Die politischen Reisen des Friedrich III. Leitmotive, Itinerar und Wirksamkeit der Reisepraxis eines spätmittelalterlichen Kaisers


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

26 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2 Politische Leitmotive Friedrichs III

3. Die politischen Reisen des Friedrich III
3.1. Die Krönungsreise nach Aachen - 1442/ 43
3.2. Der Romzug und die Kaiserkrönung - 1451/ 52
3.3. Die Reise nach Trier - 1473
3.4. Die Reise zum Frankfurter Reichstag - I486

4. Itinerar und politische Wirksamkeit Friedrichs III

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Kaum ein Herrscher wurde sowohl von den Zeitgenossen als auch der Geschichtswissenschaft durchweg über lange Zeit so negativ beurteilt wie Kaiser Friedrich III. Die Speyerer Chronik beschreibt die Zeit unter Friedrich III. 1612 nach der Zeitwende klar negativ: Demnach waz auch großer unfrit in dutschen landen, da der romsche heiser [...] bleibe in sinem lande, und versuche durch briffen von ime, zu regieren und nicht etwa durch seine persönliche Präsenz. Zudem kritisiert der Autor, dass viele der kurfursten off dem Rin [...] dem Kaiser häufig Bitten zukommen ließen, er möge sie wegen unterschiedlicher Belange aufsuchen, doch er kam nye zu in.1 Auch direkte Zeitgenossen scheuten nicht davor zurück, scharfe Kritik am Kaiser zu üben: An den Toren der Stadt Wien hing (zuerst nur 1470, danach häufiger) ein Pamphlet mit der ganz und gar nicht schmeichelhaften Forderung an den Kaiser: "stand auff von dem slajf darinn du lanng nach leibes lust gelegen bist!". Die dem Kaiser allgemein vorgeworfene politische Untätigkeit in der Türkenabwehr und anderer reichspolitische Belangen, sowie einige negative Bemerkungen der Zeitgenossen, die teilweise sogar zu seinem eigenen Hof gehörten,2 brachten Friedrich III. den populären Beinamen als "Erzschlafmütze des Heiligen Römischen Reiches" ein.3 Mit Blick in das Reiseitinerar Friedrichs wird deutlich, dass er seine längste Wegstrecke im Jahr 1442 zu seiner Krönungsreise nach Aachen und zurück zurücklegte, während in den Jahren 1454, 1463-1465, 1479, 1481, 1482 sowie 1490-1493 überhaupt kein Ortswechsel seinerseits stattfand.4 Doch wie ist die politische Wirksamkeit Friedrichs unter diesen Gesichtspunkten zu bewerten? Fakt ist, dass die Bewältigung des Raumes auch im Spätmittelalter noch ein fundamentales Problem jeglicher weltlicher Herrschaftsträger war. Deutschland konnte (vor der Erfindung des Postwesens) nicht schneller als in einem Monat durchquert werden und rascher konnten in der Regel daher auch keine Nachrichten verteilt werden. Grundlage dieses problematischen Zustandes ist die extrem ungleiche geographische Verteilung der Adressaten von königlichen Dokumenten, welche ohnehin nur mit größter Mühe durch die ersten Verzeichnisse aller Reichsglieder erfasst werden konnten, sowie das Fehlen von übersichtlichen kartographisch- geographischen Materialien zur Orientierung im Raum.5 In der Vorrede des wohl ersten modernen Atlas Theatrum orbis terrarum von 1570 wird die Geographie als historiae oculus, also als Auge der Geschichte bezeichnet. Karten und Reiserouten organisieren den konstruierten Raum und sind damit seit langer Zeit zentral für die Orientierung der Menschen durch Raum und Zeit.6 Friedrich musste also - trotz seiner durchaus langen Phasen der Herrschaftsausübung ohne Reisen - sein Reich in Form seiner schriftlichen Nachrichten mit der selben Geschwindigkeit verwalten, wie durch sein hypothetisches Reisen.

