Bewegung im Grundschulunterricht. Bedeutung und Effekte


Praktikumsbericht / -arbeit, 2019

16 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Gliederung

1. Schul- und Klassenportrait

2. Forschungsschwerpunkt: Bedeutung von Bewegung in der Grundschule
2.1 Einleitung
2.2 Aktuelle Bewegungssituation von Kindern
2.3 Das Konzept der bewegten Schule
2.4 Effekte von Bewegung in der Schule

3. Literatur- und Quellenverzeichnis

4. Beobachtungsprotokolle

1. Schul- und Klassenportrait

Die Schule ist eine öffentliche Schule und wird durch die örtliche Gemeinde getragen. Die insgesamt 72 Schülerinnen und Schüler kommen aus drei Ort­schaften, die zur Gemeinde gehören, an die einzügige Grundschule. Das Schulgebäude wurde nach dem Hochwasser 2002 grundständig saniert und 2004 konnten Schule, Hort und Kita in das Gebäude einziehen. Das Gelände ist groß und bietet einem abgegrenzten Kita-Außenbereich, einer Sporthalle, einem Schulgarten und dem Pausenhof genügend Platz. Außerdem befinden sich ein Teich und einige Parkmöglichkeiten auf dem Grundstück. Umgeben von Bauernhöfen, Einfamilienhäusern, Feldern und Wald befindet sich die Schule am Ortsausgang. Der Bus hält direkt vor der Eingangstür und auch ein Fußweg ermöglicht den sicheren Gang zur Schule. Im Schulbereich des Ge­bäudes befinden sich neben den Klassenräumen noch andere Zimmer mit ver­schiedenen Funktionen. Im Erdgeschoss gibt es einen großen Garderoben­raum, der für jedes Kind einen festen Platz bereithält, wo Schuhe gewechselt und Jacken aufgehangen werden können. Des Weiteren befindet sich auf die­ser Etage noch der Werken-Raum. Im ersten Obergeschoss können die Kin­der vor sowie nach der Schule zur Hortbetreuung gehen. Außerdem ist ein großes Zimmer für den Kunstunterricht angelegt. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die Klassenräume, ein Lehrmittelraum, ein Arztzimmer, das Sek­retariat und das Lehrerzimmer. Die letzte Etage erstreckt sich über das ge­samte Gebäude. Es gibt eine große Aula, die auch als Speiseraum genutzt wird und ein Computerzimmer mit zwölf Sitzplätzen. Vor einigen Jahren wurde der Musikraum zum Multifunktionsraum umgewandelt. Darin findet jetzt der Integrations-, Gruppen- und Förderunterricht statt. In diesem Zimmer kann auch in den Pausen geruht, gespielt oder gemalt werden.

An der Grundschule arbeiten fünf Vollzeit-Lehrkräfte (inklusive Schulleiter), zwei Teilzeit-Lehrkräfte und zwei Lehrerinnen, die nur für den Sport- und Re­ligionsunterricht an die Schule kommen. Das Alter liegt im Durchschnitt bei 47. In Vollzeit arbeiten ein Schulsozialarbeiter und eine Schulbegleiterin. Dienst­beratungen finden regelmäßig statt und Fortbildungsmöglichkeiten sind für alle offen gehalten.

Die Schule hat feste Traditionen oder Veranstaltungen, die jedes Schuljahr stattfinden. Das sind zum Beispiel ein Talentefest, der Elternstammtisch, das Weihnachtssingen, verschiedene Osterprojekte, die Busschule und die Teil­nahme an regionalen Sportwettkämpfen. Zur Freizeitgestaltung nach der Schule bieten sich unterschiedliche Angebote an. So gibt es verschiedene sportliche Möglichkeiten, musikalische Angebote, handwerkliche Workshops oder Denksport-Aufgaben.

