Das Poopol Wuuj - Der Weg nach Xibalba und die Stechmücke als Kundschafter: Übersetzung und Kommentar


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

38 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

„...damit also werden wir uns befassen: wie Das, was verborgen war, offensichtlich, enthüllt und kundgegeben wurde...“

Schultze Jena 1944:

1. Einleitung
1.1 Bemerkungen zur Methodik
1.1.1 Zum Text
1.1.2 Zum Kommentar

2. Die Textpassage
2.1 Einleitung
2.1.1 Die Orthographie des Poopol Wuuj
2.1.2 Bemerkungen zur Transkription
2.1.3 Die Textstelle
2.2 Der dreisprachige Text

3. Kommentar
3.1 Zur Bedeutung der Namen
3.1.1 Die Heldenzwillinge
3.1.2 Die Herren der Unterwelt
3.1.3 Die Toponyme
3.2. Formale Analyse des Textes
3.2.1 Anmerkungen zu Text und Übersetzung
3.2.2 Erzählanalyse
3.2.3 Couplet-Strukturen
3.3. Interpretation der Passage
3.3.1 Allgemeine Interpretation
3.3.2 Die Stechmücke als alter ego

4. Analytisches Wörterverzeichnis
4.1 Abkürzungen
4.2 Wörterverzeichnis

5. Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die hier vorliegende Arbeit präsentiert eine Textpassage des kolonialzeitlichen Popol Vuh (Poopol Wuuj in der modernen Orthographie), die Leonhard Schultze Jena (1944) in seiner Textedition mit dem Titel „Der Weg nach Xibalba und die Stechmücke als Kundschafter“ überschrieben hat. Die Präsentation ist begleitet von einer Übersetzung, der ein Kommentar und eine Abhandlung inhaltlicher Aspekte folgen.

1.1 Bemerkungen zur Methodik

1.1.1 Zum Text

Zur Einleitung sollen vor der Bearbeitung der Textstelle einige grundsätzliche Bemerkungen zur Methodik und Arbeitsweise fallen. Sie sollen helfen, die gemachten Schritte transparent und nachvollziehbar zu gestalten.

Die Grundlage der hier vorliegenden Textstelle bildet die Faksimile-Edition von Augustin Estrada Monroy (1973). Hinsichtlich der Zuweisung von Wortgrenzen und die Verwendung der Interpunktion wurde das Originalmanuskript herangezogen. Aufgrund einer besseren Verwendbarkeit wird jedoch für den ursprünglichen Text die Orthographie nach Schultze Jena (1944) verwendet (siehe auch Tabelle 1). Problematisch ist die handschriftliche Wiedergabe des Textes durch Ximénez, die sehr variabel mit den Zeichenabständen umgeht und es teilweise schwierig macht, Wortgrenzen eindeutig zuzuweisen. Hinsichtlich dieser paläographisch strittigen Fälle wird der Einfachheit halber in einzelne (flektierte) Lexeme aufgeteilt.

Die Edition der Textstelle erfolgt auf drei Arten: Zuerst wird die Textstelle in der kolonialzeitlichen Orthographie wiedergegeben, in der Art und Weise wie oben beschrieben. Dabei wird die Zeilenfolge des handschriftlichen Textes, durch Nummern am linken Rand angezeigt, beibehalten, ein spezielles Trennungszeichen (≡) ersetzt den üblichen Bindestrich, der hier verwendet wird um Komposita zu bilden. An dieser Stelle ist auch in eckigen Klammern die Paginierung des Manuskripts eingefügt. Nach der Transkription erfolgt eine Übertragung in die moderne Schreibweise (vgl. Kapitel 2.1.2) unter Beibehaltung der klassischen Sprache, um eine bessere Vergleichbarkeit der Wörter mit dem heutigen K’ichee’ zu ermöglichen. Da das Manuskript hinsichtlich der Zuweisung von Wortgrenzen und der Interpunktion inkonsistent ist, erfolgt an dieser Stelle auch die Veränderung von Wortgrenzen gegenüber dem Originaltext, entsprechend der Morphosyntax des K’ichee’. Ebenso wird eine sinnvolle Interpunktion gesetzt. Die Zeilenfolge des Manuskripts bleibt erhalten. Schließlich folgt die Übersetzung ins Deutsche, vgl. hierzu auch Kapitel 2.1.3. Es wird auch hier versucht, soweit es die deutsche Wortstellung zuläßt, die Zeilenfolge der Handschrift beizubehalten.

