Entwicklungschancen des Online-Journalismus in Deutschland


Mémoire (de fin d'études), 2002

94 Pages, Note: gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Allgemeines zum Online- Journalismus
2.1 Unterschiede zwischen Print- Journalismus und Online-Journalismus und die sich daraus ergebenden Veränderungen
2.2 Online- Journalismus im Internationalen Vergleich
2.3 Ökonomische und technische Hintergründe des Online- Journalismus

3 Die Entwicklung des Online- Journalismus aus Sicht der Journalisten
3.1 Wie nutzen Journalisten die Online-Medien für ihre redaktionelle Arbeit?
3.2 Technisierung der Arbeit von Journalisten durch die Online-Medien
3.3 Beeinflussung der Schnelllebigkeit von Informationen durch Online-Medien
3.4 Eigenschaften der Internetrecherche die für Journalisten relevant sind
3.5 Welche Art von Information suchen Journalisten im Internet und wie zufrieden sind sie mit den gefunden Informationen?

4 Bedeutung der Interaktivität im Online-Journalismus
4.1 Das Potential des Online-Journalismus mit interaktiven Inhalten
4.2 Die Interaktivität und die Konsequenzen für den Online-Journalismus
4.3 Forschungsstand zur Interaktivität im Online-Journalismus
4.4 Motive für die Internet-Nutzung
4.5 Interaktivität aus Sicht der Online- Journalisten
4.6 Nutzungsgewohnheiten von Rezipienten

5 Kostenpflichtige Inhalte
5.1 Die Rolle von Inhalten bei der Finanzierung der Online-Angebote
5.2.1 Aufbaustrategien von „Pay-per-View“ Konzepten
5.2.3 Stärkerer Einsatz von Nischenangeboten für bestimmte Zielgruppen
5.2.4 Individualcontent und Vielfalt
5.2.5 Lösung von Problemen als zentrales Konzept
5.3 Der Wechsel vom Werbe- zum Pay-Web
5.3.1 Konsolidierung des Marktes für Contentanbieter
5.3.2 Das Umsatzpotential von Diensten wie E-Mail, SMS-Versand und Unified Messaging
5.4 Erfolgsfaktoren für Bezahlmodelle
5.5 Die Rolle des E-Commerce in der Refinanzierung
5.5.1 Für welche Inhalte sind Nutzer bereit zu zahlen
5.6 Kostenpflichtige Inhalte und „Pay per Klick“ zur Sicherung der Qualität von Webpublikationen
5.6.1 Das Werbefinanzierungsschema zum Nachteil des Nutzers
5.7 Erlöse durch Kostenpflichtige Inhalte und Breitbandtechnik
5.7.1 Breitbandtechnik verbessert Qualität der Angebote
5.8 Studie von „Jupiter MMXI Deutschland“ zu kostenpflichtigen Inhalten
5.8.1 Die Breitbandtechnik wird kostenpflichtige Inhalte vorantreiben
5.8.2 Ergebnisse einer Studie des Hamburger Online-Marktforschungsinstituts „Earsandeyes“ zu kostenpflichtigen Inhalten

6 Personalisierung
6.1 Vorteile der Personalisierung für den Nutzer
6.2 Die individuelle elektronische Zeitung
6.3 Technischer Hintergrund der Personalisierung
6.3.1 Wiedererkennung des Benutzers
6.3.2 Welche Ziele verfolgen die Anbieter
6.3.3 Probleme bei personalisierten Webseiten
6.3.4 Vom Profil zur personalisierten Webseite
6.4 Filtermethoden von Webinhalten im Rahmen derPersonalisierung
6.4.1 Explizite und implizite Form
6.4.2 Regeln der Filterung von Inhalten
6.5 Sicherheitsbedenken beim Datenaustausch in der Personalisierung
6.6 Die drei Infrastrukturebenen der Personalisierung
6.7 Präsentation und Darstellung von Personalisierten Inhalten
6.7.1 Personalisierte Webseiten in Europa im Vergleich
6.7.2 Personalisierte Webseiten in den USA
6.8. Wachstum der Personalisierten Inhalte
6.8.1 Umsatz durch Customizing
6.9 Softwareprodukte für Personalisierung
6.10 Zusammenfassendes Fazit der Personalisierung

7 Zukunftsausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang
Anhang A
Glossar
Anhang B
Fragebogen

1 Einführung

Die vorliegende Diplomarbeit gliedert sich in drei Schwerpunkte. Diese sind die Interaktivität, kostenpflichtige Inhalte und die Personalisierung von Inhalten im Online- Journalismus. Das siebte Kapitel versteht sich als eine finale Betrachtung mit einer persönlichen Bewertung.

Das gut aufbereitete Inhalte einen Professionellen Online- Journalismus brauchen, versteht sich zwar normalerweise von selbst, es wird jedoch nicht immer umgesetzt.

Noch stehen Inhalte im Internet qualitativ oft hinter Veröffentlichungen klassischer Print-Medien zurück, wobei ständig in vielen Bereichen an Verbesserungen gearbeitet wird. Zum Einen sollten Nutzen, Qualität und Relevanz von Web-Content für den Benutzer ins Zentrum gestellt werden.

Die Inhaltsproduktion für Internetauftritte wurde bisher oft nicht ernst genommen. Man legte den Schwerpunkt nicht auf relevante und benutzerorientierte Inhalte. Das lag daran, dass die Reichweite des Internets bis etwa 1997 nicht besonders groß war und das Medium Internet Unsicherheit im Umgang, bezüglich des Publizierens von inhaltlicher und technischer Seite bewirkte.

