Die Berufsrolle des Lehrers


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A Einleitung

B Einschätzungen über Lehrer

C Eigenschaften von Lehrern

D Aufgaben von Lehrern

E Vor- und Nachteile des Lehrerberufs

F Belastung im Lehrerberuf und Burnout

G Kurzes Fazit

Literatur

A Einleitung

Ein Referat zum Thema „Die `Berufsrolle´ des Lehrers“ zu entwickeln war für mich gar nicht so leicht, wie ich im ersten Moment angenommen hatte. Zum ersten ist der Großteil der in den Bibliotheken vorhandenen Literatur zum Thema veraltet. Zum anderen ist das Thema so unspezifisch, dass man sich erst auf Schwerpunkte festlegen muss, bevor man mit der Arbeit beginnen kann. Ich habe versucht in das Referat neue Erkenntnisse durch Aufsätze aus dem Internet mit einfließen zu lassen, aber auch die ältere Literatur zu sichten und zu bewerten.

B Einschätzungen über Lehrer

Lehrer haben studiert, genau wie Ärzte oder Juristen, wie Ingenieure oder Physiker. Trotzdem scheint es klar zu sein, dass Lehrer in der Hierarchie unter diesen und ähnlichen Berufsgruppen stehen. Eine Befragung ergab (diese stammt jedoch aus dem Ende der sechziger Jahre!), dass Ärzte, Juristen und Menschen mit ähnlichen Berufen, den Lehrer unter sich sehen. Andere (Nicht-Studierte) ordneten dem Lehrer einen Platz über sich zu. Die Lehrer selbst fanden ihren Beruf so wichtig, wie den von Medizinern, Pfarrern oder Professoren. Dabei denkt jedoch weniger als ein drittel von ihnen, dass sie diesen Rang auch von der Gesellschaft zugeschrieben bekommen würden.[1] Trotz eines Studiums erreichen Lehrer also nicht den gleichen Rang wie andere Studierte. Woran liegt das? Glagow und Erbslöh machen eine ähnliche Umfrage: Sie geben den Befragten vier definierte Berufsgruppen vor und lassen dann den Lehrerberuf einordnen. Dabei ordneten 7% den Lehrer zu Gruppe 1 (Inhaber großer, gutgehender Firmen/ freie akademische und künstlerische Berufe / Direktoren und höchste Beamte) zu, 42 % zu Gruppe 2 (Leitende Angestellte/ höhere Beamte/ Inhaber großer Geschäfte oder kleiner Unternehmen), 43% zu Gruppe 3 (Mittlere Angestellte und mittlere Beamte/ Einzelhändler/ Werkmeister/ Handwerksmeister) und 3% ordneten den Lehrer der Gruppe 4 (Untere Angestellte und untere Beamte/ Facharbeiter/ nicht selbstständige Handwerker) zu.[2] Auch hier wird deutlich, dass dem Lehrer zwar kein niedriger, aber auch kein besonders hoher Rang zugestanden wird.

Im zweiten Schritt der Befragung wurden neun Berufe vorgegeben, die sich laut der Autoren dadurch auszeichnen, dass sie einen hohen Bekanntheitsgrad haben und von daher mit bestimmten Vorstellungen verknüpft sind. Den Berufen sollte ein Rang von 1-9 zugeordnet werden; das Ergebnis bezieht sich dann auf Durchschnittswerte. Dem Arzt wurde eine durchschnittlicher Rang von 2.0 zugeschrieben; er steht damit an erster Stelle. An zweiter Stelle steht der Rechtsanwalt mit 3.5, an dritter der Pfarrer mit 4.1, an vierter der Lehrer mit 4.7, dann folgt der Unternehmer mit ebenfalls 4.7, dann der Kommissar mit 5.7, der Kapitän mit 6.4, der Amtmann mit 6.6 und an letzter Stelle der Hauptmann mit 7.2.[3] Auch hier erlangt der Lehrer weder eine hohe, noch ein niedrige Position. Man scheint sich also einig zu sein, dass der Lehrerberuf in einer Berufsrangordnung einen mittleren Rang einnimmt. Ich denke, dass auch neue Untersuchungen in diesem Bereich zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen würden. Er scheint keine ernstzunehmende Konkurrenz für andere akademische Berufe zu sein, steht aber über nicht-akademischen Berufen. Doch woher stammen solche Einschätzungen? Diese Frage soll durch einen näheren Blick auf Aspekte des Lehrerberufs und dessen Einschätzung in der Öffentlichkeit beantwortet werden.

Lehrer verfügen nicht über besonders viel „berufsspezifisches Geheimwissen“, wie es Speichert nennt.[4] Was der Lehrer kann, kann eigentlich jeder und was er weiß, weiß man ja eigentlich auch, schließlich war man ja mal in der Schule. Es scheint an vielen Schulen gängige Praxis zu sein, fachfremde Lehrer einzusetzen, Nicht-Pädagogen (z.B. Physiker) Unterricht übernehmen zu lassen und sogar Eltern (vor allem in Grundschulen) oder Studenten Vertretungsstunden zu geben. Was einen „guten“ Lehrer auszeichnet sind Eigenschaften wie Kinder begeistern und interessieren zu können, Disziplin in eine Klasse bringen zu können oder seinen Stoff kompetent und gut vermitteln zu können. Und diese Eigenschaften lernt man nicht an der Universität, oder? Über diese Eigenschaften verfügt jeder Mensch, der eine mehr, der andere weniger. Jede Mutter und jeder Vater ist Pädagoge. Jeder hat ein Bild davon, zu was und wie man Kinder erziehen soll. Pädagogik ist ein Fachbereich, zu dem jeder etwas zu sagen hat, ob er nun Computerfachmann, in der Wirtschaft tätig oder Naturwissenschaftler ist.

Ein weiterer Punkt ist, dass Lehrer in den meisten Fällen nie das Bildungssystem verlassen haben.[5] Sie haben keine Ahnung vom realen Leben: Erst waren sie Schüler, dann Studenten, dann Referendare und dann Lehrer. Sie haben nie einen richtigen Berufsalltag kennen gelernt, mussten nie mit 20 oder 30 Urlaubstagen pro Jahr zurechtkommen und nie 10-Stunden Arbeitstage hinter sich bringen. Ihr Beruf ist ihnen zudem als Beamte gesichert, sie brauchen also, haben sie einmal eine Stelle gefunden, keine Angst vor Arbeitslosigkeit zu haben.

Lehrer sind den größten Teil ihres beruflichen Tages mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Da scheint es nur logisch zu sein, dass viele von ihnen kindische Verhaltensmuster und Sprachweisen übernehmen.[6]

Die durchschnittliche Arbeitszeit von Lehrern wird von 5% der Befragten auf 20-29 Stunden geschätzt, von 27% auf 30-39 Stunden, von 46% auf 40-49 Stunden, von 14% auf 50-59 Stunden, von 5% auf 60-69 Stunden und von 1% auf 70-79 Stunden. Lehrer selbst gaben im Durchschnitt einen Wert zwischen 40 und 60 Stunden pro Woche an.[7] Den meisten Befragten scheint bei ihrer Antwort klar zu sein, dass die Arbeitszeit des Lehrers nicht nur aus dem eigentlichen Unterricht besteht, der im Durchschnitt je nach Jahrgangsstufe in etwa 30-35 Stunden pro Woche beträgt, sondern auch aus Vorbereitung, Nachbreitung und anderen Aufgaben. Diejenigen besonders der ersten, aber auch der zweiten Spalte (Arbeitszeit 20-29 Stunden und Arbeitszeit 30-39 Stunden), scheinen diesen Aufgaben jedoch zu vergessen oder sie als zeitlich nicht aufwendig einzustufen.

Bei der Frage nach der Ferienlänge von Lehrern schätzten 2% 6 Wochen, 2% 7 Wochen, 8% 8 Wochen, 8 % 9 Wochen, 20% 10 Wochen, 8 % 11 Wochen, 29% 12 Wochen und 22% mehr als 12 Wochen. Vermutet wurde weiterhin von 51%, dass diese Ferienzeit für berufliche Dinge (Weiterbildung, Klausuren, ...) genutzt würde und von den restlichen 49%, dass die freie Zeit ausschließlich anderen Zwecken diene.[8] Richtig für hessische Lehrer wären 11-12 Wochen pro Jahr. So schätzen also über ein fünftel die Ferienzeit der Lehrer zu hoch ein.

In einer anderen Umfrage ging es um verschiedene Erziehungsziele und um die Frage, wer für diese Ziele bei den Kindern verantwortlich sei. Dort wurden die Eltern für Wertevermittlung, Kommunikationsstil, Erziehung zum Familienleben und Sexualerziehung an erster Stelle genannt (Lehrer/Schule an zweiter Stelle) und für die Bereiche Wissensansammlung, Vorbereitung auf das Berufsleben, Erziehung zum politisch bewussten Bürger und Erziehung zum kritischen Denken erst die Lehrer und an zweiter Stelle die Eltern.[9] Obwohl den Lehrern also kein besonders hoher gesellschaftlicher Rang zugesprochen wird, wird er für Aufgaben verantwortlich gemacht, die wichtige Erziehungsziele darstellen. Er soll seine Schüler auf das Leben vorbereiten, dass er nicht kennt. Man traut den Lehrern zu, diese Aufgaben erfüllen zu können, trotzdem spricht man ihnen Praxiserfahrung ab.

Schon an diesen kurzen Abschnitten ist zu erkennen, wie widersprüchlich und ungenau das Bild des Lehrers in der Gesellschaft ist. Um ein genaueres Bild zu bekommen, wird es im nächsten Kapitel um die Aufgaben des Lehrers in und außerhalb der Schule gehen.

[...]


[1] Vgl. Speichert, Horst: Umgang mit der Schule/ Hamburg/ 1976, S.32

[2] Vgl. Glagow, Hella; Erbslöh, Dr. Eberhard: Der deutsche Lehrer, Sein Image – Zerrbild oder Spiegelbild?/ Hamburg/ 1976, S.58

[3] Vgl. Glagow, Hella; Erbslöh, Dr. Eberhard: Der deutsche Lehrer, Sein Image – Zerrbild oder Spiegelbild?/ Hamburg/ 1976, S.59/60

[4] Siehe Speichert, Horst: Umgang mit der Schule/ Hamburg/ 1976, S.33

[5] Vgl. Schwanitz , Dietrich: Bildung, Alles was man wissen muss/ Frankfurt am Main/ 1999, S.30

[6] Vgl. Schwanitz, Dietrich: Bildung, Alles was man wissen muss/ Frankfurt am Main/ 1999, S.30

[7] Vgl. Glagow, Hella; Erbslöh, Dr. Eberhard: Der deutsche Lehrer, Sein Image – Zerrbild oder Spiegelbild?/ Hamburg/ 1976, S.98

[8] Vgl. Glagow, Hella; Erbslöh, Dr. Eberhard: Der deutsche Lehrer, Sein Image – Zerrbild oder Spiegelbild?/ Hamburg/ 1976, S.99

[9] Vgl. Glagow, Hella; Erbslöh, Dr. Eberhard: Der deutsche Lehrer, Sein Image – Zerrbild oder Spiegelbild?/ Hamburg/ 1976, S.80-92

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Berufsrolle des Lehrers
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Theorie der Schule
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V51980
ISBN (eBook)
9783638478045
ISBN (Buch)
9783656784166
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berufsrolle, Lehrers, Theorie, Schule
Arbeit zitieren
Jennifer Werner (Autor:in), 2004, Die Berufsrolle des Lehrers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51980

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