Eigennamen werden in der alten Orthographie belassen, da es sich um feststehende Ausdrücke handelt und die Bedeutung der Namen nicht immer erkenntlich ist. Sie werden somit auch nicht übersetzt. Kommentare und Interpretationsmöglichkeiten werden in Kapitel 3.1 gegeben. Eine Ausnahme bilden die Namen der beiden Flüsse in Abschnitt B des Textes, deren Bedeutung leicht zu ermitteln war und die der Verständlichkeit der Übersetzung förderlich sind. Ebenso wird Xibalba unverändert übernommen, da dieser Ausdruck auch im modernen K’ichee’ noch für die Unterwelt gebraucht wird, zu den Toponymen vgl. auch Kapitel 3.1.3.

Um in der deutschen Übersetzung soweit wie möglich die Originalstruktur des K’ichee’-Textes wiederzugeben, orientiert sie sich nach Möglichkeit an den gegebenen syntaktischen Vorlagen. Es wird auch versucht, der großen Fülle von Partikeln, die den Text durchziehen, in der Übersetzung gerecht zu werden. Weiterhin wird versucht, Komposita anhand der Grundbedeutungen ihrer Bestandteile zu übersetzen. Dies geschieht, um einen besseren Einblick in die semantischen Strukturen des Textes zu geben und die Vorstellungen die sich dahinter verbergen, klarer darzustellen. Sofern die wörtliche Übersetzung nicht mehr auf die neue Bedeutung schließen läßt, wird natürlich die des Kompositums verwendet, so würde u chikopil horon (Edmonson 1965: 27) weiterhin als „water worm“ übersetzt, da bei einer wörtlichen Übersetzung „Tiere des Wassers“ der Bezug zum Wurm fehlen würde. Der Kommentar in Kapitel 3.2 geht näher auf solche Details ein.

Um dem Leser die hier vorgeschlagene Übersetzung nachvollziehbar zu gestalten, findet sich in Kapitel 4 ein analytisches Wörterverzeichnis mit allen Wörtern, wie sie im Text vorkommen. Da der Originaltext, wie oben bereits erwähnt, bezüglich der Wortzuweisung nicht immer konsequent ist, können durchaus mehrere einzelne Morpheme einen Eintrag und somit ein Wort bilden. Da auch viele Partikeln im K’ichee’ aus mehreren Wörtern bestehen, gilt für diese gleiches. Da zusammengehörige Morpheme des Originaltextes nicht markiert werden, empfiehlt sich in der Textstelle ein Blick in die zweite Zeile mit den Korrekturen, um daran den Eintrag in der Wörterliste aufzufinden. In Spalte 2 findet sich die Übertragung in die moderne Orthographie, verbunden mit einer morphologischen Aufgliederung, die in Spalte 3 parallel erläutert wird. Zerfällt ein Wort (hier in der Bedeutung einer Zeichenfolge abgegrenzt durch zwei Spatien) in mehrere Lexeme, erfolgt in diesen Spalten die entsprechende Aufgliederung, die Übersetzung der separaten Einheiten erfolgt in gesonderten Einträgen. Kapitel 4.1 gibt eine Übersicht über die dort verwendeten Abkürzungen. Spalte 4 liefert die deutsche Übersetzung entsprechend der im Text vorkommenden Form. – Hier wurde eine Vergleich zwischen verschiedenen Wörterbüchern vorgenommen, die einmal die kolonialzeitliche Form aufzeigen, als auch moderne Lexika, die zum semantischen Vergleich und bei der Anpassung der Vokallängen und der Glottalverschlüsse herangezogen wurden. Findet sich in mindestens zwei Wörterbüchern eine übereinstimmende Bedeutung, so wird diese als gegeben angesehen. Bei singulären Vorkommen wird zur besseren Überprüfbarkeit der Übersetzung die Quelle mit angegeben.

1.1.2 Zum Kommentar

Der Kommentar der vorliegenden Textpassage hat zwei Hauptziele: Erstens eine formale Analyse des Textes mit Anmerkungen zum Text und zur Übersetzung (dem als besonderer Abriß ein Kapitel zur Bedeutung der auftretenden Eigennamen vorausgeht), eine Erzählanalyse, sowie eine Untersuchung der auftretenden Couplets. Mit Ausnahme der Anmerkungen kann hier nur eine Auswahl an Punkten erfolgen, ein umfassender Überblick wie die Arbeit von Michael Dürr (1987) würde den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen. – Weiterführende Überblicke über das jeweilige Thema und Literaturverweise werden in den Einführungen in den jeweiligen Kapiteln gegeben.

