Die weibliche Rolle in den Medien. Das Mädchen- und Frauenbild in deutschen Mädchen- und Frauenzeitschriften


Bachelorarbeit, 2018

181 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.2 Problemstellung und Ziel der Arbeit
1.3 Vorgehensweise
1.4 Aufbau der Arbeit

2 Forschungsstand
2.1 Mädchenzeitschriften
2.1.1 Die BRAVO GIRL!
2.1.2 Die MÄDCHEN
2.2 Frauenzeitschriften
2.2.1 Die InStyle
2.2.2 Die COSMOPOLITAN
2.2.3 Die Laviva
2.2.4 Die Brigitte WOMAN
2.3 Das weibliche Geschlecht im Rahmen des binären Geschlechtersystems
2.3.1 Gender und Geschlechterrollen
2.4 Geschlechterstereotype
2.4.1 Inhalte von Geschlechterstereotypen
2.4.1.1 Fremdzuschreibungen von Geschlechterstereotypen
2.4.1.2 Selbstzuschreibung von Geschlechterstereotypen
2.4.1.3 Entstehung und Merkmale von Geschlechterstereotypen
2.5 Medien als Sozialisationsinstanzen
2.6 Wie Medien „Frauen“ konstruieren
2.6.1 Die Darstellung der Frau in den Medien. Oder: Das Bild des Mannes von der Frau
2.7 Die weibliche Darstellung in Mädchen- und Frauenzeitschriften
2.7.1 Das Mädchenbild in Mädchenzeitschriften
2.7.1.1 Die enthaltenen Themen
2.7.1.2 Die dargestellten Rollen
2.7.1.3 Die Art der Darstellung
2.7.1.4 Die fotografische Darstellung
2.7.1.5 Sonstige Merkmale
2.7.1.6 Zusammenfassung
2.7.2 Das Frauenbild in Frauenzeitschriften
2.7.2.1 Die enthaltenen Themen
2.7.2.2 Die dargestellten Rollen
2.7.2.3 Die Art der Darstellung
2.7.2.4 Die fotografische Darstellung
2.7.2.5 Sonstige Merkmale
2.7.2.6 Zusammenfassung

3 Methodisches Vorgehen
3.1 Untersuchungsgegenstand und -methode
3.2 Definition der Analyseeinheit
3.3 Forschungsleitende Fragen
3.4 Hypothesen
3.4.1 Hypothesen zu den enthaltenen Themen
3.4.2 Hypothesen zu den dargestellten Rollen
3.4.3 Hypothesen zu der Art der Darstellung
3.4.4 Hypothesen zum Aussehen und zur fotografischen Darstellung
3.4.5 Hypothesen zu sonstigen Merkmalen
3.5 Kategorienbildung
3.6 Reliabilität

4 Ergebnisdarstellung
4.1 Auswertung
4.1.1 Die Auswertung der Mädchenzeitschriften
4.1.1.1 Die enthaltenen Themen
4.1.1.2 Die Art der Darstellung
4.1.1.3 Die fotografische Darstellung
4.1.1.4 Sonstige Merkmale
4.1.2 Die Auswertung der Zeitschriften für Frauen mittleren Alters
4.1.2.1 Die enthaltenen Themen
4.1.2.2 Die Art der Darstellung
4.1.2.3 Die fotografische Darstellung
4.1.2.4 Sonstige Merkmale
4.1.3 Die Auswertung der Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters
4.1.3.1 Die enthaltenen Themen
4.1.3.2 Die Art der Darstellung
4.1.3.3 Die fotografische Darstellung
4.1.3.4 Sonstige Merkmale
4.2 Interpretation
4.2.1 Die enthaltenen Themen
4.2.2 Die dargestellten Rollen
4.2.3 Die Art der Darstellung
4.2.4 Die fotografische Darstellung
4.2.5 Sonstige Merkmale
4.2.6 Zusammenfassung

5 Fazit und Ausblick

6 Literatur

7 Anhang

Anhang I: Codebuch

Anhang II: Codieranweisungen

Anhang III: Tabellen – Mädchenzeitschriften

Anhang IV: Tabellen – Zeitschriften für Frauen mittleren Alters

Anhang V: Tabellen – Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters

Anhang VI: Tabellen – zeitschriftengruppenübergreifend

Abstract

Im deutschsprachigen öffentlichen medialen Diskurs haben in den letzten Jahren immer wieder Themen Beachtung gefunden, die in Verbindung mit dem (weiblichen) Geschlecht stehen: feministische Bewegungen in der breiten Öffentlichkeit, die #Metoo-Debatte sowie die Einführung eines dritten Geschlechts. Die weibliche Rolle in unserer Gesellschaft durchlebt darüber hinaus seit Jahrzehnten einen Wandel hin zur geschlechtlichen Gleichberechtigung, der auch im Jahr 2018 noch nicht abgeschlossen ist.

Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist es daher, das Mädchen- und Frauenbild in aktuellen deutschen Mädchen- und Frauenzeitschriften zu bestimmen. Dazu wird folgende übergeordnete Forschungsfrage gestellt: Wie werden Mädchen und Frauen in Mädchen- und Frauenzeitschriften dargestellt und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich in den Mädchen- und Frauenbildern in Mädchenzeitschriften und Zeitschriften für Frauen mittleren sowie fortgeschrittenen Alters feststellen? Um die Forschungsfrage zu beantworten, ist eine quantitative Inhaltsanalyse der Beiträge der zwei auflagenstärksten Mädchenzeitschriften und der vier auflagenstärksten Frauenzeitschriften Deutschlands mit einem Untersuchungszeitraum von einem Jahr und in Verbindung mit einer offenen Erhebung mit anschließender Quantifizierung durchgeführt worden.

Die Analyse zeigt, dass das Themenspektrum in Mädchen- und Frauenzeitschriften homogen mit einer Tendenz zu traditionellen Frauenthemen (besonders in den Zeitschriften für die ältere Zielgruppe) ist und in allen Zeitschriften ähnliche Themenschwerpunkte gesetzt werden. Politische Themen sind in allen Zeitschriftengruppen kaum enthalten. Während Mädchen in Mädchenzeitschriften am häufigsten in ihrer Rolle als Partnerin zu einem Jungen dargestellt werden, werden Frauen in Frauenzeitschriften hauptsächlich in ihrer beruflichen Rolle beschrieben. An Mädchen werden zudem häufiger Rollenanforderungen in den Beiträgen gestellt als an Frauen. Mädchen wie auch Frauen werden in den Zeitschriften als eher aktive Handlungs- und Entscheidungsträgerinnen charakterisiert, die vorrangig einen hohen Grad an Wärme besitzen. In allen Zeitschriften wird ferner ein eindeutiges Schönheitsideal kommuniziert, das aus Makellosigkeit, Jugendlichkeit und Schlanksein besteht.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich das Mädchen- und Frauenbild in allen Zeitschriften als einseitig definieren lässt. Während das Thema Schule bzw. Beruf in Mädchenzeitschriften kaum enthalten ist, wird der (jungen) Frau in Frauenzeitschriften vorrangig die Rolle der Karrierefrau zugesprochen. Mädchen und Frauen werden als Personen beschrieben, die fast ausschließlich an Mode, Kosmetik, Lifestyle und Jungs bzw. Männer interessiert sind.

Genderhinweis

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in dieser Bachelorarbeit die gewohnte Sprachform des generischen Maskulinums bei personenbezogenen Pronomen und Substantiven verwendet. Diese Sprachform soll zum Zweck der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein und impliziert demnach keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts.

„ Während draußen die Welt Einmischung und politisches Engagement bräuchte, wird das Zuhause zum Flausch-Bunker hergerichtet.“

(Silke Burmeister)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auflagenstärkste Jugendzeitschrift Deutschlands, 1. Quartal 2018 (ebd.)

Abbildung 2: Titelseite der BRAVO GIRL!, Ausgabe 06/2018

Abbildung 3: Titelseite der MÄDCHEN, Ausgabe 06/2018

Abbildung 4: Auflagenstärkste Frauenzeitschriften Deutschlands, 4. Quartal 2017 (Statistik-Portal Statista 2018)

Abbildung 5: Titelseite der InStyle, Ausgabe 06/2018

Abbildung 6: Titelseite der COSMOPOLITAN, Ausgabe 06/2018

Abbildung 7: Titelseite der Laviva, Ausgabe 06/2018

Abbildung 8: Titelseite der Brigitte WOMAN, Ausgabe 06/2018

Abbildung 9: Taxonomie von Geschlechterstereotypen (vgl. Eckes 2008: 182)

Abbildung 10: Die Themen in Mädchenzeitschriften (Titelseite, Verzeichnis, Editorial) (eigene Darstellung)

Abbildung 11: Die Beitragsthemen in Mädchenzeitschriften (eigene Darstellung)

Abbildung 12: Gewicht der gezeigten Mädchen (eigene Darstellung)

Abbildung 13: Alter der gezeigten Mädchen (eigene Darstellung)

Abbildung 14: Sonstige Auffälligkeiten bei den gezeigten Mädchen (eigene Darstellung)

Abbildung 15: Die Themen in Zeitschriften für Frauen mittleren Alters (Titelseite, Verzeichnis, Editorial) (eigene Darstellung)

Abbildung 16: Die Beitragsthemen in Zeitschriften für Frauen mittleren Alters (eigene Darstellung)

Abbildung 17: Gewicht der gezeigten Frauen (eigene Darstellung)

Abbildung 18: Alter der gezeigten Frauen (eigene Darstellung)

Abbildung 19: Sonstige Auffälligkeiten bei den gezeigten Frauen (eigene Darstellung)

Abbildung 20: Die Themen in Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters (Titelseite, Verzeichnis, Editorial) (eigene Darstellung)

Abbildung 21: Die Beitragsthemen in Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters (eigene Darstellung)

Abbildung 22: Gewicht der gezeigten Frauen (eigene Darstellung)

Abbildung 23: Alter der gezeigten Frauen (eigene Darstellung)

Abbildung 24: Themen in „Aussehen“ in Mädchenzeitschriften (eigene Darstellung)

Abbildung 25: Kategorisierung der Beitragsthemen in Zeitschriften für Frauen mittleren Alters (eigene Darstellung)

Abbildung 26: Kategorisierung der Beitragsthemen in Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters (eigene Darstellung)

Abbildung 27: Zusammenhang zwischen der Beschreibung der Frau als aktive oder passive Handlungs- und Entscheidungsträgerin und ihrer Darstellung in einer romantischen Beziehung (eigene Darstellung)

Abbildung 28: Zusammenhang zwischen der Beschreibung der Frau als aktive oder passive Handlungs- und Entscheidungsträgerin und ihrer Darstellung in einer sexuellen Beziehung (eigene Darstellung)

Abbildung 29: Zusammenhang zwischen der Beschreibung der Frau als aktive oder passive Handlungs- und Entscheidungsträgerin und der Darstellung von Dimensionen der Geschlechterstereotype (eigene Darstellung)

Abbildung 30: Mittelwerte der Variable „Wir-Gefühl im Beitrag“ (eigene Darstellung)

1 Einleitung

Die Journalistin Silke Burmeister schrieb im Dezember 2017 in der Süddeutschen Zeitung: „Es ist ein Frauenbild, als säße Adolf Hitler unterm Tisch und mache Frauenpolitik. Während draußen die Welt Einmischung und politisches Engagement bräuchte, wird das Zuhause zum Flausch-Bunker hergerichtet.“ (Burmeister 2017) Mit dieser provokanten Aussage bezieht sie sich auf die Darstellung der Frau in deutschen Frauenzeitschriften – jedoch nicht etwa auf jene in Zeitschriften des vergangenen Jahrhunderts, sondern auf das Frauenbild in Frauenzeitschriften, die im Jahr 2017 im deutschen Handel erworben werden können. Und Burmeister ist mit ihrer Kritik nicht allein: Im Zuge feministischer Bewegungen, der Veränderung der gesellschaftlichen Rolle der Frau und anderer öffentlich diskutierten Debatten in den vergangenen Jahren lassen sich im Printsektor immer wieder Artikel in Tageszeitungen wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder in Magazinen wie dem SPIEGEL finden, die das Frauenbild in Frauenzeitschriften thematisieren und kritisieren.

1.2 Problemstellung und Ziel der Arbeit

Seit den 1970er Jahren bis heute beschäftigen sich zudem zahlreiche Studien immer wieder mit den Inhalten dieser so besonderen Zeitschriftengattung: Bereits im Namen wird die ausschließliche Konzentration auf das Geschlecht als Eigenschaft der Zielgruppendefinition deutlich. In keiner anderen journalistischen Gattung ist das Geschlecht als Abgrenzung der Zielgruppe so von Bedeutung wie in Frauenzeitschriften: Sie werden über das Geschlecht als Abweichung von der Norm definiert. (Neverla 1991: 264)

Dem Großteil der vorhandenen Studien zu dieser Thematik liegt jedoch nur eine geringe empirische Fallzahl zugrunde. Zu dem Mädchenbild in Mädchenzeitschriften existieren darüber hinaus nur sehr wenige Untersuchungen, da sich die meisten der vorhandenen Studien innerhalb dieses Themas mit dem Frauenbild in den auflagenstärksten Frauenzeitschriften (z.B. Brigitte, Petra) beschäftigen. Viele dieser Studien sind außerdem bereits in den 1990er und 2000er Jahren erschienen, womit ihre Aktualität durch den Wandel des Frauenbildes in der Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten angezweifelt werden kann. Die Forschungsmotivation dieser Arbeit liegt also darin, einen auf einer hohen Fallzahl begründeten umfassenden Überblick über das aktuelle Mädchen- und Frauenbild in deutschen Mädchen- und Frauenzeitschriften zu liefern. Ferner soll die noch bestehende Forschungslücke im Vergleich des Mädchenbildes zum Frauenbild in den unterschiedlichen Zeitschriften geschlossen werden.

Hierbei stellt sich die Frage, was diese Art der Zielgruppendefinition (über das Geschlecht) über die Themen und Inhalte in den in dieser Arbeit untersuchten Frauenzeitschriften aussagt. Welche Folgen hat eine solche Definition für deren Inhalte? Und welche Aussagen können daraus in Bezug auf das Frauenbild in diesem Medium getroffen werden? Diese und weitere Fragen führen zu dem Mittelpunkt der Analyse dieser Arbeit – der Forschungsfrage: Wie werden Mädchen und Frauen in Mädchen- und Frauenzeitschriften dargestellt und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich in den Mädchen- und Frauenbildern in Mädchenzeitschriften und in Zeitschriften für Frauen mittleren sowie fortgeschrittenen Alters feststellen?

Das Ziel dieser Arbeit ist es, diese übergeordnete Forschungsfrage mithilfe von zehn forschungsleitenden Fragen zu beantworten (s. Kapitel 3.3). Dabei werden die Themen und Inhalte in ausgewählten Mädchen- und Frauenzeitschriften untersucht und miteinander verglichen. Außerdem wird ein Blick auf die Darstellung von Geschlechterstereotypen und Rollendarstellungen der Mädchen und Frauen in diesen Zeitschriften geworfen. Zusätzlich wird analysiert, welche Anforderungen hierbei an die beschriebenen Mädchen und Frauen gestellt werden. Diese Aspekte in Mädchen- und Frauenzeitschriften werden darüber hinaus im Laufe dieser Arbeit zeitschriftengruppenübergreifend miteinander verglichen. Dadurch soll eine Aussage über die Unterschiede in den Inhalten, Themen und dem Mädchen- bzw. Frauenbild in den drei untersuchten Zeitschriftengruppen für Frauen unterschiedlichen Alters getroffen werden.

