Das Reflexionsmodell nach John Dewey als Hilfsmittel zur Bewältigung der pädagogischen Professionalität


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung... 3

1 Herausforderungen pädagogischer Professionalität im Lehrberuf nach Terhart... 4

1.1 Drei Bestimmungsansätze von pädagogischer Professionalität... 4

1.2 Der Strukturtheoretische Bestimmungsansatz... 5

2 Das Reflexionsmodell nach John Dewey (1859-1952)... 6

2.1 How we think, 1910...6

2.1.1 Reflexives Denken... 6

2.1.2 Die konstruktivistische Lerntheorie bei Dewey... 8

2.2 Democracy and Education, 1930... 9

2.2.1 Das Problem der Trennung von geistiger und körperlicher Aktivität... 9

2.2.2 Die Methode des Erkennens als reflexives Denken... 10

2.2.3 Vier Grundhaltungen für einen erfolgreichen Umgang mit dem Lehr- und Lernstoff... 11

3 Deweys reflexives Denken und Grundhaltungen bei Pollard... 12

3.1 How can we develop the quality of our teaching?, 2014... 12

3.1.1 Das „Reflective Teaching“ und die evidenzbasierte Praxis zur Verbesserung der Lehrkompetenz und der Unterrichtsqualität... 12

3.1.2 Sieben Schlüsselkompetenzen von reflexiver Praxis... 13

4 Fazit... 15

5 Literaturverzeichnis... 16

Einleitung

Das Reflektieren der eigenen Handlungen ist in zahlreichen Professionen ein essentieller Teil der alltäglichen Berufspraxis. Der Lehrberuf ist mit seinen Antinomien und den hohen Anforderungen an die professionellen Handlungskompetenzen ebenso ein Beruf, welcher reflexives Denken erfordert, um zukünftig ein vielfältiges Repertoire an Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben. In den Kompetenzen und Standards für die Lehrerbildung in Hessen (2019) heißt es u.a.:

„Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute für das Lehren und Lernen. Ihre Kernaufgabe ist die gezielte und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltete Planung, Organisation und Reflexion von Lehr- und Lernprozessen sowie ihre individuelle Bewertung und systemische Evaluation. Die berufliche Qualität von Lehrkräften entscheidet sich an der Qualität ihres Unterrichts.“ (S. 3)

Die professionelle Kompetenz einer Lehrkraft setzt sich folglich neben der Planung und Organisation auch aus der Reflexion der Lehr- und Lernprozesse zusammen. Diese müssen gemäß den Standards von der Lehrkraft anschließend bewertet und evaluiert werden. Nur so kann die Qualität in der eigenen Handlungsfähigkeit und damit auch der Unterricht an sich verbessert werden.

Die vorliegende Arbeit thematisiert diese genannten Reflexionsprozesse im Hinblick auf die Selbstreflexion der Lehrkraft sowie der Aufgabe zur Schulung der Selbstreflexion bei Lernenden. Dabei werden insbesondere die Grundgedanken des Philosophen und Pädagogen John Dewey zur Hilfe genommen, dessen Reflexionsverständnis bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Ansätze des erfahrungsbasierten und selbstbestimmten Lernens liefert. Des Weiteren wird in dieser Arbeit überprüft, inwiefern sich Deweys Reflexionsbegriff in Andrew Pollards How can we develop the quality of our teaching? aus dem Jahre 2014 wiederfindet, um die Aktualität von Deweys Thesen zu analysieren.

Im ersten Kapitel werden die Herausforderungen der pädagogischen Professionalität des Lehrberufs nach Ewald Terhart (2011) zusammengetragen und daraus die Notwendigkeit der reflexiven Praxis abgeleitet. Im zweiten Kapitel wird zunächst ein Überblick über Deweys Begriff des reflexiven Denkens gegeben und zentrale Thesen seiner pädagogischen Philosophie erläutert. Im Anschluss werden diese Thesen mit der Theorie von Pollard verglichen, um hieraus eventuelle Konsequenzen für unser heutiges Bildungssystem zu ziehen.

1. Herausforderungen pädagogischer Professionalität im Lehrberuf nach Terhart

1.1 Drei Bestimmungsansätze von pädagogischer Professionalität

In vielen Berufen muss professionell gehandelt werden. Doch die wenigstens wissen, was es überhaupt heißt, professionell zu sein. Besonders im Lehrberuf ist der Begriff der Professionalität für viele auch heute noch sehr vage formuliert. Denn die klassische Profession ist durch eine wissensbasierte Basis sowie durch ein berufsbezogenes Training definiert (vgl. Terhart 2011, S. 204). Professionen „ sind solche Berufe […], die sich auf der Basis einer akademischen Ausbildung mit komplexen und insofern immer ‚riskanten‘ technischen, wirtschaftlichen, sozialen und/oder humanen Problemlagen ihrer Klienten befassen.“ (ebd., S.204) Im Lehrberuf hingegen wird nach Terhart, der sich in seinem Artikel mit der Professionalität von Lehrkräften befasst hat, die Existenz von spezifischem Wissen und Kompetenzen bis heute im Allgemeinen bezweifelt (vgl. 2011, S. 205). Das Arbeitsverhältnis basiert nicht auf Freiwilligkeit, da die Klienten der Lehrkraft unter Schulzwang dessen Dienste in Anspruch nehmen (vgl. ebd., S. 205). Ferner wird der unmöglich zu realisierende individualisierte Umgang mit den Klienten betont sowie das zugrunde liegende Problem, welches von der Lehrkraft bearbeitet wird, nicht erkannt (vgl. ebd., S. 205).

