Schutzimpfungen als Instrument von Public Health. Grundlagen zum Thema Immunisierung sowie Vor- und Nachteile des Impfens


Facharbeit (Schule), 2020

26 Seiten, Note: 13

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort.

1. Einleitung.

2. Definition und kurzer geschichtlicher Hintergrund.

3. Krankheiten, gegen die geimpft wird.
3.1. Tetanus (Wundstarrkrampf).
3.2. Poliomyelitis (spinale Kinderlähmung).
3.3. Masern.

4. Epidemiologie.

5. Funktionsweise und Arten von Impfungen.
5.1. Aktive Immunisierung.
5.2. Passive Immunisierung.
5.3. Kombinationsimpfstoffe.
5.4. Herdenimmunität.

6. Die Gesellschaft und das Impfen.

7. Vorteile und Nachteile des Impfens.
7.1. Vorteile des Impfens.
7.1.1. Impfungen bieten Schutz vor gefährlichen Krankheiten.
7.1.2. Seuchen müssen in Schach gehalten werden.
7.1.3. Finanzieller Aspekt.
7.1.4. Soziale Verantwortung gegenüber schwächeren Dritten.
7.2. Nachteile des Impfens
7.2.1. Impfungen können zu Impfreaktionen führen
7.2.2. Ausbruch der geimpften Krankheit
7.2.3. Impfen kann zu bleibenden Impfschäden führen
7.2.4. Hohe Dunkelziffer von Impfschäden befürchtet

8. Andere Länder, andere Sitten

9. Ausblick in die Zukunft: Masernschutzgesetz

10. Fazit

11. Anhang

12. Quellen

Bücher

Aufsätze aus Zeitschriften

Internetquellen

Spektrum

Filmquelle

Abbildungen

2.Vorwort

Die deutsche Gesellschaft für Public Health e.V. definiert unser Rahmenthema„Public Health“ als „die Wissenschaft und die Praxis zur Verhinderung von Krankheiten, zur Verlängerung des Lebens und zur Förderung von physischer und psychischer Gesundheit unter Berücksichtigung einer gerechten Verteilung und einer effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Maßnahmen von Public Health zielen primär auf die Gesunderhaltung der Bevölkerung und ihrer Subgruppen. Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Präferenzen der darin eingeschlossenen Individuen zu berücksichtigen, stellt eine besondere Herausforderung dar.“1

Ein Teilbereich von Public Health ist die Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Diese waren lange Zeit eine Geißel der Menschheit, eine der wichtigsten Ursachen von Krankheit und vorzeitigem Tod. Die Impfung war zusammen mit der Hygiene einer der ersten Schritte im Bereich der öffentlichen Gesundheitspflege und genau aus diesem Grund habe ich mich für das ThemaImpfen als Element von Public Healthentschieden. Ein weiterer für mich entscheidender Grund war mein eigenes Interesse an diesem Thema. Unabhängig von der Schule habe ich die Impfdebatte verfolgt und mir meine eigene Meinung gebildet. Das Ziel meiner Seminararbeit ist es meine eigene Einstellung zu überdenken und andere Menschen aufzuklären, beziehungsweise zu überzeugen.

Als Abschlusswort, wünsche ich aus tiefstem Herzen allen Lesern eine erkenntnisreiche Befassung mit meiner Arbeit.

1. Einleitung

In früheren Jahrhunderten starben regelmäßig tausende von Menschen an epidemieartig auftretenden Krankheiten. Auf Grund der hohen Infektionsgefahr durch mangelnde Hygiene erkrankten ganze Dörfer und Städte an tödlichen Erregern und wurden teilweise vollständig ausgerottet. Durch einen großartigen Zufall wurde im 18. Jahrhundert entdeckt, dass bei einigen Krankheiten die Menschen, welche das Leiden überlebten, ein Leben lang immun dagegen waren. Erst auf Grund dieser Entdeckung konnten die ersten Impfstoffe entwickelt werden. Dadurch ist der Mensch heutzutage in der Lage, sich gegen einige Krankheiten, die schwere Folgeschäden hinterlassen oder sogar zum Tod führen, zu schützen. Trotzdem hat es der Mensch bis heute nicht geschafft, gegen alle gefährlichen, teilweise zum Tode führenden Infektionen wirksame Impfstoffe zu entwickeln, zum Beispiel gegen den HI-Virus.2