Die Anmerkungen dienen vor allem dazu, andere Übersetzungsmöglichkeiten darzustellen und im Gegensatz zu der gewählten zu diskutieren. Ebenso werden an dieser Stelle Schwierigkeiten bei der Transkription, grammatikalische Auffälligkeiten und Besonderheiten im semantischen Feld, teilweise mit Interpretation, eines Wortes behandelt. In Verbindung mit einer Wiedergabe des Originaltextes, versucht sich diese Ausarbeitung dadurch deutlich von anderen Editionen abzuheben, die häufig nur eine Übersetzung bieten, die den kritischen Leser ohne Anhaltspunkte für eine Überprüfung zurückläßt.

Die Erzählanalyse sei exemplarisch für eine Reihe von pragmatischen Untersuchungsmöglichkeiten herausgegriffen. Sie soll dazu dienen, die Textpassage inhaltlich zu gliedern. Dabei soll nicht nur Rücksicht auf die interne Struktur, ihre Abfolge und Vernetzung, Rücksicht genommen werden, sondern die Passage auch in den umgebenden narrativen Kontext gestellt werden und wie sie sich dort einfügt. Da bestimmte Partikeln im K’ichee’ die Handlung strukturierende Funktion haben, soll im Rahmen der Erzählanalyse die Möglichkeit ergriffen werden, die Partikeln in ihrer allgemeinen Funktion ein wenig zu charakterisieren und auf welche Art sie in der vorliegenden Passage verwendet werden. – Da auf eine Untersuchung der thematischen Kohärenz als eigenes Kapitel aus Platzgründen verzichtet wird, soll zumindest versucht werden, einzelne Aspekte dieses Komplexes dort unterzubringen, wo sich die Möglichkeit bietet.

Im nachfolgenden Kapitel soll das Auftauchen und die Verteilung von Couplet-Strukturen als Form der textuellen Redundanz beschrieben werden. Da die Quantität von derartigen Konstruktionen ein Urteil über die Formalisierung und somit über den Diskurstyp des Textes erlaubt, soll eine Beschreibung von Couplets der Charakterisierung der Passage dienen, wobei die wörtlichen Reden als Untergruppe noch einmal gesondert vorgestellt werden. Ebenso wird Redundanz verwendet, um eine Emphase auf als wichtig erachtete Sachverhalte zu legen.

Zweitens sollen inhaltliche Aspekte in einer Interpretation der Passage diskutiert werden. Dies gestaltet sich insofern schwierig, da das Poopol Wuuj vor allem vom mythologischen Inhalt her zeitlich und räumlich eine singuläre Quelle bildet. Aus diesem Grund soll bei der inhaltlichen Analyse nach Möglichkeit aus dem Text selbst argumentiert werden. Auch wenn diese Methode nicht besonders ergiebig ist, bietet sie doch ein klareres, im Sinne der Quelle emisches Bild, welches nicht durch Einflüsse durch außen verzerrt wird, wie etwa die Versuche, Aspekte der klassischen Maya-Kultur im Poopol Wuuj zu finden. Lassen sich aber bestimmte Phänomene des Textes im gesamten Maya-Gebiet durch die Zeit hinweg nachweisen, wie etwa das Konzept des alter ego (siehe dazu Kapitel 3.3.2), wird auch auf andere Quellen und Quellengattungen eingegangen um die Interpretation zu begleiten und zu untermauern.

Hinsichtlich der Identifizierung von Charakteren und motivischen Zusammenhängen auf klassischen Maya-Keramiken im Rahmen der Diskussion über das alter ego wurde die Internetdatenbank von Justin Kerr (2001) in vier Durchgängen mit vorprogrammierten Optionen durchsucht. Erstens wurde eine kombinierte Suche nach den ikonographischen Elementen der Heldenzwillinge, den Totengöttern A und A’ und Insekten durchgeführt, zweitens und drittens nach Insekten in Kombination mit den Zwillingen oder den Totengöttern und viertens nur nach Insekten. Durch dieses Verfahren sollte ein Raster erstellt werden, um der narrativen Komplexität von Darstellungen Rechnung zu tragen.

