Literacy für Alle. Wie kann Schrifterwerb als Kulturerbe barrierefrei gestaltet werden?


Studienarbeit, 2018

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

HINWEISE

1.EINLEITUNG

2. LITERACY
2.1 LITERACY IN DER PRAXIS

3. UNTERSTUTZTE KOMMUNIKATION
3.1 IMPLEMENTIERUNGVONUK
3.2 UK UND LITERACY

4. SCHRIFTSPRACHERWERB UND LITERACY
4.1 PHASEN DES SCHRIFTSPRACHERWERBS

5. ZUSAMMENFASSUNG / FAZIT

6. LITERATURVERZEICHNIS

Hinweise

Aus Grunden der besseren Lesbarkeit wurde auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet und entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichberechtigung fur beide Geschlechter.

Ebenso wird aus Grunden der besseren Lesbarkeit der Begriff „Unterstutzte Kommunikation" mit UKabgekurzt.

Die in der Hausarbeit genannten praktischen Bezuge geben keine Garantie fur eine erfolgreiche Praxis, sondern sind lediglich exemplarisch zu verstehen. Quantitative, geprufte theoretische Hypothesen konnen nur eine wahrscheinliche Gultigkeit in der Praxis erreichen. Daher kann nicht garantiert werden, dass die genannten praktischen Bezuge auf andere Lerngruppen zutrifft und anwendbar sind, es gilt eine entsprechende kritische Sichtweise zu behalten und Methoden entsprechend zu abstrahieren und zu adaptieren.

1. Einleitung

„Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!" Menschen die lesen und schreiben konnen haben es einfacher, sich in der Welt zu orientieren. Durch die Schriftsprache wird die Teilhabe erleichtert. Die UK bietet viele Moglichkeiten, Menschen zu helfen, die aufgrund von kognitiven oder physischen Ursachen heraus nicht in der Lage sind Lautsprache zu verwenden, urn zu kommunizieren. Die Verbindung zwischen UK und Schriftsprache ist die Leichte Sprache. UK schliefit den Lese- und Schriftspracherwerb nicht aus, inwiefern sie dies unterstutzen kann und dadurch eine erhohte Teilhabe erreicht werden kann, bearbeitet diese Arbeit. Daruber hinaus wird in den folgenden Kapitein bearbeitet, dass eine haufige Barriere durch ein verandertes Menschenbild aufgelost werden kann. Insbesondere, dass Menschen aufgrund einer Beeintrachtigung Moglichkeiten und Angebote vorenthalten werden und damit entmundigt sind. Das dies nicht sein darf wird am Beispiel von Literacy verdeutlicht.

Eine selbstbestimmte Teilhabe setzt aber nicht voraus, dass mit oder ohne UK, funktionell kommuniziert werden konnen muss. Passende, individuell adaptierte Hilfsmoglichkeiten mussen gesucht werden, urn dem Menschen die eigene Wahl zu ermoglichen.

Die Definition von Literacy ist nicht gemal3> einer inklusiven Padagogik ausgerichtet, daher wird im folgenden Abschnitt versucht den Begriff unter dem Aspekt Inklusion zu beschreiben, damit Literacy fur Alle, also restlos verstanden werden kann.

2. Literacy

..Literacy bedeutet wortlich Lese- und Schreibkompetenz, schlie(3>t aber weitere Fahigkeiten ein, wie z.B. Textverstandnis und Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfahigkeit oder Vertrautheit mit Buchern" (Kindergarten heute). Um einem allgemeinpadagogischen Menschenbild gerecht zu werden, muss die Definition von Literacy erweitert werden. Die basalen Erfahrungen der Kulturtechnik oder das Erzahlen gehort ebenso dazu. Erfahrungen sammeln mit Buchern, Reimen, Marchen und Horbuchern hat eine gro(3>e Bedeutung und bietet vielerlei Moglichkeiten an. Dies sollte nicht erst in der Schule ermoglicht werden, die Freude an Buchern und an der Sprache wird bereits in fruher Kindheit gepragt.

Literacy begreift den Menschen als Wesen, das in eine sprach- und schriftgepragte Kultur geboren wird. Teilhabe bedeutet nicht nur barrierefreien Zugang zum Amt, auch den Zugang zum Kuiturerbe, vgl.: (Horneber2017, 10). Hornebermachtdeutlich, dass zur Teilhabe auch die Teilhabe am Kuiturerbe gehort. Sie weist daraufhin, dass der Mensch nicht selbst lesen konnen muss, um sich an Sprache zu erfreuen, vgl.: (Horneber 2017, 10). Menschen die nicht lesen oder schreiben konnen, haben ein Anrecht auf das Kuiturerbe, so wie alle Menschen. Sich an Texten und Sprache zu erfreuen konnen alle Menschen, auch wenn der Zugang fur einige Menschen mit Beeintrachtigungen erschwert wird. Aufgabe ist es, die notwendige Hilfestellung zu geben, um einen Zugang zu Schrift und Sprache zu ermoglichen. Es bezieht sich auf alle Menschen, unabhangig einer mehrschwerfachen Beeintrachtigung oder Personen mit einer tiefgreifenden Entwicklungsstorung, eben restlos. Das Barrieren nicht nur ein fehlender Rollstuhl gerechter Zugang bedeutet, zeigt die Teilhabe an Schrift und Sprache. Eine haufige Barriere ist, dass dem Nutzer der Zugang aufgrund der kognitiven Leistungsfahigkeit nicht ermoglicht wird. Barrieren uberwinden und unterstutzt kommunizierende Nutzer an der Welt der Literacy teilhaben lassen, vgl.: (Horneber 2017, 15). Literacy beschreibt ein Kuiturerbe, zudem alle Menschen einen Zugang haben. Die Merkmale ..Menschen mit Lautsprache" und ..Menschen die unterstutzt kommunizieren" umfasst alle Menschen, daher bedarf es keine Differenzierung, lediglich die Art und Form der Kommunikation ist unterschiedlich, aber alle Menschen kommunizieren.