Impfungen sind jedoch nach wie vor umstritten. Es gibt Menschen, die es auf Grund ihrer persönlichen oder religiösen Einstellungen ablehnen, sich und ihre Kinder impfen zu lassen. Dadurch können diese Erkrankungen weiterhin übertragen werden. Andererseits sind aber auch andere Krankheiten durch die Erfindung der Impfung ausgerottet worden. Impfungen waren auch, gerade in den Anfängen, nicht ganz ungefährlich. Durch den Versuch der Immunisierung durch Impfstoffe erkrankten manche Menschen und trugen bleibende Schäden davon. Darüber hinaus diskutieren heute einige Wissenschaftler ernsthaft darüber, ob und wie Impfungen möglicherweise daran beteiligt sind Autoimmunerkrankungen beim Menschen auszulösen, zum Beispiel Multiple Sklerose. Doch im Großen und Ganzen überwiegen die positiven Auswirkungen von Impfungen und werden als ein Segen für die Menschheit angesehen:

„Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. […] Unmittelbares Ziel der Impfung ist es, den Geimpften vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen.“3

Hieraus ergibt sich die entscheidende Bedeutung, die in der Einführung der Impfung für die Gesundheitspflege steckt. Doch nicht immer und nicht jeder ist überzeugt von heutigen Impfstoffen. Die Erfindung, Weiterentwicklung, positive und negative Aspekte von Impfungen, deren Auswirkungen auf den Menschen und die Gesellschaft im Rahmen von Public Health werde ich hier in meiner Seminararbeit genauer erläutern.

2. Definition und kurzer geschichtlicher Hintergrund

Die Impfung (lateinischimputare, »einschneiden, pfropfen«4), auch Schutzimpfung genannt, ist eine Maßnahme, die der Vorbeugung von Infektionskrankheiten dient. Die Impfung ist heutzutage ein sehr wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge der Menschheit. Wegen des einschlägigen Erfolges bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten ist es verständlich, dass Impfungen im Laufe der Jahrhunderte immer populärer und gesellschaftlich anerkannt wurden. Sie verbreiteten sich nach und nach über die ganze Welt. Somit wurden nicht zuletzt auch die Verbesserung und die Erforschung neuer Impfstoffe immer weiter vorangetrieben, mit dem Resultat, dass die Menschheit heute die Möglichkeit hat, sich gegen einige gefährliche Krankheiten durch Impfungen wirksam zu schützen.

Nachdem vermutlich schon 200 v. Chr. in asiatischen Ländern versucht wurde, Menschen durch absichtliche Infektion zu immunisieren indem pulverisierte Pockenkrusten von Erkrankten auf die Nasenschleimhäute zur Immunisierung gegen Pocken aufgebracht wurden, gelang Edward Jenner am 14. Mai 1796 der fundamentale Durchbruch, der die Menschheit in der Bekämpfung von tödlichen Infektionskrankheiten einen entscheidenden Schritt weiterbrachte. Jenner hatte beobachtet, dass Menschen, die an der leichten Form der Kuhpocken erkrankt waren, nicht mehr an Pocken erkrankten. Er infizierte daraufhin einen Jungen mit den Kuhpocken und tatsächlich, bei dem Jungen bildeten sich zwar Pusteln, diese heilten aber wieder ab und er erkrankte nicht an Pocken.5

Zwischenzeitlich gibt es eine Vielzahl von Impfstoffen für Mensch und Tier. Denn auch die Nutztierhaltung, die eine wichtige Nahrungsquelle des Menschen darstellt, profitiert mittlerweile in hohem Maß von der Gesunderhaltung der Tiere mittels Impfungen. Früher sind auch hier ganze Tierbestände verschiedenen Infektionskrankheiten zum Opfer gefallen. Dadurch wurden Tierhaltungsbetriebe ruiniert und die Fleischversorgung war gefährdet. Zuletzt muss auch die Impfung von Haustieren erwähnt werden, denn obwohl viele Tierkrankheiten nicht auf den Menschen übertragen werden, können die Tollwut oder der Wundstarrkrampf, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können und gegen die man impfen kann, für den Menschen tödlich enden.6

