Nahrungsergänzungsmittel! Sinnvoll oder gefährlich?


Scientific Essay, 2006

50 Pages


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Nahrungsergänzungsmittel
2.1 Allgemeines
2.2 Für welche Personen sind Nahrungsergänzungsmittel geeignet?

3. Vitamine
3.1 Die Entdeckung der ersten Vitamine
3.2 Definition der Vitamine
3.3 Antioxidantien und Radikale
3.4 Der gefährliche Irrtum: Wir leiden unter Vitaminmangel
3.5 Vitamine sind nicht gleich Vitamine
3.6 Die Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen der Vitamine und deren Vorkommen und Anteile in Lebensmitteln
3.6.1 Vitamin A und Beta Carotin (Provitamin A)
3.6.2 Vitamin B1
3.6.3 Vitamin B2
3.6.4 Vitamin B3
3.6.5 Vitamin B6
3.6.6 Vitamin B12
3.6.7 Vitamin C
3.6.8 Vitamin D
3.6.9 Vitamin E
3.6.10 Vitamin K
3.6.11 Folsäure
3.6.12 Vitamin Q 10
3.6.13 Pantothensäure
3.7 Wechselwirkungen von Vitaminen und Arzneimitteln
3.7.1 Vitamin B:
3.7.2 Vitamin C:
3.7.3 Vitamin E:
3.7.4 Vitamin K:
3.7.5 Folsäure:
3.7.6 Vitamin Q10:
3.8 Wo Vitaminpräparate nicht helfen können
3.8.1 Vitamin A und Beta Carotin (Provitamin A)
3.8.2 Vitamin B1
3.8.3 Vitamin B2
3.8.4 Vitamin B3
3.8.5 Vitamin B6
3.8.6 Vitamin B12
3.8.7 Vitamin P (Rutosid)
3.8.8 Vitamin C
3.8.9 Vitamin D
3.8.10 Vitamin E
3.8.11 Vitamin Q 12

4. Mineralstoffe
4.1 Calcium
4.2 Chlor
4.3 Kalium
4.4 Magnesium
4.5 Natrium
4.6 Phosphor (Phosphate)
4.7 Schwefel (Sulfate, Sulfide)

5. Spurenelemente
5.1 Chrom
5.2 Eisen
5.3 Fluor
5.4 Jod
5.5 Kupfer
5.6 Mangan
5.7 Molybdän
5.8 Selen
5.9 Zink
5.10 Kobalt
5.11 Vanadium
5.12 Zinn

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel, die einen Nährstoffmangel ausgleichen sollen. Sie werden üblicherweise in Form von Tabletten, Pillen, Kapseln und Pulver angeboten, wodurch sie sehr leicht mit Arzneimitteln verwechselt werden können. Die Art und Mengen der Inhaltsstoffe sind darüber hinaus oft mit denen der Arzneimittel identisch. Allerdings verzeichnet kaum ein Arzneimittel derartig hohe Umsatzzahlen, und wird vom Verbraucher so bereitwillig konsumiert. Einer FORSA-Studie zufolge greift in Deutschland jeder Dritte zu Nahrungsergänzungsmitteln, wodurch der Jahresumsatz auf über 1 Milliarde Euro, allein für Vitamin- und Mineralstoffpräparaten, geschätzt wird.

Die Ursachen für den immensen Absatz liegen auf der Hand: Eine ausreichende Nährstoffversorgung ist der Garant für eine optimale Gesundheit. Und da der menschliche Organismus nicht alle notwendigen Nährstoffe selbst herstellen kann, müssen diese mit der Nahrung aufgenommen werden. An diesem Punkt setzt nun die Werbung an, indem sie den Verbrauchern einen chronischen Nährstoffmangel attestiert, der durch die bei uns verbreiteten Ernährungsgewohnheiten nicht auszugleichen sei.