Das erste Axiom von Watzlawick „Man kann nicht nicht kommunizieren" (Bender2014) hat, solange der Mensch lebt, seine Gultigkeit. Aufgabe der padagogischen Fachkrafte ist es, die passende Form der Unterstutzung zu finden, um Menschen ohne Lautsprache einen Zugang zur Kommunikation zu ermoglichen. Da Menschen, die unterstutzt kommunizieren, sichtbarweniger Angebote bekommen, um Literacy Erfahrungen zu sammeln, sollten Angebote, unabhangig dieses Merkmales, geschaffen werden. Fur Schulen bedeutet das, Literacy Angebote fur die ganze Klasse zu schaffen. Damit sind auch basale Erfahrungen gemeint, wie z.B. das Horen von Texten. Diese inklusiven Angebote bedeuten nicht, dass einem die Wahl genommen wird. Durch Literacy Angebote wird die Wiedergewinnung der Wahl ermoglicht, beziehungsweise hat jeder Mensch die Wahl diese Angebote anzunehmen. Nach wie vor hat das Grundprinzip der Angebotsplanung, dass die padagogische Fachkraft das Angebot wahlt, doch das Kind entscheidet, ob es dies annimmt, seine Gultigkeit und andert sich auch in einer allgemein gultigen Padagogik nicht.

Im Folgenden wird darauf eingegangen, wie Literacy in der Praxis umgesetzt werden kann. Ziel ist nicht, eine Unterrichtsplanung zu erarbeiten, der den gemeinsamen Gegenstand nach Feuser (Feuser2016, 82) beinhaltet. Dennoch istfurjeden Schuier das gleiche Ziel gesetzt, das Erreichen der nachsten Entwicklungszone. Mit dem Abschnitt soil verdeutlicht werden, mit welchen grundlegenden Moglichkeiten erfolgreich Literacy Erfahrungen ermoglicht werden konnen. Erfolgreiche Literacy exkludiert keinen Menschen, es beinhaltet alle Menschen, denn es ist nicht vom Menschen abhangig. Das System, in dem Fall das Angebot fur Literacy passt sich individuell dem Schuier an.

2.1 Literacy in der Praxis

„ln alien Schulen muss Literacy zu einem selbstverstandlichen Inhalt in den Lehrplanen werden und zwar fur jeden Schuier, egal wie stark seine Beeintrachtigung ausgepragt ist" (Horneber2017, 19).

Horneber deutet in diesem Zitat zwei Punkte an. Zum einem wird das Kind nicht als behindert abgestempelt, es wird von Beeintrachtigung gesprochen. Zum anderem von dem Selbstverstandnis Literacy, unabhangig von der Schwere der Beeintrachtigung, jedem Schulerzu ermoglichen. Also unabhangig davon, ob derSchuler lautsprachlich kommuniziert oder schreiben und lesen kann.

Also umfasst diese Ansicht ein Menschenbild, das alle umfasst und keinen ausschliel3>t. Haufig ist Literacy ein Angebot fur Kinder, die uberausreichende kognitive Leistung verfugen.

Haufig wird argumentiert, dass Inklusion, also die Teilhabe von mehrschwerfach beeintrachtigten Kindern ohne personelle Aufstockung nicht moglich sei. Am Beispiel der Literacy, ist eine Aufstockung keine Notwendigkeit. Haufig werden Kinder mit mehrschwerfachen Beeintrachtigungen nicht mal basale Erfahrungen ermoglicht. Das wurde sich mittels der Medien schnell andern lassen. Jetzt konnten Befurworter und Gegnervon neuen Medien, Medienkonsum und digitale Schule einen Diskurs fuhren, doch das ist nicht Ziel dieser Arbeit.

