Die Präventivkriegsthese


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die sowjetische Verteidigungsstrategie

3. Hitlers Ostpolitik

4. Hitlers Entscheidung zum Krieg gegen den Bündnispartner

5. Der Besuch Molotows in Berlin im November 1940

6. Die Rede vom 5.Mai 1941

7. Der Shukow-Plan

8. Die Kriegsfähigkeit und die Kriegsvorbereitungen der Roten Armee

9. Der deutsche Angriff: Präventivschlag oder Überfall
a) Die Präventivkriegsthese und ihre Befürworter
b) Die Gegner der Präventivkriegsthese und ihre Argumente

10. Resümee

11. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Am 22.Juni 1941, zwischen 3.00 und 3.30 Uhr, griff die deutsche Wehmacht die befreundete Sowjetunion an“.[1] Diese Tatsache war Anlass für eine große Historikerkontroverse Mitte der Achtziger Jahre, welche aber noch bis heute anhält. Es geht darum, ob der deutsche Angriff nur eine Präventivmaßnahme war, um einem Angriff der Sowjetunion zuvorzukommen, wie später von den Nationalsozialisten behauptet wurde. Die Kontroverse beschäftigte sich mit der Frage, wer der wirkliche Aggressor war, Hitler oder Stalin. In diese Kontroverse mischten sich viele fachwissenschaftliche Historiker, wie Werner Maser, Joachim Hoffmann, Andreas Hillgruber, Gerd R. Ueberschär und Lew A. Besymenski, aber auch Amateure, wie Ernst Topitsch und Suvorov, ein. Die Ergebnisse laufen weit auseinander: Vom Aggressor Stalin bis zur absoluten Defensivpolitik der Sowjetunion wird alles vertreten. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Kontroverse nicht nur in Deutschland geführt wurde, sondern von Historiker in der ganzen Welt Beachtung fand, vor allem in Russland. Dort sorgte Suvorov mit seinem Buch „Der Eisbrecher“ für Furore.

Die Literatur ist reich an Werken über den deutschen Angriff, jedoch ist es ratsam, dass man zwischen wissenschaftlicher und unprofessioneller Literatur unterscheidet. So befassen sich zum Beispiel die deutsche Historikerin Bianka Pietrow-Ennker und der russische Historiker und Publizist Lew A. Besymenski mit dem Thema, aber auch der oben genannte Viktor Suvorov hat einiges zu diesem Thema publiziert.

Eines der Hauptprobleme der Kontroverse ist, dass es noch nicht genügend Quellen zu diesem Thema gibt und, dass sich Quellen, die für authentisch gehalten wurden, als falsch herausgestellt haben. Auch sind über manche Ereignisse nur unvollständige Quellen zu finden oder sie widersprechen sich, wie zum Beispiel Zeugenaussagen und Gefangenenberichte.

Diese Ausarbeitung soll zum Verständnis der Problematik der Präventivkriegsthese beitragen, indem sie verschiedene wichtige Aspekte in die Betrachtung der Präventivkriegsthese mit einbezieht.

2. Die sowjetische Verteidigungsstrategie

Das oberste Ziel der Sowjetunion war das Herbeiführen der kommunistischen Revolution, schon unter Lenin. Um dieses Ziel zu erreichen musste man die Gegensätze zwischen zwei imperialistischen Staaten ausnutzen und sie aufgrund dieser Widersprüche aufeinander loshetzen. Sobald man dann selber stark genug wäre und sich die beiden kapitalistischen Mächte in einem langwierigen Abnutzungskrieg gegenüberstünden, würde man eingreifen und den Kapitalismus niederwerfen.

In der sowjetischen Ideologie ging man davon aus, dass jeder Krieg, den die Sowjetunion führte ein gerechter Krieg sei, da es sich immer um einen geführten Verteidigungskrieg handelt. Das trifft auch dann zu, wenn man selber als erstes angegriffen hat.

Um das Problem des Präventivkrieges zu beantworten, ist es unumgänglich von der sowjetischen Verteidigungsstrategie zu sprechen. Diese sah eine offensive Verteidigung vor, was die Unterscheidung von Angriffs- und Abwehrvorbereitungen erschwert. Die Strategie sah einen in drei Etappen gestaffelten Kriegsverlauf vor. In der ersten Etappe wird der Angriff des Gegners im Grenzbereich abgewehrt. Die zweite Etappe sieht das Vertreiben der Feinde auf ihr eigens Territorium vor, um dort mit den Kampfhandlungen fortzusetzen. Die Vernichtung des Kapitalismus ist dann der Bestandteil der letzten Etappe, um anschließend die Weltrevolution zu fördern.[2]