1.3 Vorgehensweise

Diese Aspekte werden anhand einer ausführlichen quantitativen Inhaltsanalyse der BRAVO GIRL! und der MÄDCHEN im Bereich der Mädchenzeitschriften, der InStyle und der COSMOPOLITAN als Zeitschriften für Frauen mittleren Alters und der Laviva und Brigitte WOMAN im Bereich der Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters analysiert. Als Untersuchungsgegenstand werden alle Ausgaben der sechs Zeitschriften aus dem Jahr 2017 ausgewählt. Die Methode der quantitativen Analyse wurde gewählt, um messbare Werte für einen Vergleich der Zeitschriftengruppen zu erhalten. Außerdem können die Inhalte der Beiträge so auf der Grundlage einer hohen Fallzahl untersucht werden, was eine solide empirische Grundlage für die Ergebnisse dieser Analyse schafft und die systematische Beschreibung der Inhalte möglich macht.

Darüber hinaus wird die fotografische Darstellung der gezeigten Mädchen und Frauen in den Zeitschriften mit einer offenen Erhebung untersucht, bei der die Beobachtungen zunächst notiert und im Anschluss daran klassifiziert und quantifiziert werden. Da das Aussehen und die körperlichen Merkmale von Personen grundsätzlich individuell sind, können im Vorfeld der Analyse aufgrund der geringen Anzahl von Literatur zum Aussehen der Frauen in Frauenzeitschriften keine Merkmalsausprägungen nach dem Schema der quantitativen Inhaltsanalyse festgelegt werden. Aus diesem Grund und um alle Aspekte der fotografischen Darstellung erfassen zu können, wurde hierbei die offene Erhebung als zweite Methode gewählt.

Die vorliegende Arbeit untersucht dabei ausschließlich das Mädchen- und Frauenbild im redaktionellen Teil der Zeitschriften; nicht aber im werblichen Teil (Anzeigen und bebilderte Produktplatzierungen). Es kann außerdem nicht auf alle möglichen Rollen, in denen Mädchen und Frauen dargestellt werden könnten, eingegangen werden. Deshalb wird sich hierbei auf die Rolle der Mutter, der Partnerin in einer sexuellen und romantischen Beziehung und auf die berufliche Rolle beschränkt. Diese vier Rollen wurden für diese Arbeit als relevant eingestuft, weil ihre Darstellung in bereits bestehenden Studien häufig als Erkenntnis festgestellt wurde. Ebenso wurde sich in der Untersuchung der enthaltenen Themen auf eine Auswahl von 16 Themen (s. Anhang I) beschränkt, die ebenfalls auf den bestehenden Forschungsstand zurückzuführen ist.

1.4 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in vier Bereiche: Den Forschungsstand, die Methodik, die Auswertung und die Interpretation der Ergebnisse. Zu Beginn dieser Arbeit wird im Forschungsstand dabei zunächst ein kurzer Überblick über den deutschen Markt für Frauenzeitschriften und die sechs in dieser Arbeit zu untersuchenden Zeitschriften gegeben. Anschließend wird auf Gender und Geschlechterrollen sowie auf Geschlechterstereotype im Allgemeinen eingegangen. Es folgt daraufhin ein Kapitel zu den Medien als Sozialisationsinstanzen, um die Relevanz von Mädchen- und Frauenzeitschriften innerhalb der Erlernung und Weitergabe von Geschlechterstereotypen und (Frauen-)Bildern aufzuzeigen. In Kapitel 2.6 wird kurz auf die Darstellung der Frau in den Medien im Allgemeinen eingegangen, bevor die bestehenden Studien und Untersuchungen zum Mädchen- und Frauenbild in Mädchen- und Frauenzeitschriften in Kapitel 2.7 ausführlich dargelegt werden. Dabei liegt der Fokus auf den enthaltenen Themen, den dargestellten Rollen, der (charakterlichen) Art der Darstellung der Frau sowie auf ihrer fotografischen Darstellung und sonstigen Merkmalen der Zeitschrift wie der Beitragsform und -funktion oder dem Werbeanteil.

Das daran anschließende Methodenkapitel enthält die Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes und der Methode, die Definition der Analyseeinheit sowie forschungsleitende Fragen und die zu prüfenden Hypothesen. Außerdem werden die Kategorienbildung und die Reliabilität der Untersuchung kurz dargelegt. Im Anschluss daran folgt die Ergebnisdarstellung, die sich in die Auswertung und die Interpretation der Ergebnisse der im Rahmen dieser Arbeit durchzuführenden Studie differenziert. Die Auswertung lässt sich hierbei in drei Unterkapitel teilen, bei denen je eines eine der drei Zeitschriftengruppen behandelt. In den Unterkapiteln selbst werden die Beschreibungen der jeweiligen Mädchen- und Frauenbilder ebenfalls nach den Bereichen gegliedert, die bereits in Kapitel 2.7 aufgestellt wurden. In der Interpretation, die nur nach den Bereichen (s. Kapitel 2.7) differenziert wird, werden die zuvor aufgestellten Hypothesen überprüft und somit die forschungsleitenden Fragen beantwortet. Das darauffolgende Fazit beantwortet die übergeordnete Forschungsfrage, indem es die Erkenntnisse dieser Arbeit abschließend zusammenfasst. Diese Arbeit wird hier außerdem kritisch reflektiert, bevor ein Ausblick auf mögliche weitere Forschung auf diesem Gebiet gegeben wird.

2 Forschungsstand

2.1 Mädchenzeitschriften

Mädchenzeitschriften werden als Jugendzeitschriften generell den Publikumszeitschriften zugeordnet, „deren Inhalt thematisch gar nicht oder nur so weit eingeschränkt ist, dass er auch von Nichtexperten verstanden wird. […] Sie bieten schwerpunktmäßig nicht Stoff, der der Bildung, sondern vielmehr solchen, der der Unterhaltung, der Lebenshilfe usw. dient.“ (Uenk 1977, 59)

Die Inhalte der Mädchenzeitschriften richten sich hauptsächlich an Mädchen und junge Frauen. Wenn in dieser Arbeit von Mädchenzeitschriften die Rede ist, sind Zeitschriften für Mädchen zwischen zwölf und 19 Jahren gemeint. Unter den zehn auflagenstärksten Jugendzeitschriften in Deutschland im ersten Quartal 2018 befinden sich fünf Zeitschriften für Mädchen und fünf Zeitschriften für Jugendliche, bei denen nicht nach Geschlecht differenziert wird (s. Abbildung 1). Der BRAVO-Ableger BRAVO GIRL! ist hierbei laut Statista mit 83.358 verkauften Exemplaren in diesem Quartal die meist gelesene Mädchenzeitschrift in Deutschland – die BRAVO selbst, die sich an junge Leser und Leserinnen richtet, gilt mit 92.304 verkauften Exemplaren als auflagenstärkste und somit meist gelesene Jugendzeitschrift Deutschlands (vgl. Statistik-Portal Statista 2018). Den zweiten Platz belegt die MÄDCHEN mit 76.902 verkauften Exemplaren. Jugendzeitschriften im Allgemeinen richten sich an Leser zwischen 13 und 19 Jahren. Das Zielgruppenalter der BRAVO GIRL! und MÄDCHEN jedoch variiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Auflagenstärkste Jugendzeitschrift Deutschlands, 1. Quartal 2018 (ebd.)

Wenngleich die Auflagenhöhe jeder der in Abbildung 1 dargestellten Jugendzeitschriften seit ihrer ersten Erscheinung stark zurückgegangen ist (so hat sich die verkaufte Auflage der MÄDCHEN von 1998 bis heute um knapp 78 Prozent, die Auflage der BRAVO GIRL! sogar um mehr als 87 Prozent verringert (vgl. IVW 2018)), zeugen die noch immer hohen Auflagen der Zeitschriften auf die hohe Relevanz, die sie bei den Rezipientinnen der Inhalte aufweisen.

Die Zeitschriften (BRAVO GIRL! und MÄDCHEN) stellen als auflagenstärkste Zeitschriften die repräsentativen Vertreter aller Zeitschriften für Mädchen bzw. junge Frauen dar, weshalb ausschließlich diese beiden im Folgenden analysiert und näher betrachtet werden.

2.1.1 Die BRAVO GIRL!

Die BRAVO GIRL!, die seit 1982 – zunächst in einem zweiwöchigen Rhythmus – vertrieben wird, erscheint vierwöchentlich bei der Bauer Media Group und ist Deutschlands auflagenstärkste Mädchenzeitschrift. Mit ihrem Claim „Immer für Dich da!“ erreicht sie Leserinnen zwischen zwölf und 17 Jahren; der Einzelpreis beträgt 2,20 Euro. Die Bauer Media Group selbst definiert die Zeitschrift als „Orientierung beim Erwachsenwerden“:

„BRAVO GIRL! ist eine kompetente und vertrauensvolle Beraterin für junge Frauen. In einer Zeit, die durch zahlreiche Veränderungen auf emotionaler und körperlicher Ebene gekennzeichnet ist!“ (Bauer Advertising KG 2018, Objektprofil BRAVOfamily: 13)

Auf der Titelseite der BRAVO GIRL! ist immer ein Portrait eines Mädchens oder einer jungen Frau abgebildet und bestimmte Themen aus der Zeitschrift werden angeteast (s. Abbildung 2). Das Inhaltsverzeichnis führt die Leserin dann in die Zeitschrift ein, wobei hier auch ein kurzes Editorial vorhanden ist. Der inhaltliche Aufbau der Zeitschrift ist dabei in jeder Ausgabe nahezu identisch: Es gibt zehn Kategorien, die teilweise jeweils feste Themenblöcke enthalten, die sich ebenfalls in den verschiedenen Ausgaben wiederholen. So enthält die BRAVO GIRL! in jeder Ausgabe die Kategorien „In & Out“ (mit dem Themenblock „Trendnews“), „Beauty“, „Mode“, „Jungs“ (mit dem Themenblock „Sebi packt aus“), „Leben“ (mit den Blöcken „DIY“, „Entertainment“, „Report“ und manchmal „Aktion“), „Beratung“ (mit den Themen „Herz & Seele“ und „Dr. Sommer Girls-Talk“) sowie „Fitness & Food“, „Fun“ (mit den Blöcken „Fotolove“, „Uuups“ und „Fun to go!“) und zuletzt die Kategorie „Immer im Heft“ (mit den Bereichen „Impressum“, „Herstellerverzeichnis“, „Horoskop“ und „Vorschau“).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Titelseite der BRAVO GIRL!, Ausgabe 06/2018

Darüber hinaus enthält jede Kategorie Beiträge, die ausgabenübergreifend variieren und thematisch in den Bereich der Kategorie passen. Die zweite, vorletzte und letzte Seite jeder Ausgabe enthält immer eine ganzseitige Anzeige. In jeder Ausgabe, die in der Regel 68 Seiten umfasst, ist außerdem ein sogenanntes, auf die vermeintlichen Interessen der jungen Leserinnen abgestimmtes „Extra“, wie beispielsweise eine Kette oder ein Makeup-Pinsel, enthalten (vgl. Bauer Advertising KG 2018).

2.1.2 Die MÄDCHEN

Die Zeitschrift MÄDCHEN ist 1976 zum ersten Mal erschienen – ebenfalls zunächst in einem zweiwöchigen Rhythmus. Seit 2014 erscheint sie alle vier Wochen anfänglich bei der Vision Media GmbH, seit März 2018 bei der Family Media GmbH & Co. KG. „Deutschlands jüngstes Frauenmagazin“ (Meedia.de 2013), wie sich die Zeitschrift nach eigener Aussage versteht, richtet sich – wie die BRAVO GIRL! – an junge Frauen zwischen zwölf und 17 Jahren. Sie kostet 2,20 Euro pro Ausgabe und liegt damit im selben preislichen Segment wie der BRAVO-Ableger. Auch die MÄDCHEN hat in der Regel einen Seitenumfang von 68 Seiten pro Ausgabe. Der Verlag selbst charakterisiert die Zeitschrift wie folgt:

„MÄDCHEN ist das emotionale Ratgeber-Heft in Sachen Mode und Beauty, das auch Themen wie Schule, Beruf und Zukunftschancen in den Fokus rückt. MÄDCHEN setzt sich authentisch mit Themen auseinander und bietet Rat von Experten zu allen Lebenslagen – wertvolle Tipps führen die Leserinnen an ein selbstbewusstes Leben heran.“ (G+J e|ms 2018, Titelprofil Mädchen: 2)

Auch auf der Titelseite der MÄDCHEN sind ein großes Portrait eines Mädchens oder einer jungen Frau und ausgewählte Überschriften der Themen in der Zeitschrift abgebildet (s. Abbildung 3). Das Inhaltsverzeichnis mit den Kategorien und Themenblöcken, bei dem hier ebenfalls ein kurzes Editorial auftaucht, erinnert ebenso stark an den Aufbau der BRAVO GIRL!. Bei der MÄDCHEN gibt es in jedem Heft acht Kategorien, die ausgabenübergreifend immer dieselben thematischen Unterkategorien aufweisen: „Titelthemen“ (mit dem wiederkehrenden Block „Hashtag des Monats“), „Trendblog“ (mit „Entdecke, was du liebst“), die Kategorie „Mode“ (mit dem Block „Style des Monats“), „Leben“ (mit den Unterkategorien „Sex-Mythen“, „Mädchen des Monats“ und „Report“) sowie die Kategorie „Beauty“ und „Lifestyle“ (mit dem Spezial „Jills World“), das Thema „Chillout“ (mit den Blöcken „Star des Monats“ und „Entertainment“) sowie zuletzt die „Basics“ mit folgenden wiederkehrenden Inhalten: „SOS-Team“, „Poesi“, „Frag Gabi“, „Fotoroman“, „Poster“, „Community“, „Spooky“, „Horoskop/ Impressum“, „Dumm gelaufen“ und „Vorschau“.

