Kritik der Autorität

Fragen zu Hannah Arendt, Max Horkheimer, Alexander Mitscherlich und Jessica Benjamin


Seminararbeit, 2017

24 Seiten, Note: keine Note


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Fragen Horkheimer 1

Fragen Horkheimer 2

Fragen Arendt 1

Fragen Arendt 2

Fragen Mitscherlich

Fragen Benjamin

Literatur

Fragen Horkheimer 1

- Wie führt Horkheimer den Begriff der Autorität ein? Welche Schwierigkeit sieht er in einer allgemeinen Definition und wie geht er damit um?

Horkheimer sieht Autorität als „eine zentrale historische Kategorie“ (Horkheimer 1987: 23). Dies ist dahingehend zu verstehen, dass der Wissenschaftler der Meinung ist, dass alle Formen der Gesellschaft, ob in der Frühzeit oder in der Gegenwart der menschlichen Zivilisation, durch ein kennzeichnendes Herrschaftsverhältnis bestimmt sind (ebd.) Für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Bedingungen (Herrschaftsverhältnis) nennt Horkheimer zwei wichtige Bedingungen: 1. „ökonomische Möglichkeiten“ und 2. „physische Gewalt“ (ebd.: 10). Daraus ergibt sich für ihn, dass der Kitt, welcher die gesellschaftliche Ordnung zusammenhält, aus „der höchst materiellen Form der staatlichen Exekutivgewalt“ besteht (ebd.: 11). So führt Max Horkheimer den Begriff der Autorität als historische Kategorie der staatlichen Gewalt und des Zwanges ein, welche sich als „mehr oder weniger freiwilligem Gehorsam“ und „Unterwerfung unter eine fremde Instanz“ kristallisieren (ebd.: 23).

Bei einer allgemeinen Definition von Autorität ergibt sich für Horkheimer das Problem, dass Autorität immer im gesellschaftlichen Verhältnis der vorherrschenden Zeit gesehen werden muss. So kann der Begriff nicht problemlos auf alle Epochen gleichbedeutend übertragen werden, da alle Begriffe, welche eine Gesellschaftstheorie (welche auf eine Epoche gemünzt ist) stützen, „ihre richtige Bedeutung nur im Zusammenhang mit den anderen allgemeinen und besonderen Begriffen der Theorie, das heißt als Momente einer bestimmten theoretischen Struktur verstanden werden“ müssen (ebd.: 23f). Da sich die Bedeutung und die Beziehung dieser Begriffe im historischen Kontext stetig verändert, kann eine allgemeine Definition von Autorität nur die ausgeführte, im Augenblick vorherrschende Gesellschaftstheorie selbst sein. So „vermag allein die Analyse der jeweiligen gesellschaftlichen Situation in ihrer Totalität“ die Frage nach der Definition von Autorität beantworten (ebd.: 25).

- Welchen historischen Wandel zeigt Horkheimer bezüglich des Verhältnisses zur Autorität auf?

Den historischen Wandel zeigt Horkheimer anhand verschiedener Epochen auf. So gab es im 16., 17. und teilweise im 18. Jahrhundert eine Anerkennung der autoritären Verhältnisse, welche sich in Form des Absolutismus und fürstlicher Vorherrschaft ausdrückten. Durch die Epoche der Aufklärung und der Besinnung auf den Verstand des Menschen und durch die Abkehr der göttlichen Autorität vollzog sich ein Wandel des Autoritätsverhältnisses. „Die Unhaltbarkeit der Eigentums- und Rechtsverhältnisse des Mittelalters zeigte sich in dem steigenden Missverhältnis zwischen den ungenügenden Leistungen der feudalen Produktionsweisen“ (ebd.: 30), dies führte dazu, dass das „herrschende Prinzip der Geltung aus bloßer Tradition, das heißt aus Abstammung, Gewohnheit, Alter usf. vom aufsteigenden bürgerlichen Geist verneint“ und demgegenüber „die individuelle Leistung […] als gesellschaftlicher Maßtab verkündigt“ wurde (ebd.). Daraus folgte, dass sich eine neue Autorität entwickelte. So schreibt Horkheimer: „Die Machtherren haben aufgehört, als Repräsentanten einer weltlichen und himmlischen Autorität zu handeln“, doch dafür „ist nicht etwa an die Stelle der Willkür die Freiheit, sondern der blinde ökonomische Mechanismus getreten, ein anonymer Gott, der die Menschen versklavt“ und die „möglichst vollständige Anpassung des Subjekts an die verdinglichte Autorität der Ökonomie“ verlangt (ebd.: 35). So führte die Befreiung des Bürgertums vom Feudaladel hin zu einer Unfreiheit gegenüber der Ökonomie. Der historische Wandel von Autorität ist daher daran zu bemessen, dass der Mensch trotz seiner gewonnen Freiheit stets in einem Abhängigkeitsverhältnis bleibt. So ist niemand mehr auf die Gnade seines Lehnsherren angewiesen, aber dennoch auf die Gnade seines Arbeitgebers.

