TZI in der Mediation


Studienarbeit, 2004

38 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Was ist TZI?
2.1 Entstehung und Zielsetzung
2.2 Das System der TZI
2.3 Die Axiome
2.4 Die Postulate der TZI
2.5 Das zentrale Arbeitsprinzip der TZI: das runde Dreieck
2.6 Die Gesprächsregeln
2.7 Prozess und Struktur einer TZI- Gruppe
2.8 Zielgruppen

3 Mediation
3.1 Entwicklung der Mediation und Anwendungsfelder
3.2 Abgrenzung zu anderen Verfahren der Konfliktlösung
3.3 Ziele der Mediation
3.4 Merkmale und Prinzipien der Mediation
3.5 Ablauf einer Mediation

4 Vergleich von TZI und Mediation
4.1 Hintergrund
4.2 Zielsetzung
4.3 Das Leitungsverhalten
4.4 Thema/Konflikt
4.5 Prozess/Ablauf

5 Inwiefern lässt sich die TZI in der Mediation anwenden?
5.1 Im Prozess
5.2 Als Reflexionshilfe

6 Abschluss

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

TZI, ein gruppendynamisches Verfahren zum ganzheitlichen Lernen und Arbeiten in Gruppen, und Mediation, ein Verfahren für das Vermitteln und Lösen von interpersonalen Konflikten, passt das zusammen? Im ersten Moment könnte man denken, TZI und Mediation sind doch völlig verschiedene Moderationsmethoden mit unterschiedlichen Zielvorstellungen und Zielgruppen. Beim näheren Hinschauen kann man jedoch feststellen, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen TZI und Mediation gibt und dass sich TZI in der Mediation sehr gut umsetzen lässt.

1.1 Ziel und Aufbau der Arbeit

Es soll dargestellt werden, wie TZI in der Mediation umgesetzt werden kann. Dafür wird zunächst beschrieben, was TZI und Mediation im Einzelnen bedeuten, um daraufhin überlegen zu können, wo Verbindungslinien zwischen TZI und Mediation vorhanden sind. Danach wird diskutiert, inwiefern sich die Methode der TZI in der Mediation anwenden lässt.

2 Was ist TZI?

TZI, die themenzentrierte Interaktion, gilt als „eine Methode des lebendigen Lernens, das individuelle, zwischenmenschliche und sachliche Aspekte zu einem Konzept verbindet“ (Langmaack, 2001, S. 15). Themenzentrierte Interaktion bedeutet, dass Themen oder Lernstoff ins Zentrum der beteiligten Personen gestellt werden und dann im Hin und Her zwischen allen Beteiligten bearbeitet werden. Die TZI beruht nach Cohn (1975, S. 116) auf der „Einsicht, dass Menschen zwar Tatsachen und Zusammenhänge mit dem Denken allein erfassen können, dass jedoch sinnvolles Lernen den ganzen Menschen als psychosomatisches - daher auch gefühlsbetontes und sinnliches - Wesen betrifft“. Deswegen ist es auch schwer, TZI nur auf der kognitiven Ebene zu beschreiben, TZI muss erlebt werden. In der TZI werden thematisches sachbezogenes Arbeiten und menschenwürdiger Umgang in der Kommunikation aufeinander bezogen. Sie integriert die Wertmaßstäbe der Humanistischen Psychologie sowie Erfahrungen und Erkenntnisse der Psychoanalyse. Dabei kann es missverstanden werden, die TZI „nur“ als Methode zu bezeichnen, denn die TZI enthält ein „Bündel von Wertungen, Überzeugungen, Absichten und Handwerkskünsten der Gruppenarbeit,...“ (Reiser, 1998, S. 17).

