Design: Leitfadengestütztes ExpertInneninterview
4.1.1 ExpertInneninterview
4.1.2 Leitfaden
4.2 Stichprobenkriterien und Rekrutierungsplan
4.3 Planung der Durchführung der Studie
4.3.1 Pretest
4.3.2 Interview
4.4 Aufbereitungs- und Auswertungsmethode
4.4.1 Transkription
4.4.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
4.4.3 Gütekriterien

5. Darstellung der Ergebnisse
5.1 Kategoriensysteme
5.2 ExpertInnenbeschreibung
5.3 Abbildung von berufsbezogenen Daten
5.4 Prüfung von Fragestellungen und Hypothesen
5.4.1 Angaben zu bindungstraumatisierten PatientInnen (B)
5.4.2 Therapeutische Beziehung (T)
5.4.3 Bindungsverhalten der TherapeutInnen (V)

6. Diskussion
6.1 Zusammenfassung
6.2 Einordnung in die Literatur
6.3 Limitationen
6.4 Implikationen und weitere Forschung

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang
8.1 Abbildungsverzeichnis
8.2 Leitfaden
8.3 Inhaltsanalysetabelle

1. Einleitung

„Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will“ (von Doderer, 2007).

Das Zitat von Heimito von Doderer bezieht sich auf die kindliche Entwicklung, die durch positive als auch negative Erfahrungen zwischen Fürsorgeperson und Kind bestimmt wird (Egle, Hoffmann, & Joraschky, 2000; Gloger-Tippelt, 2008). Diese Erfahrungen bestimmen die Beziehungsfähigkeit, das heißt ob eine sichere oder eine unsichere Bindung entwickelt wird (Egle et al., 2000; Gloger-Tippelt, 2008; Zorzi, 2019). Durch schwerwiegende Traumatisierungen kann es beim Kind zu einer Bindungstraumatisierung oder Bindungsstörung führen. Möglichkeiten von Traumatisierung sind vielfältig (Brisch & Hellbrügge, 2009). Die frühkindliche Bindungstraumatisierung wird in der vorliegenden Arbeit in den Kontext einer therapeutischen Zusammenarbeit zwischen TherapeutIn und PatientIn gebracht. Der Fokus wird dabei auf die therapeutische Beziehung gelegt. Die therapeutische Beziehung hat eine große Bedeutung in der Therapie und soll als maximaler Kontrast zu den bisherigen traumatischen Erfahrungen gestaltet werden (Lammers & Schneider, 2009; Wöller, 2019).

Auf dieser Grundlegende der bisher genannten Aspekte hat sich folgende Hauptfragestellung daraus abgeleitet:

Wie gestaltet sich die therapeutische Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn, die ein frühkindliches Bindungstrauma erlitten hat, in der Einzeltherapie?

Schwerpunkte sollen dabei speziell auf den Umgang mit bindungstraumatisierten PatientInnen, Sicht/ Verständnis einer therapeutischen Beziehung, die konkrete Gestaltung der therapeutischen Beziehung beispielsweise auch durch konkrete Ansätze, Methoden oder durch die körperliche Nähe, Schwierigkeiten beim und nach dem Beziehungsaufbau und das eigene Bindungsverhalten der TherapeutInnen gelegt werden.

Diese Schwerpunkte sollen aus Sicht der TherapeutInnen anhand von ExpertInneninterviews erforscht und anschließend mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring ausgewertet werden.

2. Theoretischer Hintergrund

2.1 Frühkindliches Bindungstrauma

2.1.1 Grundzüge der Bindungstheorie.

„Bäume brauchen Wurzeln, das weiß jedes Kind. Und ein kleiner Baum kann um so besser wachsen und gedeihen, je kräftiger seine Wurzeln sind, mit denen er sich im Erdreich verankert und seine Nährstoffe aufnimmt. Nur wenn es einem kleinen Baum gelingt, tiefreichende und weitverzweigte Wurzeln auszubilden, wird er später auch Wind und Wetter, ja sogar Stürme aushalten können.“ (Gebauer & Hüther, 2011, S. 7).

Gebauer und Hüther (2011) verdeutlichen mit ihrem Zitat, dass die kindliche Entwicklung eine sichere emotionale Beziehung, optimale Entwicklungsbedingungen, das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und intensive Beziehungen zu anderen Menschen braucht. Dieses affektive Band der Bindung zwischen einer Bindungs- beziehungsweise Identifikationsperson und Kind baut sich innerhalb von vier Entwicklungsphasen auf (Brisch, 2018; Gloger-Tippelt, 2008; Weiß, 2006). Diese sind unterteilt in die Vorbindungsphase, welche in den ersten sechs Monaten stattfindet, die Phase der Entstehung der Bindung innerhalb der zweiten Hälfte der ersten sechs Monate, die eindeutige Bindung zwischen dem sechsten Monat und dem dritten Lebensjahr und die zielkorrigierte oder supervisionsorientierte Partnerschaft, welche mit dem dritten Lebensjahr beginnt (Gloger-Tippelt, 2008; Holmes, 2006). Jedoch ist die Qualität und Art der daraus folgenden Bindung abhängig von den Interaktionserfahrungen zwischen Bezugsperson und Säugling (Egle et al., 2000; Bowlby, 1982). Mit Hilfe ,Der Fremde-Situations-Test‘ nach Mary Ainsworth bestehend aus einer 20-minütigen Sitzung, bei dem Kinder zwischen dem 12. und 20. Lebensmonat und ihre Mütter zuerst getrennt und anschließend wiedervereinigt werden, haben sich aus den Reaktionen der Kinder vier Hauptreaktionsschemata der Bindung ergeben (Gloger-Tippelt, 2008; Holmes, 2006). Diese lassen sich unterteilen in die unsicher-vermeidende Bindung (A), die sichere Bindung (B), die unsicher-ambivalente Bindung (C) und die desorganisierte/ desorientierte Bindung (D) (Gloger-Tippelt, 2008).

2.1.2 Frühe Bindungstraumatisierungen.

Die Besonderheit bei einem Bindungstrauma beziehungsweise einem Entwicklungstrauma in der frühen Kindheit ist die Beziehung zur TäterIn. Durch die Bindung- oder Bezugsperson als Quelle des frühen Traumas verschärfen sich die traumatischen Situationen (Allen, 2013b; Brisch, 2018; Weinberg, 2006). Neben Eltern und Betreuungspersonen aus der Familie, können LehrerInnen und PsychotherapeutInnen ebenfalls Bindungspersonen darstellen (Brisch, 2018). Traumatische Bindungserfahrungen können beispielsweise durch Vernachlässigung, welches die häufigste Form von Kindesmisshandlung darstellt, seelische und körperliche Misshandlungen, häusliche Gewalt, traumatische Sexualisierung, traumatische Trennung/ Verlust oder psychische Erkrankungen der Eltern hervorgerufen werden (Weiß, 2006; Kumberger, 2007). Traumatische Auswirkungen können auch durch negative Einflüsse im Bindungskontext, wie inkonsistentes Bindungsverhalten und Entwertung ausgelöst werden (Brisch, 2018). Egle, Hoffmann und Joraschky (2000) postulieren jedoch, dass häufig mehrere Formen des Missbrauchs kombiniert vorkommen.