- In welcher Beziehung stehen Autorität und Verstand?

Horkheimer bezieht sich bei der Beziehung von Autorität und Verstand, welche auch als Spannungsverhältnis beschrieben werden kann, unter anderem auf den Philosophen und Vertreter des Idealismus Johann Gottlieb Fichte, welcher Vernunft als Anlehnung an der Verstand, als wesentlichen „Gegensatz zur Autorität bestimmt“ (ebd.: 28). Als Begründung hierfür schreibt Horkheimer: „Das bürgerliche Denken beginnt als Kampf gegen die Autorität der Tradition und stellt ihr die Vernunft in jedem Individuum als legitime Quelle von Recht und Wahrheit entgegen“ (ebd.: 26). Somit wird deutlich, dass der Verstand, als selbstständiges und reflexives Denken definiert (Vernunft), sich im Laufe der Zeit gegen kirchliche und staatliche Bevormundung wehrt und der Mensch als autonomes Wesen gesehen werden möchte. So zeigt Horkheimer verschiedene Zitate auf, welche darstellen, dass der Verstand der Menschen über der vorherrschenden Autorität der damaligen Zeit steht. So zitiert er einen der bekanntesten Vordenker der Aufklärung und englischen Philosophen John Locke, welcher sagt: „Die Vernunft muss unser höchster Richter sein und Führer aller Dinge“ (zitiert nach ebd.: 27) und ebenfalls den bekannten Ausruf von Kant: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ (ebd.). Damit ist die Beziehung von Autorität und Verstand gut beschrieben. Autorität bezieht sich auf das Prinzip der Herrschaft, den Verstand dagegen zu nutzen auf das Prinzip der Freiheit und Selbstbestimmung.

- In welchem Verhältnis sind Autorität und Freiheit zu verstehen und welche Folgen hat das spezifische Verhältnis in der Neuzeit bzw. Moderne? (Stichworte Natur/Materialität und Ökonomie)

Wenn Autorität, wie oben genannt, als Herrschaftsprinzip der Unterwerfung bestimmt ist, kann das Verhältnis von Autorität und Freiheit als diametral bezeichnet werden. In der Neuzeit macht Horkheimer dieses Verhältnis anhand der modernen Produktionsweisen deutlich, indem er schreibt: „Die Unterwerfung unter die gegebenen ökonomischen Verhältnisse, die der Arbeitgeber im freien Vertrag vollzieht, ist zugleich die Unterwerfung unter den privaten Willen des Unternehmers; indem der Arbeiter die Autorität der wirtschaftlichen Tatsachen anerkennt, erkennt er faktisch die Machtstellung und Autorität des Unternehmers an“ (ebd.: 39). Da Arbeit als „natürliche Notwendigkeit“ (ebd.: 40) dargestellt wird, wird der Versuch unternommen, die Unterwerfung und die damit einhergehende Unfreiheit und Ungleichheit des Arbeiternehmers gegenüber dem Arbeitgeber zu legitimieren. „Die Bejahung des Autoritätsverhältnisses zwischen den Klassen (Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Bemerkung von C.C) geschieht nicht in der direkten Form der Anerkennung eines ererbten Anspruchs der Oberklasse, sondern dadurch, dass die Menschen bestimmte ökonomische Erscheinungen […] als unmittelbare und natürliche Tatsachen gelten lassen“ und sich diesen unterordnen (ebd.: 41). Diese “verschleierte Unfreiheit“ beschreibt das herrschende Verhältnis von Freiheit und Autorität in der Moderne. Die Ökonomie als „geistlose und gleichzeitig scheinbar rationale Autorität“ (ebd.: 46), erweckt den Schein der Freiheit, doch der Verkauf der Arbeitskraft „bedingt die fortwährende Steigerung der Macht der Herrschenden (ebd.: 44) und steigert dadurch die Unfreiheit der Arbeiter.