Zum Zweiten sollten Inhalte von Menschen mit konzeptionellen und journalistischen Fähigkeiten erstellt werden. Geschrieben bzw. „ins Web gestellt“, wurden Inhalte bisher häufig von Menschen, deren Hauptfähigkeiten nicht unbedingt im konzeptionellen und sprachlichen Ausarbeiten von Sachverhalten bestand.

Außerdem ist es für einen Online- Journalisten wichtig, die besonderen Gesetze des Internet zu beachten. Die Regeln journalistischer Konzeption gelten zwar auch fürs Internet - aber jemand, der schreiben kann, sollte seine Arbeit auch auf die Beschränkungen und Möglichkeiten des Internet als interaktives Publikationsmedium ausrichten.

Ein Online-Journalist muss die Besonderheiten der Produktions- und der Benutzerseite des Internet kennen. Dies unterscheidet ihn von einem herkömmlichen Journalisten.

In den Bereichen der Personalisierung, der Interaktivität und der kostenpflichtigen Inhalte von Webseiten haben sich vermehrt in den letzten Monaten neue Herausforderungen für den Online- Journalismus ergeben.

In dieser Diplomarbeit wurde herausgearbeitet wie die Entwicklungen im Online- Journalismus in den oben genannten Punkten in den letzen Jahren verlaufen sind und was dies für die Zukunft bedeutet.

2 Allgemeines zum Online- Journalismus

Ein sehr wichtiger Faktor für die Entwicklung des Online- Journalismus in den kommenden Jahren ist, welche Bedeutung und welche Förderung dem Online- Journalismus von Seiten der Chefredakteure, den Journalisten selbst und selbstverständlich von den Nutzern der Online- Angebote zugeschrieben wird.

Dies ist Grundlegend zum Verständnis der Themenschwerpunkte Interaktivität, kostenpflichtige Inhalte und Personalisierung im Online- Journalismus. Die drei Themenschwerpunkte werden in den darauffolgenden Kapiteln behandelt.

2.1 Unterschiede zwischen Print- Journalismus und Online-Journalismus und die sich daraus ergebenden Veränderungen

In diesem Kapitel werden die Unterschiede zwischen dem herkömmlichen Print- Journalismus und dem seit ca. 5 Jahren und im letzten Jahr zunehmend verstärkt auftretenden Online- Journalismus behandelt.

Hierzu wurden verschiedene großangelegte Studien, sowie eine schriftliche Befragung des Diplomanden, die an Online- Redaktionen und Redaktionen von Wirtschaftszeitschriften, Magazinen sowie überregionalen Tages- und Wochenzeitungen versandt wurde, herangezogen[1].

2.2 Online- Journalismus im Internationalen Vergleich

Bevor eine ausführliche Erörterung mit der Situation des Online- Journalismus in Deutschland stattfindet, noch ein kurzer Vergleich mit dem Ausland.

Der Blick über die Grenzen (nach Österreich, in die Schweiz und die USA) ergibt unter dem Strich, dass die Entwicklungen in diesen Ländern nur unwesentlich anders verlaufen als in Deutschland, mit dem kleinen, aber gewichtigen Unterschied, dass die USA aus der „Pole Position“ gestartet sind.

Der „Vorsprung'' der USA ist in erster Linie auf eine größere Verbreitung der Netzkommunikation in der US-amerikanischen Gesellschaft, sowie auf mentalitätsbedingt andere Umgangsweisen mit technischen Innovationen zurückzuführen. Die Entwicklungen in Österreich und der Schweiz unterscheiden sich allenfalls
in Nuancen von der in Deutschland. In beiden Ländern konzentriert sich die Debatte um den Online- Journalismus darauf, wie sich die Online- Angebote der etablierten Medien künftig im Wettbewerb untereinander und mit anderen Anbietern entwickeln werden.

2.3 Ökonomische und technische Hintergründe des Online- Journalismus

Seit einigen Jahren schon verändert die Ökonomisierung den Journalismus. Der Konflikt zwischen den Vertretern journalistischer Prinzipien auf der einen Seite und den Verfechtern kommerzieller Verwertbarkeit spitzt sich zu. Vor der Bedrohung, durch gesellschaftliche Entwicklungen entwertet zu werden, stand der Journalismus schon des öfteren. In den 70er Jahren waren es neue Technologien der Satz- und Drucktechnik, die den Eindruck entstehen ließen, aus dem aktiv-recherchierenden Journalisten werde ein passiv-reaktiver technischer Redakteur. Mit der zunehmenden Ausbreitung der Öffentlichkeitsarbeit in den 80er Jahren gingen Annahmen einher, neben dem Journalismus würde sich ein weiteres Feld etablieren, das für öffentliche Kommunikation zuständig werden könnte.