2.1 Entstehung und Zielsetzung

Die Theorie und Methodik der themenzentrierten Interaktion wurden von der Psychoanalytikerin Ruth Cohn in den 70er Jahren (Langmaack & Braune-Krickau, 2000) entwickelt. Diese arbeitete zunächst im therapeutischen Rahmen, suchte jedoch bald ein Konzept, das für Menschen nur in Ausnahmefällen eine Betreuung nötig machte und das auch außerhalb gruppentherapeutischer Sitzungen ein lebendiges, den ganzen Menschen einbeziehendes Lernen ermöglichte. Die persönlichkeitsstärkenden Faktoren therapeutischer Arbeitsmethoden sollten für das Lernen und Arbeiten in nicht-therapeutischem Kontext nutzbar gemacht werden. Dieses Konzept war TZI, das von Ruth Cohn in den USA initiiert wurde und in den Workshop Institutes for Living Learning (WILL) von ihr und ihren Kollegen weiterentwickelt wurde. Diese Workshop Institutes for Living-Learning sind Ausbildungsinstitute für Menschen, die „Arbeit in Gruppen und besonders das Leiten von Gruppen lernen und erforschen wollen“ (Cohn & Terfurth, 1993, S. 393). TZI ist nicht konzipiert als Therapie, obwohl die TZI therapeutische Effekte haben kann. Zudem grenzt sie sich von der klassischen Gruppendynamik, die ihren Schwerpunkt auf dem Aspekt der Gruppenvorgänge hat, ab, indem sie immer einen thematisch-inhaltlichen Bezug aufweist.

Lebendiges Lernen nach TZI soll sowohl kognitive, psychomotorische als auch emotionale Bedürfnisse der Beteiligten befriedigen, also Kopf, Herz und Hand gleichermaßen am Geschehen beteiligen. TZI ermöglicht u.a., „ sich selbst und andere so zu leiten, dass entwicklungsfördernde Prozesse initiiert und Kommunikation verbessert wird, Selbständigkeit und Eigenverantwortung im Kontakt mit anderen zu stärken, Wissensvermittlung lebendig und in Beziehung zu den beteiligten Personen zu gestalten und Rivalität und Konkurrenz zugunsten von Kooperation zu vermindern“ (Fernuniversität Hagen, Informationsbroschüre). Nach Langmaack und Braune-Krickau (2000) ermöglicht es die TZI u.a., die Entstehung einer problematischen Situation ganzheitlicher zu erfassen, und hilft, Lösungen für Probleme so zu gestalten, dass sie realistisch und zukunftsorientiert sind und von den Beteiligten getragen werden können.

2.2 Das System der TZI

WILL (vgl. Cohn & Terfurth, 1993, S. 392) beschreibt TZI als Interaktionsmodell von als gleichwertig behandelten Elementen. In ihm sind die Person (Ich), die Gruppe (Wir), das Thema (Es) und das Umfeld (Globe) gleichberechtigt, wobei eine dynamische Balance zwischen den Elementen angestrebt wird.

Von Ruth Cohn wurde die TZI zuerst als Methode, dann als System bezeichnet. Matzdorf und Cohn (1995, S. 53, zit. n. Reiser, 1998, S. 17) sehen in der „Eigenart von TZI eine Art generatives Kernsystem. Dieser Kern enthält ein implizites Potential an praktischen und theoretischen Aussagen“. Auch Reiser (1998) stellt die TZI als System dar, das alle Ebenen des Denkens und des Handelns einbezieht. Dabei wird eine Ebene der Theorie, eine Ebene der Methode und eine Ebene der Verfahren bzw. Techniken unterschieden. Die TZI enthält „ in ihren Axiomen eine anthropologische Grundlage und eine Wertbasis, in ihren Postulaten methodische Grundprinzipien, in den Modellen der dynamischen Balance, des partizipierenden Leitungsstils und der Struktur-Prozeß-Balance ein System von Handlungsmethoden und in ihren Hilfsregeln Interventionshinweise,..“ (Matzdorf in Cohn & Terfurth, 1993, S. 332). Im folgenden werden diese Elemente der TZI dargestellt.

2.3 Die Axiome

TZI bedient sich einer ethischen Grundlage, die von Ruth Cohn als Axiome formuliert sind. Ohne diese Grundvoraussetzungen würde das System der TZI in unzusammenhängende Techniken zerfallen. Die Axiome sind auf der Ebene der Theorie anzusiedeln. Man kann auch vom Fundament der TZI sprechen. Kennzeichen der Axiome ist nach Reiser (1998) ihr dialektischer Aufbau. Einer These und einer Antithese folgt die Synthese, die jeweils die Richtung angibt, in der man eine Lösung suchen kann. Die Axiome werfen Fragen auf, ohne Antworten zu liefern. Jeder Mensch ist dadurch aufgerufen, seine individuellen Lösungen zu finden und so zu individuellen und dann auch kollektiven Veränderungen beizutragen. Gleichzeitig beeinflussen sie in Arbeits- oder Lernprozessen die Auswahl und den Einsatz der methodischen Schritte. Insgesamt sollen durch die Axiome Werteinstellungen wirksam werden, die sich auf die Qualität des Lebens und des Zusammenlebens auswirken.