Fragen Horkheimer 2

- Warum ist die Familie für die gesellschaftliche Reproduktion bedeutsam?

Für die gesellschaftliche Reproduktion ist nach Horkheimer die Familie in der Hinsicht wichtig, dass die von den Eltern erlernten Gesellschaftsstrukturen und ökonomischen Ungleichheiten (soziokulturell- ökonomischer Habitus) bewusst und unbewusst an die Kinder weitergegeben werden. So war in der Zeit der Reformation und des Absolutismus die Aufgabe der Familie „zum autoritären Verhalten in der Gesellschaft zu erziehen (ebd.: 50). Der Vater in Form der allmächtigen Autorität gegenüber dem Kind repräsentiert die spätere Ohnmacht des Kindes und jetzige Ohnmacht des Vaters gegenüber der allmächtigen Autorität der Ökonomie und reproduziert somit seine eigene gesellschaftliche Unterwerfung auf die folgende Generation. Die Kindheit in einer „Klein-Familie [wird] zur Gewöhnung an eine Autorität, welche die Ausübung einer qualifizierten gesellschaftlichen Funktion mit der Macht über Menschen in undurchsichtiger Weise vereinigt“ (ebd.: 58). Dies geht so weit, dass unkritische Menschen entstehen, wenn Horkheimer schreibt, dass „immer wieder Generationen hervorgehen, welche die Struktur des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems nicht in Frage stellen, sondern sie als natürlich und ewig anerkennen“ (ebd.) Ohne kritisches Denken entwickelt sich eine Gesellschaft nicht weiter und verharrt. Dieses Verharren ist eine stetige Reproduktion der Gesellschaft. Somit spiegelt die autoritäre Familienstruktur die autoritäre Gesellschaftsstruktur wider.

- Welchen historischen Wandel beschreibt Horkheimer?

Der historische Wandel ist anhand der Verschiebung des Autoritätsbegriffs und seiner Bedeutung zu erkennen und ebenso wie Autorität aufgenommen und verinnerlicht wurde. So schreibt Horkheimer: „In der Entwicklungsgeschichte der Familie […] tritt ein neues Moment in der Erziehung zur Autorität immer stärker hervor. Es wird nicht mehr unmittelbar der Gehorsam, sondern im Gegenteil der Gebrauch der Vernunft gefordert“ (ebd.: 51). So treten nach Horkheimer „rationale Erwägung[en]“ (ebd.: 56) an die Stelle von Zwang. „[U]nbedingte Pflichterfüllung“ soll den „Wunsch nach freier Entfaltung“ ersetzen (ebd.: 50). Wenn auch durch diesen Prozess die Legitimation der ökonomischen Autorität einem Wandel unterlag, so „stellt die Familie eine der gesellschaftlichen Formen da“, welche sich nicht „ausserhalb des gesamtgesellschaftlichen Zusammenhangs verändert“ (ebd.: 53). So wurde die Familie von einer „Produktionsgemeinschaft“ zu einer „Konsumtionsgemeinschaft“ (ebd.: 58). Die dadurch entstandene Unselbstständigkeit des Menschen, da nun nicht mehr selbstversorgend produziert, sondern durch die Abhängigkeit gegenüber dem Geld konsumiert werden sollte, wirkt sich „wo der Druck auf den Vater sich im Druck auf die Kinder reproduziert“ (ebd.: 60) dahingehend aus, dass der Wunsch einer Autorität zu folgen steigt. Auch wenn sich rebellische Züge, welche versuchten, der familiären und somit auch gesellschaftlichen Autorität zu entkommen und sich in Werken wie Romeo und Julia oder Don Juan manifestierten, gehören die „Erziehung autoritärer Charaktere“ und familiäre Autoritätsstrukturen „nicht zu den vorübergehenden Erscheinungen, sondern zum relativ dauernden Bestand“ des historischen Wandels (ebd.: 75).

