Wirtschaftlichkeitsanalyse einer Programmerweiterung eines mittelständischen Produktionsunternehmens


Diplomarbeit, 2004

79 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

MANAGEMENT SUMMARY

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

FORMELVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG
1.1 Unternehmenspräsentation XXX GmbH & Co KG
1.2 Basisinformationen zur Schmuckurne

2. TECHNISCHE MACHBARKEITSANALYSE
2.1 Gesetzliche Vorgaben
2.2 Erzeugnisentwicklung
2.2.1 Erzeugniskonkretisierung
2.2.2 Erzeugnisgestaltung
2.3 Rechtsschutz

3. MARKTANALYSE
3.1 Bevölkerungsentwicklung
3.2 Nachfrage Veränderungen
3.3 Politische Veränderungen
3.4 Marktvolumen für keramische Schmuckurnen
3.5 Vertriebswege in Deutschland
3.6 Kundenanalyse
3.6.1 Der Großhandel
3.6.2 Bestattungsinstitute
3.7 Besonderheiten des Urnenmarktes
3.8 Zusatzmärkte
3.8.1 Erinnerungsstücke
3.8.2 Seeurnen
3.8.3 Tierurnen
3.9 Wettbewerbsumfeld
3.9.1 Konkurrentenbestimmung
3.9.2 Produkte
3.9.3 Markteintrittsbarrieren
3.9.4 Strategische Wettbewerbsreaktion

4. PORTFOLIOANALYSE

5. BREAK EVEN ANALYSE
5.1 Variable Kosten
5.1.1 Herstellkosten
5.1.2 Logistikkosten
5.1.2.1 Logistikkosten bei indirekter Lieferung
5.1.2.2 Logistikkosten bei direkter Lieferung
5.2 Fixe Kosten
5.3 Erlöse
5.3.1 Marktpreis bei indirekter Lieferung
5.3.2 Marktpreis bei direkter Lieferung
5.4 Ergebnis Break Even
5.4.1 Break Even bei indirekter Lieferung
5.4.2 Break Even bei direkter Lieferung
5.5 Sensitivitätsanalyse
5.5.1 Best Case/Worst Case indirekte Lieferung
5.5.2 Best Case/Worst Case direkte Lieferung
5.6 Preisstrategie

6. OPERATIVE RISIKOBETRACHTUNG
6.1 Risikoidentifikation und Bewertung
6.1.1 Interne Risikoidentifikation und Bewertung
6.1.2 Externe Risikoidentifikation und Bewertung
6.1.3 Risikomatrix
6.2 Risikosteuerung
6.3 Risikoüberwachung und Kontrolle

7. EINGLIEDERUNG IN DIE BETRIEBSORGANISATION
7.1 Aufbauorganisation
7.2 Ablauforganisation
7.2.1 Organisationsgrad
7.2.2 Technische Ausstattung
7.3 Anforderungen an Mitarbeiter

8. FAZIT UND AUSBLICK

LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

ANLAGEN

1. Management Summary

Wachstum, Gewinn und Sicherung der Überlebensfähigkeit sind die Kernziele eines jeden Unternehmens. Es stellt sich aber die Frage, wie diese Ziele im Rahmen einer zunehmenden Globalisierung des Wettbewerbs erreicht werden können. Eine mögliche Vorgehensweise stellt die kontinuierliche Ausrichtung auf neue Produkte dar.

Die Bedeutung von Produktinnovationen wird durch die Tatsache unterstrichen, dass Industrieunternehmungen ca. 20-30% ihres Umsatzes mit Produkten erzielen, die noch nicht länger als fünf Jahre auf dem Markt sind. Als Innovationsführer wollen sie u.a. sowohl kurzfristig von ihrem temporären Monopol als auch langfristig von dem Aufbau von Marktzutrittsbarrieren profitieren. Dabei stellt die Rolle des Pioniers nicht automatisch eine Erfolgsgarantie per se dar.

