Das Urteil von Franz Kafka. Gelesen mit Freud und psychoanalytischen Theorien


Seminararbeit, 2019

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


1. Inhaltsverzeichnis

1. INHALTSVERZEICHNIS

2. EINLEITUNG

3. SIGMUND FREUD UND DIE PSYCHOANALYTISCHEN THEORIEN

4. ANALYSE

5. INTERPRETATION
5.1. WUNSCHBEFRIEDIGUNG
B EISPIEL
5.2. Traumdeutung
B EISPIEL
5.3. Das Instanzenmodell
B EISPIEL
5.4. Entstellungsmechanismen
B EISPIEL
5.5. Personlichkeitsbezug
B EISPIEL

6. ZUSAMMENFASSUNG

7. LITERATURVERZEICHNIS
7.1. P RIMARQUELLEN
7.2. SEKUNDARQUELLEN

2. Einleitung

„Texte verstehen sich nicht von selbst; Texte mussen verstanden werden.”

Dass Texte interpretiert werden durfen, konnen oder sogar mussen, beruht auf einer alten the- oriegeschichtlichen Tradition. Diese erklart, dass „jede sprachliche AuBerung mehrdeutig und deshalb interpretationsbedurftig“ ist.1

In dieser Arbeit steht das Literaturwerk „Das Urteil“ von Franz Kafka im Mittelpunkt, welches mit Hilfe von Freud und den psychoanalytischen Theorien zu lesen versucht wird.

Im ersten Teil der Arbeit werden Freuds Idee und die psychoanalytischen Theorien erklart und von verschiedenen Sichtpunkten aus betrachtet. Der zweite Teil wird mit der Interpretation des Werkes von Franz Kafka abgedeckt. Es wird versucht das Werk anhand der Begriffe, Erklarun- gen und Zugange im ersten Teil zu interpretieren.

3. Sigmund Freud und die psychoanalytischen Theorien

Bereits Sigmund Freud hat festgestellt und formuliert, dass der Leser und die Leserin bereit sind sich auf eine Traumfiktion einzulassen. Der Leser und die Leserin tauchen beim Lesen in die Welt ein und identifizieren sich mit Figuren, die ihre Wunsche anstreben. Vor allem die Traumdeutung nach Sigmund Freud offnete neue Turen und neuen Raum fur mehr Ideen und mehr Interpretation.2

Laut Freud, dem Begrunder der Psychoanalyse, setzt sich unser Trauminhalt aus bewussten und unbewussten Trieben und Wunschen zusammen, welche offen ausgelebt werden durfen. Ein kleiner Teil unserer psychischen Prozesse ist uns bewusst. Der groBere Teil wird mit dem Un- bewussten abgedeckt, weil diese gewaltsam vom Bewusstsein ferngehalten werden oder ver- drangt werden, erklart Freud. Dazu zahlt er Gedanken, Wunsche, Gefuhle oder Einstellungen.3 Freud unterscheidet drei verschiedene Bewusstseinsstufen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Bewusstseinsstufen vergleicht Freud mit Raumen:

„Wir setzen also das System des Unbewussten einem groBen Vorraum gleich, in dem sich die seelischen Regungen wie Einzelwesen tummeln. An diesen Vorraum schlieBe sich ein zweiter, engerer, eine Art Salon, in welchem auch das Bewusstsein verweilt. Aber an der Schwelle zwischen beiden Raumlichkeiten walte ein Wachter seines Amtes, der die einzelnen Seelenregungen mustert, zensuriert und sie nicht in den Salon einlasst, wenn sie sein Missfallen erregen.“4

AuBerdem sagt Freud, dass Traume nicht dem physiologischen Zweck dienen, aber stattdessen eine verborgene Bedeutung haben. Dabei unterscheidet er zwischen dem manifesten (Traume, an die sich der oder die Traumende erinnert) und dem latenten (Traume, die die verborgene Bedeutung des manifesten Traumes sind) Trauminhalt. Laut Freud konnen Inhalte, die vom Bewusstsein ausgeschlossen sind, fur den oder die Traumende allerdings anders, in verschlus- selter Form, zum Vorschein kommen. Wenn mehrere Inhalte in der Erscheinung aufeinander- treffen, sprechen wir von einer Verdichtung. Im Traum kann zum Beispiel das Gesicht des Vaters mit der Statur des Freundes vereint werden. Bei der Verschiebung ubertragt man die Gefuhle auf Personen oder Ereignisse, um dadurch den eigentlichen Bedeutungsinhalt zu ver- stecken. Ein totes Tier kann fur Konflikte mit einer nahestehenden Person bedeuten. AuBerdem spricht Freud auch von der Symbolisierung, wobei er vor allem an die Sexualsymbolik denkt und Traumsymbole dabei erotische Wunsche verbergen. Runde, hohle Gegenstande stehen fur Weiblichkeit und langliche Objekte fur Mannlichkeit. Somit werden alle verborgenen Sinne durch die Traumdeutung aufgedeckt und stehen oft in Beziehung zu objektiven Gegebenheiten. Wie zum Beispiel Kindheitserinnerungen, Tagesreste oder unbewusste Wunsche.5 Auch Fehl- leistungen (Vergessen, Verlieren, ...) konnen Verdrangtes aufdecken. Die eigentlichen unter- druckten Gedanken kommen zum Vorschein. Freud hat beispielsweise einem Bekannten ver- sehentlich „Herzliches Beileid“ zur baldigen Hochzeit gewunscht und der Brautigam hielt es danach tatsachlich fur die falsche Wahl.6