3. Krankheiten, gegen die geimpft wird

„Das Bundesministerium für Gesundheit hat mit der Ständigen Impfkommission (STIKO) ein unabhängiges Expertengremium für Impfempfehlungen berufen. Die STIKO empfiehlt, welche Impfungen von hohem Wert für den Gesundheitsschutz des Einzelnen und der Allgemeinheit sind, um übertragbaren Krankheiten vorzubeugen. Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf empfohlene Schutzimpfungen. Allerdings sind Schutzimpfungen für private Auslandsreisen hiervon grundsätzlich ausgenommen.“7

Im Jahr 1972 wurde die STIKO beim da­maligen Bundes­gesundheits­amt ein­ge­richtet. Sie wurde auf­grund der Be­deutung ihrer Impf­empfehlungen mit dem In­fektions­schutz­gesetz im Jahr 2001 gesetzlich verankert. Die von der STIKO empfohlenen Imp­fungen sind seit dem Jahr 2007 Grundlage für die Schutz­impfungs­richtlinie des Ge­mein­samen Bundes­aus­schusses.8In der Regel werden die Empfehlungen der STIKO einmal jährlich im Epidemiologischen Bulletin des RKI veröffentlicht. Ausführliche Begründungen der Empfehlungen werden seit 2004 publiziert. Die aktuelle Ausgabe wurde am 22. August 2019 veröffentlicht und ist die 34. Ausgabe (Siehe Anhang).9

Diese Ausgabe umfasst 15 verschiedene Impfstoffe. Im Folgenden habe ich Beispiele ausgewählt, an denen die schwerwiegenden Folgen einer Krankheit, gegen die geimpft werden kann, deutlich werden.

3.1. Tetanus (Wundstarrkrampf)

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit, welche die muskelsteuernden Nervenzellen befällt. Dabei verkrampft die gesamte Körpermuskulatur bei voll erhaltenem Bewusstsein. Der Virus wird häufig unterschätzt, weil er selbst bei den kleinsten Schürfwunden oder Kratzern in die Blutbahn gelangen kann. Die Tetanus-Bakterien kommen überall auf der Welt in der Erde, in Staub und Schmutz sowie im Magen-Darm-Trakt von Wiederkäuern, dadurch auch in Pferdemist, vor. Meist unbekannt ist, dass Tetanus auch durch einen Tierbiss übertragen werden kann.

Der Neugeborenen-Tetanus ist bei mangelhafter Sauberkeit in den Ländern der Dritten Welt eine häufige Erkrankung und Todesursache (jährlich 400.000 Todesfälle) InDeutschlandwurden in den letzten Jahren unter 15 Erkrankungsfälle jährlich verzeichnet, überwiegend bei älteren Erwachsenen (vor 1970 waren es noch weit über 100 Erkrankungen). Der einzig wirksame Schutz gegen Tetanus ist die Impfung. Im Verletzungsfall wird bereits bei sauberen, geringfügigen Wunden aufgefrischt, wenn die letzte Impfung mehr als 10 Jahre zurück liegt und eine Tetanusimmunisierung mit mindestens drei Impfungen erfolgte. Für alle anderen Wunden (so z.B. tiefe und/oder verschmutzte) erfolgt sie bereits nach 5 Jahren.1011

3.2. Poliomyelitis (spinale Kinderlähmung)

Poliomyelitis (wörtlich: Entzündung des grauen Rückenmarks) verursacht plötzlich auftretende, nicht symmetrische schlaffe Lähmungen im Bereich der Gliedmaßen und des Rumpfes ohne Empfindungsstörungen. Der Name „Kinderlähmung“ ist irreführend denn an Poliomyelitis können auch Erwachsene erkranken.

