'Der weiche Griff beim Klettern' Zum Zusammenhang von Greifverhalten und situativer Angst beim Klettern


Diplomarbeit, 2005

193 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 THEORETISCHES RAHMENKONZEPT
2.1 Einleitender Teil
2.2 Handlungstheoretische Grundlagen
2.3 Handlungstheoretisches Verständnis der Handlung
2.3.1 Handlungssituation und Situationsdefinition
2.3.2 Die Handlungsphasen
2.3.2.1 Die Antizipationsphase
2.3.2.2 Die Realisationsphase
2.3.2.3 Die Interpretationphase
2.3.3 Die Regulationsebenen
2.3.4 Zusammenfassendes zu handlungstheoretischen Grundlagen
2.4 Emotionen und Kognitionen als handlungsbestimmende Faktoren
2.4.1 Faktor Emotion
2.4.2 Faktor Kognition
2.4.3 Zusammenfassendes zu Emotion und Kognition
2.5 Die Emotion und das Phänomen „Angst“
2.5.1 Definitionsansätze zum Angstbegriff
2.5.2 Zusammenfassendes zum Angstbegriff
2.6 Theorien zur Emotion Angst
2.6.1 Der kognitive Ansatz des Handlungsgeschehens
2.6.2 Der psychoanalytische Angsttheorieansatz
2.6.3 Das Modell der Eigenschafts-Zustandsangst nach Spielberger
2.6.4 Der Theorieansatz nach Hackfort
2.7 Kennzeichen und Funktion der Angst im Klettersport
2.7.1 Kennzeichen der Angst aus subjektiver und objektiver Sicht
2.7.1.2 Kognitive Beobachtungserscheinungen
2.7.1.3 Auswirkungen auf die Motorik des Kletterers
2.7.2 Angst und Ihre Funktion im Klettersport
2.7.3 Zusammenfassendes zu Auswirkungen und Funktion der Angst im Klettersport
2.8 Der Klettersport
2.8.1 Geschichtlicher Hintergrund zum Klettersport
2.8.2 Leistungsbestimmende Faktoren im Klettersport
2.8.3 Nutzungszonen einer Indoor-Kletterwand im Klettersport
2.8.4 Zusammenhang zwischen Erfahrung im Klettersport und Schwierigkeitsgrad
2.8.5 Entstehung von Angst im Klettersport
2.8.6 Verhaltensmuster nach Auftreten von Angst im Klettersport
2.8.7 Anatomische Gesichtspunkte
2.8.8 Die Muskulatur
2.8.9 Die Muskelphysiologie
2.8.10 Ein Ansatz zum „Weichen Griff“ im Klettersport
2.8.11 Zusammenfassendes zum Klettersport

3 PROBLEMSTELLUNG
3.1 Problemfeld „weiches Greifen“
3.2 Überlegungen zum Problemfeld und Bildung abgeleiteter Hypothesen
3.2.1 Allgemeine Überlegungen
3.2.1.1 Hypothese 1
3.2.1.2 Hypothese 2
3.2.2 trait-Angst als bestimmender Faktor für die Griffkraft
3.2.2.1 Hypothese 3
3.2.2.2 Hypothese 4
3.2.2.3 Hypothese 5
3.2.3 state-Angst als bestimmender Faktor für die Griffkraft
3.2.3.1 Hypothese 6
3.2.3.2 Hypothese 7
3.2.3.3 Hypothese 8
3.2.4 Klettererfahrung als bestimmender Faktor für die Griffkraft
3.2.4.1 Hypothese 9
3.2.4.2 Hypothese 10
3.2.4.3 Hypothese 11
3.2.5 Maximalkraft als bestimmender Faktor für die Griffkraft
3.2.5.1 Hypothese 12
3.2.5.2 Hypothese 13
3.2.5.3 Hypothese 14
3.2.6 Klettererfahrung als bestimmender Faktor für die situative Angst
3.2.6.1 Hypothese 15
3.2.6.2 Hypothese 16
3.2.6.3 Hypothese 17

4 UNTERSUCHUNGSMETHODIK
4.1 Untersuchungsdesign
4.2 Untersuchungsverfahren
4.3 Messmethodik und Darstellung der
Untersuchungsinstrumente
4.3.1 Messtechnik für die Griffkraft
4.3.1.1 Der Messgriff mit Kraftsensor
4.3.1.2 Der Analog-Digital-Wandler
4.3.1.3 Das Anzeigegerät
4.3.2 Methoden zur Messung der Angst
4.3.2.1 Einsatz des trait-Angst-Tests
4.3.2.2 Einsatz des state-Angst-Tests
4.3.3 Kletterroute
4.4 Untersuchungsablauf und Untersuchungsaufbau
4.4.1 Ermittlung der Ausprägung der allgemeinen Angst
4.4.2 Griffkraftmessung auf fünf Meter Höhe und Ermittlung der situativen Angst auf null Meter Höhe
4.4.3 Ermittlung der Maximalkraft
4.4.4 Griffkraftmessung auf 25 Meter Höhe und Ermittlung der situativen Angst auf 20 Meter Höhe
4.4.5 Ermittlung der Klettererfahrung
4.5 Beschreibung der Untersuchungsorte
4.5.1 Seminarraum der Fitnesshalle
4.5.2 Kletterwand der Fitnesshalle
4.5.3 Kletterhalle „Heavens Gate“
4.6 Beschreibungen der Untersuchungsstichprobe
4.7 Beschreibung der Auswertungsverfahren
4.7.1 Bearbeiten der Rohdaten
4.7.1.1 Vorgehen beim state-Trait-Angstinventar
4.7.1.2 Vorgehen bei den Griffkraftmessungen
4.7.1.3 Vorgehen bei der Ermittlung der Klettererfahrung
4.7.2 Verfahren zur Gruppeneinteilung
4.7.3 Auswahl der statistischen Mittel

5 DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE
5.1 Deskriptive Statistik
5.2 Statistische Auswertung
5.2.1 Korrelationsanalyse
5.2.2 Hypothese 1
5.2.3 Hypothese 2
5.2.4 Hypothese 3
5.2.5 Hypothese 4
5.2.6 Hypothese 5
5.2.7 Hypothese 6
5.2.8 Hypothese 7
5.2.9 Hypothese 8
5.2.10 Hypothese 9
5.2.11 Hypothese 10
5.2.12 Hypothese 11
5.2.13 Hypothese 12
5.2.14 Hypothese 13
5.2.15 Hypothese 14
5.2.16 Hypothese 15
5.2.17 Hypothese 16
5.2.18 Hypothese 17

6 DISKUSSION DER ERGEBNISSE
6.1 Grundlegende Aspekte der Diskussion
6.1.1 Allgemeine Annahmen
6.1.2 Annahmen zur trait-Angst als bestimmender Faktor für die Griffkraft
6.1.3 Annahmen zur state-Angst als bestimmender Faktor für die Griffkraft
6.1.4 Annahmen zur Klettererfahrung als bestimmender Faktor für die Griffkraft
6.1.5 Annahmen zur Maximalkraft als bestimmender Faktor für die Griffkraft
6.1.6 Annahmen zur Klettererfahrung als bestimmender Faktor für die situative Angst

7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

8 LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

Anhang A: Einverständniserklärung für die Versuchsteilnehmer

Anhang B: trait-Angst Fragebogen mit Skala der Klettererfahrung

Anhang C: state-Angst Fragebogen zur Befragung auf null Meter Höhe

Anhang D: state-Angst Fragebogen zur Befragung auf 20 Meter Höhe

Anhang E: Routenskizze der Untersuchung

Anhang F: Bilder der Klettersteine in der Kletterroute

Anhang G: UIAA-Skala

Anhang H: Datenträger der Diplomarbeit

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Rohdatensatz des Versuchs (1)

Tab. 2: Rohdatensatz des Versuchs (2)

Tab. 3: Korrelationsanalyse

Tab. 4: Datensatz für Hypothese 1

Tab. 5: Gruppenstatistik für Hypothese 1

Tab. 6: T-Test bei gepaarten Stichproben für Hypothese 1

Tab. 7: Datensatz für Hypothese 2

Tab. 8: Gruppenstatistik für Hypothese 2

Tab. 9: T-Test bei gepaarten Stichproben für Hypothese 2

Tab. 10: Datensatz für Hypothese 3

Tab. 11: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige trait-Angst-Ausprägung

Tab. 12: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe trait-Angst-Ausprägung

Tab. 13: Gruppenstatistiken für Hypothese 3

Tab. 14: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 3

Tab. 15: Datensatz für Hypothese 4

Tab. 16: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige trait-Angst-Ausprägung

Tab. 17: Deskriptive Gruppenstatistik hohe trait-Angst-Ausprägung

Tab. 18: Gruppenstatistiken für Hypothese 4

Tab. 19: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 4

Tab. 20: Datensatz für Hypothese 5

Tab. 21: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige trait-Angst-Ausprägung

Tab. 22: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe trait-Angst-Ausprägung

Tab. 23: Gruppenstatistiken für Hypothese 5

Tab. 24: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 5

Tab. 25: Datensatz für Hypothese 6

Tab. 26: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige state-Angst-Ausprägung auf 0 m

Tab. 27: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe state-Angst-Ausprägung auf 0 m

Tab. 28: Gruppenstatistiken für Hypothese 6

Tab. 29: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 6

Tab. 30: Datensatz für Hypothese 7

Tab. 31: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige state-Angst-Ausprägung auf 20 m