2. Die Textpassage

2.1 Einleitung

2.1.1 Die Orthographie des Poopol Wuuj

Wie vor allem an der Verwendung der Grapheme <qu> und <c> zu erkennen ist, lehnt sich die Orthographie des Poopol Wuuj an die zeitgenössische spanische Orthographie an (für eine eingehende Diskussion vgl. Dürr 1987: 39 f.). Es finden sich aber auch einige Zeichen, die im Spanischen nicht oder in anderer Benutzung vorkommen und spezielle Phoneme des K’ichee’ repräsentieren, insbesondere bei glottalisierten Lauten. Wie sich zeigt unterliegt auch die Benutzung der Grapheme zur Kennzeichnung der Laute einer gewissen Varianz, besonders deutlich wird dies bei der Verwendung von <u > und <v > für /u/ und /w/ oder <qu> sowohl für /k/, /q/, /k’/ als auch /q’/ (vgl. Dürr 1987: 44 f.).

Zur Orthographie des Popol Vuh läßt sich die folgende Tabelle erstellen. Sie ist auch die Schreibart des hier vorliegenden Textauszuges. Um eine Konkordanz zum modernen K’ichee’ zu ermöglichen, ist in der zweiten Spalte die seit 1987 gültige Orthographie wiedergegeben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Die Orthographie des Poopol Wuuj im Vergleich zur modernen und die zugehörige Phoneme. Nach Dürr 1987: 39.

2.1.2 Bemerkungen zur Transkription

Da es sehr schwierig ist, bei einem alten Manuskript wie dem Poopol Wuuj alle Wörter in die moderne Orthographie zu übertragen und zu übersetzen, wird es immer Wörter geben, die nicht vollständig oder mit letzter Gewißheit übertragen werden können. Häufig sind hiervon die Vokallängen und das Auftreten von Glottalverschlüssen betroffen, die in den Wörterlisten und -büchern zur kolonialzeitlichen Sprache bzw. der Kolonialzeit selbst nur in sehr seltenen Fällen wiedergegeben sind.

Im Zweifelsfall wird immer von einem kurzen bzw. nicht-glottalisierten Vokal ausgegangen. Hinsichtlich der Glottalisierung von Konsonanten ist eine Entscheidung leichter zu fällen, da sie in wesentlich stärkerem Ausmaß zur Bedeutungsunterscheidung von Wörtern beitragen als die Quantität von Vokalen. Bei solchen Fällen kann bezüglich der Übersetzung häufig schon eine Entscheidung aus dem Kontext heraus fällen, und so werden lediglich nahe beieinander liegende Bedeutungen zur Diskussion gestellt. Fragliche Wörter sind nicht gesondert markiert. Zur Behandlung der Namen siehe Kapitel 1.1.1.

2.1.3 Die Textstelle

Vorliegende Textstelle (Schultze Jena 1944: 73-75) beschreibt die Wanderung von Hunahpu und Xbalanque nach Xibalba, als sie der Einladung der Unterweltsfürsten Folge leisten, sich mit ihnen im Ballspiel zu messen und wie sie an die Namen der Fürsten gelangen. Die Gliederung der Passage und die Inhaltstypen werden im Kommentar unter Kapitel 3.2.2 im Rahmen einer Erzählanalyse näher beschrieben. – Die Bearbeitung der Textstelle erfolgt nach Sinnabschnitten, bezeichnet durch Buchstaben. Die Nummern im Originaltext nehmen Bezug auf die Anmerkungen in Kapitel 3.2.1. Bei der Übersetzung wurden zur Konsultation vor allem die Editionen von Schultze Jena (1944), Ximénez (in der Faksimile-Edition von Estrada Monroy 1973) und Tedlock (1983) verwendet.

2.2 Der dreisprachige Text

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Das Poopol Wuuj - Der Weg nach Xibalba und die Stechmücke als Kundschafter: Übersetzung und Kommentar
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
38
Katalognummer
V51761
ISBN (eBook)
9783638476447
ISBN (Buch)
9783656807452
Dateigröße
745 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand
Schlagworte
Poopol, Wuuj, Xibalba, Stechmücke, Kundschafter, Kommentar
Arbeit zitieren
Sven Gronemeyer (Autor:in), 2001, Das Poopol Wuuj - Der Weg nach Xibalba und die Stechmücke als Kundschafter: Übersetzung und Kommentar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51761

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