Auch in der MÄDCHEN gibt es in den Oberkategorien in jeder Ausgabe unterschiedliche Beiträge, die sich denen thematisch anpassen. Außerdem besteht auch hier die zweite, vorletzte und letzte Seite der Zeitschrift immer aus einer Anzeige.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Titelseite der MÄDCHEN, Ausgabe 06/2018

2.2 Frauenzeitschriften

Den Publikumszeitschriften werden ebenfalls die Frauenzeitschriften zugeordnet. Diese definieren sich aufgrund des Geschlechts ihrer Zielgruppe und nicht aufgrund von thematischen Inhalten oder ihren Interessen und grenzt sich so von anderen Zeitschriftengattungen ab. Dadurch ist eine Unterscheidung innerhalb dieser Gattung nur schwer umzusetzen. Monika Lindgens hat 1982 eine solche Typologisierung durchgeführt, nach der die Frauenzeitschriften vier Kategorien zugeordnet werden (vgl. Lindgens 5/1982: 337):

1. Klassische Frauenzeitschriften
2. Spezialzeitschriften
3. Unterhaltende Frauenzeitschriften
4. Feministische Zeitschriften

Fünf der in dieser Arbeit untersuchten Frauenzeitschriften werden der Kategorie der klassischen Frauenzeitschriften zugeordnet, die als beratende oder beratend-unterhaltende (Gesellschafts-)Zeitschriften für Frauen charakterisiert werden. Bei diesen liegt der Schwerpunkt des redaktionellen Angebots in der praktischen Beratung und in der „Information zu traditionell weiblichen Themenbereichen“ (ebd: 338). Die Zeitschrift InStyle kann hierbei als Modemagazin in die Kategorie der Spezialzeitschriften eingeordnet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Auflagenstärkste Frauenzeitschriften Deutschlands, 4. Quartal 2017 (Statistik-Portal Statista 2018)

Abbildung 4 zeigt ein Ranking der monatlich erscheinenden Frauenzeitschriften mit den meist verkauften Auflagen in Deutschland im vierten Quartal 2017. Die Zeitschrift Laviva steht mit 308.666 verkauften Exemplaren an der Spitze. Die InStyle (223.815 verkaufte Exemplare) und die COSMOPOLITAN (200.133 verkaufte Exemplare) besetzen den zweiten und dritten Platz. Mit 172.229 verkauften Zeitschriften steht die Brigitte WOMAN in dem Ranking auf Platz fünf (vgl. ebd.). Die Auflagen der einzelnen Zeitschriften und somit auch das Ranking selbst schwanken von einem Quartal zum nächsten stark. Allgemein ist bei Publikums- wie auch bei Mädchen- und Frauenzeitschrift seit Jahren ein Abwärtstrend in den verkauften Auflagen zu erkennen. So liegt die verkaufte Auflage der Publikumspresse im 1. Quartal 2018 um rund sechs Prozent unter dem Vorjahresergebnis. (Vgl. IVW Pressemitteilung 04/2018)

In dieser Arbeit soll ausschließlich auf die InStyle und die COSMOPOLITAN als repräsentative Vertreter von Zeitschriften für Frauen mittleren Alters sowie auf die Laviva und die Brigitte WOMAN als Vertreter von Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters eingegangen werden. Deshalb werden ihre Zeitschriftenprofile im Folgenden näher erläutert.

2.2.1 Die InStyle

Die Erstausgabe der Modezeitschrift InStyle in Deutschland ist 1999 unter Hubert Burda Media erschienen. Unter dem Claim „InStyle – Mein Star, mein Stil, meine InStyle“ erscheint sie monatlich zu einem Preis von 4,00 Euro pro Ausgabe. Die Zeitschrift charakterisiert sich selbst als „Deutschlands führendes Fashionmagazin“ und beschreibt weiter:

„InStyle zeigt die Mode und den Lifestyle der Stars. Den Leserinnen bietet InStyle den schnellsten Überblick über neueste Trends und gibt wertvolle Impulse und detaillierten Service für den eigenen Fashion- und Beauty-Style.“ (Burda Community Network 2018)

Die Titelseite der InStyle (s. Abbildung 5) zeichnet sich durch ein ganzseitiges Portrait einer Frau (meist einer Promintenten) aus, wobei auch hier einige der in der Zeitschrift enthaltenen Themen bereits auf der Titelseite angeteast werden. Als Spezialzeitschrift mit durchschnittlich 200 Seiten pro Ausgabe nimmt das Thema „Mode“ inhaltlich einen großen Anteil ein. Neben dieser Oberkategorie gibt es in jedem Heft die Kategorien „Cover“, „Beauty“ (mit den immer wiederkehrenden Blöcken „Beauty-Favoriten“ und „Hair damit“), „Stars privat“ (mit der „Homestory“), „Lifestyle“ (mit den Themenblöcken „Trends & Talk“, „Reise“ und „Kolumne“) und zuletzt die „Standards“, unter die das Impressum, das Editorial, die Kategorie „Instyle.de“ und „Hersteller & Horoskop“ fallen. Das Oberthema „Mode“ hat als Kategorie hierbei am meisten wiederkehrende Themenblöcke („Stylefavoriten“, „Der Look“, „Tag & Nacht“, „Styleguide“, „Einer für alles“ und „Fashion-Formel“) und ist zudem am umfangreichsten in der Zeitschrift enthalten. Das Editorial selbst umfasst eine halbe bis eine Seite und ist nach dem Inhaltsverzeichnis zu finden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Titelseite der InStyle, Ausgabe 06/2018

Die Zeitschrift spricht besonders Leserinnen an, die zwischen 20 und 49 Jahre alt sind. Diese Altersgruppe entspricht 70,5 Prozent der gesamten Leserschaft der InStyle – darunter ist die Zielgruppe der 20- bis 29-Jährigen mit 29,6 Prozent Anteil an der Gesamtleserschaft die Hauptzielgruppe. Die InStyle richtet sich darüber hinaus vorrangig an Leserinnen mit mittlerem bis hohem Bildungsabschluss. So haben 37,4 Prozent der Leserinnen die weiterführende Schule ohne Abitur besucht; 23,7 Prozent besitzen eine Fach- oder Hochschulreife ohne Studium und 17,1 Prozent der Leserinnen haben ein Studium absolviert. Mehr als die Hälfte der Leserschaft (58 Prozent) hat darüber hinaus ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von 3.000 Euro und mehr (vgl. ebd.). Aus den Daten des Leserschaftsprofils sowie anhand des Zeitschriftenpreises wird deutlich, dass sich die InStyle an Leserinnen mittleren Alters aus der gehobenen Mittelschicht und Oberschicht richtet.

2.2.2 Die COSMOPOLITAN

Die deutsche Ausgabe der COSMOPOLITAN wurde 1980 gegründet und monatlich von der Bauer Media Group herausgegeben. Mit dem Claim „Fun. Fearless. Female“ erreichte sie im 4. Quartal 2017 200.133 Leserinnen und steht 2017 damit auf Platz 3 der meist verkauften Frauenzeitschriften Deutschlands. Die Leserinnen sind im Durschnitt 37 Jahre (67 Prozent der Leserinnen sind zwischen 20 und 49 Jahre alt), kultiviert und sehr gut gebildet. So verfügen 75 Prozent der Leserinnen über ein Abitur oder einen höheren Schulabschluss (vgl. Bauer Advertising KG 2018). Im Markenprofil der Zeitschrift heißt es weiter:

„COSMOPOLITAN ermutigt, bestärkt und motiviert Frauen, selbstbewusst ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte zu leben, um ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.“ (Bauer Advertising KG 2018, Markenprofil Cosmopolitan: 2)

Auch auf der Titelseite dieser Zeitschrift (s. Abbildung 6) ist in der Regel eine prominente Frau abgebildet und es werden auch hier bestimmte Themen angeteast. Der Inhalt der COSMOPOLITAN baut sich in circa 170 bis 200 Seiten (je nach Ausgabe) auf den redaktionellen Säulen „Mode“, „Leben“, „Beauty“, „Liebe“ und „Karriere“ auf, in denen sich viele Themenblöcke wie bei den drei zuvor beschriebenen Zeitschriften ausgabenübergreifend wiederholen. Das Editorial in der COSMOPOLITAN nimmt – ähnlich wie das in der InStyle – eine halbe bis ganze Seite ein und steht vor dem Inhaltsverzeichnis. Als Einstieg in die Zeitschrift sind in jedem Heft die Themenblöcke „#SoCosmo“, „Mein Cosmos“, „Cosmo Crush“ und „Date mit…“ enthalten. Die Kategorie „Mode“ hat drei wiederkehrende Standards („Cosmo WTF?!“, „Hochstapler“ und „Next! Next! Now!“) und in der „Beauty“-Kategorie ist in den meisten Ausgaben ebenfalls der Block „Next! Next! Now!“ zu finden. Der Karriere-Bereich der COSMOPOLITAN („@Work“) enthält darüber hinaus die Blöcke „Cosmo Coach“, „Bag Office“, „Fun Fearless Female“ und „Style@Work“. Die Kategorie „Fun“ hat außerdem zwei Unterkategorien („Cosmo-Gewinn“ und „Kolumne“), die in jeder Ausgabe enthalten sind, bevor die Zeitschrift mit dem Impressum und der Vorschau aus dem Bereich „Immer drin“ abschließt. Wie im Bereich der Mädchenzeitschriften und der InStyle werden die oben genannten Themenblöcke und Kategorien darüber hinaus mit anderen thematisch passenden Beiträgen gefüllt, die nicht ausgabenübergreifend wiederkehren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Titelseite der COSMOPOLITAN, Ausgabe 06/2018

Mit einem Kaufpreis von 3,00 Euro pro Ausgabe ist sie im Bereich der normal- bis höherpreislichen Frauenzeitschriften angesiedelt. So verfügt die Durchschnittsleserin über ein hohes Einkommen (mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 3.789 Euro) und ist erfolgreich, kaufkräftig, ehrgeizig und selbstbewusst (vgl. ebd.: 11). Somit richtet sich die COSMOPOLITAN, ebenso wie die InStyle, an Frauen mittleren Alters aus der oberen Mittel- und Oberschicht.

2.2.3 Die Laviva

Laviva wurde 2008 gegründet und erscheint seitdem unter der REWE Group. Der Verlag Gruner + Jahr übernimmt die Betreuung und den Vertrieb der Zeitschrift. Sie ist die jüngste Frauenzeitschrift in dieser Analyse. Im 4. Quartal 2017 war sie Deutschlands meist verkaufte monatlich erscheinende Frauenzeitschrift. Mit dem geringen Kaufpreis von 1,00 Euro pro Heft ist sie als klassische Frauenzeitschrift im Niedrigpreissegment anzusiedeln, wenngleich 65 Prozent ihrer Leserinnen berufstätig sind und 52 Prozent ein monatliches Nettohaushaltseinkommen von 1.500 Euro bis 3.499 Euro besitzen. 65 Prozent der Leserinnen sind zudem 40 Jahre und älter, was die Laviva zur Zeitschrift für Frauen mittleren und fortgeschrittenen Alters macht (vgl. G+J e|ms 2018). Der Verlag Gruner + Jahr beschreibt die Inhalte der Zeitschrift wie folgt:

„Laviva ist eine Freundin. Laviva ist hier und jetzt statt reich und schön. Laviva versteht das Leben ihrer LeserInnen und ist ein Teil davon. Laviva ist ihr Spiegelbild ihrer LeserInnen und nicht ihr Traumbild. Laviva ist Ideen-, Impuls- und Ratgeber. Laviva begleitet durch den Tag und durch Stimmungen. Laviva ist schwärmerisch aber realistisch. Laviva regt an und beruhigt. Laviva setzt die LeserIn in den Mittelpunkt.“ (G+J e|ms 2018, Titelprofil Laviva: 2-5)

Auch auf der Titelseite der Laviva befinden sich die Überschriften bestimmter, in der jeweiligen Ausgabe enthaltenen Themen und je ein großes Foto einer Frau (s. Abbildung 7). Nach dem Editorial, das zwischen einer halben und einer Seite umfasst, werden die Beiträge und Themen in der Ausgabe in dem Inhaltsverzeichnis vorgestellt. Die Zeitschrift umfasst durchschnittlich 100 Seiten, in denen der Themenschwerpunkt auf den Bereichen „Essen & Trinken“, „Mode & Beauty“, „Reisen“ sowie „Wohnen & Leben“ liegt (vgl. Rewe Group 2018). Darüber hinaus enthält das Inhaltsverzeichnis ausgabenübergreifend immer die Oberkategorien „Mein Januar/Februar/März…“, „Mein Look“, „Meine Schönheit“, „Meine Küche“, „Mein Leben“, „Mein Zuhause“ sowie die Kategorie der „Basics“. In der ersten Kategorie sind immer die Themen „So sieht’s aus“, „Lieblinge“, „Food-Trend“ und „Ein Mann, ein Held“ und fast immer die Bereiche „Ein Teil, vier Looks“ und „Laviva online“ enthalten. Die Kategorie „Mein Look“ umfasst in jeder Ausgabe den Bereich „News“ und in vielen der untersuchten Ausgaben den Bereich „Anprobe“. Die Kategorie „Meine Schönheit“ enthält ebenfalls die Rubrik „News“; ebenso wie „Meine Küche“, bei der zusätzlich auch immer die Bereiche „Warenkunde“ und „Foodtests“ enthalten sind. „Mein Leben“ umfasst die Bereiche „Webshop“, „Die große Buchpremiere!“ und „Life Hack“, während in der Rubrik „Mein Zuhause“ nur in manchen Fällen der Bereich „News“ zu finden ist. Die Kategorie „Mein Fernweh“ enthält ebenfalls in jeder Ausgabe nur die „News“ und die „Basics“ umfassen immer ein Horoskop und ein Rätsel, die Vorschau, eine Kolumne sowie die Herstellernachweise und das Impressum. Wie bei den anderen vorgestellten Zeitschriften zuvor enthält auch die Laviva über diese genannten Bereiche hinaus Beiträge, die thematisch zu den Kategorien bzw. den Rubriken passen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Titelseite der Laviva, Ausgabe 06/2018

In jedem Heft sind Einkaufs-Coupons im Wert von 60 Euro enthalten, die in REWE-Märkten, Penny und im Toom-Baumarkt eingelöst werden können. Darüber hinaus werden die Hefte unter anderem auch in Penny- und REWE-Märkten vertrieben. Dies hebt die Laviva in ihrem Konzept als Frauenzeitschrift von den anderen fünf in dieser Analyse untersuchten Frauenzeitschriften ab.

2.2.4 Die Brigitte WOMAN

Als „das Magazin für Frauen ab 40“ (G+J e|ms 2018, Titelprofil Brigitte Woman: 2) erscheint die Brigitte WOMAN seit 2000 als Frauenzeitschrift für einen Kaufpreis von 4,00 Euro. Die Erstausgabe ist als Sonderheft „Brigitte Special“ erschienen. In den ersten vier Jahren erschien sie dann vierteljährlich unter dem Namen Brigitte WOMAN, 2005 und 2006 kamen jeweils sechs Ausgaben jährlich heraus und seit Ende 2006 erscheint die Zeitschrift im monatlichen Rhythmus. Als Zielgruppe der Zeitschrift beschreibt der Verlag „Frauen mit Lebenserfahrung“, bei denen sie seit ihrer Erscheinung als Marktführer gilt (vgl. ebd.). Im Ranking der auflagenstärksten Frauenzeitschriften Deutschlands (4. Quartal 2017) belegt sie den fünften Platz.

