Die Vokalstücke in den 'Capricci a due stromenti' von Bellerofonte Castaldi


Seminararbeit, 2006

27 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Gattungen
Corrente
Musikalische Charakteristika
Branle

Zum Text

Die Bassstimme

Die Stücke im Vergleich
Die drei Correnten
Die Corrente Francese im Vergleich
Das Branle

Zu meiner Übertragung

Problem und Lösungsversuch

Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Anhang

Einleitung

Das Thema dieser Arbeit sind die fünf Vokalstücke aus dem Buch „Capricci a due stromenti cioe tiorba e tiorbino e per sonar solo varie sorti di balli e fantasticarie” von Bellerofonte Castaldi. Ich werde die Stücke als Tänze betrachten und sie untereinander vergleichen. Außerdem habe ich die Lieder in Violin- und Bassschlüssel übertragen. Das Notenmaterial hierzu ist im Anhang dieser Arbeit zu finden.

Bellerofonte Castaldi wurde um 1580 in Collegara bei Modena in Norditalien geboren. Seine Familie stammte von einem alten Modeneser Adelsgeschlecht ab, Castaldi war deshalb zeit seines Lebens finanziell unabhängig. Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Zu den wichtigsten Quellen seiner Biographie gehören die teilweise autobiographischen Dichtungen.[1] Er war also nicht nur Komponist, sondern auch Poet, Theorbenspieler und Sänger.[2] Seine Wanderjahre führten ihn durch Deutschland und Italien, seit spätestens 1612 hielt er sich jedoch hauptsächlich in Rom, Venedig und seiner Heimatstadt Modena auf. Dort starb er mit ca. 69 Jahren am 27. September 1649.[3]

Die „Capricci a due stromenti” schrieb er vor 1622, da er sie in diesem Jahr in seinem Eigenverlag in Modena drucken ließ.[4]

Alle fünf Lieder sind als Tänze gekennzeichnet. Drei der fünf Stücke („Chi vuol provare”, „Ohime che non posso più” und „Al mormorio”) sind mit „Corrente” überschrieben, „Aita aita ben mio” mit „Corrente francese” und „Quella crudel” mit „Branle”.

Die Tanzlieder sehen optisch relativ gleich aus (siehe Anhang). Sie erstrecken sich jeweils über höchstens eine Seite und jedes System besteht aus drei Zeilen, welche die Gesangsstimme mit ihrem Text darunter, eine Bassstimme und eine Theorbentabulatur darstellen. Darunter sind noch weitere Textstrophen gedruckt: bis auf das Branle, welches insgesamt vier Strophen besitzt, sind alle Lieder mit jeweils zwei weiteren Strophen versehen.[5]

Die Gattungen

Corrente

Die Corrente findet man in den meisten Lexika unter ihrer französischen Bezeichnung Courante. Der Name stammt von dem Verb «courir» ab, was, aus dem Französischen übersetzt „laufen“ heißt. Die Courante ist ein alter, französischer Tanz mit raschem Tempo, der seine Blütezeit von 1610 - 1660 hatte. Früheste Beispiele gibt es allerdings schon aus dem 16. Jahrhundert. Von Frankreich breitete sich die Courante schnell über ganz Europa aus. In der deutschen Musikgeschichte findet man sie schon 1577 im Orgeltabulaturenbuch von Bernhard Schmid d. Ä., in England taucht sie um 1600 im Fitzwilliam Virginal Book auf.[6]

Musikalische Charakteristika

Die frühe Courante besaß einen ungeraden Takt mit Auftakt. Die Anzahl der Reprisen war anfangs noch variabel, später wurde die zweiteilige Form der Courante üblich. Am Reprisenende erfolgte häufig eine Hervorhebung des letzten Taktes durch rhythmische Verschiebungen, wie zum Beispiel eine Synkopisierung der fünften Zählzeit oder hemiolische Wechsel. Sie wurde in schnellem Tempo gespielt und erhielt auch dadurch ihren lustigen Charakter. Als rhythmische Urform der Courante gilt die halbe Note, welcher eine viertel Note folgt. Diese Form wird variiert, indem die halbe Note entweder durch zwei viertel Noten oder eine punktierte viertel Note mit Achtel ersetzt wird (siehe Abbildung 1).[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Rhythmische Urform der Courante[8]

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts werden zwei Typen der Courante unterschieden: die französische Courante und die italienische Courante, welche auch Corrente genannt wurde. Wichtig zu bemerken ist hierbei, dass sich die italienische oder französische Bezeichnung eines Stückes nicht notwendigerweise mit ihrem Stil decken muss; ein mit Corrente überschriebenes Stück kann genauso gut im französischen Stil komponiert sein, und umgekehrt.[9]

Die französische Courante zeichnet sich durch ihre rhythmische Vielschichtigkeit, wie zum Beispiel Taktwechsel oder Synkopen, aus. Sie enthält punktierte Rhythmen und vielfache Verzierungen. Die italienische Corrente besitzt im Gegensatz dazu keine rhythmischen Raffinessen, sondern besteht aus eher gleichförmig laufenden Bewegungen: sie beginnt volltaktisch und besitzt eine führende Oberstimme, während die anderen Stimmen eine begleitende Funktion einnehmen. Die französische Courante ist wiederum auftaktisch komponiert und erhält durch den Style brisé (= gebrochener Stil) einen durchbrochenen und häufig scheinpolyphonen Charakter.[10]

Branle

Das Branle ist ein französischer Schreittanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Seinen Namen erhielt dieser Tanz vom französischen Wort «branler», was übersetzt so viel wie schaukeln, schwanken oder wiegen bedeutet.[11]

[...]


[1] Vergleiche MGG II, Personenteil Band 4, S. 381

[2] Ebd.

[3] Vergleiche MGG II, Personenteil Band 4, S. 381-383

[4] Vergleiche MGG II, Personenteil Band 4, S. 382

[5] Siehe Anhang

[6] Vergleiche MGG II, Sachteil Band 2, S. 1030

[7] Ebd.

[8] Quelle: selbsterstellte Graphik

[9] Vergleiche MGG II, Sachteil Band 2, S. 1031

[10] Vergleiche MGG II, Sachteil Band 2, S. 1031 – 1032

[11] Vergleiche MGG II, Sachteil Band 2, S. 95

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Vokalstücke in den 'Capricci a due stromenti' von Bellerofonte Castaldi
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Musikwissenschaftliches Seminar)
Veranstaltung
Einführung in die Lautentabulatur
Autor
Jahr
2006
Seiten
27
Katalognummer
V53197
ISBN (eBook)
9783638487115
ISBN (Buch)
9783656788331
Dateigröße
2427 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vokalstücke, Capricci, Bellerofonte, Castaldi, Einführung, Lautentabulatur
Arbeit zitieren
Michaela Lehr (Autor:in), 2006, Die Vokalstücke in den 'Capricci a due stromenti' von Bellerofonte Castaldi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53197

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