2.1.3 Auswirkungen frühkindlicher Bindungstraumatisierungen.

Sowohl der Organismus, die Stimmung als auch das Verhalten des Kindes sind durch frühe Traumatisierungen beeinträchtigt. Folgen lassen sich bei der Mimik im Stress- oder Dissoziationsmodus, als eingefrorene Gestik und Körperbewegungen, verspannte Muskulatur, stereotype Bewegungen und wenigen Laut-Äußerungen erkennen (Zorzi, 2019).

Längerfristige Auswirkungen eines frühkindlichen Bindungstraumas spiegeln sich in Angst vor körperlicher und emotionaler Nähe, Isolation und als Bindungsunfähigkeit in zukünftigen Bindungsbeziehungen, einschließlich in der Beziehung zu einer PsychotherapeutIn, wider (Allen, 2013a; Gebauer & Hüther, 2011). Des Weiteren wirken Bindungstraumatisierungen hemmend auf die körperliche, kognitive, psychische, emotionale und soziale Entwicklung (Brisch, 2018; Weiß, 2006). Erhebliche Veränderungen im Verhalten über einen Zeitraum länger als sechs Monate können sich in einer Bindungsstörung manifestieren (Reddemann & Dehner-Rau, 2006). In der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) werden Bindungsstörungen im Kapitel V (F) in dem Bereich F90-98 ,Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend‘ und folglich in F94 ‚Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend‘ verortet. Die Bindungsstörungen gliedern sich in F94.1 ,Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters‘ und F94.2 ,Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung‘ (Dilling, Mombour, & Schmidt, 2015). Die ,Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters‘ äußert sich im Sozialverhalten, in Auto- und Fremdaggressionen und in Störungen beziehungsweise Verzögerungen im emotionalen und Wachstumsbereich (Dilling & Freyberger, 2016; Zorzi, 2019). Eine Möglichkeit zur Rückbildung dieser ist gegeben (Dilling et al., 2015). Die ,Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung‘ ist gekennzeichnet durch ein diffuses, nicht selektives Bindungsverhalten, Distanzlosigkeit, übertriebene Aufmerksamkeitssuche und durch abnorme Funktionsmuster in sozialen Interkationen und im emotionalen Bereich (Dilling et al., 2015; Zorzi, 2019). Eine hohe Tendenz zur Persistenz ist gegeben (Dilling & Freyberger, 2016). Weitere Phänomene von gestörten Bindungsbeziehungen werden durch Brisch klassifiziert (Zorzi, 2019). Mögliche Formen einer Bindungsstörung, sind scheinbar ohne Bindungs-zeichen, ein undifferenziertes Bindungsverhalten, der Unfall-Risiko-Typ, Bindungsverhalten mit Rollenumkehr, übersteigertes, gehemmtes oder aggressives Bindungsverhalten (Gebauer & Hüther, 2011; Zorzi, 2019).

2.2 Therapeutische Beziehung

„In der psychotherapeutischen Intervention kommt, unabhängig von der Wahl des Therapieverfahrens, der systematischen Berücksichtigung und der kontinuierlichen Gestaltung der Therapeut-Patient-Beziehung im Einzel- wie im Gruppensetting eine zentrale Bedeutung zu“ (Gemeinsamer Bundesausschuss, 2018, S.6). Erstmalig wurde dieser Satz mit ähnlichem Wortlaut in den Psychotherapierichtlinien aus dem Jahr 1998 abgedruckt (Holm-Hadulla, 2000).

Lambert legt die Wichtigkeit der Therapiebeziehung schon im Jahr 1992 dar. Laut seiner Publikation kann ein Anteil von 30% bei einem erfolgreichen Therapieergebnis auf die therapeutische Beziehung zurückgeführt werden (Lambert, 1992). Und auch Muller (2013) und Grawe, Donati und Bernauer (2002) veranschaulichen, dass die Qualität der Therapiebeziehung bei vielen Therapieformen ein wesentlicher Faktor für einen erfolgreichen Therapieverlauf und die daraus resultierenden Therapieergebnisse ist. Und das Wissen über einen positiven Beziehungsaufbau könnte zu noch mehr positiven Ergebnissen führen (Ackerman & Hilsenroth, 2003). So erlangt die therapeutische Beziehung, als auch das aktive Beziehungsangebot einen sehr großen Stellenwert in der Therapie (Lammers & Schneider, 2009; Wöller, 2019).

2.2.1 Definition der therapeutischen Beziehung.

Die therapeutische Beziehung stellt eine ganz spezielle Form von Beziehung dar (Sachse, 2016). Neumann und Sachse (2018) gehen davon aus, dass eine therapeutische Beziehung zwar Bindungsmerkmale aufweist, diese aber keine Bindungsbeziehung darstellt. Beispielsweise stellt die TherapeutIn während einer Therapie das Bindungsmerkmal des sicheren Hafens dar. Die PatientIn kann sich bei Problemen Hilfe bei der TherapeutIn holen und anschließend wieder in die Welt hinausgehen. Die Rollenverteilung in der Therapie sieht aber nicht die klassische Verteilung vor, bei der beide Personen sich gegenseitig unterstützen. Die PatientInnen-Rolle ist hier eine hilfsbedürftige und die TherapeutInnen-Rolle übernimmt die Rolle der unterstützenden ExpertIn. Diese Rollenverteilung ist therapieformunabhängig und wird als ein gemeinsamer Wirkfaktor der Psychotherapie angesehen (Grawe, 1998).

Des Weiteren wird die therapeutische Beziehung durch konkrete Aufgaben und Ziele bestimmt. Beispielsweise haben PatientInnen bestimmte Erwartungen beziehungsweise Ziele bezogen auf ihre Probleme und deren Bearbeitung (Sachse, 2016). Hierbei ist die Übereinstimmung zwischen TherapeutIn und PatientIn bezüglich der Ziele bei der therapeutischen Arbeit ausschlaggebend (Bordin, 1979). Demnach ist die bewusste und aktive Zusammenarbeit zwischen PatientIn und TherapeutIn grundlegend (Ackerman & Hilsenroth, 2003).

2.2.2 Gestaltung der therapeutischen Beziehung.

Die Gestaltung der therapeutischen Beziehung durch die TherapeutIn ist entscheidend für eine gute Therapiebeziehung (Grawe, Donati, & Bernauer, 2001). Diese professionelle Beziehungsgestaltung sollte zielgerichtet, geplant und intentional erfolgen (Sachse, 2016). Hierbei sind die Interaktionen der TherapeutIn maßgeblich, um die Beziehung zu definieren und aufrechtzuerhalten (Ackerman & Hilsenroth, 2003). Das heißt eine TherapeutIn-PatientIn-Beziehung muss aktiv von den TherapeutInnen hergestellt werden (Sachse, 2001). Die TherapeutIn analysiert hierbei die Beziehungsmotive der PatientIn und richtet ihr Handeln komplementär aus (Sachse, 2016). Die genaue Gestaltung der Therapiebeziehung ist auch abhängig von der PatientIn, insbesondere dadurch, wie viel Vertrauen die PatientIn zu der TherapeutIn hat. Somit wird die Beziehung durch das therapeutische System aus der Dyade zwischen TherapeutIn und PatientIn beeinflusst (Grawe et al., 2001; Sachse, 2016).