Die Art und Weise der Entstehung solcher Produkte ist für den Markterfolg letztendlich von besonderer Bedeutung. Es kommt weniger darauf an, eigene Entwicklungen anzubieten. Vielmehr ist die Entwicklung neuer Produkte an den Nachfragewünschen der Kunden auszurichten. Dass diese Wünsche aber im Rahmen von Produktinnovationen nur unzureichend berücksichtigt werden, zeigt die hohe Flop-Rate von etwa 30-50% der auf dem Markt neu eingeführten Produkte.

Diese Arbeit soll deshalb einem Unternehmen der keramischen Industrie folgende Frage beantworten:

- Ist es möglich, Urnen aus Keramik erfolgreich auf dem deutschen Markt anzubieten?

Inhalt dieser Arbeit ist es, den Komplex einer Wirtschaftlichkeitsanalyse zur Lancierung eines neuen Produktes an einem Praxisbeispiel der Firma XXX Keramik GmbH & Co KG darzustellen. Dabei werden besonders die Chancen und Risiken für die Produktpalette und das Unternehmen erörtert. Die Arbeit erstreckt sich von der Idee über Markt- und Produktanalysen bis zu einer Risikobetrachtung. Es werden alle Phasen detailliert beschrieben und Methoden zur Lösung der phasenspezifischen Probleme genannt.

Um einen Lancierungsprozess erfolgreich durchführen zu können, bedarf es des Zusammenwirkens vieler Stellen innerhalb und zunehmend auch außerhalb der Unternehmung. Ein derart komplexer Vorgang kann aber nur dann effizient ablaufen, wenn möglichst wenig Reibungsverluste zwischen den beteiligten Stellen auftreten.

Deshalb bildet neben dem eigentlichen Analyseprozess die mögliche organisatorische Verankerung des Produktes in der Unternehmung den zweiten Schwerpunkt der Arbeit. Es werden die Anforderungen des neuen Produktes an die Organisationsstruktur dargestellt.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Luftaufnahme der Firma XXX

Abbildung 2: Aschenkapsel nach DIN

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung Deutschland bis

Abbildung 4: Trend der Feuerbestattung

Abbildung 5: Produktportfolio Fa. XXX Keramik

Abbildung 6: Break Even Punkt bei indirekter Lieferung im Best Case und Worst Case

Abbildung 7: Break Even Punkt bei direkter Lieferung im Best Case und Worst Case

Abbildung 8: Risikomatrix des Projektes Urne aus Keramik

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Entwicklung der Feuerbestattung

Tabelle 2: Herstellkosten der Schmuckurne

Tabelle 3:..Break Even Punkt bei indirekten Lieferung

Tabelle 4: Break Even bei Punkt bei indirekter Lieferung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Formelverzeichnis

Formel 1: Berechnung der Gesamtkosten

Formel 2: Berechung der Umsatzerlöse

Formel 3: Berechung des Break Even Punktes

Formel 4: Anwendung der Hochpreisstrategie

Formel 5: Anwendung der Niedrigpreisstrategie

1. Einleitung

„Jedes Jahr finden in Deutschland über 860.000 Beerdigungen statt. Davon sind 38% Urnenbestattungen.“[1] Das heißt, es werden ca. 325.000 Urnen für die Aufnahme der sterblichen Überreste unserer Mitmenschen benötigt.

Diese Idee erscheint im ersten Moment makaber, ist jedoch auf den zweiten Blick eine wirtschaftlich interessante Sache.

Die Herstellung von keramischen Urnen lässt zu Beginn folgende Vorteile vermuten:

- hohe Gewinnmargen
- Fixkostendegression durch bessere Auslastung der Produktion
- kostengünstige Entwicklung durch eigene Designabteilung

Allerdings gibt es auch einen Nachteil: Dem Produkt Urne wird allgemein mit Skepsis begegnet. Dies ist damit begründet, dass der Tod ein Tabuthema ist. Es entsteht automatisch eine gewisse Distanzhaltung. Doch genau darin besteht die Chance für die Firma XXX, da sich offensichtlich nur wenige mit dem Thema (und diesem Markt) auseinandersetzen möchten. Der in 1.2 ausgeführte geschichtliche Abriss soll zeigen, dass es sich hier keineswegs um ein moralisch gesehen problematisches Produkt handelt, sondern um ein Kulturgut, das sich über Tausende von Jahren entwickelt hat.

