Erneuerung von Versorgungsleitungen. Vergleich der offenen und geschlossenen Bauweise

Leitfaden zur Auswahl eines Bauverfahrens


Hausarbeit, 2019

44 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1.Einführung
1.1 Versorgung mit Gas und Wasser
1.2. Problemstellung
1.3 Begriffsdefinition
1.4 Zielsetzung der Arbeit

2.Bauverfahren zur Erneuerung
2.1 Offene Bauweise
2.1.1 Konventioneller Rohrgraben
2.1.2 Grabenfräse
2.1.3 Grabenpflug
2.2 geschlossene Bauweise in vorhandener Trasse
2.2.1 Berstlining
2.2.2 Inlinerverfahren
2.3 geschlossene Bauweise in neuer Trasse
2.3.1 Horizontalspülbohrverfahren
2.3.2 Bodendurschlagrakete
2.3.3 Pressbohren
2.3.4 Rammverfahren

3. Qualitätssicherung
3.1 Zertifizierungen
3.2 Personal
3.3 Druckproben und Qualität

4. Vergleich der offenen und geschlossenen Bauweisen
4.1 Zusammenfassung / Übersicht der Bauverfahren
4.2. Bewertungskriterien
4.3 Erstellen einer Checkliste zur Auswahl des Bauverfahrens
4.4 Erstellung eines Flussdiagramms zur Auswahl des Bauverfahrens

5. Praxisbeispiel

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:Hierarchien der Begriffsdefinitionen

Abbildung 2:Konventioneller Rohrgraben für Gas- und Trinkwasserleitung

Abbildung 3:Darstellung und Beschreibung des Rohrgrabens

Abbildung 4:Einsatz einer Grabenfräse

Abbildung 5:Darstellung Grabenfräse im Einsatz

Abbildung 6:Einsatz eines Grabenpflugs

Abbildung 7:Darstellung Grabenpflug im Einsatz

Abbildung 8:Hydraulische Berstlining-Maschine

Abbildung 9:Systembild des Berstlining-Verfahrens

Abbildung 10:Systemabbildung Inliners; hier U-Liner

Abbildung 11:Systembild des Inlinerverfahrens

Abbildung 12:Horizontalspülbohranlage

Abbildung 13:Systembild einer Horizontalspülbohrung

Abbildung 14:Bodendurchschlagrakete

Abbildung 15:Systembild des Verfahrens mittels Bodendurchschlagrakete

Abbildung 16:Pressbohrmaschine

Abbildung 17:Systembild Pressbohrverfahren

Abbildung 18:Ramme

Abbildung 19:Systembild des Rammverfahrens

Abbildung 20:Flussdiagramm zur Auswahl eines Bauverfahrens

Abbildung 21:Praxisbeispiel / Lageplan

Tabellenverzeichnis

Tabelle l:Obersicht der relevantesten Informationen aller Bauverfahren

Tabelle 2:Checkliste zur Auswahl eines Bauverfahrens

Tabelle 3:Punkteeinstufung der Bauverfahren

1.Einführung

1.1 Versorgung mit Gas und Wasser

Seit vielen Jahren versucht sich die Menschheit möglichst auf einfachem Wege mit Trinkwasser zu versorgen. Schon um 1250 v.Chr. sollen unter Ramses die ersten Aquädukte errichtet worden sein, um große ägyptische Städte mit Wasser zu versorgen. Bekannt wurden diese Aquädukte durch das römische Reich, welches eine Vielzahl dieser Bauwerke nutze, um die Bewohner der großen Städte mit Wasser zu versorgen. Diese Bauwerke waren Ihrer Zeit, aufgrund der Größe und anspruchsvollen Bauweise, weit voraus. Auch heute lassen sich die Bauten, teils sehr gut erhalten, von der Menschheit bestaunen. Durch die Hohe Bevölkerungsdichte an Menschen in den Städten stieg der Verbrauch von Wasser immer weiter an und es mussten neue Möglichkeiten geschaffen werden, die benötigten Mengen und auch die Qualität des Wassers zu steigern. Zudem nahmen Problematiken wie Berge und Täler an Bedeutung immer weiter zu. Diese sind durch einfache Schwerkraft nutzende Kanäle nicht zu überwinden. Die Lösung des Problems waren Druckrohrleitungen, welche im 19ten Jahrhundert Ihren Aufschwung erlebten. Durch diese damals neuartige Technik wurde es möglich, Wasser über weite Entfernungen zu transportieren. Mit Einbruch der Industrialisierung wurden die Grundsteine der heutigen Versorgung gelegt. Es wurde zum Ziel, jedes Gebäude mit fließendem Trinkwasser zu versorgen. Zugleich bemerkte man den Nutzen von Druckrohrleitungen auch für andere Medien wie Erdgas, Chemikalien, Ölen und anderen Stoffen. Mit den Jahren entwickelten sich komplexe Verteilungsnetze, welche die Versorgung der Bevölkerung sichern sollte.

