Die Geschichte von Hanna (1. Samuel 1f) und die Frage der Kult- und Opferfähigkeit von Frauen im Alten Testament


Hausarbeit, 2005

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Allgemeine Definition von Kult und Opfer
2.1.1. Kult
2.1.2. Opfer
2.2. Kult und Opferfähigkeit von Frauen im AT
2.2.1. Die Bedeutung der sozialen Stellung der Frau für ihre Kult- und Opferfähigkeit
2.3. Hanna
2.3.1. Die Geschichte von Hanna (1. Samuel f)
2.3.2. Hanna und Kult- und Opferfähigkeit

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Kult- und Opferfähigkeit von Frauen spielt in der theologischen Literatur eine große Rolle. Es gibt sehr viele Forscher und Wissenschaftler die sich mit diesem Thema beschäftigt haben. Die Meinungen der Experten sind zum Teil sehr widersprüchlich. Viele Meinungen älteren Datums (z.B. Wellhausen, G. Beer) stellen die Frau als nicht kult- und opferfähig dar bzw. beschreiben die religiöse Rolle der Frau negativ. Aktuellere Erkenntnisse hingegen (z.B. Braulik, Crüsemann) tendieren dazu der Frau Kult- und Opferfähigkeit zuzusprechen.

Ziel dieser Arbeit ist es verschiedene Erkenntnisse bezogen auf die Kult- und Opferfähigkeit untereinander abzuwägen. Dazu wird die Verfasserin wie folgt vorgehen:

Im ersten Teil der Arbeit (Kapitel 2.1) werden die Begriffe „Kult“ und „Opfer“ definiert. Dies ist nötig, um zu verstehen, was unter Kult und Opfer im religionswissenschaftlichen Sinn zu verstehen ist und um zu wissen, wie man sich Kult und Opfer im Alten Testament vorzustellen hat. Am Ende dieses Kapitels wird darauf eingegangen, was unter Kult- und Opferfähigkeit zu verstehen ist. Im zweiten Teil der Arbeit (Kapitel 2.2) wird auf die Kult- und Opferfähigkeit von Frauen im AT eingegangen. Anhand verschiedener Quellen wird geklärt werden, in wieweit Frauen kult- und opferfähig waren. Die Verfasserin wird sich dabei schwerpunktmäßig mit einem Gesetz aus dem Buch Numeri und der deuteronomischen Gesetzessammlung beschäftigen. Diese Texte liefern viele Argumente, die für die Klärung der Kernfrage dieses Kapitels von großer Bedeutung sind. Im Anschluss dieses Kapitels wird kurz auf die Frage eingegangen, ob die soziale Stellung die Frau vom Kult- und Opferbereich ausschließt bzw. in wie weit ihre soziale Stellung ihre Kult- und Opferfähigkeit bestimmt. Zusammen mit der Kernfrage dieser Arbeit taucht diese Frage in der Literatur immer wieder auf (z.B. bei Bird, Vos) und darf deshalb auch in dieser Arbeit nicht ausgeschlossen werden.

Im dritten Teil der Arbeit (ab Kapitel 2.3) geht es um die Geschichte von Hanna. Sie ist eine der großen Frauen des Alten Testaments. Ihre Geschichte steht im ersten Kapitel des ersten Samuelbuches. Zu Anfang des zweiten Teils dieser Arbeit wird ihre Geschichte kurz erzählt. Anhand ihres Handelns wird versucht zu klären, ob sie als kult- und opferfähig anzusehen ist.

Obwohl das Thema der Hausarbeit „Die Geschichte von Hanna (1. Samuel 1f) und die Frage der Kult- und Opferfähigkeit von Frauen im Alten Testament“ lautet, hat sich die Verfasserin entschieden, so wie gerade dargestellt vorzugehen und erst die Frage der Kult und Opferfähigkeit von Frauen im Alten Testament zu behandeln und danach die Geschichte Hannas. Die Begründung für dieses Vorgehen ist, dass erst ein allgemeiner Einblick bezogen auf die Kult- und Opferfähigkeit von Frauen gegeben werden soll. Danach wird dann Hannas Geschichte behandelt, welche einen ganz konkreten Fall bezogen auf Kult- und Opferfähigkeit darstellt.