Im Praktikum war ich keiner direkten Klasse zugeteilt. Die meiste Zeit der Hos­pitationsstunden verbrachte ich jedoch in der ersten Klasse und diese soll nun kurz umschrieben werden. Die Klasse besteht aus 16 Kindern, davon 7 Mäd­chen und 9 Jungen. Sie befinden sich im Alter von 6-7 Jahren, es gibt keine Zurückstellungen. Die Kinder kommen alle aus Deutschland und haben keinen Migrationshintergrund. Ein Junge hat Diabetes, für ihn ist die gesamte Schul­woche eine Schulbegleiterin verantwortlich. Sie überprüft regelmäßig die Werte und reagiert entsprechend. Die Hälfte der Klasse geht in den Hort, nur wenige davon morgens vor der Schule. Vorerst werden in der Klasse nur die Dienste zur Aufsicht in der Garderobe und für die Reinigung der Tafel festge­legt. In den nächsten Schuljahren kommen noch andere Dienste hinzu wie zum Beispiel die Pausenaufsicht. Es gibt 3 feste Rituale in der Klasse. Mor­gens wird zu Beginn der ersten Stunde ein Spruch aufgesagt, den alle Kinder mitsprechen und ein Kind vorn stehen darf. Montags wird ein Morgenkreis ge­bildet und vom Wochenende berichtet. Freitags schließt die Lehrerin mit einer kurzen Feedback-Runde die Woche ab. Dabei sollen die Kinder überlegen, was besonders gut oder weniger gut funktioniert hat und was sie verbessern möchten.

2. Forschungsschwerpunkt: Bedeutung von Bewegung in der Grundschule

2.1 Einleitung

Im folgenden Teil des Portfolios werde ich mich mit der Bedeutung von Bewe­gung im Unterricht und im Schulleben für Kinder der Grundschule beschäfti­gen. Mir ist bei längerem Sitzen selbst aufgefallen, wie wichtig es ist, dass man sich hin und wieder bewegt. Der Rücken schmerzt nach einiger Zeit, die Kon­zentration lässt nach oder ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her. Nach diesen Beobachtungen habe ich mich gefragt, ob der Bedarf nach Bewegung bei Grundschülerinnen und Grundschülern nicht noch viel größer ist. Die Frage, der ich besonders nachgehen möchte, ist, wie man Bewegung im Un­terricht sinnvoll einbauen kann und ob sich Veränderungen der Kinder im Un­terricht mit und ohne Bewegung feststellen lassen. Im Praktikum habe ich da­für unterschiedliche Klassenstufen beobachtet, ich habe dabei die erste Klasse am häufigsten besucht. In den nachfolgenden Seiten werde ich die the­oretischen Grundlagen beschreiben und gleichzeitig meine Beobachtungen einbeziehen. Diese sind im Beobachtungsprotokoll festgehalten.

2.2 Aktuelle Bewegungssituation von Kindern

Viele Kinder erleben ihre Kindheit als sehr bewegungsarm. Allein in der Schule sitzen sie pro Woche 25 bis 30 Stunden an der Schulbank. Aus dieser Unter­forderung der Muskulatur ergibt sich eine Haltungsschwäche bei einem Drittel der Schülerinnen und Schüler. Das lange Sitzen liegt nicht in der Natur des Menschen, die Evolution hat uns zu Jägern und Sammlern gemacht. Daraus lässt sich ableiten, dass die wenige Bewegung aus der Erziehung heraus ent­steht (vgl. Amberger 2000, S. 19).

Die Eltern werden mit jeder neuen Generation ängstlicher und wollen ihre Kin­der kontrollieren. Aufgrund des starken Verkehrs bei einigen Wohnhäusern lassen manche Eltern ihre Kinder nicht mehr frei draußen spielen, was sie in ihrer Bewegung sehr einschränkt. Dem entgegenwirkend wird in Familien zu­nehmend gemeinsam Sport getrieben. Sind jedoch Geschwister nicht vorhan­den und sind auch keine Freunde im Umfeld des Zuhauses, gehen Kinder seltener nach draußen. Ihnen fehlt der Spielkamerad und somit die Motivation das Haus zu verlassen. Es kann demzufolge sehr förderlich sein, wenn Kinder in den Hort gehen. Sie haben dort viele Kinder mit verschiedenen Interessen und je nach Tagesform können sie sich jemanden suchen, der die gleiche Ak­tivität machen möchte. (vgl. Müller 2003, S. 30). Im Praktikum sind die meisten Kinder der vier Klassen in den Hort gegangen. Nur wenige Kinder wurden mit­tags von ihren Eltern abgeholt oder sind mit dem Bus nach Hause gefahren. Da es ein Dorf war, in dem ich mein Praktikum absolviert habe, ist das Ver­kehrsaufkommen eher gering und die Kinder haben einen großen natürlichen Freiraum.

