Asymmetrische Informationsverteilung - Theorie und praktische Darstellung am Beispiel von Kreditinstituten


Hausarbeit, 2004

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Das neoklassische Modell – eine Welt ohne Transaktionskosten

Die Bedeutung von Transaktionskosten

Unkenntnis und Unsicherheit als Folge von Transaktionskosten

Asymmetrische Informationsverteilung

Adverse Selektion

Moralisches Risiko

„Screening“ und „Signaling“ – zwei Marktlösungen

Kreditinstitute in der Umgebung asymmetrisch verteilter Information

Die Folgen und die Reaktion des Kreditgebers

Anwendung der Marktlösungen zur Vermeidung von ASIV

Literaturverzeichnis

Einleitung

In den vergangenen zwei Jahrhunderten nutzte man stets einfache Modelle zur Erklärung wirtschaftlicher Zusammenhänge. Diese Modelle gingen von vollkommener Markt- transparenz und einer gleichmäßigen Verteilung von Informationen aus. Es gibt keine Kosten, die durch Informationsbeschaffung entstehen. In einer solchen Modellwelt ließen sich aber Erscheinungen wie Arbeitslosigkeit und Kreditrationierung nicht oder nur unzulänglich erklären.

Seit den 70er Jahren gewann die Theorie der asymmetrischen Informationsverteilung (ASIV) immer mehr an Bedeutung. Insbesondere vorangetrieben durch die Arbeiten von George Akerlof und Joseph Stiglitz wurde diese Theorie zu einem Modell entwickelt, welches o.g. Zusammenhänge exakter erklären kann als die einfachen Modelle.

In dieser Abhandlung sollen zunächst die Grundlagen der asymmetrischen Informations- verteilung und die Folgen dargestellt werden. Schließlich wird die Anwendung auf Finanz-intermediäre und den Markt, in dem diese agieren, vorgenommen. Es soll geklärt werden, wie es zu Kreditrationierung kommt und warum Banken im Umfeld von ASIV auf Gewinn verzichten.

Das neoklassische Modell – eine Welt ohne Transaktionskosten

Im neoklassischen Modell wird ein Markt konstruiert, der auf einem reinen Tauschhandel basiert. Monetäre Faktoren werden dabei außer Acht gelassen. Geld wird als neutraler Faktor betrachtet. Auch andere Rahmenbedingungen politischer, rechtlicher und moralischer Natur werden lediglich zur Kenntnis genommen. In ihrem Einfluss auf die Wirtschaftsleistung werden diese jedoch als neutral angesehen und weitgehend ignoriert.[1]

Da eine monetäre Sphäre im neoklassischen Markt nicht vorhanden ist, entstehen Wirtschafts- subjekten somit auch keine Kosten, die mit einem Vertrag zusammenhängen. Diese Verein-fachungen scheinen zunächst für analytische Zwecke recht harmlos zu sein, da es hauptsächlich um das Übereinkommen von Angebot und Nachfrage geht.

Jedoch ermöglicht das Weglassen von Kosten den handelnden Subjekten, zu jedem Zeitpunkt jede beliebige Information einzuholen und zu verarbeiten. Den Handelnden ist es möglich Arrow-Debreu Verträge[2] abzuschließen, da sie alle Informationen über zukünftige Umfeldveränderungen einholen können.

In diesem Umfeld würde es keine Kreditrationierung geben. Die Banken wären in der Lage, sämtliche Informationen über ihre Kunden in kürzester Zeit zu beschaffen und zu verarbeiten. Entsprechend könnten sie ihren Kunden maßgeschneiderte Kreditverträge anbieten.

In der Wirklichkeit gibt es allerdings Kreditrationierung. Das neoklassische Modell reicht nicht aus, um die heutigen wirtschaftliche Probleme zu erklären und zu lösen. Die Einführung von Kosten in das Modell muss also einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis von wirtschaftlichem Handeln haben.

Die Bedeutung von Transaktionskosten

Das neoklassische Modell geht davon aus, dass Menschen stets rational handeln können, da ihnen jede Information jederzeit kostenlos zur Verfügung steht. In Wirklichkeit ist die Durchführung von Transaktionen mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Da Menschen ein begrenztes Wissen haben, sind sie diesen Transaktionskosten unweigerlich ausgesetzt, da sie ihr Wissensdefizit aufholen müssen.

