Moralische Wochenschriften und ihre Bedeutung für die Aufklärung in Deutschland


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Moralische Wochenschriften
2.1. Entstehung eines neuen Zeitschriftentyps
2.2. Aufbau und Inhalt Moralischer Wochenschriften

3. Die Aufklärung in Deutschland
3.1. Das Bürgertum
3.2. Entstehung einer Öffentlichkeit

4. Die Rolle der Moralischen Wochenschriften in diesem Kontext (Zusammenfassung)

5. Literaturverzeichnis

Moralische Wochenschriften und ihre Bedeutung

für die Aufklärung in Deutschland

1. Einleitung

Als ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung des bürgerlichen Selbstverständnisses im 18. Jahrhundert ist zweifelsohne der Zeitschriftentypus der Moralischen Wochenschriften anzuführen. Mit Beiträgen zu verschiedensten Fragen des täglichen Lebens und dem Charakter eines Ratgebers propagierten diese nicht nur Bildung und die gesellschaftliche Anerkennung der Frau, sondern behandelten ebenso moralische und religiöse Angelegenheiten. Außerdem trugen sie in großem Maße dazu bei, in breiten Kreisen des Bürgertums das Interesse an Kultur und Literatur zu wecken. Sie lieferten ebenso ein vorparlamentarisches Diskussionsforum auch für jene Teile des Bürgertums, die von der politischen Macht ausgeschlossen waren. Besonders in Deutschland waren die Blätter in ihrer Blütezeit sehr beliebt und verbreiteten hier wie im übrigen Europa mit ihren Beiträgen die Ideen der Aufklärung und erwiesen sich somit als maßgebliches Beeinflussungsorgan der öffentlichen Meinung.

Nachfolgend soll die Ausdifferenzierung und Entstehung der Moralischen Wochenschriften sowie ihre Wegweiser und deren Inhalte erläutert werden. Weiterhin soll auch ein Augenmerk auf den gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge der Aufklärung, wie beispielsweise das neue aufgeklärte Bürgertum und die Entstehung einer (politischen) Öffentlichkeit, liegen. Dabei soll die Rolle der Moralischen Wochenschriften bezüglich dieser Umstrukturierungen, zumindest am Beispiel Deutschlands, herausgestellt werden.

2. Moralische Wochenschriften

2.1. Entstehung eines neuen Zeitschriftentyps

Die Moralischen Wochenschriften beziehungsweise der Moraljournalismus entstanden Anfang des 18. Jahrhunderts als „Kind der englischen Aufklärung“.[1] Dabei wurden die Grundlagen für die bedeutende publizistische Erscheinungsform von Joseph Addison und Richard Steele mit den von ihnen herausgegebenen Zeitschriften „The Tatler“ (1707-1711), „The Spectator“ (1711-1712, 1714) und „The Guardian“ (1713) geschaffen.[2] Wegweisend für ganz Europa entstanden sie vielmehr aus bürgerlich-puritanischer Kritik an der Kultur und dem Lebensstil der dortigen Aristokratie. Das neue Genre der Medienlandschaft erfuhr seine größte Ausbreitung allerdings im deutschsprachigen Raum.

Auch wenn die Entstehung der Moralischen Wochenschriften tendenziell in Großbritannien gesehen wird, so lassen sich zumindest frühe und beschränkte Ansätze auch in Deutschland erkennen, die sich nicht primär auf die Nachahmung einer bereits vorhandenen Gattung beschränken. So sind beispielsweise auch Christian Thomasius’ erfolgreiche Versuche, durch die „Monatsgespräche“ (1688-1690) die deutsche Sprache als Mediensprache zu etablieren und in unterhaltsam-aufgelockertem, ironisch-freimütigem und kritisch-satirischem Stil zu schreiben, bereits in gewisser Weise Vorboten für die Moralischen Wochenschriften des 18. Jahrhunderts,[3] ganz zu schweigen von Johann Frischs erstmals 1676 wöchentlich in Hamburg herausgebrachten „Erbaulichen Ruhstunden“, die als belehrend-moralische beziehungsweise belehrend-unterhaltende Zeitschriften bereits auf das neue Genre hinweisen.[4] Moralische Wochenschriften sind daher vielmehr eine „Synthese aus den neuentstehenden englischen „moral weeklies“ und neuen Tendenzen im deutschsprachigen Journalismus und in der deutschsprachigen Literaturentwicklung“.[5]

Die Moralischen Wochenschriften des 18. Jahrhunderts in Deutschland entstanden vor allem aber in protestantischen Regionen und in größeren Bürgerstädten, beispielsweise in den Zentren Hamburg und Leipzig.[6] Verallgemeinern lässt sich dies allerdings nicht, immerhin bildeten sich auch in weniger bedeutenden Städten wie Celle Organe dieser Art heraus, jedoch erst später, nachdem sie sich in den Verbreitungszentren etabliert zu scheinen hatten.