Der Ökonomisierungsdruck fällt zusammen mit technologischen Innovationen im Bereich aller Medien die direkt oder indirekt mit dem Internet bzw. dem Online- Journalismus zu tun haben. Da die Medien, so die Annahmen, im Epizentrum dieser Entwicklung stehen, werden sie auch am nachhaltigsten verändert.[2]

Damit rückt der Journalismus ins Zentrum, denn er agiert innerhalb der Strukturen der Medien und bleibt somit von den Entwicklungen nicht unbeeinflusst. Die traditionellen Medien haben mittlerweile flächendeckend Onlineableger gegründet. Auch die Produktions- und Rezeptionsbedingungen für den Journalismus werden sich verändern. Über die Ursachen und Folgen des Wandels liegen bislang auch international nur wenige Studien vor, unter dem Stichwort Online-Journalismus hat der Wandel inzwischen aber seinen Begriff gefunden.[3]

Die Netzkommunikation verändert den Journalismus nicht nur intern. Auch
extern entfalten die Online-Technologien - in Kombination mit kommerziell hochgesteckten Erwartungen - ein Potential, das auf den Journalismus rückwirken kann.

Die Netztechnologien reduzieren den investiven Aufwand (personelle, technische und organisatorische Ressourcen) für öffentlichkeitswirksame Auftritte unterschiedlichster Organisationen (Unternehmen, Verbände etc.) erheblich. In der Folge etablieren zunehmend mehr Organisationen und Einzelpersonen außerhalb des traditionellen Mediensystems öffentlichkeitswirksame Informationsangebote.

Es gibt von den unterschiedlichsten Inhaltsanbietern weitreichende und schon teilweise umgesetzte Konzepte zu kostenpflichtigen Webinhalten und Personalisierung von Webinhalten. Wenn auch nicht genau vorhersehbar ist, welche dieser Konzepte sich in einigen Jahren durchsetzen werden, so ist es doch als wahrscheinlich anzunehmen, dass kostenpflichtige Inhalte und Personalisierung von Inhalten die Interaktionsmöglichkeiten der Nutzer enorm verbessern und auch die Qualität der Internetpublikationen insgesamt eine höhere Ebene erreicht.

3 Die Entwicklung des Online- Journalismus aus Sicht der gg Journalisten

3.1 Wie nutzen Journalisten die Online-Medien für ihre redaktionelle mmArbeit?

Online-Medien werden von den meisten Journalisten seit über 2 Jahren häufig genutzt. Interessant hierbei ist die Tatsache, das freie, also nicht festangestellte Journalisten häufiger und auch schon seit längerer Zeit die Online-Medien nutzen.

Freie Journalisten arbeiten zu 55 Prozent "länger als zwei Jahre" mit Online-Medien, während es bei den fest angestellten lediglich 41 Prozent sind[4].

Es kann festgestellt werden, dass der Anteil der freien Journalisten gegenüber den festangestellten Journalisten kontinuierlich in den letzten Jahren zunimmt. Besonders bei den Online- Journalisten gibt es vermehrt freie Journalisten. Was bedeutet dies für die Zukunft des Online- Journalismus ?

Dagegen lassen sich bezogen auf das Alter der Journalisten keine großen Unterschiede feststellen. Der allgemein behauptete Trend, dass sich junge Menschen bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit Online-Medien beschäftigt haben, lässt sich für Journalisten also nicht bestätigen.

Eindeutiger ist der Fall bei einer Unterscheidung nach dem Arbeitsverhältnis. Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch, dass fest angestellte Journalisten in der Regel zusätzlich Zugriff auf Redaktionssysteme und die dort auflaufenden Agenturmeldungen haben. Online-Medien stellen also für die Gruppe der „Festen“ zunächst vor allem eine zusätzliche Informationsquelle dar, während sie für freie Mitarbeiter ohne Zugang zu Redaktionssystemen von sehr viel zentralerer Bedeutung sind.

Es ist daher zu erwarten, dass in Zukunft im Bereich des ständig wachsenden Online- Journalismus und schrumpfenden Print- Journalismus, der freie Journalist, der häufig Online-Medien als Quelle nutzt überwiegen wird.

3.2 Technisierung der Arbeit von Journalisten durch die Online-Medien

Tätigkeiten, die erst mit den Online-Medien entstanden sind, wie die digitale Produktion von Beiträgen durch Journalisten sowie die Internetrecherche erfordern nicht nur zusätzliche Kenntnisse, sondern bringen auch eine Technisierung der Arbeit mit sich. Drei Viertel der Journalisten geben an, dass Online-Medien die Technisierung der Arbeit "stark" beeinflussen, während nur 2 Prozent dies "gar nicht" sehen. Diese Einschätzung weicht bei der Aufschlüsselung der Antworten nach Geschlecht, Alter oder Arbeitsverhältnis kaum ab[5].

Deutlicher wird es allerdings bezogen auf die Mediengattungen: Redakteure von Tageszeitungen/Nachrichtenagenturen und Wochenzeitungen/Zeitschriften empfinden die Technisierung zu 76 Prozent als "stark", während 61 Prozent der Journalisten von Online-Redaktionen sie für "weniger stark" halten.

Fakt ist hier eindeutig, dass fast alle Journalisten in den letzten 5 Jahren durch Nutzen der Online-Medien bewusst oder unbewusst in Ihrer Arbeit beeinflusst wurden. Beispielsweise sind die Möglichkeiten der zeitnahen Recherche sowie des Meinungsaustausches der Journalisten untereinander durch Internet, E-Mail und Verlags/Redaktionsinterne Online-Kommunikation stark angestiegen. Ein Journalist, der diese Möglichkeiten nicht nutzt und nur innerhalb seiner Redaktion für seine Arbeitsergebnisse kommuniziert, hat hier deutliche Nachteile gegenüber anderen Kollegen.