- Welche Rolle spielt der Vater für die Autorität in der von Horkheimer dargestellten familiären Struktur?

Der Vater spielt eine sehr wichtige und entscheidende Rolle bei den von Horkheimer dargestellten familiären Strukturen hinsichtlich der Frage nach Autorität. Der Vater wird in Anlehnung an den Theologen Ernst Troeltsch als „Rechtsvertreter“, „nicht kontrollierter Gewaltinhaber“, „Brotherr“ und „Seelsorger“ beschrieben (Troeltsch zitiert nach Horkheimer 1987: 51). Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Mann im Haus durch „die von Natur gesetzte körperliche Überlegenheit als Ausdruck eines von Gott gewollten Überordnungsverhältnisses und feste Ordnung“ angesehen wird (ebd.). In diese dargestellte natürliche Autorität des Vaters, welche in der damaligen protestantischen Familienauffassung gängig war, hat der Vater Anspruch auf Unterordnung, weil er der Stärkere ist. Horkheimer attestiert dem Vater allerdings eine weitere Eigenschaft, welche ihn zur familiären Autorität kürt: „Er ist Herr im Haus, weil er das Geld verdient oder wenigstens besitzt“ (ebd.: 55). Horkheimer benennt diesen Umstand, dass der Mann das Geld, „diese Macht in substanzieller Form“ besitzt, als Grund dafür, dass „Frau, Söhne und Töchter […] ihr Leben weitgehend in seine Hand“ legen (ebd.: 56). Somit folgt die „häusliche Machtstellung“ des Vaters „aus der Rolle des Ernährers“ (ebd.: 71), was wiederum, wie oben erwähnt, auf die Dimensionen der religiösen Tradition und natürlichen physischen Überlegenheit zurückzuführen ist und ebenso, dass der Mann der Arbeiter (Geldverdiener) ist.

- Welche Rolle spielt die Mutter? (hier und auch bei den Fragen davor, beachten Sie bitte die Dimensionen Religion, Natur und Vernunft; im Teil über die Mutter auch noch die Fragen nach Beziehungsstruktur und Sexualität)

Die Mutter hingegen, die „weitgehend unter der Botmäßigkeit des Mannes steht“ (ebd.: 67), wird von Horkheimer als Faktor der „menschlichen Beziehung“ und als ein „antiautoritäres Moment“ beschrieben. In Form der „mütterlichen Sorge“ und gewollten „Glück des andern“ bildet die Familie ein Gegenstück zur bürgerlichen Autorität (ebd.: 63f). So postuliert Horkheimer in Bezug auf Hegel der Weiblichkeit die „Liebe zum ganzen Menschen“ und der Männlichkeit „das Prinzip der staatlichen Unterordnung“ (ebd.: 66). Die Beugung der Frau unter den Mann, wird religiös mit der „Busse der Sünde Evas“ gerechtfertigt (ebd.: 67). Durch diese Unterdrückung wird die „eigene Entfaltung [der Frau] dauernd gehemmt“ (ebd.). In Bezug auf Autorität, benennt Horkheimer zwei wichtige Aspekte, welche der Frau in ihrer familiären Rolle zukommen: „Als abhängig von der Stellung und vom Verdienst des Mannes ist sie darauf angewiesen, dass der Hausvater sich den Verhältnissen fügt [und sich] unter keinen Umständen [...] gegen die herrschende Gewalt auflehnt“, dies führt dazu, dass die Frau ein „tiefes ökonomisches, ja physiologisches Interesse“ mit dem Mann verbindet (ebd.: 68). So ist die Frau in der Hinsicht für das Bestehen der gesellschaftlichen Autorität mit verantwortlich, dass sie „durch die stetig ausgesprochenen und stummen Mahnung[en]“ den Gatten zum „Bestehenden verhaftet“ (ebd.: 69). Daraus folgt, dass die Kinder „in der mütterlichen Erziehung unmittelbar die Einwirkung eines herrschenden Ordnung ergebenen Geistes“ erleben (ebd.:), was sie an der vorgefundenen Gesellschaftsordnung auch in der Zukunft nicht zweifeln lässt. So hat die Frau eine verstärkende Wirkung auf die Autorität des Mannes, wobei ihr Wesen eine stetige Unterdrückung erfährt.