Das existenziell-anthropologische Axiom

„Der Mensch ist eine psychobiologische Einheit und ein Teil des Universums. Er ist darum gleichermaßen autonom und interdependent. Die Autonomie des Einzelnen ist umso größer, je mehr er sich seiner Interdependenz mit allen und allem bewusst wird.“ (Langmaack, 2001, S. 42)

Mit diesem Axiom sind die Grundaspekte menschlichen Seins angesprochen. Physische, emotionale, intellektuelle und spirituelle Bedürfnisse sind nur Facetten derselben Persönlichkeit. Sobald ein Teilbereich vernachlässigt wird, reagiert der ganze Mensch. Darum ist es wichtig, die Balance zwischen diesen Teilbereichen zu finden. Hier ist der Begriff der Ganzheitlichkeit angesprochen, die auch darin zum Ausdruck kommt, dass immer Kopf, Herz und Hand als gleichermaßen am Geschehen beteiligt anzusehen sind und deswegen einbezogen werden müssen. Das Erleben des Menschen vollzieht sich darüber hinaus immer auch in Kontakt mit seinen Beziehungswelten, menschliche Erfahrung, Verhalten und Kommunikation unterliegen nach Cohn „interaktionellen und universellen Gesetzen“ (1975, S. 120). Wichtig dabei ist, dass sich der Mensch dieser Zusammenhänge und Abhängigkeiten bewusst wird.

In diesem ersten Axiom wird praktisch schon alles betont, was in der TZI wichtig ist und gelehrt und gelernt wird, dass nämlich Autonomie mit dem Bewusstsein wächst, dass alles zusammenhängt, also interdependent ist. Das bedeutet auch, dass nur derjenige ein konstruktives Mitglied einer Gruppe sein kann, der es gelernt hat, autonom zu sein.

Das ethisch-soziale Axiom

„Ehrfurcht gebührt allem Lebendigen und seinem Wachstum. Respekt vor dem Wachstum bedingt bewertende Entscheidungen. Das Humane ist wertvoll; Inhumanes ist wertbedrohend.“ (Langmaack, 2001, S. 43)

Mit diesem Axiom wird deutlich, dass der Mensch Respekt vor allem, was geschaffen ist, haben und dass eine nachhaltig lebensfähige soziale, wirtschaftliche und ökologische Umwelt als Maßstab gelten sollte. Ein Fortbestand im weitesten Sinne ist nach Langmaack (2001) nur möglich, wenn alle Aktivitäten auf ethischen Überlegungen basieren. Hiermit sind nicht nur Politiker angesprochen, sondern jeder trägt hierfür Verantwortung.

Das pragmatisch-politische Axiom

„Freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und äußerer Grenzen. Erweiterung dieser Grenzen ist möglich!“ (Langmaack, 2001, S. 44)

Nach Langmaack (2001, S. 45) ergänzt das dritte Axiom die beiden ersten insofern, als es „auf die Bedeutung vorgegebener Grenzen für die freie Entscheidung hinweist“. Dennoch wird auf die genaue Wahrnehmung und Analyse der Grenzen verwiesen, denn jede Grenzsituation unterliegt auch Wandel und Veränderung. Zudem ist es wichtig, erst einmal den vorhandenen Raum konstruktiv zu nutzen, bevor Grenzen verschoben werden.

Die Axiome haben auch praktische Bedeutung. Sie dienen als Kompass für Lernen und Bildung und zeigen Wirkung in mehrfacher Hinsicht, z.B.

- durch die Herstellung von Gleichrangigkeit zwischen der Arbeit am Thema, der Interaktion in der Gruppe und der einzelnen Person
- durch das Einbeziehen des Umfeldes, das mit verantwortlich dafür ist, ob erarbeitete Ergebnisse umgesetzt werden können
- im Anerkennen der Balance zwischen Autonomie und vorhandenen Grenzen
- durch die Wertschätzung einer Vielfalt von Meinungen.

Wie die Axiome im alltäglichen Leben umgesetzt werden können, wird vor allem anhand der Postulate veranschaulicht.