Diese Virusinfektion wird oft unterschätzt, da sie zunächst nur sehr harmlose Symptome aufweist. Leichtes Fieber, Schwäche, Hals-, Magen- und Darmbeschwerden sind in den meisten Fällen schon die einzigen Zeichen, die schnell zum Verdacht auf eine Hirnhautentzündung führen. Einige der an Kinderlähmung Erkrankten erleiden bleibende muskuläre Lähmungen. Bei wenigen wird sogar die Atemmuskulatur betroffen, unter Umständen wird dann eine künstliche Dauerbeatmung erforderlich. Hirnbeteiligung mit Schluckstörungen, Atem- und Kreislaufversagen ist selten, aber dann oft tödlich. Das Poliovirus kommt nur beim Menschen vor und wird über eine oral-fäkale Schmutz- und Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen. Das mit dem Stuhl ausgeschiedene Virus gelangt durch den Mund in den Körper, beispielsweise über die Hände, Gegenstände, Nahrungsmittel, entsprechenden Geschlechtsverkehr und Wasser. Schlechte hygienische Verhältnisse begünstigen die Ausbreitung von Infektionen.

Kaum eine Schutzimpfung hat sich so im Bewusstsein der Bevölkerung gefestigt wie die gegen Polio. Unter der Parole "Schluckimpfung ist süß - Kinderlähmung ist grausam" startete in den 60er Jahren eine Aufklärungs-Kampagne. Davor waren die Polioviren weltweit verbreitet. Doch infolge der breiten Anwendung der Schluckimpfung ist die Erkrankung mit ihren sichtbaren Folgen weitgehend aus unserem Alltagsleben verschwunden. Seit 1998 empfiehlt die STIKO anstelle der Schluckimpfung eine Impfung zur Injektion und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2002 Europa und somit auch Deutschland als "poliofrei" zertifiziert.

Insgesamt scheint die WHO ihr Ziel, die Polio auszurotten, mit weltweit 33 gemeldeten Infektionen in 2018 nahezu erreicht zu haben. Jedoch gibt es nach wie vor Meldungen über Polioausbrüche wie zum Beispiel auf den Philippinen 2019. Trotzdem besteht weiterhin die berechtigte Hoffnung, dass die globale Polio-Eradikations-Initiative der WHO ihr Ziel bis 2023 erreichen kann. Mittlerweile tritt Polio nur noch in Afghanistan, Pakistan und Nigeria endemisch auf. Eine der größten Gefahren ist, dass die Polioviren aus den Endemiegebieten in Länder reimportiert werden könnten, aus denen längere Zeit keine Infektionen mehr gemeldet wurden. Deshalb ist die Weiterführung der Polioimpfung in den bereits als poliofrei zertifizierten Ländern notwendig.

Menschen, die eine komplette Grundimmunisierung und später mindestens eine Auffrischimpfung erhalten haben, gelten als vollständig immunisiert. Die STIKO empfiehlt eine Auffrischimpfung nach dem vollendeten 18. Lebensjahr nur noch bei bestimmten Risikogruppen (für Reisende in Länder mit Polio-Vorkommen, für Aussiedler und Migranten in Gemeinschaftsunterkünften und für Personen mit beruflicher Exposition z.B. im medizinischen Bereich).1213

3.3. Masern

„Masern sind eine hochfieberhafte, katarrhalische (sinngemäß „schleimfließende“) Krankheit mit typischen Ausschlag und nach folgend dauerhafter Immunität.“14

Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome vergehen 9 bis 12 Tage. Der Virus äußert sich zunächst mit hohem Fieber, Abgeschlagenheit, bellendem, krampfartigem Husten, Schnupfen und Bindehautentzündung. In den Wangentaschen bilden sich oft kleine weißliche Flecken. Innerhalb weniger Tage bildet sich der typische Hautausschlag. Im Zeitraum von 3 bis 5 Tagen vor bis etwa 4 Tage nach Auftreten des Hautausschlags kann der Infizierte andere Menschen anstecken. Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheiten und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen (Sprechen, Husten). Jedes Jahr sterben weltweit noch fast 400.000 Menschen an diesem Virus. Oftmals wird behauptet das Masern nur eine harmlose Kinderkrankheit sind. Doch das stimmt nicht, denn auch Erwachsene können daran erkranken, wenn diese nicht geimpft sind bzw. die Krankheit als Kind nicht durchgemacht haben.