Zentrales Anliegen dieser Hausarbeit soll aber sein, die politische Wirksamkeit Friedrichs und die Praxis seiner Reiseherrschaft anhand von vier seiner dokumentierten, politisch motivierten Reisen aufzuzeigen, die jeweils in unterschiedlichen Lebensphasen seiner langen Regierungszeit stattfanden. Dadurch soll - wie es schon längst in der jüngeren Forschung häufig geschehen ist - das zu Beginn aufgezeigte, hartnäckige Negativbild Friedrichs relativiert werden. Auf die Aufschlüsselung des historischen Kontextes wird nur am Rande und nur in Korrelation mit Friedrichs Handlungen eingegangen. Nach der Einleitung folgt zunächst die Klärung der Frage nach den Leitmotiven Friedrichs - welche freilich mit den Gegebenheiten seiner individuellen Biographie in Kohärenz stehen - die ihn während seiner gesamten Regierungszeit begleiteten. Daran anschließend, werden die vier erwählten Reisen in chronologischer Reihenfolge vorgestellt, wobei die zeitlichen Lücken durch grobe Ergänzungen der wichtigsten Ereignisse geschlossen werden. Abschließend erfolgt ein analytischer und bewertender Blick auf das Gesamtitinerar Friedrichs, welcher die Ansätze und Meinungen der aktuellen Forschung miteinbezieht. Die Ergebnisse der Arbeit werden abschließend in Form eines Fazits zusammengetragen.

2. Politische Leitmotive Friedrichs III.

Der Habsburger wurde am 21.09.1415 in Innsbruck geboren. Frühzeitig verwaist und gereift, setzte Friedrich sowohl seinem Vormund Herzog Friedrich IV. wie auch seinem anspruchsvollen Bruder Erzherzog Albrecht VI. gegenüber seine Rechte durch. Erst 1435 vermochte er sich seiner Vormundschaft völlig zu entziehen. Durch die Todesfälle des Jahres 1439 von Friedrich IV. und König Albrecht II. wurde der erst 24 jährige Friedrich zum Oberhaupt der Habsburger Dynastie.7

1440 erfolgte dann seine Wahl zum römisch- deutschen König. Aufgrund von Hausmachtsproblemen in Böhmen und Ungarn sowie der Auseinandersetzungen mit dem Bruder Albrecht konnte er die Krönungsreise ins Reich jedoch erst zwei Jahre später - im Februar 1442 - antreten.8 Das Stichwort Hausmacht ist entscheidend bei der Analyse der politischen Tätigkeiten Friedrichs III. Waren die materiellen Grundlagen der Königsherrschaft im Hochmittelalter noch durch das unter der unmittelbaren Herrschaft des Königs stehende Reichskammergut gesichert, so war dies im Spätmittelalter nicht mehr möglich. Das spätmittelalterliche Königtum verfügte weder über eine Ämterorganisation auf regionaler Ebene noch über eine Zentralkasse, die sich hauptamtlich mit der Einziehung und Verwaltung der königlichen Einkünfte hätte befassen können. Diese Aufgaben wurden in der Regel vom im Reich umherreisenden König selbst oder von Fall zu Fall beauftragten Amtsträgern wahrgenommen. In Folge der katastrophalen Finanzsituation musste sich das Königtum im Spätmittelalter, um die Reichsaufgaben bewältigen zu können, in zunehmendem Maße auf die eigenen Erblande, sprich die eigene Hausmacht, stützen.9 Friedrich machte durch seine politische Taten deutlich, dass für ihn als Reichsoberhaupt die eigenen Erblande die entscheidende Machtbasis blieb und konzentrierte sich während seiner gesamten Regierungszeit auf die Verbesserung und den Ausbau des Habsburger Machtbereichs. Seine Politik kennzeichnet das vermehrte Zurückgreifen auf die traditionelle, kaiserliche Verfügungsgewalt über kirchliche Ämter, durch die er seinen Höflingen zu kirchlichen Lehen verhalf. Jene Kleriker setzte er dann in die entsprechenden Ämter ein, um über sie als Reichsoberhaupt verfügen zu können.10 Außerdem lassen seine politischen Taten seine klaren Bestrebungen zur Vergrößerung der eigenen Erblande - insbesondere durch das Wiedergewinnen der 1415 an die Eidgenossen verloren gegangenen Besitzungen - erkennen.11

3. Die politischen Reisen des Friedrich III.

3.1. Die Krönungsreise nach Aachen - 1442/ 43

Friedrich III. konnte, weil er von Hausmachtsproblemen mit Böhmen und Ungarn, sowie tiefgreifender Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Albrecht zurückgehalten wurde, seine Krönungsreise nach Aachen erst im Februar 1442 antreten.12

Die Möglichkeit, dass ein willentliches politisches Kalkül hinter dem Zögern der feierlichen Annahme der Wahl Friedrichs zum König besteht, besteht allerdings ebenfalls, indem er demonstrierte, dass für ihn nicht der Wille der Kurfürsten, sondern die eigene Entscheidungsfreiheit Voraussetzung für die königliche Würde sei.13 Vorbereitend wurden Fragen von Vormundschaften und Regierungsgewalt genaustens auf die erwartete Reisedauer abgestimmt. Die Aachenfahrt insgesamt war am Hof Friedrichs sehr genau dokumentiert und vorausgeplant: Neben relativ genauen Ortsangaben enthält es hauptsächlich eine kurze Bemerkung über den Aufwand der für den neuen König vorbereiteten Feierlichkeiten. Weitere Notizen geben Aufschluss darüber, dass der Herrscher wohl daran interessiert war, dass ihm technische Leistungen wie Salinen in Hall und Reichenhall aber auch die große Orgel in Salzburg vorgeführt werden sollte. Besichtigt wurden außerdem Kirchen und Reliquien, deren Wert den Habsburger offensichtlich beeindruckten. Bewundert wurden außerdem auch Städte, Schlösser und Residenzen, die sich teils noch im Aufbau befanden. Der ansonsten durchaus sehr sparsame Herrscher reiste also mit beachtlichem Aufwand und Gefolge und wurde durch die von seinen Räten initiierten Auftritte überall von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen und gefeiert. Die politisch-propagandistische Bedeutung dieser Krönungsreise war daher ein voller Erfolg. Als er 1442 die Fahrt in Graz angetreten hatte, verbrachte er zwei Wochen im Kloster Rein, wo er - den entstandenen Urkunden zu urteilen - seinen für ihn als Reichsoberhaupt nützlichen Personenkreis um sich vergrößerte. Trotz des großen, schwer beweglichen Gefolges wurden fortan beachtliche Strecken zurückgelegt. Der König hatte es nachweislich eilig und die Zielstrebigkeit wurde in der Regel nur von politischen Verhandlungstreffen, wie etwa dem einwöchigen Treffen mit dem Erzbischof in Salzburg, unterbrochen. Allgemein wurde in Bistümern, mit denen Friedrich enger zusammenarbeitete oder Zusammenarbeiten wollte (wie Salzburg, Augsburg und Straßburg) länger halt gemacht als injenen, dessen Kirchenfürsten dem Habsburger kaum nahe standen (bspw. Würzburg und Worms).

Friedrichs Wiedersehen mit seiner Schwester und ihrem Gatten, dem sächsischen Kurfürsten, hatte vermutlich neben der persönlichen Freude Friedrichs ebenfalls eine politische Funktion. Der Kurfürst war extra nach Nürnberg angereist und trug Friedrich sein Bitten vor, die Bestätigung seiner persönlichen Vorrechte abzusegnen. Die schon durch die 1439 erfolgte Heirat seiner Schwester und die dadurch bestehende Verbindung zu den Wettinern wurde hierbei also ebenso zusätzlich gefestigt, wie seine eigene Stellung im Reich durch dieses Bündnis. In Folge dessen, reiste Friedrich zügig weiter nach Frankfurt und schließlich nach Aachen, wo er am 15. Juni eintraf und am Sonntag den 17. Juni gekrönt wurde. Er stellte persönlich den genauen Ablauf der Zeremonie sicher, da dies seiner Ansicht nach für die Rechtmäßigkeit des Vorgangs ganz entscheidend war. Das Ereignis selbst gab Anlass, mit traditionellen Handlungen und Symbolen - wie einem aufwendigen Mahl - mit den höchsten Würdenträgern, den Glanz des Reiches aufleben zu lassen. Doch wurde darüber hinaus eine allgemeine ungehemmte Fröhlichkeit durch reichliche Speisen und Wein für die Bevölkerung ermöglicht. Der ansonsten eher stille König verstand also genau die Bedeutung der Sympathien der weiten Kreise in Bevölkerung und weltlichen Machthabern für seinen persönlichen Rückhalt im Reich.14 Da sein Regierungsbeginn also durch gute Vorzeichen begründet waren, konnte er unbekümmert seinen wichtigsten Erstanliegen als König nachgehen. Er verbriefte zunächst in Aachen das Bündnis mit der Stadt Zürich, mit dessen Hilfe die 1415 an die Eidgenossen verloren gegangenen Besitzungen zurückgewonnen werden sollten. Am 14. August erließ er in Frankfurt die Reformation Kaiser Friedrichs, welche das Rechtsleben verbessern sollte.15

Friedrich verließ am 18. August mit samt seinem Gefolge Frankfurt und vermied es bei seiner Reise in lokale Probleme verstrickt zu werden. Kurze Besuche in den Bischofsstädten Mainz, Worms und Speyer kamen ebenso vor, wie kürzere Aufenthalte in den traditionellen Habsburger Stützpunkten Breisach, Freiburg, Ensisheim, Mühlhausen, Rheinfelden, Laufenburg und Waldshut. Bedeutsam wurde der vom 19. bis 29 September erfolgte Aufenthalt in Zürich, bei dem das Bündnis mit der Bürgergemeinde bekräftigt wurde, sowie eine Erörterung, auf welche Weise die Stadt Bern den Aargau aufgeben sollte, welchen sie immer noch besetzt hielt. In Zürich erfolgte dann ebenfalls die weitere Planung der Reiseroute Friedrichs. So konnte der König anschließend zu den 1415 verloren gegangenen österreichischen Besitzungen reisen. Über Winterthur und Baden ging es nach Königsfelden, wo er die Gedenkstätte der Gefallenen von Sempach aufsuchte. Anschließend ritt Friedrich nach Brugg, Aarau, Solothurn und Bern um den ansässigen Amtsträgern ihre Rechte zu bestätigen und zu bekräftigen. In Basel führte er dann diplomatische Gespräche mit Herzog Ludwig von Savoyen, der ihn um die Unterstützung seines Onkels Felix V., des Konzilpapstes, bat. Am 19. und 23. Oktober erreichte Friedrich Lausanne und Genf, wo er mit gebührenden Ehrungen in Form von prunkvollen Festen empfangen wurde.16 In den folgenden Monaten konnten durch Friedrichs gezielte Bestrebungen um den österreichischen Herrschaftssitz einige Teile der verlorenen Herrschaften dem habsburgischen Machtbereich wieder einverleibt werden. Das diese durchaus ambitionierten Handlungen Friedrichs natürlich nicht ohne Auseinandersetzungen vonstatten gingen zeigen die Vorgänge der bewaffneten Auseinandersetzungen für Zürich. Als diese äußerst unglücklich verliefen, suchte Friedrich weitere Hilfe bei anderen Machthabern und in Frankreich, dessen König Armagnaken gegen die Eidgenossen einsetzte. In Folge der Aufhebung des Waffenstillstandes im Zürichkrieg wurde das gesamte Umland verwüstetet. Die Ausschreitungen wurden Friedrich III. als Verursacher angelasteten, was seinen Gegnern Auftrieb gab. Gleichzeitig verschärfte sich die Krise in den österreichischen Kernländem des Habsburgers. Gewalttätige Söldnerführer und weitere Einfälle bedrängten die Bevölkerung. Friedrich sah sich also nach seiner positiven, aber auch ambitionierten Anfangsphase als König in den Folgejahren nach seiner Krönung in den eigenen Kemlanden zunehmend bedrängt. Er schloss daher mit seinem Einverständnis im Wiener Konkordat ein Bündnis mit dem Papsttum, welches Friedrich - auch neben seiner folgenden Kaiserkrönung - wichtige Vorteile einbrachte.17

3.2 Der Romzug und die Kaiserkrönung - 1451/ 52

Die Versöhnung König Friedrichs mit dem Papst im Konkordat von 1448 sollte dazu beitragen, dem Reich den Frieden zu bringen, konnte allerdings kaum die Gegensätze der Fürsten zur Kurie abbauen. Im Reich übertrumpften die Meldungen von erfolgreichen Auseinandersetzungen der Christen aus dem südwestlichen Gebieten des Abendlandes. Die erlittenen Niederlagen auf dem Balkan und die drohende Gefahr, die von den Heiden ausging, wurde auf einen relativ kleinen Raum des Orients beschränkt. Friedrich sah die Situation also als günstig an, seine eigene Position mit der kaiserlichen Krone zu stärken. Zudem stärkte er seinen Grenzbereich in Richtung iberischer Halbinsel, indem er die Heirat mit der portugiesischen Prinzessin Eleonore in die Wege leitete, die ebenfalls im Zuge seiner Romfahrt stattfinden sollte.18 Die Heirat mit der Königstochter war von tiefgreifenden politischen Überlegungen seitens Friedrich begleitet: Sowohl durch die Stärkung des Einflusses, der durch ihre verwandtschaftlichen Einflüsse auf der iberischen Halbinsel und in den französischen Raum möglich war, als auch die finanziellen Möglichkeiten, die mit einer Heirat in den romanischen Raum verbunden waren, machten sie zu einer sehr geeigneten Partie.

Nach einer Vielzahl von potentiellen Bräuten musste Friedrich sich außerdem nicht in Form einer Begründung der neuen heiratspolitischen Haustradition rechtfertigen, da bspw. Friedrich der Schöne und Rudolf III. als Habsburger vor ihm in den romanischen Raum einheirateten.19 Das erste seiner wichtigen Ziele in der Planung der Romfahrt war die Stadt Siena, wo er das erste mal persönlich mit seiner angehenden Braut Zusammentreffen sollte. Er plante nicht nur seine eigene, sondern auch die Reise Eleonores sorgfältig und persönlich. Am 4. Oktober stellte er eine ansehnliche Gesandtschaft zusammen, die mit der Aufgabe betraut wurden, seine Braut im Hafen von Talamone zu empfangen und nach Siena zu geleiten. Gleichzeitig versammelte er seine Anhänger in Wien, informierte sie über die bevorstehende Reise und versprach, für entsprechenden Regierungsersatz zu sorgen. Ohne lange Verhandlungen bestimmte er selbst, wer ihn vertreten werde und stieß mit seiner Auswahl teilweise auf den Unwillen in der Bevölkerung, wodurch es sogar zeitige Proteste gab. Einige der Feinde Friedrichs versammelten sich am 14. Oktober mit der Forderung, dass Ladislaus aus der Vormundschaft entlassen werde und als Landesherr eingesetzt werde. Friedrich negierte dies mit der Begründung, die Entlassung aus einer Vormundschaft obliege nicht ihm allein. Zum Trotz seiner Gegner begab sich Friedrich nun Mitte November mit Ladislaus und Albrecht nach Graz um schließlich seine Krönungsreise nach Rom anzutreten.

Damit räumte er seinen Gegnern freie Hand ein. Diese verstanden sich fortan als eine Art Landtag und rotteten sich in einer Beachtlichen Anzahl zusammen. Ulrich von Eitzig hielt am 12. Dezember eine eindringliche Rede, bei der zum einen erneut die Befreiung Ladislaus gefordert wurde und andererseits die Schwester von Ladislaus in schäbiger Kleidung des gemeinen Volkes präsentiert wurde. Der Vorwurf seiner Gegner, Friedrich wäre geizig und niederträchtig wurde hier also gezielt propagandistisch in der Allgemeinheit bestärkt. Gegen den Rat vieler seiner Vertrauten sich der Sache anzunehmen, entschied sich Friedrich von Graz aus seine Reise zu beginnen, da die Vorbereitungen seiner Reise schon zu weit fortgeschritten waren und eine weitere Unterbrechung nicht zuließen. Sein Weg führte ihn zunächst nach Kärnten und über Treviso mit kleineren Zwischenstationen nach Ferrara. Bis auf letztere Station, in der er vom 17. bis 24. verweilte, verlief die Reise zügig und nur mit geringen politischen Aktivitäten Friedrichs. Die Fahrt bekam erst ihren feierlichen Charakter in Florenz, wo aufgrund von unvorhergesehenen Verzögerungen auf Seiten Eleonores Anfang Februar 1452 neue Termine für das Treffen mit der angehenden Braut Friedrichs III. vereinbart wurden.20

[...]


1 Mone, Franz Joseph (Hg.): 183. Kriege in Teutschland. Unthätigkeit des Kaisers, in: Quellensammlung der badischenLandesgeschichte Bd. 1, Karlsruhe 1848, S. 450.

2 Haller, Brigitte: Kaiser Friedrich III. im Urteil der Zeitgenossen (Wiener Dissertationen aus dem Gebiete der Geschichte ; 5), Wien 1965, S.ll (Im Folgenden zitiertals: Haller: KaiserFriedrichlll. imUrteil).

3 Rill, Bernd: Friedrich III. Habsburgs europäischer Durchbruch, Graz [u.a.] 1987, S. 170 (Im Folgenden zitiert als: Rill, Friedrich III.).

4 Laczny, Joachim: Friedrich III. (1440-1493) auf Reisen. Die Erstellung des Itinerars eines spätmittelalterlichen Herrschers unter Anwendung eines Historical Geographie Information System (Historical GIS), in: Joachim Laczny; Jürgen Samowsky (Hgg.): Perzeption und Rezeption: Wahrnehmung und Deutung im Mittelalter und in der Moderne (Nova mediaevalia / 12), Göttingen 2014, S. 33-66, S. 54 (Im Folgenden zitiert als: Laczny: Friedrich III. aufReisen).

5 Moraw, Peter: Reisen im europäischen Spätmittelalter im Licht der neueren historischen Forschung, in: Xenja von Ertzdorff; Dieter Neukirch; Rudolf Schulz (Hgg.): Reisen und Reiseliteratur im Mittelalter und in derFrühenNeuzeit (Chloe. Beihefte zumDaphnis /13), Amsterdam 1992, S. 113-139, S. 123.

6 Laczny: Friedrich III. auf Reisen, S. 33.

7 Lhotsky, Alphons: Friedrich III., in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), Sp. 484-487 (Im Folgenden zitiert als: Lhotsky: Friedrich III.).

8 Koller, Heinrich: Art. Friedrich III., in: LexMa 4 (1989), Sp. 940-943 (Im Folgenden zitiert als: Koller: Friedrich III. (LexMa)).

9 Krieger, Karl-Friedrich: König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter, München2 2005, S. 31-35.

10 Koller, Heinrich: Kaiser Friedrich III. (Gestalten des Mittelalters und der Renaissance), Darmstadt 2005, S. 256 (Im Folgenden zitiert als: Koller: Kaiser Friedrich III.).

11 Koller: Friedrichlll. (LexMa), Sp. 940-943.

12 Krieger, Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. (Kohlhammer-Urban­Taschenbücher / 452), Stuttgart2 [u.a.] 2004, S. 172 (Im Folgenden zitiert als: Krieger: DieHabsburger).

13 Koller: Friedrichlll. (LexMa), Sp. 940-943.

14 Koller: Kaiser Friedrich III., S. 75-78.

15 Koller: Friedrichlll. (LexMa), Sp. 940-943.

16 Koller: Kaiser Friedrich III., S. 84-87.

17 Koller: Friedrichlll. (LexMa), Sp. 940-943.

18 Koller: KaiserFriedrichlll., S. 121.

19 Rill, Friedrich III., S. 97 ff.

20 Koller: Kaiser Friedrichlll., S. 121 f.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die politischen Reisen des Friedrich III. Leitmotive, Itinerar und Wirksamkeit der Reisepraxis eines spätmittelalterlichen Kaisers
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Historisches Institut)
Note
1,0
Jahr
2016
Seiten
26
Katalognummer
V515125
ISBN (eBook)
9783346106513
ISBN (Buch)
9783346106520
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Friedrich III, politsche Reisen, Leitmotive, Itinerar, Wirksamkeit, Reisepraxis, Reisekönigtum, spätmittelalter, mittelalter, kaiser friedrich III., Die Krönungsreise nach Aachen, Der Romzug und die Kaiserkrönung, Die Reise nach Trier, Die Reise zum Frankfurter Reichstag, Itinerar und politische Wirksamkeit Friedrichs III
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Die politischen Reisen des Friedrich III. Leitmotive, Itinerar und Wirksamkeit der Reisepraxis eines spätmittelalterlichen Kaisers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/515125

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