Insbesondere durch die zunehmende Beliebtheit von scheinbar nährstoffarmen „Fastfood“ und „Industrie-Food“ steuerten wir auf einen solchen potentiellen Nährmangel zu. Ferner sollen durch die industrialisierten Verfahren in der Landwirtschaft die Rohstoffe bereits bei der Ernte geringere Vitaminanteile enthalten. Hierzu werden uns stets die Bilder der Massentierhaltung und der Monokultivierung auf ausgebeuteten Böden vor Augen geführt. Dem gegenüber stünde ein erhöhter und stetig wachsender Bedarf an Vitaminen und anderen Nährstoffen, der durch moderne Lebensumstände, wie Stress, Umweltverschmutzung und Rauchen verursacht würde.

Dem einzelnen somit scheint nichts anderes übrig zu bleiben, als den Angeboten der Werbung zu folgen, und einen Ausgleich über die Nahrungsergänzungsmittel zu schaffen. Auf die positiven Wirkungen der Nährstoffe, wie sie in der Werbung suggeriert werden, möchte schließlich niemand verzichten. Die Gefahren einer Überdosierung werden dabei stets vernachlässigt. Um das Wohlbefinden zu verbessern, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern, zur Vorbeugung und zur Behandlung von Krankheiten, zur Erhaltung oder Zurückgewinnung der Jugend greift der gesundheitsbewusste Verbraucher heute immer häufiger zu den frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln. Diese können dann in Dosierungen eingenommen werden, die nur durch den Verzehr von mehreren Kilogramm Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Fisch und Fleisch erreichbar wären. Und schaden können uns diese Nahrungsergänzungsmittel nicht, oder etwa doch?

In den folgenden Kapiteln soll dargestellt werden, ob die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln empfehlenswert oder sogar schädlich ist. Hierzu werden folgende Fragen erörtert:

Sind wir tatsächlich von einem latenten Nährstoffmangel bedroht, der die Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel erfordert?

Können die Nährstoffe in Pulver- oder Tablettenform eine ausgewogene Ernährung ersetzen?

Werden künstliche Vitamine oder andere synthetische Nährstoffe ihrem „Wundermittelstatus“ gerecht, oder sind Nebenwirkungen durch die Nahrungsergänzungsmittel mit hohen Dosierungen zu befürchten?

[20]

2. Nahrungsergänzungsmittel

2.1 Allgemeines

Mit dem Inkrafttreten der Nahrungsergänzungsmittelverordnung (NemV) am 28.05.2004 wurden u. a. folgende Festlegungen hinsichtlich der Nahrungsergänzungsmittel geschaffen:

- Nahrungsergänzungsmittel gelten juristisch als Lebensmittel.

Daher dürfen sie keine Angaben enthalten, die auf eine heilende Wirkung hinweist, oder sonstige Wirkungen verspricht. Diese Angaben sind den Arzneimitteln vorbehalten, die besonderen Kontroll- und Zulassungsverfahren unterzogen werden. Die frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel umgehen hingegen diese Verfahren. Einige Nahrungsergänzungsmittel sind in ihrer Zusammensetzung identisch mit vergleichbaren, hoch dosierten Arzneimitteln. Bei einer Selbstmedikation sind daher mögliche Überdosierungen zu beachten. Sofern der Verbraucher weitere Medikamente einnehmen muss, können Wechselwirkungen eintreten. Diese sind jedoch bei weitem nicht immer erforscht und bekannt.

Ferner können sich die Nahrungsergänzungsmittel qualitativ erheblich voneinander unterscheiden. Vor unseriösen Anbietern, die zumeist über das Internet, Verkaufsveranstaltungen und Haustürgeschäften ihre Produkte anbieten, wird gewarnt, da diese durch die amtliche Lebensmittelüberwachung schwer kontrollierbar sind. Bisher konnten bereits unzulässige Aussagen hinsichtlich der Inhaltsstoffe und der Zusammensetzung festgestellt werden.

