Charakterisierung der Protagonistin des Werkes "iAy, Carmela! Eligía de una guerra civil en dos actos y un epílogo" von José Sanchis Sinisterra


Hausarbeit, 2019

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Figurenkonstellation

3. Analyse der Protagonistin
3.1. Carmela als Person aus Fleisch und Blut: Charakterisierung der
Protagonistin vor ihrer Hinrichtung
3.2. Carmela zwischen Jenseits und Realität: Charakterisierung der Protagonistin nach ihrer Hinrichtung

4.Entwicklung und Funktion der Hauptfigur: Der Tod als bestimmender Faktor

der Veränderung

5.Schlussbetrachtung

II Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Den Tod riskieren oder mit gebrochener Seele überleben? Diese und weitere Fra- gen greift der Autor, José Sanchis Sinisterra, in seinem 1987 uraufgeführtem Stück „iAy, Carmela! Eligía de una guerra civil en dos actos y un epílogo“ auf. Das Werk hat sich aufgrund seiner Thematik zu einem der größten Theatererfolge in Spanien entwickelt.1

Es verdeutlicht den Einfluss, den der spanische Bürgerkrieg auf das spanische The- ater hatte. Dabei geht es um das Schauspielerpaar Paulino und Carmela, welche beide Republikaner sind und somit gegen das vorherrschende faschistische System in Spanien. Sie werden in Kriegsgefangenschaft genommen und gezwungen die Truppen dort zu unterhalten. Carmela wird bei dieser Aufführung auf der Bühne erschossen, da sie die republikanische Hymne singt und sich dadurch zu den Re- publikanern bekennt.

Es gibt verschiedene Gründe, die mich dazu bewegten dieses Theaterstück als Grundlage für meine Ausarbeitung zu wählen. Ein Motiv besteht darin, dass es große politische Ereignisse aufgreift und reflektiert und ich mir als Leser die Frage stelle, ob Kunst angesichts des Unrechts möglich ist und ab wann die Pflicht zum Widerstand beginnt. Des Weiteren gelingt es dem Verfasser in hohem Maße, die Illusion zwischen Diesseits und Jenseits darzustellen und gleichzeitig einen Appell an den Kampfesmut und die Menschlichkeit zu richten.

Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit der Hauptfigur des Werkes auseinander. Dabei stehen besonders ihre Funktionen und Entwicklungen bzw. Veränderungen im Verlauf des Theaterstückes im Vordergrund. Das Ziel beinhaltet, herauszufinden, ob und in welchem Umfang Carmela sich durch ihren Tod verändert hat. Dieses Ziel wird erfüllt, indem die Protagonistin vor und nach ihrem Tod analysiert wird.

Zunächst wird anhand einer knappen Figurenkonstellation das Verhältnis zwischen den vorkommenden Darstellern konkretisiert. Im Anschluss erfolgt die Analyse der weiblichen Zentralfigur, die in zwei Hauptteile gegliedert ist. Im ersten Teil wird Car- mela vor ihrem Tod charakterisiert, wofür sich die Szenen der Rückblenden eignen. Anschließend wird sie anhand der Szenen beschrieben, in denen sie bereits tot ist und Paulino erscheint. Im darauffolgenden Kapitel werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der zuvor herausgearbeiteten Charakteranalysen zusammenge- führt und veranschaulicht.

2. Figurenkonstellation

Carmela und Paulino stehen als Schlüsselfiguren im Zentrum des Werkes. Die Pro- tagonisten sind miteinander verheiratet und ziehen mit ihrem republikanischem Va- rieté Programm „variedad a lo fino“ durch das Land. Dabei erhalten sie Unterstüt- zung von einem taubstummen, jungen Mann namens Gustavete, welcher nicht- sprachlich auf der Bühne gezeigt wird. Zu Beginn der Geschichte ist er der unterle- gene Assistent von Paulino und Carmela. Zum Schluss agiert er als Vorgesetzter von Paulino und schlüpft in die Position des tenientes2. Die Tatsache, dass die Ehe- leute Republikaner sind, steht im Mittelpunkt des Konflikts, den es zu lösen gilt. Auf- grund dieser Gegebenheit wird das Schauspielpaar von den Faschistischen Trup- pen in Kriegsgefangenschaft genommen. Dort werden sie zum teniente Rippamonte gebracht, dieser repräsentiert im Werk das totalitäre Regime. Er entscheidet sich dazu, die beiden vor der standrechtlichen Erschießung zu bewahren, indem er sie für seine Truppen als Künstler arbeiten lässt. Hierbei handelt es sich um eine stati- sche Figur, die - ähnlich wie Gustavete - nicht-sprachlich auf der Bühne präsent ist.3