Terhart hat deshalb drei Bestimmungsansätze von Professionalität im Lehrberuf formuliert, welche helfen sollten, diese besser zu definieren: der kompetenztheoretische, der berufsbiografische und der strukturtheoretische Ansatz. Der kompetenztheoretische Ansatz misst die Profession eines Lehrers einerseits anhand der erreichten Kompetenzen der Lehrkraft aber auch anhand der erreichten Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Ähnlich ist hier der berufsbiografische Ansatz zu sehen. Nur, dass dieser sich stärker auf die individuelle Entwicklung der Lehrkraft fokussiert. Dabei ist es jedoch problematisch, eine gelungene bzw. misslungene Entwicklung zu beurteilen. Insbesondere im strukturtheoretischen Ansatz lässt sich jedoch die Relevanz der Selbstreflexion im alltäglichen, professionellen Handeln einer Lehrkraft fest machen. Im Folgenden wird dieser deshalb kurz umrissen.

1.2 Der Strukturtheoretische Bestimmungsansatz

Die Aufgaben und Anforderungen einer Lehrkraft sind nach Terhart in sich widersprüchlich. Terhart benennt hierzu die verschiedenen Antinomien des Lehrberufs, um das Spannungsfeld, in dem sich die Lehrkraft bewegt, genauer zu umreißen (vgl. ebd., S. 206). Zum Beispiel sei jede Unterrichtssituation immer wieder anders, zugleich müssen diese jedoch regelkonform durchgeführt und anschließend rekonstruiert werden. Ein anderes Beispiel ist die formale Gleichbehandlung der Lernenden unter der Berücksichtigung der besonderen Lernstände jedes Einzelnen (vgl. ebd., S. 206).

Die Professionalität zeigt sich nach Terhart gerade in dieser Handhabung der Antinomien im Berufsalltag. Ein „ Kompetenter, reflektierender Umgang mit unabstellbarer, aber gleichwohl täglich zu bewältigender und faktisch auch irgendwie bewältigter Unsicherheit und Undeterminiertheit werden im strukturtheoretischen Ansatz zum Kernstück pädagogischer Professionalität.“ (ebd., S. 206)

Lehrkräfte sollten ihr Handeln deshalb selbstkritisch reflektieren können. Sie sind durch zahlreiche Antinomien in ihrem Berufsalltag stark gefordert und müssen stets didaktisch fundierte aber auch sozial vertretbare Entscheidungen treffen können. Dabei können jedoch auch Fehler und Misserfolge entstehen, die es zu analysieren gilt, um ihnen zukünftig Sicherheit zu geben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Lehrberuf schwierig in die alte Definition der Profession einzuordnen ist, da er keinen klassischen freien Beruf darstellt, sondern durch Antinomien geprägt ist. Daher gibt es Ansätze, welche versuchen den Lehrberuf mit anderen Mitteln einer Profession zuzuordnen: der kompetenztheoretische, der berufsbiografische und der strukturtheoretische Ansatz. Der Strukturtheoretische Ansatz meint, dass gerade der sachgerechte Umgang mit diesen Antinomien im Lehrberuf eine pädagogische Profession bedingt. Die Selbstreflexion als „rekonstruktive Durchdringung tiefliegender Strukturprobleme“ steht dabei im Vordergrund (ebd., S. 206).

Es zeigt sich, dass gerade die Reflexion des eigenen Handelns einen wichtigen Teil der Profession einer Lehrkraft ausmacht. Denn nur durch das Sammeln von erfahrungsbasiertem Wissen und das anschließende Aufarbeiten dieses Wissens bezüglich der vorherrschenden Antinomien führt zu einem professionellem Kompetenzerwerb und dessen stetiger Weiterentwicklung. Doch wie setzt sich diese Reflexion überhaupt zusammen? Im folgenden Kapitel wird das Reflexionsmodell von John Dewey für die Beantwortung dieser Frage zur Hilfe genommen.

[...]

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Details

Titel
Das Reflexionsmodell nach John Dewey als Hilfsmittel zur Bewältigung der pädagogischen Professionalität
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (INSTITUT FÜR PSYCHOLOGIE)
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V512805
ISBN (eBook)
9783346095640
ISBN (Buch)
9783346095657
Sprache
Deutsch
Schlagworte
John Dewey, Reflexion, Professionalität, pädagogische Professionalität, Ewald Terhart, Andrew Pollard, strukturtheoretischer Bestimmungsansatz, reflexives Denken, How we think, Democracy and Education, konstruktivistische Lerntheorie, How we develop the quality of our teaching, Reflective Teaching, professionelle Handlungskompetenzen
Arbeit zitieren
Luisa-Viktoria Schäfer (Autor:in), 2019, Das Reflexionsmodell nach John Dewey als Hilfsmittel zur Bewältigung der pädagogischen Professionalität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512805

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