2. Hauptteil

2.1. Allgemeine Definition von Kult und Opfer

Die Definitionen sollen einen Einblick geben, was Kult und Opfer in der Religionswissenschaft bzw. im Alten Testament bedeuten. Anschließend soll versucht werden eine Definition für die Wörter Kult- und Opferfähigkeit, die Bestandteil des Themas dieser Arbeit sind, zu geben. Dafür ist es notwendig, das Wort „Fähigkeit“ näher zu definieren.

2.1.1. Kult

S. Mowinckel definiert den Begriff „Kult“ im religionswissenschaftlichen Sinne wie folgt:

„I. K. kann definiert werden als die sichtbaren, gesellschaftlich festgesetzten und geordneten, wirkungskräftigen Formen, durch die das religiöse Erleben der Gemeinschaft zwischen Gottheit und »Gemeinde« verwirklicht wird und ihre Wirkungen ausübt“ (Mowinckel: Kultus, religionsgeschichtlich: I. Definition, S. 120).

So ähnlich steht es auch in einer neueren Auflage von Reclams Bibellexikon:

1. Die besondere aus dem Alltag herausgehobenen und oft mit Fest verbundene Weise gemeinschaftlichen Verkehrs von Menschen mit einem göttlichen Bereich bezeichnet die Religionswissenschaft als K. In Erwartung segensreicher Wirkung wirken Menschen auf die Gottheit (sakrifiziell, z.B. durch Gabeopfer) oder lassen empfangend die Gottheit auf dich wirken (sakramental, z.B. Kommunionsopfer) […]“ (Koch und Roloff: Kult. 1. Begriff, S. 294).

Beide Definitionen beschreiben Kult als Formen bei denen Menschen mit Gott in „Verbindung“ treten. Dazu passt auch folgende Übersetzung ins Deutsche:

„Seit dem 13./14. Jh. findet sich für K. die dt. Übers. → Gottesdienst (:I)“ (Baudy: Kult/Kultus: I. Religionswissenschaftlich, S. 1800).

Auch beim Gottesdienst verkehren Menschen gemeinschaftlich mit Gott (vgl. Koch u. Roloff, Gottesdienst, S. 187).

Die genanten Definitionen geben einen Einblick darin, wie man sich Kult religionswissenschaftlich vorstellen muss. Für diese Arbeit ist es aber zudem von Bedeutung was unter Kult im Alten Testament verstanden wird.

Beate Ego unterteilt die Bedeutung des Kults zeitlich in „1. Die Frühzeit – 2. Der Jerusalemer Tempelkult – 3. Kult nach der Tempelzerstörung“ (Ego, Kult/Kultus: IV. Altes Testament und Antikes Judentum, S. 1808). Für diese Arbeit ist vor allem die Frühzeit von Bedeutung. Beate Ego schreibt dazu:

„Die vorstaatliche Zeit sowie die frühe und mittlere Königszeit bis → Josia (639-609) zeichnet sich zunächst durch die Existenz zahlreicher → Kultstätten wie →Bethel, →Dan, →Silo, →Samaria, →Beerheba u.a. aus. Die verehrte Gottheit →JHWH konnte dabei Züge eines Ortsgottes annehmen, der an den einzelnen Kultorten auf unterschiedliche Weise verehrt wurde (»Polyjahwismus«). […]“(Ego: Kult/Kultus: IV. Altes Testament und Antikes Judentum, S. 1808).

2.1.2. Opfer

Genau wie den Begriff „Kult“ kann man auch den Begriff „Opfer“ differenziert betrachten. Religionsgeschichtlich wird das Opfer wie folgt gesehen:

„Das Opfer ist wohl ein entscheidender Teil des Kults, aber nicht dieser allein, was sich schon aus dem Verb […] für „opfern“ das eigentlich „räuchern“ heißt (Homer, I1. IX, 219f.; Od. XIV, 446; XV, 222), ergibt: Die Gottheit, der man opfert („räuchert“), empfängt mit dem Opfer ein Geschenk der gottesdienstlichen Gemeinde. Sie soll dadurch veranlasst werden, den Gläubigen beizustehen, ihnen Gnaden zu erweisen, sie aus Gefahren zu retten, Schuld zu sühnen, ihnen die Ängste zu nehmen und sie mit sich, der Gottheit, zu versöhnen. […]“ (Gerlitz: Opfer: I. Religiosngeschichte:1. Begriffsbestimmung und Theoriensprektrum, S. 253).

