Changemanagement und Digitalisierung

Wie beeinflusst die Digitalisierung Geschäftsmodelle und Unternehmen? Und welchen Einfluß nimmt sie auf das Changemanagement?


Hausarbeit, 2018

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Digitalisierung und Change Management – eine Einführung

Digitalisierung und Change Management – Veränderungsantrieb und Veränderungsgestaltung

Digitalisierung und Change Management – den Wandel agil und zielorientiert führen

Digitalisierung und Change Management – Ein Ausblick

Literaturverzeichnis

Digitalisierung und Change Management – eine Einführung

Das Thema Digitalisierung ist omnipräsent – und wird täglich in den Medien behandelt. Die Spanne reicht vom derzeit verhandelten Digitalpakt, für den der Bundestag sogar das Grundgesetz ändern will1, über die Aussage von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier, dass die Digitalisierung die größten Wachstumschancen seit Erfindung der Dampfmaschine böte2. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil stellt den durch die Digitalisierung ausgelösten Wandel in der Arbeitswelt in den Mittelpunkt seiner Überlegungen: „Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt verändern“3. Weiterhin stellt Hubertus Heil fest: „Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, aber es wird andere Arbeit sein“4.

Wandel ist eine Tatsache – eine Tatsache, die Unternehmen immer wieder dazu zwingt, sich mit Veränderungen zu beschäftigen. Für Doppler und Lauterburg ist die Beschäftigung mit Veränderungen in Unternehmen als Change Management zu definieren. Sie bezeichnen Change Management als: „...umgangssprachlich moderner Sammelbegriff für alles, was heutzutage an Veränderungen in Organisationen praktiziert wird“5.

Die Unternehmensberatung Capgemini erstellt jährlich einen Studie zum Thema Change Management. In der Studie zum Jahr 2017 stellt Capgemini gleich zum Beginn im Executive Summary heraus: „Ohne Zweifel ist die digitale Transformation die zentrale Herausforderung des Change Managements“6. Digitalisierung ist das beherrschende Thema der Studie. Ein ganzes Kapitel lautet gar „Warum die Digitalisierung ein Glücksfall für das Change Management ist“7. Blickt man 9 Jahre zurück und betrachtet dieselbe Studie zum Thema Change Management, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Die Studie aus dem Jahr 2008 erwähnt nirgendwo den Begriff der Digitalisierung – das Wort „Digitalisierung“ erscheint im Text überhaupt nicht8.

Diese Entwicklung wird durch eine Studie von IBM gestärkt, deren Ergebnis Vahs in seinem Buch zur Organisation aufzeigt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vahs, Organisation, 9. Auflage, S. 298

Ein enormer Weg – von der Nichtexistenz zum beherrschenden Thema im Change Management. Warum dieser Begriff der „Digitalisierung“ zum beherrschenden Thema des Wandels wird und wie die Digitalisierung das Change Management beeinflusst, soll hier näher beleuchtet werden.

Digitalisierung und Change Management – Veränderungsantrieb und Veränderungsgestaltung

Die Grundlage der Digitalisierung ist – der Begriff deutet es an – die Entwicklung in der Computertechnik in den letzten Jahrzehnten. Hierzu ergänzend merkt Hoffmeister an: „Es ist zu beachten, dass Digitalisierung nicht gleichzusetzen ist mit Software und Computern“9 und er ergänzt: „Im Rahmen der Digitalisierung geht es im Kern darum, physikalische Größen in exakte Ziffern abzubilden und diese in logische Daten zu verwandeln, damit diese dann von Computern und der Software verarbeitet werden können.“10 In der angesprochenen Studie von Capgemini wird Digitalisierung bezeichnet als „...komplett virtuelle Infrastruktur, mit der sich die reale Welt koexistent zu arrangieren hat“11. Zwischen diesen beiden Polen – der Betrachtung der Digitalisierung als Abbildung physikalischer Größen sowie deren technischer Verarbeitung und der Auffassung, dass Digitalisierung eine parallel zur realen Welt entstehenden virtuellen Infrastruktur darstellt, betont Hanschke den durch die Digitalisierung evozierten Wandel: „Digitalisierung bezeichnet den Wandel zu neuartigen, häufig disruptiven Geschäftsmodellen mittels Informations und Kommunikationstechnik.“.12

Die digitalen Technologien und Produkte sind Auslöser der digitalen Transformation: „Unter Nutzung von digitalen Lösungsbausteinen und Plattformen,..., entstehen dann digitale Lösungen und individuelle Plattformen in einem agilen, fortlaufenden Veränderungsprozess, der digitalen Transformation“13. Wie oben ausgeführt werden Veränderungsmaßnahmen in Unternehmen häufig mit dem Begriff des Change Management gleichgesetzt. Veränderungen können interne, in der Organisation verortete Ursachen haben. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn für die Stärkung der eigenen Wettbewerbsposition Aktivitäten verkauft oder Abteilungen aus Kostengründen verändert werden14. Externe Ursachen sind ebenfalls Treiber der Veränderung, wie zum Beispiel veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen oder demografische und politische Tendenzen15. Fachkräftemangel und späterer Renteneintritt stellen externe Ursachen für Veränderungen dar, mit denen Unternehmen sich zunehmend beschäftigen müssen. Ein Beispiel hierfür ist BMW mit dem Projekt „Heute für Morgen“, in dessen Mittelpunkt altersgerechte Arbeitsplätze und Ergonomie stehen, um einer tendenziell älter werdenden Belegschaft gerecht zu werden.16

Veränderungen in Unternehmen und Gesellschaft spielen sich immer in einem Kontext, unter gewissen Rahmenbedingungen ab. Für Doppler existieren 5 wesentliche Rahmenbedingungen für Veränderungen in Unternehmen17:

1. Innovationssprünge in der Informatik und Telekommunikation
2. Verknappung der Ressource Zeit
3. Interkulturelle Zusammenarbeit in einer globalen Ökonomie
4. Verknappung der Ressource Geld
5. Dramatische Steigerung der Komplexität

Hier sind in Übereinstimmung mit der oben zitierten Definition der Digitalisierung bei Hanschke Informatik und Telekommunikation als Treiber für Veränderung und Wandel explizit genannt.

Die digitale Transformation ist jedoch nicht rein technisch zu sehen: „A successful digital transformation is not, in fact, a technology-driven endeavor. It is first and foremost a cultural and organizational transformation“18. Kombiniert man die Aussagen zur digitalen Strategie mit denjenigen zur Transformation von Kultur und Organisation, so deckt man die drei Handlungsfelder des Change Managements ab: Strategie, Kultur und Organisation19. In der neueren Literatur werden die drei Handlungsfelder um das Handlungsfeld der Technologie ergänzt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Vahs, Organisation, 9. Auflage, S. 317

Mit der Strategie wird die Zielbildung und Ausrichtung des Unternehmens im Veränderungsprozess in den Blick genommen. Die Strategie gibt die Richtung im Umgang mit der Veränderung des Unternehmens vor: „“Mit der Vorgabe einer Unternehmensstrategie wird das Ziel verfolgt, nachhaltige Erfolgspotentiale durch die Nutzung von Wettbewerbspotentialen aufzubauen und das Unternehmen in seiner Umwelt zu positionieren“20. Unternehmenskultur beschreibt die Art der Zusammenarbeit und des Umgangs: „Unternehmenskultur kann man definieren als d ie Gesamtheit aller Normen und Werte...“21. Mit der Technologie sind „Verfahren, Maschinen, Werkzeuge, Werkstoffe, und das damit verbundene Anwendungswissen, die in einem Unternehmen eingesetzt werden“22 angesprochen. Technologien bestimmen und verändern den Arbeitsalltag : „Wie führt man im digitalen Zeitalter?“23, lautet der Titel eines Kapitels im Buch Leadership 2.0 von Maren Lehky. Zum Thema Organisation merkt Vahs an: „Das Handlungsfeld Organisation umfasst alle Maßnahmen, die auf eine zielorientierte ganzheitliche Gestaltung der Aufbau und Ablaufbeziehungen eines Unternehmens gerichtet sind“24 Für das Funktionieren der Organisation ist die Orientierung an Prozessen erforderlich: „Auf funktionsfähige Prozesse und sinnvolle Prozessketten – und auf nichts anderes – muss die Gestaltung der Organisation heute ausgerichtet sein“25. All diese Handlungsfelder betreffen die Mitarbeiter und macht sie zu Betroffenen des Wandels. Diese Betroffenheit kann zu Widerständen führen, der auf den Emotionen der betroffenen Mitarbeiter beruht: „Man hat es nicht mit sachlichen Überlegungen und logischen Argumenten, sondern mit Emotionen, also mit Gefühlen, zu tun“26. Als Widerstand sind nach Vahs „...mentale Barrieren zu verstehen, die sich in einer passiven oder aktiven Ablehnung von Veränderungen zeigen“27. Gerade im Change Management ist die Erkenntnis vorhanden, dass der Umgang mit Widerstand essentiell für das Gelingen von Veränderungsprojekten ist: „Genau hier liegt der Kernbereich der Kunst des Change Managements“28.