Die Entwicklung des Online- Journalismus in den letzten Jahren und in der Zukunft hängt stark vom Grad der Technisierung ab. Dies sind auf der Nutzerseite überwiegend Interaktivität, personalisierte und kostenpflichtige Inhalte.

3.3 Beeinflussung der Schnelllebigkeit von Informationen durch Online-Medien

Ein höherer Grad an aktuellen Inhalten heißt leider auch, dass diese Inhalte oft nach kurzer Zeit nicht mehr aktuell sind und durch neuwertige ersetzt werden müssen. Wenn Informationen bzw. Inhalte in den Online-Medien schnell veralten, ist zu vermuten, dass dies auch die Print-Journalisten in Ihrer Arbeit beeinflusst, da sie durch die Nutzung der Online-Medien auch ihre Inhalte häufiger verifizieren. Mehr als zwei Drittel der Journalisten - und ohne signifikante Unterschiede nach Alter, Geschlecht oder Arbeitsverhältnis - bezeichnen diesen Einfluss als "stark". Allerdings: Während die Redakteure der Tageszeitungen/Nachrichtenagenturen nur zu 66 Prozent einen "starken" Einfluss erkennen können, sind es bei den Online-Redakteuren 75 Prozent und bei TV/Hörfunk 70 Prozent[6].

Wenn man bedenkt, dass für die Tagespresse besonders im Vergleich zu den klassischen elektronischen Medien oder den Online-Redaktionen die Aktualität ein größeres Problem darstellt, ist interessant, dass Vertreter dieser Gruppe den Online-Medien einen geringeren Einfluss auf diese Entwicklung zuschreiben.

Durch das Vordringen des Online- Journalismus stieg der Aktualitätsanspruch und es gibt kaum ein Medium, was sich diesem steigenden Aktualitätsanspruch noch verschließen kann, ohne Einbußen bei den Nutzerzahlen hinzunehmen. Auch von Seiten der Journalisten wird hier wird der Einfluss von Online-Medien insgesamt als "stark" beurteilt. Wiederum sind Frauen noch mehr als Männer dieser Ansicht (78 Prozent gegenüber 68 Prozent), jüngere Journalisten häufiger als ältere (75 Prozent gegenüber 68 Prozent)[7].

Auch bei den verschiedenen Mediengattungen lassen sich Unterschiede feststellen. Die Online-Redakteure glauben zu 80 Prozent an einen "starken" Einfluss, während dieser Anteil bei den Tageszeitungen/ Nachrichtenagenturen bei 70 Prozent und bei TV/Hörfunk bei nur 65 Prozent liegt. Dies lässt den Schluss zu, dass die Journalisten bei TV/Hörfunk weiterhin an die Schnelligkeit und die Aktualität ihrer eigenen Medien glauben, während die Online-Redakteure der eigenen Technik einen höheren Grad an Aktualität zuschreiben.

Zusammenfassend wird in diesem Kapitel deutlich, dass die Entscheidungsebene der Chefredaktion den Online-Medien einen überdurchschnittlich "starken" Einfluss auf die Entwicklungen in der Medienbranche attestiert. Der gleiche Trend gilt für Online-Redaktionen, was mit einem ausgeprägten Vertrauen in die Stärke des eigenen Mediums erklärt werden kann.

3.4 Eigenschaften der Internetrecherche die für Journalisten relevant sind

Eindeutig wichtigster Vorteil des Internet ist für Journalisten die einfache Möglichkeit der Vorrecherche, gefolgt vom Zugriff auf Informationen rund um die Uhr. Andere Eigenschaften des Internets genießen bei Journalisten weniger Wertschätzung.

Erstaunlich wenig Bedeutung messen die Journalisten der Beobachtung anderer Medien im Internet bei: Nur für ein gutes Drittel ist diese Möglichkeit "sehr wichtig". Auch die Multimedialität des Internet, die Verknüpfung verschiedener Darstellungsformen in Wort, Bild, Grafik oder Audio, ist für Journalisten von untergeordneter Bedeutung.

Hierbei wird deutlich, dass die Redakteure mit einem Alter von unter 30 Jahren zu einem höheren Anteil von den Vorteilen der Internetrecherche überzeugt sind als die älteren Kollegen. Die gleiche Tendenz kann bei den freien Journalisten festgestellt werden. Für die freien Journalisten ist die Internetrecherche fast immer wichtig und von überdurchschnittlicher Bedeutung. Besonders Journalisten aus dem Ressort Medien sprechen dem Internet einen hohen Stellenwert für die tägliche Arbeit zu.

Das größte Problem für Journalisten bei der Arbeit mit dem Internet ist das Auffinden von qualitativ hochwertigen Informationen. Knapp zwei Drittel gaben an, dass diese Schwierigkeit für sie ein "großes Problem" seien.

Die Glaubwürdigkeit der gefundenen Informationen und auch die Übertragungsgeschwindigkeiten im World Wide Web sind nicht einmal für die Hälfte der Journalisten ein "großes Problem". Was meist als geringes Problem angesehen wird, ist der unterschiedliche Aufbau, die Optik und Funktionalität einer jeden Website.

Bezogen auf die unterschiedlichen Ressorts beurteilen die Redakteure aus der Politik, dem Service und der Chefredaktion die Schwächen des Internets am kritischsten. Grundsätzlich werden von diesen Journalisten die Schwächen des Internet öfter als ein "großes Problem" bezeichnet als von den Journalisten der anderen Ressorts.

3.5 Welche Art von Information suchen Journalisten im Internet und wie zufrieden sind sie mit den gefundenen Informationen?

Von besonderer Bedeutung für die Befragten sind Hintergrundinformationen, nach denen im Internet recherchiert werden kann. Mehr als drei Viertel der Redakteure gaben an, dies "häufig" zu tun. Außerdem werden Nachrichten, Kontaktadressen und Pressemitteilungen von Journalisten überwiegend "häufig" gesucht.

Sehr aufschlussreich sind die Daten, wenn untersucht wird für welche Arbeitsvorgänge Journalisten das Internet "nie" nutzten. So gaben jeweils 30 Prozent der Redakteure an, nie nach Grafiken/Bildmaterial oder nie nach Terminen zu recherchieren.

Während weniger als ein Drittel der Journalisten "weniger zufrieden" oder "gar nicht zufrieden" ist, geben zwei Drittel an mit dem Nachrichtenangebot zufrieden zu sein. Das große Angebot an Nachrichten im Internet ist es ein wichtiger Grund für Journalisten im Internet zu recherchieren, was sicherlich auch mit der Aktualität dieser Nachrichten und den unterschiedlichen Meinungen und Kommentaren zu diesen Nachrichten zusammenhängt.

Je etwa die Hälfte der Befragten sind mit dem Angebot an Hintergrundinformationen und Pressemitteilungen "zufrieden". Dagegen sind nur 24 Prozent aller Journalisten mit dem Angebot an Grafiken/Bildern und 26 Prozent mit dem Angebot bereitgestellter Termine "zufrieden". Sehr hoch schätzen die Online-Redakteure ihre eigene Arbeit und die Arbeit ihrer Kollegen ein. Sie sind zu 91 Prozent mit dem Angebot an Nachrichten im Internet "zufrieden"[8].

Wenn man die Ergebnisse bezogen auf die einzelnen Ressorts untersucht, wird deutlich, dass die Journalisten aus Medien, Wissenschaft/Bildung und Gesundheit/Medizin mit dem Informationsangebot im Internet am zufriedensten sind. Alle drei Ressorts gaben in sieben von acht Kategorien überdurchschnittlich oft an, mit dem jeweiligen Informationsangebot "zufrieden" zu sein.

Kritisch beurteilen die Redakteure vom Ressort Service das Informationsangebot im Web. Sie gaben in sieben von acht Kategorien überdurchschnittlich oft an, mit dem jeweiligen Informationsangebot "weniger zufrieden" zu sein.

Nicht vergessen werden, sollte hierbei die Tatsache das die maßgeblichen Internetseiten, die Journalisten für ihre Arbeit nutzen, Suchmaschinen sind. Auch noch sehr wichtig sind Online-Publikationen von Medien und Websites von Unternehmen oder Verbänden. Für "nicht wichtig" werden in erster Linie Websites von Messen gehalten, gefolgt von Newsgroups und kommerziellen Datenbanken.

4 Bedeutung der Interaktivität im Online-Journalismus

Die Expansionsmöglichkeiten des WWW liegen in der Zukunft vor allem in der Interaktivität.[9]

Das WWW ist Präsentationsbühne für Online-Medienangebote, wie z. B. die jederzeitige und weltweite Abrufbarkeit der Daten und Informationen. Datentransfer, Such- und Selektionsfunktionen und der Archivzugriff durch den Nutzer sind Funktionen, die die Expansionsmöglichkeiten des WWW im Rahmen der Interaktivität unterstützen. Nicht zuletzt ist die Möglichkeit der permanenten Aktualisierung von Inhalten durch den Redakteur der Online-Redaktion grundlegend für die Interaktivität.

Durch das Massenmedium WWW im Internet befindet sich die Medienbranche in einer tiefgreifenden Umbruchphase.

Angezogen von den diesen neuen Möglichkeiten, gingen schon 1994 die ersten Rundfunkanstalten als Vertreter der „klassischen Medien“ ins Netz und sicherten sich damit Pionierplätze in einer immer stärker expandierenden Online-Medienlandschaft. Mittlerweile sind nach annähernd alle deutschen Medien aus den verschiedensten Sparten im weltweiten Netz vertreten.

Nach unterschiedlichen Studien zu urteilen, gehören die Online-Angebote der traditionellen Medien Fernsehen, Hörfunk, Zeitungen und Zeitschriften (privat wie öffentlich-rechtlich) zu den am meisten genutzten Internet-Angeboten überhaupt.

Die klassischen Massenmedien sind von den neuen Onlineangeboten unmittelbar berührt – sie sind nicht mehr alleiniger Anbieter medialer Inhalte.

Bei der inhaltlichen Gestaltung von Medien werden in Zukunft vor allem Publikumserwartungen eine große Rolle spielen: 94 % der Mediennutzer erhoffen sich in Zukunft jederzeitige Abrufbarkeit des Programms (On-demand Charakter), ebenso viele wollen Interaktionsmöglichkeiten, 88% der in der Studie befragten bauen in Zukunft auf individuell zusammengestellte Programme[10].

4.1 Das Potential des Online-Journalismus mit interaktiven Inhalten

Der Online- Journalismus hat in der Interaktivität große Ressourcen. Diese sollen in den nächsten Abschnitten zum Thema Interaktivität durch eine Untersuchung des Mehrwerts gegenüber den klassischen Medien herausgestellt werden.

Das WWW ist mehr als ein neuer Verbreitungskanal für internationale Medienangebote: Es unterscheidet sich aufgrund seines neuartigen technischen Potentials grundlegend von den traditionellen Medien wie Zeitung, Hörfunk und Fernsehen.

Die Nutzung der medialen Online-Angebote kann im Unterschied zum Rundfunk zeitlich autonom erfolgen. Der Rezipient kann wann er will - und wo er will - Einblick in die Online-Medien nehmen (einzige Voraussetzung: ein PC mit Internetanschluss).

Auch der professionelle Kommunikator, der Redakteur in einer Online-Redaktion, profitiert von dieser spezifischen Autonomie. Er ist nicht mehr an den Redaktionsschluss oder an bestimmte Sendezeiten gebunden und kann daher schneller berichten als alle anderen Medien - einschließlich des Hörfunks.

Von seiner Rezeptionsstruktur her kommt das Online-Medium dem Printbereich am nächsten, denn der Nutzer entscheidet selbst, welche Information er in welcher Reihenfolge aufnehmen möchte.

Der Hypertext bietet dem Rezipienten aber zusätzlich eine „endlose Tiefe“, da er ein Netzwerk von Fußnoten ist, das keinen Endpunkt kennt. Der Rezipient kann das Medienangebot ständig verlassen, um auf anderen Seiten weiterführende Informationen abrufen zu können (was durch externe Links unterstützt wird). Oft bietet das mediale Online-Angebot hierfür auch Suchmaschinen an. Durch einen Archivzugriff wird dem Nutzer ebenfalls die Möglichkeit in Hintergrund und zusätzlicher Information Einblick zu nehmen.

Im Gegensatz zur Zeitung oder Zeitschrift kann das nicht-lineare WWW-Angebot auch durch Multimedia-Elemente ergänzt werden. Informationen können optisch, schriftlich und akustisch vermittelt werden, so dass man beim medialen Online-Angebot von einer „Symbiose“ aus den traditionellen Medien sprechen kann. Die Symbiose ist hier Hörfunk (Audiodateien), Fernsehen (Videodateien, Animationen) und Print (Text und Fotos).

Da die Präsentation dieser spezifischen Struktur der Raumbegrenzung durch die Bildschirmgröße des Personal Computers unterliegt, werden dem Nutzer neue Orientierungs- und Navigationsleistungen abverlangt.

4.2 Die Interaktivität und die Konsequenzen für den Online-Journalismus

Neben den neuen Kommunikationsmöglichkeiten des Rezipienten werden hier aber auch gänzlich neue Anforderungen an den Sender von Information gestellt. Der Redakteur muss plötzlich über kommunikative und moderative Fähigkeiten verfügen, da aus der „Mensch-zu-Computer Kommunikation“ eine „Mensch-zu-Mensch Kommunikation“ mit all ihren sozialen Anforderungen wird.

Die Interaktivität im Online-Journalismus ermöglicht die direkte und schnelle Kontaktaufnahme und hat damit in erster Linie Vorteile für den Rezipienten des Angebots, der sich zu Inhalten äußern möchte. Während Leserbriefe umständlich auf den Postweg gebracht werden müssen, kann der Sender einer E-Mail auf kurzfristige Antwort hoffen.

Für den Online-Redakteur kann die Interaktivität zugleich Vor- und Nachteil bedeuten. Zum einen kann er als „Dienstleister“ sein Angebot durch ein schnelles und direktes Feedback besser auf den Kunden abstimmen. Andererseits könnten seine redaktionellen Aufgaben jedoch auch unter der zusätzlichen Aufgabe leiden. Ein regelrechter „Kommunikationsstress“ könnte auftreten, wenn sich durch das vereinfachte Feedback mehr Leser schneller in das Redaktionsgeschehen einmischen.

Fraglich ist des weiteren, ob die E-Mails der Rezipienten tatsächlich zu den Autoren der jeweiligen Information gelangen. Es muss heute davon ausgegangen werden, dass bei einer großen Online-Redaktion wie z. B. „MSNBC Interactive“ Mitarbeiter zur Beantwortung der E-Mails zum Einsatz kommen, so dass es kein Feedback (zwischen Leser und Autor) im herkömmlichen Sinne geben kann.[11]

Insgesamt kann aus dem traditionellen Lesen, Hören oder Zuschauen im Online-Journalismus eine kreative Interaktion zwischen Leser, Autor und Medienangebot werden.

Fraglich ist jedoch, welche technischen Möglichkeiten zur Interaktivität überhaupt praktisch umgesetzt und ausgenutzt werden, sowohl von Seiten der Online- Journalisten, als auch von Seiten der Rezipienten.

Die Interaktivitätsmöglichkeiten haben sich in der Vergangenheit nur langsam durchgesetzt, da zunächst Inhalte „eins zu eins“ übernommen wurden, was durch das „Trägheitsprinzip“ maßgeblich verursacht war.

Das „Trägheitsprinzip“ bedeutet hier, dass die Etablierung neuer Medien dem Trägheitsprinzip folgt, indem neue Medien in der Startphase zunächst als Verbreitungskanäle für vorhandene Darstellungsformen genutzt werden. Medienspezifische, neue Darstellungsformen – zu denen auch die Interaktivität gehört – entwickelten sich mit zeitlicher Verzögerung. Dieses „Trägheitsprinzip“ greift aber vor allem auch auf Seiten der Nutzer: Der Rezipient stützt sich auf die Fähigkeiten und Kenntnisse, die er im Umgang mit den klassischen Medien erworben hat, und braucht Zeit die alten Kenntnisse auf die neuen Bedürfnisse zu modifizieren.