Auf den Titelseiten der Brigitte WOMAN ist ebenfalls je ein Foto einer Frau abgebildet, wobei auch hier bestimmte Themen bereits auf der Titelseite angeteast werden (s. Abbildung 8). Wie bei der Laviva führt auch in dieser Zeitschrift ein halb- bis ganzseitiges Editorial in die Zeitschrift ein, bevor im Inhaltsverzeichnis alle in der jeweiligen Ausgabe enthaltenen Beiträge gelistet sind. In der Brigitte WOMAN gibt es auch Oberkategorien, denen die Beiträge thematisch zugeordnet sind und die teilweise in jeder Ausgabe enthalten sind. Sie unterscheidet sich jedoch insofern von den anderen fünf vorgestellten Zeitschriften, als dass es hier keine Unterrubriken in den jeweiligen Kategorien gibt. Folgende Kategorien tauchen dabei in jeder Ausgabe auf: „Titelthema“, „Mode“, „Schönheit“, „Das besondere Gespräch“, „Kolumnen“, „Ein Buch und seine Geschichte“, „Beruf“, „Die Weisheit der Frauen“, „Gesundheit und Ernährung“, „Finanzen“ sowie „Reise“ und „In jedem Heft“. Lediglich die letzte Rubrik besitzt mit dem Impressum, einem Kreuzworträtsel, dem Herstellernachweis und mit „Briefe an die Redaktion“ Unterkategorien, die in jedem Heft wiederkehren. Oberkategorien, die häufig ebenfalls vorkommen, jedoch nicht in jeder Ausgabe enthalten sind, sind: „Interviews“, „Portraits“, „Sexualität“, „Buchtipps“, „Buch-Extra“, „Psychologie“, „Genuss“, „Living“, „Zeitgeist“, „Reportage“ und „Partnerschaft“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Titelseite der Brigitte WOMAN, Ausgabe 06/2018

17 Prozent der Brigitte WOMAN-Leserinnen sind zwischen 40 und 49 Jahre, 30 Prozent zwischen 50 und 59 Jahre alt. Etwa ein Drittel der Leserinnen besitzt die Hochschulreife und 57 Prozent der Leserinnen ist berufstätig. Das Haushaltsnettoeinkommen liegt bei 66 Prozent der Leserinnen bei 2.500 Euro und mehr. Somit richtet sich die Zeitschrift an Frauen fortgeschrittenen Alters aus der oberen Mittel- bis Oberschicht: „Brigitte WOMAN erreicht Deutschlands Klassefrauen […]. Sie gehören zu den Top-Verdienerinnen unter den Frauenzeitschriftenlesern – und schätzen Qualität.“ (ebd.: 4)

2.3 Das weibliche Geschlecht im Rahmen des binären Geschlechtersystems

Im Oktober 2017 wurde das aktuelle Personenstandsgesetz vom Bundesverfassungsrecht für verfassungswidrig erklärt. Mit dieser Erklärung ging ebenfalls die Aufforderung an die Bundesrepublik Deutschland einher, bis zum 31. Dezember 2018 neben den bisher bestehenden Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ ein drittes Geschlecht einzuführen (vgl. Bundesverfassungsgericht 2017, Absatz 1). Am 13. Dezember verabschiedete der Bundestag zudem ein Gesetz, mit dem Personen des „dritten Geschlechts“, also intersexuelle Menschen, im Geburtenregister neben den Geschlechtern „weiblich“ und „männlich“ auch „divers“ auswählen können (vgl. ZEIT ONLINE, dpa, spo 2018). Die Einführung des dritten Geschlechts war und ist notwendig, um eine Diskriminierung von Personen, die sich außerhalb des binären Geschlechtssystems1 einordnen, zu verhindern.

Dieses Urteil hat auf unsere Gesellschaft und Kultur, in der „nichts außerhalb der Zweigeschlechtlichkeit existiert“ (Möller 2018: 3), weitreichende Auswirkungen, die bereits im medialen öffentlichen Diskurs seit Ende 2017 deutlich wurden. Dieser noch immer rege Diskurs zum dritten Geschlecht wird in den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Mädchen- und Frauenzeitschriften jedoch nicht geführt. Die Analyse dieser Arbeit hat ergeben, dass die Inhalte dieser Zeitschriften stets unter der Prämisse des binären Geschlechtersystems, das ebenfalls mit einer Heteronormativität2 einhergeht, stehen. Es wird dabei grundsätzlich davon ausgegangen, dass sich die in den Zeitschriften beschriebenen Mädchen und Frauen – und zusätzlich auch die Leserinnen – eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuordnen und heterosexuell sind. Diese Annahme wird weder thematisiert noch in irgendeiner Form hinterfragt oder diskutiert.

Aus diesem Grund wird in den folgenden Kapiteln, die sich mit den Themen Gender, Geschlecht und Geschlechterrollen befassen, die derzeitige Diskussion zum Dritten Geschlecht ausgeklammert. Wenn also im Folgenden, insbesondere aber in der Ergebnisdarstellung und Interpretation der Forschungsergebnisse in den Kapiteln 4 und 5, ausschließlich von einer „Frau“, einem „Mädchen“ oder von „weiblich“ die Rede ist, dann liegt dies in der Voraussetzung des binären Geschlechtssystems in den untersuchten Zeitschriften begründet.

Innerhalb dieses binären Systems gestaltet unsere Gesellschaft jedoch nach wie vor auch für Männer und für Frauen unterschiedliche Lebenswelten. In Kapitel 2.3.1 und auch in Kapitel 2.4 soll daher aufgezeigt werden, dass Gender und Geschlechterrollen nicht nur politisch besetzte Begriffe sind, sondern dass sie vor allem für unser Erleben, unser Verhalten und für unser Denken über das, was wir für „weiblich“ halten, von großer Relevanz sind.

2.3.1 Gender und Geschlechterrollen

In der Linguistik meint das Wort gender im Englischen zunächst nur das grammatikalische Geschlecht, also die Unterscheidung zwischen weiblich, männlich und sächlich. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch bezeichnet gender das sozial konstruierte Geschlecht, während das Wort sex das biologische Geschlecht definiert. Beide Begriffe werden in der Forschung getrennt und unabhängig voneinander betrachtet – so besteht seit den 1960er Jahren die Annahme, dass die Sozialisation eines Individuums für seine Geschlechterzugehörigkeit bzw. seine Geschlechtsidentität verantwortlich ist. (vgl. Athenstaedt und Alfermann 2011: 9)

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts beschäftigen sich Psychologie sowie Soziologie intensiv mit Gender und der Thematik der Geschlechterrollen. Zu nennen sind hier die Soziologen Parsons und Bales, die 1955 familiale Rollen des Mannes und der Frau unterschieden: Der Mann, der Ernährer der Familie, bewege sich demnach vorwiegend in der beruflichen Öffentlichkeit, während die Frau für alle familialen Aufgaben und für die Beziehungen in der privaten Öffentlichkeit zuständig sei. Wenngleich seit den Beobachtungen von Parsons und Bales mehr als 60 Jahre vergangen sind und eine solch strikte Rollentrennung in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr vorherrschend ist, treffen die Rollenzuschreibungen im Kern dennoch auch noch heute zu. (vgl. ebd.: 9f.)

Eine große Zahl an Frauen übernimmt heute auch berufliche, außerhäusliche Aufgaben – im Jahr 2017 gingen in Deutschland 75,2 Prozent der Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren einer beruflichen Tätigkeit nach. Damit waren in 2017 8,5 Prozent mehr Frauen erwerbstätig als noch vor zehn Jahren im Jahr 2007 (vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2018). Diese Zunahme der Frauenbeschäftigung in den letzten zehn Jahren basiert allerdings fast ausschließlich auf der Zunahme der Teilzeitbeschäftigung von Frauen – die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen hat sich hingegen nicht verändert (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018: 9). So „[betreffen] die Rollenerwartungen an Frauen sowohl die Ausfüllung beruflicher Anforderungen wie auch familialer Aufgaben“ (Athenstaedt und Alfermann 2011: 9).

Durch staatliche Maßnahmen der „Frauenförderung“ in Deutschland innerhalb der letzten Jahrzehnte in Punkto Gleichberechtigung der Geschlechter konnten Frauen immer stärker Berufspositionen ergreifen. Diese öffentlichen Maßnahmen und der Wandel des gesellschaftlichen Bewusstseins für die Notwendigkeit dieser Gleichberechtigung machten eine Veränderung der Geschlechterrollen möglich, die allerdings vorwiegend die Rolle der Frau, also die weibliche Rolle, betrifft. Athenstaedt und Alfermann beobachten, dass die Rollenanforderungen an die Frau sich nun nicht mehr ausschließlich, aber auch und nach wie vor auf die Erfüllung von Aufgaben innerhalb der Familie richten. Sie richten sich demnach zusätzlich auch an die Erfüllung beruflicher Aufgaben, womit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für junge Frauen als ein vorrangiges Lebensziel gilt. Der Frau werde durch diese neue Definition ihrer Geschlechterrolle sowohl die berufliche Rolle als auch die Rolle der Partnerin innerhalb einer (romantischen oder sexuellen) Beziehung wie auch die Rolle der Mutter zeitgleich in unterschiedlichem Maße zugeschrieben. Neben neuen Anforderungen bedeuten Geschlechterrollen in der heutigen Gesellschaft jedoch auch mehr Freiraum in der Gestaltung ihrer Rollen als noch im letzten Jahrhundert: Frauen können sowohl Familien- als auch Berufsrollen ausüben. (Vgl. ebd.: 10f.)

Werden Personen der Kategorie „Mann“ oder „Frau“ zugeordnet, spricht man von einer sozialen Kategorisierung. Sie ist der „kognitive Prozess der Gruppierung von Personen oder Gruppen, die ein oder mehrere Merkmale gemeinsam haben“ (Petersen und Six-Materna 2006: 431). Diese Gruppeneinordnung geht einher mit der Zuschreibung von bestimmten, für diese Gruppe charakteristischen Merkmalen (s. Kapitel 2.4). Nach Fiske ist das Geschlecht neben dem Alter und der ethnischen Zugehörigkeit eine zentrale soziale Kategorie, die Menschen zur sozialen Kategorisierung verwenden, obwohl durch diese Kategorisierung und Verallgemeinerung Informationen über individuelle Merkmale von Individuen verloren gehen und Personen nur auf Basis ihrer Gruppenzugehörigkeit beurteilt werden (vgl. Fiske 1998: 368). Eine psychologische Besonderheit des Merkmals Geschlecht besteht außerdem darin, dass das Geschlecht zusätzlich als „gesellschaftlich definierte soziale Rolle“ (Athenstaedt und Alfermann 2011: 13) gilt und diese sozialen Rollen klar definierte Verhaltenserwartungen an Frauen (und Männer) mit sich bringen.

2.4 Geschlechterstereotype

Geschlechterstereotype enthalten als sogenannte kognitive Strukturen sozial geteiltes Wissen über die charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern. Somit gehören Geschlechterstereotype sowohl zum „individuellen Wissensbesitz“ als auch zum „kulturell geteilten Verständnis von den je typischen Merkmalen der Geschlechter“ (Eckes 2008: 178). Da sich diese Arbeit ausschließlich mit dem Frauenbild, nicht aber mit dem Männerbild befassen wird, folgen im Anschluss ebenfalls vorrangig Ausführungen zu weiblichen Geschlechterstereotypen.

Solche Stereotype lassen sich in ihre deskriptiven und ihre präskriptiven Anteile differenzieren (ebd.: 179). Die deskriptiven Anteile enthalten nach Eckes dabei Informationen über die Eigenschaften und das Verhalten von Frauen. So sind Frauen demnach verständnisvoll und emotional. Die präskriptiven Anteile beziehen sich auf normative Eigenschaften und Verhaltensmuster von Frauen, das heißt, wie sich Frauen verhalten oder sein sollen. So sollen Frauen demnach einfühlsam sein. Aus Nichtbeachten oder Verletzung dieser Anteile folgt Eckes zufolge entweder Überraschung (bei Verletzung der deskriptiven Annahmen) oder Ablehnung/ soziale Sanktionen (bei Verletzung der präskriptiven Annahmen; Rudmann nennt diese Sanktionen „Backlash Effekt“). Weil diese Stereotype außerdem in der jeweiligen Kultur verankert sind, sind Geschlechterstereotype nach Rudmann und Glick stark änderungsresistent (vgl. Rudmann und Glick 1999: 1006). Stereotype stellen Informationen und Wissen darüber hinaus auf einem vereinfachten, dennoch abstrakten Niveau dar. Williams und Best kamen aufgrund dessen zu dem Schluss, dass sich die Kenntnis stereotyper Eigenschaften erst bei Kindern mit fünf Jahren feststellen lässt, im Laufe der Jahre ausgebaut wird und noch vor Beginn der Pubertät weitgehend abgeschlossen ist (vgl. Williams und Best 1990).

2.4.1 Inhalte von Geschlechterstereotypen

Die Inhalte der Geschlechterstereotype sind seit Jahren Bestandteil der Geschlechterforschung. Bei diesen Stereotypen kann es sich beispielsweise um Körpereigenschaften, Persönlichkeitsmerkmale, Rollenverhalten sowie Fähigkeiten oder berufliche Vorlieben und Emotionen handeln. In den folgenden Kapiteln soll der Prozess der Fremd- und Selbstzuschreibung von Geschlechterstereotypen ausführlicher dargelegt werden, bevor auf ihre Entstehung näher eingegangen wird.

2.4.1.1 Fremdzuschreibungen von Geschlechterstereotypen

Einige Eigenschaften und Merkmale werden in unserer Gesellschaft intuitiv eher einem bestimmten Geschlecht zugeordnet. Die Merkmale „Wärme“, „Expressivität“, „Feminität“ und „Gemeinschafts- und Beziehungsorientierung“ lassen sich beispielsweise deutlich häufiger mit Frauen als mit Männern in Verbindung bringen (vgl. Deaux und LaFrance 1998: 795). Innerhalb der Interaktion zwischen Frauen und Männern sei es für Frauen außerdem unerwünscht, sich aufzulehnen oder sich starköpfig oder dominant zu verhalten:

„Frauen werden sozial unterstützt, wenn sie Wärme und Häuslichkeit an den Tag legen, wobei toleriert wird, wenn sie sich naiv, unterwürfig oder kindisch verhalten. Frauen müssen mit sozialen Sanktionen rechnen, wenn sie sich dominant und kontrollierend verhalten.“ (Athenstaedt und Alfermann 2011: 23)

Folgende Eigenschaften werden darüber hinaus als „positive feminine Eigenschaften“ besonders Frauen zugeschrieben (von Rosenkrantz et al. 1968, zitiert nach: Athenstaedt und Alfermann 2011: 16):

- gebrauchen keine harten Worte
- sehr beredt und äußerst emotional
- sehr taktvoll, ruhig, sanft und einfühlsam
- sehr religiös
- sehr besorgt um die äußere Erscheinung
- weisen sehr gute Manieren auf
- haben ein großes Sicherheitsbedürfnis
- begeistern sich für Kunst und Kultur

Eine Vielzahl von weiblichen Geschlechterstereotypen ist im Bereich des Aussehens oder der Attraktivität einer Frau angesiedelt. Auf Basis von 76 Studien stellte die Sozialpsychologin Alice Eagly fest, dass physische Attraktivität in direktem Zusammenhang mit der Zuschreibung von positiven Eigenschaften der Frau steht. So würden attraktive Personen signifikant positiver und sympathischer eingeschätzt als unattraktive Personen. Ebenso würden attraktiven Personen eine höhere soziale sowie intellektuelle Kompetenz und eine höhere Dominanz zugeschrieben. Bezugnehmend dazu lässt sich nach Eagly ebenfalls ein deutlicher Zusammenhang zwischen beruflichem Erfolg und physischer Attraktivität finden: Da attraktiven Personen vorab eine höhere Intelligenz sowie Führungseigenschaften zugeschrieben werden, und sie dadurch automatisch eine höhere soziale Anerkennung genießen, seien attraktive Menschen im Beruf erfolgreicher – unabhängig davon, ob sie mit ihren tatsächlichen Fähigkeiten diese Eigenschaften besitzen. (von Eagly et al. 1991, zitiert nach: vgl. Athenstaedt und Alfermann 2011: 170-172)

2.4.1.2 Selbstzuschreibung von Geschlechterstereotypen

Während sich das Wissen zu Geschlechterstereotypen im Allgemeinen beim Menschen bereits vor der Pubertät geformt hat, wird angenommen, dass sich das Selbstkonzept bezüglich des Geschlechts erst viel später, mit dem Übergang in die Pubertät, festigt (vgl. Tobin et al. 2010: 612). Einfluss auf das Selbstkonzept habe dabei das Ausmaß an Kontakt mit Personen eines Geschlechts sowie die hormonelle Entwicklung der Jungen und Mädchen (vgl. McHale et al. 2009: 491).