Heutzutage haben mehr als 99 % aller Bewohner in Deutschland mit einen Trinkwasseranschluss und etwa 37 % einen Erdgasanschluss versorgt. Anhand dieser Zahl wird deutlich, welche Wichtigkeit die Versorgung der Haushalte bekommen hat. Es ist zu einem Standard geworden und steigert deutlich die Lebensqualität. Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück. Der Ursprung aller Dinge ist das Wasser.1

1.2. Problemstellung

Um die soeben beschriebene Lebensqualität aufrecht zu erhalten und dauerhaft gewährleisten zu können, planen die Versorgungsunternehmen sehr vorrausschauend, welche Leitungen es zu sanieren oder zu erneuern gilt. Ziel eines Trinkwasserunternehmens sollte es sein, pro Jahr 2% seines Leitungsnetzes zu erneuern, da bei der Auswahl der Rohrleitung eine gesicherte Mindestnutzungsdauer von 50 Jahren zu gewährleisten ist.2 Dafür werden jährliche Erneuerungskonzepte erstellt, bei welchen die folgenden Einflussfaktoren eine wichtige Rolle spielen:

- Hauptkriterien: Durchmesser, Schadensrate (differenziert nach Bruch und sonstigen Defekten)
- Nebenkriterien: Lage (differenziert nach Abstand zu Gebäuden, Abstand zu Bäumen), Verlegetiefe; Belastung (differenziert nach Verkehrsbelastung, Bodenart, angrenzende Baumaßnahmen).3
- Sonstige Bewertungskriterien: Alter der Leitung; Material der Leitung

Nach der Auswahl der zu sanierenden Streckenabschnitte werden diese entweder durch spezielle Verfahren saniert bzw. ertüchtigt oder komplett erneuert.

1.3 Begriffsdefinition

Im Folgenden sind die wesentlichen Begriffe, welche in dieser Ausarbeitung genannt werden, kurz dargestellt und genau definiert.

Instandhaltung Maßnahmen zur Bewahrung und Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit sowie zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes der Verteilungsnetze

Instandsetzung Reparatur- oder Rehabilitationsmaßnahmen zur Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Verteilungsnetzen

Reparatur Schadensbehebung durch Einzelmaßnahme

Rehabilitation Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit des bestehenden Verteilungsnetzes

Sanierung Ertüchtigung einer vorhandenen Rohrleitung mit einer nicht selbsttragenden Auskleidung (z.B. Schlauchlining)

Erneuerung Ersatz einer vorhandenen Leitung mit Schachstellen durch Verlegen einer neuen Leitung4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1:Hierarchien der Begriffsdefinitionen5

1.4 Zielsetzung der Arbeit

In dieser Arbeit soll ein Einblick in die verschiedenen Verfahrensweisen der Erneuerung von Rohrleitungen im Rohrleitungsbau geschaffen werden. Dabei bewegt sich die Ausarbeitung ausschließlich im Bereich der Erneuerung von Rohrleitungen. Dafür werden zunächst die einzelnen Methoden erläutert, um einen Einblick in die Verfahrenstechnik zu beschreiben und anschließend werden diese anhand von festgelegten Kriterien miteinander verglichen. Der Aspekt der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes wird dabei fast vollständig außer Acht gelassen, da dies die Größe und den Umfang der Ausarbeitung überschreiten würde.

Im Anschluss sollte der Leser einen umfangreichen Einblick in die Bauverfahrenstechnik zur Erneuerung von Rohrleitungen erhalten haben und anhand der ausgearbeiteten Checkliste eigene Endscheidungen, in Bezug auf die Auswahl der Erneuerung von Rohrleitungen, treffen können. Dabei ist es irrelevant um welche Art von Rohrleitungsnutzung es sich im Anschluss handelt. Um ein noch besseres Verständnis für die Thematik zu bekommen, findet sich ein Praxisbeispiel am Ende der Ausarbeitung.

