Personale Träger sozialer Unterstützung im schulischen Kontext


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

24 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schule und Jugendhilfe - Unterschiede und Gemeinsamkeiten
2.1 Kooperationsprobleme zwischen Schule und Jugendhilfe
2.2 Beispiele aktueller Kooperationsbestrebungen von Schule und Jugendhilfe
2.3 Lösungsansätze zu Kooperationsproblemen zwischen Lehrkräften und Sozialpädagogen aus sozialpsycholgischer Sicht

3. Veränderte Kindheit - Moderne Kindheitsbilder

4. Die Bedeutung von sozialer Unterstützung im Schulalltag
4.1 Träger sozialer Unterstützung
4.1.1 Möglichkeiten und Grenzen schulspezifischer sozialer Unterstützung in der Familie
4.1.2 Möglichkeiten und Grenzen schulspezifischer sozialer Unterstützung durch den Lehrer
4.1.3 Möglichkeiten und Grenzen schulspezifischer sozialer Unterstützung durch den Beratungslehrer
4.1.4 Möglichkeiten und Grenzen schulspezifischer sozialer Unterstützung in der peer-group
4.2 Kooperationsprobleme von Trägern sozialer Unterstützung und Lösungsansätze
4.2.1 Probleme in der Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern
4.2.2 Probleme in der Kooperation von Schulpersonal und peer-groups

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich beschäftige mich in meiner Hausarbeit mit dem Thema „Personale Träger sozialer Unterstützung im schulischen Kontext“. Zur effektiven Verwirklichung des an die Schule gestellten Erziehungs- und Bildungsauftrages, bedarf es der engagierten Beteiligung aller am Erziehungsprozess beteiligten Professionen. In meiner Hausarbeit möchte ich hierbei besonders die Kooperation von Jugendhilfe und Schule in den Vordergrund stellen. Es soll untersucht werden, welche Profile sozialpädagogischer Tätigkeiten gegenwärtig in Schulen vorzufinden sind, von welchen Professionen sie konkretisiert werden und in welchem Maße ein Austausch oder Überschneidungen unter den Berufsgruppen stattfinden. Veränderte ausserschulische Belastungen der Schüler stellen andere Anforderungsprofile an die im Bereich Schulsozialarbeit tätigen Personen. Nach Maykus war hier in den vergangenen Jahren eine zunehmende Schwerpunktverschiebung zugunsten der Einzelfallhilfe zu beobachten (Maykus, 2001, S.119). Die Erkenntnis, dass Schule nur ein alltäglicher Lebensraum neben vielen anderen für den einzelnen Schüler ist, lässt vermuten, dass die Diversität der Lebensräume, in denen Schüler heute leben, im wesentlichen eine breitere Fächerung sozialpädagogischer Tätigkeiten an den Schulen fordert. Die Verteilung dieser Tätigkeiten findet unter unterschiedlichen Berufsgruppen statt. Lehrer, Sozialpädagogen und Psychologen sind involviert in die unterschiedlichen Prozesse der sozialen Arbeit an deutschen Schulen. Dies birgt vielfältige Kooperationsmöglichkeiten, unter Umständen aber auch Probleme in der Zusammenarbeit, wenn das professionelle Profil des Kooperationspartners unklar bleibt. Mit einer Herausarbeitung der unterschiedlichen Interessen von Lehrern und Sozialpädagogen und einer sozialpsychologischen Betrachtung ihrer jeweiligen Profile, möchte ich dieses Phänomen aufgreifen. In meiner Hausarbeit soll das Ineinandergreifen der verschiedenen Instanzen, die dem Schüler soziale Unterstützung gewähren, näher beschrieben und die damit verbundene Bedeutung für gegenwärtige Kooperationsbestrebungen untersucht werden.

2. Schule und Jugendhilfe - Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Das Bedürfnis der Gesellschaft nach Erziehung, Bildung und Betreuung der Nachkommen ist als gemeinsame Wurzel von Schule und Jugendhilfe zu charakterisieren. Der Aspekt der Betreuung kennzeichnete am Ende des 19. Jahrhunderts die Ideen der reformpädagogischen Bewegungen. Damit einher ging die Gründung von Kindergärten und -horten. Während das Bedürfnis nach Betreuung auf schulischer Seite in den letzten Jahrzehnten weitgehend ausgeklammert wurde, gewinnt es nun aufgrund der veränderten Lebens- und Lernbedingungen heutiger Schüler wieder an neuer Bedeutung. Die rasanten gesellschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts führen zu einem kollektiven Bestreben nach adäquaten Strukturveränderungen im Bildungssystem. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der Ruf nach Schulsozialarbeit lauter geworden. Die oftmals bemängelte diffuse Allzuständigkeit des Schulsozialarbeiters weist auf die Schwierigkeiten einer Profilbildung hin. Eine konkrete Profilbildung ist jedoch von hoher Bedeutung, um die Bestrebungen in der Schulsozialarbeit nicht nur zur aktuellen Modeerscheinung zu degradieren. Reflektionen zum Kooperationsgedanken zwischen Schule und Jugendhilfe können bei der Einordnung helfen. Beide Institutionen weisen trotz vielschichtiger Gemeinsamkeiten auch unterschiedliche Zielsetzungen auf. Es gilt heute produktive Kooperation zu ermöglichen, ohne dabei den beiderseitig berechtigten Ansätzen und Interessen zu schaden. Faktum ist es, dass in beiden Bereichen mit den gleichen Kindern bzw. Familien gearbeitet wird. Jede missglückte Kooperation oder gar Diskooperation entzieht nicht nur beiden Bereichen das Vertrauen der Zielgruppe, sondern trägt im ungünstigsten Fall auch kontraproduktiv zur Entwicklung der betroffenen Personen bei. Jugendhilfe und Schule sind beide daran interessiert, die positive Entwicklung der Fähigkeiten und Fertigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Daher sollte nach Engelking & Höfer die Gewährleistung bestmöglicher Entwicklungschancen für Kinder und Jugendliche einer der zentralen Ausgangspunkte für eine tragfähige Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe sein (Deinet, 2001, S.140). Dies kann jedoch nur gelingen auf einer Grundlage klar umrissener Profile des jeweiligen Kooperationspartners.