Unumganglich scheinen jedoch die Ressourcen der unterstutzten Kommunikation zu sein. In diesem Bereich werden alltaglich IPad's, Anybook Reader, Tablets und vieles mehr verwendet. Dadurch lassen sich nach kurzer Ubung, Buchererstellen, die mittels eines Anybook Readers vorgelesen werden konnen. Somit bedarf es lediglich der Planung und das Aufzeigen der Funktionen und Schuler konnen sich dadurch selbst ein Buch erarbeiten und anhoren. Warum dann nicht einfach ein Horbuch abspielen? Mit dem Anybook Reader wird, im Gegensatz zum Horbuch, die Schrift nicht weggelassen. Textabschnitte konnen viel individueller unterteilt werden, der Schuler kann sich bestimmte Textabschnitte wiederholt vorlesen lassen, der Schuler erfahrt Wirkung und Ursache, kann selbstbestimmt an der Literacy teilhaben und die Barriere wird dadurch abgebaut. Der Schuler hat, aufgrund des Anybook Readers, nun eine Wahlmoglichkeit mehr gewonnen.

Eine weitere Moglichkeit bieten Tablets. Mit einer geeigneten Applikation konnen Bucher selbst gestaltet werden, Bilder eingefugt und Textabschnitte vorgelesen werden. Menschen die aufgrund einer motorischen Beeintrachtigung keinen Anybook Reader halten konnen, haben hier die Moglichkeit sich der Literacy zu erfreuen. Auch ist Literacy im Unterricht, an einer Schule fur alle keine Barriere. Hierbei ist zu beachten, dass der gemeinsame Lerngegenstand entsprechend dem Schuler abstrahiertwird. In dem Kontinuum vom leichtem zum schwerem arbeiten alle Schuler an dem gleichen Punkt, wahrend der Unterrichtsgegenstand entlang dem Kontinuum von Konkret bis Abstrakt sich dem Schuler anpasst. Somit kann ein gemeinsamer Gegenstand im Unterricht bearbeitet werden und jeder Schuler hat die Moglichkeit, sich zu Entwickeln und kann die nachste Entwicklungsstufe erreichen.

3. Unterstiitzte Kommunikation

Es gibt Menschen, die sind aufgrund einer Beeintrachtigung in der Sprache und Kommunikation gehemmt. In vielen Fallen werden Menschen dann nur von Bezugspersonen verstanden, wahrend die Verstandigung mit der Umwelt kaum moglich erscheint. Dadurch ist die inklusive Teilhabe eingeschrankt, teilweise gar nicht erst gegeben. Die UK bietet diesen Menschen Moglichkeiten an, die Kommunikation verstandlicher zu machen. Dadurch wird die inklusive Teilhabe ermoglicht. Die Moglichkeiten der UK unterscheiden sich zunachst in korpereigene und korperfremde Kommunikationsmittel. Zeigen mit Korperteilen, Mimik, Gestikusw. zahlt zu den korpereigenen Kommunikationsmitteln. Das korpereigene Kommunikationsformen ortsunabhangig, spontan und schnell benutzt werden konnen ist sofort ersichtlich. Korperfremde Kommunikationsmittel konnen in technisch und nicht technisch unterschieden werden. Fur beide Teilbereiche sind symbolbasierte Unterstutzungsmoglichkeiten vorhanden, genauso wie Lauttabellen oder Gebarden. Ansteuerungshilfen und Ausgabegerate konnen nicht nur die Kommunikation lautsprachlich ermoglichen, sondern einige technische Gerate bieten auch eine Umfeld Steuerung an. Nachteilig an korperfremden Kommunikationsmitteln sind, dass die Hilfsmittel transportiert werden mussen und daher nicht immer schnell und spontan zur Verfugung stehen. Die UK setzt sich nicht zum Ziel, die individuelle Kommunikationsart zu ersetzten, sondern diese zu erganzen und zu unterstutzten, vgl.: (UK2015)

„UK orientiert sich an einem humanistischen Menschenbild und betont das Recht eines jeden Menschen auf Selbstbestimmung und Partizipation. UK geht davon aus, dass jeder Mensch ein Bedurfnis nach Kontakt und Kommunikation hat. Ausgehend von den aktuellen Kompetenzen einer Person entwickelt UK individuelle Mafinahmen fur eine bessere Verstandigung und mehr Mitbestimmung im Alltag" (UK 2015). Diese Definition von der Gesellschaft fur UK beinhaltet die rechtliche, soziale und personliche Ebene. Die Gesellschaft orientiert sich an einem humanen Menschenbild, in dem jeder Mensch das gleiche Recht auf Freiheit hat und alle Entscheidungen, die das eigene Leben beeinflussen, selbst entscheiden konnen. Die rechtliche Ebene beinhaltet, das jeder Mensch ein Recht auf Selbstbestimmung und Partizipation hat, also ein Recht auf Inklusion. Die UKweistausdrucklich darauf hin, dass jeder Mensch dieses Recht hat, unabhangig von einer Beeintrachtigung.

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Literacy für Alle. Wie kann Schrifterwerb als Kulturerbe barrierefrei gestaltet werden?
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
19
Katalognummer
V537377
ISBN (eBook)
9783346148124
ISBN (Buch)
9783346148131
Sprache
Deutsch
Schlagworte
literacy, alle, schrifterwerb, kulturerbe
Arbeit zitieren
Sascha Witthöft (Autor:in), 2018, Literacy für Alle. Wie kann Schrifterwerb als Kulturerbe barrierefrei gestaltet werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/537377

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