2.Bauverfahren zur Erneuerung

Für alle der im Folgenden genannten Verfahrenstechniken sind Tiefbauarbeiten in unterschiedlichen Umfang erforderlich. Zu Beginn jeder Maßnahme ist daher zu beachten, dass sich Baustellen auf die Ordnung und Sicherheit des öffentlichen Straßenverkehrs auswirken, oder auswirken können, dies nur unter Beachtung des Straßenverkehrsrechts geschehen darf.6 Das bedeutet, dass zunächst ein Antrag auf Anordnung verkehrsregelnder Maßnahmen nach § 45 Straßenverkehrsordnung gestellt und von den Behörden schriftlich genehmigt werden muss. Zusätzlich müssen auch andere Behörden wie Tiefbauämter, Umweltämter oder ähnliches, je nach Kommune mit in das Genehmigungsverfahren mit eingebunden werden und einer Maßnahme zustimmen. Nachdem die Genehmigungen erteilt, Bestandspläne vorhandener Leitungen eingeholt wurden und einige weitere, hier nicht Relevante, Bedingungen geschaffen wurden, kann mit der Erneuerung einer Rohrleitung begonnen werden.

2.1 Offene Bauweise

Als offene Bauweise bezeichnet man zunächst alle Bauverfahren bei dem Boden ausgehoben und umgeschichtet wird. Für die Errichtung von Rohrleitungen sind die Leistungsbereiche des Tiefbaus und des Rohrbaus fest miteinander verbunden, voneinander abhängig und aufeinander abzustimmen.7 Zunächst wird nun, in Abstimmung zwischen Versorgungsunternehmen und ausführendem Unternehmen, die Trasse der neu zu verlegenden Leitung festgelegt. Je nach Absprache der Versorgungsunternehmen besteht hier die Möglichkeit, nach Bedarf, sowohl die Trinkwasser- und Gasleitung zu erneuern. Für den Bau von Rohrleitungen handelt es sich um überwiegend flache Rohrgräben und Baugruben8. Regelungen jeglicher Art im Bezug auf Baugruben und Gräben finden sich in der DIN 4124. Dort beschrieben werden unter anderem die Breite, Tiefe, zulässige Verbauarten, Sicherheitsabstände und vieles mehr. Grundvoraussetzung für die offene Bauweise ist es nun, Oberflächen wie Beispielsweise Pflaster, Asphalt, Beton oder ähnliches auf zu nehmen. Grundsätzlich können die offenen Bauweisen in den konventionellen Rohrgraben, das Grabenfräsen und das Grabenpflügen unterteilt werden. Im Folgenden werden die drei möglichen Bauverfahren der offenen Bauweise beschrieben und deren Vor- sowie Nachteile genannt.

2.1.1 Konventioneller Rohrgraben

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2:Konventioneller Rohrgraben für Gas- und Trinkwasserleitung9