- Nahrungsergänzungsmittel müssen den Hinweis angeben, dass sie nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung verwendet werden sollten. Sie dürfen keinen Hinweis liefern, indem behauptet oder unterstellt wird, dass bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung im Allgemeinen die Zufuhr angemessener Nährstoffmengen nicht möglich sei.

- Die Nahrungsergänzungsmittelverordnung enthält eine so genannte „Positivliste“, in der vorgegeben wird, welche Stoffe bei der Herstellung der Nahrungsergänzungsmittel verwendet werden dürfen. Insbesondere sind dies folgende Vitamine:
- Vitamin A
- Vitamin D
- Vitamin E
- Vitamin K
- Vitamin B1
- Vitamin B2
- Niacin (Vitamin B3)
- Pantothensäure
- Vitamin B6
- Folsäure
- Vitamin B12
- Biotin
- Vitamin C

Des Weiteren dürfen folgende Mineralstoffe verwendet werden:

- Calcium
- Magnesium
- Natrium
- Kalium
- Chlor
- Phosphor

Als Spurenelemente dürfen

- Eisen
- Chrom
- Fluor
- Jod
- Kupfer
- Zink
- Mangan
- Selen
- Molybdän

zur Herstellung verwendet werden

Andere Substanzen dürfen noch bis zum 31. Dezember 2009 verwendet werden, wenn sie innerhalb der Europäischen Gemeinschaft seit dem 12. Juli 2002 Anwendung finden, oder wenn eine besondere Antragsstellung für diesen Stoff erfolgt.

[13, 20]

2.2 Für welche Personen sind Nahrungsergänzungsmittel geeignet?

Unabhängige und seriöse Wissenschaftler bestätigen durchweg, dass ein Nährstoffmangel in unseren Breitengraden sehr selten sei. Obwohl laut den Statistiken des deutschen Gesundheitsministeriums die Bundesbürger eher zuviel Vitamine zu sich nehmen, halten sich Thesen aufrecht, nach denen bei einigen Bevölkerungsgruppen der Nährstoffbedarf erhöht wäre, bzw. ein erhöhtes Risiko für einen Nährstoffmangel bestünde. Zu diesen Gruppen sollen folgende Personen zählen:

Schwangere und stillende Frauen

Senioren

Kleinkinder und Teenager

Raucher

Personen mit hohem Alkoholkonsum

Personen, die sich einseitig ernähren

Personen unter Stress

Chronisch kranke Personen

a.) Schwangere und stillende Frauen

Der Nährstoffbedarf ist zwar erhöht, kann aber zumeist durch die Ernährung abgedeckt werden. Nicht zuletzt durch die Heißhungerattacken in der Schwangerschaft veranlasst der Körper die Auffüllung seines Nährstoffdepots. Hingegen können zusätzliche Vitamingaben in der Schwangerschaft gefährlich sein, und Missbildungen beim Kind verursachen (z.B. Vitamin A und D), sowie Zwillingsgeburten verursachen (durch Folsäure).

b.) Senioren

Vorab sollte vor Augen gehalten werden, dass es sich beim Altern nicht um eine Krankheit oder um eine Mangelerscheinung, sondern um einen natürlichen Prozess handelt. Ein alterstypischer Vitaminmangel existiert gemäß der Fachliteratur nicht, und ist hierzulande sehr selten. Lediglich bei Bewohnern von Pflege- oder Altenheimen wurden Mangelerscheinungen beobachtet. Diese stammten von einer Malabsorption (verschlechterte Aufnahmefähigkeit) oder von einer verringerten Vitaminkonzentration der Nahrung. Dem entsprechend lautete der Rat der Fachleute, dass die Fehl- oder Mangelernährung gezielt zu beseitigen ist. Hierbei ist ein möglicher Vitamin-B12-Mangel hervorzuheben. Dieser sollte nicht durch Selbstmedikation behandelt werden, da dadurch z.B. eine perniziöse Anämie (Blutarmut) unentdeckt bleiben, und schwere Nervenschäden auftreten könnten.