Ferner gibt es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Interessen und Verhalten und dem Geschlechtsrollen-Selbstverständnis, also dem Maße der femininen oder maskulinen Zuschreibung bestimmter eigener Verhaltensweisen oder Interessen. Eine Studie der Sozialpsychologen Athenstaedt, Mikula und Bredt aus dem Jahr 2009 lieferte die Erkenntnis, dass soziale Interessen wie beispielsweise Telefonieren, Parties feiern oder Unternehmungen mit Freunden häufiger bei Jungen und Mädchen von 14 bis 16 Jahren auftreten, die sich selbst als eher feminin beschreiben. Darüber hinaus seien diese Interessen bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Jungen. Diese sozialen Interessen werden in dem Selbstverständnis junger Frauen und Männer somit mit femininen Merkmalen in Verbindung gebracht. Als weitere Interessen, die häufiger bei der Selbstzuschreibung von Mädchen als bei der von Jungen aufgefallen sind, können folgende genannt werden (vgl. Athenstaedt et al. 2009: 402):

- kultur- und bildungsbezogene Interessen (z.B. Ausstellungen oder Theater besuchen)
- generell Tätigkeiten, die eher allein als in Gesellschaft ausgeführt werden (z.B. Lesen oder Zeichnen)
- geringes Interesse an sportlichen Aktivitäten

Im Pubertätsalter beschreiben sich Jugendliche selbst also vor allem über Geschlechterstereotype. Dies ist insofern relevant, da die Entwicklung dieses Geschlechtsrollen-Selbstkonzepts mit dem geschlechtstypischen Verhalten zusammenhängt und sich gegenseitig beeinflusst (vgl. Athenstaedt und Alfermann 2011: 62). Für diese Arbeit ist diese Erkenntnis interessant, weil die untersuchten Mädchenzeitschriften Mädchen im Pubertätsalter (ab zwölf Jahren) als ihre Rezipientinnen ansprechen – also in genau der Zeit, in der das Geschlechtsrollen-Selbstverständnis gefestigt wird.

2.4.1.3 Entstehung und Merkmale von Geschlechterstereotypen

Nach der Soziologin Elisabeth Klaus lassen sich hinsichtlich der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung drei Paradigmen nennen, die als mögliche Erklärungen für die Entstehung dieser Stereotype fungieren (vgl. Klaus 2005: 14-16):

1. Der Gleichheits- bzw. Repräsentationsansatz,
2. der Differenzansatz und
3. die (de-)konstruktivistischen Ansätze.

Da diese Arbeit die konstruktivistische Sicht einnimmt, wird nur diese im Folgenden näher erläutert. Aus Sicht dieser konstruktivistischen Ansätze wird das soziale Geschlecht (der Frau) als kulturelle Konstruktion verstanden. Diese Konstruktion ist ein fortwährender Prozess und setzt sich zusammen aus den Handlungen und ihren Zuschreibungen – der Prozess selbst ist somit eine Kombination aus Fremd- und Selbstkonstruktion (s. Kapitel 2.4.1.1 und Kapitel 2.4.1.2; vgl. ebd.: 19-21). So konstruieren auch Medien eine eigene, geschlechtsgebundene Medienrealität (vgl. z.B. Röser 2006) und haben somit einen erheblichen Einfluss auf die Darstellung von Geschlechtern in unserer eigenen Realität (s. Kapitel 2.5).

Alle Geschlechterstereotype haben als Merkmal, dass sie „kulturell invariant“, also innerhalb einer Kultur unveränderbar, und somit zeitlich betrachtet sehr stabil sind (vgl. Bergen und Williams 1991: 415). Als Erklärung für die zeitlich konsistente Zuschreibung der Merkmale von Frauen lassen sich an dieser Stelle zwei theoretische Positionen anführen: Die Theorie der sozialen Rollen nach Alice Eagly und das Stereotypinhaltsmodell nach Susan Fiskes.

Nach der Theorie der sozialen Rollen „neigen Menschen zur Annahme, dass Frauen und Männer diejenigen Merkmale aufweisen, die für ihre jeweiligen sozialen Rollen, insbesondere für ihre Familien- und Berufsrollen, typisch sind“ (Eckes 2008: 179). Nach Eagly liegt die Zuschreibung von Wärme und Expressivität in der Annahme begründet, dass Frauen überwiegend die Rolle als Hausfrau oder Berufe mit eher niedrigem Status ausüben. Menschen schließen aus diesem Rollenverhalten auf die Eigenschaften der Rolleninhaberin, ungeachtet dessen, welche Rollenanforderungen in der jeweiligen Situation auf sie wirken (vgl. Eagly et al. 2000: 156). Dieses psychologische Phänomen wird auch als „Correspondence Bias“, also Korrespondenzverzerrung, definiert. Nicht beachtet werden in dieser Wahrnehmung, dass eine Person (z.B. die Frau als Mutter) sich in einer bestimmten Situation nur so verhält (z.B. sich fürsorglich kümmert), weil es die eingenommene Rolle so verlangt, während sie sich in einer anderen Rolle (z.B. als Chefin) ganz anders verhalten würde (z.B. harte Entscheidungen trifft). Da Frauen, wie in Kapitel 2.3.1 eingangs beschrieben, häufig noch die häuslichen und familialen Rollen zugeschrieben werden, ist die Wahrnehmung der Frau verzerrt. Es wird angenommen, dass die Frau in jeder ihrer Rollen, also in ihren Eigenschaften als Frau selbst, immer dieses Verhalten (z.B. sich fürsorglich kümmernd) annimmt. Dadurch werden Geschlechterrollen „zementiert und legitimiert“. (Vgl. Athenstaedt und Alfermann 2011: 21f.)

Nach dem Stereotypinhaltsmodell der Sozialpsychologin Susan Fiskes werden die Inhalte von Geschlechterstereotypen nicht durch die jeweilig zugeschriebenen sozialen Rollen bestimmt, sondern durch den relativen Status von Gruppen und der Art der Interdependenz zwischen diesen Gruppen. Der Status von Gruppen kann hierbei entweder hoch oder niedrig sein; die Interdependenz zwischen den Gruppen unterscheidet sich in kooperativ und kompetitiv. Kooperative Interdependenzen herrschen dann, wenn beide Gruppen aus der Interaktion miteinander einen Gewinn ziehen können. Gewinnt nur eine Gruppe, spricht man von der kompetitiven Interdependenz. Eckes erklärt dazu:

„Die soziokulturelle Hypothese des Modells besagt nun, dass der relative Status die Einordnung einer Gruppe auf der Kompetenzdimension bestimmt, und zwar in dem Sinne, dass Gruppen mit hohem Status als kompetent eingeschätzt werden, solche mit niedrigem Status als inkompetent; die Art der Interdependenz bestimmt dagegen die Einordnung einer Gruppe auf der Wärmedimension, und zwar in der Weise, dass kooperative Gruppen als warm bzw. als unbedrohlich für die eigenen Gruppenziele und kompetitive Gruppen als kalt bzw. als bedrohlich eingeschätzt werden.“ (Eckes 2008: 180)

Athenstaedt und Alfermann stellen bei der Beurteilung anderer Personen fest, dass die Zuschreibung von Wärme hierbei allerdings wichtiger ist als die der Kompetenz – unter anderem auch, weil die Zuschreibung von Wärme mit dem Urteil über die Sympathie einer Person einhergeht (vgl. Athenstaedt und Alfermann 2011: 19). Frauen, die als inkompetent beschrieben oder angesehen werden, haben also einen niedrigen sozialen Status, während Frauen mit hoher Kompetenz ein hoher sozialer Status zugeschrieben wird. Aus den Kombinationen zwischen der Zuschreibung von niedriger bzw. hoher Kompetenz und niedriger bzw. hoher Wärme ergeben sich vier Gruppen der Geschlechterstereotype, die in Abbildung 9 übersichtlich dargestellt werden.

Nach diesem Modell wird das traditionelle Frauenstereotyp durch einen im Vergleich zu Männern durchschnittlich niedrigeren sozialen Status in der Gesellschaft und der kooperativen Interdependenz mit Männern beschrieben. Diese Paternalistischen Stereotype seien Ausdruck des Wunschdenkens, wie „die Frau“ aus der Sicht „des Mannes“ sein sollte. Eine Zuschreibung des Merkmals „Wärme“ werde in diesem Zusammenhang als positiv empfunden, während das Fehlen dieses Merkmals, wie die Zuschreibung sozioemotionaler Kälte, negativ konnotiert sei. So werden beispielsweise Frauen, die in Berufen Erfolg haben, die traditionell von Männern dominiert werden, als bedrohlich oder unfair wahrgenommen, weil ihnen keine sozioemotionale Wärme zugeschrieben wird. (Vgl. Eckes 2008: 180-182)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Taxonomie von Geschlechterstereotypen (vgl. Eckes 2008: 182)

Bezugnehmend auf das Stereotypinhaltsmodell von Fiskes soll in dieser Arbeit unter anderem untersucht werden, in welchen Gruppen der Geschlechterstereotype Mädchen und Frauen in Mädchen- und Frauenzeitschriften dargestellt werden. Es wird hierbei nicht weiter auf die Theorie der sozialen Rollen eingegangen, da sich ihre Parameter mit der Methode der quantitativen Inhaltsanalyse und anhand des gewählten Untersuchungsgegenstandes nicht adäquat messen lassen.

2.5 Medien als Sozialisationsinstanzen

In der Kommunikations- und Medienwissenschaft bilden Medien einen festen Bestandteil des Sozialisationsprozesses (von Kindern und Jugendlichen) (vgl. Demmler und Wagner 2012: 1). In den Medien werden Stereotype im Allgemeinen, so auch Geschlechterstereotype, auf drei Arten vermittelt: 1. Durch die Zuschreibung von Verhaltensweisen oder Charakteristika (z.B. Emotionalität), 2. durch die Präsentation bestimmter Personengruppen (z.B. Frauen) in bestimmten sozialen Rollen (z.B. Hausfrau) oder 3. durch die Unterrepräsentation von bestimmten Gruppen in zentralen Rollen (z.B. Frauen in politisch hohen Ämtern) (vgl. Sommer 2017: 40). Diese, bereits im Kindes- und Jugendalter gebildeten, Stereotype werden durch Sozialisationsprozesse innerhalb der eigenen Kultur weiter ausgebaut und gefestigt – Sozialisation kann dabei nicht nur durch das private Umfeld und Personen erfolgen, sondern vor allem auch durch die Vermittlung von Medieninhalten (vgl. McGarty et al. 2002: 187). So fungieren Medien auch als Vermittler von (Geschlechter-)Stereotypen und dienen damit als Sozialisationsinstanzen. Hierbei werden nach Sommer (2017) Stereotype entweder direkt dargestellt oder indirekt innerhalb einer konstruierten Realität vermittelt, indem bestimmte soziale Gruppen in bestimmten sozialen Rollen mit bestimmten Eigenschaften verbunden werden (vgl. Sommer 2017: 37).

Die Aneignung von medialen Inhalten erfolgt „in gesellschaftlicher Einbettung und vor dem Hintergrund konkreter Lebenswelten und ihrer Bedingungen“ (Theunert und Schorb 2004: 203). Dabei bieten Medien Orientierungsvorlagen und nehmen als „Agenturen der Alltagskultur“ (Weiß 2008: 175) eine entscheidende Rolle im Sozialisationsprozess ein. Die Medienpädagogen Claudia Wegener und Ralf Vollbrecht gehen sogar noch einen Schritt weiter und setzen die Mediensozialisation mit „allgemeiner“ Sozialisation gleich:

„Die Kommunikation in der sozialisatorischen Interaktion ist in allen Sozialisationsinstanzen in hohem Maß medial durchdrungen. Somit lässt sich Mediensozialisation von ‚allgemeiner‘ Sozialisation empirisch nicht trennen.“ (Vollbrecht und Wegener 2010: 9)

Der Erziehungswissenschaftler Bernd Schorb hingegen schreibt den Medien in diesem Prozess eine dreifache Rolle zu, in der Medien zwar eine aktive Rolle im Sozialisationsprozess einnehmen, in der sie aber dennoch nur einen gewissen Anteil an ihm nehmen. Demnach sind die Medien:

a. Faktoren der Sozialisation, also Instanzen der Sozialisation, die das Wissen, die Einstellungen oder Meinungen und das Verhalten von Menschen beeinflussen;
b. Mittler der Sozialisation, also Mittel oder Werkzeuge, die von anderen (z.B. Eltern, Unternehmen, Schule) verwendet werden, um wiederum Wissen, Einstellungen oder Meinungen und Verhalten zu vermitteln und
c. Instrumente im Prozess der Sozialisation, die der Mensch aktiv einsetzt, um sich kritisch mit seiner eigenen Umwelt auseinanderzusetzen. (Vgl. Hüther und Schorb 2005: 386)

Der Computerspielforscher Sebastian Deterding führt die beiden oben genannten Verständnisse von der Rolle der Medien als Sozialisationsinstanzen zusammen und ergänzt sie um die Annahme, Medien seien ebenso „Objekt der Sozialisation“:

„Damit Medien als solche Werkzeuge der Sozialisation gebrauchbar werden, müssen ihr Gebrauch und ihre Bedeutung zunächst einmal erlernt sein. […] Medien sind nicht nur Werkzeug, Umwelt (und ggf. Akteur), sondern ebenso sehr Objekt der Sozialisation.“ (Deterding 2011: 120)

Ungeachtet dessen, ob nun die Ansicht vertreten wird, Medien seien nur eines von vielen Zahnrädern im Prozess der Sozialisation, oder ob man sich der Meinung von Wagner und Vollbrecht anschließen mag: Es wird deutlich, dass Medien in wichtiger Position an der Konstruktion unserer Realität beteiligt sind. So konstruieren auch Frauenzeitschriften als Medium eine Realität, die von ihren Leserinnen aktiv als Teil ihres Sozialisationsprozesses aufgenommen wird. Inwiefern die Inhalte von Frauenzeitschriften diese Realität unter anderem mithilfe der Verwendung von weiblichen Geschlechterstereotypen konstruieren, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden.

2.6 Wie Medien „Frauen“ konstruieren

Medien konstruieren unsere Realität bzw. unsere Wirklichkeit. Oder wie es der Medienwissenschaftler Siegfried J. Schmidt beschrieben hat: „Wirklichkeit ist in einer von Massenmedien geprägten Gesellschaft also zunehmend das, was wir über Mediengebrauch als Wirklichkeit konstruieren, dann daran glauben und entsprechend handeln und kommunizieren“ (Merten, Schmidt und Weischenberg 1994: 18). Unsere eigene erlebte Wirklichkeit sei demnach eine Kombination aus der Konstruktion durch gesellschaftliche Sichtweisen und der eigenen Wahrnehmung dieser Sichtweisen, an der Medien einen erheblichen Anteil haben, weil sie auch als Informationsvermittler über soziale Normen fungieren. Wenn also von einer von Medien konstruierten Wirklichkeit gesprochen wird, sei nicht zwangsweise ein aktiver oder bewusster Vorgang gemeint, sondern lediglich die „Weitergabe von Kommunikation, von Normen und von Konsens“. (Vgl. Dorer und Marschik 1999: 3)

Bevor in den folgenden Kapiteln auf das Mädchen- und Frauenbild in Mädchen- und Frauenzeitschriften im Detail eingegangen wird, soll zunächst ein kurzer Überblick über das Frauenbild in den Medien im Allgemeinen gegeben werden, da diese Zeitschriften als Mediengattung ein spezifisches Bild „der Frau“ konstruieren. Seit mehr als 50 Jahren ist die Geschlechterforschung, insbesondere die Repräsentation des weiblichen Geschlechts in den Medien, ein weit empirisch untersuchtes Forschungsgebiet. Der Großteil der vorhandenen Studien lässt sich allerdings in die Zeit zwischen 1980 und 2000 einordnen [z.B. Küchenhoff 1975; Schmerl 1984 & 1994; Mühlen Achs 1995; Klaus 1998], wobei es sich hierbei in der Regel nicht um umfassende empirische Untersuchungen, sondern um eine Vielzahl von Grauer Literatur handelt – also Studien, die von Studierenden im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten durchgeführt wurden. An repräsentativen Forschungsarbeiten zum Frauenbild in den Medien aus den vergangenen 20 Jahren mangelt es hingegen noch stark – auch in Hinblick darauf, dass sich die gesellschaftliche Rolle der Frau in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat und die Erforschung eines ebenso vermeintlichen Wandels des Frauenbildes in den Medien daher von erheblicher Relevanz ist. Zu nennen sind hier die Forschungen von Lukesch et al. (2004) im Bereich des Fernsehens, Luca und Lenzen (2011) im Bereich der Medienwirkung sowie Appel (2008), Dorer und Klaus (2008) und auch Magin und Stark (2010) in der medialen Darstellung von Geschlechterstereotypen. Darüber hinaus untersuchte der Journalist und Politikwissenschaftler Paul-Hermann Gruner 2017 in Die suggestive Konfiguration von ‚Weiblichkeit ‘ Rollenstereotype in Frauenzeitschriften.