Seine Anwesenheit wird vielmehr über die Manipulation des Bühnenlichts veran- schaulicht.4 Die Nebendarsteller bilden jeweils essentielle Bestandteile des Thea- terstücks, da sie die charakterliche Entwicklung der Hauptdarsteller stark beeinflus- sen. Hierzu Maria del Carmen Bobes Naves:

„ no resulta equivocado decir que todo el drama gira en torno a los personajes y sus relaciones: todo lo dicen ellos, lo hacen y lo sufren ellos […]” 5

3. Analyse der Protagonistin

3.1. Carmela als Person aus Fleisch und Blut: Charakterisierung der Pro- tagonistin vor ihrer Hinrichtung

Dramatische Figuren lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien einteilen. Um die weibliche Hauptfigur des Werkes analysieren zu können, ist es zunächst sinnvoll, ihre Figurenkonzeption und ihren Figurentyp einzuordnen. In Bezug auf die Figu- renkonzeption eröffnet das Gegensatzpaar eindimensionale versus mehrdimensio- nale Figur eine gute Einteilungsmöglichkeit. Bei Carmela handelt es sich um eine mehrdimensionale Figur, da sie sich durch die Komplexität ihrer Merkmale aus- zeichnet.6

Zudem kann die Hauptdarstellerin dem Figurentyp des Individuums zugeordnet werden. „Beim Individuum erhält der Zuschauer eine Fülle von charakterisierenden Details und auf diese Weise eine sehr genaue beschriebene dramatische Figur.“7

Auf diese charakterisierenden Eigenschaften der lebenden Carmela soll im Folgen- den eingegangen werden. Zuvor ist zu erwähnen, dass es dem Autor mit dem Cha- rakter der Protagonistin gelungen ist, zwei metaphysische Rahmenbedingungen, Leben und Tod, harmonisch miteinander zu verbinden.

Betrachtet man zunächst die äußeren Umstände, das heißt Merkmale und Situation, in der sich die Heldin des Dramas befindet, lassen sich folgende Aussagen treffen: Ihr Auftreten als lebendige Carmela erfolgt im Drama, in Form von Rückblenden. Angekündigt wird ihr Erscheinen durch ein „traje andaluz“ (S.199, 225). Gemeinsam mit ihrem Partner verdient sie ihren Lebensunterhalt als Künstlerin (vgl. S. 64). Es sind Aussagen von Paulino über Carmela, wie beispielsweise „siempre ha sentido la magía“ (S. 240) oder „nunca le falta la chispa […] cuando se trata de agradecer el público.“ (S. 234), die dem Leser die Leidenschaft und das Temperament vermit- teln, mit dem sie ihre Fähigkeiten auf der Bühne präsentiert. Gleichzeitig wird die Botschaft übermittelt, dass sie das Singen und Tanzen liebt. Ursprünglich stammt die Erwachsene aus Andalusien und war laut Aussagen von Paulino bereits dort eine talentierte Darstellerin(vgl. S. 241).

Achtet man beim Lesen des Theaterstückes auf die Ausdrucksweise der Protago- nistin, sind es Nomen wie „culo, cagón, teta, pedo“ die einen umgangssprachlichen und vulgären Sprachstil veranschaulichen. Auch ihre Antwort auf Paulinos Frage wo ihre Theater Kleidung sei „En ese camerino lleno de cucarachas que…“ (S. 207) bekräftigt diese Aussage.