Vielfach werden ältere Menschen mit so genannten „Geriatrika“ gegen das Älterwerden behandelt. Diese werden in den „Arzneimittel-Richtlinien“ als wirkungslos bezeichnet.

c.) Kleinkinder und Teenager

Bei ausgewogener und abwechslungsreicher Ernährung dürfte selbst während des Wachstums kein Mangel auftreten.

d. ) Raucher

Die These, dass Raucher einen erhöhten Vitaminbedarf haben, entstand durch die Beobachtung, dass der Vitaminspiegel (insbesondere des Vitamin E) im Blut bei Rauchern vermindert war. Studien haben jedoch belegt, dass die Zufuhr der antioxidativen Vitamine A, Beta-Carotin und E zu erhöhten Lungenkrebsraten führte. Der verminderte Vitaminspiegel ist also ein körpergesteuerter Schutzmechanismus (s. Kap. 3.4 und Kap. 3.6.1).

e.) Personen mit erhöhtem Alkoholkonsum

Starker Alkoholkonsum greift erheblich in den Stoffwechsel ein. Bei Alkoholkranken ist die Versorgung mit B- und D-Vitaminen gestört. Ferner leiden viele unter Vitamin-C-Mangel. Es ist bei diesen Personenkreisen jedoch häufig zu beobachten, dass deren Ernährungsgewohnheiten sehr einseitig, und arm an pflanzlicher Kost sind.

f.) Personen, die sich einseitig ernähren

Personen, die strenge Diäten einhalten, sind in dieser Gruppe einbezogen. Durch diese Fehl- oder Mangelernährungen können Unterversorgungen auftreten. Nahrungsergänzungsmittel können kurzfristig einen Ausgleich schaffen.

g.) Personen unter Stress, einschließlich Sportler

Sport und Stress erhöhen den Nährstoffbedarf. Üblicherweise kann dieser jedoch durch die Nahrung gedeckt werden, sofern keine gleichzeitige Diät durchgeführt wird. Einige B-Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente werden durch den Sportlern über den Schweiß ausgeschieden, und müssen ersetzt werden. In der Regel reichen isotonische Getränke oder Apfelschorle hierfür aus.

h.) Chronisch kranke Personen

Je nach Art der Krankheit können Mangelerscheinungen auftreten. Diese gehören aber dringend in ärztlicher Obhut. So können bei bestimmten Infektionen die Symptome durch Einnahme von Vitaminen verschlimmert werden. Einige Erreger können diese Nährstoffe zur Vermehrung nutzen. Ähnliche Erscheinungen gibt es bei Tumor- und Krebserkrankungen, bei denen Nährstoffgaben zur Vergrößerung der Wucherungen beitragen können.

In den meisten Fällen reicht die viel zitierte ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung zur Deckung des Nährstoffbedarfs aus. Selbst ein verminderter Vitaminspiegel im Blut muss nicht zwangsläufig auf einen Mangel hinweisen. Es kann sich auch durchaus um eine Schutzreaktion des Körpers gegen größere Risiken handeln (s. Kap. 3.4).

[2, 5, 10, 11, 20]

Unter den Nahrungsergänzungsmittel werden überwiegend Präparate verstanden, die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. In der „Positivliste“ der Nahrungsergänzungsmittelverordnung sind darüber hinaus ausschließlich diese Substanzen aufgeführt. Daher werden in den folgenden Kapiteln die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in Bezug auf die Nahrungsmittelergänzung beschrieben.

3. Vitamine

Insbesondere die Geschichte der Vitamine ist eine Geschichte der Irrtümer und Fehlinterpretationen. Kaum eine andere Substanz wird in einem derartigen Umfang als „Wundermittel“ bezeichnet. Die wenigsten Verbraucher und Ärzte sind sich jedoch bewusst, dass auch die Vitamine nicht unerhebliche Nebenwirkungen erzeugen können.