Ferner wurde in keiner der genannten Studien gezielt empirisch untersucht, inwiefern sich die Darstellung von Mädchen von der von Frauen in Medien altersspezifisch unterscheidet. Insbesondere ist nicht untersucht worden, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten diese Darstellungen in Mediengattungen aufweisen, die ihre Zielgruppe nach Alter der Rezipientinnen differenzieren, wie es beispielsweise bei Mädchen- oder Frauenzeitschriften der Fall ist. So liegen nur wenige Studien über das Mädchenbild in Medien vor [z.B. Schmerl 1984; Mundlos 2011].

2.6.1 Die Darstellung der Frau in den Medien. Oder: Das Bild des Mannes von der Frau

Die Medienpräsenz von Frauen war lange Zeit hauptsächlich auf Werbung, Filme oder andere Mediengattungen beschränkt, die sie in einer privaten Sphäre und in bestimmten, ihnen zugeschriebenen Rollen mit bestimmten Funktionen darstellten. Die Sichtweise, aus der Frauen abgebildet wurden, war nach Dorer und Marschik darüber hinaus stets eine männliche: Frauen wurden häufig als passiv Handelnde und noch häufiger in traditionellen Geschlechterrollen dargestellt. Wenn sie dann doch mit Talenten oder Fähigkeiten gezeigt wurden, die sie von ihren Rollen als Hausfrau und Mutter abheben, so galten sie als Sensation für eine Leistung, die als Eigenschaft der in den Medien dargestellten Männern eine Selbstverständlichkeit bedeutete (vgl. Dorer und Marschik 1999: 4).

Die Soziologin Christiane Schmerl kommt 1984 in ihrer Studie zum Frauenbild in den Medien der vergangenen 15 Jahre ferner zu dem Ergebnis, dass mit hoher Übereinstimmung in verschiedenen Medien hauptsächlich zwei Frauentypen dargestellt werden: Die „Hausfrau/Ehefrau/Mutter“ als ersten Typ und die „junge, attraktive Frau“ als zweiten Typ. Berufstätige Frauen, besonders Arbeiterinnen oder Frauen aus den unteren Schichten, werden nach Schmerls Ergebnissen fast nie gezeigt – in den Fällen, in denen berufstätige Frauen dargestellt werden, sind es in der Regel Frauen in sozialen Berufen, in Berufen des Dienstleistungssektors oder in „exotischen Traumberufen“. Außerdem fand Schmerl heraus, dass Frauen nicht nur aus männlicher Sicht dargestellt werden, sondern dass sie in ihrer Darstellung fast immer auf einen männlichen Partner bezogen sind. Frauen werden nach Schmerl in Medien darüber hinaus nur innerhalb klassischer Frauenthemen (Liebe, Ehe, Schönheit, Unterhaltung) gezeigt, während politischen, gesellschaftlichen oder emanzipatorischen Themen gar kein oder nur ein geringer Raum zugestanden wird. (Vgl. Schmerl 1984: 108)

Schmerl untersuchte in ihrer Studie auch die Darstellung von Frauen in der Werbung. Diese ist für die hier vorliegende Arbeit insofern relevant, da Werbung (seien es explizit als Werbung gekennzeichnete Anzeigen oder Produktempfehlungen im Bereich des redaktionellen Contents) einen erheblichen Anteil an dem Inhalt von Frauenzeitschriften ausmachen (s. Kapitel 2.7.2.5). Somit werden Frauenbilder nicht nur über die Inhalte des redaktionellen Teils vermittelt, sondern auch implizit durch die in den Zeitschriften beinhalteten Inhalte der Werbung. In diesem Zusammenhang vergleicht Schmerl diese dargestellten Frauenbilder mit einer „karikierten Perspektive“:

„Abgesehen von der hier zur Perfektion getriebenen Festlegung auf die Bilder der attraktiven Superfrau und der Hausfrau findet insbesondere eine inflationäre Ausbreitung und Ausbeutung des ersten Typs statt, der in unterschiedlichsten Schattierungen absolute Standards für das normierte Äußere von Frauen setzt und darüber hinaus weibliche Sexualität als Konsum- und Wegwerfprodukt suggeriert und ausschlachtet.“ (ebd.: 109)

Insgesamt stellt Schmerl fest, dass sich das Frauenbild bis auf „Kleinigkeiten, kosmetischen Korrekturen und positiven Einzelfällen“ (ebd.) von 1969 bis 1984 nicht verändert hat und ferner, dass es keine „attraktiven, vielseitigen und inhaltlich überzeugenden Vorbilder für weibliche Personen“ gibt; dass also anders formuliert positive Rollenangebote für Mädchen und Frauen fehlen (ebd.: 120).

Die Sozialwissenschaftlerin Gitta Mühlen Achs bringt in ihrer Untersuchung das Darstellungsmuster der Frau in Medien mit dem Begriff „Sexismus“ in Verbindung. So könne ein Frauenbild dann als sexistisch bezeichnet werden, wenn es Vorstellungen von der „Besonderheit“, der „Minderwertigkeit“ und der „Bedeutungslosigkeit“ von Frauen konstruiere, bestätige und weitertransportiere (Mühlen Achs 1995: 16). Als Begründung dafür führt sie die Ergebnisse der Studien von Küchenhoff (1975) und Leinfellner (1983) an, die durch diverse Befunde der Studien von Schmerl (1984) und Grauer Literatur in den folgenden Jahren bestätigt wurden:

- Frauen sind im deutschen Fernsehen unterrepräsentiert.
- Frauen werden durch Eigenschaften äußerlicher Attraktivität wie Schönheit, Jugendlichkeit und Schlankheit auf das Aussehen reduziert.
- In ihrer Darstellung existieren zwei Leitbilder als Frauentypen: Die junge, schöne, unabhängige Frau mit heterosexueller Neigung einerseits und die Hausfrau und Mutter ohne Sexappeal andererseits (vgl. Mühlen Achs 1995: 17).

1998 analysierte Elisabeth Klaus in ihrer kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung ebenfalls die mediale Darstellung von Frauen. 14 Jahre nach Schmerls Analyse kam sie zu dem Ergebnis, dass die Berufstätigkeit der Frau besonders in Film und Fernsehen zu dem Zeitpunkt bereits Bestandteil ihrer Medienpräsenz ist. Klaus zufolge hat es einen Wandel weg von der „symbolischen Nichtexistenz“ der Frauen gegeben, wenngleich die Frau auch im Jahr 1998 medial überwiegend im Kontext der privaten Sphäre erscheint. Als vorrangige „Leistung“ der Frau wird dennoch ihre Attraktivität als ihr hervorstechendstes Merkmal angesehen. (Vgl. Klaus 1998: 243)

Obwohl sich die Darstellung der berufstätigen Frau in den letzten Jahrzehnten verändert haben mag, bestätigen die Ergebnisse der Studie von Lukesch et al (2004) zum Frauenbild in Film und Fernsehen viele der zuvor genannten Darstellungsmuster: Frauen sind noch immer unterrepräsentiert (mit einem weiblichen Anteil von 30 Prozent in nichtfiktionalen Programmen). Lukeschs Ergebnisse zeigen außerdem, dass Frauen im Durschnitt jünger sind als Männer (mit einem Anteil der Frauen zwischen 22 und 30 Jahren von 25 Prozent und der Männer im selben Alter von 15 Prozent) und dass die dargestellten Frauen ferner überwiegend jung, groß und sehr schlank und attraktiv sind, während nur 4 Prozent von ihnen eine Brille tragen (bei Männern sind es 10 Prozent). Bezogen auf persönliche Eigenschaften lässt sich die Darstellung von Frauen in eng definierten Rollen auch hier bestätigen: Frauen seien hilfsbereit (23,6 Prozent; Männer: 15,5 Prozent), fröhlich (12,5 Prozent; Männer: 5,9 Prozent), freundlich (34 Prozent; Männer: 23,9 Prozent), aber auch traurig (7,1 Prozent; Männer: 3,1 Prozent). (Vgl. Lukesch et al. 2004; vgl. Appel 2008: 320 f.)

Bezüglich des dargestellten Mädchenbildes in Medien (hier: im Kinderfernsehen) resümiert Schmerl, dass es im Allgemeinen dem Bild von Frauen in Medien entspricht. Auch die Mädchen sind unterrepräsentiert und erscheinen im Vergleich zu den gezeigten erwachsenen Frauen sowie im Vergleich zu den dargestellten Jungen irrelevanter, bedeutungsloser und unscheinbarer sowie weniger aktiv (vgl. Schmerl 1984: 38f.). Auf das Mädchenbild in Mädchenzeitschriften wird in Kapitel 2.7.1 näher eingegangen.

2.7 Die weibliche Darstellung in Mädchen- und Frauenzeitschriften

Da im Forschungsfeld der weiblichen Darstellung in den Medien (insbesondere in Mädchen- und Frauenzeitschriften), wie eingangs erwähnt, der Zusammenhang zwischen dem Alter der Rezipientinnen der Zeitschriften und dem dargestellten Mädchen- bzw. Frauenbild noch nicht untersucht worden ist, werden die Ergebnisse der vorliegenden Studien der vergangenen Jahrzehnte im Folgenden nach Studien über das Mädchenbild in Mädchenzeitschriften und Studien über das Frauenbild in Frauenzeitschriften differenziert. Dafür werden die Ergebnisse der Studien thematisch zusammengefasst, um einen guten Überblick zum aktuellen Forschungsstand gewährleisten zu können.

2.7.1 Das Mädchenbild in Mädchenzeitschriften

Die Darstellung von Mädchen in Mädchenzeitschriften ist bisher kaum in empirischen Studien erforscht worden. Es liegen überhaupt nur zwei für diese Arbeit relevante Forschungen vor, in denen das Mädchenbild in deutschen Mädchenzeitschriften inhaltsanalytisch untersucht wurde: Die Sprache in Mädchenzeitschriften von Parissa Chagheri (2005) und Schönheit, Liebe, Körperscham von Christina Mundlos (2011). Alle anderen vorhandenen Studien beschäftigen sich entweder mit dem Mädchenbild in den Medien im Allgemeinen [z.B. Schmerl 1985; Haller 2015] oder untersuchen die Mädchendarstellung aus einem pädagogischen Blickwinkel, der weniger auf vermittelte Geschlechterstereotype oder Rollendarstellungen ausgerichtet ist [z.B. Katheder 2008, 2009]. Aus diesem Grund finden in diesem Kapitel als Grundlage meiner empirischen Untersuchungen nur die Ergebnisse der Studien von Chagheri (2005) und Mundlos (2011) Beachtung.

Chagheri befasst sich in einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung mit den Mädchenzeitschriften Brigitte Young Miss und BRAVO GIRL!, wobei je eine Ausgabe der beiden Zeitschriften als Grundlage der Analyse der Themenstruktur und je elf Ausgaben des Jahres 2004 zur sprachlichen Analyse dienen. Mundlos untersucht, ebenfalls in einer sprachwissenschaftlichen Studie (mit einer zusätzlichen soziolinguistischen Inhaltsanalyse), die Schönheitsideale in Zeitschriften und ihre Wirkung auf Mädchen und Frauen. Dabei untersucht sie sowohl Mädchen- als auch Frauenzeitschriften. Im Bereich der Mädchenzeitschriften bilden dabei vier Ausgaben der Bravo GIRL! aus dem Jahr 2005 und drei Ausgaben der MÄDCHEN aus dem Jahr 2004 die Grundlage ihrer Arbeit. Der folgende Forschungsüberblick wird in die Bereiche enthaltene Themen, dargestellte Rollen, Art der Darstellung sowie fotografische Darstellung und sonstige Merkmale unterteilt, um die Ergebnisse dieser Studien anschaulich mit den Ergebnissen aus der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten empirischen Studie vergleichen zu können.

2.7.1.1 Die enthaltenen Themen

Die Themen, die in den untersuchten Zeitschriften (BRAVO GIRL!, Brigitte Young Miss, MÄDCHEN) behandelt werden, ähneln sich stark. So enthält jede Zeitschrift aus den Untersuchungen von Chagheri und Mundlos die Oberthemen „Liebe und Jungs“ sowie „Mode und Kosmetik“, die zeitgleich auch den thematischen Schwerpunkt der Zeitschriften bilden (vgl. Chagheri 2005: 39, 47; vgl. Mundlos 2011: 29f.). Mundlos kommt ferner zu dem Schluss, dass sich 60 Prozent der Beiträge mit der „Körperlichkeit“, also Mode-, Schmink- und Frisurentipps sowie Sexualitäts- und Körperratgeber befassen (vgl. Mundlos 2011: 29f.). Das Thema Sexualität ist, bis auf die Brigitte Young Miss, in jeder Zeitschrift und in jeder Ausgabe unter dem Begriff „Love & Boys“ oder „Sex“ ebenfalls vertreten. Weitere Themen, die zwar vorhanden sind, aber weniger häufig auftreten, sind: „Test & Fun“, „Reports“, „Reise“, „Horoskope“ und „Starnews“. Beiträge zum Thema „Schule und Beruf“ sind in allen Zeitschriften kaum vertreten (vgl. ebd.: 31; vgl. Chagheri 2005: 82). Es lässt sich zusammenfassend feststellen, dass sich das sehr homogene Themenspektrum der Mädchenzeitschriften in ein Frauenbild einfügt, das von weiblichen Geschlechterstereotypen geprägt ist, weil fast ausschließlich Themen behandelt werden, die als „typisch weiblich“ gelten.

