Crowdfunding. Eine alternative Finanzierungsmethode für Sportvereine


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

22 Seiten, Note: 2,0

Magnus van de Kamp (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1 Einleitung

2 Das Konzept des Crowdfunding als Finanzierungsinstrument
2.1 Was Crowdfunding bedeutet
2.2 Entstehung und Entwicklung
2.3 Bestehende Crowdfunding Systeme
2.4 Bekannte Crowdfunding Plattformen

3 Crowdfunding für Sportvereine
3.1 Einnahmequellen von Sportvereinen in Deutschland
3.2 Die Crowdfunding Plattform „fairplaid“

4 Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abstract

Ziel: Diese Arbeit zielt darauf ab, Crowdfunding als eine relevante Form der Finanzierung für Sportvereine zu betrachten. Sie richtet sich an Sportvereine, die eine alternative und risikoärmere Form der Kapitalbeschaffung anstreben.

Aufbau/ Herangehensweise: A Da Crowdfunding über die verschiedenen Onlineportale erst seit 2008 in Deutschland etabliert ist und deshalb eine recht neue Form der Finanzierung darstellt, wird das System und die dazugehörigen Prozesse in dieser Arbeit zunächst erklärt und die verschiedenen Formen und Anbieter vorgestellt. Anschließend wird die Relevanz für Sportvereine und die Notwendigkeit für Sportvereine erläutert.

Relevanz: Die Arbeit soll Sportvereinen dienen, die Möglichkeiten und das Potential von Crowdfunding zu erkennen und für sich zu nutzen. Gleichermaßen soll es im Bereich der Crowdfunding Forschung weiter Anstöße liefern, da dieser Bereich hinsichtlich der Forschung noch im Anfangsstadium steht.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Einnahmekategorien der deutschen Sportvereine nach Vereinstyp

1 Einleitung

Vielen deutschen Sportvereinen mangelt es an finanziellen Mitteln. Um dem entgegenzuwirken investieren Vereine vermehrt in Werbemaßnahmen, neue Vereinsangebote und Kooperationen mit anderen Vereinen. Eine Existenzbedrohung haben jedoch nur weniger als 10 % der Vereine zu befürchten. Laut Sportentwicklungsbericht 2011/2012 sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung mit der jeweiligen Vereinsund Gemeindegröße (Schunk, 2016). Trotzdem fehlen den Sportvereinen in Deutschland aufgrund rücklaufender Mitgliederzahlen oftmals die nötigen Ressourcen um Vereinsstätten und Sportangebote auf dem neusten Stand zu halten und die eigenen Mitglieder optimal fördern zu können. Sanierungsarbeiten, Arbeitskräfte und Ausstattung müssen bezahlt werden. Oftmals stellt das Geld auch den limitierenden Faktor dar, der größere Vereine davon abhält, in eine höhere Spielklasse aufzusteigen. Mitgliedsbeiträge oder Erlöse aus Veranstaltungen decken selten den finanziellen Bedarf, den Vereine haben, um den Betrieb bestmöglich zu führen. Auch die staatliche Sportförderung im Spitzensport in Deutschland reicht nicht immer aus um alle Kosten der Athleten zu decken. Daher sind viele Vereine und Athleten auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Bisher waren es meist private Spendengeber oder Sponsoren, die dem Verein unter die Arme gegriffen haben.

Seit 2008 hat sich eine neue Art der Finanzierung etabliert – das sogenannte Crowdfunding. Eine Folge der Kommerzialisierung der Internets, durch welche sich völlig neue Vertriebskanäle geöffnet haben. Mittlerweile gibt es schon um die 500 Crowdfunding Plattformen, die sich teilweise in der Art ihrer Dienstleistung unterscheiden. Der Marktführer in diesem Sektor ist Kickstarter. Seit April 2009 wurden über 500 Millionen Euro an über 3 Millionen Menschen ausgeschüttet, was eine Förderung von über 35.000 Projekten bedeutet (Vgl. Rossi, 2014). Hervorzuheben ist, dass die Mindesteinlage bei Crowdfunding Projekten sehr gering oder teilweise gar nicht begrenzt ist, was potentiellen Unterstützern entgegen kommt. Eine besondere Position hat hier die Plattform, die das Projekt vermarktet und betreut. Sie dient als Vermittler zwischen Investor und Unternehmen.

