Arbeiterradiobewegung


Seminararbeit, 2004

13 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Geschichtliche Einordnung

3. Die Entstehungsgeschichte

4. Die Spaltung der Bewegung
a. Der ARB
b. Der FRB

5. Das Ende der Bewegung

6. Resümee und Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis / Anhang

1.Vorwort

Mit dieser Seminararbeit möchte ich die Arbeiterradiobewegung und deren Auswirkungen auf die Medienarbeit darstellen. Sie dient vornehmlich der schriftlichen Fixierung meines Vortrages in der Veranstaltung vom 19. Februar 2004. Des Weiteren ist sie Grundlage für den Scheinerwerb für das Hauptdiplom im Studiengang Pädagogik.

Zunächst erfolgt eine grobe Einordnung in den zeitlichen Rahmen, gefolgt von der Vorgeschichte der Bewegung. Anschließend möchte ich über die Gründung und Ursprünge der Bewegung weiter gehen bis zur Spaltung und schließlich dem Verbot der Splittergruppen der Arbeiterradiobewegung. Abschließen möchte ich meine Arbeit mit einem Resümee und einer Zusammenfassung über das Wirken der Arbeiterradiobewegung.

2. Geschichtliche Einordnung

Seinen Ursprung hat das Radio in der Betreuung von Soldaten im ersten Weltkrieg. Der Sender der Hauptfunkstelle Königswusterhausen diente zur „kriegsmoralischen Unterstützung der Frontsoldaten“[1] und war damit eine Art Vorläufer des eigentlichen Rundfunks. Vornehmlich wurden über diesen Sender Musik- und Wortsendungen ausgestrahlt, welche die Soldaten über die aktuelle Lage im Krieg informieren sollten. Des Weiteren bestand die Absicht darin, den Soldaten die Heimat näher zu bringen, so dass sie neu motiviert wurden um dann in dem aussichtslosen Stellungskrieg weiter zu kämpfen. Peter Dahl bezeichnet den Sender als „Vorläufer dessen, was wir heute unter Rundfunk verstehen“[2] Vor diesem Hintergrund beginnt also die Geschichte des deutschen Rundfunks 1917 mit der Betreuung deutscher Soldaten im ersten Weltkrieg.

Zunächst wird der Rundfunk nicht nur vom Staat sondern vor allem auch der Wirtschaft genutzt, ehe er dem Volk zugänglich gemacht wird. Als erster Funkdienst, welcher vom Staat und der Wirtschaft getragen wird, werden Börsen- und Warendotierungen über den Äther geschickt.[3] Ein weiterer Nutznießer des neuen Mediums ist die Reichspost, bei welcher zunächst die Abhörgeräte „geleast“ werden mussten, bevor man sie auf dem freien Markt kaufen konnte. Mitte der 20er Jahre wurden diese Empfänger dann industriell gefertigt und die Funkindustrie blühte auf. Dabei ergaben sich allerdings auch hohe Preise für die Empfänger und angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland konnte sich nicht jeder diesen Luxus leisten. Ein weiteres Problem kam noch erschwerend dazu, denn als im Oktober 1923 der Rundfunk in Deutschland eingeführt wurde, musste eine Gebühr entrichtet werden. Nachdem man also zwei Reichsmark zahlte, erhielt man die „Genehmigung zur Einrichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch (dazu siehe Anhang)[4] Zunächst gab es nur einen Sender, die Radio-Stunde AG, welchem nach der Entrichtung der Gebühr und der Beschaffung einer Empfangsanlage gelauscht werden konnte. Im Laufe der Zeit kamen dann bis 1926 noch acht weitere Sender hinzu, sowie die bekannte Deutsche Welle, ein überregionaler Langwellensender.[5] Da nun aber wie bereits erwähnt der Empfang von Rundfunk zu damaliger Zeit ein Luxus war, eröffneten sich neue Möglichkeiten in den Genuss von Radio zu kommen, ohne sich ein teures Gerät zu beschaffen und ohne die hohen Gebühren zu entrichten.

3. Die Entstehungsgeschichte

Mit den Soldaten, die aus dem Krieg kamen wurde es nun möglich ohne großen finanziellen Aufwand Rundfunk empfangen zu können. Denn die Funker besaßen das technische Wissen und Verständnis, wie man Empfänger mit einfachen Mitteln günstig anfertigen konnte. Mit den selbst gebastelten Geräten entgingen die Arbeiter auch der Empfangsgebühr, wodurch sich das Vergnügen des Rundfunkabhörens als erschwinglich herausstellte. Damit immer mehr Menschen nun diesen günstigen Weg gehen konnten entstanden Bastelgruppen, welche sich deutschlandweit rasend schnell ausbreiteten. Um sich besser zu organisieren und ihre Ziele durch zu setzten, vornehmlich dem Arbeiter den Rundfunk zugänglich zu machen, schlossen sich die zunächst isoliert agierenden Bastelgruppen bald zum Arbeiter-Radio-Klub Deutschland e.V. zusammen (10. April 1924). Die Arbeiter standen den Radiosendungen kritisch gegenüber. So wurde beispielsweise die Staatsnähe und „Arbeiterferne“, die starke Orientierung an Regierung und Wirtschaft, sowie die Ignoranz gegenüber der proletarischen Natur heftig kritisiert.