Ein weiterer Gesichtspunkt sind die räumlichen Gegebenheiten, die für die Be­wegung zur Verfügung stehen. Einst freie Flächen wurden und werden zuneh­mend genutzt, privatisiert und bebaut. Häufiger sieht man auch ein Verbots­schild, was den Kindern das Spielen auf einer freien Fläche untersagt. Die Natur lässt normalerweise viele Möglichkeiten für Bewegung zu, aber sie wird vom Menschen immer mehr eingenommen. Das Verkehrsnetz erweitert sich zum Beispiel ständig, weshalb grüner Boden einer Betondecke weichen muss. Die Menschen haben mehr Anspruch an Wohnraum, wollen größere Wohnflä­chen. Das nimmt wieder Platz der Natur weg, dafür hat heute schon öfter jedes Kind sein eigenes Kinderzimmer. Das ermöglicht auch im Gebäude mehr Be­wegung und Spiel. In diesen Zimmern steht den Kindern oft viel Material zur Verfügung. Darunter sind viele technische Geräte, die nur die Bewegung der Hände erfordern, aber der Rest des Körpers bleibt still. Es gibt in den Haus­halten also immer weniger Spielzeug, welches Bewegen fördert. Dafür sind vielfältige Sportgeräte auf dem Markt, die alleinige oder gemeinsame Bewe­gung ermöglichen (vgl. Müller 2003, S. 29f.).

2.3 Das Konzept der bewegten Schule

Die bewegte Schule wurde von Urs Illi entworfen, der erkannte, dass Schul­kinder sich zu wenig bewegen und dadurch Fehlhaltungen und Schmerzen entstehen. Auch der schulische Stress, der sich auf den Körper auswirkt, soll durch die Idee einer bewegten Schule gemildert werden. Einige Schulen haben das Konzept bereits übernommen, auch wenn es nicht überall gleich ausgeführt wird. Jedoch die vier grundlegenden Bausteine sind das bewegte Sitzen, das bewegte Lernen, die bewegte Pause und Bewegungspausen im Unterricht. Das bewegte Sitzen erfordert einen ergonomischen Arbeitsplatz (vgl. Breithecker, Dordel 2003, S.5). Das bedeutet genügend Platz zum Arbei­ten zu schaffen, eine für den Körper angenehme Sitzgelegenheit bereit zu stel­len oder Hilfsmittel für eine bessere Haltung beim Sitzen zur Verfügung zu stellen. Nikola Seichert beschreibt außerdem Probleme, die beim Sitzen auf­treten (besonders beim ausdauernden Sitzen). Die Bandscheiben werden hoch belastet, es treten kaum Belastungsänderungen auf und der Körper nimmt eine falsche Haltung ein, bei der die Wirbelsäule Fehlstellung erhält. Um dem entgegenzuwirken empfiehlt sie in der Schule verschiedene Regeln einzuhalten. Es sollte möglichst wenig gesessen werden, der Unterricht soll in Bewegung oder im Stehen stattfinden. Falls das lange Sitzen unumgänglich ist, soll für ein aktiv-dynamisches Sitzen gesorgt werden. Das kann zum Bei­spiel durch einen großen Sitzball realisiert werden, auf dem sich die Kinder immer wieder bewegen müssen. Ein weiteres Problem ist, dass in der Schule alle Sitzmöbel gleich gestaltet sind. Somit sind sie nicht an die individuellen Proportionen der Kinder angepasst und können kein belastungsarmes Arbei­ten ermöglichen. Der Wunsch nach individuellen Sitzmöbeln gestaltet sich als fast unerfüllbar, weil die Körper der Kinder sich ständig verändern und somit der Aufwand und die finanziellen Mittel zu hoch sind, für die wenige Zeit, die die Kinder in der Schule sind (vgl. Seichert 2000, S. 93ff.).

Im Praktikum hat eine Schülerin einen neuen Tisch und den dazu passenden Stuhl bekommen, weil sie größer als die anderen Kindern ist und somit nicht gut an dem für die Klasse 1 zur Verfügung gestelltem Mobiliar arbeiten konnte. Alle Stühle der Schule bestehen aus Hartplastik und sind sehr starr. Sie haben eine Vertiefung für das Gesäß, dass ein aufrechtes Sitzen zulässt, aber nicht für alle Kinder angenehm sein muss. Die meisten Kinder sitzen zu zweit an einem Tisch, was nicht viel Platz zum Arbeiten und somit keinen großen Be­wegungsfreiraum ermöglicht.

Außer dem ergonomischen Arbeitsplatz ist es notwendig, ein aktives Sitzen zu ermöglichen. Den Kindern soll bewusstwerden, wie sie sitzen und wie ihre Hal­tung dabei ist. Dazu kann auch gehören, dass die Kinder ihre Sitzmöglichkeit wechseln dürfen oder ihr Mobiliar so nutzen dürfen, wie sie es für angenehm empfinden (vgl. Breithecker, Dordel 2003, S.5). Im Klassenraum der ersten Klasse steht ein Gruppentisch in der hinteren Ecke des Zimmers, mit Sitzblö­cken aus Schaumstoff. Daran finden sechs Kinder Platz. Im Unterricht wurde diese Sitzmöglichkeit nie genutzt. In den Pausen durften sich die Kinder zum Frühstücken an diesen Tisch setzen. Der Einzige Wechsel des Sitzplatzes war Montagmorgen in den Morgenkreis. Da haben alle Kinder auf einem Schaum­kissen im Kreis auf dem Boden gesessen.

Das bewegte Lernen meint ein Lernen mit allen Sinnen (vgl. ebd., S. 6). Das bedeutet, dass die Kinder nicht nur über das Hören und Sehen, sondern auch über das Schmecken, Riechen und besonders das Fühlen Zugang zu Wissen finden sollen. In der Klasse 1 gab es zu einer Stationsarbeit eine Aufgabe zum Malen einer Zahl in einem Sandkasten. Somit haben die Kinder haptisch die Zahlen erfasst. Auch Kinder, die mit dem Stift noch nicht so gut umgehen kön­nen, haben auf diese Weise die Möglichkeit, das Schreiben der Zahl zu üben. Außerdem soll es Aufgaben geben, für die sich bewegt werden muss. Das kann beim beschaffen der Aufgaben, beim Lösen oder beim Kontrollieren re­alisiert werden (vgl. ebd.). Im Praktikum war diese Form des Lernens in unter­schiedlichen Klassenstufen mit verschiedenen Methoden zu sehen. Dazu ge­hört das Mannschaftsrechnen in Klasse 4, bei dem sich die Kinder in der Schlange fortbewegen mussten, um ihre Aufgaben gesagt zu bekommen; die Stationsarbeit in Klasse 1, bei der die Kinder sich die Aufgaben aus den Kisten holen mussten oder auch das Heften von Würfelkärtchen zur passenden Zahl an die Tafel. Des Weiteren gab es noch eine Aufgabe zum Zahlenverständnis. Die Lehrperson klopfte in der ersten Klasse verdeckt an die Tafel, die Kinder sollten mitzählen wie oft geklopft wurde und sollten dann die jeweilige Anzahl an bestimmten Bewegungen durchführen (lösen).

Außerdem sind Aufgaben mit praktischem Anteil vorgesehen, die im Projekt­unterricht durchgeführt werden. Dabei wird Wissen durch praktisches Handeln erlangt (vgl. ebd.) Dieses Aufgabenformat habe ich in dieser Grundschule während des Praktikums nicht beobachten können.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Bewegung im Grundschulunterricht. Bedeutung und Effekte
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Erziehungswissenschaften)
Note
1,3
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V535023
ISBN (eBook)
9783346149459
ISBN (Buch)
9783346149466
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulleben, Grundschule, Bewegung, Haltungsschwäche, Sitzen, Erziehung
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Bewegung im Grundschulunterricht. Bedeutung und Effekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/535023

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