Masern heilen erfreulicherweise in den meisten Fällen folgenlos aus, obwohl Komplikationen wie Mittelohrentzündung, akute Bronchitis und sogar Lungenentzündung nicht selten sind. Besonders gefürchtet ist eine durch Masern verursachte Gehirnentzündung (Enzephalitis), die etwa bei einem von 1.000 Patienten auftritt. Diese endet auch heute noch bei 30 % der Patienten tödlich oder hinterlässt in 20 % aller Fälle eine bleibende Behinderung.

Eine Behandlung mit Medikamenten, welche die Ursache der Erkrankung bekämpfen, gibt es nicht. Deshalb ist die Masernimpfung von Kleinkindern als Vorsorgemaßnahme von größter Wichtigkeit.1516

Lokale Masernepidemien brachen auch dort auf, wo Eltern ihre Kinder an „Masernpartys“ teilnehmen ließen. Auf sogenannten Masernpartys wird – aus falsch verstandener Abwehrstrategie – mit kleinen Kindern und den hochinfektiösen Masernbakterien russisch Roulette gespielt: Nicht gegen Masern geimpfte Kinder werden mit denjenigen zusammengebracht, die akut mit dieser Krankheit infiziert sind. Das Ziel ist es, dass sich nicht geimpfte Kinder gezielt anstecken, um so ihre Immunabwehr auf natürliche Weise dauerhaft zu stärken. Denn wer einmal die Masern überstanden hat, wird in der Regel nicht mehr daran erkranken. Solche Veranstaltungen werden von Impfgegnern als eine Art besonderen Schutz beworben, um einen lebenslangen Schutz ohne Impfrisiken zu erhalten.

Doch die Organisation solcher Masernpartys zeigt eine verbreitete dramatische Fehleinschätzung der Risiken von meldepflichtigen Infektionskrankheiten wie den Masern. Es kann nur dringend gewarnt werden: Denn an Masern erkrankte Kinder können schwere Krankheiten erleiden oder sogar daran sterben.17

4. Epidemiologie

„Die Epidemiologie (vonaltgriechischἡ νούσος επιδημια,epidēmíā nósos„Epidemie, Volkskrankheit“,wörtlich „über das ganze Volk verbreitete Krankheit“, und-logie) bezeichnet die Wissenschaft von der Entstehung, Verbreitung, Bekämpfung und den sozialen Folgen von Epidemien, zeittypischen Massenerkrankungen und Zivilisationsschäden.“18

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Abbildung 1]

Wie schnell eine solche Verbreitung von Krankheiten funktioniert, zeigt der Fall eines 19-jährigen Masernkranken. Er reiste im Dezember 2008 von London nach Hamburg. Der Virus breitete sich schnell aus, denn fünf Menschen haben sich in einer Notaufnahme angesteckt. Bis Juni 2009 hat das Virus, das den Namen „D4-Hamburg“ erhalten hat, mehr als 200 Menschen in Deutschland infiziert. Einer von den Erkrankten, ein Bauarbeiter, verschleppte den Erreger nach Bulgarien. Dort explodierten die Krankheitszahlen auf über 20 000 Fälle Mehr als zwei Jahre lang zirkulierte D4-Hamburg in Europa. Die Masern fesselten viele Menschen an ihr Bett, sorgten für Arbeitsunfälle und Krankenhausaufenthalte in Österreich, Polen und Griechenland. 24 Menschen starben, aufgrund der Krankheit. Als die Kettenreaktion endlich aufgelöst war, wurde D4-Hamburg in 11 Staaten nachgewiesen.19(Siehe Abbildung 1)

5. Funktionsweise und Arten von Impfungen

Bei einer Impfung nutzt der Körper seine eigene Abwehrstrategie: Er wird gezielt mit den im Impfstoff enthaltenen abgeschwächten oder abgetöteten Krankheitserregern oder Bruchstücken der Krankheitserreger in Kontakt gebracht, um die Bildung von Antikörpern auszulösen.Man unterscheidet zwischen der aktiven und passiven Impfung.20

