Innovationskooperation mit Lieferanten


Seminararbeit, 2005

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 F&E-Kooperation – Ein Überblick
2.1 Begriffsabgrenzung
2.2 Formen der F&E-Kooperation
2.3 Chancen und Risiken

3 Theoretische Erklärungsansätze
3.1 Transaktionskostentheorie
3.2 Spieltheorie
3.3 Ressourcentheorie

4 Theoretische und praktische Lösungsansätze
4.1 Allgemeine Erfolgsfaktoren
4.2 Intraorganisatorische Erfolgsfaktoren

5 Schlussfolgerung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

F&E Forschung und Entwicklung

F&E-Kooperation Forschungs- und Entwicklungskooperation

1 Einleitung

Die generell steigenden Entwicklungskosten, die rapide technologische Zerstreuung, die Verkürzung der Produktlebenszyklen, Produkt- und Marktunsicherheiten und die Globalisierung beeinflussen den Wettbewerb nachhaltig. Viele Unternehmen betrachten Kooperationen als vielversprechende Methode zur Nutzung unternehmensübergreifender Synergien (vgl. Eisenhardt/Galunic 2000, S. 91; Tyler/Steensma 1995, S. 43). Aus diesem Grund hat in den letzten beiden Jahrzehnten ein rapides Wachstum der Anzahl dieser Partnerschaften stattgefunden (vgl. Angel 2002, S. 335).

Doch viele Manager sind mit den Ergebnissen unzufrieden (vgl. Shrader 2001, S. 46). Über 40% der Befragten einer Untersuchung von Littler et al. (1995, S. 30) waren der Meinung, dass F&E-Kooperationen zu steigenden Kosten und einer verminderten Effizienz im Produktentwicklungsprozess führen. Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangten Ragatz et al. (1997, S. 193) in einer Studie über F&E-Kooperationen mit Lieferanten. Hier waren fast ein Drittel der Befragten der Ansicht, dass die Ergebnisse der Kooperation hinter den Erwartungen zurück blieben. Andere Autoren gehen sogar von einer Misserfolgsrate von bis zu 60% aus (vgl. Faems et al. 2005, S. 238; Link/Marxt 2003, S. 71).

Handfield et al. (1999) resümiert, dass „ … many companies realize the importance of supplier integration but have not yet discovered the means to successfully implement it“ (S. 80-81).

Die erfolgreiche Nutzung von unternehmensübergreifenden Synergien bei der Einbindung von Lieferanten in den Produktentwicklungsprozess verlangt demzufolge nach der Kenntnis aller relevanten Faktoren, sowie nach einer wohl durchdachten und geplanten Herangehensweise.

Diese Hypothese soll im Folgenden bearbeitet und belegt werden. Dazu schafft Kapitel 2 einen allgemeinen Rahmen bezüglich F&E-Kooperationen mit Lieferanten. Kapitel 3 betrachtet die Rolle verschiedener Theorien bei der Erörterung der bereits genannten Hypothese. Kapitel 4 geht zunächst auf allgemeine Erfolgsfaktoren ein, um dann weitere organisatorische Indikatoren, die bis zum jetzigen Zeitpunkt weniger Beachtung erfahren haben, zu untersuchen. Kapitel 5 soll die Ergebnisse zusammenfassen und einen Ausblick auf weitere Ansätze geben.

2 F&E-Kooperation – Ein Überblick

2.1 Begriffsabgrenzung

Im Mittelpunkt der F&E-Kooperation steht die Innovation (vgl. Hagedoorn 2002, S. 478). Garcia und Calantone (2002) beschreiben Innovation als

„ … an iterative process initiated by the perception of a new market and/or new service opportunity for a technology-based invention which leads to development, production, and marketing tasks striving for the commercial success of the invention” (S. 112).

Die Definition von Kooperation gestaltet sich schwierig. Denn aufgrund der Heterogenität der Formen, die in Kapitel 2.2 betrachtet werden, gibt es diesbezüglich wenige Übereinstimmungen (vgl. Hardy et al. 2005, S. 58; Rüdiger 1998, S. 26). Aus der Vielzahl möglicher Definitionen soll im Folgenden eine für den Zweck dieser Arbeit angepasste Begriffsabgrenzung hergeleitet werden.