2.4 Die Postulate der TZI

Nach Reiser (1998, S. 23) sind die Postulate „oberste Lehrziele des Systems“ der TZI und sie haben die Aufgabe, „die Ebenen der TZI zu verknüpfen“. Die Postulate sind damit ein Teil der Theorie und durchziehen die Ebenen der Methode und die der Techniken. Cohn (1975, S. 123) nennt die Postulate „Klarstellungen existentieller Phänomene“ und weist darauf hin, dass durch die Postulate gefordert wird, die Realität und nicht Dogmen als Autorität anzuerkennen. In den Postulaten wird zum Ausdruck gebracht, was schon in den Axiomen formuliert wurde. Nach Cohn (1984, zit. n. Reiser, 1998, S. 23) wird durch die Postulate ausgesprochen, „wie die Axiome im persönlichen Leben und im Gruppenleben zum Ausdruck kommen sollen“.

1. Postulat: Sei dein eigener Chairman!

Hier wird die Aufforderung wiederholt bzw. verstärkt, persönliche Entscheidungen zu treffen. Nach Langmaack (2001) ist das Chairman-Postulat ein Ausdruck des Zutrauens in die Fähigkeit des Menschen, sich selbst zu leiten und die Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Hier geht es darum, Ambivalenzen in uns zu koordinieren und auf der einen Seite die Balance zu finden zwischen Autonomie und Interdependenz, auf der anderen Seite auch die verschiedenen Bedürfnisse, also emotionale, kognitive oder praktische Bedürfnisse, zu organisieren und wenn nötig Schwerpunkte zu setzen. Mit diesem Postulat soll nicht zum Egoismus aufgefordert werden, sondern zur Übernahme von Verantwortlichkeit füreinander. Es geht also um das zweifache Hinschauen, sowohl nach innen als auch nach außen.

2. Postulat: Störungen haben Vorrang!

Das zweite Postulat hängt inhaltlich eng mit dem ersten zusammen. Es wird dazu aufgefordert, sowohl die innere als auch die äußere Realität wahrzunehmen und dann zu entscheiden, ob man ganz bei sich ist oder irgendetwas einen davon abhält. Störungen können alles sein, was zu irgendeiner Art von Ablenkung führt, wie Frustration, Freude, Ärger, Begeisterung oder Zerstreutheit oder auch äußere Anlässe wie schlechte Luft oder eine fehlende Pause. Eine wichtige Quelle für Störungen sind z.B. auch Übertragungen (s. auch Pkt. 5.2). Das Postulat lehnt sich an die Regel der Psychoanalyse „Widerstand vor Inhalt“ an und regt dazu an, dem zur Zeit abgelenkten Teil der Persönlichkeit genügend Raum zu geben (vgl. Cohn, 1975).

Durch dieses Postulat wird wieder deutlich, dass jeder Mensch wichtig ist, und dazu gehört eben auch, seine Störungen, welcher Form sie auch sein mögen, ernst zu nehmen. Dazu kommt, dass Störungen als willkommen angesehen werden sollen, denn sie beinhalten die Chance, Entwicklung oder Veränderung auszulösen. Oft zeigen sie an, dass Irgendetwas aus dem Gleichgeweicht ist, z.B. das Gesprächsmuster in einer Gruppe, die inadäquate Zeitstruktur oder eine fehlende Balance zwischen den Elementen des Dreiecks (s. Pkt. 2.5). Insofern können Störungen auch produktiv sein, indem sie diese Ungleichgewichte erst offensichtlich machen. Das Postulat bedeutet darüber hinaus, dass jede Gruppe immer nur so gut arbeitet, wie jedes einzelne Mitglied sich an der Arbeit beteiligt.

Dennoch wird nicht jeder Störung uneingeschränkt Aufmerksamkeit gegeben. In diesem Punkt grenzt sich die TZI auch ab von der Therapie. Störungen werden nur insoweit wahrgenommen und bearbeitet, bis der einzelne bzw. die Gruppe wieder arbeitsfähig ist. Sofern weiterer Klärungsbedarf bei einem einzelnen vorhanden sein sollte, muss dies durch eine anschließende Therapie bearbeitet werden.

2.5 Das zentrale Arbeitsprinzip der TZI: das runde Dreieck

Die TZI geht von einer ganzheitlichen Sichtweise von Leben und Zusammenleben aus. Diese Sichtweise wird in der zentralen Denkfigur der TZI symbolisiert. In diesem Strukturmodell kommt zum Ausdruck, dass „jede Person (Ich), jede Interaktion von Menschen untereinander (Wir), jede Sache, jeder Lernstoff, jede Arbeitsaufgabe, mit der diese Menschen zu tun haben (Es), von grundsätzlich gleicher Wichtigkeit sind und gleichen Stellenwert haben“ (Langmaack, 2001, S. 48). Der Einbezug des Globe macht dieses Dreieck allerdings erst rund. Mit Globe ist die natürliche, gesellschaftliche oder soziale Umwelt gemeint, die Rahmenbedingungen setzt und immer mit berücksichtigt werden muss. Hiermit zeigt sich auch die Alltagsbezogenheit der TZI.

Das Zusammenfügen von Ich, Wir, Es und Globe in der Kommunikation und in der Gruppenarbeit motiviert zum Mitmachen und macht die Kommunikation lebendig.

In dem Ich-Wir-Es-Dreieck im Globe wird dynamische Balance angestrebt, dies bedeutet, dass immer wieder reflektiert werden muss, ob die beteiligten Elemente gleich viel Berücksichtigung fanden. Diese Balance muss darüber hinaus immer wieder neu hergestellt werden, nach Langmaack und Braune-Krickau (2000, S. 93) droht immer wieder das „Aus-der-Balance-Geraten“, wenn z.B. „ein eiliges Sachziel die emotionale Ebene dominiert, ein Beziehungsproblem die Sacharbeit in den Hintergrund treten lässt oder sich der Einzelne vor lauter Arbeit am Wir nicht entfalten kann“. Das Anstreben dieser Balance ist zunächst eine Notwendigkeit im Leben jedes einzelnen Menschen, und kann darüber hinaus als Prinzip und als Kompass für das Planen und Steuern von Gruppen und zur Prozessreflektion dienen. Das Prinzip der dynamischen Balance gehört damit zur Methodik der TZI und ist die Basis für Gruppenarbeit und Gruppenleitung.

2.6 Die Gesprächsregeln

Zur Umsetzung der Wertmaßstäbe der TZI in konkrete Handlungen stellt die TZI ein Regelsystem zur Verfügung, das helfen soll, „die Kommunikation untereinander offener und klarer zu gestalten, Denken und Fühlen in Einklang zu bringen, Wahrnehmungsfähigkeit und das Lernen voneinander zu fördern und Entwicklung zu erleichtern“ (Langmaack & Braune-Krickau, 2000, S. 99). Man kann in diesem Zusammenhang auch von Grundprinzipien der Gruppenarbeit sprechen. Die Regeln unterstützen die Balance des Dreiecks und die Integration von Sach- und Beziehungsebene im Gespräch. Nach Cohn (1975, S. 115) sollen die Regeln die „jeweilige Arbeit und das Streben nach dem Bewusstsein von Autonomie und zwischenmenschlicher Verbundenheit fördern“. Die Regeln sind als Angebote zu verstehen, oder auch als Leitlinien für die eigene Kommunikation oder das eigene Verhalten, sie sollen nicht als Kampfinstrumente missbraucht oder bürokratisch angewendet werden. Wichtig ist, sie situationsgerecht einzusetzen und in einer Gruppe entsprechend einzuführen. Insgesamt geben die Gesprächsregeln nach Reiser (1998, S. 29) „Grundsätze der Technik an, die je nach Situation, Aufgabe und Feld modifiziert werden müssen“. Die humanistische Wertorientierung der TZI lässt darüber hinaus Raum für den Einsatz ganz unterschiedlicher Elemente, eine verbindliche Normierung steht damit nicht in Einklang.

Cohn (1975) nennt 9 Regeln, Matzdorf & Cohn (1995) beschreiben 4 Regeln, hier werden nach Langmaack und Braune-Krickau (2000) 7 Regeln aufgeführt.

1. Vertritt dich selbst in deinen Aussagen: Sprich per „ich“ und nicht per „wir“ oder per „man“!

Die verallgemeinernden Aussagen „man“ oder „wir“ sind in der Regel persönliche Versteckspiele, mit denen der Sprechende keine Verantwortung übernehmen möchte. Ziel ist es jedoch, diese Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und von eigenen Wünschen oder Bedürfnissen zu sprechen, und darauf zu überprüfen, ob sie mit den Bedürfnissen von anderen übereinstimmen oder nicht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
TZI in der Mediation
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
bestanden
Autor
Jahr
2004
Seiten
38
Katalognummer
V53307
ISBN (eBook)
9783638488006
Dateigröße
551 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mediation
Arbeit zitieren
M.A. Ines Leue (Autor:in), 2004, TZI in der Mediation , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53307

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