Der Organisationsprozess der Arbeiter wurde forciert durch neue Bestimmungen, wonach auch auf selbst gebastelte Geräte nun eine Gebühr entrichtet werden musste. Weiter erschwert wurde der Empfang von Rundfunk dadurch, dass strengere Auflagen verabschiedet wurden und verstärkt gegen Schwarzhörer vorgegangen wurde.[6] Daher verfestigten sich die Ziele der Arbeiterradiobewegung dahingehend, dass der Empfang von Sendungen unbedingt dem Arbeiter finanziell ermöglicht werden müsse. Da der Bau von Röhrengeräten nun unter die Auflage gestellt worden war, dass man Mitglied in einem Funkkartell sein musste, wurde dem Bestreben der Arbeiter weiter entgegengewirkt. Die Kartelle bestanden größtenteils aus bürgerlichen Gruppierungen, welche sich weigerten sich mit den Arbeitern zusammen zu schließen. Folglich war den Arbeitern damit die Möglichkeit genommen, weiter legal Röhrengeräte zu fertigen. Somit waren die Fronten zwischen Arbeitern und dem Bürgertum geklärt und verhärteten sich. Daher entstand nun eine Kampfstimmung bei den Arbeitern, so dass sie stetig nach mehr Unabhängigkeit strebten. Mit der Gründungsversammlung des Arbeiterradioklub Deutschland e.V. (im folgenden ARK genannt) endete die Formierung der einzelnen Gruppen und es kam zum Endgültigen Zusammenschluss der Arbeiter in den ARK. Bei dieser ersten Sitzung wurden die Forderungen in einer Satzung nieder geschrieben, dabei handelte es sich vor allen Dingen darum, die Arbeiter mehr an der Programmgestaltung teilhaben zu lassen und mehr in das Rundfunkgeschehen ein zu binden.

Die Vorsitzenden des ARK waren Mitglieder der KPD und daher lässt sich erklären, warum sich der ARK zunächst auf den Algemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und weitere sozialistische Organisationen stützte. Als schriftliches Organ brachte der ARK 1926 den neuen Rundfunk heraus. Dieser beinhaltete aktuelle Mitteilungen des Klubs und den sog. Bastelmeister, einen Fachteil, welcher Anleitungen zum Bau von Empfängern beinhaltete. In der zweiten Reichssitzung forderte der ARK die „Überlassung eines Senders an die Organisationen der Arbeiter“[7]. Diese Forderung war gar nicht so abwegig, machten doch die Arbeiter etwa 90 Prozent der Bevölkerung aus, welche demnach nicht am Rundfunkgeschehen beteiligt wurde. Das Begehren der Arbeiter wurde dadurch unterstützt, dass zu diesem Zeitpunkt die Organisation des Rundfunks noch nicht abgeschlossen war und selbst in Österreich, den Niederlanden und sogar in Amerika die Arbeiter ihren eigenen Sender hatten. Selbst der deutsche Staatssekretär für Rundfunkanlagen stellte dem ARK einen eigenen Sender in Aussicht: „Jedenfalls können Sie sicher darauf rechnen, dass der Arbeiter-Radio-Klub einen oder mehrere Sender bekommt. Die Bedingungen werden jetzt ausgearbeitet.“[8] Jedoch wurde von anderen Regierungsstellen das Streben des ARK weniger positiv gesehen. Man befürchtete vielmehr in dieser Bewegung einen Teil einer „bolschewistischen Verschwörung“.[9] Man vermutete, dass der ARK das Radio also nur als Mittel zum Zweck gebrauchen würde und versuchte sich daher zu schützen, indem man keine Genehmigung zum Betrieb eines eigenen Senders erteilte.

Eine weitere Forderung des ARK bestand im Wesentlichen in der Beteiligung der Arbeiterschaft an der Programmgestaltung. Dies konnte vielerlei Wege geschehen, hier sei die die wesentliche Auffassung aufgeführt: Der Rundfunk als Massenmedium muss auch von der Masse, also der Arbeiterschaft, beeinflusst werden können. Demnach soll also der Rundfunk eine Art Kunstobjekt darstellen, welches von allen Bevölkerungsschichten bearbeitet werden darf. Da den Arbeitern nun aber der eigene Sender verwährt blieb, musste man neue Möglichkeiten finden. In ihrer Verbandszeitschrift gab die Bewegung neben den üblichen Anleitungen nun auch Tipps und Tricks bekannt, den neuen Arbeitersender in Moskau abhören zu können. Durch diesen neuen Weg entwickelte sich ein politisches Bewusstsein bei den Arbeitern. Zu diesem Zeitpunkt, als sich in den Ortsverbänden die Fragen aufwerfen, ob und in wie Fern eine Beteiligung der Arbeiter am Rundfunk durchgeführt werden soll, ist bereits die Teilung der Bewegung in ihrer Entstehungsphase. Daher wird versucht diese Auseinandersetzungen nicht offen zum Ausbruch kommen zu lassen, damit der ARK nicht seine Glaubfähigkeit verliert.

[...]


[1] Medien + Erziehung, H. 2/2003 Seite 113

[2] Dahl, Peter, 1983, Seite 13

[3] Medien + Erziehung, H. 2/2003 Seite 114

[4] Medien + Erziehung H. 2/2003 Seite 114

[5] Medien + Erziehung H. 2/2003 Seite 114

[6] Klingsporn, Klaus Michael, März 1988

[7] Dahl, Peter; Arbeitersender und Volksempfänger, Proletarische Radiobewegung und bürgerlicher Rundfunk bis 1945; Seite 43

[8] Dahl, Peter; Arbeitersender und Volksempfänger, Seite 44

[9] Dahl, Peter; Arbeitersender und Volksempfänger, Seite 44

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Arbeiterradiobewegung
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Pädagogik)
Veranstaltung
Geschcihte der Medienpädagogik
Note
Gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V51269
ISBN (eBook)
9783638472883
ISBN (Buch)
9783656774556
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeiterradiobewegung, Geschcihte, Medienpädagogik
Arbeit zitieren
Markus Simeit (Autor:in), 2004, Arbeiterradiobewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51269

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Titel: Arbeiterradiobewegung



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