Die Qualität der Beziehung ist von der aktiven Beziehungsgestaltung der TherapeutIn, das heißt von ihren Strategien, abhängig (Sachse, 2016).

2.2.3 Aspekte der therapeutischen Beziehungsgestaltung.

Das Konzept der therapeutischen Beziehungsgestaltung zielt primär auf die Aspekte ab, die von der TherapeutIn gestaltet werden (Watson & Greenberg, 1994, zitiert nach Sachse, 2016, S. 19). Dieses aktive Beziehungsangebot ist besonders wichtig beim Beziehungsaufbau am Beginn einer Therapie (Wöller, 2019). Die Aspekte des aktiven Beziehungsangebots werden im Folgenden dargestellt.

1. Echtheit, Kongruenz und Kompetenz

Grundvoraussetzungen für eine gelungene Beziehungsgestaltung sind Echtheit, Kongruenz und Kompetenz der TherapeutIn. Die PatientIn sieht die TherapeutIn bewusst oder unbewusst als Modell und merkt, ob diese gute Bewältigungsstrategien besitzt (Lammers & Schneider, 2009).

2. Verständnis, Empathie und die Fähigkeit des Nachempfindens

Die Fähigkeit die PatientIn zu verstehen, Empathie zu zeigen und die Erfahrungen von der PatientIn nachzuempfinden, sind weitere wichtige Aspekte, um eine starke therapeutische Beziehung aufzubauen (Ackerman & Hilsenroth, 2003; Duncan, Miller, Wampold, & Hubble, 2010).

3. Transparenz und emotionale Präsenz

Ebenso wird die Transparenz und die emotionale Präsenz/ Bindung der TherapeutInnen als wichtige Aspekte angesehen (Lammers & Schneider, 2009; Wöller, 2019). Durch die Transparenz an Informationen wird wiederum das Gefühl an Kontrolle verstärkt. Eine emotionale Bindung zwischen TherapeutIn und PatientIn ist zentral für eine therapeutische Beziehung. Diese wird wiederum beeinflusst durch die Persönlichkeit, dem Bindungsstil, soziokulturellen Ansichten, der individuellen Ausstrahlung auf beiden Seiten und eine wechselseitige Sympathie (Wöller, 2019).

4. Parteiliche Abstinenz

Neben der Präsenz der TherapeutIn ist die parteiliche Abstinenz ein weiterer ausschlaggebender Punkt beim Auftreten der TherapeutIn. Traumatisierte PatientInnen benötigen Solidarität und keine neutrale Haltung, da dies als Verständnis für die TäterIn interpretiert werden kann (Wöller, 2019).

5. Vertrauen, Sicherheit und Kontrolle schaffen

Vertrauen in die TherapeutIn spielt eine wichtige Rolle, damit die PatientIn keine Angst vor Ablehnung oder anderweitiger Verwendung der Inhalte haben muss (Sachse, 1992). Dies spiegelt sich besonders am Anfang der Beziehungsgestaltung wider, da PatientInnen meist nicht annehmen können, dass die TherapeutIn es ernst meint (Neumann & Sachse, 2018).

Ähnlich wichtig für die PatientInnen ist das Sicherheitsgefühl, nämlich die „Sicherheit des Gehaltenseins“ durch die TherapeutIn (Brisch, 2019, S. 21). Das Sicherheitsgefühl der PatientInnen kann hierbei schon durch individuelle Veränderung der Behandlungssituation erhöht werden. Das Gefühl der Kontrolle über den therapeutischen Prozess stellt ein weiteres wichtiges Bedürfnis der PatientInnen dar (Wöller, 2019).

6. Offenheit für Veränderungen und Mitarbeit der PatientIn

Des Weiteren ist eine gute Therapiebeziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn durch die Offenheit für Veränderungen und die Mitarbeit der PatientInnen geprägt (Grawe et al., 2001). Voraussetzung für diese Offenheit und Mitarbeit ist ein gemeinsames Verständnis von TherapeutIn und PatientIn über die Hintergründe der Problematik, das Krankheitskonzept und die Therapieziele (Lammers & Schneider, 2009).

7. Nicht-verbale Geste, verbale Verhaltensweisen, Techniken und Attribute

ine entscheidende Rolle für eine positive TherapeutIn-PatientIn-Beziehung stellen des Weiteren nicht-verbale Gesten, wie zum Beispiel Augenkontakt, Körperausdruck, Handgeben und Qualität des Händedrucks und verbale Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Interpretation und Selbstoffenbarung, dar.

Gleichzeitig wichtig sind Techniken wie die Exploration, Reflektion, Würdigung von vergangenen Therapieerfolgen, eine akkurate Interpretation und das Erkennen der Gefühlslage und die Attribute wie beispielsweise Aufmerksamkeit, Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauenswürdigkeit, Interesse, Offenheit, Akzeptanz und Flexibilität der TherapeutInnen (Ackermann & Hilsenroth, 2003; Brisch, 2019; Duncan et al., 2010; Horvath & Greenberg, 1989; Neumann & Sachse, 2018). Verständnis und Bestätigung, Anleitung und Unterstützung und Führung und Kontrolle bilden ein Kontinuum der Flexibilität ab, zwischen denen sich die TherapeutIn bewegen sollte (Lammers & Schneider, 2009).

8. Nachfragen und Einholen von Feedback

Abschließend möchte ich noch auf die Triggerwirkung durch bestimmte Worte eingehen. Triggerworte können bei PatientInnen zu Unstimmigkeiten in der therapeutischen Beziehung führen. Jedoch sprechen bindungstraumatisierte PatientInnen dies häufig nicht von selbst an. Deshalb ist es hilfreich und unterstützend, dass TherapeutInnen PatientInnen immer wieder dort abholen, wo diese gerade stehen (Wöller, 2019). Selbstverständlich soll auch Feedback über die therapeutische Beziehung und hilfreiche Angebote in der Therapie eingeholt werden (Duncan et al., 2010).

Mitentscheidend für die therapeutische Beziehungsgestaltung sind natürlich auch sowohl die Individualität der PatientInnen, die verschiedenen Krankheitsbilder als auch die verschiedenen Phasen einer Therapie. Abhängig von den Bedürfnissen und jeweiligen Erkrankung der PatientIn steht entweder die therapeutische Beziehung mit Verständnis und Unterstützung oder ein lösungsorientierter Therapieansatz mit Konfrontation und kritischem Hinterfragen im Vordergrund (Lammers & Schneider, 2009).

Schlussfolgernd ist festzuhalten, dass die therapeutische Beziehung als Fähigkeit beziehungsweise als Kapazität angesehen wird, die trainiert werden kann (Horvath, Del Re, Flückiger, & Symonds, 2011).

2.2.4 Hindernisse bei der therapeutischen Beziehung.

Herausforderungen oder Schwierigkeiten in der therapeutischen Beziehung sind vielfältig. Anknüpfend daran werden manche dieser Herausforderungen abgebildet.