3.1 Die Entdeckung der ersten Vitamine

Bereits im 18. Jahrhundert wurde bekannt, dass sich die unter Seeleuten verbreitete Erkrankung Skorbut durch Zitrusfrüchte behandeln und vermeiden ließ. 1928 konnte das Vitamin C (bzw. die Ascorbinsäure), dem dieser Schutzeffekt zugesprochen wurde, durch den ungarischen Biochemiker Albert von Szent-György isoliert werden.

Ende des 19. Jahrhunderts beobachtete der niederländische Arzt Christiaan Eijkmann, das Hühner, an denen polierter Reis verfüttert wurde, an Beriberi erkrankten. Die Hühner, die ungeschälten Reis bekamen, blieben hingegen gesund. Daraus resultierte die Vermutung, dass die Schutzsubstanz gegen Beriberi in den Reishüllen stecken müsste. 1926 gelang die Isolation dieses Stoffes, dem später die Bezeichnung „Vitamin B1“ gegeben wurde.

Anmerkungen:

Mittlerweile verdichten sich die Hinweise darauf, dass ein Schimmelpilzgift für die Erkrankung an Beriberi verantwortlich sei. Die hygienischen Zustände in der Reismühle und die Lagerungsbedingungen sollen das Wachstum dieses Pilzes begünstigt haben. Für diese Theorie spräche beispielsweise, dass spezifische Grundnahrungsmittel anderer Regionen (z.B. Weizenmehl) noch weniger Vitamin B1 als der polierte Reis enthielten. In diesen Regionen trat die Krankheit jedoch nicht auf. Im Übrigen ist auch die Muttermilch vergleichsweise arm an Vitamin B1, wobei diese aber bisher nicht als Mangelverursacher in Erscheinung trat. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass Vitamin B1 ein wirksames Gegenmittel gegen das Beriberi verursachende Pilzgift sei. Dadurch könnte sich die Schutzwirkung der vitaminreicheren Reishüllen gegen Beriberi erklären [7].

Die Entdeckungen vieler weiterer Vitamine folgten einem ähnlichen Ablauf. Zunächst vermutete man bei einigen Krankheitssymptomen ernährungsbedingte Mangelerscheinungen. Durch Tierversuche, bei denen sich diese Symptome durch die Gabe von bestimmten Nahrungsmittelbestandteilen behandeln ließen, wurden diese Vermutungen bestätigt. Danach erfolgte die Einkreisung der Wirkstoffe aus den Nahrungsmitteln, bei denen eine Linderung beobachtet wurde. Anschließend wurden die Substanzen isoliert.

[2, 3, 7]

3.2 Definition der Vitamine

Vitamine sind organische Verbindungen, die in kleinsten Mengen der Aufrechterhaltung des Stoffwechsels dienen, und deren Fehlen Mangelsymptome hervorruft. Einige Vitamine werden als Vitaminvorstufen (Provitamine) aufgenommen, und im Organismus als Vitamine verwertet. Üblicherweise werden sie aufgrund ihrer Eigenschaften in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine eingeteilt. Nach der veralteten Definition kann der menschliche Organismus die Vitamine nicht selbst synthetisieren, so dass sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Mittlerweile ist aber bekannt, dass der Körper die Vitamine Niacin, Biotin, Vitamin B12, D, K und Q10 sehr wohl selbst herstellen kann.

[2, 18, 19]

3.3 Antioxidantien und Radikale

Antioxidantien sind leicht oxidierbare Substanzen, die andere Stoffe vor unerwünschter Oxidation (z.B. Autoxidationen in Lebensmitteln) schützen, indem sie Radikale abfangen. In der Lebensmittelindustrie werden die Vitamine A, C und E häufig als Antioxidationsmittel verwendet.