Die erste Moralische Wochenschrift „Der Vernünfftler“ erschien 1713 in Hamburg. Johann Mattheson verfolgte die Entwicklungen des Pressewesens in Großbritannien sehr genau und machte sich daran, die englischen Vorbilder „The Tatler“ und „The Spectator“ beziehungsweise Auszüge aus ihnen ins Deutsche zu übersetzen und anschließend in Deutschland herauszubringen.[7] In einer Ankündigung dieser Veröffentlichung hieß es im Jahre 1713 unter anderem: „Weil ein gewisses sehr sinnreiches Werck / welches bißhero unter dem Nahmen des Tatlers oder Spectators in und ausser Engelland berühmt geworden / von verschiedenen hiesigen hohen Standes- Regiments- Persohnen und Gelehrten dermassen würdig / nützlich und artig befunden / daß man auff vornehmes Ansinnen den Versuch thun wird / von solcher moral-Arbeit etwan einen halben Bogen alle Mittewochen unter dem Titul des Vernünfftlers herauszugeben“.[8]

Natürlich wurde sich in der deutschen, recht freien Übersetzung des englischen Vorbilds auf die Verhältnisse in der Herausgeberstadt Hamburg bezogen und auch die „Protagonisten“ in den Berichten wurden, den deutschen Konventionen angemessener, umbenannt. Der Absatz der Schrift war jedoch nicht ausreichend, um ein Weiterbestehen nach 1714 zu ermöglichen. Tatsächlich scheint die generelle Kurzlebigkeit der Moralischen Wochenschrift ein weiteres Merkmal dieses weiterentwickelten Zeitschriftentyps zu sein, was zumindest etwas später vor allem mit dem Aufschwung der Moralischen Wochenschriften in den Zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts zusammenhing. Bis 1730 beispielsweise existierten schon 15 Titel, zu denen in den folgenden Jahren und Jahrzehnten unzählige Neugründungen dazukamen.[9] In Deutschland waren dies vor allem Blätter, wie „Die Vernünftigen Tadlerinnen“ (Halle, Leipzig 1725-1726), „Der Biedermann“ (Leipzig 1727-1729), „Die Matrone“ (Hamburg 1728-1730) sowie „Der Menschenfreund“ (Hamburg 1737-1739).[10]

[...]


[1] Maar, Elke: Bildung durch Unterhaltung. Die Entdeckung des Infotainment in der Aufklärung.

Hallenser und Wiener Moralische Wochenschriften in der Blütezeit des Moraljournalismus 1748 -

1782. Pfaffenweiler: Centaurus, 1995 (im Folgenden: Maar). Seite 14.

[2] Wilke, Jürgen: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Von den Anfängen bis ins

20. Jahrhundert. Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 2000 (im Folgenden: Wilke). Seite 103.

[3] Maar, S. 20.

[4] Böning, Holger; Michael Nagel, Johannes Weber (Hrsg.): Welteroberung durch ein neues

Publikum. Die deutsche Presse und der Weg zur Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel. In:

Presse und Geschichte - Neue Beiträge. Bremen: Ed. Lumière, 2002 (im Folgenden: Böning).

Seite 221.

[5] Maar, S. 42.

[6] Wilke, S. 104.

[7] Böning, S. 227.

[8] Ebd.

[9] Wilke, S. 104.

[10] Brandes, Helga: Moralische Wochenschriften. In: Presse und Geschichte II. Neue Beiträge zur

historischen Kommunikationsforschung. München: K.G. Saur. 1987 (im Folgenden: Brandes).

Seite 225.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Moralische Wochenschriften und ihre Bedeutung für die Aufklärung in Deutschland
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Geschichte der Presse
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V53064
ISBN (eBook)
9783638486118
ISBN (Buch)
9783656784883
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Moralische, Wochenschriften, Bedeutung, Aufklärung, Deutschland, Geschichte, Presse
Arbeit zitieren
Matthias Groß (Autor:in), 2003, Moralische Wochenschriften und ihre Bedeutung für die Aufklärung in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53064

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