Warten - aber worauf? (Über Samuel Beckett - En attendant Godot )


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Das Absurde Theater
2.1. Das Wesen des Absurden Theaters
2.2. Bedeutende Vertreter des Absurden Theaters und ihre Werke
2.2.1. Samuel Beckett
2.2.2. Eugène Ionesco
2.2.3. Jean Tardieu
2.2.4. Weitere Vertreter

3. Samuel Beckett
3.1. Leben
3.2. Werk

4. „En attendant Godot“
4.1. Inhalt und Kurzinterpretation
4.2. Für wen oder was steht „Godot“?

5. Das Phänomen der Zeit in „En attendant Godot“
5.1. Warten als Hauptmerkmal menschlichen Daseins
5.2. Der Aspekt der Zeit in „En attendant Godot“

6. Schlussbetrachtung

Literaturangaben

1. Einleitung

„Sed fugit interea, fugit inreparabile tempus.“[1] (Aber es flieht unterdessen, es flieht die unwiederbringliche Zeit.) So beschrieb einst Vergil das Wesen der Zeit.

In der vorliegenden Arbeit habe ich mich mit Becketts absurdem Drama „En attendant Godot“ befasst. Besonderes Augenmerk habe ich dabei auf das Phänomen des Wartens und damit auch auf den Aspekt der Zeit gelegt. Diese Ausführungen sind in Kapitel 5 aufgeführt. Beckett widerspricht Vergil. Denn in seinem Werk scheint die Zeit für Estragon und Wladimir stehen zu bleiben. Auf keinen Fall flieht sie vorüber, auch ist sie nicht unwiederbringlich, denn die Tage wiederholen sich auf dieselbe Art und Weise.

Den Ausführungen über die Phänomene Warten und Zeit geht in Kapitel 2 meiner Arbeit zunächst eine Definition voran, was überhaupt das Wesen des Absurden Theater ausmacht und welche seine Hauptmerkmale sind. Anschließend stelle ich die Hauptvertreter des Theater des Absurden und deren Werke vor. Auf einen von ihnen, Samuel Beckett, und sein Werk gehe ich im darauffolgenden dritten Kapitel detailliert ein. In Kapitel 4 stelle ich dann das Drama Becketts „En attendant Godot“ vor. Im Anschluss an eine Kurzinterpretation des Dramas, versuche ich vor allem die Frage zu beleuchten, für wen oder was Godot überhaupt stehen könnte. Im fünften Kapitel folgen dann meine bereits erwähnten Ausführungen über das Phänomen Warten und Zeit.

Mit einem Zitat aus William Shakespeares „Hamlet“, das das Wesen der Zeit in Samuel Becketts absurdem Theaterstück nicht treffender beschreiben könnte, möchte ich meine Einleitung schließen: „The time is out of joint.“[2] (Die Zeit ist aus den Fugen.)

2. Das Absurde Theater

Um im folgenden Kapitel Ausführungen über das Wesen und die Merkmale des Absurden Theaters machen zu können, gilt es zunächst, den Begriff „absurd“ zu definieren:

„Absurd ist etwas, das ohne Ziel ist [...] Wird der Mensch losgelöst von seinen religiösen, metaphysischen und transzendentalen Wurzeln, so ist er verloren, all sein Tun wird sinnlos, absurd, unnütz, erstickt im Keim".[3]

So beschreibt Eugène Ionesco das „Absurde“. In einer Lexikondefinition heißt es:

lateinisch, "misstönend"

sinn- und vernunftwidrig; ungereimt, unlogisch. - Ad

absurdum führen: eine Sinnwidrigkeit aufdecken oder

verursachen (z. B. eine Behauptung durch den

Nachweis innerer Widersprüchlichkeit bzw. unsinniger

Konsequenzen widerlegen; ein vernünftiges Prinzip,

eine nützliche Einrichtung durch Übertreibung bis zur

Verabsolutierung um ihren Sinn bringen). - In der

neuzeitlichen Philosophie ist absurd der Begriff für die

Sinnlosigkeit des Daseins.[4]

„Absurd“ bedeutet also so viel, wie nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmend. Geltende Gesetze, wie etwa das Gesetz der Kausalität verlieren ihre Gültigkeit. Auf der Bühne wird „Absurdität“ oft mit Mitteln des Surrealismus dargestellt.

Das „Absurde Theater“ ist ein von Martin Esslin geprägter Begriff, der eine Form des modernen Theaters bezeichnet, die in den fünfziger Jahren entstanden ist mit Paris als ihrem Zentrum. Das Absurde Theater kann als eine Weiterführung des Grotesken Theaters angesehen, darf aber keineswegs mit dem Theater der „poetischen Avantgarde“ verwechselt werden. Strömungen der literarischen Moderne wie Dadaismus und Surrealismus gelten als Vorbilder für das Absurde Theater. Doch seine Wurzeln gehen bis zur Narrenliteratur und zur „Commedia dell’ Arte“ zurück.

2.1. Das Wesen des Absurden Theaters

Das Theater des Absurden lehnt die traditionellen dramatischen Grundregeln ab. Raum und Zeit der Handlung werden unbestimmbar. Dadurch geschieht es häufig, dass der Handlungsfaden bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst wird.

Das Absurde Theater will die ausweglose Situation enthüllen, in der sich der moderne Mensch und die Gesellschaft befinden. Dies wird mit ganz speziellen Mitteln erreicht: Die Dialoge sind oft in einer völlig absurden Logik verfasst. Dazu kommt, dass das Gesagte manchmal so verkürzt wird, dass der Rezipient den Inhalt des Gesagten nicht mehr erkennen kann. Dies führt zu einer radikalen Abwertung der Sprache. Teilweise kann es sogar vorkommen, dass die Figuren gar nicht mehr sprechen, sondern sich in Form von Pantomime untereinander verständigen. Daraus ergibt sich, dass nicht länger das Gesagte und die Dialoge, sondern das Geschehen auf der Bühne im Vordergrund stehen. Die tragisch-komischen Figuren taumeln wie Marionetten durch das Geschehen auf der Bühne und reden und handeln auf eine banale und ziellose Art und Weise. Oftmals sind sich die Figuren sogar ihrer Funktion als Schauspieler völlig bewusst.

Im Absurden Theater werden Angstvorstellungen, Traumbilder und groteske Situationen bewusst eingesetzt, um damit ein grundsätzliches Nichtverstehen hervorzurufen. Anders als das Groteske Theater beschreibt das Absurde Theater nicht das Absurde, sondern stellt es unmittelbar dar. Das Auszusagende und die Form der Aussage stimmen hundertprozentig überein.

[...]


[1] Vergil: Georgica, 3,284. In: John: Reclams Zitaten Lexikon. S. 533

[2] Wiliam Shakespeare: The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmark 1,5. In: John: Reclams Zitaten Lexikon. S. 534

[3] Killinger, S. 269

[4] wissen.de: http://www20.wissen.de/xt/default.do?MENUNAME=Homepage am 6.6.2002

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Warten - aber worauf? (Über Samuel Beckett - En attendant Godot )
Hochschule
Universität Trier  (FB Romanistik)
Veranstaltung
Proseminar: Französische Dramen von 1945 bis heute
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V5178
ISBN (eBook)
9783638131551
ISBN (Buch)
9783638796521
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Warten, Samuel, Beckett, Godot, Proseminar, Französische, Dramen
Arbeit zitieren
Nina Heck (Autor:in), 2002, Warten - aber worauf? (Über Samuel Beckett - En attendant Godot ), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5178

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