Eine F&E-Kooperation ist laut Tether (2002, S. 947) die aktive Teilnahme eines Unternehmens an gemeinsamen F&E-Projekten mit anderen Organisationen. Dabei tauschen die Kooperationspartner nach Tyler und Steensma (1995, S. 44) unterschiedliche Ressourcen und technologisches Wissen aus. Dies wiederum dient der Entwicklung, Produktion und Einführung von neuen Produkten, Prozessen, Systemen und Servicemöglichkeiten (vgl. Abetti 1989, S. 37). F&E-Kooperation wird nun wie folgt definiert:

Eine F&E-Kooperation ist die aktive Teilnahme eines Unternehmens an gemeinsamen F&E-Projekten mit anderen Organisationen – hier Lieferanten. Dabei werden Ressourcen und technologisches Wissen ausgetauscht, um neue Produkte, Prozesse, Systeme und Servicemöglichkeiten zu entwickeln, zu produzieren und einzuführen.

2.2 Formen der F&E-Kooperation

Forschungs- und Entwicklungskooperationen (F&E-Kooperationen) können in horizontaler, vertikaler und diagonaler Form auftreten. Man spricht von horizontalen F&E-Kooperationen, wenn Unternehmen Partnerschaften mit direkten Wettbewerbern eingehen. Eine diagonale F&E-Kooperation entsteht bei der Zusammenarbeit mit Universitäten oder Forschungseinrichtungen. Demgegenüber kommt es zu einer vertikalen F&E-Kooperation, wenn ein Unternehmen mit einem anderen Unternehmen zusammenarbeitet, welches in der Wertschöpfungskette über oder unter dem Unternehmen angeordnet ist. Das heißt, der Kooperationspartner ist entweder ein Kunde oder ein Lieferant (vgl. Backes-Gellner et al. 2005, S. 107; Specht et al. 2002, S. 396).

Bei der Betrachtung von vertikalen F&E-Kooperationen ist sich jedoch die Literatur über die genaue Bedeutung eines Lieferanten im Vergleich zu einem Kunden weitgehend uneins. Während Fritsch und Lukas (2001, S. 302) zu dem Ergebnis gelangen, dass F&E-Kooperationen mit Kunden häufiger stattfinden, kommt Harabi (2002, S. 101) zu dem Schluss, dass weit mehr Lieferanten als Kooperationspartner ausgewählt werden. Im Allgemeinen lässt sich die Wichtigkeit der vertikalen F&E-Kooperationen mit Lieferanten aber nicht bestreiten. Ein in der Literatur häufig genanntes Argument dafür ist, dass der Kostenanteil des eingekauften Materials an den produzierten Endprodukten meist mehr als 50% beträgt (vgl. Handfield et al. 1999, S. 59; Ragatz et al. 1997, S. 191).

Vertikale F&E-Kooperationen mit Lieferanten können in verschiedenen Formen auftreten. Insbesondere der informelle Austausch von Informationen, vertragliche Partnerschaften und gemeinsame Entwicklungsteams werden als Kooperationsform gewählt. Daneben existieren weitere Formen wie z.B. Joint Ventures (Gemeinschaftsunternehmen) oder die Vergabe von Forschungs- oder Entwicklungsaufträgen. Die Zahl der Joint Ventures ist jedoch in den letzten Jahren stetig gesunken. Denn im Gegensatz zu vertraglichen, zeitlich befristeten und projektbezogenen Partnerschaften ist die Flexibilität hier sehr gering (vgl. Hagedoorn 2002, S. 478-490; Harabi 2002, S. 101).

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird das Merkmal der vertikalen Ausprägung nicht weiter betrachtet, denn jede Kooperationsbeziehung zu einem Lieferanten ist von vertikalem Charakter. Der Sachverhalt wird daher als F&E-Kooperation mit einem Lieferanten bezeichnet.

2.3 Chancen und Risiken

Enge Partnerschaften in Forschung und Entwicklung (F&E) sind bezüglich möglicher Synergien nicht ausschließlich erfolgsversprechend, denn Chancen und Risiken bestehen gleichermaßen (vgl. Link/Marxt 2004, S. 72; Ritter 1999, S. 468). Nach Eisenhardt und Galunic (vgl. 2000, S.91) entstehen Synergieeffekte genau dann, wenn in Bezug auf Kooperationen die bekannte Rechung 1 + 1 = 3 zutrifft. Das heißt, der Gesamtnutzen aus der Verbindung einzelner Faktoren ist höher als die Summer der jeweiligen Einzelnutzen.

Die zahlreichen Chancen einer F&E-Kooperation mit einem Lieferanten, die in der Literatur genannt werden, sind entscheidende Determinanten möglicher Synergien und ausschlaggebend für das Wachstum dieser Partnerschaftsbeziehungen. Grundsätzlich können die Unternehmen an Ressourcen gelangen, die intern nicht verfügbar sind. Außerdem könnte das Risiko, welches mit Innovationen verbunden ist, verringert werden, indem es zwischen den Partnern aufgeteilt wird (vgl. Linkt/Marxt 2004, S. 72; Tether 2002, S. 950-951). Weitere Chancen umfassen neben der möglichen Realisierung von Economies of Scale und Economies of Scope (Größen- und Verbundvorteile) auch die Reduzierung der Entwicklungskosten durch die Verteilung der Kosten auf die einzelnen Partner (vgl. Backes-Gellner et. al 2005, S. 105; Corswant/Tunälv 2002, S. 250; Faems et al. 2005, S. 240; Littler et al. 1995, S. 18). Daneben könnte die interne Projektkomplexität verringert werden (vgl. Petersen et. al 2003, S. 286). Auch Hinweise auf „nahende Entwicklungen am technischen Horizont“, das Sammeln von Informationen über die Umsetzbarkeit von neuen Ideen und das Generieren von Benchmarking-Daten ist möglich (vgl. Oxley/Sampson 2004, S. 727).

Aber auch ein Großteil der Risiken, die dem Produktentwicklungsprozess ohnehin innewohnen, existiert bei F&E-Kooperationen mit Lieferanten. Dazu können weitere Risiken kommen, die speziell mit einer Kooperationsbeziehung in Zusammenhang stehen (vgl. Littler et. al 1995, S. 18). Doch diese Risiken – im Allgemeinen als Kooperationsrisiken bezeichnet – werden selten berücksichtigt (vgl. Corswant/Tunälv 2002, S. 251; Link/Marxt 2004, S. 72-73). Aus diesem Grund sollen sie hier etwas näher ergründet werden. Bei F&E-Kooperationen mit Lieferanten könnte vor allem die Gefahr bestehen, dass wichtige Informationen an einen Konkurrenten gelangen, der eine vertikale Kooperationsbeziehung zu dem gleichen Lieferanten unterhält. Es kann also vor allem ein ungewollter Abfluss von Wissen und Erfahrungen stattfinden (vgl. Belderbos 2004, S. 1240; Corswant/Tunälv 2002, S. 255; Littler et al. 1995, S. 18). Des Weiteren können neben zusätzlichen Kosten – verursacht durch die Harmonisierung der unterschiedlichen Prozesse – auch Kontrollverluste über laufende Entwicklungsprojekte entstehen (vgl. Littler et al. 1995, S. 19). Ebenso spricht die Literatur von einem möglichen „Lock-In-Effekt“, bei dem das Unternehmen an die technologischen Möglichkeiten des Lieferanten zu stark gebunden werden könnte. Somit hätte es keine Möglichkeit zum Ausschöpfen alternativer Technologien (vgl. Handfield et al. 1999, S. 79). Nicht zuletzt sehen sich Unternehmen oft dem Risiko eines potentiellen opportunistischen Verhaltens des Kooperationspartners gegenüber gestellt (vgl. Parkhe 1993, S. 802). Das bedeutet, „ … Informationsvorsprünge werden zum eigenen Vorteil ausgenutzt, Vertragspartner getäuscht und Zusagen nicht immer eingehalten.“ (Rüdiger 1998, S. 33) Die aus diesem opportunistischen Verhalten resultierenden Kosten werden im Rahmen der Transaktionskostentheorie näher untersucht.

3 Theoretische Erklärungsansätze

Zur Erklärung von F&E-Kooperationen im Allgemeinen werden in der Literatur insbesondere die Transaktionskostentheorie, die Spieltheorie (Gefangenendilemma) und die Ressourcentheorie herangezogen (vgl. Ahuja, 2000, S. 319; Angel 2002, S. 335-336; Lado et al. 1997, S. 113-116; Oerlemans/Meeus 2001, S. 78-79; Oxley/Sampson 2004, S. 725; Parkhe 1993, S. 796-807; Petersen 2003, S. 285; Rüdiger 1998, S. 33-40). Die einzelnen Theorien vertreten unterschiedliche Annahmen und heben dabei verschiedene Aspekte der organisatorischen Realität hervor (vgl. Tyler/Steensma 1995, S. 46). Es wird nun unterstellt, dass alle für eine F&E-Kooperation allgemein gültigen Annahmen und Aussagen vollständig auf F&E-Kooperationen mit Lieferanten übertragen werden können. Dies liegt nahe, da die Zusammenarbeit mit einem Lieferanten nur eine Form der F&E-Kooperation darstellt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Innovationskooperation mit Lieferanten
Hochschule
Technische Universität Bergakademie Freiberg
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
25
Katalognummer
V52621
ISBN (eBook)
9783638482851
ISBN (Buch)
9783656798804
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Beinhaltet außerordentlich viele wissenschaftlich hochwertige Quellen!
Schlagworte
Innovationskooperation, Lieferanten
Arbeit zitieren
Sebastian Rudolf (Autor:in), 2005, Innovationskooperation mit Lieferanten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52621

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