3. Hitlers Ostpolitik

Um die Frage des Präventivkrieges zu beantworten, muss man nicht nur die sowjetische Verteidigungspolitik betrachten. Von großer Bedeutung ist auch die angestrebte Ostpolitik Hitlers, welche er schon 1928- also bereits vor seinem Machtantritt- in seinem Buch „Mein Kampf“ beschrieben hat. Darin heißt es: „Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten… Wenn wir aber heute in Europa von Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Russland und die ihm untertanen Randstaaten denken“.[3] Seine spätere Außenpolitik war also schon 1928 von Anfang an genau definiert.[4]

4. Hitlers Entscheidung zum Krieg gegen den Bündnispartner

Ein weiterer Gesichtspunkt der Präventivkriegsthese ist die deutsche Kriegsvorbereitung gegen die Sowjetunion. Diese begann schon im Sommer 1940. Hitler betrachtete den Krieg gegen die Sowjetunion als notwendig, wollte er den Krieg gegen England gewinnen. Er ging davon aus, dass England auf die Unterstützung Russlands angewiesen sei, da er davon ausging, dass die USA erst 1942 kampfbereit war. Folglich musste er die Sowjetunion ausschalten, um einen Sieg zu erlangen. Das hierbei jedoch nicht nur kriegspolitische Kalkulationen die Hauptursache für die Entscheidung zum Krieg gegen die verhasste Sowjetunion waren belegt ein Ausspruch von Hitler am 5. Dezember 1940: „Der russische Mensch ist minderwertig. Die Armee ist führerlos“.[5] Diese Äußerung ist ein Beleg dafür, dass er mit dem Krieg gegen Russland seine Rassenideologie durchsetzen wollte. Es zeigt, wie sehr Hitlers Kriegspolitik 1940/1941 durch seine ideologische Fixierung geprägt war.

Am 21.Juli 1940 beauftragte Hitler den Generaloberst Walther von Brauchitsch mit der Planung der Lösung des „russischen Problems“. Brauchitsch lagen zu diesem Zeitpunkt schon ausgearbeitete Vorschläge vor, in denen es hieß, dass man die baltischen Staaten, Weißrussland und Teile der Ukraine besetzen wollte. Man rechnete in diesen Plänen mit ca. 50 bis 75 „guten“ russischen Divisionen und hielt es deshalb für notwendig diesen Divisionen 80 bis 100 deutsche Verbände entgegenzustellen. Zu diesen Plänen ist jedoch keine Stellungnahme von Hitler zu finden.

Am 31. Juli 1940 fiel die endgültige Entscheidung, die Sowjetunion anzugreifen. Dieser Angriff sollte im Frühjahr 1941 stattfinden. Hitler hatte schon in einer Unterredung am 28.Juli 1940 mit Generaloberst Fritz Fromm und Oberst Kurt Haseloff festgelegt, dass die Kriegsvorbereitungen bis zum 1.Mai 1941 abgeschlossen seien müssen.

Feldmarschall Wilhelm Keitel gab Fromm am 17.August 1940 die Anweisung bis zum 1.April 1941 180 Divisionen mit Zuschlägen und mit größtmöglichem Vorrat bereitzustellen. Hitler gab am 26.August 1940 seine Einwilligung zu Fromms Plänen, sodass Keitel am 28.August 1940 den Befehl erlassen konnte. Dieser Erlass gilt als die endgültige Entscheidung zum Krieg, da nun mit der Vorbereitung begonnen wurde.[6]

[...]


[1] Förster, Jürgen: Resümee, in: Pietrow-Ennker, Bianka (Hrsg.): Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion, Frankfurt am Main 2000, S. 208.

[2] Baumfalk, Gerhardt: Überfall oder Präventivschlag?: der deutsche Angriff auf die Sowjetunion am 22.Juni 1941, Frankfurt am Main 1997, S. 16-23.

[3] Baumfalk, Gerhardt: Überfall oder Präventivschlag?: der deutsche Angriff auf die Sowjetunion am 22.Juni 1941, Frankfurt am Main 1997, S. 14.

[4] Baumfalk, Gerhardt: Überfall oder Präventivschlag?: der deutsche Angriff auf die Sowjetunion am 22.Juni 1941, Frankfurt am Main 1997, S. 13-16.

[5] Förster, Jürgen: Hitlers Wendung nach Osten. Die deutsche Kriegspolitik 1940-1941, in: Wegener, Bernd (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum Unternehmen Barbarossa, München 1991, S. 124.

[6] Förster, Jürgen: Hitlers Wendung nach Osten. Die deutsche Kriegspolitik 1940-1941, in: Wegener, Bernd (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum Unternehmen Barbarossa, München 1991, S. 113-132.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Präventivkriegsthese
Hochschule
Technische Universität Dresden
Veranstaltung
Proseminar über den Hitler-Stalin-Pakt
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V53714
ISBN (eBook)
9783638490849
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Präventivkriegsthese, Proseminar, Hitler-Stalin-Pakt
Arbeit zitieren
Annika Werner (Autor:in), 2005, Die Präventivkriegsthese, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53714

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Präventivkriegsthese



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden