Der Transfermarkt im Profifußball. Entwicklung und Ablauf


Facharbeit (Schule), 2020

29 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ablauf und Zustandekommen eines Transfers
TOR-System
Fallbeispiel: Philippe Coutinho

3. Einfluss eines Transfers aufDritte
Aufstieg Juventus unter CR

4. Fußballtransfer oder auch sportwirtschaftlicher Menschenhandel?

5. „Ausbildungsverein“ und „Einkaufsverein“

6. Markteinfluss und Marktmacht der Investoren aus Russland, Qatar und China
Einschränkungen für Investoren in Deutschland im Vergleich zu internationalen Ligen
Investoren hinter den Vereinen
Fallbeispiel: Manchester City - Investmentgroup ADUG
Fallbeispiel: Paris Saint-Germain - Qatar Sports Investments

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Der Fußball ist die größte Sportart der Welt und wird in vielen Varianten gespielt (Hallenfußball, Beachsoccer, Kleinfeld, Blindenfußball, ...). Weltweit spielen, laut der FIFA, 265 Millionen Men­schen Fußball (Stand 2007)1. Davon lebt nur ein kleiner Prozentsatz, der Rest treibt diesen Sport aus Liebe und Leidenschaft.

In der bekanntesten Variante spielen zwei Mannschaften, bestehend aus jeweils 11 Spielern, ge­geneinander, mit dem Ziel den Ball ins gegnerische Tor zu schießen. Der Fußball wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in England verstärkt ausgeübt und Jahre später auch in anderen Teilen der Welt zu einem Trendsport. Kurz nachdem die ersten Fußballregeln niedergeschrieben wurden, gründete sich 1857 der erste offizielle Fußballverein. Sechs Jahre später bildete sich der weltweit erste Fuß­ballverband, Football Association (FA), in London. Dieser schaffte ein umfassendes Regelwerk und peitschte die Förderung des Ballsports stark nach vorne2. Mit der Zeit verbesserte sich der Fußball durch Erweiterungen und Einschränkungen, auf und neben dem Platz, zu dem heute be­kannten Spiel.

Nicht nur die Spielregeln des Fußballs veränderten sich, sondern auch das Standing der Wirtschaft. Transfers abwickeln, Fußballstadien füllen, mit Merchandise den Fußball vermarkten oder durch Investoren eine bessere Zukunft für einen Verein schaffen. Dies und noch viele weitere Aspekte bestimmen die Identität des Fußballs, heute auch des Marketings um selben herum.

Wie entwickelte sich vor allem der Transfermarkt in den letzten zehn Jahren? Ist er auf einem positiven Kurs oder entwickelt sich dieser ins Negative? Welchen Einfluss haben Investoren und Vereine auf dritte Parteien, was ist ein „Ausbildungs- „oder „Einkaufsverein“ und was/wer steckt hinter den hohen Ablösesummen? Diese Themenbereiche möchte ich in meiner Facharbeit be­leuchten und darauf aufmerksam machen, dass das Profitstreben im Fußball nicht alles sein sollte.

2. Ablauf und Zustandekommen eines Transfers

Als Spielertransfer wird der Vereinswechsel eines Vertragssportlers zwischen zwei Vereinen be­zeichnet. Dies geht oft mit Zahlen einer Ablösesumme an den abgebenden Verein einher3. Die Ablösesumme setzt sich zunächst aus Folgendem zusammen: Hat der Spieler noch einen bestehen­den Vertrag, oder ist dieser bereits ausgelaufen? Falls der Spieler noch unter laufendem Vertrag steht, dann ist die Ablösesumme so hoch wie der Marktwert des Spielers. Dieser setzt sich unter anderem aus Leistungen vorheriger Spielperioden (Liga- und Pokalsaison) zusammen. Wenn der Vertrag des Spielers ausgelaufen ist und dieser nicht verlängert wurde, dann ist der Spieler ablöse­frei. Der Spieler wird nun auf dem Markt für null Euro gewertet. Besondere Formen eines Transfers sind Leihen. Ein Spieler wird von seinem Hauptverein an einen - meist schwächeren Klub - ausge­liehen. Der Hauptgrund ist, dass dieser Spielpraxis erlangen soll. Oftmals gehen junge Spieler zu großen Vereinen, können sich aber gegen erfahrene Spieler, auf gleicher Position, nicht durchset­zen. Der Verein leiht den Spieler dann an einen Verein aus, der in derselben oder anderen Liga spielt und als B/C Verein gewertet wird. Als B Verein wird ein Verein definiert, der die internati­onale Teilnahme über die Ligasaison nicht erreicht. Ein C Verein spielt um die unteren Plätze in der Tabelle, somit gegen den Abstieg. Mit Ende der Leihe, kehrt der ausgeliehene Spieler wieder zu seinem Hauptverein zurück. Durchaus kann es passieren, dass dieser Spieler erneut für eine weitere Saisonperiode verliehen wird.

Das Zustandekommen von Verträgen hängt von sehr vielen Faktoren ab. In erster Linie wird zwi­schen externen und internen Aspekten unterschieden. Bei den externen Faktoren beschäftigt man sich hauptsächlich mit den Fragen: Welchen Spielertyp sucht der Verein? Wer passt zum Spielsys­tem? Wie Viel Budget hat der Verein? Welche Spieler sind noch an laufende Verträge gebunden oder in den Transferfenstern ablösefrei zu haben?

Weitere wichtige Faktoren sind die internen Vereinssituationen. Welcher Spieler wechselt oder ist in Wechselgesprächen, Verletzungen und die Jugendarbeit/ Nachwuchs.

Vor allem die Ausbildung eigener Talente gewann in der jungen Vergangenheit immer mehr an Bedeutung. Für Nachwuchsspieler ist es trotzdem immer schwerer geworden in der ersten Mann­schaft ihres Vereins Fuß zu fassen. Der Anteil eigener Spieler aus dem Nachwuchs ist so kontinuierlich zurückgegangen, wobei der Anteil von ausländischen Spielern in den europäischen Profiligen anstieg. Im internationalen Profibereich stammen vier von zehn Fußballprofis in den europäischen Erstligaklubs aus dem Ausland. In der Bundesliga schaffen es nur 14 Prozent der Spieler aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft4.

TOR-System

Der Ablauf in punkto Vertragsverhandlung und - abschluss entwickelte sich über die letzten Jahr­zehnte sehr rasch. Mit der Einführung des Transfer-Online-Registrierungssystems (TOR-System) vereinfachte sich das Abwickeln von Spielertransfers, gestaltete sich transparenter. Es wird erst­mals zur Saison 2015/2016, von allen Clubs der ersten und zweiten Bundesliga genutzt. Das TOR­System ist eine Web-Applikation, in der Informationen über Transfers, Spielberechtigungen und Vertragsverlängerungen eingepflegt werden5. In der ersten und zweiten Bundesliga finden im Durchschnitt 300 Transfers pro Saison statt. Es gibt keine fest vorgeschriebene Vorgehensweise, wie Vertragsverhandlungen zu führen sind. Im heutigen Fußball treffen sich die Vertreter der zwei Vertragsparteien. Dies kann der Berater des Spielers, des Vereines oder Vorstandsmitglieder des­selben sein. Heutzutage ist es nicht unüblich, dass Familienmitglieder der Spieler den Job als Be­rater einnehmen. Sind die Vertragsunterlagen rechtmäßig unterschrieben, ruft der aufnehmende Klub die Web-App des TOR-Systems auf, pflegt alle Dokumente und Unterlagen ein. Dazu zählen unter anderem die Laufzeit des Arbeitsvertrages, Gehalt des Spielers, sporttaugliche Bescheini­gung und eine Transfervereinbarung beider Klubs. Die sporttaugliche Bescheinigung wird von ei­nem Sportarzt ausgestellt, nachdem der Spieler den Medizincheck absolviert hat. Dieser dient zur Kontrolle des physischen Zustands des Sportlers. Daraus lässt sich die körperliche Belastung ab­schätzen.

Aufgeteilt ist der Check-in zwei Abschnitte: der Leistungsdiagnostik und einer Besprechung mit dem Arzt. In der Leistungsdiagnostik werden Elektrokardiographie-Tests, kurz EKG-Tests, Laktat­tests erstellt. Der Spieler wird durch den EKG-Test auf die Funktion seines Herz-Kreislauf-Sys­tems geprüft. Bei dem Laktattest geht der Spieler auf das Laufband. Es wird ihm über das Ohr Blut abgenommen, um seine Ausdauer zu messen. In der Regel wird drei Minuten gejoggt und 30 Se­kunden Pause gemacht. Die Geschwindigkeit wird nachjedem Durchgang um 1,8 km/h erhöht, bis der Spieler seine maximale Belastbarkeit erreicht. Dann erst kann die Laktatstufe genau bestimmt werden6.

Die Transfervereinbarung wird von beiden Klubs eingereicht, wenn der Spieler zur Transferzeit nicht vereinslos ist. Jeder Bundesliga Verein muss zwischen acht und zehn Unterlagen einreichen, abgängig davon ob der Spieler EU-Bürger ist oder von einem anderen Kontinent wechselt. Ist letz­teres der Fall, muss ein internationaler Fußballverband dem Transfer zustimmen. Fehler werden durch Hinweise auf falsche Eingaben oder fehlende Dokumente vermieden. Hat der annehmende Fußballverein alle Informationen fristgerecht abgegeben, wird der Vorgang durch die Direktion Sport und Nachwuchs des Deutschen Fußball Verbandes (DFL) überprüft. Wenn der DFL den Transfer bestätigt, erhält der Verein eine Spielgenehmigung für den gewechselten Spieler und der Transfer ist abgeschlossen.

Fallbeispiel: Philippe Coutinho

Das Zustandekommen von Transfers kann von mehreren Vereinsparteien abhängig sein. Ein Bei­spiel dafür der Transfer von Philippe Coutinho vom FC Barcelona zum FC Bayern München. Die­ser Transfer hing noch von einer dritten Partei ab: Paris Saint-Germain. Der FC Barcelona hat das Stürmerjuwel Neymar zur Saison 2017/2018 für 222 Millionen Euro an die Franzosen verkauft. Der FC Barcelona wollte Neymar zwei Jahre später durch ein Paket Transfer in die spanische Met­ropole zurückholen. Ein Bundle Paket beinhaltet Spieler, Vereinsmitarbeiter, Berater und Manager, die mit einer Ablösesumme verbunden werden. Diese Art von Transfers tätigen Vereine oft, wenn sie nicht über ausreichend Kapital verfügen oder wenn die FIFA-Kommissionsregeln dadurch ver­letzt werden. Als Ersatz für Neymar kaufte der FC Barcelona, in derselben Saison, Philippe Cou­tinho für 145 Millionen Euro7. Der FC Bayern München ist bei diesem Transfer der dritte im Bunde. Die Münchner hatten zwei ihrer Flügelspieler, durch Karriereende, verloren. Bayern suchte dementsprechend intensiv nach einer Lösung. So interessierten sie sich für eine Verpflichtung von Philippe Coutinho. Dieser Fußballer war ebenfalls ein Spieler in dem Paket Transferangebot. Hätte sich Paris Saint-Germain auf einen Transfer eingelassen, wäre Philippe Coutinho verbunden mit einer Ablösesumme nach Frankreich gewechselt. Der FC Bayern wäre bei diesem Transfer leer ausgegangen. Schlussendlich entschied sich Paris gegen einen Transfer, der FC Barcelona hat Coutinho für ein Jahr an die Deutschen ausgeliehen. Auch ein Beispiel für das Sammeln von Spiel­praxis und Einsatzzeit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Graphische Darstellung des Transfers von Philippe Coutinho

Die Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.

3. Einfluss eines Transfers aufDritte

Zunächst einmal möchte ich die Frage klären, was „Einfluss auf Dritte“ bedeutet. Hierbei handelt es sich im wirtschaftlichen Fachjargon um externe Effekte. Diese können positiv oder negativ sein. Solche hängen unter anderem von diesen Faktoren ab:

- Standing des Spielers im Verein
- Beziehung zwischen Fans und Spieler
- Sportliche und wirtschaftliche Erfolge des Vereins
- Sponsoring und Unternehmen im Hintergrund
- Interne Vereinsarbeit (Aufsichtsrat, Vorsitzende, Präsident, Trainerstab)

Aufstieg Juventus Turins unter CR7

Im letzten Jahrzehnt ergaben sich solche externen Effekte immer wieder. Denn in gleicher Zeit stieg der Einfluss namhafter Unternehmen und Sponsoren abseits des Fußballfeldes. Cristiano Ronaldo (CR7) wechselte im Sommer 2018, für 117 Millionen Euro, von Real Madrid zu Juventus Turin. CR7 - zweifelsfrei neben Lionel Messi einer der bekanntesten, erfolgreichsten Spieler un­serer Zeit, vielleicht der ganzen Fußballgeschichte - brach Jahr für Jahr Rekorde, gewann die Aus­zeichnung des „Weltfußballers“ fünfmal, ebenso die Champions League. Er wurde in drei der Top­Fünf Ligen Ligapokalsieger und Meister. In seiner Karriere schoss Ronaldo 712 Tore in 988 Spie­len (Vereine und Nationalmannschaft zusammen). Er gewann zudem weitere 82 Titel und Aus­zeichnungen8. Verständlicherweise bescherten all diese Fakten, wie auch der Siegeswille eines CR7 demselben besondere Aufmerksamkeit, Ruhm. In seinem Buch „Ronaldo - die Geschichte eines Besessenen“ werden er und Lionel Messi, als heutige Fußball-Götter bezeichnet9. Er ist be­achtet und seine Unternehmungen außerhalb des Platzes sind ebenfalls erfolgreich. So sorgte die kolportierte Wechselabsicht des Players lange vor dem eigentlichen Wechsel von Real Madrid zu Juventus Turin in 2018 für mediales Interesse, Aufsehen gar. Denn nur wenige Monate zuvor war er in Spanien der Steuerhinterziehung bezichtigt. So lasen wir, dass es nicht einfach ein Wechsel von der Primera Division in die Serie A war, doch womöglich Flucht aus Spanien?10 Allen Berichten zu diesem heiklen Thema zum Trotze, änderte sich die wirtschaftliche Entwicklung des neuen Vereins in eine erfreuliche Richtung. Mit der offiziellen Vorstellung Cristiano Ronaldos im Sommer 2018 kletterte der Aktienwert von Juventus, noch am gleichen Tag, um 32% von 0,80 Euro/Aktie auf1,05 Euro/ Aktie11 12.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1: Ersten Spekulationen und Transferandeutungen
2: Öffentliche Bekanntgabe des Transfers von Cristiano Ronaldo (05.07.2018)
3: Sichere Teilnahme an dem Champions League Achtelfinale
4: Sicherer Einzug ins Champions League Viertelfinale

Neben dem explosiven Anstieg der Juventus Aktien, gingen auch die Sponsorengelder extrem in die Höhe. Die zwei Hauptsponsoren des italienischen Rekordmeisters sind Adidas und Jeep.

Adidas ist der Ausrüster des Vereins. Warum der Sponsoring Deal von 23 Millionen Euro auf 51 Millionen Euro stieg, lässt sich leicht erklären. Cristiano Ronaldo hat viele Fans, was die Kaufbe­reitschaft für ein Juventus Trikot enorm vergrößert. Auch dieser Effekt hat sich schnell bemerkbar gemacht. Cristiano Ronaldo verkaufte noch vor seinem ersten Spiel, geschweige denn seiner ersten Pressekonferenz, 520.000 Trikots. Ein Trikot kostet im Schnitt, je nach Ausführung und Größe, 100 Euro. Das ergibt einen Umsatz von 52 Millionen Euro. Auch der Sponsoring Deal mit Jeep stieg von 16 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro. Durch CR7 haben sich die Sponsorengelder um 258,97 Prozent erhöht. Neben den schon vielen wirtschaftlichen Push's gab es von Ronaldo noch einen für die Social-Media-Kanäle des Vereins. Die Social-Media Follower Zahl stieg von 49,7 Millionen Follower auf83,9 Millionen Follower.

Anders gesagt: Wenn man es nicht so genau nimmt, hat Cristiano Ronaldo, bevor er sein erstes Spiel gemacht hat, seine Ablösesumme für den Transfer, bereits eingespielt. Außerdem hat CR7 Juventus Turin fast im Alleingang in das Achtel- und Viertelfinale der Champions League geschos­sen. Dies brachte dem Verein zusätzliche 20 Millionen Euro ein13.

Der Transfer hatte aber auch eine negative Schattenseite. Der Mutterkonzern, Exor, zahlte einen Teil der Gebühr. Die Fiat-Mitarbeiter begannen zu streiken, da sie in den letzten Jahren keine Ge­haltserhöhung erhielten. Aber warum Fiat? Zum Mutterkonzern Exor gehört auch Fiat. Ein Mitar­beiter des italienischen Autoherstellers sagte: „Mit dem Geld, was Cristiano Ronaldo erhält, hätte jeder Arbeiter eine Gehaltserhöhung von 200 Euro bekommen können.“

4. Fußballtransfer oder auch sportwirtschaftlicher Menschenhandel?

,,(...) Verschwendungssucht, Neid und Habgier sind keine Tugenden. (...) Jeder Mensch hat Werte, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist (...).“14

Ist Menschenhandel ethisch mit Werten und Normen der Gesellschaft vertretbar? Ist es Menschen­handel für wirtschaftliche Zwecke oder weil es sich um Sport handelt vertretbar?

Der moderne Fußball, ist gezeichnet von hohen Ablösesummen, Leihen junger Spieler in ganz Europa. Das Geschäft dahinter ist klar zu verstehen. Ausbilden oder Ausbilden lassen, um mög­lichst hohen Profit zu erwirtschaften. Das Konzept erkläre ich anhand einer Darstellung am Fall­beispiel von AchrafHakimi:

Hakimi ist ein marokkanischer Rechtsverteidiger, welcher seit 2015 in der Jugend des spanischen Rekordmeisters Real Madrid spielte. Bereits in seiner Jugendzeit galt er als sehr schneller, tech­nisch starker Spieler. Im Jahr 2017 spielte er in der ersten Mannschaft Real Madrids. Er war als Nachfolger von Dani Carvajal vorgesehen, da sich dieser einen Kreuzbandriss zuzog. AchrafHa­kimi erhielt trotz der freien Position nur 17 Pflichtspieleinsätze. Dani Carvajal war zum Schluss der Saison 2017/2018 wieder einsatzbereit, weshalb der Marokkaner nur den Platz auf der Bank fand. Im Sinne seiner Weiterentwicklung liehen die Madrilenen den Rechtsverteidiger an Borussia Dortmund aus. Sein Marktwert lag damals bei fünf Millionen Euro. AchrafHakimi erkämpfte sich in seinem neuen Team schnell den Stammplatz, rückte immer wieder als Führungsspieler ins Ram­penlicht. Durch seine technische Ballbehandlung und Schnelligkeit, sowie seine Torgefahr wurden weitere europäische Clubs auf ihn aufmerksam. Sein Marktwert stieg so auf 45 Millionen Euro, in nicht einmal zwei Jahren. Dies entspricht einer Rendite von 73,2 Prozent pro Jahr. In der Sommer­pause wird Real Madrid den Youngstar wieder nach Spanien holen, um ihn dort weiter auszubilden oder zu verkaufen.

Das Konzept mit Leihspielern geht aber nur bei den wenigsten Fußballspielern auf. Ein Negativ­beispiel ist Martin Ödegaard:

Martin Ödegaard war im Jahr 2015, mit nur 16 Jahren, das Supertalent im Fußball. Jeder große Verein kämpfte um seine Unterschrift. Schließlich entschied er sich dem Anschluss von Real Mad­rid, für 2,8 Millionen Euro. Schnell wurde klar, dass er sich in der ersten Mannschaft mit sojungen Jahren, keinen Stammplatz erspielen kann. Die Folge war eine Leihe. 2017 wechselte er zu SC Heerenveen, in die Erste Niederländische Liga. 2018 kam die Leihe zu Vitesse Arnheim (Erste Niederländische Liga) und 2019 die Leihe zu Real Sociedad (La Liga). In drei Saisons wurde das Talent dreimal verliehen. Der Hype um ihn verflog in Windeseile. Der Durchbruch gelang ihm erst in der aktuellen Saison. Sein Marktwert stieg dementsprechend auf 50 Millionen Euro15. An diesen zwei Beispielen erkennen wir deutlich, dass das Leihgeschäft sehr profitabel ist.

Das Profitmodell ist auch bei dem italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo und dem englischen Klub Chelsea London sehr beliebt. Die Italiener haben aktuell 54 Spieler in die ganze Welt verlie­hen. Im Durchschnitt sind die Spieler 21 Jahre alt und haben einen durchschnittlichen Marktwert von 1,95 Millionen Euro16 17. Der Club pokert damit, dass die Hälfte einen Durchbruch generiert. Dadurch ist ein Verkauf um das zehn-, sogar 20-Fache möglich. Daraus ergibt sich ein Gewinn von über 500 Millionen Euro. Das System ist einfach und kostengünstig: Wenn Verein A Spieler X an Verein B verleiht, übernimmt dieser die Trainingskosten, Gehälter und weitere anfallende Kosten. Oftmals erhält Verein A noch eine Leihgebühr für den Spieler, was die Gesamtausgaben für den Spieler deckt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Vereine mit dergrößten Anzahl an verliehenen Spieler in den TopfünfLigen17

Doch kann man dieses Geschäftsmodell als Menschenhandel deuten? Eine achte Klasse hat sich dieselbe Frage gestellt und daraufhin allen Präsidenten der Vereine der 1. Bundesliga eine Nach­richt geschrieben. Die Schüler brachten beim Thema „Menschenhandel“ den „Kauf und Verkauf4 von Spielern zur Sprache. Die Antworten der 18 verschiedene Vereinspräsidenten waren klar. Es handelt sich nicht um Menschenhandel, da Arbeitsverträge vorliegen. Der Spieler ist somit ein freier Mensch, im Gegensatz zum Menschenhandel. Es werden im Fußball in keiner Weise die Menschenrechte eingeschränkt oder verletzt. Der Spieler kann persönlich einem Transfer zustim­men und ist nicht von anderen Parteien gezwungen18.

Das Leihgeschäft scheint für viele kein ethisch korrektes, trotzdem ist es ein sehr profitables. Das wirtschaftliche Wachstum des Fußballs bringt auch Veränderungen im Transfergeschäft mit sich. Die FIFA hat die aktuelle Lage erkannt und prüft nun die Einführung neuer Regularien.

[...]


1 Vgl. Hery-Moßmann, Nicole: „Fußballspieler heute: So viele gibt es in Deutschland und der Welt", https://praxistipps.focus.de/fussballspieler-heute-so-viele-gibt-es-in-deutschland-und-der-welt_98997 (zuletzt ab­gerufen: 20.12.2019)

2 Vgl. Unbekannt: „Fußballgeschichte, die Geschichte des Fußballspiels", https://www.fussballtrainer.de/fussballgeschichte/geschichte-des-fussballspiels.html (zuletzt abgerufen: 20.12.2019)

3 Vgl. Unbekannt: „Was bedeutet Spielertransfer auf Deutsch", https://educalingo.com/de/dic-de/spielertransfer (zuletzt abgerufen: 24.12.2019)