1.1 Unternehmenspräsentation Firma XXX GmbH & Co KG

Im Jahr 1928 wurde das Unternehmen XXX & Greulich als Großhandel für Porzellan und Haushaltswaren von Alois XXX und Fridolin Greulich in Schneeberg/Odenwald gegründet. Durch die schnelle Expansion des Unternehmens reichte die Lagerkapazität in Schneeberg nicht mehr aus und man verlegte den Standort Mitte der 30er- Jahre nach XXX, dem heutigen Firmensitz.

Nach dem 2. Weltkrieg lief das Großhandelsgeschäft nur schleppend, da der Markt hierfür sehr begrenzt war. Im Jahr 1954 wurde das Großhandelsgeschäft endgültig aufgegeben und mit der Produktion von Keramikübertöpfen begonnen. Im Handelsregister firmierte man unter dem jetzigen Namen XXX Keramik GmbH & Co KG.

Der Standort ist ungewöhnlich, weil sich die deutschen Tonvorkommen im Westerwald befinden und die meisten Wettbewerber sich auch dort angesiedelt haben. Sie haben deshalb eine bessere Wettbewerbs-position, da die Rohstoffkosten niedriger sind.

Nach stetigem Wachstum erreichte die Anzahl der Mitarbeiter Mitte der 70er- Jahre den Höhepunkt mit 600 Arbeitskräften, die sich bis heute auf ca. 350 reduzierte. Die hochautomatisierte Produktion erfolgt in XXX. Handwerkliche Artikel werden in Portugal hergestellt. Das Produktionsprogramm umfasst zur Zeit 1.800 verschiedene Dekor-kombinationen. Davon werden ca. 95% in Eigenproduktion hergestellt. Die tägliche Produktionsleistung beträgt ca. 60.000 Einzelartikel.

Als Keramikhersteller ist die Firma XXX GmbH & Co KG mit einem Jahresumsatz von ca. 35 Mio. € im Bereich Zierkeramik Marktführer in Europa.[2]

Der Vertrieb wird im Inland und in EU-Mitgliedsländern über Außendienstmitarbeiter abgewickelt, in klassischen Drittlandsgebieten, wie z.B. USA oder Australien, über Ländervertretungen. Der Export spielt eine immer wichtigere Rolle, da der Markt in Deutschland zunehmend gesättigt ist. Aufgrund des harten Verdrängungskampfes konnten 80% der Mitbewerber diesem nicht standhalten. Mit einem Exportanteil von ca. 40% ist man europäischer Marktführer auf dem Keramikmarkt. Wichtigstes Exportland ist Großbritannien.

Die Firma XXX GmbH & Co KG beliefert nur den Fachhandel, nicht die sogenannten Endverbraucherkunden.[3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.: 1 Luftaufnahme der Firma XXX[4]

Ein Beispiel für die ständigen Prozessoptimierungen ist die Einführung der Standardsoftware SAP R3 im Juli 2000. Diese ermöglicht heute einen äußerst effizienten Produktions- und Verwaltungsprozess.

Ein wesentlicher Anteil am Unternehmenserfolg ist die flexible Produktion nach Kundenwünschen. Das Ziel der eigenen Produktpalette ist es allerdings, Trends selbst zu setzen und diese zu begleiten. Das Aufspringen auf einen fahrenden Zug wird vermieden. Es soll immer ein gewisser Innovationsvorsprung bestehen. Um diesen Vorsprung zu halten, entstand die Idee Urnen aus Keramik herzustellen.

1.2 Basisinformationen zur Schmuckurne

Die Urne entstand in Verbindung mit der Feuerbestattung. Diese ist eine uralte und traditionsreiche Bestattungsform. Bereits 3000 Jahre vor Christus haben Einäscherungen stattgefunden. Im Römischen Reich war diese Bestattungsform sehr populär. Auch Caesar hat seinen Leichnam kremieren, so ist der Fachausdruck für das Einäschern, lassen. In vielen Religionen ist die Einäscherung auch heute noch die gebotene Bestattungsform.

Bei der Verbrennung bestehen religiöse Unterschiede. Bei orthodoxen Juden und Moslems ist die Verbrennung verboten. In allen anderen Religionen wird die Verbrennung befürwortet bzw. es ist die einzige Bestattungsform, wie z.B. im Buddhismus.[5]

Dem antiken Formenreichtum der Urne waren keine Grenzen gesetzt. Dies beweisen Funde in Mesopotamien, Ägypten und China.

In Europa, insbesondere in Deutschland, wurde die Feuerbestattung im Zuge der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts aus hygienischen Gründen wiedereingeführt. 1934 wurde sie in der Verfassung der traditionellen Erdbestattung gleichgestellt und 1963 von der katholischen Kirche anerkannt. Seither steigt die Zahl der Feuerbestattungen in Deutschland und Europa stetig an. Besonders in den östlichen und nördlichen Bundesländern erreicht der Anteil der Feuerbestattungen inzwischen über 50%.[6] Dies liegt an der protestantischen bzw. atheistischen Prägung.

Vorbehalte gegenüber der Feuerbestattung basieren meist auf Aberglauben oder Falschinformationen, da alle Krematorien strengen gesetzlichen Richtlinien unterliegen. Alle Vorgänge sind genau nachvollziehbar und kontrollierbar. So ist die Feuerbestattung heute eine moderne, hygienische und auch ökonomische Bestattungsform. Hier eine kurzer Ablauf einer Feuerbestattung:

Der Verstorbene wird vom Bestatter in das Krematorium gebracht. Hier erfolgt der computergesteuerte Verbrennungsvorgang. Die Einäscherung

ist eine Beschleunigung des natürlichen Auflösungsprozesses unter überwachten Bedingungen.

Wenn ein Verstorbener während seines Lebens Prothesen eingepflanzt bekommen hat, stellt dies kein Problem dar. Bei stählernen Hüftgelenken, Knochenbruchverbindungen und dergleichen ist die Umwelt nicht gefährdet, da diese meist aus rostfreiem Stahl oder Keramik hergestellt sind. Die Temperatur im Ofen ist zu niedrig um diese anzugreifen. Sie werden aus der Asche entfernt, bevor diese beigesetzt wird. Auch die Verbrennung des Sarges hat keine nennenswerte Auswirkung auf die Umwelt, wenn bei der Herstellung des Sarges – wie heute üblich – die Umweltvorschriften eingehalten werden.

Nach der Verbrennung wird die Asche maschinell in eine sog. Aschenkapsel gefüllt und luftdicht verschlossen. Auf dem Deckel wird der Name, Geburts- und Sterbedatum, sowie der Name des Krematoriums eingraviert. Eine Aschenkapsel selbst ist keine Urne. Sie wird deshalb in eine Überurne oder auch Schmuckurne gestellt. Genau solche Schmuckurnen möchte die Firma XXX herstellen. Aber nicht wie üblich aus Metall, Glas oder Stein, sondern aus Keramik.[7]

Der Bestatter führt dann die eigentliche Bestattung der Urne (das ist die Aschenkapsel plus Schmuckurne) durch. Dabei wird die Schmuckurne an Schnüren oder Ketten in die Erde hinabgelassen bzw. in die Urnenwand gestellt. Eine Bestattung außerhalb der gesetzlichen Ruhestätten, z.B. zu Hause im Garten, ist noch gesetzlich verboten , da sonst die Totenruhe nicht gewährleistet ist.