2.1 Kooperationsprobleme zwischen Schule und Jugendhilfe

Nach Enkelking & Höfer (Deinet, 2001, S. 142) sind die Kernprobleme in der Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe von struktureller Art. „Sind die SchulpädagogInnen Landesbedienstete, hat die Schulleitung den Vorgesetztenstatus. In diesen Fällen hat die örtliche Jugendhilfe überhaupt keinen strukturell abgesicherten Einfluss auf die Konzeption und Realisierung von Schulpädagogik.“ (Deinet, ebd.). Eine fachliche Steuerung der Schulsozialarbeit durch einen Träger der außerschulischen Bildungsarbeit ist nicht gegeben und die Verantwortung der Maßnahmen bleibt allein in den Händen der Schule, die in der Regel von dieser Aufgabe überfordert ist. Eine klare strukturelle Abgrenzung der jeweiligen Arbeitsfelder für die, die eine oder die andere Profession zuständig ist, ist also von hoher Bedeutung, um eine Kooperationsgrundlage zu schaffen. Erst die Aufteilung der Arbeitsfelder lässt eine professionelle Eigenständigkeit und Zusammenarbeit zu und verhindert eine einseitige Vereinnahmung der Schulsozialarbeit durch schulische Interessen. Eckinger skizziert die strukturellen Missstände in ähnlicher Form, bezieht sich jedoch ausschliesslich auf die Position der Lehrkräfte. Er bemängelt die unscharf beschriebenen Funktionen der Schulsozialarbeit, die bei den Lehrern kein hinreichendes Bild über die Ziele und Aufgaben der Sozialpädagogen entstehen lassen kann. (Eckinger, 2003, S. 55) Der Mangel an Wissen über klare Zuständigkeiten bedingt wiederum die gestörte Kommunikation zwischen den beiden Berufsgruppen und erschwert die schulalltagstaugliche Kooperation.

2.2 Beispiele aktueller Kooperationsbestrebungen von Schule und Jugendhilfe

Nach Maykus „ist eine vernetzte Infrastruktur sozialer Unterstützung für junge Menschen notwendig, die auch kooperative, übergreifende Konzepte eines Zusammenwirkens von Schule und Jugendhilfe einbezieht.“ (Maykus, 2001, S.86) Kooperationsansätze lassen sich auf vielen Ebenen lokalisieren und sind in vier Kernbereiche zu unterteilen:

1. Schaffung institutionalisierter Formen der Zusammenarbeit
2. Schaffung klarer Strukturen in der Zusammenarbeit
3. Ressourcenbündelung
4. Förderung personeller Kooperation

Während ich auf die Schaffung institutionalisierter Formen der Zusammenarbeit, die Schaffung klarer Strukturen in der Zusammenarbeit und die Ressourcenbündelung nur kurz eingehen möchte, werde ich mich der Förderung personeller Kooperation ausführlicher widmen. Institutionalisierte Formen der Zusammenarbeit sind notwendig zur Etablierung, Bewahrung und Strukturierung von kontinuierlicher Kooperation. Die Bildung administrativer Arbeitskreise aus Vertretern von Schule und Jugendhilfe, gemeinsame Sitzungen von Jugendhilfe- und Schulausschuss, wie auch die Entsendung von einzelnen festen Vertretern des jeweiligen Bereichs zu Veranstaltungen des Kooperationspartners, zählen zu den institutionalisierten Formen der gegenwärtigen Zusammenarbeit. Die Notwendigkeit der Schaffung klarer Strukturen als Kooperationsgrundlage von Schule und Jugendhilfe wurde bereits erwähnt. Da die Schulleitung den landesbediensteten Schulpädagogen vorgesetzt ist, ist eine fachliche Steuerung der Schulsozialarbeit durch die ausserschulischen Professionen nicht möglich. Engelking & Höfer setzen sich daher für eine klare Trennung der jeweiligen Aufgabenbereiche ein und sprechen beiden Kooperationspartnern einen Status zu, der den des anderen nicht dominieren kann. Kommt es zu Unstimmigkeiten zwischen Schule und Schulpädagogen, so sind Schulleitung und Lehrer verpflichtet, den Sachverhalt mit der Bitte um Klärung an die Schulaufsicht und die Leitung des regionalen Bildungsbüros weiterzugeben. Diese beiden übergeordneten Instanzen sind in diesem Falle beauftragt, einen Konsens zu finden und ihre begründete Entscheidung, dem, die Maßnahmen durchführenden, Schulpädagogen zu übermitteln.