Anfangsschwierigkeit in der Therapie sind beispielsweise die starken Beziehungsmotive der PatientInnen, denen sich die TherapeutIn bewusst sein muss. PatientInnen möchten in einer bestimmten Weise behandelt werden, wenn die TherapeutIn dies aber nicht zeigt, fühlen sie sich in der Therapie unwohl (Neumann & Sachse, 2018). Genauso herausfordernd sind Gefühle von Unbehagen und Schutzlosigkeit bei PatientInnen. Bindungstraumatisierte PatientInnen, die bis jetzt wenig Verständnis erlebt haben, gehen durch das Auseinandersetzen mit der TherapeutIn ein Risiko ein vor weiteren Verlusten und haben Angst vor Zurückweisung. Als Folge bemächtigen sie sich des Selbstschutzmechanismus des Distanzierungsmanövers (Muller, 2013). Gefühle wie Misstrauen beeinflussen ebenfalls die Art der therapeutischen Beziehung, da in diesem Fall die TherapeutIn selbst ein Teil der Beziehungsgestaltung ist (Sachse, 1992). Manipulative PatientInnen sind ebenfalls eine Herausforderung in der Therapie. Diese versuchen die TherapeutInnen zu manipulieren und in ihre interaktionellen Spiele hineinzuziehen. Um eine effektive Therapie durchzuführen, müssen die TherapeutInnen wissen, wie sie mit diesen Spielen umgehen (Neumann & Sachse, 2018).

3. Zielsetzung und Fragestellung

Die vorliegende Arbeit soll die therapeutische Beziehungsgestaltung zwischen TherapeutInnen und PatientInnen, die ein frühkindliches Bindungstrauma erlitten haben, aus der Perspektive der TherapeutInnen in den Blick nehmen und untersuchen.

Ziel der Arbeit ist es, im Wesentlichen Verständnis darüber zu gewinnen, welche Spezifika und Kenntnisse über bindungstraumatisierte PatientInnen sich bei den TherapeutInnen ergeben haben. Des Weiteren möchte die vorliegende Arbeit Erkenntnisse, welche Bedeutung die therapeutische Beziehung bei PatientInnen mit einem frühkindlichen Bindungstrauma hat, erlangen. Dies soll ebenfalls aus Sicht der TherapeutInnen geschehen. Zudem sollen sich mögliche Handlungsanweisen für die Praxis von TherapeutInnen aus der vorliegenden Arbeit ergeben. Daraus sollen Schlussfolgerungen gezogen werden, ob und wie spezifische therapeutische Angebote oder eine differentielle Beziehungsgestaltung für bindungstraumatisierte Personen angeboten werden sollte.

Somit ergeben sich folgende Fragestellungen:

- Wie gestaltet sich die therapeutische Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn, die ein frühkindliches Bindungstrauma erlitten hat, in der Einzeltherapie?
- Welche Ansätze, Methoden oder Arbeitsweisen, beispielsweise auch in Form von körperlicher Nähe, werden im Umgang mit PatientInnen, die ein frühkindliches Bindungstrauma erlitten haben, angewandt, um eine positive therapeutische Beziehung aufzubauen?
- Gestaltet sich der Aufbau einer therapeutischen Beziehung bei PatientInnen ohne Bindungstraumatisierung anders und wenn ja, wie?
- Treten beim Aufbau oder nach dem Aufbau einer therapeutischen Beziehung mit bindungstraumatisierten PatientInnen Schwierigkeiten auf? Und wenn ja, welche verschiedenen Schwierigkeiten gibt es?
- Wie wirkt sich das eigene Bindungsverhalten der TherapeutInnen in der Therapie aus?
- Wirken sich die Erfahrungen mit bindungstraumatisierten PatientInnen auf das eigene Bindungsverhalten der TherapeutInnen aus?

4. Versuchsplan und Methodisches Vorgehen

4.1 Design: Leitfadengestütztes ExpertInneninterview

4.1.1 ExpertInneninterview.

Die Definition von ExpertInneninterviews erfolgt über die spezielle Zielgruppe der Interviewpersonen und die Art von Wissen. Das heißt im Fokus ist das Fachwissen im Untersuchungsfeld, das technische Wissen und das Prozess- und Deutungswissen eines spezifischen, professionellen oder beruflichen Handlungsfeldes (Bogner & Menz, 2005; Helfferich, 2014; Lamnek, 2010). ExpertInnen sind somit Ratgeber, Wissensvermittler und Weitergeber von Fakten-, Praxis-, Handlungs- und Erfahrungswissen (Bogner & Menz, 2005; Helfferich, 2014).

4.1.2 Leitfaden.

Ziele eines Leitfadens sind durch die im Vorfeld vereinbarte und systematisch angewandte Vorgabe die Führung im Interview zu gestalten und die Vergleichbarkeit zwischen mehrere Interviews zu gewährleisten (Helfferich, 2014; Zierer, Speck, & Moschner, 2013). Um dies zu garantieren, wird bei der Vorbereitung eines Leidfadens nach einer Auseinandersetzung mit der Thematik und dem Handlungsfeld der ExpertIn verlangt (Lamnek, 2010). Das heißt leitfadengestützte Interviews benötigen ein Vorverständnis der InterviewerIn (Zierer et al., 2013). Somit ist die Hauptaufgabe eines Leitfadens als Gedächtnisstütze um alle relevanten Themenbereiche abzudecken und als Orientierungsrahmen zu dienen (Lamnek, 2010).

Die Behandlung der Fragen erfolgt in teilstandardisierter/ vorstrukturierter Befragung in Form von erzählanregenden und offenen Fragen. Die teilstandardisierte Befragung ist durch vorformulierte Themenbereiche oder Fragen, mit denen ein Rahmen für mögliche Fragen und Antworten geschaffen wird, gekennzeichnet. Diese müssen aber nicht in der vorgegebenen Reihenfolge abgearbeitet werden. Somit hat die InterviewerIn die Freiheit die Inhalte und Abfolge ihrer Ausführungen zu gestalten (Zierer et al., 2013). Offene Fragen zielen auf eigene Gedanken und Worte der InterviewpartnerInnen ab, aus diesem Grund gibt es kein vorgegebenes Antwortschema. Des Weiteren ist durch die Offenheit und Flexibilität des Leitfadens die Möglichkeit gegeben, den Leitfaden an die InterviewpartnerIn und die Situation anzupassen (Lamnek, 2010; Zierer et al., 2013). Grundsätzlich sind offene Fragen für teilstandardisierte Befragungen sehr zutreffend, weil das mögliche Antwortspektrum sehr groß ist und somit keine vorgegebenen Kategorien abgefragt werden können. Des Weiteren soll die InterviewpartnerIn in keine bestimmte Richtung gelenkt werden (Züll & Menold, 2014). Ein leitfadenorientiertes Interview eignet sich somit besonders um spezifische Sichtweisen und Sonderwissen der ExpertInnen abzufragen (Lamnek, 2010).