2. Technische Machbarkeitsanalyse

Der Begriff Produktionsprozess bezeichnet den Vorgang der Umwandlung von Einsatzgütern in Produkte im Rahmen einer Input-Output Beziehung. Darauf aufbauend stellt sich die Frage der Machbarkeit. Im Rahmen einer Machbarkeitsanalyse sind die internen und externen technischen Möglichkeiten zu untersuchen. Kriterien sind u.a.

- mögliche betriebsinterne Herstellungs-, Bearbeitungs- und Betriebsprozesse (Kompetenzen, Know How, technische Voraussetzungen)
- personelle Verfügbarkeit (Entwicklung, Herstellung, Betreuung)
- gegenwärtige technische Möglichkeiten (Systeme, Datentransfer, etc.)
- strategischer und operationeller Handlungsbedarf (Personal, Marketing, Produktpolitik, Finanzen, etc.)[8]

2.1 Gesetzliche Vorgaben

Für fast jedes Produkt gibt es gesetzliche Bestimmungen und Normungen. Für internationale Normen ist die bedeutendste Organisation die International Organisation for Standardization (ISO). Diese setzt sich aus verschiedenen nationalen Normenausschüssen zusammen. Für Deutschland ist dies der Deutsche Normenausschuss (DNA).[9]

Für das Projekt wesentliche Vorgaben betreffen die Aschenkapsel und die Schmuckurne selbst. Für die Aschenkapsel wurden vom Deutschen Normenausschuss Berlin entsprechende Vorgaben erstellt. Diese sind im Formblatt 3198 verfasst. Darin sind hauptsächlich hygienische und materialspezifische Eigenschaften der Aschenkapsel geregelt.

Wesentlich wichtiger aber ist die Bestattungsverordnung vom 01. März 2001 für Schmuckurnen. Danach muss eine Schmuckurne folgende Eigenschaften nach § 30 II, III BestV besitzen:

„(2) Überurnen zur Beisetzung von Urnen müssen so beschaffen sein, dass die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit des Bodens oder des Grundwassers nicht nachteilig verändert wird.

(3) Särge und Überurnen dürfen zur Bestattung oder Einäscherung nur angenommen werden, wenn der Hersteller durch Sachverständigengutachten nachweist, dass sie den vorstehenden Anforderungen entsprechen.“[10]

Um diese Eigenschaften gewährleisten zu können, muss ein Sach-verständigengutachten erstellt werden. Möglichkeiten bieten hier amtliche Prüfstellen, wie z.B. die Fachhochschule Koblenz, Fachbereich Werkstofftechnik Keramik. Darin werden u.a. Biegebruchfestigkeit und Zersetzbarkeit geprüft.

Mit Hilfe der Brenntemperatur und Brenndauer lassen sich die Eigen-schaften des Produktes in gewissem Rahmen verändern und falls erforderlich den gesetzlichen Anforderungen anpassen.

Prinzipiell sollte jedoch die für die Herstellung verwendete Keramik hinsichtlich der Umweltverträglichkeit unbedenklich sein, da die Hauptbestandteile Ton und Wasser biologischen Ursprungs sind. Weitere gesetzliche Vorschriften oder Normen bzgl. der Eigenschaften der Urne gibt es nicht.

Grundsätzlich bleibt aber die Frage, ob das Produkt Urne im Unternehmen XXX GmbH & Co KG herstellbar ist.

2.2 Erzeugnisentwicklung

Die Entwicklung ist die zweckgerichtete Auswertung und Anwendung von Forschungsergebnissen und Erfahrungen vor allem technischer und ökonomischer Art. Dabei besteht die Erzeugnisentwicklung aus zwei Schritten:

- Erzeugniskonkretisierung
- Erzeugnisgestaltung[11]

Die gegenwärtigen Erfahrungen in der Produktneuentwicklung der Firma XXX GmbH & Co KG belegen folg. Fakten

- 14,7% des Umsatzes wird mit kundenspezifischen Aufträgen getätigt (Sonderartikel).[12] Das bestehende Sortiment wird halbjährlich überprüft und optimiert. Dabei kommen immer neue Dekore und Formen hinzu bzw. fallen aus dem Programm heraus.
- Des weiteren besteht die Möglichkeit der Produktdiversifikation. Zur bisherigen Produktpalette gehört auch der sog. „Rumtopf“.[13] Wird dieser nur leicht modifiziert, entsteht eine Schmuckurne. Das Produkt Rumtopf kann somit als erster Anhaltspunkt der Entwicklung dienen.