Bei dieser Art der offenen Bauweise handelt es sich um Rohrgräben und Baugruben, welche überwiegend mit Erdbaumaschienen erstellt werden. Hierbei kommen die unterschiedlichsten Arten an Maschinen wie Bagger und Radlader der vielzähligen Hersteller in unterschiedlichen Größen und Ausstattungen zum Einsatz. Nachdem nun die Trasse, der neu zu verlegender Rohrleitung, mittels Bestandsplänen aller Versorger, wie Strom, Telekommunikation, Gas, Wasser und weiteren bestimmt wurde, werden zusätzlich noch Suchschachtungen hergestellt, um die genaue Lage der Leitungen bestimmen zu können. Im Anschluss wird der Rohrgraben erstellt, für welchen zunächst die Oberfläche aufgenommen werden muss. Handelt es sich bei der Oberfläche um Beton oder Asphalt, so muss dieser mit hohem Aufwand geschnitten und zerstört werden, was zur Folge hat, dass diese nicht mehr wiederverwendet werden können und man sie entsorgen muss. Nun wird die zu verlegende Rohrleitung eingebracht. Dabei ist der Aufwand der Verlegung sowohl von der Dimension als auch von dem Rohrwerkstoff abhängig. Je nach Tiefe des Rohrgrabens muss dieser vor dem Einstürzten gesichert werden. Hier tritt die DIN 4124 in Kraft und gibt genaue Regeln für die Sicherung der Graben- und Baugrubenwände vor.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass ein Graben ab einer Tiefe von 1,25m entweder durch eine Böschung der Grabenwände oder durch klassische Verbauarten wie Beispielsweise durch Holz oder Stahlelemente zu stützen ist. Anschließend kann der Rohrgraben wieder verfüllt werden. Hierbei kann es unter Umständen vorkommen, dass der ausgehobene Boden aufgrund von schlechten Zusammensetzungen wie beispielsweise hohem Lehmanteil oder Bauschutten nicht mehr eingebracht werden kann und durch neues Füllmaterial ersetzt werden muss. Hierbei entstehen dann gegebenenfalls hohe Transport und Materialkosten. Zu guter Letzt wird die Oberfläche je nach vorherigem Antreffen wiederhergestellt. Grundsätzlich sind aufgegrabene Verkehrsflächen wieder so herzustellen, dass sie dem ursprünglichen Zustand gleichwertig sind.10 Trotz der unter Umständen hohen Kosten zur Herstellung eines Grabens ist es in den meisten Fällen unabkömmlich sich dieser Verfahrensweise zu verschreiben. Keine der Nachfolgenden Techniken konnte den konventionellen Rohrgaben bisher ersetzen, jedoch kann dieser an vielen Stellen durch wirtschaftliche alternativen ergänzt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3:Darstellung und Beschreibung des Rohrgrabens11

2.1.2 Grabenfräse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4:Einsatz einer Grabenfräse12

Die Verfahrenstechnik mittels Grabenfräsen haben im Kommunalen Einsatz einen verhältnismäßig seltenen Einsatz. Es handelt sich dabei um eine kurzzeitig offene Bauweise13. Bei dieser Bauart wird mit einer Speziellen Maschine ein Graben in das Erdreich gefräst. Diese Maschine kann ein eigenständiges, selbstfahrendes Gerät mit mehreren Tonnen Gewicht oder ein Anbauteil für einen Bagger oder Traktor sein. Wie der Name es bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Fräse, die in Ihrer Abmessung einige Dimensionen größer als die bekannten Haushaltsfräsen ist. Die Maschine hat einen langen Stiehl um welchen sich ein Fräsband befindet. An diesem Band befinden sich eine Vielzahl an Fräsköpfen, welche mit Diamanten veredelt sind. Um nun einen Graben auszuheben, wird die Maschine in die gewünscht Position gebracht und genau ausgerichtet. Nun setzt sich das Fräsband in Bewegung und der Stiehl wird parallel dazu ins Erdreich eingebracht. Die Fräsköpfe lösen aufgrund Ihrer Härter in Verbindung mit dem aufgebrachten Gewicht des Geräts das Erdreich. Gleichzeitig wird dieser Boden aufgrund der Bewegung des Bandes an die Oberfläche gebracht und mittels eines Förderbandsystems seitlich ausgeworfen. Das Fräsen ist in allen Bodenarten einsetzbar und kann sogar harten Fels durch die Wahl der Richtigen Fräsköpfe problemlos lösen. Nachdem der Graben geschachtet wurden kann auch hier die Rohrleitung verlegt und der Graben anschließen wieder verschlossen werden. Zur Verfüllung eignet sich die Grabenfräse nicht und muss zusätzlich durch andere Geräte wie Bagger oder Radlader ergänzt werden. Bei dieser Verfahrenstechnik kann dauerhaft mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit ein Graben ausgehoben werden da hierbei keine Umstellzeiten entstehen. Jedoch hat auch diese Vorgehensweise große Nachteile und kommt deshalb kaum zum Einsatz. Zum einen ist das Grabenprofil aufgrund des Fräsbandes auf eine Form, Breite und Tiefe, begrenzt und zum anderen sollte dieses Verfahren nach Möglichkeit nur genutzt werden, wenn auszuschließen ist, dass sich keine anderen Leitungen im Boden befinden. Denn die Fräsköpfe machen auch vor Kabeln und sogar Stahlleitungen keinen Halt und würden diese einfach durchtrennen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5:Darstellung Grabenfräse im Einsatz14

2.1.3 Grabenpflug

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6:Einsatz eines Grabenpflugs15

Die Vorgehensweise mittels Grabenpflug hat eine ähnliche Verfahrensweise wie das Fräsen eines Grabens. Auch hier wird ein Spezialgerät oder ein Anbauteil für eine der Herkömmlichen Erdbaumaschinen hinzugezogen. Beim Pflügen drück das Trägergerät einen Pflug mit erheblichen Kräften in das Erdreich und öffnet somit einen Schlitz im Boden. Gleichzeitig wird das zu verlegende Rohr in der gewünschten Tiefe in den Boden eingebracht und der Schlitz direkt wieder verschlossen. Hierbei hat man den wesentlichen Nachteil, dass man die Lage der Rohrleitung zwar bestimmen kann aber nicht sehen kann, was für Bodenbestandsteile sich um das Rohr betten. Somit können sich Fremdkörper und oder Steine an das Rohr legen und dies mit der Zeit beschädigen. Außerdem ist diese Verfahrensweise eingeschränkt sowohl in der Auswahl des Rohrmaterials als auch in der Dimension der zu verlegenden Rohre. Trotzdem ist das Pflügen ist eine schnelle Möglichkeit zur Verlegung von Rohrleitungen. Für die Fräs- und Pflugverfahren ist ein DVGW- Arbeitsblatt in Vorbereitung, 16 um auch hier standardisierte Regeln zu definieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7:Darstellung Grabenpflug im Einsatz17

2.2 geschlossene Bauweise in vorhandener Trasse

Wenn man von einer geschlossenen Bauweise spricht, handelt es sich dabei um eine Bauweise, bei der überwiegend ohne das umschichten von Boden ausgekommen wird. In den meisten Fällen wird mit punktuellen Baugruben gearbeitet, welche auch in Anlehnung an die DIN 4124 errichtet werden. Dies hat von vorne rein den entscheidenden Vorteil, dass die Belastung für die Öffentlichkeit und Umwelt möglichst gering gehalten wird in Bezug auf Verkehrsbehinderungen, Lärm und Staub. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass die Erneuerung einer Leitung mit der geschlossenen Bauweise deutlich schneller voranschreitet, als bei der offenen Bauweise. Trotz alle dem sollte jedes Objekt genau betrachtet werden und genau überlegt sein, ob sich eine geschlossene Bauweise überhaupt anbietet. Denn leider kann nicht pauschal gesagt werden, dass dies immer funktioniert. Aufgrund von Aufrechterhaltung der Versorgung sind einige Verfahrensweise ungeeignet und nicht praktikabel in der Ausführung. Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl an Techniken auf, welche zurückgegriffen werden, kann. Meist geschieht dies in Verbindung mit der konventionellen offenen Bauweise, welche an viele Stellen nicht weg zu denken ist. Im Folgenden werden die Verfahrenstechniken der geschlossenen Bauweise in einer bereits vorhandenen Trasse beschrieben. Zum einen handelt es sich dabei um das sogenannte Berstlining-Verfahren und zum anderen um das Inlinerverfahren. Bei beiden Verfahrensweisen handelt es sich um die grabenlose Erneuerung von Rohrleitungen in gleicher Trasse,18 was bedeutet, dass die neue Rohrleitung im fertigen Zustand in der alten Rohrleitung liegt. Für beide Maßnahmen ist es zwingend erforderlich, gewisse Grundvoraussetzungen zu schaffen. Dies beansprucht eine sorgfältige und detailgenaue Planung, welche einen hohen zeitlichen Investitionsaufwand mit sich zieht. In der Planung müssen dabei alle für die Erneuerung wichtigen Grundbedingungen betrachtet werden. Dazu gehört nicht nur der zu erneuernde Streckenabschnitt, sondern auch eine genaue Auflistung der angeschlossenen Hausanschlussleitungen. Zusätzlich muss in Betracht gezogen werden, ob Abwicklungen wie Bögen, Abzweige oder ähnliches in der bestehenden Leitung verbaut worden sind. Hinzu kommt noch ein wesentlicher Gesichtspunkt, welcher mit höchster Gewichtung betrachtet werden muss. Dabei handelt es sich um die genaue Betrachtung der Jahreszeit und der Wetterverhältnisse während der Bauzeit. Denn für die Erneuerung einer Leitung mittels geschlossener Bauweise in vorhandener Trasse muss die vorhandene Leitung für längere Zeiträume außer Betrieb genommen werden. Zugleich ist es wichtig, alle Anwohner weiterhin zu versorgen. Dabei ist es irrelevant, um welche Art von Leitung es sich bei der Erneuerung handelt. Sowohl die Versorgung mit Gas als auch mit Wasser sollte möglichst dauerhaft gewährleistet bleiben und höchsten kurzzeitig unterbrochen werden. Um dies zu erreichen und die Ausfälle möglichst gering zu halten, wird für die Dauer der Bauzeit in der Regel eine provisorische Versorgungsleitung verlegt, an welche jeder Hausanschluss angebunden wird. Dies hat zum Nachteil, dass an jedem Hausanschluss ein Kopfloch geschaffen werden muss, um die Hausanschlüsse an die Notversorgung anzubinden. Zum hohen personellen Aufwand kommt nun ein hoher Kostenaufwand für die Errichtung des Provisoriums. Dieses ist meistens nach der Maßnahme nicht mehr zu verwenden, muss entsorgt werden und bei der nächsten Maßnahme neu angeschafft werden. Zu den hohen Kosten kommen zusätzlich noch Einschränkungen in der Ausführung. Um Beispielsweise eine Ersatzversorgung für Trinkwasser zu installieren, eignet sich nicht jede Jahreszeit. Im Sommer kann es durch hohe Temperaturen zum Aufkeimen des Trinkwassers kommen. Im Winter kann es durch zu niedrige Temperaturen zu Frost in der Trinkwasserleitung zu Versorgungsproblemen kommen. Auch bei der Errichtung einer provisorischen Gasleitung sollte man berücksichtigen, dass die Abnahme im Winter deutlich höher ist. Somit muss darauf geachtet werden, die Ersatzversorgung ausreichend zu dimensionieren. Nachdem die Ersatzversorgung, egal welches Mediums, fachgerecht errichtet wurde und alle Anwohner ausreichend mit Gas oder Wasser versorgt werden, kann mit dem eigentlichen Bauverfahren zur Erneuerung der Rohrleitung begonnen werden.