Besonders im Online- Journalismus ist zu beobachten, dass sich immer wieder neue Gestaltungsformen etablieren, wenn auch nicht alle immer mit Begeisterung aufgenommen werden.

Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Online- Auftritt des oft genutzten E-Mail Providers GMX, der sich in seiner farblichen und zunehmend auch strukturellen Gestaltung ca. alle 6 Monate ändert.

4.3 Forschungsstand zur Interaktivität im Online-Journalismus

Der Online-Journalismus kann zwar analog zum klassischen Journalismus ebenfalls keine exakte Definition seiner selbst anbieten. Dennoch ist es unbestritten, dass er auf mehreren Gebieten gravierende Unterschiede zum konventionellen Journalismus aufweist:

„Im Internet werden sich einige Dinge ändern müssen - der Journalismus zum Beispiel. (...) Aber die Veränderung, von der ich spreche, hat nichts mit Geld zu tun. Diese Veränderung hat viel größere Dimensionen als Geld. Ich spreche über eine grundlegende Wandlung im Journalismus selbst, in der Art der Berichterstattung und der Nachrichtenpräsentation. Diese Wandlung wird viel einschneidender sein als alles, was wir seit der Geburt des Journalismus jemals gesehen haben; vielleicht sogar revolutionärer als die Anfänge des Journalismus selbst. Es kann gar nicht anders, betrachtet man die Menge der Werkzeuge, die wir nutzen können“.[12]

Die Diskussion über Veränderungen lässt sich dabei grob in drei Felder unterteilen.

Kommunikationswissenschaftler und Journalisten prophezeien den Kommunikatoren und Produzenten von Online-Angeboten einen Wechsel der Arbeitsbedingungen, Kommunikationssituationen und Ausbildungsanforderungen.

Die Rezeption von medialen Angeboten wird sich einem Wandel unterziehen. Hier steht ein anderes Rezeptionsverhalten im Vordergrund, welches das neue Medium zwangsläufig mit sich bringt.

Ebenfalls verändern werden sich die zur Verfügung gestellten Inhalte. Sie werden unzweifelhaft eine neue Bedeutung erringen, da das Internet neben einem neuen Distributionsweg von Inhalten durch seine Multimedialität und Interaktivität völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten bietet.

Alter, journalistische Sozialisation und alltägliche Nähe zum Online-Journalismus

Sind Faktoren, die die Wertschätzung von Interaktivität bestimmen. D.h.: je jünger, technisch versierter und intensiver verbunden mit der Online-Redaktion ein Journalist ist, umso mehr Wert legt er auf den Einbezug von Interaktivität in seine Arbeit.

Auf der inhaltlichen Seite entscheidet die Stellung der Online-Redaktion über die mehr oder weniger interaktive Präsentation des Online-Angebotes. D.h.: je eigenständiger eine Online-Redaktion, desto interaktiver die Präsentation.

Daraus folgt in der Praxis, das eine Online-Redaktion ohne „Mutter-Redaktion“ eine interaktivere Präsentation ihres Online-Angebotes bietet, als eine „Ableger-Redaktion“.

Das Verständnis der Rezipienten von Interaktivität unterscheidet sich von dem der Kommunikatoren. Letztere wollen den Rezipienten durch den Einsatz von interaktiven Elementen besonders an ihr Angebot binden, während für den Rezipienten die Bedienungsfreundlichkeit interaktiver Angebote und die reellen Einflussmöglichkeiten auf das journalistische Angebot von entscheidender Bedeutung sind. D.h.: je mehr sich die Kommunikatoren auf die Vorstellungen der Rezipienten von Interaktivität einlassen, je einfacher und schneller ein interaktives Element zu bedienen ist, und je mehr individuelle Möglichkeiten es dem einzelnen Rezipienten verspricht, desto mehr wird ein journalistisches Online-Angebot vom Rezipienten akzeptiert und genutzt.[13]

4.4 Motive für die Internet-Nutzung

An der Spitze möglicher Gründe für Internet-Nutzer, auf informationsorientierte Medienangebote im Internet zuzugreifen, steht die Aktualität der Angebote. An zweiter Stelle werden die Recherche-Möglichkeiten, zum Beispiel durch angegliederte Archive, genannt. Die weiterführenden Links auf den Seiten der Informations-Anbieter sind für gut die Hälfte aller Internet-Nutzer „voll und ganz„ ein Grund, diese Seiten „anzusurfen“.

Nicht mehr überraschend wird auch die Kostengünstigkeit von fast der Hälfte der Internetnutzer als Grund genannt, der für sie „voll und ganz“ zutrifft, sich durch elektronische Medienangebote zu informieren. Die Tatsache, dass im Internet die meisten Medienangebote in einem elektronischen Kiosk kostenlos zur Verfügung stehen, scheint hier die Kosten aufzuwiegen.

Die Einflussmöglichkeiten durch E-Mail und andere Formen des Meinungsaustausches werden zwar wahrgenommen, ebenso werden von den Rezipienten aber Grenzen der Einflussmöglichkeiten erkannt. So sind nur etwa 8 Prozent „voll und ganz“ der Meinung, sie könnten mit E-Mails an den Autor eines Beitrags direkt Einfluss auf den Inhalt des Online-Angebots nehmen.