Mittlerweile gibt es eine deutsche Crowdfunding Plattform, die sich ausschließlich auf den Sport ausgerichtet hat. Seit 2015 bietet „fairplaid“ Sportvereinen und Sportlern die Möglichkeit, ihr Finanzierungsvorhaben über die Online Plattform abzuwickeln. Seit Beginn wurden dort schon 6 Millionen Euro für rund 850 Sportprojekte in über 100 Sportarten gesammelt. Dabei gab es Unterstützung von über 85.000 Menschen, die ihren finanziellen Anteil an der Verwirklichung der Sportprojekte geleistet haben. Plattformen wie diese eröffnen den Vereinen völlig neue Möglichkeiten, um ihre finanziellen Hürden zu bewältigen. Die Sportprojekte die auf „fairplaid“ beworben werden sind äußerst vielfältig und reichen von Vereinsaufstieg, über die Durchführung von Trainingslagern und die Teilnahme an Meisterschaften, bis zum Bau von Trainingsstätten. In dieser Arbeit wird die Plattform „fairplaid“, aufgrund des Bezuges zum Sport und dessen möglichen Vorund Nachteile für Vereine, bezüglich der Funktionen und Prozesse untersucht. Neben der Vereinsund Unternehmensperspektive wird auch die Sicht der Investoren bzw. der Unterstützer von Sportprojekten auf dieser Plattform untersucht. Abschließend soll die Arbeit Erkenntnis darüber bringen, ob Crowdfunding für alle Sportvereine oder Athleten in Frage kommt, oder ob es spezifische Merkmale gibt, die als Voraussetzung für eine solche Form der Finanzierung zu betrachten sind.

Als relativ neues Geschäftsund Finanzphänomen ist Crowdfunding und die Möglichkeiten, die es Unternehmen und Kunden bringt, noch nicht gänzlich erforscht worden (Ordanini et al, 2009). Daher soll diese Arbeit theoretische Erkenntnisse und Hinweise darauf liefern, indem einige erfolgreiche Beispiele von Crowdfunding für Sportvereine und Sportprojekte geschildert werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Aufmerksamkeit auf das Potential von Crowdfunding als potentielle Quelle von Sportfinanzierung zu erhöhen. Da viele Vereine in Deutschland über sehr begrenzte finanzielle Ressourcen verfügen, kann diese Form der Finanzierung vielen Vereinen einen großen Vorteil bieten.

2 Das Konzept des Crowdfunding als Finanzierungsinstrument

2.1 Was Crowdfunding bedeutet

Crowdfunding erfreut sich in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit. Grund dafür ist unter anderem der internationale Durchbruch der Crowdfunding Plattform Kickstarter und dem wachsenden Erfolg von Plattformen und Projekten in Deutschland. Auch die Medien zeigen immer mehr Interesse an dem alternativen Finanzierungsmodell. Die Wahrnehmung und Bewertung dieses Systems kann jedoch sehr schwanken. Auf der einen Seite sind die Skeptiker, die das Crowdfunding nur für einen kurzzeitigen Hype sehen; Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die darin ein riesiges Innovationspotential sehen in den Bereichen wie Sport, Unternehmen, Kunst, Musik, Wissenschaft und vielen mehr.

Crowdfunding ist als eine Unterkategorie des Crowdsourcing hervorgegangen. Beim Crowdsourcing gehen Aufgaben auf eine unbestimmte Anzahl von Benutzern, der sogenannten Crowd, über (Pelzer et al. 2012). Crowdfunding repräsentiert eine neue Form der Kapitalbeschaffung für Projekte. Eine große Anzahl von Menschen sammelt große Geldsummen mit einzelnen kleinen Geldanteilen. Durch dieses System werden mittlerweile Projekte verschiedenster Art, wie zum Beispiel Kunstoder Kulturprojekte, oder auch Geschäftsideen oder Sportmannschaften gefördert. Um eine Förderung zu erhalten müssen die Leute hinter dem Projekt ihre Idee auf einer der zahlreichen Crowdfunding Plattformen präsentieren. Erst dann können sie das Internet um finanzielle Hilfe bitten. Der Inhalt kommt dabei direkt von den Initiatoren des Projektes. Die Plattformen bieten hierbei alle nötigen Tools um ein Projekt angemessen zu bewerben. Mittlerweile gibt es auch Projekt Initiatoren, die ihre Projekte unabhängig von Plattformen mit eigenen Tools und Plug-Ins anbieten. Generell gilt bei den Crowdfunding Plattformen die Regel: Alles oder nichts. Das bedeutet, das ein festgelegter Mindestbetrag in einer fixen Zeitspanne erreicht werden muss, um eine Ausschüttung des Kapitals zu gewährleisten. Wenn der minimale Betrag nicht erreicht ist, dann erfolgt keine Ausschüttung und die Unterstützer bekommen ihr Geld zurück. Durch das ansteigende Interesse und Aufmerksamkeit zum Thema Crowdfunding wächst auch die Zahl der durchgeführten Studien. Da das Prinzip des Crowdfunding allerdings noch recht jung ist, gibt es bisher nur wenig wissenschaftliche Untersuchungen dazu.

2.2 Entstehung und Entwicklung

Ein frühes Vorkommnis von Crowdfunding zeigt sich an einem der berühmtesten Wahrzeichen der Welt. Die US amerikanische Freiheitsstatue wurde teilweise von einer „Crowd“ finanziert, nachdem das amerikanische Komitee der Freiheitsstatue, welche das nötige Geld für das Projekt beschaffen sollte, mehr als ein Drittel Kapital zu wenig zusammengetragen hatte und der New Yorker Gouverneur Grober Cleveland die Verwendung der Geldmittel der Stadt abwies. Die Rettung der Statue kam in Form des bekannten Verlegers Joseph Pulitzer, der zu einer Spendensammlung in seiner Zeitung „The New York World“ aufrief. In nur fünf Monaten sammelte 101.091$ von mehr als 160.000 Spendern, zu denen auch junge Kinder, Geschäftsmänner, Straßenreiniger und Politiker zählten. Mehr als drei Viertel der Spenden waren weniger als ein Dollar hoch, trotzdem wurde dadurch innerhalb von kürzester Zeit die nötige Summe von 100.000$ zusammengetragen um die Fertigstellung der Statur zu gewährleisten.

Seit dem Bau der Freiheitsstatue hat sich das Crowdfunding wenig verändert, denn die Grundprinzipien sind immer noch die gleichen. Sowohl Pulitzers Kampagne in der New York World, als auch heutige Crowdfunding Seiten nutzen einen einzigen Sammelpunkt um aus einem großen Pool von Spendern Geld zu sammeln, bei dem jeder so viel oder wenig gibt wie er möchte. Und wie auch bei den meisten modernen Crowdfunding Plattformen, bot The World den Spendern Belohnungen wie z.B. Gold Münzen für die höchste Spende. Obwohl die Finanzierung der Freiheitsstatue eine der Berühmtesten war, so war es nicht die erste Crowdfunding Kampagne. Vor Pulitzers Kampagne wurde Alexander Pope 1713 dazu beauftragt griechische Poesie ins Englische zu Übersetzen und bat Abonnenten für zwei Guinea seine Arbeit zu unterstützen. Im Gegenzug gab es für alle Unterstützer eine namentliche Erwähnung in einer frühen Ausgabe des Buches.

Ein paare Jahre später, 1783, hat Mozart einen ähnlichen Weg bestritten. Er wollte drei kürzlich komponierte Piano Konzerte in eine Wiener Konzert Halle aufführen und veröffentlichte eine Einladung, auf der er potentiellen Spendern das dazugehörige Manuskript anbot – ähnlich einer heutigen Kickstarter Kampagne, bei den Unterstützern die Chance gegeben wird, das Produkt früher zu erhalten. Wie viele heutige Kampagnen, scheiterte auch Mozart bei seinem ersten Versuch daran, dass Spendenziel zu erreichen. Ein Jahr später versuchte er es erneut und brachte 176 Spender dazu ein Konzert ins Leben zu rufen – er dankte allen von ihnen mit dem Konzert Manuskript.

Es hat eine lange Zeit gedauert, bis Crowdfunding derart populär wurde, wie es heute ist. Über 5 Milliarden Euro wurden alleine durch Crowdfunding im Jahr 2018 gesammelt – Eine Zahl die weiterhin steigt. Die Beliebtheit von Crowdfunding hat zu phänomenalen Spendenbeträgen geführt, die in Projekte verschiedenster Art geflossen sind.