Transaktionskosten stellen dabei die Kosten dar, die „mit jeder Austauschbeziehung, insbesondere mit dem Abschluss von Verträgen, verbunden sind.“[3]

Für ein Wirtschaftssubjekt stellen nunmehr nicht allein die Produktionskosten ein Entscheidungskriterium dar, ob es eine Transaktion durchführt, sondern zusätzlich die Transaktionskosten. Je niedriger die Summe aus Produktions- und Transaktionskosten, desto eher wird es zu einem Austausch von Gütern oder Leistungen zwischen zwei Verhandlungs-partnern kommen.

Transaktionskosten entstehen auf vielfältige Art und Weise vor, während und nach einer vertraglichen Vereinbarung und ihre Höhe ist nicht zu unterschätzen. „Einigen Schätzungen zufolge erreichen sie in modernen Marktwirtschaften bis zu 50 – 60 Prozent des Nettosozialproduktes.“[4]

Das Weglassen von Transaktionskosten im neoklassischen Modell schafft demnach ein sehr unvollkommenes und realitätsfernes Bild wirtschaftlichen Handelns.

Informationsmängel

Unkenntnis und Unsicherheit als Folge von Transaktionskosten

Die Einführung eines Modells mit Transaktionskosten führt dazu, dass die Wirtschafts- subjekte keine vollkommene Information erlangen. Sie müssen für jede Information - insbesondere vor und während des Ablaufes eines Vertrages - zahlen.

In der Literatur werden drei Arten von Informationsmängeln unterschieden, nämlich Unkenntnis, Unsicherheit und Ungewissheit.

Wenn ein Marktakteur nicht ausreichend informiert ist, so wird es ihm gelingen, unter Aufwendung von finanziellen Mitteln einen Teil dieser Lücke zu schließen.[5] Hier spricht man von Unkenntnis. Der Akteur wird dabei gerade soviel Zeit und Geld zur Informations- beschaffung aufwenden, wie der Nutzen der zusätzlichen Information die Kosten rechtfertigt. Einige Informationen – insbesondere über die ungewisse Zukunft – können von den Akteuren nur mit sehr großem Aufwand und selbst dann nicht vollständig beschafft werden. Den Marktakteuren ist es jedoch möglich, subjektive Wahrscheinlichkeiten für das Eintreffen zukünftiger Ereignisse zu bilden. Diese Form des Informationsmangels bezeichnet man als Unsicherheit.

Ist die Bildung von subjektiven Wahrscheinlichkeiten nicht einmal bei intensiver Informationsbeschaffung möglich, so spricht man von Ungewissheit.

Hervorzuheben aus diesen drei Formen der Informationsmängel ist die Unkenntnis. Unkenntnis kann sowohl über Qualität und Preis eines Gutes als auch über dessen Nutzen bestehen. Wie stark die Unkenntnis ist, hängt unter anderem von den jeweiligen Vorkenntnissen der Handelnden und ihren finanziellen Möglichkeiten, Informationsdefizite zu beseitigen, ab. Da die Unkenntnis und somit auch die Information unterschiedlich zwischen den Akteuren verteilt ist, spricht man von asymmetrischer Informationsverteilung.

Asymmetrische Informationsverteilung

In den vorangegangenen Kapiteln wurde gezeigt, wie es auf einem Markt, in dem Informationen nicht mehr kostenlos zur Verfügung stehen, zu Unkenntnis und schließlich asymmetrischer Informationsvereilung kommen kann. Asymmetrische Informationsverteilung stellt dabei den Grundgedanken der Principal-Agent-Theorie dar.

[...]


[1] Richter R. / Furubotn E. , Institutionenökonomik, 1996, S.10

[2] Arrow Debreu Verträge sind Verträge, die für jeden Umweltzustand und jede Umweltveränderung entsprechende Klauseln enthalten.

[3] Fritsch, M. / Wein T. / Ewers H.-J., Marktversagen, 1993, S.6

[4] Richter R. / Furubotn E. , Institutionenökonomik, 1996, S. 45

[5] Fritsch, M. / Wein T. / Ewers H.-J., Marktversagen, 1993, S. 185

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Asymmetrische Informationsverteilung - Theorie und praktische Darstellung am Beispiel von Kreditinstituten
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V53240
ISBN (eBook)
9783638487474
ISBN (Buch)
9783656796497
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Asymmetrische, Informationsverteilung, Theorie, Darstellung, Beispiel, Kreditinstituten
Arbeit zitieren
René Walther (Autor:in), 2004, Asymmetrische Informationsverteilung - Theorie und praktische Darstellung am Beispiel von Kreditinstituten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53240

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