Tab. 32: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe state-Angst-Ausprägung auf 20 m

Tab. 33: Gruppenstatistiken für Hypothese 7

Tab. 34: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 7

Tab. 35: Datensatz für Hypothese 8

Tab. 36: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige state-Angst-Wert-Veränderung

Tab. 37: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe state-Angst-Wert-Veränderung

Tab. 38: Gruppenstatistiken für Hypothese 8

Tab. 39: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 8

Tab. 40: Datensatz für Hypothese 9

Tab. 41: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Klettererfahrung

Tab. 42: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Klettererfahrung

Tab. 43: Gruppenstatistiken für Hypothese 9

Tab. 44: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 9

Tab. 45: Datensatz für Hypothese 10

Tab. 46: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Klettererfahrung

Tab. 47: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Klettererfahrung

Tab. 48: Gruppenstatistiken für Hypothese 10

Tab. 49: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 10

Tab. 50: Datensatz für Hypothese 11

Tab. 51: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Klettererfahrung

Tab. 52: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Klettererfahrung

Tab. 53: Gruppenstatistiken für Hypothese 11

Tab. 54: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 11

Tab. 55: Datensatz für Hypothese 12

Tab. 56: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Maximalkraft

Tab. 57: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Maximalkraft

Tab. 58: Gruppenstatistiken für Hypothese 12

Tab. 59: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 12

Tab. 60: Datensatz für Hypothese 13

Tab. 61: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Maximalkraft

Tab. 62: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Maximalkraft

Tab. 63: Gruppenstatistiken für Hypothese 13

Tab. 64: T-Test bei unabhängigen Stichproben

Tab. 65: Datensatz für Hypothese 14

Tab. 66: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Maximalkraft

Tab. 67: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Maximalkraft

Tab. 68: Gruppenstatistiken für Hypothese 14

Tab. 69: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 14

Tab. 70: Datensatz für Hypothese 15

Tab. 71: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Klettererfahrung

Tab. 72: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Klettererfahrung

Tab. 73: Gruppenstatistiken für Hypothese 15

Tab. 74: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 15

Tab. 75: Datensatz für Hypothese 16

Tab. 76: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Klettererfahrung

Tab. 77: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Klettererfahrung

Tab. 78: Gruppenstatistiken für Hypothese 16

Tab. 79: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 16

Tab. 80: Datensatz für Hypothese 17

Tab. 81: Deskriptive Gruppenstatistik für niedrige Klettererfahrung

Tab. 82: Deskriptive Gruppenstatistik für hohe Klettererfahrung

Tab. 83: Gruppenstatistiken für Hypothese 17

Tab. 84: T-Test bei unabhängigen Stichproben für Hypothese 17

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Grundkomponenten der Handlungssituation

Abb. 2: Grundaspekte subjektiver Situationsdefinition

Abb. 3: Triadische Phasenstruktur der Handlung

Abb. 4: Handlungsregulierende Systeme

Abb. 5: Kognitionen

Abb. 6: Erlebte Überforderung als Angstauslöser

Abb. 7: Bewertung einer Situation nach dem kognitiven Ansatz (z.B. im Klettersport)

Abb. 8: Gliederung der Sekundärangst

Abb. 9: Dimensionen der Sportängstlichkeit

Abb.10: Differenzierung der Angstauswirkung

Abb.11: Anzeichen für den Aktivierungsprozess

Abb. 12: Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung

Abb. 13: Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung

Abb. 14: Leistungsbestimmende Faktoren beim Klettern

Abb. 15: Entwicklung der Kletterleistung über 15 Jahre

Abb. 16: Muskeln der rechten Hohlhand

Abb. 17: Muskeln der Beugeseite des rechten Unterarms und der rechten Hand

Abb. 18: Verschaltung der Komponenten

Abb. 19: Kraftsensor (aus: Frank, 2005, S.13)

Abb. 20: Innenleben des Messsteins mit Beschriftung

Abb. 21: Messstein mit Kabel und verstärktem

Abb. 22: Analog-Digital-Wandler

Abb. 23: Griffkraftmessung

Abb. 24: Zangengriff am Messstein mit der rechten Hand

Abb. 25: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 26: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 27: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 28: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 29: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 30: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 31: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 32: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 33: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 34: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 35: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 36: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 37: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 38: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 39: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 40: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 41: Graphische Darstellung der Daten

Abb. 42: Schema zur Entstehung von Unterschieden beim Greifverhalten

Abb. 43: Einverständniserklärung für die Versuchsteilnehmer

Abb. 44: trait-Angst-Fragebogen mit Skala der Klettererfahrung

Abb. 45: state-Angst Fragebogen zur Befragung auf null Meter Höhe

Abb. 46: state-Angst Fragebogen zur Befragung auf 20 Meter Höhe

Abb. 47: Routenskizze der Untersuchung

Abb. 48: Kletterstein 1

Abb. 49: Kletterstein 2

Abb. 50: Kletterstein 3

Abb. 51: Kletterstein 4

Abb. 52: Kletterstein 5

Abb. 53: Kletterstein 6

Abb. 54: Kletterstein 7

Abb. 55: Kletterstein 8

Abb. 56: Kletterstein 9

Abb. 57: Messstein und Kletterstein 10

Abb. 58: Kletterstein 11

Abb. 59: Kletterstein 12

Abb. 60: UIAA-Skala (aus: Winter, 2001, S. 12)

1 EINLEITUNG

„Nicht jeder eignet sich zum Klettern; ein paar kräftige Beine und eine gesunde Lunge reichen noch lang nicht aus, (…), weil (…) der gediegene Kletterer eine strenge, nicht immer angenehme Schule durchmachen muss bis er es zum selbstständigen Felsmann „ohne Furcht und Tadel“ bringt.“

(Nieberl, 1911)

Klettern ist, im Vergleich zu den klassischen Sportarten wie Leichtathletik, Fußball oder Schwimmen, eine von der Sportwissenschaft relativ selten betrachtete Sportart. Diese Arbeit stellt einen Schritt zur wissenschaftlichen Betrachtung des Sportkletterns dar. Mit Hilfe dieser Arbeit soll ein Effekt, der derzeit im Sportklettern als gegebene Tatsache präsent ist, wissenschaftlich gemessen, ausgewertet und beurteilt werden. Dieser Effekt wird im Klettersport als „weiches Greifen“ bezeichnet. Die Untersuchung beschäftigt sich dabei mit dem angewendeten Greifverhalten in Abhängigkeit von situativer Angst und der Kletterhöhe. Eine Messung von Griffkräften an Klettersteinen sowie eine Messung der situativen Angst sollen klären, ob das Phänomen des „weichen Greifens“ tatsächlich eine Beeinträchtigung der Griffkräfte darstellt. Weiterhin soll mit dieser Arbeit auf den Zusammenhang von Körper und Geist eingegangen werden, dem in der Vergangenheit immer mehr an Bedeutung zugemessen wurde und auch im Klettersport eine wichtige Rolle einnimmt. Die Psyche spielt eine wesentliche Rolle im Klettersport, da es eine Sportart mit erhöhtem Risiko ist. Die Arbeit soll des weiteren einen Beitrag leisten, als Beobachter, das Greifverhalten eines Sportkletterers zu verstehen oder nachzuvollziehen und eventuell Rückschlüsse auf leistungshemmende Faktoren sowie das Greifverhalten machen zu können.

2 THEORETISCHES RAHMENKONZEPT

2.1 Einleitender Teil

Das Erleben und menschliches Verhalten in Verbindung mit Bewegungshandeln im Sport bilden in der Sportpsychologie das Kernstück jeglicher Betrachtungen.

Oftmals kommt es beim sportlichen Handeln vor, dass trotz bester physischer Vorbereitung die erwünschte Leistung nicht erreicht wird. Hierbei treten häufig psychische Probleme oder Blockaden auf welche nicht überwunden werden, und den Menschen in seinerr Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. An diesem Punkt versucht die Sportpsychologie durch psychologische Erklärungen und Hilfestellungen diese Probleme zu lösen oder ihnen entgegen zu wirken.

Der Mensch wird zum einen als ein agierendes Individuum gesehen das sein Verhalten und Erleben selbst steuern und beeinflussen kann, zum anderen kommt es aber auch zum Einfluss von biologischen, genetischen wie auch psychischen Umwelteinflüssen.

Menschliches Verhalten beim sportlichen Handeln kann demnach als eine Interaktion zwischen Individuum und Umwelt angesehen werden. Kognitiv- verhaltenstheoretische Ansätze des Individuums verstärken dabei die Kognitionen und Interpretationen welche für das Erleben und Verhalten verantwortlich sind.

Neben den messbaren Größen der Sportphysiologie (z.B. Laktat, Puls oder morphologische Ausprägung der Organe) oder der Leistungsdaten (z.B.Weite, Höhe und Schnelligkeit), entscheiden oft das (innere) Erleben oder das (äußere, beobachtbare) Verhalten, ob die Leistungsfähigkeit voll vorhanden ist oder sie beinträchtig wird (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 11ff).

2.2 Handlungstheoretische Grundlagen

Ausgangspunkt und Grundgedanke handlungstheoretischer Ansätze im Sport ist die Erkenntnis das sportlich bezogene Leistungen nicht nur durch physische (körperbauliche und konditionelle) Merkmale wie Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer bestimmt ist. Sportliches Handeln und sportliche Bewegungen sind auch maßgeblich von psychischen Vorgängen beeinflusst.