Ressourcenbündelung findet sich sowohl auf finanzieller als auch auf personeller Seite. Die Einrichtung von gemeinsamen Fonds auf Landesebene und kommunaler Ebene zählt zu den wichtigsten Errungenschaften in der Bündelung finanzieller Ressourcen. So fließen in die Landesfonds beispielsweise die Mittel zur Förderung von Kooperationsmodellen und in die kommunalen Fonds Gelder von der Schulverwaltung, der Jugendhilfe und anderen zusätzlichen Trägern. Unter Ressourcenbündelung auf personeller Seite verstehe ich die Zusammenarbeit des Personals von Schule und Jugendhilfe bei Projekten, Ausflügen, Freizeit- und Ferienprogrammen. Seithe begründet die Forderung nach gemeinsamen Aktivitäten von Lehrern und Sozialpädagogen mit der Stärkung der Selbsthilfepotentiale beider Professionen. (Chassé & Wensierski, 1999, S. 80). Zur Gewährleistung der Effektivität von personeller Ressourcenbündelung steht bereits der Ansatz zur Förderung personeller Kooperation im Mittelpunkt. Gemeinsame Fortbildungsangebote für Lehrer und sozialpädagogische Fachkräfte sollen jedem Einzelnen helfen, die Interessen, Ziele und Handlungsgrundlagen des jeweiligen Kooperationspartners besser kennenzulernen. Feste Verfügungszeiten zur Zusammenarbeit sollen die produktive Entwicklung gemeinsamer Konzepte unter Ausnutzung der spezifischen Fachlichkeit fördern. Engelking & Höfer vertreten die Auffassung, dass „die Verständigung auf das Ziel möglichst die besten Bedingungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu schaffen, (...) auf einem fachlich qualifizierten Diskurs aller basieren [muss], die Schulsozialarbeit als ausserunterrichtliche Bildung an einem konkreten Ort verantworten und praktizieren.“ (Deinet, 2001, S.140) Ein Kernproblem der personellen Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe ist dabei die geringe Kenntnis vom Tätigkeitsfeld des Kooperationspartners. So sind sich beide Kooperationspartner beispielsweise über die Relevanz von Schulsozialarbeit einig, betrachtet man jedoch die jeweiligen Zielvorstellungen, so tun sich immense Unterschiede, wenn nicht sogar Disparitäten, auf. Während bei Lehrkräften der Faktor der Befreiung von Überforderungsgefühlen und der damit verbundene, oft unausgesprochene Wunsch, die „schwierigen“ Schüler weiterzureichen, überwiegt, so hat aus der Perspektive des Sozialarbeiters der Wunsch Vorrang, eigenständig zu arbeiten, ohne durch die Schule vollkommen vereinnahmt zu werden, sowie auch präventiv und nicht nur intervenierend handeln zu können. Mangelndes Wissen über die Qualifikation und formale Legitimation von Sozialarbeit von seiten der Lehrkräfte und eine damit verbundene unreflektierte Vorstellung von Schulsozialarbeit als Reparaturmaßnahme und Abschiebemöglichkeit für „Problemschüler“ führen zu Missverständnissen und Vorurteilen gegenüber den tatsächlichen Tätigkeiten des Sozialarbeiters. Dieser fühlt sich aufgrund der schlechten Ausgangslage häufig blockiert, misinterpretiert und in seinem Handlungsspektrum von der Schule dominiert. Aber auch der Sozialarbeiter kann ein verzerrtes Bild von Schule und Lehrkräften haben. So wird Schule meist als staatliche Zwangsveranstaltung wahrgenommen und Lehrkräfte werden als Wissensvermittler gesehen, die Erziehungsaufgaben abschieben wollen.

„Wenn es aber stimmt, dass es zunächst unterschiedliche Interessen gibt, dann ist es dringend notwendig, durch das gegenseitige Verstehen und den bewussten Abgleich der Interessen für gegenseitige Akzeptanz zu sorgen.“ (Engelking & Höfer In: Deinet, 2001, S. 143). Eine sachgemäße Information beider Berufsgruppen über die Ausgangsposition der anderen Gruppe, hat also eine immense Bedeutung im Vorfeld einer Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Personale Träger sozialer Unterstützung im schulischen Kontext
Hochschule
Universität Lüneburg
Note
bestanden
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V51248
ISBN (eBook)
9783638472685
ISBN (Buch)
9783638661553
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Personale, Träger, Unterstützung, Kontext
Arbeit zitieren
Mirja Brandenburg (Autor:in), 2005, Personale Träger sozialer Unterstützung im schulischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51248

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