Digitalisierung und Change Management – den Wandel agil und zielorientiert führen

In der Definition der Digitalisierung von Hanschke ist von häufig „disruptiven Geschäftsmodellen“ die Rede. Als Disruption wird der „...Umbruch, in dem traditionelle Geschäftsmodelle durch innovative Geschäftsmodelle abgelöst oder verdrängt werden“29 bezeichnet.

Ist aber aller Wandel disruptiv? Und in welcher Geschwindigkeit vollzieht sich damit der Wandel durch die Digitalisierung? Vahs unterscheidet zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Wandel:

- den Wandel 1. Ordnung, der als Evolution bestehender Prozesse und Geschäftsmodelle verstanden wird: „Es findet...keine grundlegende Umgestaltung der Unternehmenswerte, der strategischen Ausrichtung, der Verhaltensnormen, der Prozesse und Strukturen statt“30
- den Wandel 2. Ordnung, der als revolutionär gekennzeichnet ist: „Der Wandel ist von grundlegender, komplexer und vor allem qualitativer Natur (Paradigmenwechsel). Er umfasst die gesamte Organisation mit all ihren Ebenen und erfolgt diskontinuierlich, revolutionär und und gewissermaßen „von heute auf morgen““31.

[...]


1 http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/digitalpakt-schulen-parteien-einigen-sich-auf-grundgesetzaenderung-a-1240089.html vom 23.11.2018

2 Bundevereinigung Logistik: LOG.Mail 46 vom 16.11.2018

3 https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11011852-hubertus-heil-arbeitsminister-mahnt-digitalisierung-weiterbildungvom vom 14.11.2018

4 https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11011852-hubertus-heil-arbeitsminister-mahnt-digitalisierung-weiterbildung vom 14.11.2018

5 Doppler, Lauterburg: Change Management, 12. Auflage, S 99

6 Capgemini: Culture First, S. 3

7 Capgemini: Culture First, S. 12ff

8 Capgemini: Veränderungen erfolgreich gestalten, 2008

9 Hoffmeister, Christian: Digital Business Modelling, 2. Auflage, Hanser, S. 279

10 Hoffmeister, Christian: Digital Business Modelling, 2. Auflage, Hanser, S. 276

11 Capgemini: Culture First, S. 6

12 Hanschke: Digitalisierung und Industrie 4.0, 1. Auflage, S. 3

13 Hanschke: Digitalisierung und Industrie 4.0, 1. Auflage, S. 1

14 Doppler: Lauterburg: Change Management, 12. Auflage, S. 45

15 Doppler, Lauterburg: Change Management, 12. Auflage, S. 38ff

16 https://www.bmwgroup.com/content/dam/bmw-group-websites/bmwgroup_com/responsibility/downloads/de/2011/Heute_fuer_morgen.pdf

17 Vgl Doppler: Der Change Manager, 2. Auflage, S.12ff

18 http://www.institutefordigitaltransformation.org/readiness-framework/

19 Wolff Reinhard, Berning Ralf: UFU502 Prozessorganisation, Change Management und Organisationstechniken, S. 47

20 Vahs: Organisation, 9. Auflage, S. 317

21 Doppler, Lauterburg: Change Management, 12. Auflage, S. 472

22 Vahs, Organisation: 9. Auflage, S. 322

23 Lehky: Leadership 2.0, 1. Auflage, S. 40

24 Vahs: Organisation, 9. Auflage, S. 325

25 Doppler, Lauterburg: Change Management, 12. Auflage, S. 64

26 Doppler: Der Change Manager, 2. Auflage, S. 27

27 Vahs: Organisation, 9. Auflage, S. 326

28 Doppler: Der Change Manager, 2. Auflage, S. 26

29 Hanschke: Digitalisierung und Industrie 4.0, 1. Auflage. S. 3

30 Vahs: Organisation, 9. Auflage, Seite 264

31 Vahs: Organisation, 9. Auflage, Seite 265

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Changemanagement und Digitalisierung
Untertitel
Wie beeinflusst die Digitalisierung Geschäftsmodelle und Unternehmen? Und welchen Einfluß nimmt sie auf das Changemanagement?
Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Veranstaltung
Manager Industrie 4.0
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
17
Katalognummer
V516540
ISBN (eBook)
9783346114372
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Change Management, Digitalisierung, Industrie 4.0, Wandel, Digitale Transformation, Führung, Management, Change
Arbeit zitieren
Thomas Baranowski (Autor:in), 2018, Changemanagement und Digitalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/516540

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