5.1. Aktive Immunisierung

Bei der aktiven Immunisierung muss die körpereigene Abwehr selbst aktiv werden. Ziel ist es, einen langfristig wirksamen Schutz aufzubauen. Hierzu werden abgetötete Erreger oder auch nur Bruchstücke davon, beziehungsweise abgeschwächte Krankheitserreger, die selbst keine ernsthafte Erkrankung mehr verursachen können, verabreicht. Dem Körper wird so eine Infektion vorgetäuscht und er reagiert mit der Bildung von Antikörpern und sogenannten Gedächtniszellen. Wenn man sich zukünftig einmal mit dem echten Erreger ansteckt, können diese schnell aktiv werden und die Erkrankung abwehren. Für den Aufbau des Impfschutzes sind in vielen Fällen mehrere Teilimpfungen nötig. Man spricht dann von Grundimmunisierung. Die einzelnen Impfzeitpunkte sind im so genannten „Impfschema“ festgelegt. Bei einigen Impfungen hält der Schutz danach ein Leben lang, andere müssen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden. Auffrischungsimpfungen bei Jugendlichen und im Erwachsenenalter dienen somit einer nochmaligen "Erinnerung" desImmunsystemsund halten den Impfschutz aufrecht. Bei der Aktiv-Immunisierung unterscheidet man zusätzlich zwischen Lebendimpfstoffen und Totimpfstoffen. Die Lebendimpfstoffe erhalten die abgeschwächte Form der Krankheitskeime, zum Beispiel in Masern-, Röteln-, oder Windpocken-Impfstoffen. Die nicht mehr empfohlene Schluckimpfung gegen Poliomyelitis gehörte auch dazu. Diese Erreger vermehren sich noch im Körper, werden aber von einem gesunden Immunsystem ohne wesentliche Krankheitssymptome überwunden. Der Organismus erzeugt dabei eine länger anhaltende Immunität. Die Totimpfstoffe enthalten mit Formalin inaktivierte, besser bekannt als: „abgetötete“ Viren oder Bakterien oder wesentliche antigene Teile von ihnen. Verwendet werden diese bei Wundstarrkrampf, Tollwut und vielen mehr. Totimpfstoffe erzeugen erst nach mehrfacher Anwendung einen Schutz für einige Jahre. Zur Grundimmunisierung werden deshalb drei bis vier Impftermine und zur Auffrischung Wiederholungsimpfungen im Kindes- und Jugendalter ein- oder zweimal, im Erwachsenenalter bei einigen Impfungen alle 10 Jahre öffentlich empfohlen. Alle diese aktiven Impfungen benötigen je Impfvorgang nur geringe Mengen Impfstoff (0,5 bis 1 ml), im Gegensatz zu den Passiv-Impfungen, die 1 – 5 – 10 ml Serum benötigen.2122

5.2. Passive Immunisierung

Bei der passiven Immunisierung bekommt die körpereigene Abwehr direkte Unterstützung. Der Impfstoff enthält Antikörper gegen bestimmte Erreger. Diese Antikörper stammen in der Regel von anderen Menschen, in seltenen Fällen auch von Tieren. Durch die passive Immunisierung entsteht ein sofortiger Schutz, der jedoch nur vorübergehend für einige Wochen bis maximal drei Monate anhält. Eine passive Immunisierung kann sinnvoll sein, wenn jemand mit einem Erreger in Kontakt gekommen ist, gegen den er nicht geimpft war. Bei einigen Krankheiten besteht die Möglichkeit, durch eine passive Immunisierung einen schnellen Schutz aufzubauen. Dies kann notwendig sein, wenn ein Mensch aktuell mit einem Krankheitserreger in Kontakt gekommen ist und kein ausreichenderImpfschutzgegen diese Krankheit besteht. Hierzu muss man allerdings merken, dass man sich angesteckt hatte. 2324