Radikale sind Moleküle, Atome und Ionen, die ungepaarte Elektronen enthalten. Um einen Ladungsausgleich zu erzielen, entreißen diese Radikale die benötigten Elektronen aus anderen Molekülen, Atomen und Ionen, welche anschließend ihrerseits einen Ladungsausgleich erzielen wollen. Diese Stoffe werden somit selbst zu Radikale. Dadurch entsteht die Radikal-Kettenreaktion. Radikale sind reaktionsfreudig und teilweise sehr aggressiv. Sie können die Körperzellen und einzelne Gene stark schädigen. Somit stehen die Radikale in Verdacht, Krankheiten, wie z. B. Krebs, auslösen zu können. Allerdings sind Radikale auch nützlich, z.B. für die Energiegewinnung des Körpers.

Die Wirkung der Antioxidantien beruht darauf, dass sie die Radikale schneller abfangen, als dies andere Substanzen können. Sie halten die Radikal-Kettenreaktion auf.

Zu den Substanzen und Faktoren, die zu Radikalbildungen führen können, zählen beispielsweise Schwermetalle, Sauerstoff, Stickstoffoxide und Strahlungen. Aber auch Antioxidantien können Radikalbildungen hervorrufen, sofern sie im Überfluss aufgenommen werden. Bei einer Überdosierung kann sich deren Wirkung demnach umkehren. Die Radikalfänger verwandeln sich dann selbst in Radikale. Aus diesem Grund wird bei der Herstellung von Lebensmitteln darauf geachtet, eine Überdosierung von Antioxidantien zu vermeiden.

Beispiele für die Autoxidation durch (Sauerstoff-) Radikale sind das Braunwerden von angeschnittenen Kartoffeln und Äpfeln und das Ranzigwerden von Fetten.

Natürliche Antioxidantien, die den Lebensmitteln als Vitamine zugesetzt werden, sind z.B.:

- Tocopherole (Vitamin E). Sie werden überwiegend tierischen Fetten, Wurst, Margarine und Milchpulver zugesetzt. In pflanzlichen Ölen sind sie von Natur aus reichlich vorhanden. Bei zu hoher Konzentration (über 500 mg/kg) schlägt die Wirkung um, und das Antioxidanz wird selbst zum Radikal. Als Toxizitätsgrenze (gemäß WHO-Angabe) wurden 0,15 – 2 mg pro kg Körpergewicht festgelegt.
- L-Ascorbinsäure (Vitamin C). Einsatz zur Hemmung der enzymatischen Bräunung bei Obst und Kartoffeln, Stabilisierung, Farb- und Aromaerhaltung bei Fruchtsaftgetränken, Limonaden, Fleisch- und Wurstwaren, Fette. Die Toxizitätsgrenze liegt bei 0 – 15 mg pro kg Körpergewicht. Bei Anwesenheit von natürlichem Vitamin C liegt sie bei 0 – 1,25 mg pro kg Körpergewicht.
- Carotinoide (Vitamin A). Zur Färbung und Farberhaltung von Fruchtsaftgetränken und Limonaden, Margarine. Schutz vor Autoxidation von Fetten und fetthaltigen Produkten.
Ein synthetisches Antioxidationsmittel mit vitaminartiger Bezeichnung ist z. B. die D-Ascorbinsäure. Die Wirkung und die Anwendung sind der L-Ascorbinsäure ähnlich. Die Vitamin-C-Wirkung ist aber sehr gering. Die Toxizitätsgrenze liegt bei 0 – 5 mg pro kg Körper-gewicht.

[7, 18, 19]

3.4 Der gefährliche Irrtum: Wir leiden unter Vitaminmangel

Einige Vitamine finden in der Lebensmittelproduktion Verwendung als Zusatzstoffe. Aus technologischen Gründen werden sie zahlreichen Lebensmitteln als Farbstoffe, als Konservierungsstoffe, zur Fleischumrötung, als Antioxidantien und zur Verbesserung der maschinellen Bearbeitbarkeit zugesetzt. Die Liebhaber von Fastfood werden, zumindest hinsichtlich einiger Vitamine, gut versorgt.