Die Entwicklung von keramischen Schmuckurnen sollte für das Unternehmen XXX deshalb kein Problem darstellen.

2.2.1 Erzeugniskonkretisierung

In der Phase der Erzeugniskonkretisierung erfolgt die eigentliche Detaillierung des Endproduktes. Darin wird bestimmt, welche Funktionen vom Produkt im einzelnen erfüllt werden müssen, bzw. welche Kundenwünsche speziell zu befriedigen sind. Weiterhin treten fertigungstechnische Überlegungen in den Vordergrund.

Die Abmessungen der Schmuckurne müssen folgende Bedingungen erfüllen:

Das Innenmaß muss so groß sein, das die Aschenkapsel hinein passt. Eigentlich sollten alle Aschenkapseln in Deutschland dem Normen-ausschuss Berlin entsprechend gleich groß sein. Dies ist allerdings in der Praxis nicht der Fall und wird von einigen lokalen Bestattern bestätigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Aschenkapsel nach DIN[14]

Eine Auswertung der verschiedenen Aschenkapseln ergab folgende maximalen Maße:

- Höhe: 25cm
- Durchmesser: 16cm

Begründet werden die Abweichungen mit verschieden Lieferanten der Kapseln. Aus diesem Grund muss die Schmuckurne in ihren Innen-massen ein gewisses Polster besitzen. Eine sinnvolle Toleranz wäre 2 cm in der Höhe und mindestens 2 cm im Durchmesser.

Die Schmuckurne darf in der Höhe nicht größer sein als 31cm und im Durchmesser maximal 22cm.

Dies liegt in der späteren Verwendung in sog. Kolumbarien = Urnen-wänden. Darin sollen pro Fach mindestens zwei Schmuckurnen Platz finden.

Das Endprodukt sollte so konzipiert sein, das es sich möglichst positiv von der Konkurrenz unterscheidet. Weiterhin müssen entscheidende technische Vorteile für den Bestatter entstehen. Er ist derjenige, der mit dem Produkt tagtäglich umgehen muss.

Die Hinterbliebenen wählen die Schmuckurne nach optischen Kriterien aus, für Bestatter jedoch sind technische bzw. handling Kriterien ausschlaggebend. Daraus ergibt sich für die Prototypen Entwicklung das Ziel der Kundenorientierung. Aus diversen Gesprächen mit lokalen Bestattungsinstituten ergaben sich folgende bestehende Eigenschaften, wie auch Verbesserungswünsche:

Die Schmuckurne sollte:

- nur zwei statt drei Löcher zur Befestigung der Schnüre besitzen. Dies erleichtert die Handhabung.
- Die Schnüren sollten Bestandteil des Lieferumfangs sein. Diese müssen die Bestatter teilweise extra bestellen.
- Die endgültige Schmuckurne hat mit Aschenkapsel ein Gewicht von ca. 5,8 KG. Deshalb sollten die Schnüre nicht zu dünn sein.

2.2.2 Erzeugnisgestaltung

Die Erzeugnisgestaltung schließt sich der Entwicklung unmittelbar an. Hier werden Überlegungen gestalterisch konkretisiert.

Dabei ist die Farb- und Formwahl ein entscheidender Faktor für den späteren Erfolg des Produktes.[15]

Wie aus dem Produktprogramm von anderen Herstellern, z.B. Metallurnen ersichtlich ist, besteht in der Farbwahl keine Einschränkung. Es ist kein Trend zu bestimmten Farben zu erkennen. Allgemein gilt auch in dieser Branche, dass sich aktuelle Modefarben auch leichter verkaufen lassen.