Aus Sicht der Sportwissenschaft sind Handlungskonzepte die sich auf sportliche Leistung beziehen ein Zusammenwirken von psychischen und somatischen Faktoren. Handlungstheoretische Überlegungen im Sport und in der Sportwissenschaft gehen dabei nicht von einer einfachen Reiz-Reaktions-Beziehung aus, sondern setzen eine komplexe Verhaltensorganisation unter Einfluss vielfältiger Umweltbedingungen voraus. Sollten psychischen Bedingungen jedoch eine so maßgebliche Rolle für sportliche Bewegung und Handlungen spielen, so müssen sie im sportlichen Training mit berücksichtigt werden. Dazu muss man differenzierte theoretische Modelle der psychischen Bewegungs- und Handlungsregulation betrachten.

Heutzutage beschreibt man das Praxisfeld Sport als einen Zusammenhang und Zusammenwirken vieler Faktoren. Eine geschlossene Theorie soll die Erfassung und Verdeutlichung der vielfältigen Faktoren sowie ihre funktionalen Beziehungen darstellen.

Im Fokus der sportlichen Praxis und deren Untersuchungen steht die aktive Auseinandersetzung mit Aufgaben und Umweltfaktoren, die das Handeln einer Person beeinflussen. Somit nimmt die Handlung einer Person in der sportlichen Praxis eine zentrale Rolle ein, und stellt dadurch einen Hauptpunkt der allgemeinen sportpsychologischen Betrachtung dar.

Bei der vorliegenden Untersuchung soll unter anderem der handlungstheoretische Ansatz von Nitsch und Hackfort (1981) als theoretischer Rahmen dienen (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 33ff).

2.3 Handlungstheoretisches Verständnis der Handlung

Bewegungen werden als Handlungen bezeichnet, die daraus resultieren, dass der Mensch sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt und individuelle Situationen selbst gestaltet.

Handeln wird dabei als intentionales, organisiertes Verhalten unter subjektiven Absichten verstanden. Die Bewegungen eines Menschen kann man also als Verwirklichung des Handelns verstehen.

Nitsch (1986, S. 208) beschreibt Handeln als ein beabsichtigtes, zielgerichtetes, funktional und intentional organisiert Verhalten. Handlungen sind demnach immer mit einer Situation verbunden. Man geht von einer spezifischen Handlungssituation aus. In der Sportpraxis (z.B. im Klettersport) werden diese sportlichen Handlungen als Verwirklichung allgemeiner sportlicher Ziele durch körperliche Aktivität gesehen. Beobachter (z.B. Trainer oder Sportwissenschaftler) können das Geschehen (Handlungen) interpretieren und Rückschlüsse auf die Absichten der zu untersuchenden Person machen.

2.3.1 Handlungssituation und Situationsdefinition

In der Handlungstheorie wird jede Situation in der sportlichen Praxis als Person – Umwelt – Aufgabe Konstellation gesehen (vgl. Abb.1). Ziel des Handelns ist es die optimale Abstimmung zwischen Person-, Umwelt- und Aufgabengegebenheiten herzustellen. Alle entscheidenden Handlungsdeterminationen ergeben sich aus diesen drei Quellen (vgl. Abb.1). Sportliche Handlungen sowie verbundene Beanspruchungs-phänomene (z.B. Stress oder Angst, vgl. Nitsch & Hackfort, 1981, S. 279) können sich aus dem jeweiligen Handlungskonzept erklären.

Somit kann Handeln als Optimierung in einer Situation verstanden werden. Dabei wird versucht die optimale Abstimmung zwischen den drei Faktoren aufrecht zu erhalten, herzustellen oder sie wieder aufzubauen (vgl. Nitsch & Munzert, 1997, S. 117).

Handeln aus sportpraktischer Sicht ist also die Gesamtheit der angepassten Tätigkeit zur optimalen Situationsbewältigung zwischen den Faktoren Person, Aufgabe und Umwelt (vgl. Nitsch & Hackfort, 1981; Nitsch, 1986).

Eine Handlung bildet sich also aus einer Struktur von äußeren Faktoren (Bewegungen, Umwelt) aber auch durch „inner“ (psychische) Faktoren.

Bezogen auf die vorliegende Untersuchung werden das Greifverhalten (objektiv) aber auch die situative Angst (subjektiv) erfasst und können eine Aussage über die Handlung der Probanden geben.

Ein Kletterer weiß wann und wie er in einer bestimmten Situation handeln muss und welche Mittel er einsetzen muss um die Aufgabe so erfolgreich wie möglich zu lösen.

Diese Theorie stellt somit eine Grundlage für die gewählte Untersuchung dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Grundkomponenten der Handlungssituation

(aus: Nitsch & Munzert, 1997, S. 117).

Bei Nitsch und Hackfort (1981) wird zwischen objektiven und subjektiven Faktoren unterschieden. Ein objektiver Faktor wird unabhängig von der Wahrnehmung und Bewertung der betroffenen, zu untersuchenden Person wirksam. Subjektive Belastungen wiederum entstehen aus Bewertungen, welche die Untersuchungsperson selbst bestimmt (z.B. Angst in einer gewissen Höhe). Diese subjektiven Wahrnehmungen/ Belastungen sind Grundlage für die individuelle kognitive Handlungsregulation. Aus objektiven und subjektiven Faktoren kann zum Beispiel psychischer Stress oder Angst entstehen.

Aus subjektiven Modellen, welche die Person aus vorherigen Handlungssituationen heraus entwickelt hat, kann psychischen Stress und Angst, also eine psychische Beanspruchung oder Belastung entstehen (vgl. Lazarus & McGrath, 1981).

Wichtiger Bestandteil einer Bewegung in einer Situation ist also die subjektive Situationsdefinition. In Situationen kommt es also nicht nur zu Informationsaufnahme sondern auch dazu, dass die Situation aktiv vom Handeln bestimmt und definiert wird.

Der intentionale Spielraum beschreibt dabei was man unter den gegebenen Bedingungen subjektiv kann aber auch was man erreichen oder vermeiden will. Der Schwerpunkt liegt also auf der Bedeutung wie erfolgreiche oder fehlgeschlagene Situationsbewältigung stattfindet. Es kommt zu einer subjektiven Einschätzung bzw. Eingrenzung des eigenen Handlungsspielraumes. Man unterscheidet danach den instrumentellen und den intentionalen Spielraum (Abb. 2).

Die Gestaltung von Handlungen in einer Situation wird dabei mit der Situationsdefinition und der Wahrnehmung der Situation abgestimmt. Auch die persönlichen Motive, der Anregungsgehalt der Umwelt und der Anreizgehalt der Aufgabe fließen in den Prozess der subjektiven Situationsdefinition mit ein (vgl. Nitsch & Munzert, 1997, S. 118-119).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Grundaspekte subjektiver Situationsdefinition

(nach: Nitsch & Munzert, 1997, S. 119).

Eine subjektive Situationsdefinition und die Einschätzung der einzelnen Situationskomponenten müssen nicht mit objektiven Daten, wie Gegebenheiten oder Einschätzung von außen, übereinstimmen. Demzufolge ist es interessant zu erfahren, welche Situationsdefinitionen bei der zu untersuchenden Person vorliegen, wie realistisch sie sind und in wie weit die Vorstellungen über die Situationsbewältigung sich bei der Untersuchungsperson und dem Beobachter unterscheiden.

Die Handlungskompetenz beschreibt die relative Fähigkeit (Fähigkeitskonzept) der Person, eine vorliegende Situation unter den subjektiven Gegebenheiten erfolgreich zu gestalten und zu beeinflussen.

Handlungsvalenz wiederum, kennzeichnet das relative oder bedingte Interesse der Person an der erfolgreichen Bewältigung der vorliegenden Situation.

Im Fähigkeitskonzept werden alle Fähigkeiten beschrieben, die zur Situationsbewältigung der Person beitragen. In Bezug auf die vorliegende Untersuchung, spielen subjektive Wahrnehmung der Situation und die Fähigkeit der Kontrolle über die situative Angst zur Aufgabenbewältigung eine wesentliche Rolle.

Alle Kognitionen, die das persönliche Interesse zur Bewältigung der Aufgabe beeinflussen werden im Interessenkonzept erfasst. So können zum Beispiel Personen, Objekte, Tätigkeiten, Sachverhalte oder thematische Akzentuierungen in der Person – Umwelt – Beziehung aber auch eine Herausforderung (z.B. Höhe) das Interesse einer Person beeinflussen.

Das Anregungskonzept beschreibt alle Einschätzungen, wie zum Beispiel Umweltbedingungen, die als motivierend wahrgenommen oder zur Motivbefriedigung die mit den Handlungsfolgen antizipiert werden.

Die Aspekte der Aufgabenstellung in der Untersuchung, das Klettern und Greifverhalten auf zwei verschieden Höhen, wird durch das Attraktivitätskonzept erfasst. Die Bedeutung der Einschätzung bezieht sich auf die Aufgabe-Ergebnis-Konstellation, also wie befriedigend wurde das Ergebnis im Verhältnis zur Aufgabe wahrgenommen. Die Aufgabenstellung und das Ergebnis einer Aufgabe werden subjektiv von jedem einzelnen Probanden anders bewertet. Das Greifverhalten in einer Situation kann demnach von der persönlich subjektiven Wahrnehmung des einzelnen Probanden abhängen (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 91ff.).