Das Entstehen von inneren Konflikten, wenn eine Person etwas tun mochte, was ihr Lust ver- schafft, was aber mit den verinnerlichten sozialen Normen nicht zusammenpasst, lasst sich am besten mit den Personlichkeitsinstanzen von Freud erklaren:

Er unterscheidet zwischen dem „Es“, welches fur die unbewussten und verdrangten Triebe und alle angeborenen biologischen Bedurfnisse steht. Das „Es“ gehorcht dem Lustprinzip und ist blind fur die Realitat und verlangt aus diesem Grund eine sofortige Befriedigung der Wunsche und Bedurfnisse.

Das „Ich“ ist der Sitz der Vernunft, weil hier die Triebe des „Es“ auf die aktuelle AuBenwelt beziehungsweise Realitat abgestimmt werden. Das „Ich“ vergleicht Bedurfnisse und Folgen der Handlungen sowie die sozialen Normen („Uber-Ich“), versucht Losungen zu finden und trifft Entscheidungen. Das „Ich“ steuert unser seelisches Gleichgewicht.

Das „Uber-Ich“ deckt die sozialen Normen ab. Das heiBt unsere moralischen Instanzen mit Geboten und Verboten und zeigt somit das anerzogene Wertesystem der Eltern und der Gesell­schaft. Es ist eine Art „innere Richterin oder innerer Richter“, welche oder welcher uns sagt was erlaubt ist und was nicht. Es bildet das „Ich“ aus und versucht das „Es“ zu zensieren.

So sind laut Freud auch die zwei Instanzen „Es“ und „Uber-Ich“ standig im Streit, welchen das „Ich“ versucht zu schlichten. Gelingt es dem „Ich“ nicht, herrscht ein groBes Ungleichgewicht und es kommt zu seelischen Konflikten. Dazu zahlen zum Beispiel das Scham-, Schuld- oder Minderwertigkeitsgefuhl.7

[...]


1 Peter J. Brenner: Das Problem der Interpretation. Eine Einfuhrung in die Grundlagen der Literaturwissenschaft. Tubigen: Max Niemeyer Verlag 1998, S. 5.

2 Vgl. Heidi Gidion: Phantastische Nachte. Traumerfahrungen in Poesie und Prosa. Gottingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, S.26.

3 Vgl. Sigmund Freud: Die Traumdeutung. In: Studienausgabe. Die Traumdeutung von Alexander Mitscherlich, Angela Richards und James Strachey. Bd. 2. Frankfurt am Main: Fischer 2000, S. 117-119.

4 Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Uber Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglaube und Irrtum. Frankfurt am Main: Fischer 2000, S. 305.

5 Vgl. Sabine Becker, Christine Hummel, Gabriele Sander: Grundkurs Literaturwissenschaft. Leipzig: Reclam 2006. (=RUB 17662), S.246-250.

6 Vgl. Annette Boeger: Psychologische Therapie- und Beratungskonzepte: Theorie und Praxis. Stuttgart: Kohlham­mer 2009, S. 40f.

7 Vgl. Rolf Goppel: Das Jugendalter. Entwicklungsaufgaben - Entwicklungskrisen - Bewaltigungsformen. Kohl­hammer GmbH: Stuttgart 2005, S. 17f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Urteil von Franz Kafka. Gelesen mit Freud und psychoanalytischen Theorien
Note
1,0
Jahr
2019
Seiten
13
Katalognummer
V520935
ISBN (eBook)
9783346121431
ISBN (Buch)
9783346121448
Sprache
Deutsch
Schlagworte
urteil, franz, kafka, gelesen, freud, theorien
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Das Urteil von Franz Kafka. Gelesen mit Freud und psychoanalytischen Theorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520935

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