Pebble Technology ist wahrscheinlich eine der größten Erfolgsgeschichten, die aus dem Crowdfunding hervorgegangen ist, bei der zwei Kampagnen zusammen über 30 Millionen Dollar gesammelt haben. Das Unternehmen brach den Rekord für die schnellste Erreichung des Spendenziels – ihre Kampagne für die Pebble Time im Februar 2015 hat das Spendenziel von 500.000$ innerhalb von 17 Minuten erreich.

Aber was spielt das Crowdfunding für eine Rolle in der Zukunft? Kritiker sagen, dass es mehr zu einem Marketing Tool wird, um die Reichweite neuer Produkte zu erhöhen, als eine innovative Art, ein Unternehmen zu unterstützen. Nach heutigem Stand wurden bereits 34 Milliarden Dollar für Crowdfunding Projekte gesammelt – Zahl steigend. Unabhängig davon, was Kritiker sagen ist es aktuell schwer vorstellbar, dass das Crowdfunding in nächster Zeit an Beliebtheit verlieren wird.

2.3 Bestehende Crowdfunding Systeme

Die Dimensionen des Crowdfunding unterscheiden sich weitestgehend hinsichtlich der Zuteilung der Ressourcen und des Rückflusses an die Investoren (Vgl. Moritz und Block, 2014; Zhang, 2013). In der Regel können Teilnehmer in der Crowd auf verschiedene Art belohnt werden: Materiell (Vukovic et al., 2009) oder immateriell durch soziale Anerkennung (Kazai, 2011). Materiell gesehen kann die Vergütung monetär erfolgen, wenn die Projekt Initiatoren zusagen, dass die gezahlte Höhe direkt oder indirekt mit Produkten oder Dienstleistungen ausgeschüttet werden soll (Pelzer et al., 2012). Insgesamt gibt es vier Modelle hinsichtlich der Finanzierungsart (Vgl. Beck, 2012; Giudici et al., 2012; Leimeister, 2012). Wissenschaftler unterteilen Crowdfunding in Spenden, Belohnung, Kreditvergabe und das Crowdinvesting.

Das Spenden Modell bezieht auf ein klassisches Spendensammlungsziel mit dem Unterschied, dass die Spenden alle via web 2.0 durch eine spezifische Plattform durchgeführt werden. Unterstützer erhalten keine materielle sondern eine immaterielle Rendite im Gegenzug für die Beteiligungen – z.B. öffentliche Danksagungen durch die Projekt Initiatoren (Leimeister und Zogaj, 2013). Dieses spendenbasierte Modell wird für gewöhnlich für die Realisierung von kreativen Projekten genutzt. Es wird außerdem als aufsteigende Möglichkeit für öffentliche Institutionen, wie z.B. Bibliotheken gesehen, die von der Crowd dadurch finanziell unterstützt werden (McKinley, 2012).

Das Belohnungssystem bietet Investoren die Möglichkeit an echten Problemen zu partizipieren (Wiggins und Crowston, 2011), bei sie Teil der Crowd werden. Das Belohnungssystem beinhaltet sowohl materielle und immaterielle Belohnungen.

Beim Crowdsponsoring werden Investoren lediglich durch Danksagungen belohnt. Beim Vorverkauf oder auch bei der vorzeitigen Bestellung bekommen Investoren ihre Belohnung in materieller Form indem sie das finanzierte Projekt oder Produkt vor Markeintritt erhalten (Hemer et al., 2011; Röthler und Wenzlaff, 2011).

Beim Kreditmodell werden kleine Kredite vergeben, bei dem Investoren in diesem Fall einen festgesetzten Zinssatz erhalten. Verträge dieser Art können entweder zwischen privaten Personen, wenn ein privater Investor einen privaten Spendensammler unterstützt (Peer-to-Peer Kreditvergabe) (Hemer et al., 2011; Kaltenbeck, 2011; Kortleben und Vollmar, 2012), oder von privaten Personen an Unternehmen erfolgen (Barasinka und Schäfer, 2010; Mach et al., 2013).

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Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Crowdfunding. Eine alternative Finanzierungsmethode für Sportvereine
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
22
Katalognummer
V520123
ISBN (eBook)
9783346111654
ISBN (Buch)
9783346111661
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Crowdfunding, vereine, crowdsourcing, finanzierung
Arbeit zitieren
Magnus van de Kamp (Autor:in), 2019, Crowdfunding. Eine alternative Finanzierungsmethode für Sportvereine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520123

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