2.3.2 Die Handlungsphasen

Der eigentliche Handlungsprozess lässt sich als Abfolge von drei Phasen beschreiben (vgl. Abb. 3). Jede Handlungsphase ist durch spezielle Teilprozesse gekennzeichnet.

Jede Handlung ist aufgrund dieser Phasen triadisch strukturiert. Die triadische Phasenstruktur einer Handlung bezieht sich dabei nur auf den „inneren“ (psychischen) Teil der sportpraktischen Handlung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Triadische Phasenstruktur der Handlung

(aus Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 112).

Die Handlungsantizipationsphase beschreibt die erste Phase dieser Struktur. In dieser Phase kommt es zur gedanklichen Einschätzung der Ausgangsbedingungen für die durchzuführende Handlung. Man kann dies auch als Vorwegnahme von handlungs- bestimmenden Informationen bezeichnen. Die bereits erworbenen Erfahrungen aus vorausgegangenen Handlungen sowie neue und aktuelle Informationen entscheiden dann, wie die Handlung ausgeführt oder ob sie überhaupt begonnen wird, auch ein Bewertungsmaßstab wird eingsetzt. Es kommt also zu einer Situationsanalyse, Intentionsbildung und Planentwicklung. Eine Kalkulation und Planung wird dieser Phase zugrunde gelegt.

Die zweite Phase (Handlungsrealisationsphase) kennzeichnet sich durch die Umsetzung der in der Antizipationsphase gedanklich geplanten Handlung. Schwerpunkt dieser Phase ist eine Verwirklichung der Intensionen aus der ersten Phase, in der vorangegangen Pläne konkret ausgeführt werden. Es kommt zu einer Regulation von Energie- und Informationsflüssen. Hierbei stehen aus sportpsychologischer Sicht die informellen (entscheidenden Informationsflüsse) Gesichtspunkte im Vordergrund. Prozess- und Basisregulation bestimmen diese Phase.

Die dritte und letzte Phase dient der subjektiven Interpretation der Handlungsausführung. Die ausgeführte, sportliche Handlung wird in dieser Phase mit den Ausgangserwartungen zu dieser Handlung verglichen und ebenso bewertet. Man bezeichnet diese Phase als Handlungsinterpretationsphase. Diese Phase ist durch einen Kontroll- und Evaluationsprozess geprägt.

Eine konkrete Abwicklung einer Handlung ist nach Nitsch (1986, S. 231) aber nicht „dass jeweils erst alle Prozesse in einer Phase komplett abgeschlossen sein müssen, ehe zur nächsten Phase übergangen wird“, es kann ebenso sein, dass mehrere Handlungsziele und Handlungszwecke gleichzeitig verfolgt werden.

Eine parallele Abwicklung der entsprechenden Handlungen ist also durchaus möglich. Sollte dieser Zusammenhang eintreten so spricht man von einer Dichte des Handlungsverbundes. Dieser wiederum wird dann als überlappende Handlung bzw. Mehrfachhandlung (vgl. Kaminski, 1973; Fuhrer, 1984) bezeichnet.

Kommt es zur Zusammensetzung verschiedene Einzelhandlungen so nennt man dies Handlungsketten (vgl. Schnabel, 1976).

2.3.2.1 Die Antizipationsphase

Die auszuführende, sportliche Handlung wird in der Antizipationsphase durch die handelnde Person gedanklich vorweggenommen. Es kommt zu einer Bewertung der Ausgangssituation sowie der eventuell entstehenden Konsequenzen.

Der Kalkulationsprozess prüft dabei vorliegende Handlungsalternativen zur Situationsveränderung. Jede Person legt also für sich selber fest, welche Art und welcher Umfang an Aufwand investiert wird um das gestellte Ziel zu erreichen.

Die Person entwickelt Möglichkeiten zur gezielten Situationsveränderung und sucht im Planungsprozess nach Handlungsalternativen.

Innerliche Fragen die durch die Einschätzung der Handlung entstehen, werden durch die Prozesse in der Antizipationsphase beantwortet.

In der vorliegenden Untersuchung könnte dies wie folgt aussehen:

- Mit welcher Situation werde ich konfrontiert (Klettern von null Meter auf fünf Meter, von null Meter auf 20 Meter und weiter auf 25 Meter)?
- Reichen meine Fähigkeiten zum jetzigen Zeitpunkt aus, um die Handlung in dieser Situation erfolgreich durchzuführen?
- Wie stark beeinflusst mich meine Angst in der vorliegenden Handlungssituation
(auf fünf Meter oder 25 Meter)?
- Wie kann ich die Situation bewältigen oder zu meinen Gunsten verändern?
- Welche Mittel stehen mir zur Verfügung um die Aufgabe mit meinen Handlungen positiv zu beeinflussen (z.B. Technik, Krafteinsatz oder Kraftausdauer für das Klettern)?

Daraus ergeben sich wesentliche subjektive Handlungsdeterminanten. Diese werden nicht einzeln für sich betrachtet, sondern im Verhältnis zueinander gewichtet. In der Antizipationsphase sind diese subjektiven Handlungsdeterminanten (vgl. Abb. 1) eingebunden. Sie ermöglichen eine Bewertung der Ausgangsposition, der möglichen Konsequenzen und eventueller Alternativen zur Situationsveränderung (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 112-113.).

2.3.2.2 Die Realisationsphase

Realisationsphase bedeutet die Verwirklichung, bzw. Realisierung, von Intentionen durch eine konkrete Ausführung der entsprechenden Pläne. Ziel der vorangegangenen Antizipationsphase ist es, eine bestimmte Handlung auszuführen. Nicht jeder Antizipationsphase folgt eine Realisationsphase, dies tritt ein wenn der Plan der Handlung nicht realisierbar erscheint oder negative Gegebenheiten kalkuliert werden. Die Realisationsphase bleibt dann aus.

Antizipationsphase und Realisationsphase können durch Latenzzeiten (lang oder kurz) geprägt sein. Sie äußern sich zum Beispiel durch Abwarten oder durch andere Handlungen.

Jedes sportliches Handeln oder Verhalten ist geprägt durch energetische (Energieversorgung, -bereitstellung, -umsetzung) und informationelle (Informations-aufnahme, -verarbeitung, -abgabe) Vorgänge, welche in der Realisationsphase geregelt werden. Mit dieser Phase werden psychovegetative Voraussetzungen geschaffen.

Die Schaffung dieser Voraussetzungen wird als Basisregulation bezeichnet. Im Mittelpunkt der Basisregulation steht das psychovegetative System der handelnden Person. Die Basisregulation beinhaltet dabei die unspezifische Aktivierung der Hirnrinde, der Körperperipherie durch das vegetative Nervensystem und die Regulierung der Organfunktionen durch das Hormonsystem, welche durch die Person beeinflusst werden können.

Die Prozessregulation ist die Verbindung des vorangegangenen Handlungsplans mit der konkret vorherrschenden Situation in der sich die Person befindet. Ziel der Person ist das optimale zielbezogene Verhalten, welches das Planvorhaben berücksichtigt. Zwischen Prozessregulation und Basisregulation besteht eine Abhängigkeit. Voraussetzung für eine flüssige, hochkoordinierte, motorische Bewegung sind Erregungs- und Spannungskontrolle. Sie beeinflussen außerdem kognitiv den Wachheitsgrad der zu handelnden Person. (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 113-117.)

2.3.2.3 Die Interpretationphase

Die Interpretationphase beinhaltet den Vergleich von Handlungsausführungen und Handlungsfolgen mit dem vorangegangenem aufgestelltem Plan. Die Interpretationsphase unterteilt sich in Kontrollprozesse und Evaluationsprozesse, wurde der Plan realisiert und was war der entscheidende Faktor für die Realisierung des Planes.

Der Kontrollprozess ist also ein Soll – Ist –Vergleich der gesamten Handlung (Plan, Ablauf und Ergebnis). „In Kontrollprozessen werden die angestrebten mit den tatsächlichen Handlungsabläufen und -ergebnissen verglichen“ (Nitsch, 1986, S. 262). Eine Abweichung vom aufgestellten Handlungsplan wird aufgrund von individuellen Unterschieden, stark subjektiv wahrgenommen. Jede Person nimmt seine Handlungen, sich selbst und seine Umwelt anders war. Auch die Situationsanforderung, Folgen, Emotionen oder Ergebnisse über eine Aufgabe unterliegen der eigenen subjektiven Wahrnehmung.

Der Evaluationsprozess kennzeichnet sich durch eine Beurteilung und Bewertung der Handlungsausführung und die Folgen für das zukünftige Handeln. „In den Evaluationsprozessen wird die Handlungsausführung einschließlich ihrer Grundlagen und Folgen sowohl für sich als auch im Hinblick auf zukünftige Handlungen subjektiv bewertet“ (Nitsch, 1986, S. 264).

Es kommt zu einer Effizienzüberprüfung und Ursachenklärung. Die Effizienzüberprüfung besteht aus Intentionsbewertung und Planevaluation. Es wird also geprüft ob das Ziel überhaupt zu erreichen war oder es eventuell zu leicht oder zu schwer war. Angst könnte zum Beispiel dazu führen das eine kognitive subjektive Wahrnehmung entsteht, die ein Erreichen des Zieles gar nicht möglich macht. Rückwirkend wird in der Planevaluation der Handlungsplan bewertet und es kommt zur Analyse von Planungsfehlern. Um eine Handlungsoptimierung zu erreichen, wird eine Ursachenklärung durchgeführt, welche wieder sehr subjektiv und individuell abläuft. Gründe für eine Abweichung vom Plan können selbstorientiert oder fremdorientiert sein (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 117-121.).

2.3.3 Die Regulationsebenen

Die Regulation von Handlungen unterscheidet sich in drei Regulationsebenen, welche in Verbindung stehen. Diesen Teilsystemen werden spezifische Aufgaben in der Handlungeregulation zugeteilt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Handlungsregulierende Systeme

(aus Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 104).

Man unterscheidet das automatische Regulationssystem, das emotionale Regulations-system und das kognitive Regulationssystem. Automatische Regulationssysteme beinhalten das instinktive Verhalten einer Person und kennzeichnen sich durch Reiz-Reaktions-Verbindungen, welche eine bestimmte Bedeutung für den Organismus haben.

Im emotionalen Regulationssystem sind „erfahrungsabhängige Verknüpfungen von Bedeutungszuschreibungen und Verhaltensmustern“ (Nitsch, 1986, S. 225) ausschlaggebend für das emotionale Verhalten der Person. In einer Situation signalisieren bestimmte Emotionen der Person die persönliche Bedeutung dieser Situation und stimulieren so ein bestimmtes Verhaltensmuster, welches in der gleichen Situation von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen kann. Gleiche Reize können auch unterschiedliche Reaktionen hervorheben.

Kognitive Regulationssysteme steuern die sinnvolle Organisation des menschlichen Verhaltens auch unter schwierigen oder nicht einschätzbaren Bedingungen. Die Anpassungsfähigkeit der Person wird erheblich erweitert. Situationen und deren Bedeutungen werden erlebt, erforscht, untersucht und analysiert. Kognitive Regulationssysteme ermöglichen geplantes, willentliches Verhalten, welches durch den Organismus selbst erarbeitet oder erworben werden muss.

Alle drei Regulationssysteme agieren in einer Wechselbeziehung zueinander, wobeu das niedrige System die Voraussetzung für das höher gestellte System ist. Bei Bewegungsautomatisierungen hilft diese Funktionsweise der Systeme eine Entlastung zu schaffen, da nicht alle Systeme genutzt werden müssen. Bei Reflexen kann es auch vorkommen, dass es zu keiner bzw. einer eingeschränkten Beteiligung des kognitiven oder emotionalen Systems kommt (vgl. Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 103-110).

2.3.4 Zusammenfassendes zu handlungstheoretischen Grundlagen

Die Person-Aufgabe-Umwelt-Konstellation von Nitsch (1981) und Hackfort (1981) bildet ein gutes, theoretisches Rahmenkonzept für die hier vorliegende Untersuchung. Die sportliche Handlung einer Person in einer bestimmten Situation kann demnach als eine Auseinandersetzung mit seiner Umwelt beobachtet werden.

Weiterhin werden die einzelnen Komponenten der Konstellation subjektiv oder objektiv von der Person wahrgenommen. Die Handlung selbst ist die Verwirklichung einer Absicht oder eines Zieles. Handlungen unterliegen dem Prozess der Kognition, sie durchlaufen Handlungsphasen und Regulationsprozesse, welche es einer Person ermöglichen eine bestimmte Handlung in einer bestimmten Situation auszuführen. Im Bezug auf die hier vorliegende Untersuchung im Klettersport sind Handlungen eine Reaktion auf die subjektive Einschätzung der einzelnen Person und die objektiven Umweltbedingungen (z.B. das Klettern auf geringer Höhe und auf 25 Meter). Welche Faktoren die Handlung oder die subjektive Wahrnehmung jedes Einzelnen beeinflussen, soll im folgenden Abschnitt betrachtet werden.

Diese Theorie des Handlungsmodells nach Hackfort berücksichtigt nicht, dass eventuelle Steuerungsprozesse, die unwillkürlich ablaufen die Handlung beeinflussen können.

2.4 Emotionen und Kognitionen als handlungsbestimmende Faktoren

2.4.1 Faktor Emotion

Das Wort Emotion setzt sich aus dem lateinischen Wort e- für „aus, heraus“ und movere für „(sich) bewegen“ zusammen (Eberspächer, 1992). Emotionen sind dafür verantwortlich, dass sich der Mensch auf besondere Art und Weise mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Durch Emotionen werden ebenso situationsspezifische Handlungs-impulse erzeugt, die zur Situationswahrnehmung und Situationsbewältigung beitragen. Dennoch bestehen ein enger Zusammenhang zwischen Emotionen und dem sportlichen Handlungsgeschehen.

Nitsch (1985) beschreibt drei Aspekte der Emotionen in Zusammenhang mit einer Handlung. Zum einen die kognitive Einschätzung der Situation durch den Einfluss Emotionen, zum anderen durch die Schaffung von Handlungsimpulsen in einer Handlung durch Emotionen. Diese sind für die Ausrichtung, das Ziel und die Umsetzung (Handlungskontrolle) der Handlung verantwortlich, und zuletzt auch bestimmend für typische physiologische Begleiterscheinungen wie zum Beispiel Energiebereitstellung aufgrund von enormer Angst.

Emotionen können als subjektive Befindlichkeiten gesehen werden, welche einen direkten Einfluss auf Erregungsprozesse, Aktivierungsprozesse und Verhaltensimpulse haben. Neben kognitiven, subjektiven und physiologischen Komponenten kommt es auch zur Ausprägung von sichtbaren Ausdruckserscheinungen (z.B. Stimme, Mimik) und motorischen Verhaltenskomponenten (Kontrolle). Das aktive Erleben der Situation bzw. das emotional sportliche Handeln in einer Sportart, zeichnet sich durch Voraussetzungs-, Begleit- und Folgeerscheinungen aus. Klaren Anzeichen für diese Erscheinungen, Verbindungen und Faktoren der Emotionen im sportlichen Handlungsgeschehen ist zum Beispiel die Erkenntnis, das Handlungen in Angstsituationen wesentlich differenzierter und kontrollierter ablaufen bzw. vorbereitet werden als das bei euphorischen Situationen und Handlungen der Fall ist (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 4).

2.4.2 Faktor Kognition

Kognition wird als Sammelbegriff verstanden, der eine individuelle Informations-verarbeitung des Menschen möglich macht. Kognition ist die Wahrnehmung und somit die Interpretation von Objekten, Situationen oder Umwelt, in welcher sich der Mensch befindet. Kognitionen ermöglichen das Erkennen oder das sich Erinnern an Informationen. Auch die Vorstellung über eine Information und das darüber nachdenken wird als Kognitionen bezeichnet (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 6).

Durch Kognitionen werden Antizipation, Realisation und Interpretation einer sportlichen Handlung maßgeblich ermöglicht (siehe Punkt 2.3.2). Somit haben Kognitionen auch unmittelbar einen Einfluss auf das Regulationssystem (siehe Punkt 2.3.3) des Menschen in Bezug auf sein Handeln oder seine sportlichen Handlungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Kognitionen (aus Gabler, Nitsch & Singer, 2004, S. 104).

2.4.3 Zusammenfassendes zu Emotion und Kognition

Emotionen werden als kognitive Einschätzungen, Handlungsimpuls und physiologische Begleiterscheinungen verstanden. Kognition ist ein allgemeiner Sammelbegriff welcher die Informationsverarbeitung beschreibt. Mit der Hilfe von Kognitionen erhält der Mensch Kenntnisse über sich selbst, aber auch über seine Umwelt welche, diesen umgibt. Emotion und Kognition beeinflussen die Handlungsregulation und sind mit der Handlung des jeweiligen Menschen verbunden. Aufgrund der Forschungsergebnisse in
den letzen 40 Jahren, kann man von einer Wechselbeziehung zwischen Emotion, Kognition und Leistung ausgehen, welche unter dem Person-Umwelt-Aufgabe-Konzept betrachtet werden kann.

2.5 Die Emotion und das Phänomen „Angst“

Angst ist jedem Individuum durch Erfahrungen im Leben vertraut, dennoch unterscheidet sich die Ausprägung der Angst von Mensch zu Mensch. Angst ist ein Phänomen und Steuerungsmittel zu gleich, es kann zur Leistungsförderung aber auch zur extremen Leistungshemmung führen. Nur zu oft ist Angst auch ein Schutzmechanismus vor einer objektiv oder subjektiv wahrgenommenen Bedrohung. Somit wird Angst zu einer der zentralen Emotionen in der Psychologie- bzw. Sportpsychologieforschung.

Erste wissenschaftliche Erforschungen zum Thema „Angst“ sind in den Arbeiten von Sigmund Freud zu finden. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es dabei zu einer begrifflichen Trennung zwischen allgemeiner und situativer Angst (Krohne, 1996, S. 3-4).

Eine einheitliche Definition des Begriffes „Angst“ ist nur schwer in der wissenschaftlichen Fachliteratur zu finden. Aufgrund verwandter ängstlicher Gefühlszustände, wie zum Beispiel Furcht, Ängstlichkeit oder Stress, kommt es oft zu Verwirrungen in Bezug auf die klare Abgrenzung zum Begriff „Angst“. Im Folgenden soll versucht werden diese Trennung der Begriffe darzustellen, um die Bedeutung des Angstbegriffes für die Untersuchung zu verdeutlichen.

2.5.1 Definitionsansätze zum Angstbegriff

Angst wird im Allgemeinen als unangenehmer, emotionaler Zustand beschrieben. Er entsteht aus einer bedrohlichen Situation, welche durch das Individuum wahrgenommen wird. Zum Begriff Angst gibt es in der Fachliteratur mehrer Ansätze.

„Angst lässt sich als ein (emotionaler) Zustand des Organismus definieren, bestimmt durch einen betont unangenehmen erlebten Erregungsanstieg angesichts der Wahrnehmung einer komplexen und mehrdeutigen Gefahrensituation“ (Krohne, 1975, S.11).

„Angst ist eine kognitive, emotionale und körperliche Reaktion auf eine Gefahrensituation bzw. auf die Erwartung einer Gefahren- oder Bedrohungssituation“ (Hackfort & Schwenkmezger, 1980, S.19).

Der Angstbegriff ist die „Bezeichnung für eine Reihe komplexer emotionaler Zustände, die aufgrund realer oder vermuteter Bedrohungen durch äußere oder innere Faktoren verursacht und mit Begriffen wie Beengung, Erregung, Lähmung, Beunruhigung beschrieben werden (...)“ (Gabler, 1987, S.54).

„Angst ist ein unangenehmer emotionaler Zustand mit zentralem Motiv der Vermeidung bzw. Abwehr von Gefahr und stereotypen psychischen und physischen Begleiterscheinungen, wie Bewusstseins-, Denk-, oder Wahrnehmungsstörungen, Anstieg von Puls- und Atemfrequenz, verstärkte Darm- und Blasentätigkeit, Übelkeit, Zittern, Schweißausbrüche“ (Pschyrembel, 1990, S. 83).

Im Gegensatz zu Angst ist Furcht eine Reaktion mit Flucht- bzw. Vermeidungsmotiv. Bei Furcht ist die Gefahr eindeutig bestimmt, also dann, wenn Angst sich auf ein „Objekt“ bestimmen lässt. Furcht entsteht dann, wenn man sich einer hohen Anzahl an neuen situativen Merkmalen ausgesetzt fühlt, denen außerdem eine hohe Relevanz in Bezug auf die Zielereichung der Handlung in einer Situation zugeschrieben wird. Stress dagegen wird als ein körperlicher Belastungszustand verstanden. Der Organismus ist also einer extremen Anspannung ausgesetzt. Man geht davon aus, dass die dauerhafte Belastung oder der Widerstand des Organismus gegen Stress zu einer körperlichen Schädigung führt. Daher stellt Stress keinen situationsbedingten Reiz dar, sondern eine bestimmte Relation oder Beziehung zwischen der Person und seiner Umwelt (Krohne, 1996, S. 8 ff).

2.5.2 Zusammenfassendes zum Angstbegriff

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Angst eine emotionale Reaktion auf eine Erwartung oder eine Situation ist, die der Mensch als Gefahr wahrnimmt. Angst wird dabei im Allgemeinen als Beengung, Lähmung, Erregung, unangenehm und beunruhigend beschrieben. Es kommt häufig zu psychischen und physischen Begleiterscheinungen, die eine Verhaltensänderung hervorrufen um die Gefahr in der Situation zu vermeiden (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 11).

2.6 Theorien zur Emotion Angst

Im folgenden Abschnitt sollen Theorieansätze zur Emotion „Angst“ aufgegriffen und erläutert werden, welche beim Klettersport von Bedeutung sind. Eine Theorie (z.B. Angsttheorie) soll die Existenz eines beobachtbaren Phänomens erklären und Ursachen für das Phänomen aufzeigen. Die Theorie stellt keine Meinung dar, sondern erfüllt bestimmte Kriterien (vgl. Levitt, 1987, S. 30).

Theorien zur Erläuterung und zur Deutung von Angst entstehen meist durch Psychoanalytiker, Pädagogen, Psychologen und Physiologen oder spezielle Angst- und Stressforscher. Im Bereich des Sports beschäftigen sich die Sportpädagogen und Sportpsychologen mit dem Phänomen „Angst“. Im Folgenden sollen wesentliche Ansätze zu Angsttheorien vor dem Hintergrund des Klettersports betrachtet werden.

2.6.1 Der kognitive Ansatz des Handlungsgeschehens

In kognitionspsychologischen Modellen wird Angst als Emotion gesehen, die den Informationsverarbeitungsprozess in einer Handlung maßgeblich beeinflusst und begleitet. Als Grundlage der Handlung sieht man die Auseinandersetzung des Menschen mit den auf ihn wirkenden Umweltreizen. Diese Auseinandersetzung geschieht aktiv und ist nicht passiv durch Triebenergien gesteuert.

Die Situationseinschätzung wird als ein Abwägen von situationsbedingten Handlungsmöglichkeiten in Zusammenhang mit aufkommenden Umweltreizen und psychischen Faktoren (z.B. Angst) gesehen. Zentraler Betrachtungspunkt einer kognitiven Angsttheorie ist daher die Analyse der Umstände, welche zur Auslösung von Angstzuständen führt. Die Bewertungskriterien der Person in diesem Prozess werden durch personelle und situationsbedingte Faktoren gesteuert.

Personelle Faktoren, welche zum Auslösen von Angst führen können, sind zum Beispiel Ängstlichkeit, persönliche Einstellung zur Umwelt, Einschätzung der eigenen Fähigkeiten (z.B. motorische) oder die Eigenwahrnehmung der Situation.

Alle aktuell vorherrschenden Umweltfaktoren in der Situation stellen die situationsbedingten Auslösevariablen für Angst dar (im Klettersport z.B. Höhe, Sicherung oder Partner). Im Klettersport spricht man auch über eine Art von Überforderung, welche erlebt wird und Angst auslöst (siehe Abb. 6)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Erlebte Überforderung als Angstauslöser

(aus: Schädle-Schardt, 2002, S. 127).

Wird die Umwelt in einer Situation im Bewertungsprozess als bedrohlich bewertet, so kommt es zu einer Unsicherheit der Person. Die Gründe dafür können vielseitig sein. Im Klettersport haben diese Gründe oft symbolischen oder antizipativen Charakter. Symbolische Gründe beziehen sich nicht direkt auf ein Ereignis oder ein Objekt sondern können schon durch reine Vorstellungen entstehen (z.B. neue Route, riesige Felswand oder Klettern in einem engen hohen Raum).

Sollte im Bewertungsprozess der Situation eine Gefahr, gedankliche vorweggenommen werden, so spricht man von einer Antizipation im diesem Prozess. Eine Unsicherheit entsteht ebenfalls, wenn die betroffene Person aufgrund seiner eigenen Bewältigungsstrategien und -möglichkeiten das zu erwartende Ereignis nicht befriedigend einschätzen kann.

Speziell im Klettersport trifft diese Aussage auf neue Routen zu, in der die eigenen Erfolgsaussichten nur ungenügend vorhanden sind. Die Bewertung der Situation kann man in drei verschiedene Möglichkeiten unterteilen (siehe Abb. 7) (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 12-13).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Bewertung einer Situation nach dem kognitiven Ansatz (z.B. im Klettersport) (nach: Huggler & Zuber, 1995, S. 13).

2.6.2 Der psychoanalytische Angsttheorieansatz

Angst wird in dieser Theorie als eine Folge eines traumatischen Ereignisses oder Erlebnisses verstanden. Diese Theorie ist oftmals die Grundlage jeder Angstforschung, beinhaltet jedoch Faktoren, welche empirisch nicht erfassbar und nachweisbar sind. Freud (1977) geht davon aus, dass die Geburt eines Menschen das erste traumatische Erlebnis ist.

Diese Erfahrung wird in der Wissenschaft als Primärangst bezeichnet. Weiterhin entstehen Erlebnisse in denen das Individuum Angst empfindet, aus Bedürfnissen welche nicht ausreichend befriedigt wurden. Gründe dafür werden in den gesellschaftlichen Grenzen gesehen, die der Mensch als ein Signal für Gefahr deutet. Diese Erkenntnis bezeichnet man als Sekundärangst. Sekundärängste unterscheidet Freud in 3 Arten (siehe Abb. 8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: Gliederung der Sekundärangst (nach: Huggler & Zuber, 1995, S. 16).

Weiterhin beschreibt Freud Mechanismen und Mittel zur Vermeidung und Reduzierung der Angst. Verdrängung, Leugnung, Resignation und Regression sind dabei die häufigsten, welche auch im Klettersport zu finden sind (vgl: Huggler & Zuber, 1995, S. 16).

Realangst und Neurotische Angst spielen gerade beim Klettern eine große Rolle. Neben den äußeren Gefahren beim Klettern kommen Impulse zum tragen wie der Trieb zum Überleben in extrem gefährlichen Situationen (z.B. kurz vor einem Absturz). Der menschliche Körper kann aufgrund dieser Angst psychische wie auch physische Ressourcen bereitstellen, die nur unter diesen Voraussetzungen mobilisierbar sind.

2.6.3 Das Modell der Eigenschafts-Zustandsangst nach Spielberger

Das Modell beruht auf der Unterscheidung zwischen Angst als Stimmung und Angst als ein Wesenszug des Menschen. Daraus resultierend, prägte Spielberger (1981) die Begriffe der Eigenschaftsangst und der Zustandsangst, welche als Grundgedanke der experimentellen Angstforschung gelten.