Lenken wir nun das Augenmerk von den äußeren Begebenheiten auf das Innenle- ben der Darstellerin, fallen einem viele Adjektive ein, welche Carmelas Person be- schreiben: mutig, willensstark, hartnäckig, hemmungslos, einfühlsam und nicht zu vergessen menschlich.

Besonders hervorzuheben ist jedoch ihre rebellische Art, die durch ihre republikani- schen Adern fließt. Letztendlich führt diese zur Harmatia, in diesem Falle Carmelas Gesang der republikanischen Hymne und die anschließende Erschießung. „Harma- tia ist das griechische Wort für Irrtum und bezeichnet das Verkennen einer Situation durch den Helden, das die tragische Verwicklung auslöst.“8 Diese rebellische Eigen- schaft wird besonders im ersten Akt deutlich, während sich die Schauspieler auf die anstehende „velada“ vorbereiten.

CARMELA .(Saliendo furiosa, aún a medio vestir.) iTantarantán! Déjame, que yo se lo voy a poner claro en cuatro palabras…

PAULINO. (Tratando de evitarlo) Tú no abras la boca, que nos pierdes… (al fondo:) Ya ve lo nerviosa que está, mi teniente…

CARMELA. iNo estoy nerviosa, su teniente! Lo que estoy es furiosa, ea.

PAULINO. Carmelilla, por Dios…

CARMELA. (Al fondo:) Aquí Paulino y una servidora no tenemos por qué hacer el ridículo delante de la tropa…

PAULINO. Del ejército, Carmela…

CARMELA. Pues del ejército, que además, seguro, para celebrar la ocupa ción de Belchite…

PAULINO. La liberación, quieres decir…

CARMELA. Eso, la liberación…, pues seguro que han liberado también las Bodegas, y no le quiero decir las ganas de bulla que traerán en el cuerpo.

[...]


1 Die folgenden Seitenangaben beziehen sich auf das Drama von Sinisterra Sanchis, José: iAy, Carmela! Eligía de una guerra civil en dos actos y un epílogo in: Ñaque o de piojos y actores, iAy, Carmela!. Edición de Manuel Aznar Soler. Madrid: Cátedra, 1995. Das Werk wird nicht mehr expli- zit erwähnt, sondern mit Seitenangabe (S. xy) abgekürzt.

2 Leutnant, niedrigster Dienstgrad in der Rangordnung der Offiziere (bei Heer und Luftwaffe).

3 Vgl. Stenzel, Hartmut: Einführung in die spanische Literaturwissenschaft. Weimar: Verlag J. B. Metzler Stuttgart, 2010. S. 66.

4 Vgl. Stenzel, Hartmut: Einführung in die spanische Literaturwissenschaft. Weimar: Verlag J. B. Metzler Stuttgart, 2010. S. 65.

5 Bobes Naves, María del Carmen: Semiología de la obra dramática. Madrid: Arco/Libros, 1997. S. 334.

6 Vgl. Stenzel, Hartmut : Einführung in die spanische Literaturwissenschaft. Weimar: Verlag J. B. Metzler Stuttgart, 2010. S. 65 ff.

7 Pomino, Natascha / Zepp, Susanne: Hispanik. 2.Auflage. Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, 2008.S. 274.

8 Pomino, Natascha / Zepp, Susanne: Hispanik. 2.Auflage. Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, 2008. S. 250.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Charakterisierung der Protagonistin des Werkes "iAy, Carmela! Eligía de una guerra civil en dos actos y un epílogo" von José Sanchis Sinisterra
Hochschule
Universität Konstanz
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V512789
ISBN (eBook)
9783346106766
ISBN (Buch)
9783346106773
Sprache
Deutsch
Schlagworte
charakterisierung, protagonistin, werkes, carmela, eligía, josé, sanchis, sinisterra
Arbeit zitieren
Alicia Cavallo (Autor:in), 2019, Charakterisierung der Protagonistin des Werkes "iAy, Carmela! Eligía de una guerra civil en dos actos y un epílogo" von José Sanchis Sinisterra, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512789

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Charakterisierung der Protagonistin des Werkes "iAy, Carmela! Eligía de una guerra civil en dos actos y un epílogo" von José Sanchis Sinisterra



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden