"Hochbegabung - Die Welt liegt dir zu Füßen?!"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

35 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil
1. Definitionen
1.1 Intelligenz
1.2 Begabung
1.3 Hochbegabung
2. Was ist Hochbegabung? - Konzepte
2.1 Modell von MÖNKS (1990)
2.2 Modell von Heller, Perleth und Hany (1994) ,
3. Diagnostik
3.1 Merkmale potentiell Hochbegabter ,
3.2 Die Identifikation von Hochbegabten
3.2.1 Probleme und Fehler bei der Identifikation Hochbegabter
3.2.2 Standardisierte Verfahren mit großer Objektivität
3.2.3 Nichtstandardisierte Verfahren mit geringerer Objektivität ,,
3.3 Ablauf des Identifikationsprozesses
4. Entwicklung von Hochbegabung
4.1 Familiensituation
4.2 Persönlichkeitsentwicklung Hochbegabter
5. Probleme von Hochbegabten
5.1 Isolation
5.2 Schulversagen
5.3 Schulische Unterforderung
5.4 Familiäre Konflikte
6. Förderung Hochbegabter
6.1. Argumente gegen eine Hochbegabtenförderung
6.2. Argumente für eine Hochbegabtenförderung
6.3. Ziele der Förderung Hochbegabter
6.4. Verschiedene Förderungsmöglichkeiten
6.4.1. Förderung in der Familie
6.4.2. Förderungsmöglichkeiten in der Schule
6.4.3. Außerschulische Förderungsmöglichkeiten
6.4.4. Vereine zur Förderung und Beratung
6.4.5 Planung von Fördermassnahmen

Schluss

Literaturverzeichnis

Einleitung

In Deutschland beschäftigt man sich erst seit Anfang der 80er Jahre mit dem Thema Hochbegabung. Davor sprach man nur von Spitzenbegabungen in Sport, Musik oder in einzelnen Gebieten wie z.B. Mathematik. Intelligenz und Hochbegabung hängen unweigerlich miteinander zusammen. 2% bis 3% aller Kinder sind weit überdurchschnittlich intellektuell befähigt und gelten somit als hochbegabt. Eine Normalverteilung der Intelligenz vorausgesetzt, entspricht dies einem Intelligenzquotienten von 130 oder mehr. Doch wann ist jemand normal intelligent und wann überdurchschnittlich intelligent und somit hochbegabt?

Um festzustellen, was Hochbegabung ist, ist es zunächst nötig, sich über den Inhalt und die Struktur von Intelligenz klar zu werden. Ausserdem soll erläutert werden, was man unter Intelligenz, Begabung und Hochbegabung versteht. Um exemplarisch die verschiedenen Vorgehensweisen zur Festestellung von Intelligenz darzustellen und somit zu zeigen, wovon Hochbegabung abhängt, werden vier Modelle von Intelligenz kurz dargestellt und auf zwei näher eingegangen.

Hochbegabte Kinder zeichnen sich durch sehr früh entwickelte, weit überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen aus, durch die sie Gleichaltrigen oft beträchtlich voraus sind. Besondere Beachtung bei der Arbeit mit Hochbegabten, wird der Frage der Identifikation geschenkt. Wie kann man Hochbegabung erkennen? Gibt es eine spezielle Möglichkeit oder ein sicheres Verfahren, welches alle Hochbegabten herausfiltern kann?

Neben der eigentlichen Diagnostik von Hochbegabung sollte das Augenmerk aber auch auf die ausschlaggebenden Randbedingungen gelegt werden. Nur wenn die Rahmenbedingungen zu Hause und in der Schule dafür günstig sind, können Hochbegabte ihr Ziel erreichen und ihre Fähigkeiten für sich und andere in entsprechende Leistungen umsetzen. Der Frage, wie Hochbegabung entsteht und was die familiäre Umwelt zur Entwicklung beiträgt, wird als nächstes nachgegangen.

Hochbegabte Kinder können in der Schule und im sozialen Umgang Probleme entwickeln, wenn ihre intellektuellen Bedürfnisse lange Zeit nicht wahrgenommen oder akzeptiert wurden und die Kinder deshalb ihre Fähigkeiten nicht entfalten konnten. Es ist daher wichtig, Eltern und Lehrer hochbegabter Kinder über Unstimmigkeiten, die entstehen können, aufzuklären. Hilfe bekommen Hochbegabte seit der Eröffnung der ersten Beratungsstelle 1984 in Deutschland[1]. Doch wie sieht so eine Förderung überhaupt aus und ist sie wirklich nötig? Diese Frage ist auch heute noch sehr widersprüchlich.

Hauptteil

1. Definitionen

1.1 Intelligenz

„(lat . intelligentia Einsicht, Erkenntnisvermögen, Verstand; engl. intelligence)

Es gibt keine allgemein anerkannte wissenschaftliche Definition des Begriffs Intelligenz, wohl aber Gemeinsamkeiten, die in den meisten Definitionen wiederkehren.

Im allgemeinen Sinne ist Intelligenz die Anpassungsleistung eines Organismus an seine Umwelt und deren Veränderungen durch Lernen; im engeren Sinne die Fähigkeit des Menschen zur gedanklichen Erfassung und Strukturierung einer neuen Aufgabenstellung und deren zielgerichteten Lösung durch Aktualisierung und Umstrukturierung bereits vorhandener Kenntnisse und Fähigkeiten (Transfer), jedoch nicht durch bloßes Ausprobieren und daraus resultierende Erfahrungen.

Welche und wie viele Faktoren zum intelligenten Verhalten gehören, hängt von den zugrunde liegenden Intelligenztheorien ab.“[2]

1.2 Begabung

„ Begabungen sind nach dem Wurzelsinn des Wortes Begabung ein „ Gegebenes“ und als solches ein im genetischen Potential der Person „Angelegtes“. Sie sind Gaben, soweit sie ein Individuum befähigen, sich in Belastungssituationen des Lebenskampfes, im weitesten Sinne des Wortes, zu behaupten und sich in geistiger Selbstbestimmung zu verwirklichen. Die Gesamtheit der Selbstbehauptung und Selbstverwirklichung angelegten ererbten und erworbenen körperlichen, seelischen und geistigen Fähigkeiten und Funktionen macht das Begabungspotential aus.“[3]

Sofern Begabung und Intelligenz begrifflich überhaupt unterschieden werden, kommt der Begabungsbegriff dem psychologischen Eignungsbegriff sehr nahe, „... z.B. Begabung für das Erlernen eines Musikinstrumentes, die Fähigkeit, Fremdsprachen (leicht) zu lernen, besondere Leistungen im musisch-künstlerischen vs. mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich...“[4]

Es gibt demnach verschiedene Begabungsformen, denen jeweils bestimmte Verhaltens- und Leistungsbereiche zugeordnet werden können.

1.3 Hochbegabung

Um die Frage: „Was ist Hochbegabung?“ zuerst mit einer Definition zu beantworten, wird nachfolgend die Definition von Geuß aus dem Jahre 1981 verwendet:

„ Hochbegabt ist, wer in der Lage ist oder in die Lage versetzt werden kann, sich für ein Informationsangebot – auch aus seiner Sicht- hohen Niveaus zu interessieren, ihm zu folgen, es zu verarbeiten und zu nützen.“[5]

Bei der Definition der Hochbegabung muss beachtet werden, dass die Grenzen zwischen verschiedenen Begabungsebenen von Experten willkürlich gesetzt wurden. Es gibt also keine real existierende Grenze zwischen guter, überdurchschnittlicher Begabung und Hochbegabung. Im Medienbereich werden häufig die Begriffe „Wunderkind“, „Genie“ oder auch „hochtalentiert“ verwendet. Geeinigt haben sich die Experten allerdings darauf, dass ein Intelligenzquotient von 130 und mehr auf eine intellektuelle Hochbegabung hinweist.[6] Hochbegabung ist die Fähigkeit, sich für ein Informationsmaterial, das ein hohes Niveau darstellt, zu interessieren, es zu verarbeiten und auch zu nutzen. Hierbei werden diese Informationen also nicht nur reproduktiv, sondern auch produktiv kreativ verarbeitet. Damit es in diesem Bezug dann zu herausragenden Leistungen kommt, müssen die Umweltbedingungen stimmen und motivierend sein. Hochbegabung lässt sich im intellektuellen, kreativen, sozialen, musikalischen und/oder psychomotorischen Bereich feststellen.

2. Was ist Hochbegabung? - Konzepte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Klassifikationskonzept der Hochbegabung bzw. -leistung im Münchner Begabungsmodell[7]

In der Abbildung 1 ist das Hochbegabung nach verschiedenen Merkmalen gefächert. Man erkennt, dass nicht nur ein Merkmal alleine für Hochbegabung ausreicht, sondern es sind fünf verschiedene notwendig, wie Intelligenz, Kreativität, Kompetenz, Musikalität und Psychomotorik. Durch Hochbegabung wird Leistungsexzellenz erreicht, die sich dann in verschiedenen Tätigkeitsbereichen wie Mathe, Naturwissenschaft, Sprachen usw. ausdrückt.

Nach Ellen Winner gibt es drei Merkmale für Hochbegabung:

1. "Frühreife": Betroffene Kinder zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie früher als das "normale" Kind in bestimmten Bereichen Höchstleistungen vollbringen. Dies kann in den verschiedensten Disziplinen der Fall sein (Sport, Musik, Sprache, Mathematik usw.).
2. Sie halten sich konsequent an ihr eigenes Drehbuch . Hochbegabte benötigen kaum Hilfe von Erwachsenen. Sie lernen und forschen auf eigene Faust, sind also kreativ, wenn es um das Lösen von Problemen geht.
3. Eine wütende Wissbegierde: Hochbegabte Kinder haben den inneren Drang, ihren Spezialbereich zu beherrschen, wollen immer weiter dazulernen. Sie sind also von sich aus motiviert, müssen nicht von außen dazu angehalten werden.

Hochbegabung wird heute nicht mehr nur mit einem hohen Intelligenzquotienten gleichgesetzt. Es gibt ganz unterschiedliche Intelligenzen wie zum Beispiel; Sprachgewandtheit, logisches Denken, starkes Gedächtnis usw.

Beim Zusammenwirken mehrerer Faktoren spricht man von Hochbegabung. Es gibt verschiedene theoretische Konzepte, die Intelligenz alle auf unterschiedliche Weise messen. Zum Beispiel:

1. Zwei – Faktoren - Theorie von Charles Spearman (1927)

- allgemeiner Intelligenzfaktor g (Grundfähigkeit)
- spezielle Faktoren s (Einzelfähigkeiten)

2. Multiple – Faktoren - Theorie von Luis Thurstone (1938)

- 7 Primärfähigkeiten: - Sprachbeherrschung / -Verständnis
- Wortflüssigkeit
- Rechengewandtheit / -fähigkeit
- räumliches Vorstellungsvermögen
- Gedächtnis
- Wahrnehmungs- und Auffassungsgeschwindigkeit
- Schlussfolgerndes, logisches Denken

3. Intelligenztheorie von A.O. Jäger (1967,1984)

- 6 Hauptfaktoren: - anschauungsgebundenes Denken
- Einfallsreichtum und Produktivität
- Konzentrationskraft und Tempomotivation (rasche Auffassung)
- Verarbeitungskapazität, formal-logisches Denken und

Urteilsfähigkeit
- zahlengebundenes Denken
- sprachgebundenes Denken

Da das Modell des niederländischen Entwicklungspsychologen Mönks und dem Leiter der Beratungsstelle für Hochbegabte an der Universität München Professor Heller auf hohe Akzeptanz stossen, werden diese Modelle für überdurchschnittliche Intelligenzmessung im folgenden detaillierter dargestellt.