- Wie beschreibt Horkheimer die ökonomischen Bedingungen von Autorität und Familie?

Horkheimer setzt die ökonomischen Bedingungen von Autorität und Familie in Relation zu einander. So sind die Bedingungen von Autorität in der Familie auch an ökonomische Zwecke gebunden und die ökonomischen Bedingungen von Autorität beziehen sich auf den Zwang der Arbeit sprich, ökonomisches Kapital anzuhäufen. So ist Macht durch Geld ein wichtiger Faktor um Autoritäten zu erhalten. Infolgedessen „lernen die bürgerlichen Söhne und Töchter, […] dass die Erfüllung aller Wünsche in Wirklichkeit von Geld und Stellung abhängt“ (ebd.: 57). Hierdurch werden die Kinder einer bürgerlichen Familie in der Art und Weise sozialisiert, dass die Hierarchie, welche sie in der Familie kennenlernen, auf die ökonomischen Verhältnisse der Gesellschaft übertragen werden. Da der Mann die wirtschaftliche und soziale Verantwortung gegenüber der Familie trägt, wird „das Sicheinfügen in die bestehenden Autoritätsverhältnisse […] aus Liebe zu den Seinen ratsam“ (ebd.: 68). Um die Familie zu ernähren, muss der Vater die ökonomischen Verhältnisse anerkennen. So muss sich die Autorität der Familie (Vater) den Bedingungen der Autorität der Ökonomie unterwerfen, zum anscheinenden Wohle der Familie.

Fragen Arendt 1

- Inwiefern ist für Hannah Arendt Autorität weder mit Gewalt oder Macht noch mit Gehorsam zu verwechseln?

Autorität ist für Hannah Arendt weder mit Gewalt oder Macht noch mit Gehorsam in der Hinsicht zu verwechseln, dass Autorität den Gebrauch jeglichen Zwanges ausschließt und die Philosophin der Meinung ist, dass, falls Gewalt angewendet wird, um Gehorsam zu erzwingen, die Autorität bereits versagt hat (Arendt 1994: 159). So schildert Arendt, dass die „totale Herrschaft, wie wir sie von den Hitler- und Stalin-Regimen kennen, […] mit Autorität nicht das Geringste zu tun“ hat (ebd.: 162). Autoritäre Herrschaft legitimiert sich durch eine Quelle (Gesetze oder Traditionen), „die außerhalb und über der Machtsphäre derer liegt, die gerade die Gewalt innehaben“ (ebd.). Somit ist Gewalt anzuwenden kein Zeichen von Autorität, sondern nach Arendt ein Zeichen von Tyrannei. Dies hat den Grund, dass missverständlich angenommen werde, dass Autorität und Zwang gleichbedeutend seien, da beide Gehorsam herbeiführen können. Der Gedanke allerdings, den Arendt verfolgt, wird erst bei der genaueren Betrachtung von Platons und Aristoteles Ausführung über Autorität deutlich. Und zwar können Autorität nicht mit Gewalt oder Macht noch mit Gehorsam gleichbedeutend gesetzt werden, da nach Auffassung von Hannah Arendt Autorität als Wahrheit verstanden werden müssen: „[J]ene Wahrheiten, die sich uns als evident aufdrängen, den Verstand in gewisser Weise zwingen, sie anzuerkennen“ (ebd.: 174), ein für jeden Menschen logisches „Sicheinfügen“ in die Hierarchie der Autorität; die deshalb keine Gewalt oder Macht benötigt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Kritik der Autorität
Untertitel
Fragen zu Hannah Arendt, Max Horkheimer, Alexander Mitscherlich und Jessica Benjamin
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
keine Note
Autor
Jahr
2017
Seiten
24
Katalognummer
V512011
ISBN (eBook)
9783346088840
ISBN (Buch)
9783346088857
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Autorität, Hannah Arendt, Max Horkheimer, Alexander Mitscherlich, Jessica Benjamin, Vaterlose Gesellschaft, Geschellschaftlicher Wandel, Auctoritas
Arbeit zitieren
Cristian Claus (Autor:in), 2017, Kritik der Autorität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512011

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