Die Anzahl der am Markt erhältlichen Formen beschränkt sich auf ca. 10 verschiedene. Nach diversen Gesprächen mit Bestattern, wie auch Großhändlern gibt es auch keine klare Tendenz zu bestimmten Formen.

Im Unternehmen gibt es eine eigene Designabteilung, die sich dann intensiv mit der zukünftigen Gestaltung des Produktes befassen muss. Deren Aufgabe ist es dann, ein sicheres Gefühl für zukünftige Trends zu entwickeln.

Weiter ist Anhand von Prospekten und Internetseiten ein erster Überblick über den Gesamtmarkt möglich. Besonders kreativ sind die Hersteller von Blechurnen. Weitere Ansatzpunkte über Form und Farbe bieten diverse Museen, wie z.B. das Museum für Sepulkralkultur in Berlin.[16]

Da das Ziel die Serienproduktion und nicht die Einzelfertigung ist, sollte bei der Form und Farbauswahl darauf geachtet werden, ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Äußerst moderne oder schrille Farben sind zu vermeiden, da diese keine hohen Absatzzahlen ermöglichen.

Zusammenfassung der Machbarkeit

Aufgrund der Erfahrungen in der absatzorientierten Produktionsan-passung und der betriebsinternen Prozesse, dürfte die Herstellung von keramischen Urnen für die Firma XXX Keramik eine lösbare Aufgabe darstellen.

[...]


[1] Steinhof, (1999), S. 84

[2] Zierkeramik: Bezeichnung für Vasen und Übertöpfe aus Keramik

[3] von Kessler, Gespräch vom 25.08.2003

[4] Quelle: Groner, (2002), Internetportal Fa. Scheurich

[5] Vgl. Wagner, (2001), S. 122

[6] Vgl. Lynch, (2002), S. 274

[7] Koch, Gespräch vom 04.08.2003

[8] Vgl. Schubert/Künting, (1981), S. 156

[9] Vgl. Anthony, (2003), Internetportal Deutsche Industrienorm

[10] Quelle: Bestattungsverordnung § 30 II, III

[11] Vgl. Jaspersen, (1995), S.337 ff

[12] von Kessler , Gespräch vom 13.10.2003

[13] Rumtopf: Gefäß zum Ansetzen eines Früchte-Rum Getränkes

[14] Quelle: Eigenaufnahme

[15] Vgl. Olfert, (1993), S. 187

[16] Vgl. Kücker, (1992), S. 28 ff

Ende der Leseprobe aus 79 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftlichkeitsanalyse einer Programmerweiterung eines mittelständischen Produktionsunternehmens
Hochschule
Hochschule Aschaffenburg
Note
2,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
79
Katalognummer
V51432
ISBN (eBook)
9783638474061
ISBN (Buch)
9783656796923
Dateigröße
792 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wachstum, Gewinn und Sicherung der Überlebensfähigkeit sind die Kernziele eines jeden Unternehmens. Es stellt sich aber die Frage, wie diese Ziele im Rahmen einer zunehmenden Globalisierung des Wettbewerbs erreicht werden können. Eine mögliche Vorgehensweise stellt die kontinuierliche Ausrichtung auf neue Produkte dar. Die Bedeutung von Produktinnovationen wird durch die Tatsache unterstrichen, dass Industrieunternehmungen ca. 20-30% ihres Umsatzes mit Produkten erzielen, die noch nicht läng
Schlagworte
Wirtschaftlichkeitsanalyse, Programmerweiterung, Produktionsunternehmens
Arbeit zitieren
Dipl. Betriebswirt (FH) Benjamin Knörzer (Autor:in), 2004, Wirtschaftlichkeitsanalyse einer Programmerweiterung eines mittelständischen Produktionsunternehmens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51432

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