Die Eigenschaftsangst beschreibt die Richtung der Angstausprägung, in der ein Mensch seine Umwelt als Bedrohung erlebt. Sie wird auch mit Ängstlichkeit beschrieben. Personen mit einer relativ hohen Eigenschaftsangst beschreiben Situationen daher auch öfter als bedrohlich als das andere Menschen machen. Spielberger (1981) bezieht dies aber nur auf psychische Bedrohung in einer Situation. Bei physischen Gefahren besteht seiner Meinung nach kein Unterschied zwischen stark und weniger stark ängstlichen Personen in Bezug auf die Zustandsangst. Dieser Unterschied wird jedoch durch zahlreiche Untersuchungen im Sport nicht bestätigt.

Die Zustandsangst wird als ein emotionaler Zustand beschrieben. Anzeichen dafür sind psychische Anspannung, hohe Aktivität des autonomen Nervensystems, innere Unruhe und Furcht vor dem als nächstes zu erwartenden Ereignis (vgl: Huggler & Zuber, 1995, S. 17).

2.6.4 Der Theorieansatz nach Hackfort

Die Angsttheorie von Hackfort (1986) basiert im Wesentlichen auf einem kognitions-psychologischen Grundgedanken. Er unterscheidet das Angstkonstrukt nach außen und nach innen. Eine Differenzierung nach außen grenzt den Begriff Angst von Begriffen wie Furcht oder Nervosität ab. Die innere Differenzierung beschreibt er mit der Unterscheidung zwischen Zustandsangst und Eigenschaftsangst, sowie die Differenzierung der Angst und ihrer kognitiven Einflussfaktoren. Das von ihm entwickelte transaktionale Angstkonzept, dient zur Erfassung von Ängstlichkeit im Sport. Auch hier steht das Person-Aufgabe-Umwelt-Modell im Vordergrund.

Entscheidender Betrachtungspunkt in diesem Ansatz ist die Wechselbeziehung zwischen der Umwelt und der Aufgabe, aber auch zwischen der Umwelt und der Person selbst. Seiner Meinung nach lässt sich Angst nur dann mindern, wenn dies durch Toleranz oder Kontrolle der Angst geschieht.

Für die Angsttoleranz müssen Bedingungen (Person-Aufgabe-Umwelt) und Symptome (Zeichen für Angst) zusammen vorhanden sein. Umso größer die Toleranz zu den Bedingungen oder den Symptomen, desto größer die Verminderung der Angst. Kommt es zu einer begrenzten Handlungsfähigkeit der Person durch die Bedingungen und Angstsymptome, so greifen Kontrollmechanismen die strategisch aufgebaut sind. Eine Handlungsunfähigkeit wird dann erlebt, wenn alle Bedingungen und Symptome nicht mehr durch die Person kontrollierbar sind. Es kommt zu Resignation oder bei anhaltendem Zustand auch zu Depressionen.

Das transaktionale Modell von Hackfort (1986) unterscheidet die Ängstlichkeit nach Situationen, Tätigkeiten und Persönlichkeitsdispositionen. Hackfort (1986) prägte ebenso den Begriff der Sportängstlichkeit und differenzierte diesen in fünf Kategorien (siehe Abb. 9) (vgl. Hackfort, 1986, S.63-115).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9: Dimensionen der Sportängstlichkeit (nach Hackfort, 1986, S. 17).

Im Klettersport kann ein Kletterer die Toleranz in Bezug auf Bedingungen (Höhe tolerieren) oder Symptome (Schweißausbrüche, Schwindelgefühl) entwickeln. Sollte die nicht funktionieren so greift er auf Kontrollstrategien zurück. Er ist in diesem Zustand noch in der Lage weiter zu klettern. Erst wenn keine Angsttoleranzen oder Kontrollstrategien mehr in der Lage sind die Anfälligkeit in Bezug auf die Angst ausreichend zu mindern, kommt es zur Resignation. Sollte dieser Zustand häufiger auftreten als ein Erfolgserlebnis, können daraus auch Depressionen werden (vgl: Huggler & Zuber, 1995, S. 15).

2.7 Kennzeichen und Funktion der Angst im Klettersport

2.7.1 Kennzeichen der Angst aus subjektiver und objektiver Sicht

Im nun folgenden Abschnitt soll noch einmal genauer auf subjektive und objektive Kennzeichen, aber auch auf die Funktion der Angst im Klettersport eingegangen werden.

Die subjektive Wahrnehmung und das objektive Auftreten von Angstmerkmalen sind, wie schon oben beschrieben, untrennbar. Dennoch ist es fast unmöglich Angst diagnostisch zu erfassen. Als außenstehender Betrachter sind nur äußere Erscheinungs-merkmale zu erkennen und zu betrachten. Für subjektive Angstmerkmale können zum größten Teil nur Fragebögen und Interviews herangezogen werden (z.B. State-Trait-Angstinventar, Spielberger (1981)).

Die folgende Abbildung soll die Trennung zwischen subjektiven und objektiven Angstkennzeichen verdeutlichen (siehe Abb. 10) (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 18).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 10: Differenzierung der Angstauswirkung (nach: Huggler & Zuber, 1995, S. 18).

2.7.1.1 Physiologische Erscheinungsbilder bei Angstgefühlen

Diese Erscheinungen beschreiben alle Veränderungen aus Sicht der Biochemie und Physiologie, welche auf Angst zurückzuführen sind. Exemplarisch für den Klettersport sind dies zum Beispiel erhöhter Herzschlag, plötzlicher Schweißausbruch an Händen und Oberkörper oder erhöhte Aktivität der Verdauung, Nieren und Harnorgane.

Aufgrund der Angst kommt es zu einer zusätzlichen Aktivierung von Ressourcen im Organismus. Man spricht auch von einer Freisetzung energetischer Potentiale (vgl. Schädle-Schardt, 2002, S. 28). Alle Anzeichen für eine Aktivierung (siehe Abb. 11) haben die Aufgabe einer optimalen Energiebereitstellung, welche dem Organismus zur Verfügung stehen soll. Um dann der Gefahr welche der Auslöser der Angst war, gezielt entgegen zu wirken (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 19).

Neben den psychischen Aspekten (Angst,), die durch einen Fragebogen (State-Trait-Angstinventar) erfasst wurden, ist auch die Veränderung der Muskelspannung und somit das Greifverhalten untersucht worden (Messstein, Griffkraftmessung auf 0 Meter, ca. 5 Meter und ca. 25 Meter).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11: Anzeichen für den Aktivierungsprozess (nach: Huggler & Zuber, 1995, S. 19).

2.7.1.2 Kognitive Beobachtungserscheinungen

Kognitive Kenzeichen für Angst kann man als Beobachter nur schwer diagnostizieren, dennoch sind sie für einen geschulten Beobachter oder einem anderen Kletterer erkennbar. Angst im Sport, führt zu einer Fokussierung der Wahrnehmung und wirkt sich somit auf die Informationsverarbeitung des Kletterers aus.

Schon kleinste Angstgefühle steigern die Aufmerksamkeit auf eine kletterrelevante Informationsquelle. Der Kletterer konzentriert sich unter Angsteinfluss mehr auf die Art und Form einer Kletteroute (Kletterwand), um so einen optimalen Kletterweg für sein Bewegungshandeln zu finden. Der Aufgabenlösung wird also viel Aufmerksamkeit entgegengebracht.

Nimmt die Angst allerdings zu und somit auch das Aktivierungspotenzial, so wirkt sich dies extrem negativ auf die Aufgabe, deren Lösung (Bewältigung) und die gesamte Handlung aus (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 19).

2.7.1.3 Auswirkungen auf die Motorik des Kletterers

Die Handlungsregulation im Klettern wird maßgeblich durch psychische und motorische Faktoren beeinflusst. Diese beiden Faktoren wirken gegenseitig aufeinander und sind somit untrennbar beim Handlungsprozess.

Das Handlungs- und Bewegungsverhalten wird entscheidend durch die Angst beeinflusst. Aber auch ein bestimmtes Bewegungsverhalten kann zu Angst führen. Auch hier muss man zwischen leichten und starken Angstgefühlen unterscheiden.

Während leichte Angst den Konzentrationsfokus auf die Aufgabe lenkt und ein optimales Bewegungsverhalten erleichtert, kann starke Angst das Bewegungs- und Handlungsverhalten hemmen, indem kognitive Störungen auftreten.

Art, Umfang und Güte des Bewegungsverhaltens ist somit von der Ausprägungsstärke der Angst abhängig. Kennzeichen für Störungen in der Motorik aufgrund von Angst können Leistungsverlust, Muskelverkrampfung, Bewegungs-einschränkung oder Fehler im Bewegungsfluss des Kletterers sein (häufige Pausen im Kletterrhythmus zur Neuorientierung und Informationsverarbeitung) (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 19-20).

2.7.2 Angst und Ihre Funktion im Klettersport

Angst hat in erster Line die Aufgabe und Funktion des Schutzes. Die Emotion Angst dient jedem Organismus eine Situation, die als gefährlich oder bedrohlich gesehen wird, zu beurteilen, zu analysieren und zu verarbeiten. Angst verhindert somit die Ausführung einer Aufgabe welche lebensbedrohlich erscheint, man könnte sie auch als Hilfsmittel zur Lebenserhaltung beschreiben. Angst kann uns somit unter Umständen das Leben retten.

Angst dient als Voraussetzung für den Organismus, geschützte Ressourcen (psychische und physische) zu mobilisieren und Aufmerksamkeit zu steigern. Alle Signale der Angst wie zum Beispiel, Risiko, Versagen oder Hemmungen im Bewegungsverhalten dienen zum Schutz des Organismus.