2.7.1.2 Die dargestellten Rollen

Mädchen werden in der Bravo GIRL! und der Brigitte Young Miss nach Mundlos vorrangig in ihrer Rolle als Partnerin in einer romantischen Beziehung sowie als sexuelle Partnerin dargestellt – immer in heterosexuellen monogamen Beziehungen zu einem Jungen. Dabei sei der Junge Dreh- und Angelpunkt sämtlicher Handlungen des Mädchens – es werde stets in sexueller und emotionaler Abhängigkeit des Jungen/ des Mannes dargestellt (vgl. Mundlos 2011: 32f., 133). Der Familienstand werde außerdem als ledig vorausgesetzt; dabei seien nur Rollen in sozialen Beziehungen mit Jungen (teilweise auch in freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Mädchen) relevant, nicht aber die innerhalb der Familie (Chagheri 2005: 88). Chagheri stellt auch fest, dass die romantische Beziehung zu einem Jungen keine gleichberechtigte Partnerschaft ist, sondern Möglichkeiten thematisiert werden, wie das Mädchen für Jungs interessant wirken kann und wie es sich anzupreisen hat. Das Mädchen nehme dabei eine passive Objektrolle ein und werde angehalten zu versuchen, nur Körper zu sein und sich von dem Jungen erobern zu lassen (vgl. ebd.: 33, 92). Mehr noch: In den in der Bravo GIRL! und MÄDCHEN enthaltenen Fotoromanen nimmt das Mädchen Mundlos zufolge häufig die Rolle des passiven Opfers ein, das Hilfe von Dritten (meist einem Jungen) benötigt (vgl. Mundlos 2011: 33). Chagheri kommt in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, dass durch die Zeitschriften vermittelt würde, die Partnerschaft mit einem Jungen steigere im Allgemeinen den Wert des Mädchens (vgl. Chagheri 2005: 93). Diese traditionellen Geschlechterrollen ließen sich in der Darstellung des Mädchens in ihrer Rolle als sexuelle Partnerin nicht wiederfinden: Hier werden die Vorlieben des Mädchens als gleichberechtigte Partnerin angesprochen (vgl. ebd.: 94).

In ihrer schulischen oder beruflichen Rolle werden Mädchen nach Chagheri nur selten beschrieben. Es werde darüber hinaus kein realistisches Berufsbild vermittelt, da fast nur Einzelfälle mit ungewöhnlichen Karrieren von Mädchen und Frauen vorgestellt werden, für die Bildung keine Voraussetzung ist. Wenn ein Beitrag das Thema Schule behandelt, sei diese Darstellung meist negativ und wenn Berufe als Ausnahmefall vorgestellt werden, so handele es sich um Berufe mit geringerer Qualifizierung (z.B. Krankenpflegerin statt Ärztin). (Vgl. ebd.: 83f.)

2.7.1.3 Die Art der Darstellung

Chagheri stellt fest, dass das in Mädchenzeitschriften dargestellte Mädchen wie folgt charakterisiert werden kann: Es gilt als emotional, ist von seinem Umfeld abhängig und hat generell eine geringe schulische und berufliche Qualifikation. In der BRAVO GIRL! sei das Mädchen darüber hinaus beratungssuchend und nicht fähig, ihr Äußeres ohne Hilfe zu gestalten. Es werde zufolge überwiegend im Zusammenhang mit ihrem Aussehen oder in einer Beziehung mit einem Jungen dargestellt. (Vgl. Chagheri 2005: 84-86)

Als Ergebnis hält Chagheri außerdem fest, dass Mädchen in ihren Verhaltensweisen am häufigsten in Verbindung mit Körperpflege sowie in Handlungen zur Erhaltung oder Gewinnung körperlicher Fitness dargestellt werden. Dabei seien sie in „außerhäuslichen Freizeitaktivitäten“ aktiv und sportlich, während sie in der häuslichen Sphäre kaum gezeigt würden. Ein Mädchen zeichne sich in den Zeitschriften außerdem durch einen guten Charakter aus, wenn es emotional und sensibel ist und auf Aktivität Wert legt. Negative Eigenschaften sind nach Chagheri Neid, ein zu großes Mitteilungsbedürfnis, Unaufrichtigkeit, Unnatürlichkeit und Übersensibilität (vgl. ebd.: 86-89). Es wird hier also das Bild einer empfindsamen Frau gezeichnet, die von ihrer Gefühlswelt geprägt ist, während Rationalität und Intelligenz in ihrem Leben keine Rolle spielen. Ihre Außenwirkung und ihr Aussehen ist ihr stets wichtig (vgl. ebd.: 90).

Mundlos bestätigt diese Ergebnisse und fügt hinzu, dass gutes Aussehen bzw. Attraktivität dabei als Fähigkeit und Leistung angesehen wird, die es zu erhalten und zu verbessern gilt, um den Jungs/ den Männern zu gefallen (vgl. Mundlos 2011: 32). In der MÄDCHEN werde das Mädchen in ihrem Charakter fast ausschließlich auf ihr Äußeres und ihren Körper reduziert, mit dessen Hilfe es sich das Lebensziel erfüllen soll: den Jungen mit dem Körper für sich zu begeistern. Dabei laute dann die Devise: „Stell dich dumm, um dem Jungen zu gefallen“. (Vgl. ebd.: 33, 55)

2.7.1.4 Die fotografische Darstellung

Sowohl Chagheri als auch Mundlos stellen ein eindeutiges Schönheitsideal fest, das allgemeingültig ist und den Zeitschriften zufolge von jedem Mädchen angestrebt werden sollte. Dieses Ideal umfasst das Schlanksein als wichtigsten Aspekt, wie auch schöne Haare, eine reine Haut und stylische Kleidung. Schönheit diene als Muss – das Abweichen von diesem Ideal sei stets negativ konnotiert. (Vgl. Chagheri 2005: 85f.; vgl. Mundlos 2011: 58-60)

In den von Chagheri untersuchten Zeitschriften zeigen die abgebildeten Fotos oftmals Frauen, die zu Männern aufblicken und vermitteln somit ein traditionelles Frauenbild, in dem der Mann der Frau erhaben ist:

„Die Frau bzw. das Mädchen wird als Sexobjekt mit körperlichen Einzelteilen, die zur Erregung des Mannes dienen, als kindliche Idole mit dem einzigen Ziel der optischen Schönheit, als unvollkommene und unbeholfene Wesen dargestellt, die zur Verbesserung ihrer Optik und damit ihres Lebens die Hilfe Dritter benötigen.“ (Chagheri 2005: 100)

Umgekehrt werden in den Zeitschriften keine Körper(-teile) abgebildet und zeitgleich als hässlich oder verbesserungswürdig deklariert – es wird also auf vermeintliche Minderwertigkeiten implizit hingewiesen, ohne diese explizit darzustellen oder zu benennen (vgl. Mundlos 2011: 56f.).

2.7.1.5 Sonstige Merkmale

Auf den Titelseiten der Zeitschriften ist immer ein Mädchen oder eine junge Frau fotografisch abgebildet. Die Darstellung der Titelseite als Teil der Zeitschrift wurde in den vorliegenden zwei Studien nicht empirisch untersucht, weshalb sich hierüber erst im Rahmen der Ergebnisdarstellung in dieser Arbeit eine Aussage treffen lässt.

Mundlos beleuchtet in ihrer Untersuchung allerdings den Werbeanteil der Zeitschriften. Der reine Werbeanteil der BRAVO GIRL! beträgt nach Mundlos pro Ausgabe fast 14 Prozent und bei der MÄDCHEN zehn Prozent. Dabei stellt sie fest, dass die Grenzen zwischen redaktionellem Content und Werbung fließend sind und sich oftmals nicht eindeutig feststellen lässt, zu welcher Kategorie Inhalte eines Beitrages zählen. Dies können beispielweise bebilderte Produktempfehlungen sein, die nicht explizit als Werbung gekennzeichnet sind und dennoch Produktinformationen wie den Preis, den Hersteller und eine fotografische Abbildung des Produktes mit Empfehlung zum Kauf enthalten. Diese Beiträge betitelt Mundlos als „Quasi-Werbung“, die in der BRAVO GIRL! einen zusätzlichen Anteil von 28 Prozent und in der MÄDCHEN von 25 Prozent ausmacht. Somit kommen Mädchenzeitschriften auf einen Gesamtwerbeanteil von 35 Prozent (MÄDCHEN) bis 42 Prozent (BRAVO GIRL!) (vgl. Mundlos 2011: 30f.). Chagheri setzt diese Produktwerbungen im redaktionellen Teil der Zeitschriften mit dem Schönheitsideal und dem Streben nach Vollkommenheit und Perfektion in Verbindung: „Damit verbunden erhalten die Leserinnen Schmink-, Kleidungs- und Pflegehinweise. Diese Verbesserungsvorschläge für die eigene Optik vermitteln das Bild einer grundsätzlichen weiblichen Unvollkommenheit.“ (Chagheri 2005: 103f.)

Die Erschaffung eines Wir-Gefühls mit sprachlichen Mitteln in den Beiträgen der Zeitschriften ist zusätzlich Untersuchungsgegenstand in der Studie von Mundlos. Ein Wir-Gefühl werde dann erzeugt, wenn der Autor/ die Autorin eines Textes die Leserinnen davon überzeugen kann, mit ihm/ ihr verbunden zu sein, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, damit wiederum eine Solidarität entsteht (vgl. Zschaber 1993: 341). Ein Wir-Gefühl kann aber auch durch den Gebrauch von Pronomen (wir, uns) erfolgen, der in Mädchen- und Frauenzeitschriften häufig anzufinden ist. Bereits die Politikwissenschaftlerin Ingrid Langer-El Sayed stellte 1971 in ihrer Studie fest, dass Mädchen- und Frauenzeitschriften dieses Wir-Gefühl bewusst erzeugen, um Vertrauen zu gewinnen und somit zum Kauf anzuregen. Die Verwendung von Pronomen sei in diesem Fall auch mit einer Personifikation des Produkts verbunden (vgl. Langer-El Sayed 1971: 115). Mundlos kommt in diesem Zusammenhang zu dem Ergebnis, dass in Mädchenzeitschriften deutlich weniger häufig ein solches Wir-Gefühl mithilfe der Verwendung von Pronomen geschaffen wird als in Frauenzeitschriften. Sie begründet dies mit der Vermutung, dass „Mädchenzeitschriften für ihre Leserinnen vielleicht eher die Rat gebende ‚große Schwester‘ sein [wollen] als die ‚beste Freundin‘“ (Mundlos 2011: 53).

2.7.1.6 Zusammenfassung

· Es liegen nur wenige Studien und empirisch fundierte Untersuchungen zum Mädchenbild in Mädchenzeitschriften vor (s. Kapitel 2.7.1).

- Die enthaltenen Themen sind homogen, wobei der Schwerpunkt auf den Themenfeldern Mode und Kosmetik sowie Jungs liegt. Das Thema Schule oder Beruf spielt kaum eine Rolle (s. Kapitel 2.7.1.1).
- Der Junge ist Dreh- und Angelpunkt sämtlicher Handlungen des Mädchens. Das Mädchen nimmt in der Beziehung zu einem Jungen ferner die passive Objektrolle ein. Dabei wird vermittelt, dass die Partnerschaft mit einem Jungen den Wert des Mädchens steigert. In der Rolle als Partnerin in einer romantischen Beziehung sind also zahlreiche traditionelle Geschlechterstereotype zu finden (s. Kapitel 2.7.1.2).
- Das in den Zeitschriften dargestellte Mädchen wird stets gleich und sehr genau charakterisiert: Es ist emotional und sensibel, beratungssuchend, von seinem Umfeld abhängig und besitzt eine geringe schulische oder berufliche Qualifikation. Es ist außerdem aktiv und sportlich. Negative Eigenschaften sind: Neid, ein zu großes Mitteilungsbedürfnis, Unaufrichtigkeit sowie Unnatürlichkeit und Übersensibilität (s. Kapitel 2.7.1.3).
- Die Mädchen werden überwiegend in Verbindung mit ihrem Aussehen oder in der Beziehung mit einem Jungen dargestellt (s. Kapitel 2.7.1.2 und Kapitel 2.7.1.3).
- Die Zeitschrift kommuniziert ein eindeutiges Schönheitsideal, dessen Erreichung ein Muss ist: Schlanksein, schöne Haare, reine Haut und stylische Kleidung (s. Kapitel 2.7.1.4).
- Die Zeitschriften enthalten einen reinen Werbeanteil von zehn bis 14 Prozent, wozu der Anteil der „Quasi-Werbung“ mit 25 bis 28 Prozent hinzukommt. Der Gesamtwerbeanteil von Mädchenzeitschriften liegt demnach bei 35 bis 42 Prozent, wobei die Grenzen zwischen redaktionellem Content und Werbung verschwimmen (s. Kapitel 2.7.1.5).
- Es wird ein Wir-Gefühl in Mädchenzeitschriften erschaffen, das jedoch nicht so ausgeprägt vorhanden ist wie in Frauenzeitschriften (s. Kapitel 2.7.1.5).

2.7.2 Das Frauenbild in Frauenzeitschriften

Die Darstellung der Frau in Frauenzeitschriften ist seit den 1960er Jahren und mit den aufkommenden feministischen Bewegungen innerhalb Deutschlands Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten. So liegen allein bis zur Jahrtausendwende mehr als ein Dutzend Arbeiten unterschiedlichen Umfangs vor, die in unterschiedlichsten Methoden – meist aber mittels quantitativer Inhaltsanalyse – die Inhalte der Frauenzeitschriften untersuchen [z.B. Trommsdorff 1969; Langer-El Sayed 1971, 1973; Ulze 1977; Haseloff 1978/79; Bär 1978; Beckmann und Gerstenberger 1981; Schmerl 1984; Lehmann 1987; Staab et al. 1987; Röser 1992; Knaute 1993; Klaus 1998 ]. Da sich die gesellschaftliche Rolle der Frau aber in den vergangenen 50 Jahren deutlich gewandelt hat und angenommen wurde, dass sich dieser Wandel auch in den Medien und somit auch in den Inhalten der Frauenzeitschriften widerspiegelt, sind auch in den letzten 20 Jahren einige wissenschaftliche Studien erschienen, die diesen Wandel untersuchen [z.B. Stuckard 2000; Gide 2000; Winter 2001; Bader und Kühte 2005; Röder 2007; Mundlos 2011; Thiele 2015; Gruner 2017 ].

An dieser Stelle ist anzumerken, dass der überwiegende Teil der Ergebnisse der älteren Arbeiten durch die aktuelleren Studien bestätigt werden. Gravierende Veränderungen in den Inhalten in Frauenzeitschriften lassen sich nur in Teilbereichen feststellen. Daher finden in dieser Arbeit auch viele der Untersuchungen Beachtung, die bereits einige Jahrzehnte zurückliegen. Darüber hinaus sind die aktuelleren Untersuchungen überwiegend aus Sicht der Mediensoziologie und -pädagogik verfasst, sodass viele von ihnen für diese Arbeit nur in geringem Maße relevant sind. Wie auch im Bereich der Studien über das Mädchenbild in Mädchenzeitschriften darf auch hier außerdem nicht außer Acht gelassen werden, dass sich diese Analysen in der Regel abseits breiter empirischer Untersuchungen bewegen, weil sie meist eine sehr kleine Grundgesamtheit haben oder ihnen nur zufällig ausgewählte Artikel als Beispiele zugrunde liegen (vgl. Röser 1992: 29).

Als theoretische Grundlage dieser Arbeit gelten somit insgesamt elf Studien3, von denen acht näher vorgestellt werden. Besondere Beachtung findet hierbei die Untersuchung von Gruner (2017) als die aktuellste der vorliegenden Studien. Auch hier wird der folgende Forschungsüberblick in die Bereiche enthaltene Themen, dargestellte Rollen, Art der Darstellung sowie fotografische Darstellung und sonstige Merkmale unterteilt. Auf eine Aufteilung im Forschungsüberblick in Arbeiten zu Frauenzeitschriften für Frauen mittleren Alters auf der einen und Arbeiten zu Zeitschriften für Frauen fortgeschrittenen Alters wurde an dieser Stelle verzichtet. Dies hängt mit der Schwierigkeit zusammen, das Alter der Zielgruppen rückwirkend für die Zeitschriften aus den 1960er bis 1990er Jahre nachvollziehen zu können, da sich viele der Zeitschriften als Marke deutlich verändert haben. Darüber hinaus wurde in keiner der vorliegenden Studien das Alter der Zielgruppe in Verbindung mit dem dargestellten Frauenbild untersucht. Die Unterteilung der Frauenzeitschriften in ihre zwei altersspezifischen Gruppen findet demnach erst in der Ergebnisdarstellung und der Auswertung und Interpretation der Ergebnisse aus der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Studie statt.