4 Vgl. Richter, Felix: „Immer weniger Eigengewächse im Profifußball", https://de.statista.com/infografik/11663/weniger-eigengewaechse-im-profifussball/ (zuletzt abgerufen: 24.12.2019)

5 Vgl. Unbekannt: „So läuft einTransfer in der Bundesliga und 2. Bundesliga ab", https://www.dfl.de/de/hinter- grund/transferwesen/viele-schritte-bis-zur-spielberechtigung-der-ablauf-eines-transfers/ (zuletzt abgerufen: 26.12.2019)

6 Vgl. FUßBALLTRAINERTIM: „Der Laktattest", https://www.fussballtraining.de/allgemein/der-laktattest/25618/(zu- letzt abgerufen: 26.12.2019)

7 Vgl. Unbekannt: „#10 Philippe Coutinho", https://www.transfermarkt.de/philippe-coutinho/profil/spieler/80444 (zuletzt abgerufen: 26.12.2019)

8 Vgl. Unbekannt: „#10 Cristiano Ronaldo", https://www.transfermarkt.de/cristiano-ronaldo/profil/spieler/8198 (zu­letzt abgerufen: 28.12.2019)

9 Luca, Caioli: Ronaldo - Die Geschichte eines Besessenen. Die Werkstatt, 2014, S. 201

10 “Buschmann, Rafael und Wulzinger, Michael: Football Leaks 2 - Neue Enthüllung aus der Welt des Profifußballs. John Verlag, 2018, Kapitel 1 (Minute 12:50)

11 Vgl. Miss boerse.de: „Ronaldo geht zu JuventusTurin: So profitieren Aktionäre vom Mega-Transfer!", https://www.boerse.de/geldanlage/Ronaldo-geht-zu-Juventus-Turin-So-profitieren-Aktionaere-vom-Mega-Trans- fer-von-Miss-boersede/7928568 (zuletzt abgerufen: 30.19.2019)

12 Vgl. Unbekannt: „JuventusTurin Aktie Chart in Euro", Aktienverlauf: https://www.boerse.de/aktien/Juventus- Turin-Aktie/IT0000336518 (zuletzt abgerufen: 31.12.2019)

13 Vgl. Eich, Jakob und Graf, Nadine: „FINANCE-Resterampe: Cristiano Ronaldo trifft, Aktie explodiert" https://www.finance-magazin.de/wirtschaft/deutschland/finance-resterampe-cristiano-ronaldo-trifft-aktie-explo- diert-2034811/ (zuletzt abgerufen: 31.12.2019)

14 Kahn, Oliver: ICH. Erfolg kommt von innen. Riva, 2008, Seite 109.

15 Vgl. Unbekannt: „21 Martin Ödegaard", https://www.transfermarkt.de/martin-odegaard/profil/spieler/316264 (zuletzt abgerufen: 05.01.2020)

16 Vgl. Unbekannt: „Atalanta Bergamo", https://www.transfermarkt.de/jumplist/leihspieler/verein/800 (zuletzt ab­gerufen: 05.01.2019)

17 Vgl. Unbekannt: „LEIHSPIELER-ÜBERSICHT INTERNATIONAL", https://www.transfermarkt.de/transfers/leihspie- ler/statistik/plus/0?land_id=50 (zuletzt abgerufen: 06.01.2020)

18 Vgl. Zimmermann, Helmut: „Spielertransfers im Fußball - Menschenhandel?", https://explizit.net/artikel/spieler- transfers-im-fussball-menschenhandel/ (zuletzt abgerufen: 06.01.2020)

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Der Transfermarkt im Profifußball. Entwicklung und Ablauf
Note
1,0
Jahr
2020
Seiten
29
Katalognummer
V520446
ISBN (eBook)
9783346246721
Sprache
Deutsch
Schlagworte
transfermarkt, profifußball, entwicklung, ablauf
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Der Transfermarkt im Profifußball. Entwicklung und Ablauf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520446

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