[...]


1 Thales von Milet, 624-524 v.Chr.

2 DVGW-Arbeitsblatt W 400-1, 2004, S.20

3 Richter, H.: Instandsetzung von Rohrleitungen, 2004, S.45

4 DVGW-Arbeitsblatt G 401, 2008, S.11

5 DVGW-Arbeitsblatt G 401, 2008, S.11

6 Berger, W. / Höltermann, J.: Netzmeister Technisches Grundwissen, 2.Auflage, 2007, S.128

7 Berger, W. / Höltermann, J.: Netzmeister Technisches Grundwissen, 2.Auflage, 2007, S.110

8 Berger, W. / Höltermann, J.: Netzmeister Technisches Grundwissen, 2.Auflage, 2007, S.132

9 Eigene Bilder

10 Bartsch, W. u.a.: Netztechnische Berufe, Band 3, 2008, S.230

11 DVGW-Arbeitsblatt W400-2, 2004, S.27

12 https://cdn.editmeet.com/wp-content/uploads/2018/10/31125930/Chain-Trenchers.jpg

13 Finzel, W. / Kiesselbach, G.: PE-Rohrleitungssysteme in der Gas- und Wasserversorgung, 2.Auflage, 2006, S.225

14 http://www.moehle-tiefbau.de/images/gfx_popup/drainage_1.gif

15 http://www.moehle-tiefbau.de/images/gfx_lightbox/rohr_2.jpg

16 Finzel, W. / Kiesselbach, G.: PE-Rohrleitungssysteme in der Gas- und Wasserversorgung, 2.Auflage, 2006, S.224

17 http://www.moehle-tiefbau.de/images/gfx_popup/drainage_pflug_1.gif

18 Finzel, W. / Kiesselbach, G.: PE-Rohrleitungssysteme in der Gas- und Wasserversorgung, 2.Auflage, 2006, S.223

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Erneuerung von Versorgungsleitungen. Vergleich der offenen und geschlossenen Bauweise
Untertitel
Leitfaden zur Auswahl eines Bauverfahrens
Hochschule
Fachhochschule Münster  (Bauingenieurswesen)
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
44
Katalognummer
V518333
ISBN (eBook)
9783346133168
ISBN (Buch)
9783346133175
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bauverfahrenstechnik, Tiefbau Rohrleitungsbau
Arbeit zitieren
Lukas Armbruster (Autor:in), 2019, Erneuerung von Versorgungsleitungen. Vergleich der offenen und geschlossenen Bauweise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/518333

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