5.3. Kombinationsimpfstoffe

Kombinationsimpfungen, sind Impfstoffe, die gleichzeitig gegen mehrere Erreger wirken, so dass mit nur einer Impfung gleich gegen mehrere Krankheiten vorgebeugt werden kann. Diese Impfstoffe stehen oftmals in besonderer Kritik. Manchmal wird die Vermutung geäußert, diese Impfstoffe könnten vermehrt zu Nebenwirkungen führen. Doch diese Vermutung kann nicht bestätigt werden. Nur selten treten Nebenwirkungen auf und wenn, dann wurden diese durch Begleitstoffe, die jedoch generell in Impfstoffen enthalten sind, hervorgerufen. Die Menge an notwendigen Begleitstoffen wird durch Kombinationsimpfstoffe hingegen reduziert. Aus unterschiedlichen Gründen kann auf diese Begleitstoffe in keiner Impfung gänzlich verzichtet werden. Generell können sie Spuren von Formaldehyd, Antibiotika und geringste Mengen von Hühnereiweiß sein. Quecksilber, welches früher zur Konservierung von Impfstoffen diente, ist in heutigen Kinderimpfstoffen nicht mehr enthalten, obwohl bis heute nicht sicher erwiesen ist, dass dies Nebenwirkungen erzeugt hat. Die Begleitstoffe nützen vor allem der Inaktivierung von Viren (Formaldehyd), oder verhindern Verunreinigungen während der Herstellung (Antibiotika). Diese Begleitstoffe baut der Körper problemlos im Rahmen normaler Stoffwechselvorgänge ab und scheidet sie aus.25

5.4. Herdenimmunität

Der Einzelne profitiert von einer Impfung, weil er vor bestimmten Infektionskrankheiten komplett geschützt ist oder nur leicht erkrankt. Besonders bei tödlich verlaufenden oder mit schweren Komplikationen einhergehenden Erkrankungen ist dies wichtig. Aber nicht nur der oder die Einzelne hat einen großen Nutzen von der Impfung, sondern auch die Gemeinschaft. Dieses Phänomen nennt man auch Herdenimmunität. Wenn diese Herdenimmunität fehlt, dann stecken Infizierte Ungeimpfte an, diese infizieren weitereMenschen. Daraufhin breitet sich die Krankheit

aus. [Abbildung 2]

Dies wird durch Abbildung 2 veranschaulicht. Gefährlich ist dies vor allem für Immungeschwächte oder Säuglinge, die noch nicht geimpft werden konnten. Sie sind auf den Schutz durch die Gemeinschaft angewiesen. Sind jedoch genug Menschen geimpft, schützen sie sogar Menschen, denen sie nie begegnen. Bei den meisten Krankheiten funktioniert das sehr gut. Es ist jedoch nicht ratsam nur auf den Schutz durch andere zu vertrauen.26

6. Die Gesellschaft und das Impfen

Viele Impfungen haben ihre Effektivität bereits bewiesen. Aber ihr Sinn wird dennoch häufig angezweifelt, manchmal sogar komplett infrage gestellt und bekämpft. Aggressive Thesen gegen das Impfen werden heutzutage vor allem über das Internet verbreitet. Der Streit von Impfgegnern und eventuell Impfkritikern mit Impfbefürwortern wird zum Teil kontrovers und unversöhnlich geführt, fast wie ein Glaubenskrieg. Die Hauptthese der Impfgegner lautet: Impfen schadet den Geimpften und bringt nur den Impfstoffherstellern etwas. Es wird geschätzt, dass nur etwa 3 bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung Impfgegner sind. Sie glauben der Wissenschaft nicht, zweifeln sie an und widerlegen ihre Aussagen anhand nicht bewiesener Gerüchte. Unter die Impfgegner fallen auch Menschen, die das Impfen aufgrund von ideologischen und religiösen Gründen ablehnen. Sie wünschen sich oftmals 100-prozentige Sicherheit, was sich im Zusammenhang mit der Medizin als eigentlich unmöglich herausstellt. Die Impfbefürworter stehen hinter den Aussagen der Wissenschaft. Sie lassen sich und ihre Kinder impfen, weil sie davon überzeugt sind das richtige zu tun. Impfbefürworter haben oft weniger Angst vor möglichen Risiken, als vor der Tatsache, dass sie sich oder ihr Kind nicht impfen haben lassen und anschließend mit den Folgen einer nicht prävenierten Krankheit leben müssen. Es gibt aber nicht nur die Gegner und Befürworter, sondern auch eine dritte Gruppe. Die Impfskeptiker. Sie lehnen nicht alle Impfungen sofort ab. Oftmals stellen sie eher die Impfstrategie, den Impfzeitpunkt oder den Umfang der Impfungen in Frage. Manchmal ist es auch gar nicht das Impfen an sich, sondern viel eher Wirkstoffe, wie zum Beispiel Aluminiumverbindungen, die in manchen Impfstoffen als Wirkverstärker dienen, die die Impfskeptiker anzweifeln. Der Streit um das Impfen hat fast schon Tradition. Er ist so alt wie das Impfen selbst. Der vorsorgliche Pieks gegen zahlreiche gefährliche Infektionskrankheiten wird von Ärzten, Heilkundigen, Vertretern unterschiedlicher Organisationen und Vereine gegen das Impfen und von anderen Interessenten oder verzweifelten Eltern heiß diskutiert. Menschen gehen auf die Straßen um zu demonstrieren. Zuletzt hat im September 2019 in Berlin eine große Demonstration stattgefunden. Bei der es darum ging, dass das Impfen nicht erzwungen, sondern weiterhin freiwillig sein soll. Es gibt Online-Foren, in denen Menschen diskutieren. Ärzte, wie Herr David Bardens, erhielt bereits Morddrohungen. Er hat stets einen Personenschützer an seiner Seite und trotzdem sagt er, dass es das sinnvollste in seinem Leben war, sich öffentlich fürs Impfen einzusetzen.2728 Die Impfdebatte nimmt ein enormes Ausmaß und deren Teilnehmer sollten sich eher auf die Versachlichung der Diskussion fokussieren.

[...]


1Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Stand: 07.01.2020

2Vgl. Theill, S. 28 f.

3Robert-Koch-Institut, Stichwort: Impfen (Stand: 09.05.2019)

4Duden, Stichwort: Impfen (Stand: 03.01.2020)

5Vgl. Theill, S. 28 f.

6Vgl. Tierärzteverband, Stand: 30.12.2019

7Bundesministerium für Gesundheit, Stand: 19.11.2019

8Vgl. Robert-Koch-Institut, Stichwort: STIKO, Stand: 02.01.2020

9Vgl. Robert-Koch-Institut, Stichwort: Empfehlungen der STIKO, Stand: 05.01.2020

10Vgl. Goebel, S. 25 ff.

11Vgl. Impfen.de, Stichwort: Tetanus, Stand: 07.01.2020

12Vgl. Goebel, S. 50 ff.

13Vgl. Impfen.de, Stichwort: Poliomyelitis, Stand: 07.01.2020

14Goebel, S. 70

15 Vgl. Goebel, S.70 ff.

16Vgl. Impfen.de, Stichwort: Masern, Stand: 02.01.2020

17Vgl. Theill, S.10 f.

18Duden, Stichwort: Epidemiologie, Stand: 07.01.2020

19Vgl. Pasquet, S.64

20Vgl. Pasquet, S.54

21Vgl. Eingeimpft (Sievenking, 13.09.2018)

22Vgl. Goebel, S. 15 ff.

23Vgl. Goebel, S. 15 ff.

24Vgl. Eingeimpft (Sieveking, 13.09.2018)

25Vgl. Impfen-Info, Stichwort: Kombinationsimpfstoffe, Stand: 07.01.2020

26Vgl. Theill, S. 37 ff.

27Vgl. Pasquet, S. 46 f.

28Vgl. Springer Link, Stand: 09.12.2014

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Schutzimpfungen als Instrument von Public Health. Grundlagen zum Thema Immunisierung sowie Vor- und Nachteile des Impfens
Note
13
Jahr
2020
Seiten
26
Katalognummer
V537943
ISBN (eBook)
9783346163912
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Public Health, Impfen, Epidemiologie, Gesundheitswesen
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Schutzimpfungen als Instrument von Public Health. Grundlagen zum Thema Immunisierung sowie Vor- und Nachteile des Impfens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/537943

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