2.7.2.1 Die enthaltenen Themen

Langer-El Sayed untersuchte 1971 und 1973 die Inhalte der Frauenzeitschriften Constanze, Brigitte, Für Sie, Film & Frau, der Freundin und der Praline aus den Jahrgängen 1964 und 1967. Bezüglich der Themenvielfalt kam sie zu dem Ergebnis, dass alle Zeitschriften ihre Inhalte nur mit wenigen Themen gestalten. Nach Langer-El Sayed machen die Kategorien „Mode und Kosmetik“, „Haushalt“, „Rezepte und Tipps“, „Einrichtung“ sowie „Romane und Kurzgeschichten“, „Liebes- und Ehegeschichten“ und „Prominenz“ mehr als zwei Drittel des Inhaltes in allen Heften aus (von Langer-El Sayed 1971, zitiert nach: vgl. Schmerl 1984: 56). Diese Erkenntnis konnte der Sprachwissenschaftler Harald Ulze 1977 in seiner Untersuchung der Brigitte, Freundin, Für Sie und Petra des Jahrganges 1975 bestätigen: Die Konzentration auf nur wenige gleichbleibende Themen ist in seinen untersuchten Zeitschriften demnach so gravierend, dass von insgesamt 42 Inhaltskategorien nur sechs Kategorien eine Häufigkeit von mehr als je fünf Prozent aufweisen. Die Themen „Mode und Kleidung“ sowie „Kosmetik“ und „Haushalt“ besitzen nach Gruner gemeinsam einen Anteil von 46,4 bis 55,3 Prozent aller auftretenden Themen, wobei die Kategorie „Mode und Kleidung“ allein überall mehr als ein Viertel des gesamten Themenangebots einnimmt. Die Themen „Frauenemanzipation“ (1,5 bis 5,3 Prozent aller Inhalte) und „Gesellschaft, Politik oder Wissenschaft“ seien dagegen kaum bis gar nicht in den Zeitschriften zu finden. Ulze schließt daraus auf eine stark homogene Machart der Frauenzeitschriften. (Vgl. Ulze 1977: 206f.)

Haseloffs Untersuchung von 1978/79 bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse von Ulze – seine Studie umfasste die gleichen Zeitschriften wie schon die Analyse von Ulze ein Jahr zuvor, wobei Haseloff anstatt der Für Sie die Zeitschrift Tina und die Ausgaben der Jahrgänge 1977 und 1978 untersuchte. Auch Haseloff resümiert, dass das Themenfeld „Beruf“ zwar in wenigen Ausgaben vorhanden ist, dass es allerdings eine nur sehr geringe Rolle spielt. Dasselbe gilt für die Themen „Kunst“, „Kultur“, „Wirtschaft“ und „geistiges Leben“. Er kommt außerdem zu dem Schluss, dass die Zeitschriften ausschließlich „frauenspezifische“ Themen umfassen, wobei er diese als monoton und mit einem nur geringen intellektuellen Niveau beschreibt (von Haseloff 1979, zitiert nach: vgl. Schmerl 1984: 61). Eine Zusammenfassung der Themenvielfalt in Frauenzeitschriften bringt Christiane Schmerl passend auf den Punkt, die selbst einige Studien zu der Frauendarstellung in der Werbung vorgelegt hat:

„[Frauenzeitschriften] konzentrieren ihr weibliches Publikum nach wie vor auf Mode, Kosmetik, Haushalt, Ehe und Unterhaltung; gelegentlich finden sich immerhin Spurenelemente von Berufstätigkeit und Emanzipation. Hier gibt es trotz großer Homogenität eine gewisse Bandbreite, etwa zwischen der liberalen 'Brigitte' und der eindeutig konservativen 'Burda Moden'. Frauenzeitschriften, die sich bevorzugt an untere Schichten wenden, scheinen noch um einiges konservativer in ihren Frauenleitbildern zu sein als die Mittelschicht-Frauenzeitschriften.“ (Schmerl 1984: 72)

Fast 15 Jahre später untersuchte die Kommunikationswissenschaftlerin Claudia Knaute vergleichend die Darstellung der Frau in der COSMOPOLITAN Deutschland und der COSMOPOLITAN USA. Als zu dieser Zeit noch junge Zeitschrift richtet sich die COSMOPOLITAN damals wie heute an junge, berufstätige Frauen. Entgegen Knautes Annahme, der Anteil beruflicher Themen könne in dieser Zeitschrift daher höher sein als in den zuvor untersuchten Ausgaben anderer Blätter, liegt auch in den Ausgaben der COSMOPOLITAN Deutschland der Anteil des Themas „Beruf“ bei nur acht Prozent, während weit mehr als ein Drittel des Inhaltes (38,2 Prozent) aus Lifestyle-Themen und sonstigen Rubriken („Finanzen“, „Versicherung“, „Reisen“ und „Psychotests“) besteht. Auch ist nach Knaute das Thema „Politik“ hier ebenfalls mit 0,6 Prozent nicht nennenswert vertreten. Anders als die Ergebnisse von Ulze oder Haseloff liegt der Anteil kultureller, gesellschaftlicher oder ökonomischer Themen in der COSMOPOLITAN in der Untersuchung von Knaute jedoch bei circa einem Viertel (26,3 Prozent) aller enthaltenen Themen. Der Umfang der Themen, die sich auf das Aussehen und die Pflege dessen beziehen („Mode und Kleidung“, „Kosmetik“ und „Sport“) liege hingegen bei nur 8,6 Prozent. (Vgl. Knaute 1993: 135f.)

Die Soziologin Elisabeth Klaus schenkte in ihrer Studie, auch unter Beachtung der Untersuchungen von Feldmann-Neubert 1991 und Röser 1992, dem eingangs erwähnten gesellschaftlichen Wandel der Frauenrolle und dessen Auswirkungen auf die Inhalte von Frauenzeitschriften Beachtung. Die Längsschnittanalysen der Zeitschrift Brigitte von Feldmann-Neubert und Röser belegen demnach, „dass Frauenzeitschriften gesellschaftliche Veränderungen im weiblichen Lebenszusammenhang und in den Auffassungen von der Frauenrolle in ihr Inhaltsgebot aufgenommen und ihre Frauenleitbilder entsprechend modifiziert haben“ (Klaus 1998: 271f.). Dabei passten sich von den von Röser untersuchten Zeitschriften (Jahrgänge 1970 bis 1988/89) besonders die Zeitschrift Brigitte, die COSMOPOLITAN und die Elle – weniger jedoch die Tina – an gesellschaftliche Veränderungen an. „Keineswegs jedoch spiegeln sich realgesellschaftliche Verhältnisse und Veränderungen adäquat in den Zeitschriften wider“ (Röser 1992: 15, vgl. ebd.: 303). Eine Untersuchung von Sinah Hoffmann (2013) beschäftigt sich mit den Titelthemen der Zeitschrift Petra zwischen 1965 und 2011. Auch sie kommt zu dem Schluss, dass die gesellschaftlichen Veränderungen der Frauenrolle in den vergangenen 46 Jahren auch Auswirkungen auf die im Titel vorgestellten Themen haben:

„Die traditionelle Frauenrolle als Hausfrau und Mutter verlor seit der Frauenbewegung 1968 nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch auf den Titelbildern der Petra immer mehr an Bedeutung. Während Themen wie Ehe und Haushaltsführung […] an Bedeutung verlieren, steigt die Anzahl der Artikel in den Kategorien ‚Singleleben‘ und ‚Karriere‘ deutlich an.“ (Hoffmann 2013: 46)

Somit bestätigt Hoffmann die Einschätzung von Röser (1992), dass Frauenzeitschriften sich an gesellschaftliche Verhältnisse zumindest zu einem Teil anpassen.

Klaus beobachtete in ihrer Studie auch eine Herausbildung der Berufstätigkeit und die Zunahme von politischen Themen in Frauenzeitschriften, wenngleich sich diese noch immer in geringen Prozentzahlen bewegen (vgl. Klaus 1998: 272). Feldmann-Neubert hält darüber hinaus als wichtige Erkenntnis fest, dass die neue Herausbildung der beruflichen Rolle der Frau allerdings nicht gleichbedeutend ist mit der Umverteilung der elterlichen Pflichten auf den Mann. Es bilde sich vielmehr eine Doppelrolle der Frau in den Bereichen Beruf und Familie heraus, in der sie sowohl Karrierefrau als auch Mutter ist (vgl. Feldmann-Neubert 1991: 295). Frauen müssten demnach nun nicht nur traditionelle Rollenanforderungen, sondern auch die neuen Erwartungen erfüllen, die an sie gestellt werden (vgl. ebd.: 300).

Auch Sprachwissenschaftlerin Bettina Stuckard untersuchte in ihrer Abhandlung Das Bild der Frau in Frauen- und Männerzeitschriften im Jahr 2000 die Darstellung der Frau in der COSMOPOLITAN, der Brigitte und der Tina mithilfe einer sprachwissenschaftlichen Analyse. In Hinblick auf die vorhandenen Themen bestätigen auch ihre Ergebnisse im Wesentlichen die von Langer-El Sayed, Ulze und Haseloff. In den von Stuckard untersuchten Zeitschriften nimmt demnach das Thema „Mode“ über 31 Prozent ein, während das Themenfeld „Woman & Work“ nur bei 6,6 Prozent liegt. Um die Themenauswahl der Zeitschriften im Allgemeinen zu beschreiben, bedient sich Stuckard der Alliteration „Kinder, Küche, Kirche“4 und fasst zusammen, dass diese Zuschreibung der sozialen Rolle der Frau, die in der Brigitte und Tina noch immer in Teilen vorherrschend ist, in der COSMOPOLITAN durch „Konsum, Männer und Mode“ ersetzt wurde. (Vgl. Stuckard 2000: 31)

2.7.2.2 Die dargestellten Rollen

In Hinblick auf die Rollen, in denen Frauen in Frauenzeitschriften dargestellt werden, differenziert Langer-El Sayed 1971 zwischen Zeitschriften für Frauen aus unteren sozialen Schichten und denen für Frauen aus der Mittel- oder Oberschicht. In der ersten Kategorie stellt sie fest, dass die Frau, die grundsätzlich jung bis maximal mittelalt ist, vorrangig in ihrer Rolle als bereits verheiratete Frau, also Ehefrau, Hausfrau und Mutter, dargestellt wird. In den Zeitschriften der Mittel- und Oberschicht hingegen sei die Frau jung und modebewusst. Sie übe zwar eine Erwerbstätigkeit aus und gehöre mindestens der Mittelschicht an, ihr Lebensziel sei jedoch die glückliche Ehe mit einem Mann. (Von Langer-El Sayed 1971, zitiert nach: vgl. Schmerl 1984: 56)

Diese Ergebnisse bestätigt Ulze im Wesentlichen erneut. Er resümiert, dass die Frau familiär ist und sich grundsätzlich an einer Partnerschaft orientiert – ein Leitbild, das sich durch alle Zeitschriften zieht (vgl. Ulze 1977: 208). Darüber hinaus definiere sich die Identität und das Sein einer Frau ausschließlich durch den Wert, den der Mann ihr zuschreibt und durch seine Aufmerksamkeit, die er ihr schenkt (vgl. ebd.). Die Frau wird also vorrangig auch in der Rolle als Partnerin, oder mehr noch: als Objekt der Begierde des Mannes, dargestellt. Die Aufmerksamkeit des Mannes kann die Frau somit auf sich lenken, indem sie das Schönheitsideal, das in den Zeitschriften deutlich definiert wird, erreicht oder sich zumindest der Erreichung bemüht. Somit steigt der Wert der Frau mit dem Näherkommen an das Schönheitsideal und mit der Steigung der Aufmerksamkeit des Mannes. Ulze führt hier ein Zitat aus einer von ihm untersuchten Zeitschrift an, das die Hilfestellung der Zeitschriften für das Erreichen von Schönheit darlegt:

"Für jeden Mann ein anderes Gesicht. Wer steht Ihrem Herzen am nächsten? Ein romantischer, ein sportlicher oder ein extravaganter Mann? Wir zeigen Ihnen, wie sich dasselbe Gesicht mit ein paar Tricks dreimal verwandeln läßt. Für den extravaganten Männertyp dürfen Sie ruhig ein bißchen tiefer in den Schminktopf greifen. Denn der hat am meisten Sinn für eine betont modische Aufmachung - zum Beispiel für ein raffiniertes Makeup (siehe großes Photo), bei dem die Lider mit braunem Lidschatten so überpudert sind, daß in der Mitte eine Linie wie bei einem Katzenauge frei bleibt. […] Lustige, unbekümmerte Männer, die Spaß an Sport und frischen, fröhlichen Mädchen haben, lehnen allzu modische Frisuren ab.[…] Romantisch veranlagte Männer haben meist eine Schwäche für Spitzen und Rüschen, für weiche Lockenfrisuren und zarte Make-ups... ." (Ulze 1977: 208f.)

[...]


1 Das binäre Geschlechtersystem als westliches Gesellschaftssystem unterscheidet in dem Geschlecht einer Person zwischen nur zwei Optionen („Männlich“ und „weiblich“) ohne Zwischenstufen. Im binären Geschlechtersystem wird das biologische Geschlecht eines Menschen (sex) mit seiner Geschlechtsidentität (gender), der Geschlechtsrolle und der sexuellen Orientierung gleichgesetzt. (vgl. Opitz-Belakhal 2018: 27)

2 Als Heteronormativität wird eine Weltanschauung beschrieben, welche „die Heterosexualität als soziale Norm postuliert“ (ebd.: 27).

3 Die relevanten Studien wurden zu Beginn des Kapitels in der Aufzählung typografisch hervorgehoben.

4 Die Alliteration „Kinder, Küche, Kirche“ (auch genannt „Die drei K“) ist eine Formulierung aus dem angloamerikanischen Raum, die die soziale und gesellschaftliche Rolle der Frau beschreibt: „Der Begriff ‚Kinder, Küche, Kirche‘ wird in den 1960er Jahren […] zu einer Gegenwartsbeschreibung und einem Synonym für die Hausfrau, die von der Gesellschaft und dem Ehemann unterdrückt und ausgebeutet wird.“ (Paletschek 2001: 426)

Ende der Leseprobe aus 181 Seiten

Details

Titel
Die weibliche Rolle in den Medien. Das Mädchen- und Frauenbild in deutschen Mädchen- und Frauenzeitschriften
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel  (Sport, Tourismus, Medien)
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
181
Katalognummer
V513051
ISBN (eBook)
9783346100832
ISBN (Buch)
9783346100849
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Genderforschung, Geschlechterforschung, Frauenbild, Mädchenbild, Gender, Frauenzeitschriften, Stereotype, Medien
Arbeit zitieren
Doreen Wiegmann (Autor:in), 2018, Die weibliche Rolle in den Medien. Das Mädchen- und Frauenbild in deutschen Mädchen- und Frauenzeitschriften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513051

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