Für die Erhebung von ExpertInneninterviews wurde ein Leitfaden erstellt. Um ein gewisses Maß an Übersichtlichkeit zu gewähren, wurde der Leitfaden in relevante Fragenbereiche aufgegliedert. Aufgrund der begrenzten Zeit wurde der Leitfaden auf gewisse Kernbereiche und Fragen beschränkt. Der erste Fragenbereich umfasst Fragen zu demographischen und professionellen Daten der TherapeutInnen. Ein weiterer Themenbereich bezieht sich auf allgemeine Fragen zu Daten von PatientInnen. Im nächsten Block folgen Fragen zu bindungstraumatisierten PatientInnen. Dieser zielt neben Daten zu Bindungstraumatisierten auf die eigenen und persönlichen Erfahrungen im Umgang mit PatientInnen, die ein frühkindliches Bindungstrauma erlitten haben, ab. Im nächsten Fragenbereich erfolgt zunächst eine Frage nach der eigenen Sicht oder Verständnis der therapeutischen Beziehung im Allgemeinen. Anschließend wird konkret nach dem Aufbau einer therapeutischen Beziehung, nach bestimmten Ansätzen und Methoden und Schwierigkeiten mit bindungstraumatisierten PatientInnen gefragt. Innerhalb diesen Fragenblock soll ebenfalls nach Gedanken und Anregungen was Bindungstraumatisierten beim Aufbau der Beziehung helfen kann, gefragt werden. Im letzten Fragenblock erfolgt ein Wechsel der Frageebene beziehungsweise ein Sichtwechsel. Konkret zielt dieser auf das Bindungsverhalten der TherapeutInnen ab. Abgeschlossen wird das Interview mit einer Frage, ob noch Themenbereiche offen geblieben sind und ob es noch sonstige Anmerkungen gibt.

Der Leitfaden wurde den ExpertInnen im Vorfeld per E-Mail zu gesandt. Bei der Durchführung des Interviews wurde den ExpertInnen der Interviewleitfaden vorgelegt. Der Leitfaden ist im Anhang abgebildet.

4.2 Stichprobenkriterien und Rekrutierungsplan

Es ergeben sich folgende Einschlusskriterien bei der Auswahl der ExpertInnen:

- Abgeschlossene Psychotherapieausbildung
- Traumatherapieausbildung beziehungsweise in Ausbildung
- Tätigkeit in einem Handlungsfeld, in dem mit traumatherapeutischen Ansätzen gearbeitet wird
- Erfahrung im Umgang mit PatientInnen, die ein frühkindliches Bindungstrauma erlitten haben

Mit Hilfe von Internetrecherchen, persönlichen Kontakten und persönlichen Empfehlungen von PsychotherapeutInnen und FreundInnen konnten potenzielle ExpertInnen ermittelt werden. Gewünscht wird eine gemischte und ausgewogene Geschlechterverteilung. Meine Suche beschränkte sich auf die Internetseiten der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (www.degpt.de), auf das Österreichische Netzwerk für Traumatherapie (www.oent.at) und das Zentrum für angewandte Psychotraumatologie (www.zap-wien.at). Die Rekrutierung der entsprechenden ExpertInnen erfolgte auf elektronischem Weg per E-Mail. In dieser wurden die PsychotherapeutInnen über die Fragestellung der Arbeit informiert. Darauf erfolgte mit einigen ExpertInnen eine telefonische Kontaktaufnahme, um weitere Details zu klären. Terminvereinbarungen erfolgten sowohl per E-Mail als auch telefonisch.

4.3 Planung der Durchführung der Studie

4.3.1 Pretest.

Der Pretest ist eine Art Vortest um die Gültigkeit, Verständlichkeit und Beantwortbarkeit der Fragen zu überprüfen (Helfferich, 2014; Lamnek, 2010). Nach der Durchführung des Pretests erfolgt eine Überprüfung und gegebenenfalls eine Korrektur der Erhebungsinstrumente beispielsweise durch Umformulieren von Fragen oder Veränderungen bei Antwortkategorien (Weichbold, 2014; Zierer et al., 2013). Ziel ist somit die Datenerhebung vor dem eigentlichen Beginn zu optimieren (Weichbold, 2014). Beispiele hierfür sind ob mehr Tiefe durch Nachfragen oder mehr Breite durch die Einführung von neuen Themen erfolgen muss (Flick, 2017). Folglich ist zu sehen, dass der Pretest ein Instrument der Qualitätskontrolle und Qualitätsverbesserung ist (Weichbold, 2014).

Der Pretest fand mit einer Expertin in den Bereichen Psychotherapie und frühkindlichen Bindungstrauma statt. Eine PsychotherapeutIn außerhalb der Interviewteilnehmer konnte nicht rekrutiert werden.

Durch den Pretest wurden aufgrund von Themensprüngen mehrere Fragen im 3. Fragenbereich Bindungstraumatisierte PatientInnen getauscht. Die Beantwortung der Fragen bezüglich der eigenen Sicht einer therapeutischen Beziehung, Ansätze, Methoden und Schwierigkeiten hat sich als geeignet formuliert herausgestellt. Ebenso hat sich die Verständlichkeit im 5. Fragenbereich Bindungsverhalten der TherapeutIn als positiv nachgewiesen. Die Expertin hatte ausreichend Fachwissen zu den gestellten Fragen um diese ohne Verständnisprobleme oder Unklarheiten ausführlich zu beantworten.

4.3.2 Interview.

Nach Mayring (2002) soll die Nähe zum Gegenstand gewahrt werden. Das heißt die Befragung soll möglichst in der natürlichen Lebenswelt der Beforschten erfolgen. Dies stellt bereits ein wichtiges Gütekriterium der qualitativen Forschung dar (Mayring, 2002). Des Weiteren ist der personale Aspekt bei qualitativen Interviews sehr bedeutsam. Durch Telefoninterviews würde ein unpersönlicher und anonymer Charakter entstehen, welcher nicht die Intention von qualitativer Forschung ist (Lamnek, 2010). Somit erfolgten alle Interviews als Einzelbefragungen in der eigenen Praxis oder am Arbeitsplatz der InterviewpartnerInnen. Die Interviewerhebungen wurden in dem Zeitraum vom 11. Dezember 2019 bis zum 18. Dezember 2019 durchgeführt. Hierbei war das Vorgehen nach dem Prinzip der theoretischen Sättigung, das heißt die Beendigung der Interviewerhebungen aufgrund keiner neuen und relevanten Ähnlichkeiten und Unterschiede, geplant (Kelle & Kluge, 2010). In Anbetracht der zeitlich nah aufeinanderfolgenden Interviews könnte dies leider nicht verwirklicht werden.

Die Datengewinnung gliedert sich neben der Datenerhebung auch in die Datenerfassung. Somit werden nach dem Einverständnis der InterviewpartnerInnen die Interviews mit Hilfe eines Tonbandes aufgezeichnet. So entsteht eine unverzerrt-authentische und intersubjektiv nachvollziehbare Aufzeichnung (Lamnek, 2010). Zweck der Aufnahme ist, dass die Möglichkeit besteht die Aufnahme erneut und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten anzuhören, umso eine detaillierte Analyse zu erreichen. Relevante Äußerungen in Unterhaltungen nach Beendigung des Interviews und der Aufnahme werden ebenfalls notiert und in die Interpretationen miteinbezogen (Meyer & Meier zu Verl, 2014). Allumfassend ist es ratsam ein sogenanntes Postskriptum anzufertigen, um wichtige Aspekte zu notieren, die während des Interviews nicht aufgekommen sind (Lamnek, 2010). Das Vorgehen wurde bei der Durchführung der Interviews schrittweise durchgeführt und eingehalten.

Zum Schutz der Identität der Interviewpersonen werden relevante Informationen, durch die diese identifiziert werden könnten, anonymisiert. Um die Lesbarkeit der Arbeit zu bewahren werden relevante Daten umgeschrieben und durch adäquate Pseudonyme ersetzt (Meyer & Meier zu Verl, 2014). Die Befragten wurden vor der Durchführung des Interviews darüber in Kenntnis gesetzt und ihr Einverständnis wurde eingeholt.

4.4 Aufbereitungs- und Auswertungsmethode

4.4.1 Transkription.

Die Deskription stellt in der qualitativen Forschung eine exakte und angemessene Beschreibung des Gegenstandes dar. Die Aufbereitung des Materials erfolgt in mehreren Teilschritten, diese lauten wie folgt Festhalten, Aufzeichnung, Aufbereitung und Ordnen (Mayring, 2002). Die Notation von akustischen Ereignissen ist umso besser je genauer dieses abgebildet werden kann. Diese Notation ist noch relativ frei von Interpretationen (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2014). Anschließend erfolgt die Auswertung (Mayring, 2002). Die Transkription lässt sich in zwei Formen unterteilen, diese lauten die wörtliche Transkription und die kommentierte Transkription. Bei der wörtlichen Transkription wird das verbal erhobene Material vollständig in Text übertragen. Hierbei werden beispielsweise alle Feinheiten und alle Arten von Dialekt festgehalten. Bei der kommentierten Transkription hingegen werden wichtige Informationen über das Wortprotokoll hinaus verschriftlicht. Hierbei werden Pausen, Lachen, Betonungen und Ähnliches durch Sonderzeichen festgehalten (Mayring, 2002).

In der vorliegenden Arbeit wird die kommentierte Transkription angewendet. Unterstützt wurde dieser Transkriptionsprozess von der Transkriptionssoftware F4.

Folgende Transkriptionsregeln wurden verwendet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Transkriptionsregeln

4.4.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring.

Die Inhaltsanalyse ist eine kommunikationswissenschaftliche Technik und wurde erstmalig in den USA zur systematischen und quantitativen Analyse von Massenmedien entwickelt und angewendet (Mayring, 2002). Anschließend ergab sich die Forderung nach der Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse (Kracauer, 1952; Mayring & Fenzl, 2019). Eine Stärke der qualitativen Inhaltsanalyse ist, dass sie streng methodisch das vorgelegte Material schrittweise analysiert. Dies geschieht durch die am Text entwickelten Kategoriensysteme (Mayring, 2002). Somit ist sie intersubjektiv überprüfbar (Mayring & Fenzl, 2019).

Für die Analyse der Interviews gibt es je nach Forschungsfrage und Material eine geeignete Analysetechnik. Diese sind unterteilt in drei verschiedene Grundformen (Mayring, 2015):

- Zusammenfassung
- Explikation
- Strukturierung

Für die vorliegende Arbeit wird die Zusammenfassung, welche eine Zusammenfassung des Materials und eine induktive Kategorienbildung beinhaltet, ausgewählt.

Das Ziel der Zusammenfassung ist das Material zu reduzieren, um in einem Abbild des Grundmaterials den wesentlichen Inhalt zu erhalten. Um dies zu erreichen werden bei der Paraphrasierung zuerst nicht inhaltstragenden Textbestandteile gestrichen. Beispiele hierfür sind Ausschmückungen, Wiederholungen oder verdeutlichende Wendungen. Anschließend werden alle Textstellen auf eine einheitliche Sprachebene gebracht und in eine grammatikalische Kurzform transformiert. Bei der Generalisierung auf das Abstraktionsniveau werden Paraphrasen unter dem Niveau verallgemeinert und die über dem Niveau belassen. Daraufhin können in der ersten Reduktion bedeutungsgleiche, unwichtige und nichtssagende Paraphrasen gestrichen werden. Innerhalb der zweiten Reduktion werden gleiche oder sich aufeinander beziehende Paraphrasen zusammengefasst widergegeben. Eine Überprüfung der zusammengefassten neuen Aussagen ist besonders wichtig, damit das Ausgangsmaterial repräsentiert ist. Meist ist eine weitere Zusammenfassung des Materials auf ein allgemeineres und knapperes Kategoriensystem nötig. Dieser Prozess kann als Kreisprozess so lange durchlaufen werden, bis das Ergebnis reduziert genug ist (Mayring, 2015). Anschließend folgt die induktive Kategoriendefinition. Diese legt den Fokus darauf, dass aus dem Material Kategorien in einem Verallgemeinerungsprozess abgeleitet werden. Dabei wird sich nicht auf vorab formulierte Theorienkonzepte bezogen. Ziel dabei ist es, dass Material möglichst ohne Verzerrungen durch Vorannahmen in der Sprache des Materials zu erfassen. Diese Vorgehensweise beginnt mit dem Festlegen des Selektionskriterium und des Abstraktionsniveau. Nach diesen Kriterien wird das Material gefiltert ob Textformulierungen unter dieses Selektionskriterium fallen oder ob ein neues Kriterium gebildet werden muss. In einem nächsten Schritt können gegebenenfalls die Selektionskriterien, das heißt die entstandenen Subkategorien noch Hauptkategorien zugeordnet werden (Mayring, 2015).

Die Auswertung des transkribierten Materials erfolgt in tabellarischer Form. In Anbetracht der Nachvollziehbarkeit wird die Tabelle unterteilt in Fall, Seitenzahl, Zeilennummer, Paraphrase, Generalisierung und Reduktion. In der Reduktion werden die Textausschnitte bereits in die Subkategorien eingeordnet. Aufgrund der Mehrfachverwendung von verschiedenen Textstellen, ist die Einordnung in mehrere Subkategorien möglich. Die Analyse in tabellarischer Form wird im Anhang abgebildet.

4.4.3 Gütekriterien.

Die nachfolgenden Gütekriterien stammen von Philipp Mayring (2002).

1. Verfahrensdokumentation

Dadurch das in der qualitativen Forschung das Vorgehen spezifischer auf den jeweiligen Forschungsgegenstand abgestimmt ist, werden die Verfahrensschritte wie Methoden, Durchführung und Auswertung detailliert dokumentiert.

2. Argumentative Interpretationsabsicherung

Die qualitative Forschung lebt von Interpretationen. Dabei ist besonders wichtig, dass diese argumentativ begründet werden (Hirsch, 1967, zitiert nach Mayring, 2002, S. 145). Kriterien wie das Vorverständnis der Interpretationen, schlüssige Interpretationen und die Suche nach Alternativdeutungen sind sehr wichtig.

3. Regelgeleitetheit

Trotz der Offenheit gegenüber des Gegenstand, muss sich die qualitative Forschung bei der Auswertung des Forschungsmaterials an bestimmte Verfahrensregeln und systematische Analyseschritte halten.

4. Nähe zum Gegenstand

Ziele der qualitativen Forschung sind, bei den Betroffen von sozialen Probleme anzuknüpfen und eine Interessenübereinstimmung zu erreichen. Durch die nahe Anknüpfung an den Forschungsgegenstand wird die Nähe zum Gegenstand erreicht.

5. Kommunikative Validierung

Die Beforschten sind neben Mythen, Stereotypen und Ideologien ein wichtiger Faktor zur Überprüfung der Gültigkeit der Ergebnisse. Die Ergebnisse werden den Beforschten vorgelegt, um mit ihnen über diese zu diskutieren.

Aufgrund des zeitlichen Rahmens wird dieser Schritt nicht durchgeführt.

6. Triangulation

Bei der Triangulation werden für die Fragestellung versucht unterschiedliche Lösungswege zu finden und die daraus resultierenden Ergebnisse verglichen. Ziel ist keine völlige Übereinstimmung, sondern aus unterschiedlichen Ansätzen ein zusammengesetztes Resultat.

5. Darstellung der Ergebnisse

5.1 Kategoriensysteme

Durch die induktive Kategoriendefinition nach Mayring wurden drei Kategoriensysteme gebildet:

- Angaben zu bindungstraumatisierten PatientInnen (B)
- Therapeutische Beziehung (T)
- Bindungsverhalten der TherapeutInnen (V)

Diese entstanden Hauptkategorien unterteilen sich in die folgenden Subkategorien.

1. Angaben zu bindungstraumatisierten PatientInnen (B)

- B1: Spezifika einer Bindungstraumatisierung
- B2: Erkenntnisse bei Bindungstraumatisierungen
- B3: Diagnosen
- B4: Dauer einer Therapie
- B5: Erfolg einer Therapie

2. Therapeutische Beziehung (T)

- T1: Sicht/ Verständnis einer therapeutischen Beziehung
- T2: Beziehungsaufbau
- T3: Beziehungsgestaltung
- T4: Unterschiede zu nicht bindungstraumatisierten
- T5: Ansätze und Methoden
- T6: Körperliche Nähe
- T7: Schwierigkeiten beim Beziehungsaufbau
- T8: Aus Sicht der PatientInnen
- T9: Schwierigkeiten während der Therapie
- T10: Typische Themen

3. Bindungsverhalten der TherapeutInnen (V)

- V1: Bindungsverhalten der TherapeutInnen
- V2: Eigenes Bindungsverhalten in der Therapie
- V3: Auswirkungen auf eigenes Bindungsverhalten
- V4: Kollegiale Beratung

5.2 ExpertInnenbeschreibung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: ExpertInnenbeschreibung

Durch die oben angeführt Tabelle ergibt sich, dass alle sieben PsychotherapeutInnen die vorab festgelegten Voraussetzungen erfüllen.

5.3 Abbildung von berufsbezogenen Daten

Zur besseren Verständlichkeit und Übersichtlichkeit werden die Ergebnisse des 2. Fragenbereichs ,PatientInnen allgemein‘ und Ergebnisse von vereinzelten Fragen aus dem 3. Fragenbereich ,Bindungstraumatisierte PatientInnen‘ im Interviewleitfaden in Form einer tabellarischen Übersicht abgebildet. In der folgenden Tabelle werden die Daten von der durchschnittlichen Anzahl von PatientInnen pro Woche, die aktuelle Anzahl von PatientInnen pro Woche, deren Altersspanne und die Geschlechterverteilung aufbereitet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Allgemeine berufsbezogene Daten

Des Weiteren werden die Antworten auf die Fragen der bisherigen Behandlungsanzahl von bindungstraumatisierten PatientInnen, die aktuelle Anzahl an bindungstraumatisierten PatientInnen, deren Altersspanne und Geschlechterverteilung in tabellarischer Form widergegeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Berufsbezogene Daten zu bindungstraumatisierten PatientInnen

5.4 Prüfung von Fragestellungen und Hypothesen

Im Folgenden werden mit Hilfe der bei der Auswertung entstandenen Haupt- und Subkategorien, die vorab formulierten Fragestellungen und Hypothesen geprüft. Vereinzelte Aussagen werden mit Paraphrasen aus der Analysetabelle abgebildet.

5.4.1 Angaben zu bindungstraumatisierten PatientInnen (B).

B1: Spezifika einer Bindungstraumatisierung

Spezifika einer Bindungstraumatisierung sind, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit Probleme auf vielen Ebenen und eine Vielzahl an unterschiedlichen Symptomatiken, Ausprägungen und Veränderungen verursachen. Hierbei zeigt sich „[j]e früher sie passiert, desto schwieriger ist die Entwicklung beeinträchtigt und desto schwerwiegender sind die Konsequenzen für das Leben und die Symptomatik“ (A, S. 7, Z. 196-198). Beeinträchtigungen zeigen sich im gesamten Leben und in der Persönlichkeit. Im Speziellen hat es Auswirkungen auf die Selbstwertthematik, Angst vor Kontrollverlust, Vermeidung von Konflikten, Irritationen in Beziehungen und auf die Vertrauensfähigkeit in Menschen. Dies zeigt sich auch in der therapeutischen Beziehung. „Bindungstraumatisierte können mit der Freundlichkeit der Therapeuten nichts anfangen, weil die Bindungsperson früher tagsüber auch nett war“ (C, S. 7-8, Z. 188, 190-191, 193). „ Andere sind überrascht, dass es Menschen gibt, die einfach freundlich sein, können“ (C, S. 8, Z. 197-198). Ein weiteres Spezifikum bei bindungstraumatisierten Menschen sind ihre sensiblen Fühler. „Meine Erfahrung ist mit Bindungstraumatisierten, dass sie sehr aufmerksam sind, sehr schnell Veränderungen bemerken und sich schnell, auch um mich Sorgen machen und kümmern“ (F, S. 6, Z. 165-168).

Prägnant für Bindungstraumata ist unter anderem, dass „Traumata [sich] auch manchmal so wiederholen, [dass] das gleiche Thema mit einem neuen Partner oder im nächsten Konflikt wieder“ (A, S. 28, Z. 922-924) kommt. Das heißt, bindungstraumatisierte Personen landen häufig wieder in ähnliche Situationen.

B2: Erkenntnisse bei Bindungstraumatisierungen

Eine Erkenntnis, die sich bei den Erfahrungen der TherapeutInnen, abbildet ist „[d]urch eine aktuelle Situation kann etwas hervorgerufen, erinnert oder getriggert werden, was mit einer Bindungsbeziehung zu tun hat“ (C, S. 6-7, S. 156, 158-159). Sprich „[m]an ist gefährdet, irgendetwas zu wiederholen oder sich zu verhalten wie eine Bindungsperson. Das sind schwierige Situationen, die man gar nicht versteht“ (C, S. 6, Z. 140-143). Dies kann einfach aus dem Nichts ausgelöst werden.

Ein weiterer wichtiger Einblick ist, dass trotz einer Bindungstraumatisierung in der frühen Kindheit die Beziehungsfähigkeit im Erwachsenenalter nicht grundlegend beeinträchtigt sein muss. Es gibt die Möglichkeit, dass frühkindliche Bindungstraumatisierungen durch andere positive Bindungserfahrungen und Bezugspersonen in der Kindheit abgefangen werden. Somit ist beispielsweise jemand in der Lage ein vollkommenes Leben zu haben, stabile Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen und zu führen, einen guten Umgang mit den eigenen Kindern zu pflegen, arbeitsfähig und liebesfähig zu sein.