Im Klettersport wird dann von negativer Angst gesprochen, wenn der Fokus der Aufmerksamkeit nicht auf der Problemlösung liegt, sondern auf anderen Reizen die eine Aufgabenbewältigung unmöglich machen oder die Unsicherheit das eigene Verhalten beeinflusst und ein Weiterklettern unmöglich macht.

Angst und Aktivierung stehen somit in einem engen Zusammenhang. Dieser Bereich wird in der Sportwissenschaft durch die Sportpsychologie abgedeckt und erforscht. Ein weiterer Aspekt in diesem Forschungsfeld ist der Zusammenhang von Leistung und der Aktivierung. Der Zustand der idealen Leistung für eine Aufgabe wird hier in einem aufgabenorientierten Aktivierungsniveaus gesehen. Begründet auf dem Person-Aufgabe-Umwelt Konzept gibt es für alle drei Variablen ein eigenes optimales Niveau. Ein zu hohes, aber auch ein zu niedriges Aktivierungsniveau, haben negative Auswirkungen für die Leistung. Ein mittleres Aktivierungsniveau oder leicht darüber hinaus liegendes Niveau dagegen, begünstigen die motorischen Handlungen und das motorische Verhalten (Hackfort, 1983) (siehe Abb. 12).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12: Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung

(aus: Schädle-Schardt, 2002, S. 34).

Für die Leistungssteigerung im Klettersport muss das Angstniveau der Situation und

der damit verbunden Aufgabe angemessen werden. Ist das Niveau zu hoch oder zu niedrig muss mit Leistungsverlust gerechnet werden (vgl. Huggler & Zuber, 1995, S. 20-21) (siehe Abb.13).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 13: Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung

(aus: Schädle-Schardt, 2002, S. 35).

2.7.3 Zusammenfassendes zu Auswirkungen und Funktion der Angst im Klettersport

Nach der Differenzierung des Angstbegriffes und einer Darstellung mehrer Theorien zur Angst im Sport ist Folgendes festzuhalten:

Jede Situation in der ein Mensch sich bedroht oder gefährdet fühlt oder solch eine Situation vermutet, wird mit Angst als emotionale Reaktion begleitet. Es kommt zu physiologischen, psychischen, kognitiven und motorischen Begleiterscheinungen und Veränderungen im Verhalten. All diese Aspekte werden von den Betroffenen oft als unangenehm und beengend beschrieben. Wesentlich für die Entstehung von Angst ist nach den Theoriemodellen der kognitive Ansatz. Er beschreibt den Informations-verarbeitungsprozess sowie die Entwicklung und das Verarbeiten der Angstgefühle. Der daraus sich entwickelnde Prozess der Bewertung ist maßgeblich durch das Person-Aufgabe-Umwelt-Modell bestimmt. Weiterhin kommt es unter Angsteinfluss zu einer gesteigerten Aktivierung des Organismus, welche eng mit der zu erbringenden Leistung zusammenhängt. Auch das Aktivierungsniveau für eine optimale Leistung ist situationsgebunden, personengebunden und aufgabengebunden. Jede Handlung ist durch ein eigenes und individuelles Aktivierungsniveau bestimmt, welches mit einem mittelhohen Angstniveau zur optimalen Leistung führt. Grundlegend ist festzustellen, dass Angst als Schutzfunktion und als Mobilisierung der Psyche und physischen Faktoren dient. Im Klettersport kann Angst lebensrettend sein und wirkt sich unter anderem auch auf das Greifverhalten aus, da dies oft als Indikator für die Selbstsicherheit des Kletterers gedeutet wird.

Für die hier vorliegende Untersuchung trifft dieses Konzept zu, und bildet daher eine Basis der Betrachtung.

2.8 Der Klettersport

2.8.1 Geschichtlicher Hintergrund zum Klettersport

Der Begriff des Klettersports bezieht sich häufig auf das Sportklettern und Freiklettern. Die heutige Trendsportart entwickelte sich in Europa Mitte der 70er Jahre. Der Ursprung des Sportkletterns begann im Elbsandsteingebirge. Die Entwicklung des Sportkletterns wurde dann in Amerika vorangetrieben und hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt.

Im Klettersport wird häufig mit Schwierigkeitsgraden gearbeitet, um die Qualität (klettertechnischen Anforderungen) und Güte einer Kletterroute, einer Felswand oder einer künstlichen Wand zu beurteilen. Diese Schwierigkeitsgrade werden in einer einheitlichen und zahlengebundenen Skala festgelegt. Diese wird als UIAA-Skala (Union Internationale des Associations d´Alpinisme) bezeichnet (siehe Anhang G). Sie reicht vom Schwierigkeitsgrad drei bis 11, wobei jede Zahl noch einmal in drei Kategorien unterteilt werden kann (z.B. 5-/5/5+) (vgl. Schmied & Schweinheim, 2003, S. 42ff.). Die hier vorliegende Untersuchung bezieht sich auf das Klettern an künstlichen Wänden in Indoorhallen.

2.8.2 Leistungsbestimmende Faktoren im Klettersport

Wie schon in den vorangegangen Kapiteln erwähnt gibt es zahlreiche leistungsbestimmende Faktoren im Klettersport. Neben den personellen und situativen Faktoren, können auch technische Anforderungen (Ausrüstung) eine Rolle spielen. Die Sportart Klettern kann jeder betreiben, da die Bewältigung leichtester Routen schon mit Erfolg gekennzeichnet ist. Im nun Folgenden sollen noch einmal kurz die wichtigsten Faktoren anhand einer Grafik dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 14: Leistungsbestimmende Faktoren beim Klettern

(nach: Hugler & Zuber, 1995, S.24-25).

2.8.3 Nutzungszonen einer Indoor-Kletterwand im Klettersport

Eine Kletterwand wird im Allgemeinen in drei horizontal alphabetische Nutzungs-bereiche unterteilt. Diese Nutzungsbereiche werden auch Zonen genannt.

Zone A beschreibt dabei den Bereich vom Boden bis zu drei Meter Höhe. Dieser Bereich wird ohne Seil geklettert und eignet sich hervorragend für das Techniktraining. Es kann in diesem Bereich mit einer intensiven Belastung, kurzen Regenerationspausen und hohen Wiederholungen trainiert werden. Das Quergangklettern und das effektive Bewegungshandeln werden optimal auf dieser Zone geschult. Dieser Bereich wird auch als Boulderbereich bezeichnet und ist häufig durch eine rote Linie gekennzeichnet und mit Weichbodenmatten ausgelegt. Vorteil dieser Zone ist eine relativ geringe Verletzungsgefahr bei einem Sturz auf die Weichbodenmatten.

Zone B deckt den Bereich von drei bis acht Meter ab. Hier wir mit einer Seilsicherung (ab 2,5 Meter - 3 Meter) gearbeitet. Diese Zone wird auch als Umsetzungszone beschrieben. Sie dient der Schulung und Umsetzung von komplexeren Übungen. Optimal zur Heranführung von Anfängern an die Höhe oder für das Training mit Sicherungstechniken, da eine störungsfreie Kommunikation zwischen Schüler und Trainer noch vorhanden ist.

Zone C bezeichnet den Höhenraum über acht Meter Höhe. In diesem Bereich kommt es zu ausgeprägten psychischen und physischen Beanspruchungsmerkmalen. Zone C kann zur Überprüfung der aktuellen Kletterleistung oder der Klettertechnikqualität genutzt werden. Auf größere Höhen kann die Kraftausdauer trainiert und verbessert werden. Gerade in dieser Zone ist die Wahl des Schwierigkeitsgrades sehr wichtig, so dass trotz der steigenden Belastung der Spaß am Klettern nicht verloren geht (vgl. Schmied & Schweinheim, 2003, S. 67-69).

2.8.4 Zusammenhang zwischen Erfahrung im Klettersport und Schwierigkeitsgrad

Der Lernprozess im Klettersport vollzieht sich, bei regelmäßigem Klettern, ein Leben lang. Dieser Prozess entwickelt Fortschritte über mehrere Jahre hinweg. Gerade in den ersten Jahren ist der positive Entwicklungsprozess deutlich zu erkennen (vgl. Schädle-Schardt, 2002, S. 58).

Mit der zunehmenden Erfahrung im Klettersport steigt auch die Kletterleistung (siehe Abb. 15). Da der gekletterte Schwierigkeitsgrad eine Aussage über die Kletterleistung gibt, kann davon ausgegangen werden, dass die Kletterleistung im Zusammenhang mit der Erfahrung im Klettersport steht. Diese Erkenntnis wurde in der folgenden Untersuchung aufgegriffen und zur Einordnung der Untersuchungsgruppen genutzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 15: Entwicklung der Kletterleistung über 15 Jahre

(aus: Schädle-Schardt, 2002, S. 58).

[...]

Ende der Leseprobe aus 193 Seiten

Details

Titel
'Der weiche Griff beim Klettern' Zum Zusammenhang von Greifverhalten und situativer Angst beim Klettern
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Institut für Sportwissenschaften und Sport)
Note
1,9
Autoren
Jahr
2005
Seiten
193
Katalognummer
V53674
ISBN (eBook)
9783638490535
ISBN (Buch)
9783656776345
Dateigröße
2530 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Griff, Klettern, Zusammenhang, Greifverhalten, Angst, Klettern
Arbeit zitieren
Diplomsportwissenschaftler Alexander Henn (Autor:in)Robert Zepig (Autor:in), 2005, 'Der weiche Griff beim Klettern' Zum Zusammenhang von Greifverhalten und situativer Angst beim Klettern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53674

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