So ähnlich sieht es auch Philippe Borgeaud:

„Das Wort »O.« bez. Im Deutschen sowohl das geopferte Lebewesen bzw. die Opfergabe als auch diejenige rituelle Handlung (z.B. Zerstörung), durch die das Lebewesen oder Objekt den übernatürlichen Wesen zugeeignet wird“ (Borgeaud: Opfer: I. Religionsgeschichtlich, S. 570).

Im religionswissenschaftlichen Sinn kann demnach das Opfer erstens als ein Tier verstanden werden, welches das Opfer darstellt. Zweitens wird unter Opfer bzw. opfern die Handlung verstanden mit der man ein Opfer darbringt.

Wie schon bei der Definition von Kult erwähnt, ist für diese Arbeit vor allem die Bedeutung des Opfers im Alten Testament von Bedeutung. Horst Seebaß definiert „Opfer“ im alttestamentlichen Sinn folgendermaßen:

„Das Wort hat im Deutschen einen Sinn angenommen, der das alttestamentarisch Gemeinte weitgehend verdeckt […]. Engl./franz. sacrifice treffen dagegen den Sachverhalt: etwas, was man Gott/Göttern heiligt. […]“ (Seebaß: Opfer: II Altes Testament: 1. Allgemeines, S. 259).

Für diese Arbeit ist vor allem die Frühzeit von Bedeutung. Horst Seebaß unterteilt die Definition von Opfer zeitlich jedoch etwas anders als es Beate Ego getan hat. Seine Unterteilung sieht wie folgt aus: „Vorexilische Zeit“ und „Exilisch-Nachexilische Zeit“. (Seebaß: Opfer: II Altes Testament: 1. Allgemeines, S. 259).

Wichtig ist hier die „Vorexilische Zeit“. Dazu schreibt Seebaß:

„Das wohl häufigste Opfer in vorexilischer Zeit war das Schlachtopfer. Es ist schon zur Zeit der Erzväter belegt […] und war damals vor allem dem Vaterhaus (Familie) oder der Sippe zugeordnet[…]. Es konnte im Prinzip ohne Priester vom Hausvater dargebracht werden, wobei das Blut verschüttet […] und das Fett samt Niere und Leber als Anteil Gottes „geräuchert“ werden mussten […]“(Seebaß: Opfer: II Altes Testament: 1. Allgemeines, S. 259).

Außer dem Schlachtopfer gab es damals noch folgende weitere Opferarten:

Das Brandopfer, das Menschenopfer, das Erstgeburtopfer, das Trankopfer (vgl. Seebaß: Opfer: II Altes Testament: 1. Allgemeines, S. 259/260)

Die Definitionen von „Kult“ und „Opfer“ zeigen, dass die zwei Begriffe eng zusammengehören. Das Wort „Kult“ beschreibt das Darbringen eines Opfers als kultische Handlung (siehe Def. von Koch und Roloff) und das Opfer wird als ein entscheidender Teil des Kults dargestellt (siehe Def. von Gerlitz).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte von Hanna (1. Samuel 1f) und die Frage der Kult- und Opferfähigkeit von Frauen im Alten Testament
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V53272
ISBN (eBook)
9783638487740
ISBN (Buch)
9783656778899
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bei der Arbeit handelt es sich um eine Modulabschlussarbeit für das Modul AT/NT im Nebenfach.
Schlagworte
Geschichte, Hanna, Samuel, Frage, Kult-, Opferfähigkeit, Frauen, Alten, Testament
Arbeit zitieren
Miriam Kleinemas (Autor:in), 2005, Die Geschichte von Hanna (1. Samuel 1f) und die Frage der Kult- und Opferfähigkeit von Frauen im Alten Testament, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53272

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