Ferner werden einige Lebensmittel, die bisher als ungesund, vitaminarm und vitaminzehrend galten, durch Vitaminzugaben aufgewertet. Somit scheinen mittlerweile Eltern ihren Kindern beruhigt Süßigkeiten und Limonaden verabreichen zu können. Die weit verbreitete Ansicht, dass der Körper für die Verstoffwechselung von Zucker Vitamin B1 verbrauche, konnte von Forschern widerlegt werden. Der Organismus verwendet für den Zuckerabbau zwar Vitamin B1, bereitet es aber wieder auf, und gibt es dem Körper zurück. Ferner werden wir durch Getreideprodukte und Fleisch mehr als ausreichend mit Vitamin B1 versorgt.

Bioprodukte werden teilweise mit zusätzlichen Vitaminen ausgestattet, und bei den Rohstoffen wird durch Anzüchtung ein höherer Vitamingehalt angestrebt. Dadurch soll deren ernährungsphysiologischer Vorsprung vor den konventionellen Produkten untermauert werden.

Hautcremes werden mit Vitaminen angereichert, die durch die Haut aufgenommen werden können. Mit Vitaminen versetzte Textilien, die ihre wertvolle Fracht an die Haut abgeben, wurden bereits entwickelt. Alle diese Produkte finden insbesondere bei den Personen ihren Absatz, die sich ohnehin bereits gesundheitsbewußt ernähren, und mit der morgendlichen Vitaminpille den Tag beginnen.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Obst und Gemüse ist in Deutschland in den letzten Jahren, entgegen der langläufigen Meinung, nicht gesunken. Der Verbrauch von Fleisch und Wurstwaren ist mehr als ausreichend. Durch verbesserte Lagerungs- und Transport-bedingungen ist eine ganzjährige Versorgung mit Frischwaren möglich.

Vor ein paar Jahren grassierten Meldungen, dass im Laufe der Zeit die Vitamingehalte im Obst dramatisch abgenommen hätten. Bei näherer Betrachtung erwiesen sich diese Meldungen schlichtweg als falsch, da z. B. Äpfel aus Norddeutschland mit denen aus Süddeutschland (und umgekehrt) verglichen wurden. Ferner wurden die Analysenmethoden stets verbessert. Seit rund 20 Jahren haben sich die Vitaminkonzentrationen im Obst und Gemüse tatsächlich kaum geändert. In einigen Fällen sind sie durch spezielle Düngemaßnahmen sogar gestiegen. Durch verbesserte Viehmastverfahren konnten die Vitaminanteile im Fleisch ebenfalls angehoben werden.

[...]

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Details

Title
Nahrungsergänzungsmittel! Sinnvoll oder gefährlich?
Author
Year
2006
Pages
50
Catalog Number
V51485
ISBN (eBook)
9783638474436
ISBN (Book)
9783638806596
File size
643 KB
Language
German
Notes
In dieser Arbeit werden nicht nur die Funktionen, Wirkungen und Vorkommen von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen dargestellt. Insbesondere die Risiken und Nebenwirkungen, die teilweise zu schwersten Erkrankungen und sogar zum Tode führen können, werden aufgeführt. Ferner wird beschrieben, wie weit die Verbraucher tatsächlich von den befürchteten Nahrstoffmängel bedroht sind. Zusätzlich werden die Irrtümer, die sich insbesondere um Vitamine ranken, aufgedeckt.
Keywords
Nahrungsergänzungsmittel, Sinnvoll
Quote paper
Dipl.-Ing. Olaf Czitrich (Author), 2006, Nahrungsergänzungsmittel! Sinnvoll oder gefährlich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51485

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