13,7 Prozent halten es für ausgeschlossen, dass ihre Meinung bei den Online-Redaktionen in irgendeiner Form Einfluss auf das Angebot nimmt[14].

Interaktivität ist ein deutlicher Mehrwert für den Internet-User, kann aber nicht als der zentrale Beweggrund für die Internet-Nutzung ausgemacht werden. Auch Aktualität, Selektivität und die Möglichkeit zur Zusammenstellung individueller Angebote werden als Vorteil des Mediums Internet hervorgehoben. Besonders das Zusammenspiel der verschiedenen Mehrwerte scheint die besondere Faszination des Mediums auszumachen.

Der Begriff Interaktivität wird nicht von allen gleich verstanden. Bei vielen Rezipienten beschränkt sich das Verständnis der Interaktivität auf die Möglichkeit der E-Mail Kommunikation, wo doch aus Sicht der Kommunikatoren das ganze Feld der Selektionsmöglichkeiten dazugehört. Interaktivität wird von den meisten Kommunikatoren kurz als ein aufeinander bezogenes soziales Handeln definiert.

4.5 Interaktivität aus Sicht der Online- Journalisten

„Gute“ WWW-Angebote zeichnen sich nach Ansicht der Kommunikatoren besonders durch gelungene Interaktivität und Aktualität aus.

Die Planung der zukünftigen Gestaltung des Webangebots wird zum Ausbauen tendieren, da besonders inhaltlich gut aufbereitete Seiten oft abgerufen werden.

Die Kommunikatoren begreifen Interaktion als Selektionsmöglichkeit.

Interaktivität ist überwiegend mit der Vorstellung von Dynamik verbunden.

Der Kontakt der Redakteure mit Programmierung ist gering. Sie widmen den Großteil ihres Zeitbudgets den journalistischen Kerntätigkeiten und arbeiten meist am Computer.

Die Interaktion und das Angebot von interaktiven Elementen allein machen nicht den Mehrwert von journalistischen Online-Angeboten aus. Die Interaktion wird sowohl von Kommunikatoren als auch von Rezipienten neben der Aktualität als einer von zwei Faktoren angegeben, die für sie Online-Angebote attraktiv erscheinen lassen. Die Kombination dieser Faktoren sowie die umfassenden Selektionsmöglichkeiten und die damit verbundene (scheinbare) Individualität von Netzinhalten stellen für die Rezipienten den Reiz von WWW-Angeboten dar. Problematisch erweist sich hierbei der fehlende Konsens über den Begriff „Interaktivität“, dem Kommunikatoren und Rezipienten verschiedene Attribute zuschreiben.

4.6 Nutzungsgewohnheiten von Rezipienten

Obwohl sowohl Kommunikatoren als auch Rezipienten von Online-Angeboten im Durchschnitt jünger als Journalisten und Leser von konventionellen Medien sind, weisen sie dennoch eine hohe Affinität zu diesen auf. So arbeiten auch Online- Journalisten meist nur für ein Ressort. Die Rezipienten von Online-Angeboten lassen sich in der Wahl der Inhalte von Nutzungsgewohnheiten aus den klassischen Medien beeinflussen, d. h sie nutzen ihre bisherigen Erfahrungen im Umgang mit anderen Medien. Die Rezipienten bevorzugen so auch im Online-Bereich „klassische“ Ressorts wie Politik, Gesellschaft, Sport etc.[15]

Dies erweist sich für die Online-Anbieter als Vorteil, da sie die Leser ihres klassischen Mediums so auch leichter an die WWW-Ausgabe binden können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Beliebteste Online-Angebote

Dabei setzen sich die genutzten Medienangebote aus folgenden Medien zusammen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Nutzung von Medienangeboten

Auffallend bei den Online-Angeboten klassischer Medien ist deren Umfang. Häufig arbeiten noch mehr als die in der Online-Redaktion beschäftigten Mitarbeiter dem Produkt zu, beispielsweise bei der Übernahme von Inhalten des konventionellen Mediums.

[...]


[1] Vgl. Anhang B

[2] Altmeppen (2000), S.8

[3] Altmeppen (2000), S.9 f.

[4] Reidenbach (2000), Online

[5] Reidenbach (2000), Online

[6] Reidenbach (2000), Online

[7] Reidenbach (2000), Online

[8] Reidenbach (2000), Online

[9] Hooffacker (2001), S. 116

[10] Rakers (2000), S. 14 f.

[11] Rakers (2000), S. 14

[12] Quittner (1996), S. 433 f.

[13] Rakers (2000), S. 18

[14] Rakers (2000), S. 20

[15] Rakers (2000), S. 65 f.

Fin de l'extrait de 94 pages

Résumé des informations

Titre
Entwicklungschancen des Online-Journalismus in Deutschland
Université
University of Applied Sciences Darmstadt  (Fachbereich Informations- und Wissensmanagement)
Cours
Informations- und Wissensmanagement, Online Medien
Note
gut
Auteur
Année
2002
Pages
94
N° de catalogue
V5222
ISBN (ebook)
9783638131896
Taille d'un fichier
2666 KB
Langue
allemand
Citation du texte
Oliver Simon (Auteur), 2002, Entwicklungschancen des Online-Journalismus in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5222

Commentaires

  • invité le 4/1/2012

    Ich bin schon überwacht. Nur bezahlt hat mich keiner. Ihr freier Redakteur und Gebrauchsmaler, Ralf Fuschtei

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Titre: Entwicklungschancen des Online-Journalismus in Deutschland



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