2.1 Modell von MÖNKS (1990)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Triadische Interdependenz Modell von Mönks [8]

In Abbildung 2: Dem triadischen Interdependenz Modell von wird ein Modell sichtbar, dass auf einem dynamischen Konzept menschlicher Entwicklung beruht. Es untersucht daher in der Praxis nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten, die Kreativität und das Engagement bzw. die Motivation, sondern bezieht auch die Umweltfaktoren, vertreten durch die Sozialisationsinstanzen Familie, Schule und Peergroups in die Bewertung der Hochbegabung mit ein.

Der Schwerpunkt dieses Modells liegt zwar auf den Persönlichkeitsmerkmalen, doch sind die entwicklungspsychologischen Gesichtspunkte keineswegs zu vernachlässigen, da die Umwelt fördernd, aber sich auch hemmend auswirken kann. Auf Grund dieser möglichen Hemmung haben hochbegabte Kinder häufig auch Probleme in der Schule.

Man spricht „... erst dann von Hochbegabung, wenn alle sechs Faktoren in richtiger Weise ineinandergreifen, so dass sich eine harmonische Entwicklung vollziehen kann.“[9]

Damit ist Hochbegabung kein statisches Phänomen, sondern veränderlich und beeinflussbar. Psychische Entwicklung, auch bei Hochbegabten, ist ein dynamischer und lebenslanger Prozess. Daher müssen hochbegabte Kinder identifiziert und gefördert werden.

2.2 Modell von Heller, Perleth und Hany (1994)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[10],[11]

Abb.3: Münchner (Hoch-)Begabungsmodell von Heller, Perleth und Hany (1994)

Das Münchner (Hoch-)Begabungsmodell in Abbildung 3 von Heller lehnt sich an Gardners "multiples Intelligenzmodell" an. Die einzelnen Begabungsdimensionen werden bestimmten Leistungsbereichen zugeordnet. Eine Leistungsexzellenz auf einem oder mehreren Gebieten kann sich entfalten, wenn nichtkognitive Persönlichkeitsmerkmale, Begabungsfaktoren und Umweltmerkmale harmonisch zusammenwirken.

Jegliche Begabung - intellektuell, kreativ, sozial - entfaltet sich nur dann vollends, wenn sie geprägt ist von Verantwortlichkeit, diese Begabung ist nicht nur für sich selbst zu verwenden, sondern auch als Ausdruck der Kommunikation mit anderen.

Alle Modelle zur Veranschaulichung von Hochbegabung sind anders aufgebaut. Da sich Wissenschaftler bis heute noch nicht auf ein allgemeingültiges Modell einigen konnten, ist es ratsam bei der Diagnose von Hochbegabung mehrere Modelle zu betrachten, denn eines mehrere zusammen sind aussagekräftiger als eins allein.

[...]


[1] Feger; Prado: Hochbegabung, S. 79

[2] Schaub; Zenke: Wörterbuch Pädagogik, S. 276

[3] Reinitzhuber: Integrative Begabtenförderung, S.17

[4] Reinitzhuber: Integrative Begabtenförderung, S.20

[5] Wieczerkowski, Wagner: Das hochbegabte Kind, S.52

[6] www.karg-stiftung.de

[7] Heller: Hochbegabung im Kindes und Jugendalter. S. 20

[8] Mönks; Ypenburg: Unser Kind ist hochbegabt. S. 23

[9] Mönks; Ypenburg: Unser Kind ist hochbegabt. S. 23

[10] www.karg-stiftung.de

[11] Heller: Hochbegabung im Kindes und Jugendalter. S. 20 ff.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
"Hochbegabung - Die Welt liegt dir zu Füßen?!"
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Intelligenzdiagnostik2
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
35
Katalognummer
V51490
ISBN (eBook)
9783638474474
ISBN (Buch)
9783638661683
Dateigröße
726 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hochbegabung, Welt, Füßen, Intelligenzdiagnostik2
Arbeit zitieren
Stephanie Rümmer (Autor:in), 2005, "Hochbegabung - Die Welt liegt dir zu Füßen?!", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51490

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