Die Arbeitsfähigkeit leitet zu meiner abschließenden Erkenntnis über. „Das Problem ist, die mit schwereren Bindungstraumatisierungen sind auch arbeitsmäßig meistens irgendwo überfordert“ (B, S. 22, Z. 704-706). Das heißt „[d]ie Leute, die selber zahlen, sind meisten nicht ganz so schwer gestört. Die haben nicht so eine schlimme Geschichte erlebt“ (B, S. 22, Z. 700-701, 703). Aus diesem Grund habe ich hauptsächlich in den eigenen und freien Praxen Einblicke in die Arbeit mit weniger traumatisierten PatientInnen erhalten.

B3: Diagnosen

Die Erinnerung der PatientInnen über eine erlebte frühkindliche Bindungstraumatisierung teilt sich in drei Richtungen. Viele der PatientInnen, die in Behandlung kommen haben keine Kenntnis von der Bindungstraumatisierung und sehen keinen Zusammenhang mit der Kindheit. „Manche sagen erst später, ich hätte nicht gedacht, dass das mit meiner Kindheit zusammenhängt. Das ist doch schon so lange vorbei“ (D, S. 7, Z. 198-199). Das heißt, „[…] dass Menschen mit anderen Thematiken kommen, wo sich ein frühkindliches Bindungstrauma im Laufe der Zeit herausstellt“ (F, S. 7, Z. 187-188). Vordergründige „[…] Themen beziehungsweise Symptome […] [können] Depression, Ängste, dissoziative Symptomatik, Essstörungen, Sucht oder eine Kombination“ (A, S. 9, Z. 285, 287-288, 290), „[…] komplexe posttraumatische Belastungsstörungen, […] Panikattacken“ (G, S. 5, Z. 123-124) oder eine „[…] Persönlichkeitsstörung[…] “ (E, S. 9, Z. 269-270) sein.

Auf der anderen Seite haben „1/3 […] schon so eine Idee, dass es mit dem zusammenhängt, was mir erfahren ist […]“ (D, S. 7-8, Z. 195-197, 200). Dafür gibt es mehrere Gründe. Beispielsweise gibt „[..] es […] immer wieder Überweisungen von Kolleginnen oder Menschen, die schon hier waren und Informationen mitgenommen habe. Dadurch kommen eher auch Menschen, die von sich aus schon sagen, das ist bei mir passiert und da würde ich gerne dran arbeiten“ (F, S. 7, Z. 181-186).

Ein weiterer Weg ist, dass eine neue Traumatisierung die Erinnerung an ein frühkindliches Bindungstrauma hervorruft. „[…] Manche haben etwas Traumatisches in den letzten Jahren erlebt und durch diese neue Traumatisierung kommt eine alte hoch“ (C, S. 8-9, Z. 2016, 218-221, 226-227).

B4: Dauer einer Therapie

Die Dauer einer Therapie mit bindungstraumatisierten PatientInnen wird sowohl bedingt durch die Schwere und Komplexität der Erkrankung als auch durch die Ausprägung und Symptomatik des frühkindlichen Bindungstraumas. Eine durchschnittliche Therapielänge ist schwierig zu definieren, da dazu unterschiedliche Angaben gemacht wurden: „[…] 3 Jahre“ (A, S. 11, Z. 343-344), „[…] schon 160 Stunden, manchmal würden sie auch länger brauchen“ (B, S. 13, Z. 401-402, 404), „[…]Monate bis hin zu 10 Jahren oder länger dauert“ (D, S. 8, Z. 220-222), „4-5 Jahre ist total normal, aber habe auch schon längere gehabt […]“ (E, S. 5, Z. 114-115) und „50-80 Stunden dauert eine Therapie […]“ (G, S. 6, Z137-139). All umfassend kann aber gesagt werden „[b]ei Patienten mit frühem Bindungstrauma ist es keine Kurzzeittherapie […]“ (F, S. 7, Z. 196-198), sondern es sind „[l]ange Therapien auf jeden Fall, länger als man normalerweise glauben würde“ (E, S. 4, Z. 108-109).

Unter anderem ist die Therapiedauer auch „[a]bhängig von der Menge an Ressourcen, Resilienz, Energie und Kraft, die jemand erlebt hat“ (D, S. 8, Z. 215-218).

B5: Erfolg einer Therapie

Der Erfolg einer Therapie ist zuerst einmal abhängig von der „[…] Frage der Definition, was sieht man als Erfolg“ (A, S. 12, Z. 374), von „[d]a ist die Frage was ist das Ziel?“ (B, S. 13, Z. 410-413) und von „[d]ie Frage ist haben die Menschen einen Auftrag“ (B, S. 15, Z. 494). Erfolg ist aber auf jeden Fall schwer zu skalieren. Des Weiteren wird der Erfolg von der Schwere und Stärke der Störung, der Komplexität und des Zeitpunktes der Bindungstraumatisierung bestimmt. Jedoch wird der Verlauf und der Erfolg einer Therapie auch von positiven Aspekten wie der Bereitschaft und der Offenheit für Auseinandersetzungen beeinflusst. „Die Therapie wird umso erfolgreicher sein, je mehr jemand bereit ist und die Offenheit hat, sich mit sich auseinander zu setzen“ (D, S. 9, Z. 242-244). Des Weiteren gibt es einen „[…] positivere[n] und schneller[en] Verlauf, wenn trotz schwerer Traumatisierung aktuell gute Beziehungen und eine Partnerschaft vorhanden ist. Das heißt aktuelle soziale Netze […]“ (G, S. 6, Z. 155-160). Allumfassend kann aber gesagt werden, dass „[…] Veränderungen, auch emotionale Veränderungen, möglich sind und dass ich traumatische Erfahrungen verarbeiten kann und dass ich gut in mein Leben im Hier und Jetzt kommen kann“ (D, S. 9, Z. 250-252). Hierbei ist auch der große Vorteil, dass das Leben im Hier und Jetzt stattfindet und dass das Leben jetzt veränderbar ist. Das heißt, es ist „[…] relativ gering, dass Bindungstraumatisierte keine Probleme mehr haben“ (C, S. 11, Z. 276), aber „[e]s kann immer ein Gewinn von Lebensqualität sein“ (D, S. 9, Z. 236-237). Bei einer langfristigen Betrachtung sieht man auf jeden Fall Erfolge, Bewegung und Entwicklung bei bindungstraumatisierten Personen. Das heißt es kann in 30-40% Prozent von einer „Heilung“ gesprochen werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 117 Seiten

Details

Titel
Die therapeutische Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn mit einem frühkindlichen Bindungstrauma
Hochschule
Universität Wien
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
117
Katalognummer
V538226
ISBN (eBook)
9783346172761
ISBN (Buch)
9783346172778
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beziehung, bindungstrauma, patientin, therapeutin
Arbeit zitieren
Paulina Arndt (Autor:in), 2020, Die therapeutische Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn mit einem frühkindlichen Bindungstrauma, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538226

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