Typisch Frau - typisch Mann? Wie beeinflussen Geschlechtsrollenbilder die familiale Arbeitsteilung?


Seminararbeit, 2004

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wie entwickelten sich die Geschlechtsrollenbilder bzw. gab es früher eine familiale Arbeitsteilung?

3. Wie beeinflussen heute die Geschlechtsrollenbilder die familiale Arbeitsteilung?
3.1 Die neue Vaterrolle
3.2 Theoretische Ansätze zur Erklärung der familialen Arbeitsteilung

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Ausarbeitung stellt eine Auseinandersetzung mit der Frage dar, inwieweit die Vorstellungen über die Rollenverteilung der Geschlechter Einfluss nehmen auf die familiale Arbeitsteilung.

Zunächst werde ich die Entstehung von Geschlechtsrollenbildern erläutern, ob es zu dieser Zeit eine familiale Arbeitsteilung gegeben hat und wie sie ausgesehen hat. Anschließend werde ich den heutigen Einfluss dieser Rollenvorstellungen auf die Arbeitsteilung innerhalb der Familie, sowie auf dem Arbeitsmarkt, darstellen.

2. Wie entwickelten sich die Geschlechtsrollenbilder bzw. wie sah früher die familiale Arbeitsteilung aus?

Arbeiten gehört zu den primären Formen der Vergesellschaftung, die Arbeitsteilung führt zu einer Differenzierung von Gesellschaften. Die wiederum primäre Form der Arbeitsteilung ist die zwischen den Geschlechtern. Mit dieser Form der Arbeitsteilung ist eine Hierarchisierung der Geschlechter verbunden. Eine Hierarchie der Geschlechter war in der frühen Neuzeit selbstverständlich. Auch die Arbeitsrollen von Mann und Frau waren durch die Zuweisung von jeweils spezifischen Tätigkeitsfeldern an Mann und Frau normativ eindeutig geregelt. (Hausen, Karin. Geschlechterhierarchie und Arbeitsteilung, 1993: S.19)

Die seit den Anfängen der schriftlichen Überlieferung immer wieder auftauchenden Diskussionen über den gesellschaftlichen Ort von Männern und Frauen lassen darauf schließen, dass eine solche Hierarchie der Geschlechter keineswegs natürlich vorgegeben war.

Im 15. Jahrhundert war die Ehe als Ordnung der Geschlechter vorhanden. Der Ehemann stellte das Oberhaupt der Ehefrau dar. Er hatte Anweisungsbefugnis bzw. Befehlsgewalt. Die Ehefrau wurde in zwei Bereichen eingeschränkt: Zum einen wurde sie räumlich beschränkt auf Haus und Garten, zum anderen sozial auf Familie und Verwandtschaft. Der Ehemann arbeitete zwar auch im Haus, er ging aber genauso auch außerhalb des Hauses seinen Geschäften nach.

In der traditionellen Gesellschaft gab es überwiegend Bauernhaushalte. In West- und Mitteleuropa waren vom Hochmittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert relativ konstant etwa 80% der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Charakteristisch für die Lebensform eines Bauernhaushaltes war die Sozialform des „ganzen Hauses“. Alle Personen, die in einem Haushalt lebten, bildeten eine soziale Einheit. Das „ganze Haus“ stellte eine Einheit aus Produktion, Konsumtion und Gemeinschaftsleben dar. Alle Mitglieder des Hauses jeden Alters arbeiteten unter Anleitung des Hausherrn mit. Es bestand durchaus schon eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, doch jedoch umso kleiner eine soziale Einheit war, desto mehr kam es zu Überlappungen in den Arbeits- bzw. Zuständigkeitsbereichen. Ausnahmen gab es aber, die ausschließlich von Frauen erledigt wurden. Dazu gehörte der engere Haushalt, d.h. Kochen, Waschen, usw.. Ebenso gab es die Ausnahme, dass nur der Hausherr das Haus in der Öffentlichkeit vertreten durfte.

Der Arbeitsbereich der Frauen beschränkte sich nicht nur auf den engeren Haushalt, sie war zudem auch mit der Produktion beschäftigt. Zur Produktion gehörten Tätigkeiten, wie die Herstellung von Lebensmitteln und Kleidung, oder die Versorgung der Stalltiere, des Federviehs und die Bearbeitung des Gartens. Wenn Bedarf an Hilfe bei der Ernte bestand, wurden die Frauen auch dort eingesetzt. Das Erziehen der Kinder erfolgte nebenbei, als ein Bestandteil der Lebensgemeinschaft. Die Mutter war nicht allein für die Kinder zuständig, es gab Mägde und ältere Schwestern, die sich um die Betreuung der Kinder kümmerten. (Böhnisch, Lothar; Lenz, Karl. Familien. Eine interdisziplinäre Einführung, 1999, S. 15)

Ende des 18. Jahrhunderts kam ein neues Familienleitbild auf, die bürgerliche Familie in der modernen Gesellschaft. Grundlegend war die Trennung von Produktion und Reproduktion, d.h. von Arbeit und Leben. Die Familie wurde also zu einen Art Gegenwelt zur harten Arbeitswelt draußen. Der Begriff Familie beschränkte sich nun auf die Kernfamilie, die Eltern-Kind-Beziehung. Wie schon erwähnt, fielen Produktion und Reproduktion nun in zwei unterschiedliche Lebensbereiche, für die jeweils allein ein Geschlecht zuständig war. Aufgabe des Mannes war es, außerhalb des Hauses der Erwerbstätigkeit nachzugehen und somit für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Die Frau sollte sich ganz der häuslichen und familialen Arbeit widmen und wurde deshalb von produktiven Tätigkeiten außerhalb des Haushaltes weitestgehend entbunden. Außerdem sollte sie für das emotionale und psychische Wohl von Mann und Kindern sorgen, was Erholung und Entspannung des Mannes beinhaltete. Sie war auch für die tugendhafte Erziehung der Kinder zuständig.

Während der Mann den sichtbaren, materiellen Beitrag zur Existenzsicherung leistete, wurde der Beitrag der Frau „unsichtbar“ gemacht, obwohl er harte körperliche Arbeit war.

Die noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts gültigen, überlieferten Aussagen über die soziale Position von Mann und Frau in verschiedenen Ständen und deren damit verbundenen Tugenden, wurden im Bürgertum durch Charakterdefinitionen ersetzt. Charakterdefinitionen schrieben dem männlichen wie dem weiblichen Geschlecht typische Eigenschaften zu, die allgemein und abstrakt waren. Diese Eigenschaften bezogen sich auf das gesamte Geschlecht, unabhängig, in welcher sozialen Position sich eine Person befand. Diese Eigenschaften wurden auch als Wesensmerkmale bezeichnet. (Böhnisch, Lothar; Lenz, Karl. Familien. Eine interdisziplinäre Einführung, 1999, S. 17)

Die Frau wurde, von Natur aus, als passiv und emotional beschrieben und sei deshalb für personenbezogene Dienstleistungen innerhalb der Familie befähigt. Der Mann sei, ebenfalls von Natur aus, dagegen mit rationalem und aktivem Denken und Handeln ausgestattet, was ihn zu produktiven Tätigkeiten befähige. Diese Wesensmerkmale waren ausschlaggebend für eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und wurden als natürliche Ordnung angesehen.

Die Liebe wurde in diesem neuen Modell von Familie zunehmend das zentrale Motiv für eine Hochzeit, im Gegensatz zu vorherigen ökonomischen Überlegungen. Es wurde von nun an mehr Wert gelegt auf persönliche Eigenschaften einer Person, als deren sozialer Status. Die Ehe wird als eine Gefühlsgemeinschaft bezeichnet, die eine Individualisierung voraussetzt wie fördert, da bereits vor der Ehe die individuellen Züge einer Person eine große Rolle spielen. Das Einzigartige einer Person tritt in den Vordergrund und drängt die allgemeinen Gattungsmerkmale in den Hintergrund. Die Menschen sind „füreinander nicht mehr primäre Rollenträger, sondern Individuen und als solche unersetzbar“[1].

Die Erziehung wurde zur Hauptaufgabe der Mutter, und sollte auch von keiner anderen Person geleistet werden, da nur eine Mutter diese Aufgabe auf eine bestimmte Art und Weise erledigen könne. Da die Väter zunehmend zu Berufsmenschen wurden, kam ihnen in der Erziehung der Kinder nur noch eine „Gastrolle“ zu. Die Mutter geriet immer mehr in den Mittelpunkt der Bemühungen um das Kind. Aus dieser Tatsache wird abgeleitet, dass die Frau besonders geeignet ist für die Kindererziehung, und sie wird weitestgehend über diese Eigenschaft definiert. (Böhnisch, Lothar; Lenz, Karl. Familien. Eine interdisziplinäre Einführung, 1999, S.19)

[...]


[1] Böhnisch, Lothar; Lenz, Karl (Hrsg.) (1999): Familien. Eine interdisziplinäre Einführung. Weinheim, München: Juventa. S.18.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Typisch Frau - typisch Mann? Wie beeinflussen Geschlechtsrollenbilder die familiale Arbeitsteilung?
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V52049
ISBN (eBook)
9783638478571
ISBN (Buch)
9783656813880
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Typisch, Frau, Mann, Geschlechtsrollenbilder, Arbeitsteilung
Arbeit zitieren
Tatiana Hammerl (Autor:in), 2004, Typisch Frau - typisch Mann? Wie beeinflussen Geschlechtsrollenbilder die familiale Arbeitsteilung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52049

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